Biogas Selbstfahrende Futter mischwagen können auch auf Biogasanlagen wertvolle Hilfe leisten. Wir haben Praktiker aus ganz Deutschland nach ihren Erfahrungen gefragt. E in Radlader mit Greifschaufel packt 2 m3 Mais aus dem Silo, wendet, fährt 200 Meter und kippt die Silage in den Dosierbehälter. Dann fährt er zurück und lädt die nächste Schaufel. So oder ähnlich beschickt der Großteil der über 8 000 Biogasanlagenbetreiber in Deutschland täglich die Fermenter. Bei Milchviehbetrieben mit Biogasanlagen kommt ein anderes Verfahren immer mehr in Mode: das Füttern mit einem selbstfahrenden Futtermisch wagen. Wir haben sechs Betriebe aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg nach ihren Erfahrungen befragt. Alle setzen den Mischwagen sowohl für die Biogasproduktion als auch in der Rinderfütterung ein. In der Übersicht auf Seite 11 haben wir die Betriebe mit ihren Konzepten aufgeführt. Bild links: Thomas Carstensen aus Haselund (SchleswigHolstein). Bild rechts: Die Entnahmefräse des Mischwagens hinterlässt eine glatte Anschnittsfläche. Wie Thomas Carstensen laden auch andere Landwirte das Futter vom Mischwagen per Förderband in den Dosierer der Biogasanlage. 8 Fotos: Neumann Laden, mischen, füttern – alles mit einer Maschine Die Vorteile, die sie nach zum Teil mehrjährigem Einsatz festgestellt haben: • Die Anschnittsfläche im Silo ist immer glatt. Dadurch gibt es weniger Nacherwärmung und damit weniger Verluste, was bei steigenden Substratpreisen ein wichtiges Argument ist. Auch kann sich in der Silage weniger Regenwasser als bei herkömmlicher Entnahme mit der Greifschaufel sammeln. • Mit der Entnahmefräse können die Landwirte gezielt die obere Schicht sowie die meist minderwertigen Seitenränder im Silo für die Biogasanlage entnehmen. Die beste Silage bleibt dann für die Kühe. • Am Silo, aber auch beim Überfahren über den Hof gibt es keine Bröckelverluste mehr. Dadurch sinkt der Reinigungsaufwand. Auch macht die Siloanlage einen besseren Eindruck auf die Umwelt- und Wasserbehörden, die immer häufiger Biogasanlagen kontrollieren. • Wer vorher mit einem gezogenen Futtermischwagen gearbeitet hat, musste immer erst den Traktor mit Mischer und anschließend den Radlader zum Befüllen zum Silo fahren. Mit dem Selbstfahrer entfällt die Lauferei. • Das Futter wird bereits im Fahrzeug gemischt. Damit ist beim Eintragssystem weniger Aufwand nötig bzw. ist ein einfacheres Dosiersystem möglich, selbst bei einem hohen Grasanteil. Auch sinken die Stromaufnahme der Rührwerke sowie die Rührzeiten, weil das Substrat homogener in den Fermenter gelangt. • Die Mischung ist immer gleich und homogen, es gibt keine Schichtenbildung, wie sie sonst bei großen Schubbodencontainern oder anderen Einbringsystemen ohne Mischfunktion vorkommen. Daher erhalten die Bakterien im Fermenter immer das gleiche Menü. • Die Kabine mit Heizung und Klimaanlage bietet auch im Winter Komfort, den so mancher Radlader vermissen lässt. Bei Fütterungszeiten von 1 Stunde pro Tag hilft das auch den Mitarbeitern. Arbeitszeit gespart: Viele Betriebe haben festgestellt, dass sich die Arbeitszeit mit dem Selbstfahrer reduziert. „Wir müssen hinterher nichts mehr sauber machen“, ist für Thomas Carstensen aus Haselund (Schleswig-Holstein) ein wichtiges Argument. Seit August 