Wirtschaftsnews - St.Galler Kantonalbank

01.02.16
Wirtschaftsnews
Im Fokus: Der Franken ist kein Liebling
der Anleger
Der Euro ist gegenüber dem Franken über die
Grenze von 1.10 gestiegen. Seit Anfang Jahr ist
er über 2% billiger geworden. Die Schwäche des
Frankens lässt sich nicht mit einer Stärke des Euro
erklären. Gegenüber dem Dollar bewegte sich
dieser in einem engen Band seitwärts. Was genau hinter der aktuellen Schwäche des Frankens
steckt, ist nicht offensichtlich. Dass die SNB
nachgeholfen hat, ist möglich. Die eingesetzten
Volumen dürften, wenn überhaupt, aber gering
gewesen sein und erklären den Anstieg des Euro
nicht.
Der Franken ist für grosse Investoren keine geeignete Anlagewährung, was jedoch nicht neu ist.
Die Zinsen in der Schweiz sind im Vergleich zu
anderen Ländern und Währungen sehr tief. Das
grössere Hindernis ist aber das Fehlen von geeigneten Anlagemöglichkeiten. Es gibt im Franken keinen liquiden Geldmarkt mit Staatspapieren
wie den US-Treasury Bills oder den deutschen
Bubills. Die von der Eidgenossenschaft regelmässig lancierten Geldmarktbuchforderungen sind
volumenmässig gering und vor allem nicht handelbar. Das Hauptinstrument im Geldmarkt sind
Anlagen bei Banken. Diese verrechnen zur Abwehr ungewünschter Liquidität für grössere und
kurzfristig platzierte Gelder Negativzinsen deutlich unter dem Libor-Satz. Zudem besteht ein
erhebliches Kreditrisiko. Der Obligationenmarkt
kämpft mit Ausnahme von ein paar EidgenossenAnleihen für grosse Beträge mit einer ungenügenden Liquidität. Entsprechend hoch sind die
Transaktionskosten in Form der Differenz zwischen dem Geld- und dem Briefkurs. Der einzige
Franken-Kapitalmarkt, der für grosse Anleger
wirklich geeignet ist, ist der Aktienmarkt. In den
Aktien der international bekannten und grosskapitalisierten Unternehmen besteht ein reger und
sehr liquider Handel, der das Kaufen und vor
allem auch das Verkaufen grosser Positionen
möglich macht. Allerdings ist damit das Eingehen
von Aktienrisiken verbunden, was für Anleger,
welche in erster Linie am Franken als Währung
interessiert sind, nicht ideal ist.
Für diese gibt es zwei Gründe, Franken zu halten. Einerseits ist es die Suche nach politischer
und wirtschaftlicher Sicherheit, andererseits die
Spekulation auf eine Aufwertung der Währung.
Während das Argument der Sicherheit schwierig
zu erfassen ist, aber insgesamt nach wie vor an
Gewicht hat, hat sich die Hoffnung auf einen
raschen Kursgewinn seit der Aufhebung der Eurountergrenze nicht erfüllt. Der Nationalbank ist
es gelungen, mit gezielten Interventionen eine
Aufwertungsphantasie gar nie aufkommen zu
lassen, trotz Griechenlandkrise und EZBVersprechen für immer noch mehr Geld. Sie hat
diesbezüglich in den letzten Monaten geschickt
hantiert und sich im Devisenmarkt wieder Respekt
verschafft. Es ist offensichtlich immer noch gefährlich, gegen die SNB zu spekulieren.
Schweiz: KOF Konjunkturindikator (Januar)
letzter: 96.8, erwartet: 96.0, aktuell: 100.3
Der drei bis sechs Monate vorausschauende
Wirtschaftsindikator der ETH Zürich ist wieder auf
den langfristigen Mittelwert gestiegen. Der
Hauptgrund für die besseren Aussichten liegt in
der Erholung der Geschäftslage im verarbeitenden Gewerbe, vor allem in der Metallindustrie.
USA: BIP-Wachstum (4. Quartal)
letztes: 2.0%, erwartet: 0.8%, aktuell: 0.7%
Wie erwartet ist das Wirtschaftswachstum in den
USA im letzten Quartal schwächer ausgefallen.
Negativ haben sich die Investitionen und der
Aussenhandel entwickelt. Der Zerfall der Rohstoffpreise und vor allem die Aufwertung des
Dollars um mehr als 20% hinterlassen ihre Spuren. Ein wichtiger Faktor war jedoch der Abbau
der Lagerbestände. Die Lagerveränderungen sind
ein stark schwankender und schwierig einzuschätzender Faktor in der BIP-Rechnung. Gut
gehalten hat sich der private Konsum. Schwächere Quartale kommen in der US-Wirtschaft immer
wieder vor. Insgesamt war im letzten Jahr das
Wachstum mit 2.4% solide und lag über dem
Durchschnitt der letzten Jahre.
Disclaimer: Die Angaben in dieser Publikation und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte
noch eine Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in dieser Publikation enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen
aus Quellen, die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank Gruppe grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder
Darstellungen in dieser Publikation können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich
der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Eine Haftung für die Richtigkeit der Angaben wird vollumfänglich abgelehnt.
