Check dein Öl

Mt 25,1-15
22.11.2015
Check dein Öl
Kennt ihr die Maslowsche Bedürfnispyramide? Der Psychologe Abraham Maslow hat versucht, die menschlichen Bedürfnisse nach ihrer Wertigkeit in Form einer Pyramide zu beschreiben. Ganz unten, sozusagen
elementar sind die physiologischen Grundbedürfnisse: Das ist körperliches Wohlbefinden, Essen, Trinken,
Schafen. Darauf folgen unsere Sicherheitsbedürfnisse: Ein materiell abgesichertes Leben, ein fester Beruf
und ein sicheres Dach über dem Kopf. Dann kommen unsere sozialen Bedürfnisse, das sind gute Beziehungen, Freundschaft, Liebe, Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Dann brauchen wir Wertschätzung, Bestätigung,
Geltung und zuletzt ganz oben steht die Selbstverwirklichung. Inzwischen gibt es eine aktualisierte
Maslowsche Bedürfnispyramide, angepasst an die Bedürfnisse des digitalen Zeitalters: Akku und WLan. An
dieses elementarste Grundbedürfnis aller Smartphone- und Tabletnutzer musste ich bei der Geschichte
denken, die für diesen Ewigkeitssonntag als Predigttext vorgeschlagen ist.
Es ist das Gleichnis von den zehn Brautjungfrauen, die nachts dem Bräutigam entgegen gehen. Der Bräutigam verspätet sich und fünf von den zehn Brautjungfrauen geht das Öl für ihre Lampen aus. Die Botschaft
des Gleichnisses lautet: Sorge dafür, dass du genug Öl in Reserve hast. Würde Jesus heute dieses Gleichnis
erzählen, so hätten die klugen Brautjungfrauen eine Powerbank für ihr Smartphone dabei. Ich glaube alle
Besitzer von Handys, Smartphones, Tabletts und Notebooks kennen dieses ungute Gefühl, wenn der Akku
nachlässt. Das ist gar nicht gut. Daher checkt man, bevor man länger außer Haus geht seinen Akku. Wer das
nicht tut, handelt leichtsinnig. Denn ein leerer Akku ist eine Katastrophe im digitalen Zeitalter. Klug ist, wer
für längere Zeiten ohne Stromnetz, eine Powerbank bei sich hat. Das ist sozusagen der moderne ReserveÖlkanister aus dem Gleichnis von Jesus. Und damit haben wir schon eine wesentliche Botschaft des Gleichnisses erfasst. Sorge dafür, dass du genug Strom in Reserve hast. Aber, was ist der Strom im Gleichnis, bzw.
was meinte Jesus mit dem Öl? Das ist gar nicht so einfach und viele Ausleger haben sich darüber schon den
Kopf zerbrochen. Das ist die Herausforderung in diesem Gleichnis. Jesus sagt nicht, was das Öl ist, nur dass
wir wachsam sein sollen. So müssen wir uns Gedanken machen, was für uns das Öl bedeuten könnte und
dieses Nachdenken soll uns wach halten.
Wir lesen jetzt zunächst einmal das Gleichnis aus Matthäus 25,1-13.
1 Wenn das Himmelreich kommt, wird es zehn Brautjungfern gleichen: Sie nahmen ihre Fackeln und gingen hinaus. Sie wollten den Bräutigam empfangen.
2 Fünf von ihnen waren dumm, die anderen fünf waren klug.
3 Die dummen Brautjungfern nahmen zwar ihre Fackeln mit, aber kein Öl.
4 Die klugen Brautjungfern dagegen nahmen zusammen mit ihren Fackeln auch Krüge mit Öl mit.
5 Doch der Bräutigam verspätete sich. Die Brautjungfern wurden müde und schliefen ein.
6 Mitten in der Nacht weckte sie der Ruf: „Seht doch! Der Bräutigam kommt! Geht hinaus, um ihn zu
begrüßen!“
7 Da standen alle Brautjungfern auf und machten ihre Fackeln bereit.
8 Die dummen Brautjungfern sagten zu den klugen: „Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Fackeln
sofort wieder aus!“
9 Aber die klugen Brautjungfern antworteten: „Das geht nicht. Das Öl reicht nicht für uns und euch! Geht
doch zu den Händlern und kauft euch selbst welches.“
10 Die dummen Brautjungfern gingen los, um Öl zu kaufen. Inzwischen traf der Bräutigam ein. Die klugen
Brautjungfern, die vorgesorgt hatten, gingen mit ihm zum Haus, wo die Hochzeit gefeiert wurde. Hinter
ihnen wurde die Tür geschlossen.