2010 ist dort der Selbstfahrer in Betrieb. Er füttert die Kühe und die Biogasanlage mit Grassilage aus zwei verschiedenen Silos. Dadurch hat er weitere Wege zur Biogasanlage. Anton Günthner-Biller aus Aßling (Bayern) spart im Kuhstall gegenüber dem zuvor eingesetzten gezogenen Misch wagen 45 Minuten Arbeitszeit pro Tag ein, bei der Biogasanlage etwas weniger. Schneller ist er in der Biogasproduktion jetzt beim Befüllen. Denn er füt9 Biogas Bild links: Das Förderband im Betrieb von Anton Günthner-Biller aus Aßling. Fotos: Neumann Bild rechts: Landwirt Günthner-Biller hat sinkenden Dieselverbrauch festgestellt. tert ein Menü aus Gras, CCM, Grün roggen, Getreide-Ganzpflanzensilage und Silomais. Dazu kommen Gülle und Mist, die er aber extra in die Biogasan 10 lage einfüllt. Früher musste er dafür immer erst den Radlader zum Silo fah ren, dann den gezogenen Futter mischwagen holen. Sein Dieselver brauch liegt heute bei 13 l/h. „Das ist weniger, als wir vorher beim Radlader benötigt haben“, hat er festgestellt. Denn der Radlader hatte eine Greif Übersicht 1: Die Konzepte der Betriebe im Überblick Name Carstensen GünthnerBiller Hoyer Gut Sossau Francksen Benne 190 kW 190 kW 200 kW 380 kW 380 kW 800 kW 210 65 55 250 250 160 Hersteller Mischwagen Storti Siloking Siloking Siloking Strautmann Marmix Größe Mischwagen 16 m3 13 m3 13 m3 15 m3 17 m3 18 m3 140 PS 175 PS 170 PS 200 PS Größe Biogasanlage Anzahl Kühe/Bullen u. Rinder Leistung Mischwagen 140 PS 175 PS Einspülsystem Vertikalmischer Einbringtechnik in Fermenter Schnecken- Schneckendosierer dosierer Überladetechnik ins Einbringsystem Förderband Förderband Futter-Komponenten Biogas1) 2 5 4 Fütterungsmenge pro Tag (im Selbstfahrer, nur Biogas) 11 t 9t 10 t Mischungen pro Tag (Biogas) 2 2 2 3 3 4 Umfüllzeit (1 Mischung) – 5-8 Min. 2-4 Min. ca. 5 Min. 8 Min. 2,5 Min. Arbeitszeit Fütterung/Tag2) 45 Min. ca. 45 Min. 50 Min. 60 Min. 60 Min. 70 Min. Betriebsstunden pro Jahr 300 500 500 1 200 700 600 3) Füllen der Förderband Vorgrube Schnecken- Schneckendosierer dosierer Teleskoplader Förderband 3 2 5 12 t 18 t 30 t Die Betriebe sind nach der Größe der Biogasanlage sortiert. 1) Nur die im Selbstfahrer gemischten Komponenten, also ohne Gülle und Mist; 2) Für die Biogasanlage, inklusive Vor- und Nachbereitung; 3) Für die Fütterung von Kühen und Biogasanlage 11 Biogas Bild links: Thomas Stadl, Gut Sossau. schaufel mit 3 m3 Volumen. Da musste er rund zehnmal pro Tag vom Silo zum Fermenter und zurück fahren, um den Dosierer zu füllen. Im Gut Sossau in Grabenstätt (Bay ern) mit einer 385 kW-Biogasanlage ließ sich die Arbeitszeit mit dem Selbstfah rer mit 15 m3 Mischwanne deutlich ver ringern. „Wir haben eine zeitlang mit dem Teleskoplader gefüttert, als der Selbstfahrer zur Inspektion war. In der Zeit haben wir doppelt so lang ge braucht“, so die Erfahrung von Thomas Stadl, stellvertretender Betriebsleiter. Für Florian Hoyer haben die Investi tionskosten für den Selbstfahrer ge sprochen. In dem Betrieb mit 55 Kühen aus Glonn (Bayern) war der gezogene Mischwagen mit 8 m3 zu klein gewor den. Als dann die Biogasanlage dazu kam, hätte er einen neuen Futter mischwagen für den Stall, eine Dosier anlage für die damals neue Biogasan lage sowie in ein neues Beladefahrzeug Fotos: Neumann Bild rechts: