Ein Erfahrungsbericht Mein Auslandssemester in West Virginia 2014

Ein Erfahrungsbericht
Mein Auslandssemester in West Virginia 2014
Name:
Patrizia Müller
E-Mail-Adresse:
[email protected]
Heimathochschule:
Pädagogische Hochschule Heidelberg
Studiengang:
Lehramt an Grundschulen
Gasthochschule:
Bethany College, West Virginia, USA
Austauschzeitraum: 20. August 2014 – 15. Dezember 2014
Erstellungsdatum:
28. Dezember 2014
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Bedingt durch mein Englischstudium an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg
hatte ich mich schon von Beginn an auf ein Semester im englischsprachigen Ausland
eingestellt und meine Augen und Ohren offen gehalten. Da ich schon seit der Schulzeit eine
gewisse Faszination für Amerika, insbesondere den U.S.A., hegte, konzentrierte sich meine
Suche nach dem passenden Ort auch auf diesen Kontinent
.
Meine dort gesammelten Erfahrungen beschreibe ich Fragenden immer als sehr
kostbar. Ich muss sagen, dass diese Erfahrungen nicht nur aus positiven Ereignissen und
Empfindungen bestehen, jedoch sollte man genau dies auch von einem Auslandsaufenthalt
erwarten. Gerade die etwas schwierigeren Situationen haben meiner persönlichen
Entwicklung
und
meiner
Weltansicht
im
Allgemeinen
sehr
gut
getan.
Die Unterstützung der Baden-Württemberg-Stiftung hat mir ebenfalls vieles
erleichtert. Dass die finanzielle Stütze natürlich mehr als hilfreich war, vor allem, da die
Ausbildung in Amerika relativ kostspielig ist, ist vermutlich keine Überraschung. Durch das
Stipendium wurde mir das Studium in den U.S.A. erst ermöglicht. Das Einzigartige an dieser
Stiftung ist jedoch das Engagement auf sozialer Ebene. Durch verschiedene Feste und andere
Treffen bleiben Stipendiaten in Kontakt und man hat das Gefühl, dass jeder Einzelne von uns
für die Stiftung sehr wertvoll ist.
Nun erst einmal zurück zum Anfang. Wie schon erwähnt, war der Kontinent Amerika
von Anfang an ein relativ klares Ziel. Neben der Option an das College in Halifax, Kanada zu
gehen, erwies sich das Bethany College in West Virginia ebenfalls als tolle Möglichkeit. Nach
dem Infoabend an meiner Hochschule und den dort vorgetragenen Erfahrungsberichten fiel
meine Wahl schnell auf das kleine, familiäre Bethany in den Wäldern West Virginias.
Da die Wahl getroffen war, ging es an den Bewerbungsprozess. Dieser erwies sich als
relativ unkompliziert, da Prof. Dr. Müller-Hartmann alle benötigten Unterlagen und eine
genaue Anweisung zur Bewerbung bereitstellte. Hier kam uns Bewerbern seine jahrelange
Erfahrung und enge Verbindung zu dem College sehr zugute. Bei Fragen konnte man ihn
immer anschreiben oder persönlich in seinen Sprechstunden vorbeischauen - in dringenden
Fällen auch unangemeldet. Wenn er als Ansprechperson in Deutschland einmal unter
Zeitmangel stand, konnten wir uns problemlos direkt an Herr Menz in Bethany wenden.
Herr Menz ist die zuständige Ansprechperson für alle internationalen Studenten am
Bethany College und hat mich bei meinen Vorbereitungen auf das Semester unterstützt und
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meinen Aufenthalt am College zu einer Erfahrung gemacht, die als sehr angenehm,
unkompliziert und sehr persönlich beschrieben werden kann. Herr Menz ist selbst Deutscher
und lebt als Professor zusammen mit seiner Frau, zwei Hunden und einer Katze in dem
kleinen Bethany direkt neben dem Campus. Durch sein Engagement und seine Ideen hat er
den gesamten Aufenthalt zusätzlich positiv beeinflusst.
Bei meinen Vorbereitungen in Heidelberg konnte alles Wichtige sehr leicht und
schnell durch Mails geklärt werden und ich bekam noch einmal eine Checkliste aus Bethany
zugeschickt,
um
sicherzustellen,
dass
ich
auch
nichts
vergesse.