11 Später kamen die anderen Brautjungfern nach. Sie riefen: „Herr, Herr, mach uns auf!“
12 Aber der Bräutigam antwortete: „Amen, das sage ich euch: Ich kenne euch nicht.“
13 Bleibt also wach! Denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde, in der der Menschensohn wiederkommt.
1
Die Botschaft des Gleichnisses ist zunächst einfach und nachvollziehbar. Nur, was hat das für uns zu bedeuten? Dazu müssen wir den Zusammenhang sehen. In Matthäus 24 und 25 spricht Jesus über zukünftige
Ereignisse bis zu dem Tag, an dem er in Herrlichkeit und Macht wiederkommen wird. In einem langen Textblock spricht Jesus über diese Ereignisse. Es beginnt mit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem, im Jahr
70 nach Christus. Die Fassung des Matthäusevangeliums, die uns vorliegt, stammt aus der Zeit nach der
Zerstörung. Denn der Schreiber fügt eine kleine, aber wichtige Bemerkung in den Text ein und zwar an der
Stelle, an der es um die Zerstörung des Tempels geht. „Wer das liest, der merke auf!“ Damit wollte er sagen: Achtung, das ist bereits eingetroffen. Die Vorhersagen von Jesus sind wahr, es wird alles so eintreten.
Das ist ein „Achtung“ in diesem Text. Und dieses „Achtung, seid wach“, zieht sich wie ein roter Faden durch
diese Endzeitrede. Jesus spricht von Verführung durch falsche Propheten und falsche Christusse, von Kriegen und Katastrophen, von Verfolgung, von der weltweiten Ausbreitung des Evangeliums von kosmischen
Veränderungen, bis schließlich Jesus für alle Menschen gleichzeitig sichtbar erscheinen wird. Dann wird er
seine Engel aussenden und sie werden die Gläubigen von allen Winkeln der Erde einsammeln und zu sich
holen. Das sind die wesentlichen Ereignisse komprimiert zusammengefasst. Nun beleuchtet Jesus unterschiedliche Aspekte, dieser Ereignisse in Form von Gleichnissen. Und jedes Gleichnis, bzw. jeder Aspekt
enthält eine spezielle Warnung oder Aufforderung an uns.
Im Gleichnis vom Feigenbaum (32-26) gibt uns Jesus ein Beispiel, wie man anhand von Entwicklungen die
Zeichen seiner Ankunft erkennen kann. Allerdings betont Jesus, nur Gott kennt den Zeitpunkt. Es bleibt also
eine gewisse Spannung. Am Beispiel der Zeit Noahs (37-41) sagt Jesus: Der Tag kommt unerwartet und
plötzlich über die Menschen. Die Gläubigen werden angenommen, die Ungläubigen zurückgelassen.
Dann wendet sich Jesus an die Leiter der Gemeinden: Im Gleichnis der beiden Verwalter (45-51) geht es um
verantwortliches Handeln für die Gemeinde in dem Wissen, Jesus kommt bald. Der treue Verwalter wird
belohnt. Der andere, der meinte, Jesus kommt noch lange nicht, und die Gemeinde vernachlässigte, der
wird bestraft und hinausgeworfen. Im Gleichnis von den Brautjungfern sind alle Christen angesprochen.
Alle Gläubigen sollen sich darauf einstellen, dass es mit der Wiederkunft länger dauern kann, als gedacht.
Es geht um einen nachhaltigen Glauben. Wir müssen vorsorgen. Wie in allen Gleichnissen ergibt sich eine
zweifache Konsequenz: Die einen sind drinnen und die anderen draußen. Darum geht es auch im Gleichnis
von den anvertrauten Talenten (14-30). Hier geht es darum, dass jeder Gläubige einmal vor Jesus Rechenschaft ablegen muss, was er aus seinem Leben und den Dingen, die Jesus ihm anvertraut hat, gemacht hat.