01.02.16
Vorschau auf diese Woche
Diese Woche folgen sich die Wirtschaftsdaten
Schlag auf Schlag und halten die Ökonominnen
und Ökonomen in Atem. Heute Nachmittag wird
der ISM Manufacturing die schlechte Stimmung in
der US-Industrie wahrscheinlich bestätigen. Der
Höhepunkt folgt am Freitag Nachmittag, wenn
der Arbeitsmarktbericht in den USA veröffentlicht
wird. Es werden für den Januar wiederum knapp
200'000 neue Stellen erwartet.
Wochenstart-Audiocast
Der freie Fall des Ölpreises verleiht dem Gold zu
Beginn dieses Jahres Rückenwind. Sind die Gewinne im Goldpreis ein vorübergehendes Ereignis
oder der Start zu einer Trendwende nach oben?
Diese Frage erläutert unsere Leiterin Anlagestrategie und Analyse Caroline Hilb Paraskevopoulos
im „Wochenstart-Audiocast“.
Der
„Wochenstart-Audiocast“
kann
unter
http://www.sgkb.ch/audiocasts gehört werden.
Die Informationen über unseren Audiocast können
über den folgenden Link abonniert werden:
https://www.sgkb.ch/de/ueber-uns/newsletter
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte:
DowJones: 2.47%, S&P500: 2.48%,
Nasdaq: 2.38%
Europäische Aktienmärkte:
DJStoxx50: 2.20%, DAX: 1.64%,
SMI: 2.04%
Asiatische Märkte (aktuell):
aktuell: Nikkei: +1.85%, Hang Seng: -0.71%,
S&P/ASX 200: +0.76%
Die Aktienmärkte haben dank den starken Avancen am Freitag als Folge der Zinssenkung in
Japan und der gesunkenen Erwartungen für weitere Zinserhöhungen in den USA die zweite Woche in Folge mit Kursgewinnen abgeschlossen. Es
ist aber zu früh, um wieder von einem normalen
und ruhigen Handel zu sprechen. Innertägliche
Abstürze von mehr als einem Prozent innert Minuten kommen häufig vor und zeigen, dass die
Unsicherheit nach wie vor ein dominierender
Faktor an den Börsen ist. Der S&P500 legte letzte
Woche 1.75% zu. Die europäischen Aktien stiegen 0.72%. Der Swiss Performance Index verbesserte sich um 0.99%.
Die Anleger sind immer noch auf der Suche nach
der Orientierung. Stabilere Erdölpreise haben
das schwarze Gold als Leitfaden etwas verblassen lassen. Demgegenüber sind die Geldpolitik
der Zentralbanken und Hoffnungen auf eine
länger anhaltende expansive Geldpolitik wieder
stärker in den Vordergrund gerückt. Beides sind
Faktoren, die zwar kurzfristig die Märkte bewegen können, langfristig aber den fundamentalen
Wahrheiten den Vortritt lassen müssen. Diese
sprechen für die Aktien. Wir gehen trotz den
Problemen in der Industrie nicht von einer Rezession in den USA aus. Schwächere Phasen und
auch einzelne Quartale mit einem geringen
Wachstum kommen in den USA immer wieder
vor. Wichtig ist der Trend und der ist anhaltend
positiv. Ähnliches gilt für die Eurozone, die als
Konsument des Öls profitiert. Aktien sollten deshalb weiterhin einen wichtigen Teil im Portfolio
ausmachen.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 33.19 pro Fass
Goldpreis: USD 1‘120.79 pro Unze
Spekulationen über "Geheimgespräche" zwischen Russland und Saudi Arabien haben dem
Ölpreis Aufschwung verliehen. Ob solche wirklich stattfinden und ob es effektiv zu einer Drosselung der Produktion kommen wird, ist mehr als
fraglich. Momentan ist die tägliche Überproduktion an Öl immer noch Tatsache, was nicht für
einen raschen Anstieg des Preises spricht. Es hat
sich aber gezeigt, dass die Wette auf immer
tiefere Ölpreise halt doch nicht so sicher ist, wie
es noch vor einer Woche schien. Das Handeln
der wichtigen Akteure im Ölmarkt ist unbere-
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der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Eine Haftung für die Richtigkeit der Angaben wird vollumfänglich abgelehnt.
01.02.16
chenbar und von unterschiedlichen Interessen
geprägt.
Kapitalmärkte
Renditen 10 J:
USA: 1.92%; D: 0.33%; CH: -0.25%
Weitere Zinserhöhungen in den USA sind aus
Sicht des Marktes in weite Ferne gerückt. In diesem Jahr wird nichts mehr erwartet, nachdem sich
das Wachstum in den USA abgeschwächt hat.
Entsprechend sind die Zinsen nicht nur in den
USA, sondern weltweit wieder deutlich gesunken.
Das hatten wir im November doch schon mal,
bevor Mario Draghi die Märkte enttäuschte und
die Zinsen wieder auf das ursprüngliche Niveau
anstiegen. Auch Janet Yellen könnte sich nicht an
den Fahrplan des Marktes halten.
Währungen
US-Dollar in Franken: 1.0217
Euro in US-Dollar: 1.0843
Euro in Franken: 1.1078
Die Zinssenkung der Bank of Japan hat nicht nur
den Yen, sondern auch den Euro gegenüber dem
Dollar geschwächt. Warum soll die EZB das nicht
können, was die BoJ machen kann: weitere Zinssenkungen? Die Zuneigungen im Devisenmarkt
sind momentan flüchtig und ändern sich fast von
Tag zu Tag. Die raschen Wechsel führen aber
dazu, dass die Kursveränderungen sich in einem
engen Rahmen halten.
Thomas Stucki, Chief Investment Officer
Investment Center
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