Glaube und Demut - chr. Lebensberatung Viersen

Glaube und Demut
Es gibt so einige Begriffe in unserem christlichen Sprachgebrauch, die über die Jahrzehnte und
Jahrhunderte hinweg von ihrer eigentlichen Bedeutung weg, mit neuen Sinngehalten gefüllt
wurden. Dadurch wurden oftmals die tiefen Wahrheiten, die mit diesen Begriffen verbunden
waren bis zur Unkenntlichkeit verschleiert. Dies führt zu nachhaltigen Problemen in der
Glaubensverkündigung und dem Glaubensleben der Christen.
Zwei solcher Begriffe möchte ich heute betrachten: Glaube und Demut.
Glaube:
hebr.: aman (aw-man)
In der Grundbedeutung treu sein, vertrauen
griech.: pistis
Grundbedeutung: das Treueverhältnis von Bündnispartnern und d. Zuverlässigkeit ihrer
Zusagen; allg. d. Glaubwürdigkeit von Aussagen, Berichten
Urspr. von peitho
sich binden, trauen, vertrauen; (zustandegekommen aufgrund von Überredung bzw.
Überzeugung), daher: sich auf etw. verlassen
Glaube heißt von der Grundbedeutung her also „Vertrauen” innerhalb einer Beziehung.
Vertrauen ist aber immer an eine Person gerichtet und erhält erst in der Reaktion dieser Person
ihre Wertigkeit. Das Vertrauen alleine hat in sich keine Wirksamkeit, die über die Beziehung
zwischen dem Vertrauenden und dem Vertrauten hinausgeht.
Heute verstehen wir unter Glauben im christlichen Sinne oftmals aber eine eigene
Gesetzmäßigkeit, die in sich Kraft für irgendwelche Wirksamkeiten (wie z.B. Wunder) habe.
Dies führen wir auf Aussagen Jesu zurück, wie: „Ihr Kleingläubigen...” oder „Wenn ihr nur
Glauben hättet ......” usw.
Übersetzen wir dies aber in ihre ursprüngliche Bedeutung zurück:
„Ihr so wenig Vertrauenden .....” oder „Wenn ihr nur Vertrauen würdet ....”
wird sofort deutlich, dass Jesus eigentlich von der vertrauensvollen Haltung zu Gott redet, der
sehr wohl willig und stark ist, in diesen Situationen einzugreifen.
Zu Glauben bedeutet also nicht eine mystische geistlich-fromme Leistung zu erbringen, damit
göttliche Gesetzmäßigkeiten in unserem Leben geschehen können, sondern Glauben bedeutet
ein zunehmend tiefes Vertrauensverhältnis zu Gott aufzubauen.
Glauben bedeutet also Vertrauen in der Person Gottes zu haben und in seine
Vertrauenswürdigkeit.
Lesen wir also in der Bibel davon, dass etwas geschah weil Jemand genug Glauben hatte, will
uns das Wort eigentlich sagen, dass dieser Mensch genug Vertrauen zu Gott aufbrachte, dass
ER in dieser Art und in dieser Situation handeln würde.
Wenn wir das verstehen, führt uns der Glaube in die vollkommene Abhängigkeit zu Gott.
Nichts was wir tun oder zu tun im Stande sind, kann uns Hilfe sein, sondern immer nur Gott,
auf dem wir unser Vertrauen setzen.
© Charly Lücker 05.2005
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Glaube und Demut
Wie gestaltet sich nun konkret Glauben / Vertrauen zu Gott
Vertrauen wird immer auf dieselbe Art gebildet und nimmt an Stärke zu. So auch unser
Glaube / Vertrauen zu Gott.
Zunächst sind wir gefordert einen Vertrauensvorschuss zu geben.
Dies tun wir entweder, weil wir eine Beziehung zu Jemanden aufbauen wollen, der uns
Beziehungswürdig erscheint, oder weil uns Jemand davon überzeugt hat, dass unser Vertrauen
in ihn nicht vergeblich sei.
Also entweder wir gewinnt eine Person vom ersten Erleben her unser Herz, so dass wir bereit
sind unser Vertrauen in die Beziehung zu dieser Person zu setzen, oder diese Person hat uns
im ersten Erleben durch seine Worte oder sein Handeln davon überzeugt vertrauen zu
investieren.
So ist es auch bei Gott.