Zeitgleich konnte ich mich nun auch schon um ein Stipendium bei der BadenWürttemberg-Stiftung bewerben, um rechtzeitig zu wissen, ob ich Unterstützung erhalten
werde. Der Bewerbungsprozess war sehr strukturiert. Zuerst erstellte ich ein Profil im
Internetportal der Stiftung und stellte dort die benötigten Dokumente ein, wie zum Beispiel
einen Lebenslauf, die Immatrikulationsbescheinigung und das Motivationsschreiben. Dies
musste alles bis zu einem gewissen Zeitpunkt geschehen, um zu einem persönlichen
Auswahlgespräch eingeladen zu werden. Nach den Gesprächen bekam ich zeitnah eine
Zusage für das Stipendium und ich konnte mich voller Freude und Spannung auf die Abreise
vorbereiten.
Um die Kurswahl musste ich mich schon vor der Einreise kümmern. Herr Menz
sendete uns die Kursliste des Colleges zu und bat mich, ihm meine Auswahl zukommen zu
lassen. Somit wusste ich schon sehr früh, welche Kurse ich belegen konnte und meine
Vorfreude stieg an. Wenn mir ein Kurs doch nicht gefiel, konnte man ihn innerhalb der ersten
Woche des Semesters ohne Probleme wechseln. Die Auswahl an Kursen war sehr groß und es
war kein Problem, überall einen Platz zu erhalten.
Wenn man einen Kurs wählt, hat man diesen normalerweise zwei- bis dreimal die
Woche. Das bedeutet, dass Hausaufgaben und Aufsätze meistens zügig erledigt werden
müssen, da man sie noch in derselben Woche vorzeigen soll. Dieses Kurssystem war zwar
ungewohnt für mich und zwischenzeitlich auch ziemlich anstrengend, aber schon nach kurzer
Zeit kam ich zu dem Schluss, dass es mir sehr gut gefiel, laufend am Lernen und Schreiben zu
sein, da ich mir so eine gewisse Disziplin aneignen konnte, viel Wissen mitnahm und mich in
meinem schriftlichen Englisch sehr verbesserte. Man sollte sich zwar darauf einstellen, für
das Studium dort sehr viel lesen, lernen und schreiben zu müssen, jedoch sollte das einem
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keine Angst machen, eher das Gegenteil sollte der Fall sein. Dadurch konnte ich das Meiste
aus den vier Monaten herausholen.
Wenn ich jedoch gerade nicht am Lernen war, wollte ich so viel wie möglich von
Amerika miterleben. Das College liegt zwar etwas weiter weg von größeren Städten und ohne
Auto kommt man nicht weit, dennoch gibt es einiges zu unternehmen. „StudentLife“, eine
Organisation auf dem Campus, ist dafür zuständig, Ausflüge zu organisieren, um das Leben
am College so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Während meines Semesters
wurden regelmäßig Busse und Shuttles organisiert, um die Studenten zu Football- und
Eishockeyspielen zu fahren, Einkaufstrips zu umliegenden Malls zu ermöglichen und diverse
andere Ausflugsziele anzusteuern. Eines davon war zum Beispiel ein Ausflug an Halloween
in einen Freizeitpark nahe Pittsburgh. Durch die organisierten Ausflüge wurde mir nie
langweilig.
Schulbus für Ausflüge
Ich hatte auch die Möglichkeit, verschiedenen Clubs beizutreten. Diese trafen sich
meist einmal die Woche zu Organisationssitzungen und veranstalteten viele Events und
Aktivitäten. Meine Wahl fiel auf den German Club und APO, eine Charity-Organisation der
Greek Hills. Durch den Beitritt in den German Club wurde es mir ermöglicht, an einer
Konferenz für Fremdsprachenlehrer in Morgantown teilzunehmen. Die Kosten dafür wurden
fast vollständig von dem Club selbst übernommen. Auch ein nachgestelltes Oktoberfest durfte
natürlich nicht fehlen und ich persönlich fand es sehr schön mitanzusehen, wie viel Mühe sich
die Teilnehmer des Clubs dafür gaben.
Auch APO machte mir sehr viel Freude, da sich die Organisation für verschiedene
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Menschen einsetzte, die durch Krankheiten oder Unglücksfälle gezeichnet waren. In meiner
Zeit dort sammelten wir zum Beispiel Spenden für krebskranke Kinder in Pittsburgh.
Ich konnte generell die Erfahrung machen, dass für jeden Studenten Aktivitäten dabei
waren, die ihn ansprachen und ich möchte jedem zukünftigen Austauschstudenten empfehlen,
solchen Clubs beizutreten, um wertvolle Erfahrungen sammeln zu können.