Auch hier wieder ein doppelter Ausgang: Es gibt Belohnung und Trennung. Diese Gleichnisse gelten uns,
den Gläubigen. Erst der letzte Abschnitt beschreibt das Gericht über die Heiden. Und auch hier wieder der
doppelte Ausgang, ewige Strafe oder ewiges Leben.
Was haben alle Gleichnisse gemeinsam? Jesus wird wiederkommen, aber der Zeitpunkt es unklar. Es gibt
einen doppelten Ausgang: Es gibt Lohn oder Strafe, drinnen oder draußen. Und Achtung, bis auf den letzten
Abschnitt vom Endgericht der Heiden sind die Gläubigen angesprochen. Daher steckt in jedem Gleichnis
eine dringliche Warnung: Seid wachsam. Es gibt ein drinnen und draußen, auch für Christen. Das zieht sich
wie ein roter Faden durch diese Gleichnisse. Und jetzt schauen wir auf die spezielle Botschaft im Gleichnis
von den Brautjungfrauen.
Zunächst deutet Jesus herrliche Aussichten an. Der Himmel wird wie ein Hochzeitsfest sein. Es wird nicht
öde und langweilig sein in Gottes neuer Welt, wir werden feiern. Feiern wie auf einer Hochzeit und das
Geniale daran ist: Das Fest wird nie aufhören. Aber dann die harte Warnung, nicht alle Gläubigen werden
dabei sein. Hier geht es darum, dass der Bräutigam, das ist Jesus Christus, später kommt, als erwartet. Die
Leute damals wussten, dass sich die Ankunft des Bräutigams verzögern kann. Vorher gab es Verhandlungen
um den Brautpreis. Der Bräutigam musste mit den Eltern eine Art Ablösesumme für die Braut aushandeln.
Solche Verhandlungen, in denen es um viel Geld ging, konnten sich schon mal hinziehen. Die zehn Brautjungfrauen wussten das. Aber nur fünf hatten daraus Konsequenzen gezogen und einen Krug mit Öl mitgenommen. Das war klug. Wer dagegen wie die fünf Dummen ohne Ölreserve in die lange Nacht geht, handelt grob fahrlässig. Es wird spät. Sie werden müde und schlafen ein. Dass sie einschlafen ist nicht das Problem. Jesus verurteilt das nicht, dass sie einschlafen. Und wenn er am Ende sagt, seid wachsam, dann bezieht sich wachen auf etwas anderes. Wachsam sein heißt, sorgt dafür, dass eure Lampen weiterbrennen.
2
Sorgt dafür, dass eure Lichter nicht ausgehen. Als der Bräutigam dann gegen Mitternacht kommt offenbart
sich das Dilemma: Die Klugen Brautjungfrauen gießen Öl in ihren Lampen aber die Lampen der Dummen
gehen aus. Und jetzt macht das Gleichnis eine wichtige Aussage: Die fünf klugen Brautjungfrauen können
ihr Öl nicht teilen. Das klingt zunächst egoistisch. Jesus redet hier aber nicht dem Egoismus das Wort, sondern macht damit deutlich: Jede ist für sich selbst verantwortlich. Das ist auch eine wichtige Aussage des
Gleichnisses. Das Öl ist nicht teilbar und jeder Gläubige ist für sich selbst verantwortlich. Das ist hart! Ab
jetzt läuft das Gleichnis zweigleisig. Während die Klugen mit hellen Lampen dem Bräutigam entgegen gehen, klingeln die Dummen den Kaufmann raus und besorgen sich neues Öl. Mit frischem Öl versorgt und
wieder brennenden Lampen hetzten sie zum Haus des Bräutigams. Doch dort schließt sich gerade die Tür
hinter den klugen Brautjungfrauen. Das Fest beginnt und die Dummen stehen draußen. Sie klopfen, beschämt aber in der sicheren Erwartung, dass der Bräutigam öffnet.
