welche Erfolgspotenziale in den inneren Werten stecken.

Die globale EY-Organisation im Überblick
Die globale EY-Organisation ist einer der Marktführer in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung und Managementberatung.
Mit unserer Erfahrung, unserem Wissen und unseren Leistungen stärken wir
weltweit das Vertrauen in die Wirtschaft und die Finanzmärkte. Dafür sind wir
bestens gerüstet: mit hervorragend ausgebildeten Mitarbeitern, starken Teams,
exzellenten Leistungen und einem sprichwörtlichen Kundenservice. Unser
Ziel ist es, Dinge voranzubringen und entscheidend besser zu machen – für
unsere Mitarbeiter, unsere Mandanten und die Gesellschaft, in der wir leben.
Dafür steht unser weltweiter Anspruch „Building a better working world“.
Die globale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von
Ernst & Young Global Limited (EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist
rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln
und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young
Global Limited ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem
Recht und erbringt keine Leistungen für Mandanten. Weitere Informationen
finden Sie unter www.ey.com.
Magazin No. 01 /2015 Entrepreneur by EY
EY | Assurance | Tax | Transactions | Advisory
01/2015
Charakter — Reiz der Unabhängigkeit / Spielintelligenz
und Persönlichkeit / Die Stärke, sich Großes zuzutrauen /
Von Helden und Heiligen / Frau Eugenia und ihr Spatz
by EY
In Deutschland ist EY an 22 Standorten präsent. „EY“ und „wir“ beziehen
sich in dieser Publikation auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von
Ernst & Young Global Limited.
Charakter
© 2015 Ernst & Young GmbH
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
All Rights Reserved.
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gedruckt
EY ist bestrebt, die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten. Diese Publikation wurde daher auf
FSC® -zertifiziertem Papier gedruckt, das zu 60 % aus Recycling-Fasern besteht.
Diese Publikation ist lediglich als allgemeine, unverbindliche Information gedacht und kann daher nicht
als Ersatz für eine detaillierte Recherche oder eine fachkundige Beratung oder Auskunft dienen. Obwohl
sie mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt wurde, besteht kein Anspruch auf sachliche Richtigkeit, Vollständigkeit und/oder Aktualität; insbesondere kann diese Publikation nicht den besonderen Umständen
des Einzelfalls Rechnung tragen. Eine Verwendung liegt damit in der eigenen Verantwortung des Lesers.
Jegliche Haftung seitens der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und/oder anderer
Mitgliedsunternehmen der globalen EY-Organisation wird ausgeschlossen. Bei jedem spezifischen Anliegen
sollte ein geeigneter Berater zurate gezogen werden.
www.de.ey.com
„Ich spreche
Klartext, auch
wenn mir das
manchmal übel
genommen wird.“
Martin Herrenknecht,
Vorstandsvorsitzender
der Herrenknecht AG
Magazin für unternehmerische Exzellenz
48 Expertise  Vermögenswerte
49
Auf die inneren Werte kommt es an
Immaterielle Vermögenswerte sind in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus
der Unternehmenspraxis gerückt. Obwohl das Bewusstsein für den Wertbeitrag von Technologie-Know-how, Innovationskraft, Marken, Mitarbeiterqualität,
Kundenvertrauen und einer nachhaltigen Wirtschaftsweise deutlich zugenommen hat, werden diese Faktoren bis heute nur unzureichend erfasst und noch viel
zu wenig gegenüber zum Beispiel Investoren und Öffentlichkeit kommuniziert.
Börsennotierte wie familiengeführte Unternehmen nutzen dadurch wesentliche
Erfolgspotenziale und Wettbewerbsvorteile nicht.
Von Konrad Meyer, Dr. Matthias Schmusch
Immaterielle Vermögenswerte können sich
an vielen Stellen in einem Unternehmen
verstecken. Zu den „Klassikern“ zählen zum
Beispiel Patente, Lizenzen, Markenrechte,
Warenzeichen, Urheberrechte und Konzessionen – also alles, was unter den Begriff
Intellectual Property fällt, rechtlich besonderen Schutz genießt und die Verwertung
dieses Vermögens durch Dritte ausschließt.
Immaterielle Vermögenswerte sind jedoch
nicht auf das geistige Eigentum beschränkt.