ER kommt in unser Leben und offenbart sich in der Art, das wir bereit sind IHM einen
Vertrauensvorschuss zu geben.
Dieser Vertrauensvorschuss ist immer eine freiwillige Leistung von uns und trägt immer in sich
das Risiko der Enttäuschung, das der, dem wir unser Vertrauen gaben, sich nicht unserem
Vertrauen würdig erwiesen könnte.
Vertrauen wächst durch Vertrauenswürdigkeit
Erweist sich die Person, der wir Vertrauen entgegenbrachten als Vertrauenswürdig, sind wir
bereit weiteres Vertrauen in diese Beziehung zu investieren.
Das heißt, dass wir aufgrund der Bestätigung unseres ersten Vertrauens nun bereit sind auch
weitergehendes Vertrauen in diese Person zu setzen. Wir erweitern also unsere
Vertrauenserfahrungen. Wir testen aus, ob sich das Gegenüber auch in anderen Bereichen
bewährt.
In der Regel loten wir die Beziehung immer wieder durch solche Vertrauenserweise aus, um
die Grenzen dieser Beziehung zu erfahren.
Durch erlebte Vertrauenswürdigkeit sind wir auch bereit in anderen Bereichen zu Vertrauen.
Wenn wir nun einige positive Erfahrungen mit der Vertrauenswürdigkeit einer Person gemacht
haben, sind wir auch bereit unser Vertrauen zu dieser Person ebenfalls in Bereichen
einzusetzen, in denen wir noch keine Erfahrungen mit der Person gemacht haben.
In Bezug auf Gott bedeutet dies, das wir Gott einen Vertrauensvorschuss geben, weil er uns
vermittelt hat, dass er unsere Sünden vergeben wolle und uns freisetzen will.
Nachdem wir erfahren haben, dass Gott dazu tatsächlich Willens und in der Lage war, etwas
so fast unmögliches zu tun, sind wir bereit weiteres Vertrauen in IHN zu investieren. Wir
glauben an IHN.
Da sich Gott auch weiterhin als Vertrauenswürdig erweist, fangen wir an mehr und mehr IHM
auch in Bereichen unseres Lebens zu vertrauen, in denen wir noch keine Erfahrungen mit IHM
gemacht haben.
Zudem wollen wir mehr und mehr von Gott erfahren. Wer er ist und was seine Person
ausmacht. Seine Werte und Ansichten.
© Charly Lücker 05.2005
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Glaube und Demut
Dies finden wir in Römer 10:17 „Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die
Verkündigung aber durch das Wort Christi”
In der Verkündigung des Wort Gottes werden wir mit den Wesenszügen Gottes vertraut
gemacht und mit seinem Handeln an Anderen, die ihm vertrauten.
Auf der Basis unsrer eigenen Vertrauens- / Glaubenserfahrungen sind wir bereit weiteren
Glauben / Vertrauen auf Gott zu setzen.
Unser Glaube an Gott macht sich also an unserem Vertrauen auf Gott fest. Glaube ist in
sich keine eigene Kraft oder hat in sich keine eigenen Wirksamkeiten. Glaube ist immer
das Vertrauen auf Gott und findet seinen Wert in dem Wesen Gottes.
Demut:
Die Demut hat im Wort Gottes zwei Bedeutungen.
Zum einen hat sie eine Bedeutung in Bezug auf Gott.
Der Demütige erkennt die maßlose Größe Gottes und seine eigene kleine Größe in Bezug
dazu und erkennt Gottes Größe an. Er demütigt sich also vor Gott, indem er diese
Anerkennung von Gottes überragende Größe kundtut.
Dies tut der Demütige aber nicht, weil er dazu durch Gewalt gezwungen wird, sondern aus
ehrlichen und freien Herzen.
Zum anderen in Bezug auf andere Menschen.
Hier ist Demut immer eine freiwillige Entscheidung eines starken Herzens zu Gunsten eines
anderen Menschen. Der Demütige stellt sich unter sein Gegenüber, ohne sein Selbst dabei zu
verlieren.
Das bedeutet nicht unbedingt, dass der sich demütigende immer über mehr Macht oder Gewalt
oder Reichtum verfügt als derjenige, vor dem er sich demütigt. Es bedeutet aber immer, dass
der sich demütigende in Bezug auf den anderen Menschen ein freies Herz und innere Stärke
besitzt.