Das Förderband kann Stadl durchs Fenster vom Mischwagen aus anstellen. investieren müssen. Zwar kostet ein Mischwagen je nach Leistung und Aus stattung von 110 000 bis 230 000 € (netto). Allerdings zahlt man auch für einen Radlader zwischen 80 000 und 200 000 €. „Da war der Selbstfahrer die günstigere Lösung, da wir damit nur eine statt drei Maschinen haben“, be gründet er die Entscheidung. Geringer Stromverbrauch: Dank des Selbstfahrers hat er auch eine sehr ein fache Einbringtechnik bei der Biogas anlage wählen können: Die Mischung füllt er direkt in eine Vorgrube. Das Futter besteht zur Hälfte aus Grassi lage, dazu kommen Mais- und Ganz pflanzensilage, Lieschkolbenschrot und – per Radlader eingefüllt – Pferdemist. Außerdem pumpt er täglich 5 m3 Gülle aus dem Kuhstall sowie 50 m3 Flüssig keit aus dem Endlager in die Grube. Das gesamte Material geht dann noch durch einen Mazerator, bevor es in den Fermenter gepumpt wird. „Damit zer kleinern wir sowohl die frische Grassi lage als auch die unvergorenen Fasern aus dem Endlager sehr fein“, beschreibt Hoyer. Das Ergebnis: Trotz des hohen Grasanteils gibt es keine Schwimmde cken im Fermenter. Das Fermentersub strat hat nur einen TS-Gehalt von 7 %. Und die Kombination aus Vormischung im Selbstfahrer und Flüssigfütterung sorgt für einen sehr niedrigen Strom-Eigenverbrauch. Dieser liegt mit 5 bis 7 % (inklusive BHKW) nur bei der Hälfte dessen, was sonst bei der Gras vergärung üblich ist. Das so vergorene Material führt auch im Endlager zu einem sehr dünnflüssi gen Gärrest, der sich problemlos auf dem Grünland ausbringen lässt. Den Einsparungen stehen z. T. hö here Kosten gegenüber. Dazu zählt ne ben den Betriebskosten für Diesel auch der Verschleiß, vor allem an den Fräs messern. „Bei Grassilage ist der Ver Bild links: Florian Hoyer füllt die Mischung direkt in die Vorgrube, wo sie mit Gülle gemischt wird. Fotos: Neumann Bild rechts: Florian Hoyer: „Für uns war der Selbstfahrer die günstigste Lösung.“ 12 Biogas Bild links: Steffen Benne hat mit seinem vorherigen Misch wagen sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Fotos: Neumann Bild rechts: Geschickte Lösung à la Eigenbau: Ein fahrbares Förderband, das beim Befüllen auf einer Schiene fährt. schleiß höher, nach 1 600 Betriebsstun den müssen die Messer raus“, so die Er fahrung von Thomas Stadl. Viele Störungen:Doch beim Messer tausch bleibt es leider nicht bei allen Betrieben. Steffen Benne aus Frittlin gen (Baden-Württemberg) hat nach fünf Jahren bzw. 4 000 Stunden Lauf zeit in den Selbstfahrer eines italieni schen Herstellers gut 40 000 € in Er satzteile gesteckt. Defekt waren unter anderem die Entnahmefräse, die Au ßenhaut der Wanne und sehr oft die Hinterräder. Zwar hatte er immer ein Ersatzrad vorrätig. Dennoch hat das immer wieder den Tagesablauf gestört. Seit 2013 füttert er mit einem Modell eines süddeutschen Herstellers. „Ich hatte von diesem zwischenzeitlich ein Ersatzfahrzeug, das vorher 27 000 Stun den auf einem ostdeutschen Großbe trieb gelaufen ist. Das zeigt, dass die Maschinen durchaus länger halten können“, betont er. Sein jetziger Selbst fahrer besteht allein aus 5 t Edelstahl, der in der Mischwanne, aber auch im Zuführkanal verbaut ist. Benne hält nach seinen bisherigen Erfahrungen eine Edelstahl-Ausführung