Faktoren wie etwa Innovationskraft, Mitarbeiter-Know-how, Kundenzufriedenheit
und der Wert des Kundenstamms sowie
Nachhaltigkeitsaspekte spielen eine mindestens ebenso bedeutende Rolle. Wenn
ein Unternehmen ein besonderes Know-how
bei technischen Prozessen erworben hat und
diese besser als seine Wettbewerber anwenden kann, ist dies ein Asset. Genauso können
die Gestaltung von Geschäftsbeziehungen,
die Marktstellung und interne Strukturen des
Unternehmens wichtige Werttreiber für den
zukünftigen Erfolg sein.
Den oft hohen Anteil immaterieller Vermögenswerte am betrieblichen Gesamtwert
zu identifizieren und einigermaßen objektiv
zu quantifizieren, fällt insbesondere kleinen
und mittelständischen Unternehmen schwer.
Global agierende deutsche Unternehmen,
die sich heute weitgehend an den Rechnungslegungsvorschriften der International Financial Reporting Standards (IFRS) orientieren,
sind in dieser Hinsicht besser aufgestellt.
Anders als bei der Bilanzierung nach HGB,
bei der mit Blick auf den Gläubigerschutz
der Schwerpunkt auf die materiellen, also
die physischen und monetären Vermögenswerte gelegt wird, spielen darin die immateriellen Vermögenswerte eine sehr viel größere Rolle. So sind zum Beispiel die Käufer bei
Entrepreneur 01/2015
Firmenübernahmen nach IFRS verpflichtet,
die immateriellen Vermögenswerte des übernommenen Unternehmens zu identifizieren
und zu bewerten, um den die Nettovermögensposition übersteigenden Betrag, den sogenannten Goodwill, transparent zu machen.
Realistisches Unternehmensbild
So schwierig in der betrieblichen Praxis
eine die immateriellen Aspekte berücksichtigende Wertberechnung auch ist, weil sie
zwangsläufig viele subjektive Einschätzungen beinhaltet, zeichnet sie doch ein viel
realistischeres Bild eines Unternehmens.
Denn Erfolg und Wettbewerbsposition
sind in den meisten Fällen weniger durch
materielle als zunehmend durch die immateriellen Vermögenswerte bestimmt. Das
gilt ebenso für Mittelständler, deren Erfolg besonders stark auf ihren immateriellen
Assets fußt, wie für die größten Unternehmen. Bei vielen DAX-Unternehmen beträgt
der Anteil der bilanzierten immateriellen
Vermögenswerte inklusive des Goodwill
dann auch mehr als 50 Prozent des investierten Kapitals.
Sich über die eigenen „inneren“ Werte Klarheit zu verschaffen, ist Voraussetzung einer wertorientierten Unternehmensführung.
Hat das Management keine oder nur unzureichende Kenntnis darüber, wie sich die immateriellen Vermögenswerte im Einzelnen
zusammensetzen, verfügt es nicht über Kriterien, um rational über die Prioritäten bei
Investitionen, Restrukturierungsprogrammen
oder auch konzerninternen Verrechnungspreisen zu entscheiden. Und kennt es den
Wert der eigenen Assets nur unzureichend,
fällt es auch schwerer, dafür im Verkaufsfall einen angemessenen Preis zu erzielen.
Welch hohen Wertbeitrag ein immaterieller
Vermögenswert wie etwa Kundenvertrauen
darstellt, zeigt sich dann schlagartig, wenn
dieses infolge öffentlich kommunizierter
Skandale verloren geht. Dieses verloren gegangene Vertrauen wiederherzustellen,
ist nur mit erheblichen Anstrengungen und
Kosten möglich. Umgekehrt profitiert ein
Unternehmen, das bei seinen Kunden hohe
Sympathiewerte genießt, von dem Vertrauensvorschuss, sodass Internetkampagnen
unzufriedener User keine negativen Folgen
haben müssen.
Kundenvertrauen und -zufriedenheit gelten als
eine der härtesten Unternehmenswährungen.
Um das Vertrauensverhältnis kontinuierlich
auszubauen, sammeln viele Großunternehmen über ihre Internetkanäle Kunden-Feedbacks und lassen die darin zum Ausdruck
kommenden Wünsche und Anregungen in
ihre Produktentwicklung einfließen.
