Laden, mischen, füttern – alles mit einer Maschine

Biogas
Selbstfahrende Futter­
mischwagen können
auch auf Biogasanlagen
wertvolle Hilfe leisten. Wir
haben Praktiker aus ganz
Deutschland nach ihren
Erfahrungen gefragt.
E
in Radlader mit Greifschaufel
packt 2 m3 Mais aus dem Silo,
wendet, fährt 200 
Meter und
kippt die Silage in den Dosierbehälter.
Dann fährt er zurück und lädt die
nächste Schaufel. So oder ähnlich beschickt der Großteil der über 8 000 Biogasanlagenbetreiber in Deutschland
täglich die Fermenter.
Bei Milchviehbetrieben mit Biogasanlagen kommt ein anderes Verfahren
immer mehr in Mode: das Füttern mit
einem selbstfahrenden Futtermisch­
wagen. Wir haben sechs Betriebe
aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen,
Bayern und Baden-Württemberg nach
ihren Erfahrungen befragt. Alle setzen
den Mischwagen sowohl für die Biogasproduktion als auch in der Rinderfütterung ein. In der Übersicht auf Seite 11
haben wir die Betriebe mit ihren Konzepten aufgeführt.
Bild links:
Thomas
Carstensen
aus Haselund
(SchleswigHolstein).
Bild rechts: Die
Entnahmefräse
des Mischwagens
hinterlässt eine
glatte Anschnittsfläche.
Wie Thomas Carstensen laden auch
andere Landwirte das Futter vom
Mischwagen per Förderband in den
Dosierer der Biogasanlage.
8
Fotos: Neumann
Laden, mischen, füttern –
alles mit einer Maschine
Die Vorteile, die sie nach zum Teil
mehrjährigem Einsatz festgestellt haben:
• Die Anschnittsfläche im Silo ist immer glatt. Dadurch gibt es weniger
Nacherwärmung und damit weniger
Verluste, was bei steigenden Substratpreisen ein wichtiges Argument ist.
Auch kann sich in der Silage weniger
Regenwasser als bei herkömmlicher
Entnahme mit der Greifschaufel sammeln.
• Mit der Entnahmefräse können die
Landwirte gezielt die obere Schicht sowie die meist minderwertigen Seitenränder im Silo für die Biogasanlage entnehmen. Die beste Silage bleibt dann
für die Kühe.
• Am Silo, aber auch beim Überfahren
über den Hof gibt es keine Bröckelverluste mehr. Dadurch sinkt der Reinigungsaufwand. Auch macht die Siloanlage einen besseren Eindruck auf
die Umwelt- und Wasserbehörden, die
immer häufiger Biogasanlagen kontrollieren.
• Wer vorher mit einem gezogenen
Futtermischwagen gearbeitet hat,
musste immer erst den Traktor mit Mischer und anschließend den Radlader
zum Befüllen zum Silo fahren. Mit
dem Selbstfahrer entfällt die Lauferei.
• Das Futter wird bereits im Fahrzeug
gemischt. Damit ist beim Eintragssystem weniger Aufwand nötig bzw. ist
ein einfacheres Dosiersystem möglich,
selbst bei einem hohen Grasanteil.
Auch sinken die Stromaufnahme der
Rührwerke sowie die Rührzeiten, weil
das Substrat homogener in den Fermenter gelangt.
• Die Mischung ist immer gleich und
homogen, es gibt keine Schichtenbildung, wie sie sonst bei großen Schubbodencontainern oder anderen Einbringsystemen ohne Mischfunktion
vorkommen. Daher erhalten die Bakterien im Fermenter immer das gleiche
Menü.
• Die Kabine mit Heizung und Klimaanlage bietet auch im Winter Komfort,
den so mancher Radlader vermissen
lässt. Bei Fütterungszeiten von 1 Stunde
pro Tag hilft das auch den Mitarbeitern.
Arbeitszeit gespart: Viele Betriebe
haben festgestellt, dass sich die Arbeitszeit mit dem Selbstfahrer reduziert.
„Wir müssen hinterher nichts mehr
sauber machen“, ist für Thomas Carstensen aus Haselund (Schleswig-Holstein) ein wichtiges Argument. Seit August 2010 ist dort der Selbstfahrer in
Betrieb. Er füttert die Kühe und die
Biogasanlage mit Grassilage aus zwei
verschiedenen Silos. Dadurch hat er
weitere Wege zur Biogasanlage.
