Automatisch sicherer

Pflanzenschutz
Halle 11, Stand B 43
Lemken hat ein aktives Federungssystem entwickelt, das horizontale Schwingungen dämpft.
Die Entwicklung wurde mit einer Silbermedaille prämiert.
Automatisch sicherer
Assistenzsysteme unterstützen den Fahrer und machen den Pflanzenschutz
sicherer und noch genauer. Dr. Andreas Herbst und Hans-Jürgen Osteroth vom
Julius Kühn-Institut geben einen Überblick über die neuesten Entwicklungen.
D
er Spritzcomputer übernimmt
immer mehr Aufgaben neben der
Regelung der Ausbringmenge:
Lenkung, Teilbreiten- und Vorgewendeschaltung, Steuern der Gestängehöhe,
Reinigen bis hin zur Dokumentation. In
vielen Fällen gehört das mittlerweile zur
Serienausstattung. Zur Messe stellen die
Firmen weitere Anwendungen vor.
Das neue System C-C-A (CurvesControl-Application) von Dammann
steuert bei Kurvenfahrten die Ausbringmenge von Teilbreiten separat. Im
Normalfall bringen alle Düsen die gleiche Menge aus. In Kurven, z. B. beim
Umfahren von Masten, bewegt sich der
äußere Teil des Gestänges deutlich
schneller als der innere, es kommt zur
Unter- und Überdosierung. Das C-C-A
soll an den Teilbreiten passend zur Effektivgeschwindigkeit des Gestänges
mehr oder weniger Flüssigkeit ausbringen. Dazu werden am Mehrfachdüsenträger unterschiedliche Düsen ange-
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Halle 12, Stand C 47
Das Gestänge möglichst dicht über den Bestand führen: Horsch
Leeb hat dazu eine aktive Gestängeaufhängung entwickelt,
die mit schnellen Hydraulikventilen arbeitet. Der geringe Zielflächenabstand kann die Abdrift reduzieren: Silbermedaille!
Halle 12, Stand C 04
Halle 15 Stand C 12
Fotos: Werkbilder
Beim Dammann C-C-A passt die
Elektronik die Ausbringmenge bei
Kurvenfahrten passend zur
Effektivgeschwindigkeit
des Gestänges an. Die
kurveninneren Düsen
bringen weniger
Mittel als die
äußeren aus. Die
Entwicklung wurde
mit Silber prämiert.
Kuhn stellt eine neue Fronttank-Lösung
vor. Es gibt 1 000 und 1 500 l Behältervolumen. Dazu kommen 190 l Klarwasser
und ein eigener Einspülbehälter.
Halle 15, Stand B 01
Das DynaJet-System von TeeJet kann
das Magnetventil der Düsen bis zu 10 Mal
pro Sekunde öffnen und schließen. Durch
das Ändern des Intervalls kann man den
Volumenstrom bei gleichem Druck und
Tropfenspektrum variieren. Das erweitert
den Geschwindigkeitsbereich
der Düse.
Halle 5, Stand D 38
Kverneland zeigt das Fronttanksystem iXtra. Front- und Hecktank lassen sich
gesteuert per Terminal zusammen oder getrennt nutzen. Das Volumen beträgt 1 300 l.
steuert bzw. der Spritzdruck verändert.
Das ist mit Silber prämiert worden.
Über das Dammann S-D-S (Sensorgestütztes-Düsensteuerungs-System) kann
die Ausbringmenge variabel je nach
Pflanzenentwicklung gesteuert werden.
Als gemeinsame Entwicklung mit Fritzmeier Umwelttechnik ermitteln bis zu
sechs Sensoren den Entwicklungsstand
und passen den Aufwand sektionsweise
an. Ein Jobrechner verarbeitet die
Daten und steuert die Ausbringmengen
über das Schalten der Mehrfachdüsenkörper und den Spritzdruck.