für sehr wichtig und rät jedem Käufer, auf hochwertige Komponenten zu achten. Um längere Ausfälle zu vermeiden, sollten bei Komponenten wie Reifen oder der Elektronik keine exotischen Bauteile verwendet sein, damit man sie schnell tauschen kann. Auch Frerk Francksen aus Butjadin gen (Niedersachsen) hat nicht nur gute Erfahrungen mit dem Selbstfahrer ge macht. Schon im ersten Jahr haben 14 ständige Ausfälle und Störungsmeldun gen vor allem vom Motor, aber auch ein Ausfall der Vierradlenkung, Hydraulik lecks und viele andere Störungen das Füttern zur Tortur werden lassen. Dazu kommt der sehr hohe Verschleiß vom Elevatorband hinter dem Fräskopf, das bereits nach 500 Betriebsstunden. „So ein Band kostet inklusive Einbau mal eben 3 000 €“, ärgert sich Francksen. Dennoch würde er heute auf den Selbstfahrer nicht mehr verzichten wollen. Als die Maschine mal wieder in der Werkstatt war, hatte er längere Zeit mit dem Teleskoplader gefüttert. In der Zeit stieg der tägliche Futterverbrauch der Biogasanlage mit 380 kW von 18 t auf 22 t an. Francksen hatte das zu nächst auf die Silagequalität geschoben. „Aber als wir den Mischwagen wieder hatten, konnten wir die Fütterung nach wenigen Tagen wieder um drei bis vier Tonnen reduzieren“, stellte er fest. Bei Kosten von 35 bis 40 € je Tonne Mais bringt das also Einsparungen von über Eine Kamera hilft Anton Günthner-Biller beim Umfüllen in den Dosierer. 100 € pro Tag. „Aber ich rate jedem Be rufskollegen, sich vor dem Kauf bei an deren Landwirten nach den Erfahrun gen mit Zuverlässigkeit, Verschleiß, Service der Werkstatt und Kulanz des Herstellers zu erkundigen!“ Die Größe ist ein Kompromiss.Bei der Wahl der Größe des Selbstfahrers haben die Betriebe immer einen Kom promiss gewählt. Meistens haben sie den Wagen so ausgelegt, dass er leis tungs- und größenmäßig zur Kuhzahl und zum Stallgebäude passt. Denn er muss sich ja gut auf der Futtergasse, aber auch zwischen den Gebäuden ran gieren lassen. Zum Befüllen der Biogasanlage sind dann mehrere Mischun gen pro Tag nötig. „Aber ein größerer Mischwagen steht kostenmäßig in keinem Verhältnis zu der zweiten Mischung“, ist Landwirt Günthner-Bil ler überzeugt, der mit einem 8 m3-Wa gen arbeitet. Dennoch muss der Wagen auch Leistung bringen. „Mit 175 PS Leistung und Sechs-Zylinder-Motor ist er für die Biogasanlage optimal ausge legt, da er nicht immer Vollgas laufen muss“, lautet seine Erfahrung. Ohnehin spart man bei einem größe ren Mischer nur die Fahrstrecke. „Die Zeit für das Einfräsen und das Entladen bleiben ja gleich“, nennt Landwirt Benne den Grund, warum er sich gegen ein größeres Fahrzeug entschieden hat. Er füttert seine 800 kW-Biogasanlage mit einem Selbstfahrer mit 18 m3 und muss täglich vier Mischungen machen. Für Entnehmen, Transportieren und Ausladen benötigt er heute 0,6 Liter Diesel pro Tonne Substrat. Seine Über Was vor dem Kauf zu klären ist Auch wenn für die meisten Be triebe die positiven Eigenschaften dieser Technik überwiegen: Vor dem Kauf sollten Sie einiges beachten: • Einige Finanzämter berechnen die Lkw-Steuer, die 1 400 € im Jahr aus machen kann – sofern der Wagen eine Straßenzulassung besitzt. Auch ist die Führerscheinklasse L (bis 25 km/h) bzw. T (bis 40 km/h) nötig. • Je mehr Komponenten gefüttert werden, desto