Anton Günthner-Biller aus Aßling
(Bayern) spart im Kuhstall gegenüber
dem zuvor eingesetzten gezogenen
Misch­
wagen 45 Minuten Arbeitszeit
pro Tag ein, bei der Biogasanlage etwas
weniger.
Schneller ist er in der Biogasproduktion jetzt beim Befüllen. Denn er füt9
Biogas
Bild links:
Das Förderband im
Betrieb von Anton
Günthner-Biller aus
Aßling.
Fotos: Neumann
Bild rechts:
Landwirt
Günthner-Biller hat
sinkenden Dieselverbrauch festgestellt.
tert ein Menü aus Gras, CCM, Grün­
roggen, Getreide-Ganzpflanzensilage
und Silomais. Dazu kommen Gülle und
Mist, die er aber extra in die Biogasan­
10
lage einfüllt. Früher musste er dafür
immer erst den Radlader zum Silo fah­
ren, dann den gezogenen Futter­
mischwagen holen. Sein Dieselver­
brauch liegt heute bei 13 l/h. „Das ist
weniger, als wir vorher beim Radlader
benötigt haben“, hat er festgestellt.
Denn der Radlader hatte eine Greif­
Übersicht 1: Die Konzepte der Betriebe im Überblick
Name
Carstensen
GünthnerBiller
Hoyer
Gut
Sossau
Francksen
Benne
190 kW
190 kW
200 kW
380 kW
380 kW
800 kW
210
65
55
250
250
160
Hersteller Mischwagen
Storti
Siloking
Siloking
Siloking
Strautmann
Marmix
Größe Mischwagen
16 m3
13 m3
13 m3
15 m3
17 m3
18 m3
140 PS
175 PS
170 PS
200 PS
Größe Biogasanlage
Anzahl Kühe/Bullen u. Rinder
Leistung Mischwagen
140 PS
175 PS
Einspülsystem
Vertikalmischer
Einbringtechnik in Fermenter
Schnecken- Schneckendosierer
dosierer
Überladetechnik ins
Einbringsystem
Förderband
Förderband
Futter-Komponenten Biogas1)
2
5
4
Fütterungsmenge pro Tag (im
Selbstfahrer, nur Biogas)
11 t
9t
10 t
Mischungen pro Tag (Biogas)
2
2
2
3
3
4
Umfüllzeit (1 Mischung)
–
5-8 Min.
2-4 Min.
ca. 5 Min.
8 Min.
2,5 Min.
Arbeitszeit Fütterung/Tag2)
45 Min.
ca. 45 Min.
50 Min.
60 Min.
60 Min.
70 Min.
Betriebsstunden pro Jahr
300
500
500
1 200
700
600
3)
Füllen der
Förderband
Vorgrube
Schnecken- Schneckendosierer
dosierer
Teleskoplader
Förderband
3
2
5
12 t
18 t
30 t
Die Betriebe sind
nach der Größe der
Biogasanlage
sortiert.
1) Nur die im Selbstfahrer gemischten Komponenten, also ohne Gülle und Mist;
2) Für die Biogasanlage, inklusive Vor- und Nachbereitung; 3) Für die Fütterung von Kühen und Biogasanlage
11
Biogas
Bild links:
Thomas
Stadl, Gut
Sossau.
schaufel mit 3 m3 Volumen. Da musste
er rund zehnmal pro Tag vom Silo zum
Fermenter und zurück fahren, um den
Dosierer zu füllen.
Im Gut Sossau in Grabenstätt (Bay­
ern) mit einer 385 kW-Biogasanlage ließ
sich die Arbeitszeit mit dem Selbstfah­
rer mit 15 m3 Mischwanne deutlich ver­
ringern. „Wir haben eine zeitlang mit
dem Teleskoplader gefüttert, als der
Selbstfahrer zur Inspektion war. In der
Zeit haben wir doppelt so lang ge­
braucht“, so die Erfahrung von Thomas
Stadl, stellvertretender Betriebsleiter.