Im Tiefflug: Die neue Gestängeaufhän-
gung von Horsch Leeb soll vertikale Bewegungen reduzieren. Die aktive Lageregelung arbeitet mit schnellen Hydraulikventilen und soll das Gestänge so
sehr ruhig halten können. Diese Entwicklung ist besonders im Zusammen-
hang mit den bereits vor einiger Zeit
eingeführten cm Düsenabständen in
der Leitung wichtig. Das ermöglicht bei
gleicher Verteilqualität einen Zielflächenabstand von cm. Dabei haben
Windkanal-Versuche beim JKI gezeigt,
dass sich die Abdrift durch den geringen Zielflächenabstand auch bei feintropfiger Applikation drastisch reduzieren lässt. Mit normalen Gestängeaufhängungen ist dieser geringe
Abstand aber nur sehr eingeschränkt
möglich. Die neue Gestängeführung
wurde deshalb mit Agritechnica-Silber
prämiert.
Das neue Gestänge von Lemken ist
mit der Schwingungstilgung Swing Cut
ausgestattet. Das System soll horizontale Gestängebewegungen vermeiden, die
großen Einfluss auf die Gleichmäßigkeit der Verteilung haben. Durch horizontale Bewegungen (vor und zurück)
ändert sich die Geschwindigkeit des
Gestänges bezogen auf die Zielfläche
ständig. Erreicht wird die ruhige Lage
durch neuartige Dämpfer-Elemente, die
mit elektro-rheologischen Flüssigkeiten
arbeiten (ändern ihre Viskosität). Eine
D-Kamera erfasst bei dem mit Agritechnica-Silber prämierten System die
aktuellen Gestängebewegungen und regelt die Dämpfung.
Der Düsenmonitor „Sentry “ von
TeeJet ist eine Weiterentwicklung des
im Jahr vorgestellten Vorgängers
„T“. Er ermöglicht die Einzeldüsenüberwachung
mittels
kompakten
Durchflussmessern vor jeder Düse. Über
einen Bus verbunden, geben die Sensoren die Daten an das Überwachungsgerät weiter; ungleichmäßig spritzende
Düsen werden sowohl im Display als
auch über LED am Gestänge angezeigt.
Ab wird die PWM-Steuereinheit
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Pflanzenschutz
Halle 15, Stand C 53
Der Selbstfahrer Uragano
kommt von
Maschio/
Gaspardo.
Fahrwerk und
Kabine lassen
sich unabhängig in der Höhe
verstellen.
Dabei sind
Gestängehöhen über
3 m möglich.
Fotos: Werkbilder
Gestängeteile aus Karbon sollen deutlich
leichter als Stahlkonstruktionen sein.
altek wird einen Prototypen aus diesem
Material vorstellen.
DynaJet
Flex verfügbar sein. PWM
Pulsweitenmodulation
Pulsweitenmodulation)
(Pulsweitenmodulation)
bezeichnet die Taktung der
Einzeldüsenventile mit einer
Frequenz von Hz ( mal pro Sekunde). Die tatsächliche Ausbringmenge der Düse wird dann über den Anteil
der Öffnungszeit innerhalb eines Intervalls eingestellt. Durch das pulsartige,
sehr schnelle Öffnen und Schließen des
Ventils ist die Tropfengröße (weitgehend) unabhängig von der Menge/ha.
Beträgt bspw. der Anteil der Öffnungszeit %, wird die Hälfte des Tabellenwertes ausgebracht. Das bedeutet dann
für die Verteilung, dass bspw. bei einer
Geschwindigkeit von km/h theoretisch
über eine Strecke von etwa cm die
volle Dosis ausgebracht wird, die nächsten cm bleiben unbehandelt. Das soll
durch gegenläufiges Schalten benachbarter Düsen ausgeglichen werden.
Halle 17, Stand B 05
Hardi zeigt
die neuen
Anhängespritzen der
Reihe
Navigator mit
größeren
Behältern und
geändertem
Flüssigkeitssystem. Das
Regelsystem
soll jetzt
schneller
reagieren.
