Goslarsche Zeitung

Goslarsche Zeitung
Ausgabe vom 06.08.2015
Wildemann. Die lange erwarteten neuen Glocken für die Maria-Magdalena-Kirche in
Wildemann sind am Donnerstag angekommen. Sie wurden auch gleich in den Turm
gehoben.
Schon vor acht Uhr am Morgen hatte sich ein 60-Tonnen-Kran an der Turmseite in Stellung
gebracht. Nur wenige Minuten später traf der Lkw mit seiner Bronzelast ein.
Von den Bänken und Tischen auf dem Vorplatz aus beobachteten einige Frühstücksgäste
den Aus- und Einbau der Glocken, der professionell und flott abgewickelt wurde. Mitarbeiter
der Gießerei Petit & Gebrüder Edelbrock aus Gescher im Münsterland wiesen die
Kranbesatzung ein.
Schon zuvor war eine Woche lang am Turm gearbeitet worden. In Höhe des Glockenstuhles
war die Wand geöffnet und die alten Glocken aus ihrer Verankerung genommen worden. Der
alte Stahlguss hält nach den Worten von Pastor Michael Henheik ungefähr 80 Jahre. In
Wildemann hatten die Glocken 90 Jahre lang durchgehalten.
Große Glocke musste zehn Jahre schweigen
Vor etwa zehn Jahren waren Risse im Glockenrand und Bruchstellen in den Klöppeln
festgestellt worden. Die große Glocke musste daraufhin sofort still gelegt werden. Für die
Kirche eine schmerzliche Entscheidung. In Wildemann wurde deshalb die Idee von neuen
Glocken geboren. Über die Jahre wurden Spenden dafür gesammelt. Mindestens 60.000
Euro sollten zusammen kommen, hieß es. Die Gesamtsumme einschließlich Aus- und
Einbau liegt jedoch deutlich darüber. Wie sollte ein solches Projekt wohl realisiert werden?
Die Kirchengemeinde ließ sich jedoch nicht beirren und sammelte stetig weiter. Da kam ihr
ein großzügiger Sponsor zu Hilfe, der jedoch bis jetzt nicht genannt werden will. Das Geld
war zusammen, neue Glocken konnten in Auftrag gegeben werden.
„Einen Glockenschlag für die Ewigkeit“, wünschte Maik Lölfing von der Gießerei dem
Glockenduo beim ersten Anschlagen noch auf dem Transportwagen. „Wir haben es hier mit
einem Bronzeguss zu tun, der die Lebenszeit der alten Stahlgussglocken überdauern wird“,
sagte Michael Bethke von der Herstellerfirma. Außerdem ist jede Glocke ein Unikat, denn in
seinem Unternehmen werde für jedes neue Projekt eine neue Form gemauert.
„Das große Exemplar ist die Christusglocke“, sagte Pastor Henheik in seiner Andacht, „das
kleinere wird Heilig-Geist-Glocke genannt.“ Außerdem gibt es im Kirchturm noch eine kleine
Betglocke.
Noch Arbeiten an der Elektrik
Dass die ganze Prozedur verhältnismäßig reibungslos über die Bühne ging, verdankt der
Kirchenvorstand auch seinem Baubeauftragten Karl-Heinz Hoffmann, der schon den Umbau
des Gemeindehauses begleitet hatte. Ihm fiel am Donnerstag ein Stein vom Herzen, als alles
problemlos abgelaufen war.
Für die Zuschauer, die allesamt aus dem Sicht-Umfeld der Kirche gekommen waren, geht
die glockenarme Zeit zu Ende. „Ich freue mich, dass der Vormittag so festlich vonstatten
gegangen ist“, sagte Gerlinde Möller aus der Seesener Straße. „Ich habe das Geläut
vermisst.“
Auch für Gisela und Christel Schell vom Seesener Weg ist die Kirchenwelt jetzt wieder in
Ordnung. Natascha Börker-Monien aus dem Spiegeltal meint, das Geläut der Glocken
gehöre zum Tagesablauf. Sie reagiert damit auf gelegentlich vorgebrachte Wünsche aus der
Gästeschaft, die Glocken wenigstens nachts abzuschalten, was mit der derzeitigen Technik
im Turm auch gar nicht möglich ist.
Die neuen Glocken hängen zwar, der Einbau ist damit jedoch noch nicht abgeschlossen. „Im
Laufe der Woche kommen die Elektriker“, sagt Karl-Heinz Hoffmann. Sie sorgen dafür, dass
bei der Glockenweihe am Tag des Kirchenjubiläums am Sonntag, 15. August, keine
Probleme entstehen.