Neue Technologien, Innovation und IP
Von essenzieller Bedeutung ist die Identifizierung und Bewertung immaterieller Vermögenswerte für Hightech-Firmen, die auf
Basis von Technologieplattformen im Auftrag anderer Unternehmen Produkte und
Verfahren entwickeln, wie etwa das Biotechnologieunternehmen Brain AG (s. Kasten
Seite 50–51).
Denn im Verhältnis zu dem hohen Erlöspotenzial der durch die Technologieplattform
generierten Innovationen für die Anwender
erhält der Inhaber der Plattform oft nur einen
bescheidenen Lohn für seine Erfindungen.
Die Auftraggeber honorieren diese Entwicklung in der Regel nämlich nur entsprechend
dem dafür erfolgten zeitlichen Aufwand.
Denn sie würden, so ihre Argumentation,
mit der großindustriellen Umsetzung der
Innovation ein hohes finanzielles Risiko
eingehen, weshalb ihnen auch das alleinige
Anrecht auf den wirtschaftlichen Nutzen
zufallen müsse. Heute führen technologische
Innovationen jedoch zu dramatisch veränderten Geschäftsmodellen, eröffnen dadurch
einen Zugang zu neuen, lukrativen Märkten
und machen damit eine Bewertung aufgrund
historischer Daten oder erwarteter Entwicklungsaufwendungen obsolet. Gerade weil eine
solche Technologieplattform nicht als einfache Dienstleistung aufgefasst werden kann,
sondern laufend Produktkandidaten für unterschiedliche Branchen generiert, haben wir
den Begriff der „Multi-Product Opportunity“Plattform geprägt. Die Produktkandidaten
zählen zunächst zur Intellectual Property des
Technologieunternehmens.
EY hat ein Bewertungsmodell zur Berechnung des wirtschaftlichen Potenzials von
Technologieplattformen erarbeitet, das aufzeigt, wie der Erfolg zwischen dem Technologieentwickler und dem industriell anwendenden Großunternehmen fair verteilt
werden kann. Denn viele Mittelständler sind
mit ihren innovativen Technologien als Zulieferer oder Partner von signifikanter Bedeutung für Großunternehmen. Diese Entwicklung reflektiert die zunehmende Bedeutung
von technologischer Innovation und Intellectual Property für die globale Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.
Know-how und Engagement der
Mitarbeiter
Weitere wichtige Werttreiber bestehen im
Know-how und Engagement der Mitarbeiter
sowie im Ansehen des Unternehmens auf
dem Arbeitsmarkt. In der Arbeitswelt finden gegenwärtig gewaltige Umbrüche statt,
die von den Unternehmen eine grundlegend neue Führungskultur erfordern, um
für sogenannte High Potentials attraktiv
zu bleiben. Eine eindimensional auf Karriere
und monetäre Vergütung ausgerichtete
Personalpolitik und die Überbetonung von
Effizienz und innerbetrieblicher Konkurrenz
kommen beim Nachwuchs immer weniger an.
Die Generation Y verlangt neue Arbeitsmodelle mit Partizipation, Eigenverantwortung
und Selbstbestimmung sowie eine sinnhafte Tätigkeit in einem sozial und ökologisch
verantwortungsbewussten Unternehmen.
Unternehmen, die dies erkannt haben und
in ihrer Selbstdarstellung konsequent eine
neue Firmenkultur transportieren, sind die
Hightech-Firmen des Silicon Valley, aber
auch zunehmend internationale Prüfungsund Beratungsunternehmen, wie etwa EY.
Nicht zufällig rangieren sie im Ranking der
beliebtesten Arbeitgeber beim Nachwuchs
ganz oben. Sie geben ihren Mitarbeitern das
Gefühl, dass sie selbst bestimmen können,
wo sie ihre Ideen entwickeln – ob im Büro, zu
Hause oder zusammen mit ihren Kindern.
Diese flexible, scheinbar Selbstverwirklichung
ermöglichende Arbeitswelt hat diese Unternehmen hochattraktiv für talentierte Leute
gemacht und erheblich zu ihrer Wertsteigerung beigetragen.