Demut ist also in Bezug auf Menschen immer die freie Entscheidung eines innerlich Starken.
Jesus, als Vorbild des Glaubens demonstrierte diese Demut. Wir lesen davon in
Philipper 2:1 Wenn es nun irgendeine Ermunterung in Christus gibt, wenn irgendeinen
Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn irgendein herzliches
Mitleid und Erbarmen, 2 so erfüllt meine Freude, dass ihr dieselbe Gesinnung und
dieselbe Liebe habt, einmütig, eines Sinnes seid, 3 nichts aus Eigennutz oder eitler
Ruhmsucht tut, sondern dass in der Demut einer den anderen höher achtet als sich
selbst; 4 ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern ein jeder auch auf das der anderen!
5 Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war, 6 der in Gestalt
Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein. 7 Aber er machte sich
selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden
ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, 8 erniedrigte er sich selbst und
wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. 9 Darum hat Gott ihn auch hoch
erhoben und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen ist, 10 damit in dem
Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen,
11 und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.
© Charly Lücker 05.2005
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Glaube und Demut
Ein verzagender, an sich zweifelnder Mensch kann sich nicht demütigen. Dieser kann sich nur
unterwerfen.
Demut ist immer „der Mut zu dienen”.
Ein Beispiel dafür finden wir in der Bergpredigt:
Matth. 5:38 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. 39 Ich
aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn jemand dich auf deine
rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar; 40 und dem, der mit dir
vor Gericht gehen und dein Untergewand nehmen will, dem lass auch den Mantel! 41
Und wenn jemand dich zwingen wird, eine Meile zu gehen, mit dem geh zwei! 42 Gib
dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will!
Jesus spricht hier nicht von einer willfährigen Unterwerfung unter die Rechte der
Besatzungsmacht der Römer. Er spricht von einer freiwilligen Entscheidung zur Demut. Indem
der Gläubige die innere Kraft hat sich nicht unterworfen zu empfinden, sondern im Gegenzug
gar noch sein Entgegenkommen über seine Pflicht hinaus handelt, beweist er seine Demut. Die
wiederum beschämt die unterwerfende Gewalt.
Durch Demut wird der Gläubige frei von innerer Rebellion und von Bitterkeit.
Dies führt uns zu dem Geheimnis der Demut im Glauben.
Demut bedarf also einer inneren Stärke.
Wenn man sich sowieso in einer bevorzugten Lebenssituation befindet, durch Reichtum o.ä.,
mag es nicht so schwer fallen, diese innere Stärke zu empfinden. Ebenso wenn man sich
gegenüber einem Anderen in einer besseren sozialen Position weiß.
Dennoch kann man immer wieder beobachten, dass Geld und sozialer Stand bei weitem nicht
die innere Stärke vermittelt, die zur Demut notwendig ist.
Innere Stärke macht sich an anderen Dingen fest. Das Wissen, dass man geliebt wird und
seinen Halt in Beziehungen zu Anderen hat, kann diese Stärke vermitteln.
Vor allem anderen aber wird uns die richtig verstandene Beziehung zu Gott diese innere
Stärke vermitteln. Denn in IHM sind wir geborgen und ER liebt uns, nicht um unserer Werke
willen, sondern um unserer Selbst willen.
Hier verbinden sich Glauben im Sinne des Vertrauen auf Gott und Seiner Haltung zu uns und
unsere Kraft zur Demut.
Demut unter den Christen
In Philipper 2 haben wir ja bereits davon gelesen, dass wir im Umgang miteinander an dem
Beispiel Jesu lernen sollen.
Wenn wir in der üblichen Haltung verharren, uns an dem Gegenüber zu messen und möglichst
besser stehen zu wollen, gelangen wir nicht zu dem Ziel des Glaubens. Indem wir aber um
Gottes Liebe zu jedem Einzelnen von uns und zu uns selber wissen, vermögen wir uns
zugunsten des Anderen zu demütigen und aus freiem Entschluss das Gute für den Anderen zu
suchen. Aus Konkurrenz wird so eine Gemeinschaft der Liebe.
Demut ist also ohne den recht verstandene Glauben nicht möglich. Beide Begriffe finden in
ihrer eigentlichen Bedeutung erst die wahre Tiefe und Reichtum.
© Charly Lücker 05.2005
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