Für Florian Hoyer haben die Investi­
tionskosten für den Selbstfahrer ge­
sprochen. In dem Betrieb mit 55 Kühen
aus Glonn (Bayern) war der gezogene
Mischwagen mit 8 m3 zu klein gewor­
den. Als dann die Biogasanlage dazu
kam, hätte er einen neuen Futter­
mischwagen für den Stall, eine Dosier­
anlage für die damals neue Biogasan­
lage sowie in ein neues Beladefahrzeug
Fotos: Neumann
Bild rechts:
Das
Förderband kann
Stadl
durchs
Fenster
vom Mischwagen aus
anstellen.
investieren müssen. Zwar kostet ein
Mischwagen je nach Leistung und Aus­
stattung von 110 000 bis 230 000 
€
(netto). Allerdings zahlt man auch für
einen Radlader zwischen 80 000 und
200 000 €. „Da war der Selbstfahrer die
günstigere Lösung, da wir damit nur
eine statt drei Maschinen haben“, be­
gründet er die Entscheidung.
Geringer Stromverbrauch: Dank des
Selbstfahrers hat er auch eine sehr ein­
fache Einbringtechnik bei der Biogas­
anlage wählen können: Die Mischung
füllt er direkt in eine Vorgrube. Das
Futter besteht zur Hälfte aus Grassi­
lage, dazu kommen Mais- und Ganz­
pflanzensilage, Lieschkolbenschrot und
– per Radlader eingefüllt – Pferdemist.
Außerdem pumpt er täglich 5 m3 Gülle
aus dem Kuhstall sowie 50 m3 Flüssig­
keit aus dem Endlager in die Grube.
Das gesamte Material geht dann noch
durch einen Mazerator, bevor es in den
Fermenter gepumpt wird. „Damit zer­
kleinern wir sowohl die frische Grassi­
lage als auch die unvergorenen Fasern
aus dem Endlager sehr fein“, beschreibt
Hoyer. Das Ergebnis: Trotz des hohen
Grasanteils gibt es keine Schwimmde­
cken im Fermenter. Das Fermentersub­
strat hat nur einen TS-Gehalt von 7 %.
Und die Kombination aus Vormischung
im Selbstfahrer und Flüssigfütterung
sorgt für einen sehr niedrigen
Strom-Eigenverbrauch. Dieser liegt mit
5 bis 7 % (inklusive BHKW) nur bei der
Hälfte dessen, was sonst bei der Gras­
vergärung üblich ist.
Das so vergorene Material führt auch
im Endlager zu einem sehr dünnflüssi­
gen Gärrest, der sich problemlos auf
dem Grünland ausbringen lässt.
Den Einsparungen stehen z. T. hö­
here Kosten gegenüber. Dazu zählt ne­
ben den Betriebskosten für Diesel auch
der Verschleiß, vor allem an den Fräs­
messern. „Bei Grassilage ist der Ver­
Bild links:
Florian Hoyer
füllt die Mischung direkt in
die Vorgrube,
wo sie mit Gülle
gemischt wird.
Fotos: Neumann
Bild rechts:
Florian Hoyer:
„Für uns war der
Selbstfahrer die
günstigste
Lösung.“
12
Biogas
Bild links:
Steffen Benne
hat mit seinem
vorherigen Misch­
wagen sehr
schlechte Erfahrungen gemacht.
Fotos: Neumann
Bild rechts:
Geschickte Lösung
à la Eigenbau: Ein
fahrbares Förderband, das beim
Befüllen auf einer
Schiene fährt.
schleiß höher, nach 1 600 Betriebsstun­
den müssen die Messer raus“, so die Er­
fahrung von Thomas Stadl.
Viele Störungen:Doch beim Messer­
tausch bleibt es leider nicht bei allen
Betrieben. Steffen Benne aus Frittlin­
gen (Baden-Württemberg) hat nach
fünf Jahren bzw. 4 000 Stunden Lauf­
zeit in den Selbstfahrer eines italieni­
schen Herstellers gut 40 000 € in Er­
satzteile gesteckt. Defekt waren unter
anderem die Entnahmefräse, die Au­
ßenhaut der Wanne und sehr oft die
Hinterräder. Zwar hatte er immer ein
Ersatzrad vorrätig. Dennoch hat das
immer wieder den Tagesablauf gestört.
Seit 2013 füttert er mit einem Modell
eines süddeutschen Herstellers. „Ich
hatte von diesem zwischenzeitlich ein
Ersatzfahrzeug, das vorher 27 000 Stun­
den auf einem ostdeutschen Großbe­
trieb gelaufen ist. Das zeigt, dass die
Maschinen durchaus länger halten
können“, betont er. Sein jetziger Selbst­
fahrer besteht allein aus 5 t Edelstahl,
der in der Mischwanne, aber auch im
Zuführkanal verbaut ist. Benne hält
nach seinen bisherigen Erfahrungen
eine Edelstahl-Ausführung für sehr
wichtig und rät jedem Käufer, auf
hochwertige Komponenten zu achten.