So schwierig in der
betrieblichen Praxis
eine die immateriellen
Aspekte berücksichtigende Wertberechnung auch ist,
weil sie zwangsläufig
viele subjektive
Einschätzungen
beinhaltet, zeichnet
sie doch ein viel
realistischeres Bild
eines Unternehmens.
Vernachlässigt ein Unternehmen dagegen
die Bedürfnisse der Mitarbeiter, leiden deren
Engagement und Identifikation, zudem büßt
es an Reputation ein, bekommt keinen guten Nachwuchs mehr und setzt damit seine
Innovations- und Expansionsfähigkeit aufs
Spiel. Der Verlust an Attraktivität im „War
for Talent“ kann sehr schnell geschehen.
01/2015 Entrepreneur
50 Expertise Vermögenswerte
51
Die Multi-Product
Opportunity
So wird es interessant sein zu beobachten,
welche Folgen Vorwürfe des Datenklaus und
der Kundenspionage auf Social-Media-Unternehmen haben werden. Gerade junge Internet-User werden sich vor dem Hintergrund
der Diskussion um die Verwendung von Kundendaten fragen, ob die Arbeit bei einem solchen Unternehmen noch attraktiv ist. Genauso bleibt abzuwarten, ob das Einfrieren
von Eizellen, wie es Hightech-Firmen in den
USA neuerdings ihren jüngeren weiblichen
High Potentials anbieten, die Unternehmen
für Frauen wirklich attraktiver macht.
Beispielsweise führt ein weltweit führendes
deutsches Chemieunternehmen eindrucksvoll vor, wie es gelingen kann, beim Nachwuchs
und bei Investoren gleichermaßen hohes Ansehen zu genießen, obwohl es einer Branche
angehört, die bei vielen Menschen als umweltschädlich gilt. Der Konzern schafft dies
intern mit einer Unternehmenskultur, die
ganz auf die optimale Entwicklung des Einzelnen abstellt. Und nach außen positioniert
er sich konsequent nicht als Chemiefirma,
sondern mit Produkten, die unser tägliches
Leben erst möglich machen, vom Autofahren
über den Abwasch bis hin zur Körperpflege.
Konzepte zur Erfassung und Bewertung
Trotz ihrer großen Bedeutung für den Unternehmenserfolg werden immaterielle Vermögenswerte bis heute in Rechnungswesen
und Controlling nicht ausreichend berücksichtigt. Das liegt auch daran, dass zusätzlich zu den internationalen Rechnungslegungsvorschriften im deutschsprachigen
Raum erst in jüngerer Zeit neue Konzepte
entstehen, die es erlauben, immaterielle
Vermögenswerte zu analysieren, zu berechnen und dadurch transparent zu machen.
Entrepreneur 01/2015
Das Biotechnologieunternehmen Brain AG, ein Prototyp einer
Multi-Product Opportunity, verfügt über eine bedeutende Mikroorganismen-Bibliothek, bestehend aus Bakterien-, Pilz-, Algenund Hefestämmen. Die Brain-Forscher untersuchen die Fähigkeiten
dieser Mikroorganismen im Hochdurchsatz und kombinieren sie
derart, dass sie zur Produktion von Enderzeugnissen genutzt werden können. So haben sie beispielsweise ein Bakterium gefunden,
mit dessen Hilfe sich aus CO2 -haltigem Rauchgas Bausteine herstellen lassen, die als Vorstufe von Bioplastik eingesetzt werden
können. Mit einer anderen Kombination, einer Hochleistungshefe,
lässt sich ein natürlicher Ersatzstoff für Zucker produzieren, der
nicht die Nachteile von Zucker und Süßstoffen hat und unter anderem für die Hersteller von Softdrinks äußerst interessant ist. Der
Begriff der „Multi-Product Opportunity“-Plattform wird bei der Betrachtung derart unterschiedlicher Branchenlösungen deutlich:
Es ist das Wesen einer Querschnittstechnologie, branchenübergreifend eingesetzt werden zu können – mithin ist im Erfolgsfall das
Erlöspotenzial theoretisch nur durch die Anzahl der parallel zu
betreibenden Projekte begrenzt.