Hier verlässt Jesus schon einmal kurz die Gleichnisebene. Die Frauen rufen nicht, „Lieber Bräutigam, mach
bitte auf!“, sondern „Herr, Herr, mach uns auf.“ Jesus bezieht sich mit diesem „Herr, Herr“ auf eine Aussage
aus der Bergpredigt: Nicht jeder, der zu mir sagt: „Herr, Herr!“, wird in das Himmelreich hineinkommen,
sondern wer den Willen meines Vaters tut. Und in der Bergpredigt sagte er schon:
Dann werde ich zu ihnen sagen, ich habe euch nie gekannt. Genau so, wie in der Bergpredigt beschrieben,
endet das Gleichnis. Sie rufen, „Herr, Herr“, d.h. für sie ist Jesus der Herr, ihr Herr. Aber Jesus sagt: Ich kenne euch nicht. Das ist hart und bedeutet so viel wie: Wir haben nichts mehr miteinander zu tun. Daher die
dringende Warnung: Bleibt wach, denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde, in der der Menschensohn
wiederkommt. Was bedeutet nun wach sein? Und was ist das Öl? Was sollen wir tun? Wie sollen wir uns
klug verhalten? Jedes Gleichnis hat ja eine konkrete Anweisung, was wir als Christen tun sollen. Wir sollen
wachsam sein, aber wachen hat unterschiedliche Aspekte.
Hier bedeutet wachen: Stell dich darauf ein, dass es länger dauern wird. Glauben braucht Ausdauer. Unser
Glaubensleben muss nachhaltig sein. Ich nenne es, nachhaltig glauben. Nachhaltigkeit ist ein populärer
Begriff. Das bedeutet, dafür zu sorgen, dass unsere Ressourcen nicht ausgehen, Rohstoffe z.B. Auf den
Glauben übertragen bedeutet das, sorge dafür, dass deine Glaubensressourcen erhalten bleiben. Was tust
du dafür, dass dir die Glaubenserssourcen ausreichen? Seid nicht so dumm und meint, das wird schon reichen. Das ist eine Botschaft von Jesus. Seid nicht so dumm und meint, das wird schon reichen mit meinem
Glauben. Das dachten die fünf Dummen Jungfrauen auch. Ich habe den Eindruck, wenn ich in unserer Gemeinde schaue, dass viele diesen naiven Glauben haben. Sie meinen, ich muss nicht jeden Sonntag in den
Gottesdienst, Ich habe den Eindruck, dass viele den Gottesdienst in ihr Freizeitverhalten einplanen. Wenn
ich Zeit habe, wenn es passt, und ich sonst nichts vorhabe, dann gehe ich in den Gottesdienst. Sie glauben,
das reicht schon. Nachhaltig ist das nicht. Was machst du, wenn die Nacht lang wird? Der Gottesdienst ist
wie die Ladestation für den Akku. Wir müssen unser Freizeitverhalten an den Gottesdienst anpassen und so
oft es nur geht, an die Ladestation gehen. Das gilt auch für Hauskreise und Bibelgesprächskreis. Es ist dumm
zu glauben, das brauche ich nicht. Mein Glaube reicht schon. Wir brauchen beides: Den regelmäßigen Gottesdienst am Sonntag und die Kleingruppe unter der Woche. Sonntags die Predigt und unter der Woche das
Gespräch über die Bibel mit persönlichen Austausch und die Gemeinschaft. Das sorgt für ein nachhaltiges
Christsein. Dazu haben wir Hauskreise und den Bibelgesprächskreis. Gerade der Bibelgesprächskreis sorgt
für Nachhaltigkeit im Glauben. Da werden hochwertige Glaubensressourcen ausgegraben. Und schließlich
gehört für nachhaltiges Christsein noch das persönliche Bibellesen und feste Gebetszeiten. Jesus spricht mit
diesem Gleichnis eine deutliche Warnung aus. Glaube nicht, das reicht schon, was du hast. Sorge dafür,
dass dein Glaube auch in einer langen Nacht erhalten bleibt. Sonst stehst du einmal vor der verschlossenen
Tür. Das sind ernste Worte. Wie sorgst du dafür, dass ein Glaube nachhaltig ist? Hast du Glaubensreserven
für lange Nächte?
Das zweite ist. du bist selbst für dich verantwortlich, dass du genügend Glaubens-Ressourcen hast. Nicht
deine Gemeinde ist für dich verantwortlich. Auch nicht der Pastor ist für deinen Glauben verantwortlich.