Um längere Ausfälle zu vermeiden,
sollten bei Komponenten wie Reifen
oder der Elektronik keine exotischen
Bauteile verwendet sein, damit man sie
schnell tauschen kann.
Auch Frerk Francksen aus Butjadin­
gen (Niedersachsen) hat nicht nur gute
Erfahrungen mit dem Selbstfahrer ge­
macht. Schon im ersten Jahr haben
14
ständige Ausfälle und Störungsmeldun­
gen vor allem vom Motor, aber auch ein
Ausfall der Vierradlenkung, Hydraulik­
lecks und viele andere Störungen das
Füttern zur Tortur werden lassen. Dazu
kommt der sehr hohe Verschleiß vom
Elevatorband hinter dem Fräskopf, das
bereits nach 500 Betriebsstunden. „So
ein Band kostet inklusive Einbau mal
eben 3 000 €“, ärgert sich Francksen.
Dennoch würde er heute auf den
Selbstfahrer nicht mehr verzichten
wollen. Als die Maschine mal wieder in
der Werkstatt war, hatte er längere Zeit
mit dem Teleskoplader gefüttert. In der
Zeit stieg der tägliche Futterverbrauch
der Biogasanlage mit 380 kW von 18 t
auf 22 t an. Francksen hatte das zu­
nächst auf die Silagequalität geschoben.
„Aber als wir den Mischwagen wieder
hatten, konnten wir die Fütterung nach
wenigen Tagen wieder um drei bis vier
Tonnen reduzieren“, stellte er fest. Bei
Kosten von 35 bis 40 € je Tonne Mais
bringt das also Einsparungen von über
Eine Kamera hilft Anton Günthner-Biller
beim Umfüllen in den Dosierer.
100 € pro Tag. „Aber ich rate jedem Be­
rufskollegen, sich vor dem Kauf bei an­
deren Landwirten nach den Erfahrun­
gen mit Zuverlässigkeit, Verschleiß,
Service der Werkstatt und Kulanz des
Herstellers zu erkundigen!“
Die Größe ist ein Kompromiss.Bei
der Wahl der Größe des Selbstfahrers
haben die Betriebe immer einen Kom­
promiss gewählt. Meistens haben sie
den Wagen so ausgelegt, dass er leis­
tungs- und größenmäßig zur Kuhzahl
und zum Stallgebäude passt. Denn er
muss sich ja gut auf der Futtergasse,
aber auch zwischen den Gebäuden ran­
gieren lassen. Zum Befüllen der Biogasanlage sind dann mehrere Mischun­
gen pro Tag nötig. „Aber ein größerer
Mischwagen steht kostenmäßig in
keinem Verhältnis zu der zweiten
Mischung“, ist Landwirt Günthner-Bil­
ler überzeugt, der mit einem 8 m3-Wa­
gen arbeitet. Dennoch muss der Wagen
auch Leistung bringen. „Mit 175 PS
Leistung und Sechs-Zylinder-Motor ist
er für die Biogasanlage optimal ausge­
legt, da er nicht immer Vollgas laufen
muss“, lautet seine Erfahrung.
Ohnehin spart man bei einem größe­
ren Mischer nur die Fahrstrecke. „Die
Zeit für das Einfräsen und das Entladen
bleiben ja gleich“, nennt Landwirt
Benne den Grund, warum er sich gegen
ein größeres Fahrzeug entschieden hat.
Er füttert seine 800 kW-Biogasanlage
mit einem Selbstfahrer mit 18 m3 und
muss täglich vier Mischungen machen.
Für Entnehmen, Transportieren und
Ausladen benötigt er heute 0,6 Liter
Diesel pro Tonne Substrat. Seine Über­
Was vor dem Kauf zu klären ist
Auch wenn für die meisten Be­
triebe die positiven Eigenschaften
dieser Technik überwiegen: Vor dem
Kauf sollten Sie einiges beachten:
• Einige Finanzämter berechnen die
Lkw-Steuer, die 1 400 € im Jahr aus­
machen kann – sofern der Wagen
eine Straßenzulassung besitzt. Auch
ist die Führerscheinklasse L (bis
25 km/h) bzw. T (bis 40 km/h) nötig.