Solche Innovationen stellt Brain großindustriellen Anwendern zur
Verfügung, da so das Unternehmen die Innovationen am schnellsten
im entsprechenden globalen Markt verbreiten kann. Die Auftraggeber honorieren solche Entwicklungen in der Regel entsprechend
dem dafür erfolgten zeitlichen Aufwand sowie über Up-front-,
Meilenstein- und Royalty-Zahlungen, gemessen an ihren zukünftigen
Erfolgen bzw. Umsätzen. Brain muss daher in die Lage versetzt
werden, das wirtschaftliche Potenzial seiner technologischen Plattform fair bestimmen zu können, um an der Verwertung der Innovation angemessen beteiligt zu sein.
EY hat für diese Zwecke ein Bewertungsmodell zur Berechnung
des wirtschaftlichen Potenzials von technologischen Innovationen
erarbeitet. Damit verfügen Unternehmen, die sich daran orientieren, in Verhandlungen mit den Auftraggebern über wichtige
Informationen, um einen angemessenen Preis für die Nutzung
ihrer technologischen Plattform zu bestimmen. Natürlich lässt sich
auf dieser Basis in der Regel nicht der volle Wert einer Innovation, definiert als die Summe aller in der Zukunft damit anfallenden
Erträge, als Kaufpreis durchsetzen, denn dann hätte die Innovation
ja keinen Wert mehr für den Käufer. Doch ist ein solches Datengerüst in Preisverhandlungen allemal ein besseres Argument, als
wenn man nur den Aufwand in Form von Entwicklertagen geltend
machen kann.
Das traditionelle Service-Modell
• Erlöse des Plattforminhabers
sind auf eine fixierte Service Fee
beschränkt
• Entrepreneur trägt initiale
Kosten und erhält gesamten
wirtschaftlichen Gewinn
Gewinn (Euro)
Produktions-/Marketing-Partner
Zeit
Cashflow aus Service Fee
Positive Cashflows nach Markteinführung
Kosten der Produktions-/Marketing-Partner
Das Investor-/Entrepreneur-Modell
• Entrepreneur trägt initiale
Kosten und erhält einen
großen Teil des wirtschaftlichen Gewinns
• Plattforminhaber wird nach
erfolgreicher Markteinführung
belohnt
• Das Unternehmen besteht
weiter als Going Concern
Gewinn (Euro)
Aufteilung der Benefits
Zeit
Plattforminhaber
Investor oder Produktions-/Marketing-Partner
Schätzung des relevanten Marktanteils
Gewinn (Euro)
Gesamtmarkt
• Neue Anwendungen
• Neue Player
• Große Chemiekonzerne
• Skaleneffekte in der Technologieentwicklung
Outlet 4
Outlet 3
Outlet 2
Outlet 1
Gesamtmarkt
Quellen: EY
Plattform
Traditionelles Service-Modell
Zeit
Plattform
• Kofinanziert für die meisten
Anwendungen
• Geteilte Risiken und Chancen
• Basierend auf Projekt-Pipeline
und Marktwachstum (angepasst
an Kapazitätsbeschränkungen)
• Eigene Produktion/Marktansprache als mögliche Alternative
Traditionelles Service-Modell
• Nur limitierter Zugang zu
Marktchancen
01/2015 Entrepreneur
52 Expertise Vermögenswerte
Ihren Wert nach den dafür aufgewendeten
Kosten oder den Wiederbeschaffungskosten
zu bemessen, macht wenig Sinn. Denn die
Kosten selbst sagen nichts aus über die Erfolgsaussichten einer Investition. Deshalb
sind ja auch international agierende Unternehmen verpflichtet, ihre immateriellen Vermögenswerte nach den erwarteten zukünftigen Erträgen zu bilanzieren.
Wenn aber Technologien, Marken, Mitarbeiterqualität oder Nachhaltigkeitsaspekte
hinsichtlich ihres Wertbeitrags zum finalen
Umsatz einer bestimmten Produktgruppe
qualifiziert und quantifiziert werden, fließen
notgedrungen subjektive Annahmen in die
Berechnung ein. Welche Bewertungsdifferenzen selbst innerhalb einer Branche dadurch
möglich sind, zeigt ein Experiment des Markenverbands. Er hatte zehn Experten damit
beauftragt, eine fiktive Tankstellenmarke zu
bewerten – mit dem Ergebnis, dass sie zu äußerst unterschiedlichen Ergebnissen kamen.