Pastor und Gemeindeleitung sind dafür verantwortlich, dass genügend Ressourcen zum Aufnehmen vorhanden sind. Darum ging es im Gleichnis von den Verwaltern. Sie müssen dafür sorgen, dass das die Gläubigen gut versorgt sind. Aber nehmen müssen die sie sich selbst. Jeder ist selbst für sein geistliches Leben
3
verantwortlich. Das Öl im Gleichnis kann nicht geteilt werden. Die Klugen können im entscheidenden Moment nichts abgeben und die anderen mit durchschleppen. Du bist für dich selbst verantwortlich, dass du
genügend Ressourcen hast.
Aber was ist nun die Reserve ganz konkret? Was ist da Öl? Darüber haben sich viele Ausleger schon den
Kopf zerbrochen und ich auch in der letzten Woche. Bis ich darauf gekommen bin, es geht doch gar nicht
um das Öl. Ich habe mir als am Öl den Kopf zerbrochen, aber es geht doch gar nicht um das Öl. Und nicht
jede Einzelheit im Gleichnis kann übertragen werden. Letztlich geht es doch darum, dass die Lampen brennen. Das ist die Botschaft von Jesus: Sorgt dafür, dass eure Lampen brennen. Das Problem der Dummen ist,
dass ihre Lampen ausgehen. Das lag nun dummerweise am Öl, aber das eigentliche Problem ist, dass die
Lampen ausgehen. Übertragen wir das auf unseren Glauben. Dann geht es doch darum, dass unser Glaube
brennt. Es geht also darum, zu sorgen, dass unser Glaube Feuer hat. Oder sagen wir es so, es geht darum,
dass unser Glaube leuchtet. Man könnte auch sagen, dass wir begeistert sind von unserem Glauben. Leuchten, Brennen, das sind doch Bilder für Begeisterung. Wie begeistert ist dein Glaube? Ich habe viel Zeit damit
verbracht, über das Öl nachzudenken. Dann kam ich auf den Gedanken, einmal dem Begriff „Licht“ nachzugehen. Und siehe da, auf einmal wird stimmig und hell! Wenn wir die Aussagen vom Licht mit diesem
Gleichnis in Verbindung bringen, dann erklärt es sich plötzlich.
Nehmen wir den Klassiker. Jesus sagt: Joh 8,12 "Ich bin das Licht der Welt! Wer mir folgt, wird nicht mehr
in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht haben, das zum Leben führt." Klarer geht’s nicht. Es
geht darum, dass wir beim Fest ankommen und nicht im Dunkeln zum Kaufmann stolpern. Jesus ist das
Licht. Wenn wir ihm nachfolgen, d.h. wenn wir mit ihm eng verbunden bleiben, dann wird unser Glaube
Licht haben und leuchten. Dann werden wir leuchten, so dass es andere sehen. „Ihr seid das Licht der
Welt“ sagt Jesus in Mt 5,14. Und Paulus fordert uns auf, als Kinder des Lichts zu leben: Eph 5,8ff
8 Lebt als Kinder des Lichts!
9 Das Licht bringt lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor.
10 Prüft, was dem Herrn gefällt,
11 und habt nichts gemein mit den Werken der Finsternis, die keine Frucht bringen, sondern deckt sie
auf!
12 Denn man muss sich schämen, von dem, was sie heimlich tun, auch nur zu reden.
13 Alles, was aufgedeckt ist, wird vom Licht erleuchtet.
14 Alles Erleuchtete aber ist Licht. Deshalb heißt es: Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten
und Christus wird dein Licht sein.
15 Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht töricht, sondern klug.
Die Bezüge zum Gleichnis sind verblüffend: Wach auf, du Schläfer. Das ist die Aufforderung, wachsam zu
sein und nicht selbstsicher zu schlafen. Und die Klugen und die törichten Brautjungfrauen finden wir in Vers
15: Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht töricht, sondern klug. Und in diesem Abschnitt, nicht nur in diesem kurzen, sondern in Epheser 4-6 können wir nachlesen, wie wir dafür sorgen
können, dass das Licht unseres Glaubens nicht ausgeht. Prüfen, was Gott gefällt. Es meint ein permanentes
Prüfen, ob das was ich tue, Gott gefällt. Erinnert euch an den Bezug zu Mt 7, wo Jesus sagt, „Nicht alle die
Herr, Herr sagen, werden in das Himmelreich kommen. Nur die, die den Willen meines Vaters tun.“ Im Brief
an die Römer schreibt Paulus in Kapitel 12 auch vom Prüfen. Dort schreibt er, erneuert euer Denken, indem
ihr prüft, was Gottes Wille ist.