• Je mehr Komponenten gefüttert
werden, desto eher lohnt sich ein
Selbstfahrer: Nicht nur der Mischef­
fekt, sondern auch die eventuell kür­
zere Fahrtzeit können gegenüber ei­
nem Radlader mit Greifschaufel
Zeitvorteile bringen.
• Nach einer Auswertung der Firma
Mayer/Siloking ist ein Selbstfahrer
ab Entfernungen zwischen Silo und
Annahmedosierer von 30 Metern
und Silolängen ab 50 Metern schnel­
ler als ein Radlader.
• Der Selbstfahrer verbraucht Diesel.
Ein Betreiber hat für Entnehmen,
Fahren und Entladen einen Ver­
brauch von 0,6 l/t festgestellt. Dem­
gegenüber lässt sich Strom sparen,
denn Dosierer haben häufig Motoren
mit Leistungen von 30 bis 35 kW je
Mischschnecke. Nach einer Auswer­
tung von Mayer/Siloking verbraucht
ein Mischer mit drei Schnecken
0,37 kWh/t Material. Dazu kommen
die Dieselkosten für Rad- oder Teles­
koplader zum Einfüllen. Wer neu in
Fütterungstechnik investieren will,
hätte mit dem Selbstfahrer also eine
Alternative und könnte zum Einbrin­
gen eine einfache, energiesparende Va­
riante wählen.
• Das gilt auch für Betriebe, die von
einer zentralen Fütterung auf eine Be­
schickung für jeden Behälter umstei­
gen wollen. Denn eine zentrale Lösung
hat den Nachteil, dass beim Ausfall der
Fütterung oder des Fermenters (Be­
schädigungen beim Behälterdach, Ab­
stürzen der Biologie usw.) die gesamte
Anlage steht. Lassen sich dagegen
mehrere Behälter füttern, kann der
beschädigte Behälter per Bypass ausge­
klammert werden. Der mobile Selbst­
fahrer wäre in Kombination mit einfa­
chen Einbringtechniken für jeden Be­
hälter hierfür eine Lösung.
• Gibt es häufig Schwimmdecken,
Verstopfungen bei hohem Grassilage­
einsatz oder andere hydraulische Prob­
leme, könnte ein Selbstfahrer wegen
der Vorzerkleinerung (Entnahmefräse)
und der gleichmäßigen Mischung die
Rührzeiten und damit die Stromkos­
ten verringern.
• Wichtig ist ein stromsparendes
und verschleiß- bzw. störungsarmes
System, um die Mischung vom Fahr­
zeug in das Einbringsystem umzula­
den. Das System muss auch so ange­
legt sein, dass der Annahmebunker
gleichmäßig befüllt wird. Die meis­
ten der von uns befragten Betriebe
setzen dafür Förderbänder ein. Eine
Alternative sind ein Rad-/Teleskop­
lader oder Überladeschnecken am
Selbstfahrer, für die aber genügend
Platz zum Rangieren auf dem Hof
sein muss.
• Wer Mist in der Biogasanlage ein­
setzen möchte, muss eventuell einen
zusätzlichen Arbeitsschritt und wei­
tere Technik einplanen. Denn wenn
der Selbstfahrer auch zur Rinderfüt­
terung eingesetzt wird, soll der Mist
in der Regel nicht in den Mischwa­
gen gefüllt werden. Er wird stattdes­
sen per Teleskoplader oder ähnli­
chem in den Annahmebunker beför­
dert. Auch diese Kosten müssen in
die Kalkulation einbezogen werden.
• Der Service für Reparaturen, aber
auch für Wartung und Inspektion
sollte in der Nähe sein und reibungs­
los ablaufen. Denn die Fütterung ist
eine Schlüsselarbeit, Ausfälle kosten
enorm viel Geld.
15
Biogas
Schnell gelesen
legung: Wenn er mit einem großen Mi­
scher mit 30 oder 35 m3 arbeiten würde,
wäre eine viel höhere Motorleistung
und damit auch deutlich mehr Diesel
zum Mischen nötig. Auch wäre der
Verschleiß der Mischwanne höher. Für
die 300 m zwischen Silo und Dosierer
ist der Dieselverbrauch dagegen ver­
hältnismäßig gering. Für ihn steht da­
her fest: Mehrmals kleinere Mengen
mischen ist günstiger als eine große auf
einmal.