Diese große Bandbreite bei der Berechnung
immaterieller Vermögenswerte verdeutlicht
den Bedarf an einem verbindlichen Bewertungsrahmen. Dazu gibt es inzwischen einige
Anhaltspunkte. So hat das Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland einen Standard
zur Bewertung immaterieller Vermögenswerte vorgelegt. Das Austrian Standards Institute hat sich mit der Bewertung von Patenten befasst. Und der Markenverband hat im
Anschluss an sein Experiment das „Brand
Valuation Forum“ ins Leben gerufen, das zehn
Grundsätze für die Markenbewertung ausgearbeitet hat. In die Bewertung einfließen
sollen unter anderem die Relevanz der Zielgruppe, die Lebensdauer der Marke, besondere Risiken und die genaue Bestimmung der
markenspezifischen Erträge.
Konrad Meyer
[email protected]
Dr. Matthias Schmusch
[email protected]
Partner Transaction Advisory
Services Head of GSA
Valuation & Business Modelling
Partner Transaction Advisory
Services
Kommunikation von immateriellen
Werten
Obwohl der Wert von Unternehmen immer
stärker durch immaterielle Vermögenswerte
bestimmt ist, kommt dies in der Kommunikation gegenüber Investoren, sonstigen Kapitalgebern, Geschäftspartnern und Kunden
bisher nur unzureichend zum Ausdruck. Viele Unternehmen beschränken sich immer
noch zu sehr auf die Kommunikation ihrer
kurzfristigen Ergebnisse und Aussichten.
Sie schöpfen ihr Wertpotenzial nicht aus, weil
sie die Möglichkeiten nicht nutzen, die ihnen aus Entwicklungen im immateriellen Bereich erwachsen.
Kommunizieren sie die immateriellen Vermögenswerte dagegen und präsentieren
sie sich ganzheitlich, sind sie zum Beispiel
viel weniger anfällig für erratische Kursschwankungen des Kapitalmarkts. Denn
warum sollte ein Anleger in einer Marktschwäche ein Papier abstoßen, wenn deutlich dargestellt wurde, dass die zukünftigen
Erträge des Unternehmens substanziiert
sind. Das kann zumindest helfen, den Kurs
zu stabilisieren.
EY hat ein Modell für die Investorenkommunikation entwickelt, das von den gesetzlich
vorgeschriebenen Angaben bis hin zu einer
Strategie für die wesentlichen Anleger und
Stakeholder, die sogenannten Key-AccountInvestoren, reicht.
Zum Teil vermeiden Unternehmen die Offenlegung ihrer immateriellen Werte zum Beispiel bei einer Akquisition aus der Sorge heraus, es könne offensichtlich werden, dass
ein zu hoher Kaufpreis entrichtet worden sei.
Hat der Käufer indes seine Hausaufgaben
erledigt und kann er detailliert belegen, warum die Technologie oder die Marke, der
Kundenstamm oder das spezifische Mitarbeiter-Know-how des übernommenen Unternehmens den Kaufpreis nachhaltig rechtfertigen, ist auch die offensive Kommunikation
gegenüber Analysten und der Öffentlichkeit
kein Problem.
Die Kommunikation gegenüber Kunden ist
im Zeitalter der Informationsüberflutung
ohnehin anspruchsvoller und komplexer geworden. Mit einer Botschaft durchzudringen, ist schon lange kein einfaches Unterfangen mehr. Daher ist auch hier die Frage
überlebenswichtig: Wie schafft ein Unternehmen Vertrauen in seine „inneren“ Werte?
Der Schmied im Weinberg
Mit ungeheurer Experimentierfreude
und Risikobereitschaft hat Alberto
Alessi, Jahrgang 1946, den familieneigenen Metallwarenbetrieb in dritter
Generation zu einer der wertvollsten
Designschmieden der Welt geformt.
Genau diese Eigenschaften sind auch
der Erfolgsmotor hinter seiner jüngsten Leidenschaft, die nur am Rande
mit ungewöhnlicher Produktgestaltung zu tun hat: In seiner Heimat Orta
keltert Alessi drei experimentelle
Weine, die ihresgleichen suchen. WeinAutor Manfred Klimek über das innovative Engagement des Design-Rebellen
im Weinberg.