Halle 15, Stand C 13
Leistung bei Anbaugeräten: Auch
wenn sich viele Neuentwicklungen im
Bereich der Anhängespritzgeräte und
Selbstfahrer abspielen, gibt es auch bei
Anbaugeräten etwas Neues. Kverneland
kombiniert sein Anbaugerät iXter mit
der Fronttankspritze iXtra und erhöht
somit die Kapazität auf bis zu l.
Über das „Multi-Tank-Management“
kann der Fahrer selbst entscheiden, ob
er lieber die volle Kapazität mit dem
gleichen Pflanzenschutzmittel nutzt,
oder unterschiedliche Mittel getrennt
einfüllt. Über das Isobus-Terminal steuert der Anwender die unterschiedlichen
Flüssigkeiten in den Behältern und
kann sie auch unabhängig vom Fahrersitz aus mit dem Programm „iXclean
Pro“ reinigen. Eine integrierte Fronttank-Lösung wird auch Kuhn in Hannover vorstellen.
Hardi erweitert seine Anbauspritze
„Master plus“ mit einem neuen Reinigungssystem „Dilution Kit“ mit der
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Halle 13, Stand C 31
Möglichkeit, die Reinigung vom Schleppersitz aus zu starten. Zusätzlich werden mehr elektronische Ausstattungen
angeboten: vier verschiedene Terminals
mit oder ohne Isobus und automatische
Teilbreitenschaltungen sowie die automatische Gestängesteuerung. Speziell
zum Nachrüsten älterer Geräte ist der
„Spray Rover“ (baugleich mit TeeJet Matrix ) im Programm, der mit dem be-
John Deere
erweitert das
Angebot in
der mittleren
Leistungsklasse mit
den Modellen
M700(i) und
M900(i). Die
M700er gibt
es mit 2 400
bis 4 000 l
Volmen, die
M900er mit
5 200 und
6 200 l.
kannten Terminal HC nun auch
eine automatische Teilbreitenschaltung
möglich macht.
Die Serie Navigator wird um l
und l Behälter ergänzt. In Zukunft
wird auch hier, wie bei der Commander-Baureihe, ein neues Flüssigkeitssystem „DynamicFluid“ eingeführt, das
für schnellere Reaktionen des Reglers bei
Geschwindigkeitswechseln und bei Teil-
breitenschaltungen sorgen soll. Auch der
Selbstfahrer „ALPHA evo“ wird mit dem
neuen Flüssigkeitssystem ausgerüstet.
Gaspardo bietet den Selbstfahrer
„Uragano“ an, der mit zwei getrennten
Edelstahltanks ausgerüstet ist. In Reihenkulturen, wie z. B. Mais, sind Bodenfreiheiten von bis , m möglich und die
Spurweite lässt sich bis zu m hydraulisch verstellen. Das an einem Parallelogramm geführte Spritzgestänge bietet
, bis , m Arbeitshöhe.
Amazone stellt den Selbstfahrer „Pantera“ mit größerem l Behälter und
optimiertem Flüssigkeitssystem (kürzere Leitungen, optimierter Behältersumpf) vor. Die Kabine wurde beim JKI
geprüft und erfüllt die Kategorie . Sie
bietet damit den höchsten Schutz vor
belasteten Stäuben und Gasen. Das
Fahrwerk und der Antrieb wurden überarbeitet, optional gibt es jetzt auch eine
km/h – Zulassung.
Die Anhängeserie UX erhält
über die hydropneumatische Achsfederung eine Traktionsverstärkung, die
kurzfristig die Stützlast um t erhöht.
Die UX kann außerdem mit der
HighFlow-Ausrüstung für bis zu l
pro ha bei üblichen Geschwindigkeiten
ausgestattet werden – das ist vor allem
für die Flüssigdüngung oder im Gemüsebau interessant.
John Deere erweitert das Angebot an
Anhängespritzgeräten um die neue
Serie M(i) ( bis l) und
M(i) ( und l) für die mittlere Leistungsklasse unterhalb der R-Serie. Sowohl die Mi als auch die
Mi sind mit Isobus ausgerüstet. Das
ermöglicht u. a. einen Tank-Füll-Kalkulator für das korrekte Nachfüllvolumen,
automatische Gestängeführung (BoomTrac) sowie die Dokumentationssoft-
Halle 14, Stand G 05
Amazone hat die Pantera-Selbstfahrer überarbeitet.