Auf diese Stelle bin ich über das Stichwort „erneuern“ gestoßen. Das Öl muss erneuert werden. Also habe
ich überlegt, was muss in unserem Glauben erneuert werden. In Römer 12 steht es: Unser Denken muss
ständig erneuert werden. Nicht nur einmal, als wir zum Glauben gekommen sind. Paulus spricht hier von
einem permanenten Vorgang. Ist, das was ich jetzt denke richtig? Ist das gut, gefällt das Gott und führt es
an das Ziel? Mit diesen Kriterien sollen wir unser Verhalten reflektieren. Z.B. wenn wir uns über jemand
ärgern, wenn wir irgendwo einen Vorteil rausschlagen könnten, wenn wir um etwas gebeten werden und
denken, dafür habe ich jetzt keine Zeit. Wachsam sein bedeutet, neu denken, reflektiert handeln. Stellet
euch nicht dieser Welt gleich, schreibt Paulus in diesem Zusammenhang. Nach welchen Maßstäben handle
4
ich? Ist das geistlich, wie ich hier reagiere? Vieles, wie in unserer Gemeinde reagiert wird - ich eingeschlossen - ist nicht geistlich sondern sehr menschlich. Wir müssen unser Verhalten vor Gott reflektieren. Dann
wird unser Glaube leuchten. Lass Gott in dein Leben hineinleuchten, dann wird sichtbar, was gut und
schlecht ist. Trenne dich von den finsteren Verhaltensweisen. Die können manchmal sehr fromm aussehen.
In Römer 13 ab Vers 11 wird des noch weiter zugespitzt: Hier sind die Bezüge zum Gleichnis sehr deutlich
erkennbar:
11Wacht auf, denn wir sind unserer Rettung jetzt näher als zu Beginn unseres Glaubens.
12 Die Nacht ist fast vorüber; der Tag der Erlösung kommt bald. Deshalb lebt nicht in der Finsternis mit
ihren bösen Taten, sondern greift zu den Waffen des Lichts!
13 Unser Leben soll vorbildlich und ehrlich sein, damit es vor den Augen anderer Anerkennung findet.
Wir wollen nicht an ausschweifenden Festen
und Trinkgelagen teilnehmen, keinen Ehebruch begehen, nicht in sexueller Zügellosigkeit leben und uns
auch nicht auf Streit und Eifersucht einlassen.
14 Haltet euch an Jesus Christus, den Herrn, und lasst euer Leben von ihm bestimmen. Gebt euren Wünschen nicht so weit nach, dass ihr von euren Leidenschaften beherrscht werdet.
Das sind ganz konkrete Anweisungen, wie wir unseren Glauben am Brennen halten. Vielleicht habt ihr etwas anderes erwartet. Aber das sind die Dinge, die unseren Glauben auslöschen: selbstsüchtig sich von den
eigenen Wünschen bestimmen lassen, nicht nach Gottes Willen fragen, sondern so leben, wie man heute
eben lebt. Wer als Christ so lebt, dessen Glaubenslicht wird ausgehen. Das ist ein laues und freudloses
Christsein. Daher, halten wir uns an Christus, bleiben wir mit ihm ganz eng verbunden. Lassen wir uns von
ihm bestimmen, dann wird unser Glaube leuchten. Vielleicht habt ihr euch unter einem begeisternden
Glauben etwas anderes vorgestellt. Aber das sind die Dinge, die uns die Bibel nennt, wie unser Glaube hell
wird und brennt. Letztlich geht es um die Frage, wer bestimmt unser Leben? Lassen wir uns von unseren
Wünsche bestimmen oder von Christus? Wenn Christus uns bestimmt, dann leben wir aus seinen Ressourcen, dann wir unser Glaube nachhaltig sein. Ansonsten leben wir ein laues und träges und mühsames
Christsein, dessen Ressourcen schnell aufgebraucht sein werden. Wenn Christus uns in allen Bereichen
unseres Lebens bestimmt, dann wird unser Glaube hell strahlen, dann leben wir aus seinen Ressourcen.
Amen.
Reinhard Reitenspieß
5