Viel Vergnügen mit der neuen Ausgabe der BNN informiert! 1. Importregelung für Bio bedroht Produktvielfalt 2. Berliner Bio-Großhandel Midgard neu im BNN 3. Bereits zwei Millionen Unterschriften gegen TTIP und CETA 4. Gentechnik: Juristische Rückendeckung für bundesweites Opt-out 5. Ökologische Weinreise 1. Importregelung für Bio bedroht Produktvielfalt Auf Einladung der lettischen Ratspräsidentschaft trafen sich am 2. Juni die EU-Agrarminister zu einem informellen Treffen in Riga. Ein Kernpunkt der dortigen Diskussionen war die Revision der EU-Öko-Verordnung. Aus informellen Kreisen sickerte die Information durch, dass es nun für Bio-Produzenten, die nicht in der Europäischen Union beheimatet sind, heikel wird. Alle Nicht-EU-Staaten, die Bio-Lebensmittel produzieren und in die EU importieren möchten, müssten sich demnach der so genannten Compliance-Regelung unterwerfen. Diese sieht vor, dass nicht nur die EU-Öko-Verordnung ausnahmslos und ohne jegliche Anpassung an klimatische, sozioökonomische und administrative Gegebenheiten gilt, sondern auch die kontrollierenden Behörden nach Vorbild der europäischen Instanzen aufgebaut werden müssen. „Was dort geplant wird, lässt jeden Realitätsbezug vermissen“, kritisiert BNN-Geschäftsführerin Elke Röder. „Nicht umsonst gibt es schließlich geltende Äquivalenzstandards für Landwirte, die in anderen Klimazonen Bio produzieren. Diese ordnen unter anderem den Umgang mit Wasser oder passen die Vorschriften für andere Klimazonen und insbesondere tropische Kulturen an, da es in der EU beispielsweise keinen Kakao- oder Kaffeeanbau gibt. Wenn solche Staaten nun gezwungen werden, nach europäischer Blaupause herzustellen, könnte die Folge das Verschwinden zahlreicher Produkte auf dem EU-Markt und damit auf unseren Esstischen sein“, so Elke Röder. Es steht zu befürchten, dass auf der nächsten Sitzung der EU-Agrarminister am 16. Juni in Luxemburg die teilnehmenden Minister für die Konformitätsregelung votieren. Das wäre ein kolossaler Rückschritt für die Bio-Branche. Lesen Sie dazu auch die heutige Pressemitteilung des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). 2. Berliner Bio-Großhandel Midgard neu im BNN Seit dem 1. Juni 2015 verstärkt das Berliner Großhandelsunternehmen MIDGARD Naturkost & Reformwaren GmbH den BNN-Mitgliederkreis. Der 1999 aus den kleineren Unternehmen Koch & Egner sowie der MIDGARD GmbH & Co. KG hervorgegangene Vollsortimenter wurde bis zu seiner Übernahme im April dieses Jahres von Klaus Bartels-Lungwitz und seiner Frau geführt. Die Nachfolge des aus Altersgründen ausgeschiedenen Inhaberpaares übernahm BNN-Mitglied Florian Gerull, Gesellschafter und Geschäftsführer der Ökofrost GmbH, mit der neugegründeten SinnBIOse Netzwerk GmbH. Unter neuer Führung wird Midgard als eigenständiges Unternehmen bestehen bleiben und weiter entwickelt werden. Als zweiter Geschäftsführer übernimmt Felix Wasmuth das laufende Geschäft am Firmenstandort in Berlin Charlottenburg. 3. Bereits zwei Millionen Unterschriften gegen TTIP und CETA Am Montag war es soweit: Die von über 470 europäischen Organisationen, Verbänden und Vereinen – unter ihnen der BNN – selbst organisierte Europäische Bürgerinitiative (sEBI) Stop TTIP erreichte die Anzahl von 2.000.000 Unterschriften. Damit wurden allein in den vergangenen sieben Monaten doppelt so viele Unterschriften gesammelt, wie für eine offizielle EBI notwendig. In 14 Mitgliedsstaaten ist darüber hinaus bereits das Länderquorum erfüllt. Die Erfolgsmeldung kommt zu einem wichtigen Zeitpunkt: Eigentlich sollten heute (10. Juni) die Abgeordneten des Europäischen Parlaments (EP) über TTIP abstimmen. Die Resolution wurde jedoch kurzfristig von der Agenda genommen. Es zeigt, auch wenn die Positionierung der Parlamentarier zu TTIP nur aufgeschoben und nicht aufgehoben ist, dass der Druck wirkt. Sobald die Resolution ansteht, so der Sprecher von Stop TTIP Karl Bär, müssen die EP-Abgeordneten „sich bekennen: Sind ihnen die Einflüsterungen von Lobbyisten wichtiger oder hören sie auf die Stimmen von zwei Millionen Europäerinnen und