Predigt zu Matthäus 25, 1-13, am Ewigkeitssonntag, 22.11.2015 in

Predigt zu Matthäus 25, 1-13, am Ewigkeitssonntag, 22.11.2015 in Reinsdorf
von Prädikant Christian Lange
Von den klugen und törichten Jungfrauen
1. Dann wird das Himmelreich gleichen zehn Jungfrauen, die ihre Lampen
nahmen und gingen hinaus, dem Bräutigam entgegen.
2. Aber fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug.
3. Die törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit.
4. Die Klugen aber nahmen Öl mit in ihren Gefäßen, samt ihren Lampen.
5. Als nun der Bräutigam lange ausblieb, wurden sie alle schläfrig und schliefen
ein.
6. Um Mitternacht aber erhob sich lautes Rufen: Siehe, der Bräutigam kommt!
Geht hinaus, geht ihm entgegen!
7. Da standen diese Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen fertig.
8. Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn
unsere Lampen verlöschen.
9. Da antworteten die klugen und sprachen: Nein, sonst würde es für uns und
euch nicht genug sein, geht aber zum Kaufmann und kauft für euch selbst.
10. Und als sie hingingen zu kaufen, kam der Bräutigam, und die bereit waren,
gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür wurde verschlossen.
11. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr, tu
uns auf!
12. Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch
nicht!
13. Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde (in der der
Menschensohn kommen wird).
Sind Sie auch schon mal zu spät gekommen? Zum Beispiel zur Straßenbahn.
Wie ärgerlich, wenn einem vor der Nase die Tür zu geht und man muss in der
Kälte stehen bleiben und warten, bis die nächste Bahn ankommt.
Das ist unangenehm, und 10 Minuten können ziemlich lang werden. Ärgerlich,
aber nicht lebensgefährlich.
Anders in dem Gleichnis Jesu. Hier geht es um ein Zuspätkommen in der
Ewigkeit. In seiner Endzeitrede auf dem Ölberg sagt uns Christus: Nehmt euren
Glauben nicht auf die leichte Schulter! Das ist lebensgefährlich. Für die
Ewigkeit!
Jesus erklärt das seinen Jüngern- damit auch uns heute-am Beispiel einer
Hochzeit. Man muss wissen, wie das damals ablief. Nicht so wie heute, mit
Standesamt und Kirche.
Damals wurde der Bräutigam abgeholt und zum Haus seiner Braut geführt.
Damit er also nicht so allein durch die Stassen ziehen musste (und sich die
Sache vielleicht noch einmal anders überlegt…) kam ihm eine
Empfangsdelegation der Braut entgegen. Das waren junge Mädchen, die mit
der Braut gut bekannt, oder verwandt, waren. Die Brautjungfern.
Da man damals noch keine so genauen Uhrzeiten und Termine einzuhalten
hatte, konnte es aber sein, dass der Bräutigam nicht so wie geplant pünktlich
kam. Manchmal dauerte das. Aus Gründen, die wir heute nicht mehr so recht
nachvollziehen konnten. Vielleicht hatte er den passenden Schlips verlegt, oder
der Vater bastelte noch am Brautgeschenk herum. Egal, manchmal verzögerte
sich eben die Ankunft des Bräutigams.
Und damit sagt Jesus uns, seinen Jüngerinnen und Jüngern: Ihr kennt nicht die
Stunde, die Zeit, wenn es soweit ist: Die Stunde meiner Wiederkunft.
Jesus ist also im übertragenen Sinn der Bräutigam. Und die Gemeinde wird in
dem Gleichnis durch die Jungen Mädchen dargestellt, die ihm auf dem Weg
entgegengehen. Zur Großen Hochzeitsfeier.
Die zehn Brautjungfern teilen sich nun in zwei Gruppen: Eine schusselige und
eine clevere. Je zu gleichen Teilen: Fünf törichte und fünf Kluge.
