„Es wird alles digitalisiert, was digitalisiert werden kann“

Pressemitteilung
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Nr. 7
1. Februar 2016
„Es wird alles digitalisiert, was digitalisiert werden kann“
1. Landeskongresses Gesundheit in Stuttgart liefert Impulse für die
Digitalisierung im Gesundheitswesen / Keynote von EU-Digital-Kommissar
Günther Oettinger
Rund 250 Entscheider und Verantwortungsträger aus Ärzteschaft, Verbänden,
Kliniken und Krankenkassen sowie der Führungsebenen der Sozialverwaltung und
Kommunen diskutierten beim 1. Landeskongress Gesundheit
Baden-Württemberg über „E-Health – die Digitalisierung im Gesundheitswesen“.
Der Kongress (29. Januar 2016) fand paralell zur Fachmesse MEDIZIN und dem 51.
Ärztekongress der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg statt.
Altpeter: „Am Ball bleiben“
Digitale Lösungen böten die Chance, Arbeits-, Organisations- und
Behandlungsabläufe zu verbessern, sagte Katrin Altpeter, Ministerin für Arbeit und
Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren des Landes Baden-Württemberg, in
ihrem Grußwort. Im Bereich der Telemedizin sei man im Lande bereits gut
aufgestellt. „Wir dürfen uns aber nicht zurücklehnen, sondern müssen am Ball
bleiben!“ Es gelte, „hohe Qualität mit einer hohen Wirtschaftlichkeit“ zu
verbinden. Eine Förderung seitens des Landes solle daher „nicht nach dem
Gießkannenprinzip“ erfolgen, sondern in enger Abstimmung mit der
Koordinierungsstelle Telemedizin, so die Ministerin. Für einen nachhaltigen Erfolg
sei es wichtig, Wissenschaft, Wirtschaft, Leistungsträger und Patienten am Prozess
zu beteiligen. „Ich bin sicher, dass auch die eine oder andere Forderung bei der
Politik landen wird“, sagte sie. „Ich erwarte in nächster Zeit Hausaufgaben.“
Oettinger: Datentransport verbessern
Geht es nach dem EU-Kommissar für digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther
Oettinger, dann kann mit diesen Hausaufgaben kaum früh genug begonnen
werden. Die digitale Revolution durchdringe inzwischen sämtliche
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche, sagte er in seinem
Keynote-Vortrag. Im Großen und Ganzen liege man in Europa hinter der
Entwicklung zurück, insbesondere gegenüber den USA und China. „Vor 2020 wird
entschieden sein, wer zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern gehört. Es
geht hier nicht um Industrie 4.0 – es geht um Wirtschaft 4.0, um freie Berufe 4.0
und um Krankenhaus 4.0!“
Ein Schlüssel zur digitalen Zukunft im Gesundheitswesen sei die Akzeptanz des
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mobilen Arbeitsmarktes, sagte Oettinger, der sich für einen neuen Umgang mit
Patientendaten aussprach. Wechselnde Wohn-, Arbeits- und Ausbildungsorte und
die damit verbundenen häufigen Arztwechsel erschwerten oft eine effiziente
Behandlung von Patienten. Man müsse zwar den Datenschutz gewährleisten, aber
den Datentransport verbessern, um „Qualität und Kosteneffizienz“ zu fördern. Die
Sicherheit der transportierten Daten müsse freilich zu jedem Zeitpunkt gegeben
sein, um unerlaubte Zugriffe auszuschließen.
Ein schneller Datentransport erfordere zudem den weiteren Ausbau der digitalen
Infrastrukturen, fuhr Oettinger fort. „Wir brauchen eine Gigabyte-Economy und
-Society. Ein Landarzt kann eher Schlaglöcher als ein Funkloch akzeptieren.“ Nicht
zuletzt müsse die digitale Qualifikation vorangetrieben werden, insbesondere in
Deutschland, wo es aufgrund der Alterspyramide weniger „digital natives“ gebe
als in anderen Ländern.
Telemedizin bietet „hervorragenden Mehrwert“
Auch für die medizinische Forschung, die Pharmaindustrie und die dort
arbeitenden Menschen sei die Thematik von größter Bedeutung, mahnte der
EU-Kommissar. „Das Gesundheitswesen betrifft sicherlich an die 15 Prozent
unseres europäischen Bruttoinlandsprodukts. Künftige Forschung kann nur auf
Basis hochwertiger Patientendaten gelingen. Vorne wird also derjenige sein, der
über solche Daten in Echtzeit verfügt. Wenn die Forschung in Kanada oder
Singapur bessere Daten bekommt, geht sie weg.“
Insgesamt biete die Telemedizin einen „hervorragenden Mehrwert“, erklärte
Oettinger. Die Debatte gehe jedoch weit über den Gesundheitssektor hinaus. „Es
wird alles digitalisiert, was digitalisiert werden kann.“ Er sehe deshalb sowohl
rechtlichen als auch ethischen Handlungsbedarf und forderte eine „kluge, digitale
Strategie“ mit „europäischem Weitblick“. Das europäische Gesundheitswesen mit
seinem ethisch-kulturellen Verständnis sei auf der ganzen Welt hochgeachtet,
betonte er. Es auch in einer digitalen Welt zu erhalten, sei „eine lohnenswerte
Herausforderung“.
Näheres im Internet unter: www.messe-stuttgart.de/medizin/
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