• Ein selbstfahrender Futter-
mischwagen kann die Effizi­
enz der Biogasanlagenfütte­
rung erhöhen.
• Die Vormischung lässt auf
einigen Betrieben die Strom­
kosten und den Futterver­
brauch sinken.
• Allerdings sind kostengünsti­
ge Systeme zum Umladen
vom Selbstfahrer in den An­
nahmedosierer notwendig.
Umladen per Förderband:Das ge­
• Auch sollten die Betreiber
Frerk Francksen: „Mit dem Selbstfahrer
sparen wir Futter für die Biogasanlage.“
fahrer montiert und in den Dosierer ge­
richtetet ist.
Das Förderband hat bei einem italie­
nischen Hersteller rund 11 000 € gekos­
tet. Bei deutschen Herstellern kann so
ein Förderband bei einer Überladeleis­
tung von 3 bis 4 t pro Minute auch
35 000 € (netto) kosten, wie aktuelle
Angebote zeigen.
Steffen Benne setzt auch ein Förder­
band ein, das ihn 7 000 € gekostet hat.
Zusätzlich hat er zusammen mit sei­
nem Bruder eine interessante Lösung
Foto:s Küper
mischte Substrat muss vom Selbstfah­
rer in den Annahmebehälter der Bio­
gasanlage umgefüllt werden. Frerk
Francksen füllt den Mischwagen-Inhalt
zusammen mit Mist per Teleskoplader
in den Dosierer. Das ist zwar ein zu­
sätzlicher Arbeitsschritt, aber eine rela­
tiv günstige Lösung. Die Alternative ist
auf den meisten anderen Betrieben ein
Förderband, auf das die Mischung um­
gefüllt wird. Dieses ist jedoch kosten­
mäßig nicht zu unterschätzen.
Im Betrieb Günthner-Biller ist das
Förderband 4,50 m lang, 1,30 m breit
und hat einen Motor mit 11 Kilowatt
(kW) Antriebsleistung. Im Betrieb be­
nötigt es jedoch nur rund 6 kW. Das
Umladen einer Füllung dauert zwi­
schen fünf und acht Minuten. Den
Füllstand des Dosierers kontrolliert er
mithilfe einer Kamera, die am Selbst­
Frerk Francksen füllt die Biomasse vom Selbstfahrer zusammen mit einem Radlader
in den Dosierer. Das ist eine günstige Alternative zum Förderband.
16
Fabrikate wählen, die sich bei
anderen Berufskollegen be­
währt haben.
gebaut: Das Förderband ist beweglich,
es fährt auf einer Schiene langsam
während des Befüllvorgangs vorwärts.
Parallel dazu fährt er mit gleicher Ge­
schwindigkeit mit dem Mischwagen.
Auf diese Weise lässt sich der fast zehn
Meter lange Abschiebebunker mit
50 m3 Volumen gleichmäßig befüllen.
Das Umfüllen einer Mischung dauert
nur 2,5 Minuten.
Von angebauten Lösungen wie Über­
ladeschnecken oder Überladebändern
an den Mischwagen hält er dagegen
nichts: „Die sind immer starr an der
Maschine. Man schleppt nicht nur das
Gewicht ständig mit, sondern ist auch
auf engen Höfen oder niedrigen Ställen
schlecht beweglich.“ Eine Überlade­
schnecke mit mehreren Winkeln
würde außerdem den Dieselverbrauch
und die Verschleißkosten erhöhen.
Benne ist der von uns befragte Land­
wirt mit den längsten Selbstfahrer-Er­
fahrungen. Bereits seit dem Jahr 2000
erzeugt er Biogas und füttert seit 2005
auch mit einem Selbstfahrer.
Trotz der negativen Erfahrungen, die
er mit dem Vorgängermodell gemacht
hat, würde er heute auf diese Technik
nicht mehr verzichten, selbst wenn er
keine Kühe hätte: „Gerade bei steigen­
den Futterkosten ist es wichtig, Lager­
verluste zu vermeiden und die Bakte­
rien im Fermenter mit einer guten Mi­
schung optimal zu versorgen, damit sie
möglichst viel aus dem Material heraus­
holen. Dafür ist der Selbstfahrer sehr
gut geeignet.“
Hinrich Neumann