eher lohnt sich ein Selbstfahrer: Nicht nur der Mischef fekt, sondern auch die eventuell kür zere Fahrtzeit können gegenüber ei nem Radlader mit Greifschaufel Zeitvorteile bringen. • Nach einer Auswertung der Firma Mayer/Siloking ist ein Selbstfahrer ab Entfernungen zwischen Silo und Annahmedosierer von 30 Metern und Silolängen ab 50 Metern schnel ler als ein Radlader. • Der Selbstfahrer verbraucht Diesel. Ein Betreiber hat für Entnehmen, Fahren und Entladen einen Ver brauch von 0,6 l/t festgestellt. Dem gegenüber lässt sich Strom sparen, denn Dosierer haben häufig Motoren mit Leistungen von 30 bis 35 kW je Mischschnecke. Nach einer Auswer tung von Mayer/Siloking verbraucht ein Mischer mit drei Schnecken 0,37 kWh/t Material. Dazu kommen die Dieselkosten für Rad- oder Teles koplader zum Einfüllen. Wer neu in Fütterungstechnik investieren will, hätte mit dem Selbstfahrer also eine Alternative und könnte zum Einbrin gen eine einfache, energiesparende Va riante wählen. • Das gilt auch für Betriebe, die von einer zentralen Fütterung auf eine Be schickung für jeden Behälter umstei gen wollen. Denn eine zentrale Lösung hat den Nachteil, dass beim Ausfall der Fütterung oder des Fermenters (Be schädigungen beim Behälterdach, Ab stürzen der Biologie usw.) die gesamte Anlage steht. Lassen sich dagegen mehrere Behälter füttern, kann der beschädigte Behälter per Bypass ausge klammert werden. Der mobile Selbst fahrer wäre in Kombination mit einfa chen Einbringtechniken für jeden Be hälter hierfür eine Lösung. • Gibt es häufig Schwimmdecken, Verstopfungen bei hohem Grassilage einsatz oder andere hydraulische Prob leme, könnte ein Selbstfahrer wegen der Vorzerkleinerung (Entnahmefräse) und der gleichmäßigen Mischung die Rührzeiten und damit die Stromkos ten verringern. • Wichtig ist ein stromsparendes und verschleiß- bzw. störungsarmes System, um die Mischung vom Fahr zeug in das Einbringsystem umzula den. Das System muss auch so ange legt sein, dass der Annahmebunker gleichmäßig befüllt wird. Die meis ten der von uns befragten Betriebe setzen dafür Förderbänder ein. Eine Alternative sind ein Rad-/Teleskop lader oder Überladeschnecken am Selbstfahrer, für die aber genügend Platz zum Rangieren auf dem Hof sein muss. • Wer Mist in der Biogasanlage ein setzen möchte, muss eventuell einen zusätzlichen Arbeitsschritt und wei tere Technik einplanen. Denn wenn der Selbstfahrer auch zur Rinderfüt terung eingesetzt wird, soll der Mist in der Regel nicht in den Mischwa gen gefüllt werden. Er wird stattdes sen per Teleskoplader oder ähnli chem in den Annahmebunker beför dert. Auch diese Kosten müssen in die Kalkulation einbezogen werden. • Der Service für Reparaturen, aber auch für Wartung und Inspektion sollte in der Nähe sein und reibungs los ablaufen. Denn die Fütterung ist eine Schlüsselarbeit, Ausfälle kosten enorm viel Geld. 15 Biogas Schnell gelesen legung: Wenn er mit einem großen Mi scher mit 30 oder 35 m3 arbeiten würde, wäre eine viel höhere Motorleistung und damit auch deutlich mehr Diesel zum Mischen nötig. Auch wäre der Verschleiß der Mischwanne höher. Für die 300 m zwischen Silo und Dosierer ist der Dieselverbrauch dagegen ver hältnismäßig gering. Für ihn steht da her fest: Mehrmals kleinere Mengen mischen ist günstiger als eine große auf einmal. • Ein selbstfahrender Futter- mischwagen kann die Effizi enz der Biogasanlagenfütte rung erhöhen. • Die Vormischung lässt auf einigen Betrieben die Strom kosten und den Futterver brauch sinken. • Allerdings sind kostengünsti ge Systeme zum Umladen vom Selbstfahrer in den An nahmedosierer notwendig. Umladen per Förderband:Das ge • Auch sollten die Betreiber Frerk Francksen: „Mit dem Selbstfahrer sparen wir Futter für die Biogasanlage.