Was macht nun den Unterschied, wer ist hier klug und wer töricht? Es ist eine
nicht so sichtbare Kleinigkeit, die den Unterschied macht: Ein kleines
Fläschchen- in der Handtasche.
Die Mädels nehmen alle eine Öllampe mit. Das heißt, sie alle denken voraus,
sie planen einen Zeitverzug ein. Bis dahin sind eigentlich alle zehn klug. Es
könnte sogar dunkel werden, bis der Bräutigam kommt. Das heißt, warten.
Irgendwo am Weg ausharren. Und wer schon mal in Israel war, der weiß, dort
unten wird es schnell finster, ohne lange Dämmerung. Und dann sollte man
besser eine Taschenlampe einstecken haben.
Aber fünf von den Mädels sind doch echt übervorsichtig, oder? Die nehmen
noch den Ersatz- Akku, nein, ein Reservefläschchen mit. Das ist doch eigentlich
übertrieben, wie lange soll denn das dauern! Will der Bräutigam nun die Braut
oder nicht? Dann sollte er sich doch sputen, sonst gibt es gleich den ersten
Krach…
Und dann dauert das. Es wird dunkel, die Lampen werden entzündet.
Nichts geschieht. Die Grillen zirpen im Gras, die Nacht ist schwarz und kalt.
Allmählich glaubt keiner mehr so recht, dass da nochmal ein Bräutigam
auftaucht. Jede sucht sich ein gemütliches Plätzchen. Sie werden müde des
Wartens, sie schlafen mit brennenden Taschenlampen ein.
Aber dann, als alle eingeschlafen sind auf der Gartenbank am Wegesrand, da
passiert es. Als keiner mehr damit rechnet, da kommt der Bräutigam. Und dann
schnell das Licht an. Aber ohweh, damit hatte keiner gerechnet, der Akku hat
nur noch 12 Prozent, nein, ich meine das Öllämpchen ist beinahe ausgebrannt!
Wer sollte denn das auch wissen, dass der so spät kommt!
Jetzt geht die Hektik los, ja, die haben tatsächlich noch Öl in der Reserve, die
ganz Cleveren. Teilen wollen sie nicht. Auch klar, sonst ist es in der halben Zeit
doppelt so finster und der Bräutigam steht im Dunkeln. Geht natürlich nicht.
Schnell den Akku laden, das dauert. Schnell zur Tanke Öl kaufen- dauert auch.
Egal, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Sie stolpern im Dunkeln los zum
Kaufmann.
Während die Einen in Panik losrennen, gehen die anderen auftragsgemäß dem
Bräutigam entgegen. Sie begrüßen sich herzlich und gehen den Weg, erleuchtet
im Dunkel, gemeinsam bis zum Haus der Braut. Dort steht alles bereit für das
Festmahl. Hell leuchtet ihnen die geöffnete Tür entgegen. Mit Musik, Gesang
und Fröhlichkeit werden sie empfangen. Dann, als alle eingetreten sind, wird
die Tür verschlossen. Dunkelheit draußen, Licht und Wärme drinnen.
Da kommen die fünf Zuspätkommer. Sie hämmern an die Tür: He, wir haben
uns solchen Stress gemacht, nun lasst uns wenigstens rein. Lasst uns nicht hier
draußen in der Dunkelheit!
Die Tür wird geöffnet, aber nur einen schmalen Spalt breit. Ein abweisendes
Gesicht erscheint. Nein, ihr gehört hier nicht rein. Ich kenne euch nicht. Schon
ist die Tür wieder fest verriegelt.
Eingangs fragte ich Sie: Sind Sie schon mal zu spät gekommen?
Das, worum es hier ging, ist nicht die Straßenbahn, die alle zehn Minuten fährt.
In dem Gleichnis sagt uns Jesus:
Wer hier zu spät ist, für den ist es endgültig. Für ewig.