Campbell-Village,Bethany
Einen großen Teil meines Aufenthaltes in Bethany verbrachte ich mit Musik. Es gab
viele Möglichkeiten, mich musikalisch weiterzubilden und auch die Professoren nahmen mich
mit offenen Armen auf, da das Fach Musik am College nur eine relativ kleine Anzahl an
Studenten aufweist. Ich konnte Klavierunterricht nehmen, dem Rock Ensemble beitreten,
Kunstgeschichte studieren, ein Teil des Chors sein und lernen, wie man Lieder im Tonstudio
aufnimmt.
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Klavierraum
Aufnahmestudio
Neben der tollen Kursauswahl waren auch die Erfahrungen außerhalb des
Collegelebens sehr schön und ich konnte viel über das Land und die Leute lernen. Drei
meiner deutschen Mitstudenten, mit denen ich mich im Laufe des Semesters sehr gut
angefreundet hatte, und ich entschieden uns dazu, über das verlängerte Wochenende im
Oktober nach Washington D.C. zu reisen, um die Hauptstadt der U.S.A. hautnah erleben zu
können. Dieses Wochenende war einer der schönsten und aufregendsten Momente meines
Aufenthaltes in Amerika. Daher kann ich nur jedem einen Ausflug in diese wunderschöne
Stadt empfehlen.
Wir hatten den Tipp bekommen, mit dem „Megabus“ zu reisen, einem Unternehmen das mit
den Fernbussen in Deutschland vergleichbar ist, da es mit Abstand die günstigste
Reisemöglichkeit war.
Auch über Thanksgiving hatten wir eine Woche Ferien, damit jeder Student zusammen mit
seiner Familie feiern konnte. Als Austauschstudent muss man jedoch keine Angst haben,
alleine auf dem Campus zurückzubleiben, da ich die Erfahrung machen durfte, dass
Amerikaner niemanden alleine zurücklassen würden. Ich habe sehr viele Einladungen
bekommen, die Feiertage mit verschiedenen Kommilitonen und ihren Familien zu verbringen.
Jasmin, eine der andere Deutsche, und ich entschieden uns für zehn Tage Cleveland.
Thanksgiving bot mir die besondere Möglichkeit, ein paar Tage in einer
amerikanischen Familie zu leben und zu erleben, wie unglaublich gastfreundlich und offen
Amerikaner sind. In diesen zehn Tagen fühlte ich mich wie ein Teil der Familie und es fiel
mir schwer, sie am Ende der Ferien wieder zu verlassen. Ich kann daher nur jedem
zukünftigen Austauschstudenten empfehlen, eine Einladung dieser Art anzunehmen, um zu
erfahren, wie es im amerikanischen Familienleben zugeht.
Die letzten zwei Tage meines Auslandsemesters verbrachte ich dann noch zusammen
mit einer deutschen Freundin in Pittsburgh. Ich bin froh über diese Entscheidung, da ich noch
einmal Zeit mit zwei neu gewonnenen Freundinnen vom College verbringen konnte, die
zufälligerweise in Pittsburgh wohnten und zu diesem Zeitpunkt auch dort waren.
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Alles in allem war mein Auslandssemester in Bethany mit vielen positiven und
ereignisreichen Erfahrungen verknüpft und ich bin froh, dass ich die Möglichkeit genutzt
habe.
Falls man sich für dieses College entscheidet, oder generell ein Semester im Ausland
plant, sollten jedoch ein paar Dinge beachtet werden, damit der Aufenthalt so stressfrei wie
möglich wird. Zuerst einmal sollte man immer alle notwendigen Dokumente im Blick haben.
Am hilfreichsten ist es, sich Checklisten anzulegen und so früh wie möglich mit dem
Abhaken der einzelnen Punkte zu beginnen. Sobald man die Zusage des Colleges hat, ist es
besonders wichtig, sich zeitnah um das Visum zu kümmern, da dieses manchmal ein paar
Tage oder Wochen in Anspruch nehmen kann. Auch um den Flug sollte sich so früh wie
möglich gekümmert werden, da ich leider die Erfahrung machen musste, relativ viel Geld für
meine Tickets zahlen zu müssen.
Letztendlich, und das sollte ich eigentlich nicht erwähnen müssen, ist es für eine
positive Auslandserfahrung sehr vorteilhaft, so offen wie möglich an die fremde Kultur
heranzutreten. Ich habe Amerikaner als ein sehr offenes und freundliches Volk erlebt und mit
dieser schönen Einstellung sollte man auch ihnen gegenübertreten. Denn dann kann einem
tollen und aufregenden Semester nichts mehr im Wege stehen.
Hiermit erkläre ich mich einverstanden, dass mein Bericht auf den Websites des BadenWürttemberg-STIPENDIUMs www.bw-stipendium.de und der Baden-Württemberg Stiftung
www.bw-stiftung.de veröffentlicht werden darf.
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