“ fahrer montiert und in den Dosierer ge richtetet ist. Das Förderband hat bei einem italie nischen Hersteller rund 11 000 € gekos tet. Bei deutschen Herstellern kann so ein Förderband bei einer Überladeleis tung von 3 bis 4 t pro Minute auch 35 000 € (netto) kosten, wie aktuelle Angebote zeigen. Steffen Benne setzt auch ein Förder band ein, das ihn 7 000 € gekostet hat. Zusätzlich hat er zusammen mit sei nem Bruder eine interessante Lösung Foto:s Küper mischte Substrat muss vom Selbstfah rer in den Annahmebehälter der Bio gasanlage umgefüllt werden. Frerk Francksen füllt den Mischwagen-Inhalt zusammen mit Mist per Teleskoplader in den Dosierer. Das ist zwar ein zu sätzlicher Arbeitsschritt, aber eine rela tiv günstige Lösung. Die Alternative ist auf den meisten anderen Betrieben ein Förderband, auf das die Mischung um gefüllt wird. Dieses ist jedoch kosten mäßig nicht zu unterschätzen. Im Betrieb Günthner-Biller ist das Förderband 4,50 m lang, 1,30 m breit und hat einen Motor mit 11 Kilowatt (kW) Antriebsleistung. Im Betrieb be nötigt es jedoch nur rund 6 kW. Das Umladen einer Füllung dauert zwi schen fünf und acht Minuten. Den Füllstand des Dosierers kontrolliert er mithilfe einer Kamera, die am Selbst Frerk Francksen füllt die Biomasse vom Selbstfahrer zusammen mit einem Radlader in den Dosierer. Das ist eine günstige Alternative zum Förderband. 16 Fabrikate wählen, die sich bei anderen Berufskollegen be währt haben. gebaut: Das Förderband ist beweglich, es fährt auf einer Schiene langsam während des Befüllvorgangs vorwärts. Parallel dazu fährt er mit gleicher Ge schwindigkeit mit dem Mischwagen. Auf diese Weise lässt sich der fast zehn Meter lange Abschiebebunker mit 50 m3 Volumen gleichmäßig befüllen. Das Umfüllen einer Mischung dauert nur 2,5 Minuten. Von angebauten Lösungen wie Über ladeschnecken oder Überladebändern an den Mischwagen hält er dagegen nichts: „Die sind immer starr an der Maschine. Man schleppt nicht nur das Gewicht ständig mit, sondern ist auch auf engen Höfen oder niedrigen Ställen schlecht beweglich.“ Eine Überlade schnecke mit mehreren Winkeln würde außerdem den Dieselverbrauch und die Verschleißkosten erhöhen. Benne ist der von uns befragte Land wirt mit den längsten Selbstfahrer-Er fahrungen. Bereits seit dem Jahr 2000 erzeugt er Biogas und füttert seit 2005 auch mit einem Selbstfahrer. Trotz der negativen Erfahrungen, die er mit dem Vorgängermodell gemacht hat, würde er heute auf diese Technik nicht mehr verzichten, selbst wenn er keine Kühe hätte: „Gerade bei steigen den Futterkosten ist es wichtig, Lager verluste zu vermeiden und die Bakte rien im Fermenter mit einer guten Mi schung optimal zu versorgen, damit sie möglichst viel aus dem Material heraus holen. Dafür ist der Selbstfahrer sehr gut geeignet.“ Hinrich Neumann
© Copyright 2024 ExpyDoc