Liebe Gemeinde, heute, zu Ewigkeitssonntag, da bewegen wir uns zwischen
zwei großen Gedanken:
Der erste große Gedanke gilt unseren Lieben. Von denen wir im vergangenen
Jahr, oder schon früher, Abschied nehmen mussten. Die Trauer bestimmt
unsere Erinnerungen. Manchmal freuen wir uns auch in der Erinnerung an das
schöne, was man gemeinsam erleben durfte. Doch dann wird uns umso mehr
bewusst: Der liebe Mensch ist nicht mehr hier.
Und ich bin allein mit der Frage, wohin ist er, ist sie gegangen. Ist sie, ist er
durch die Tür in das Festmahl hineingegangen? Oder war sein letzter Weg ein
ZU SPÄT? Manchmal haben wir Gewissheit und sagen zuversichtlich, ja, er oder
sie sind im Himmel angekommen.
Manchmal beschleichen uns Zweifel und die Angst erdrückt uns. Was, wenn
nicht? Wenn Vater, oder Mutter vielleicht nicht in der Kirche waren, Christus
abgelehnt haben?
Diese Angst, diese Zweifel können und sollen wir allein dem anvertrauen, der
Himmel und Erde gemacht hat. Nur in ihm ist Antwort- nur Jesus allein gibt den
Trost. Wir wissen nicht, welche Wegstrecke ein Mensch zwischen Leben und
Tod noch gegangen ist.
Wir, als Menschen auf dem Weg zu ihm, können nicht darüber entscheiden:
Der ist ein cleverer Mensch oder ein törichter Mensch gewesen, im Sinne des
Gleichnisses von den zehn Brautjungfern.
Aber eine dringende Frage geht an uns, und das ist der zweite große Gedanke,
den wir an diesem heutigen Ewigkeitssonntag bedenken müssen:
Was wird aus mir? Wo stehe ich im Glauben? Bin ich bereit?
Ja, ich sage mal nicht wir sollten uns Gedanken machen. Denn das Gleichnis
lehrt uns: Wir wissen nicht Zeit noch Stunde, wenn Jesus wiederkommt. Und
ich kann nicht wissen, ob ich nicht selbst einer von denen bin, die am nächsten
Ewigkeitssonntag mit vorgelesen werden.
Deshalb, liebe Schwester, lieber Bruder: Wir müssen uns jetzt darüber klar
werden!
Über die Frage: Bin ich bereit für das Kommen des Bräutigams? Erwarte ich ihn
überhaupt noch? Oder glaube ich eher nicht, dass Jesus wiederkommt?
Diese Frage kann ich nicht für Sie beantworten, das geht nur Sie und Jesus
etwas an. Ich mache Ihnen Mut zum eigenen Nachdenken, heute an diesem
Sonntag. Vielleicht nehmen Sie sich heute Zeit, auf dem Friedhof oder zu
Hause. Und dann beten Sie!
Noch einmal zum Schluss:
Das Wort aus Jesu Mund, aufgeschrieben von Matthäus, vorgelesen heute hier,
das soll uns ermahnen und trösten. Jesus sagt uns:
Es gibt ein Fest im Himmel für mich, für dich! Und wir sind bereits auf dem Weg
dahin, der Bräutigam kommt schon. Heute ist Gelegenheit, Öl nachzutanken.
Oder den Akku aufzuladen.
Dazu lade ich Sie jetzt herzlich ein, denn auch ich brauche wieder neuen
„Leuchtstoff“. Ich lade Sie ein, gemeinsam mit mir zu beten:
Lieber Herr Jesus! Ich darf heute weinen.
Nimm mich neu auf in die Weggemeinschaft zu dir. Du beschenkst mich mit
dem Licht des Lebens. Fülle mich mit Glaube, Liebe und Hoffnung. Fülle mich
mit großer Dankbarkeit für alles, was ich aus deiner Hand erhalte!
Jesus ich bitte dich: Leite mich deine Wege!
Amen.
Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen
und Sinne in Christus Jesus. G:Amen.