Sachbezogenes Verhandeln - Prof. Dr. Mintken: Wissenschaft und

Prof. Dr. Mintken VDI
Universität Kassel
SS 15
Master of Public Administration
Sachbezogenes Verhandeln
Mit dem sachbezogenen Verhandeln soll erreicht werden, dass alle Beteiligten durch das
Verhandlungsergebnis gewinnen.
Am günstigsten erscheint die Strategie „win-win“, d.h. „jeder kann gewinnen“.1 Diese
Strategie wird mit dem an der Universität Harvard
Program“
3
verfolgt.
Dieses
baut
darauf,
2
dass
entwickelten „Harvard Negotiation
es
jenseits
der
vorgetragenen
entgegengesetzten Positionen (= Vordergrund) sowohl gegensätzliche (konfligierende) als
auch gemeinsame Interessen (= Hintergrund) der Beteiligten gibt. Es wird versucht, an die
gemeinsamen
Interessen
anzuknüpfen.
Mit
einer
win-win-Lösung
erscheint
eine
4
Zustimmung der Beteiligten möglich, ohne dass jemand „das Gesicht verlieren“ würde.
Das sachbezogene Verhandeln kann in allen Lebensbereichen praktiziert werden. Je größer
die Bereitschaft der Beteiligten zu konstruktiven Lösungen ist, desto größer sind die
Erfolgsaussichten für das sachbezogene Verhandeln. Wie bei allen Verhandlungen ist auch
bei dem sachbezogenen Verhandeln der Zeitdruck ein zweischneidiger Faktor: Auf der einen
Seite behindert Zeitdruck möglicherweise die genaue Situationsanalyse, auf der anderen
Seite fördert ein gewisser Zeitdruck auch die „Abschlussbereitschaft“.
1
Zu einigen philosophischen und psychologischen Aspekten vgl. auch GRUNWALD, Wolfgang:
Konfliktmanagement. Denken in Gegensätzen. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 1995, Beilage 43, S. 18 - 23.
2
Harvard-Universität in Cambridge, Massachusetts, USA.
3
Wörtliche Übersetzung: „Harvard Verhandlungs-Programm“.
4
Vgl. FISHER, Roger; URY, William; PATTON, Bruce: Das Harvard-Konzept. 22. Aufl. Frankfurt a. M., New York
2004.
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Für das Vorgehen nach dem Muster des sachbezogenen Verhandelns gibt es 4
Grundregeln:
Sachbezogene Konfliktlösung nach dem Harvard Negotiation Program
Grundregel
Erläuterung
1. Nicht Positionen, sondern Interessen in Hinter den vorgetragenen Positionen stehen
den Mittelpunkt stellen
Interessen der vortragenden Partei. Die vorgetragenen
Positionen sind meistens eng formuliert. Dagegen
eröffnen die Interessen häufig einen größeren
„Interessen statt Positionen“
Verhandlungsspielraum.
2. Schwierigkeiten zwischen den
Die Verbindung zwischen Emotionen und dem
beteiligten Personen und Sachprobleme Sachproblem behindert in der Regel die
getrennt voneinander behandeln
Problemlösung. Sie muss daher aufgetrennt werden.
„Trennen statt Vermischen“
3. Vor der Entscheidung verschiedene
Wahlmöglichkeiten entwickeln
„Wahlmöglichkeiten statt Fixierung“
4. Das Ergebnis auf objektive
Entscheidungskriterien aufbauen
„objektive Kriterien statt subjektive
Einschätzungen“
Die vorschnelle Festlegung auf nur eine
Lösungsmöglichkeit behindert die Kreativität. Die
Beteiligten sollten daher zunächst eine Palette von
Lösungsmöglichkeiten entwickeln (je nach
„Verhandlungsklima“ getrennt oder gemeinsam).
Es müssen vor der Entscheidung faire, neutrale
Kriterien für die Auswahl der besten Lösung vereinbart
werden, z.B. Gesamtnutzen, niedrigster Aufwand,
Expertenmeinung.
Zusammenstellung: Prof. Dr. Mintken
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Vereinbarung als Verhandlungsergebnis
Am Schluss einer Verhandlung steht ein Ergebnis, im Erfolgsfall eine Vereinbarung. Im
Anschluss an den Abschluss der Vereinbarung kommt es darauf an, diese dauerhaft in die
Wirklichkeit umzusetzen (zu implementieren). Die Akzeptanz der gefundenen Lösung wird,
wie auch bei anderen Vereinbarungen, begünstigt durch folgende Merkmale:
Akzeptanz von Vereinbarungen
1. Die Vereinbarungen sind klar, eindeutig und widerspruchsfrei formuliert
2. Die Vereinbarungen richten sich nicht gegen zentrale Interessen einer Partei
3. Die Vereinbarungen legen fest, was jede Partei zu tun oder zu unterlassen hat
4. Zwischen den Parteien besteht ein gewisses Maß an Vertrauen
5. Die Vereinbarungen sind auch Dritten bekannt
6. Werden die Vereinbarungen nicht eingehalten, ist mit Sanktionen zu rechnen
7. Die Beachtung der Vereinbarungen bringt Vorteile
Literatur- und Quellenhinweise
MINTKEN, Karl-Heinz: Praktische Kommunikation. Münster 2013
Autor:
Prof. Dr. Karl-Heinz Mintken VDI
Dipl.-Ing. Dipl.-Päd.
Freier Wissenschaftler
Cloppenburger Str. 458
26133 Oldenburg
www.profdrmintken.de
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