Jetzt gibt es auch eine 50 km/h-Zulassung.
ware (FieldDoc). Die automatische Teilbreitenschaltung ist auch bei den Standardausführungen der M-Serie möglich.
Sicher entnehmen: Agrotop stellt das
System easyFlow vor, das die Entnahme
flüssiger Mittel aus kleinen Behältern
und Kanistern vereinfachen soll, wenn
das Gerät nicht mit einer Einspülschleuse ausgerüstet ist. Das in Zusammenarbeit mit Bayer CropScience entwickelte System besteht aus einem
Tank- und einem Kanisteradapter. Der
fest montierte Tankadapter besitzt eine
Spülwasserleitung. Der Kanisteradapter
wird per Überwurfmutter befestigt.
Beim Aufschrauben wird die Siegelfolie
durchstoßen, das Gebinde bleibt jedoch
über ein Ventil dicht verschlossen.
Erst wenn der Kanister auf das Tank-
Schnell gelesen
• Sensoren regeln die Aus-
bringmenge teilbreitengenau
in Kurven oder passend zum
Bestand.
• Aktive Federungen führen das
Gestänge sicher und dicht
über dem Bestand.
• Intelligente Fronttanks mit ge-
trenntem Kreislauf machen
die Anbauspritze leistungsfähig und vielseitig.
• Mehrfachdüsenkörper und
gepulste Düsenventile erlauben einen weiten Geschwindigkeitsbereich bei gleichem
Tropfenspektrum.
• Die Selbstfahrer werden
immer komfortabler.
Fotos: Werkbilder
Halle 15, Stand C 30
Der Tankadapter hat einen Spülmittelanschluss. Über einen integrierten
Schieber lässt sich das Mittel dosieren.
ventil aufgesetzt ist, kann man ihn über
das Ventil teils oder ganz entleeren.
Leere Kanister werden über den Spülwasseranschluss direkt gereinigt. Weil
der Anwender nicht mit dem Mittel in
Berührung kommen kann, wurde die
Entwicklung mit Silber ausgezeichnet.
Lechler fasst in Zukunft die bekannten ID- und die IDN-Düsen zusammen.
Alle Injektordüsen lassen sich dann von
bis bar einsetzen. Die Injektoren lassen sich zum eventuellem Reinigen auf
dem Feld außerdem wesentlich einfacher
und ohne Werkzeug entnehmen. Die bereits bekannte Düse „Syngenta -“
wird auch von Lechler als „PRE -“
angeboten. Beide Düsen sind identisch
und nur für den Vorauflaufeinsatz bei
höchster Abdriftminderung von %
vorgesehen. Aufgrund des breiten Spritzfächers zeigt sich eine sehr gleichmäßige
Verteilung. Allerdings muss am Feldrand
eine Randdüse eingesetzt werden, um
das Überspritzen zu verhindern.
Den integrierten Mehrfachdüsenkörper „Elektra“ mit drei Düsen stellt altek
vor. Das System schaltet elektrisch ein
und mechanisch wieder ab. Das soll für
einen geringen Stromverbrauch sorgen.
Bei Steuerung über einen Can-Bus ist
sogar eine Einzeldüsenschaltung möglich. Weil das Ventil stromlos geschlossen ist, kann kein Pflanzenschutzmittel
unbeabsichtigt austreten.
Im Rahmen eines Forschungsprogrammes entwickelt altek zusammen
mit einem Spezialisten ein Carbon-Gestänge, das an bestehende Gestängemittelteile (aus Stahl) adaptiert werden
kann. Je Gestängeseite sind bis zu drei
Segmente vorgesehen. Die äußeren Gestängeteile für ein m Gestänge sollen
ohne Mittelsegment, Ventile, Rohre und
Schläuche lediglich kg wiegen.
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