Europäern? Auch im eigenen Interesse als Parlamentarier müssen sie die demokratiegefährdenden Abkommen TTIP und CETA ablehnen“. Obwohl es sich bei Stop TTIP um die größte Bürgerinitiative seit Einführung des Verfahrens handelt, will die EU-Kommission sie, wie im September 2014 rechtlich fragwürdig begründet, nicht anerkennen. Das Bündnis klagt dagegen vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH). Parallel geht die Unterschriftensammlung noch bis zum 6. Oktober weiter, um größtmöglichen Druck auf die Politik aufbauen zu können. Seit der Pressemeldung des Bündnisses vom Montag, sind bereits weitere 145.000 Unterstützerinnen und Unterstützer hinzugekommen. → Den aktuellen Kampagnen-Film finden Sie in der Seitenspalte. 4. Gentechnik: Juristische Rückendeckung für bundesweites Opt-out Das von Barbara Hendricks (SPD) geführte Bundesministerium für Umwelt, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) hat zwei Rechtsgutachten eingeholt, die bestätigen, dass bundesweite Gentechnik-Anbauverbote, sogenannte Opt-out-Regelungen, möglich und sinnvoll sind. Im Gutachten der Berliner Kanzlei Gaßner, Groth, Siederer & Coll heißt es, ein Verbot auf Bundesebene ließe „größere Rechtssicherheit erwarten, weil die Konsistenz von Anbauverboten und Risikobewertungen im Zulassungsverfahren besser gewahrt werden können“. Auch Zweitgutachter Prof. Dr. Gerd Winter, Leiter des Fachbereichs Umweltrecht an der Universität Bremen, bestätigt, dass der Bund besser eingreifen könne, gerade wenn es um Themen, wie den Schutz der Integrität von Ökosystemen oder der Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft ginge. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) betont, auch angesichts der drohenden Zulassung von neun gentechnisch veränderten Pflanzen auf EU-Ebene, dass der Weg nun geebnet sei: „Agrarminister Schmidt muss die Gentechnik-Verbote jetzt umsetzen, denn die Menschen wollen keine Gentechnik auf dem Acker und dem Teller. Sie kaufen deshalb immer mehr Bio-Essen und auch herkömmliche Lebensmittel, die gentechnikfrei hergestellt wurden“. Mit Aufkommen der Gefahr eines Gentechnik-Flickenteppichs in Deutschland hatten der BNN und Campact im Frühjahr die Petition Gentechnikverbot bundesweit! gestartet. Zudem sprach sich die Agrarministerkonferenz (AKM) parteiübergreifend und einstimmig für ein Opt-out auf Bundesebene aus. Der Bundesminister dagegen plädiert nach wie vor für eine Länderlösung und den Einsatz eines 20-köpfigen Expertenrats für jeweilige Verbotsverfahren. Der Grünen-Abgeordnete Harald Ebner kritisiert, der Vorschlag möge „auf den ersten Blick verlockend klingen. Es ist aber nur ein weiterer schlecht kaschierter Versuch des CSU-Ministers, sich selbst um die Verbotsentscheidung zu drücken“. 5. Ökologische Weinreise Erleben und lernen, wo der Wein wächst. Sehen, fühlen und schmecken, wie der ökologische Weinbau in drei deutschen Anbaugebieten vonstattengeht: Der Bundesverband für ökologischen Weinbau ECOVIN lädt im Rahmen seines Projektes Öko.logisch schulen vom 4.- 6. September 2015 zu einer Weinreise ein. Begleitet wird die Genussexkursion von Wein- und Terroirexperte Götz Drewitz. Eckdaten der Reise: Datum: 4.-6. September 2015 Abfahrt: 4. September 2015 – 10 Uhr, Hbf Mainz Rückkehr: 6. September 2015 – ca. 17 Uhr, Hbf Mainz Ein ausführliches Programm zur Reise sowie Informationen zu Preisen und Anmeldung finden Sie hier. BNN informiert ist ein Infoservice für Unternehmen und Organisationen der Bio-Branche, die nicht im BNN organisiert sind. Mitgliedsunternehmen im Verband erhalten zweiwöchentlich die BNN-Mail mit zusätzlichen und ausführlicheren aktuellen Informationen zu branchenrelevanten Themen sowie BNN-Serviceleistungen. Diesmal u.a. mit Beiträgen zu: Workshop: BNN und demeter informieren über Tropanalkaloide. Junge Visionen: Studierende halten Vortrag über Zukunftsideen für die ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft Sie sind interessiert an einer Mitgliedschaft im BNN? Wir freuen uns über Ihr Interesse! 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