Foto Simone Casetta
Entrepreneur 01/2015
O
rta ruht am Fuße der Alpen an einem
pittoresken See, dem Lago d’Orta. Von
Mailand ist es nur eine Stunde Autofahrt hierher, in einer weiteren halben
Stunde erreicht man die italienische
Schweiz. Zürich, Basel, Stuttgart und
Paris: Das sind von Orta keine Weltreisen. Die Region liegt perfekt, ein Rückzugsgebiet für Individualisten. Rund
um Mailand haben sich einige der besten Designer der Welt angesiedelt, stolze Norditaliener, die Kreativität mit der in Italien
notwendigen Flexibilität paaren.
Orta ist der Ort Alessis. Er ist seit mehr als vier Jahrzehnten der
kreative Kopf des 1921 gegründeten gleichnamigen Familienunternehmens, das von Crusinallo di Omegna, eine halbe Stunde
weiter am Nordende des Sees gelegen, aus den Weltmarkt
beliefert und zur globalen Designmarke aufstieg. Alberto Alessi,
Enkel des Firmengründers Giovanni Alessi, war es, der unseren
funktionalen, aber gewöhnlich aussehenden Küchengeräten ein
völlig neues Design überstülpte und aus Massenprodukten Kunstgegenstände machte. Alessi, der Designkönig der 80er-Jahre,
der seine Prinzen für sich zeichnen ließ, etwa Philippe Starck,
der eine spektakuläre Zitronenpresse entwarf, die wie ein Raumschiff aussieht und sich seit Jahren verkauft wie geschnitten
Brot. Ob das Teil unbedingt praktisch ist? Das fragen sich viele.
Doch: Es ist Kult.
01/2015 Entrepreneur
68 Impulse Zehn Fragen
Ästhetik, technische Komplexität und soziale Verantwortung – all diesen
Ansprüchen soll Design gerecht werden. Ist das nicht zu viel verlangt?
Nein, zu wenig! Wir Designer müssen eine Beziehung schaffen zwischen
unserer Arbeit und der Welt, indem wir Werte vermitteln. Und dies
über die Produktgestaltung hinaus. Design wird in Zukunft zum Beispiel
auch gemeinnützige Organisationen oder Regierungen unterstützen.
Yves Béhar
Gibt es ein Stilmerkmal, das Ihre Entwürfe
charakterisiert? Ich denke nicht so sehr über
Stil, Formen oder Farben nach, sondern
über Ideen und Inhalte. Jedes Design sollte
eine Geschichte erzählen – zum Beispiel
die Geschichte eines Unternehmens oder eines Bedarfs, der vorher so nicht bedient
wurde. Ästhetik ist wichtig, aber noch wichtiger ist es, ein Lebensgefühl zu vermitteln.
Yves Béhar, vielfach ausgezeichneter Gründer
von Fuseproject in San Francisco, gilt als einer
der führenden Industriedesigner der Welt. Er
gestaltete Produkte zum Beispiel für Birkenstock, Erco, BMW Mini, Nike, Microsoft, Herman
Miller und Jawbone und designte den „XO-1
Laptop“ für das Sozialprojekt „One Laptop Per
Child“ (OLPC) für den Schulunterricht von
Kindern in Entwicklungsländern. Béhar, der sich
bei vielen Projekten nicht nur als Designer,
sondern auch als Investor betätigt, setzt sich
für eine nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise ein. 1967 in Lausanne geboren, wuchs er
in einer Familie aus zwei Kulturen auf: Seine
Mutter stammt aus Ostdeutschland, sein Vater
aus der Türkei. Nach seiner Ausbildung in Europa und den USA war der Schweizer zunächst
für Hightech-Kunden aus dem Silicon Valley
tätig, bevor er 1999 sein ganzheitlich ausgerichtetes Designunternehmen Fuseproject etablierte. Einen 75-Prozent-Anteil verkaufte Béhar
kürzlich an die chinesische Mediengruppe
BlueFocus, um weltweit expandieren zu können.
Wie viel von Ihrer Persönlichkeit fließt in die
Gestaltung ein? Natürlich enthält jedes Produkt auch Elemente von mir, aber ich gehe
niemals mit dieser Absicht in den Designprozess. Damit das Ergebnis wirklich relevant
ist, arbeite ich sehr eng und partnerschaftlich mit meinen Kunden zusammen.
Dient Design nicht oft nur dazu, Produkte zu
verkaufen, die eigentlich niemand braucht?
Das Gegenteil ist der Fall. Design hilft, Produkte so zu verändern oder überhaupt erst
zu kreieren, dass sie unsere Bedürfnisse
erfüllen. Mein Mantra lautet: Design beschleunigt die Umsetzung neuer Ideen. Und wir
müssen unbedingt Ideen wie nachhaltiges
Wirtschaften, nutzerfreundliche Technologien oder menschliche Gesundheitssysteme vorantreiben.
Ihr Erfolgsgeheimnis sei, eine Beziehung
zwischen Objekt und Kunde zu kreieren,
haben Sie einmal gesagt. Aber jeder Kunde
ist doch anders? Das stimmt. Deshalb versuche ich, über Produkte emotionale Erlebnisse zu schaffen. Wenn die Botschaft ankommt, adaptieren Menschen die neuen
Erfahrungen in ihrem Alltag.
Impressum
Herausgeber:
Georg Graf Waldersee
Gestaltung und Realisation:
Anzinger | Wüschner | Rasp, München
Art Direction:
Markus Rasp
Projektmanagement:
Annette Rau
Bildnachweise:
S. 5 links: Michel Porro / Contour by Getty Images,
S. 6: Iwan Baan, S. 14: mara.com, S. 15–17: FBW
Group, S. 30–32: Mark Harrison, S. 34: Mallikarjun
Katakol, S. 36: Dianna Bonner, S. 39: Nathan
Willock, S. 40: Frank Hülsbömer, S. 54–55: Frieder
Blickle / laif, S. 56: Michel Porro / Contour by Getty
Images, S. 58–65: Andrew Zuckerman / Creature,
S. 58: Roger Deckker, S. 66: Sammy Hart
Woher beziehen Sie Ihre Inspirationen?
Ganz generell gesagt aus der faszinierenden
Welt, in der wir leben und die kreatives
Denken geradezu herausfordert. Aber manchmal auch aus meinem persönlichen Umfeld.
Das Büromöbelsystem „Public Office Landscape“ für Herman Miller entstand, nachdem meine Mitarbeiter bei Fuseproject in
unserem Großraumbüro ständig nach Plätzen
für die Zusammenarbeit suchten.
Adresse der Redaktion:
Ernst & Young GmbH
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Mittlerer Pfad 15
70499 Stuttgart
[email protected]
Druck:
Druck- und Verlagshaus Zarbock
Frankfurt am Main
Sie sind ein Querdenker. Was ist außerdem
typisch für Sie? Ich stelle permanent Fragen,
bis ich zu einem Projekt oder Arbeitsgebiet
eine Idee entwickelt habe. Und ich stehe
immer zu 100 Prozent hinter meinem Team.
Für Ihre Mutter haben Sie Stühle entworfen,
als sie versprach, die alten wegzuwerfen.
Können Sie jemals abschalten? Ich bin gewöhnlich sehr tolerant, was meine Umgebung
angeht. Erst wenn ich anfange, etwas zu überdenken, setzen Leidenschaft und Unbarmherzigkeit ein.
Welches Alltagsprodukt würden Sie gerne
überarbeiten? Das Auto – es ist über Jahrzehnte nie ganzheitlich überdacht worden.
Wozu muss ich zur Tankstelle fahren? Warum brauche ich Autoschlüssel? Es gibt sicherlich völlig andere Lösungen für unser
Verkehrssystem.
Was ist Ihr Lieblingsobjekt? Ein Produkt,
das auf jeden Fall meine eigenen Lebensgewohnheiten verändert hat, ist das Fitness-Armband „Up“, das ich für Jawbone
gestaltet habe. Da es ohne technische
Spielereien auskommt, ist es sehr elegant.
Wild Animals
Die Abbildungen auf den Seiten 58 bis 65
sind dem Band „Wild Animals“ entnommen,
einer Sammlung verblüffender Tierporträts des Fotografen Andrew Zuckerman.
Verlag Knesebeck, 300 Seiten, 60 Euro
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sie mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt wurde, besteht kein Anspruch auf sachliche Richtigkeit, Vollständigkeit und/oder Aktualität; insbesondere kann diese Publikation nicht den besonderen Umständen
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