Korrekte Anrede: "Du" oder "Sie"?

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Anrede "Du" oder "Sie"?
Die deutschen Anredegepflogenheiten machen nicht nur
einem Ausländer das Geschäftsleben in Deutschland schwer.
Denn die Kriterien dafür, wann wer wen duzen darf,
variieren von Ort zu Ort, von Branche zu Branche, von
Unternehmen zu Unternehmen und sogar von Abteilung zu
Abteilung.
Ob jemand in Deutschland "Du" oder "Sie" sagt, ist grundsätzlich ein wichtiger Indikator für die
Stellung von Personen untereinander. "Sie" ist die neutrale Ebene, auf der sich jeder mit jedem
trifft, wobei die intimen Distanzzonen voll gewahrt werden. Es lässt für jeden die meisten
Freiheiten des Umgangs.
Das "Du" dagegen ist etwas Persönliches. Es drückt durch jeden wahrnehmbar nach außen aus, dass
man sich nicht nur geschäftlich, sondern auch persönlich gut versteht. Dem geht meist eine längere
Bekanntschaft voraus, wobei man gegenseitig mit den Meinungen und Handlungen des anderen
einige Erfahrung gemacht hat. Wird dagegen zum "Du" recht schnell gewechselt, so bringt dies den
Deutschen meist in eine Zwickmühle: "Kann ich dem anderen so vertrauen, wozu mich das "Du"
eigentlich verpflichtet?" Wem das angebotene "Du" in irgendeiner Weise unangenehm ist, teilt
seine Ablehnung dem Kollegen auf möglichst höfliche Art mit. Sie sagen zum Beispiel: "Dass Sie
mir das "Du" anbieten, ist eine große Ehre für mich, doch im Berufsleben möchte ich gerne beim
Sie bleiben. Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse deswegen."
Vorsicht mit einem überschnellen "Du". Bei einem heiklen Kontakt wie einer Geschäftsbeziehung
löst es eher Misstrauen aus, als dass es einen Vertrauensbonus bewirkt.
Die Frage, wer das "Du" unter Einzelpersonen anbietet, wird im Beruf mit Blick auf die
Betriebshierarchie entschieden. Ein Mitarbeiter, egal in welcher Stufe, sollte es deshalb unterlassen,
dem Chef das "Du" anzubieten. Ebenso wenig sollte dieser ohne Absprache auf das übliche "Sie"
verzichten, weil das als mangelnde Achtung dem Mitarbeiter gegenüber gewertet wird.
Bietet Ihr Chef trotzdem einmal das "Du" an, ist es ungeschickt es sofort zurück zu weisen.
Schließlich ist er eine Schlüsselfigur für die weitere berufliche Entwicklung. Sie sollten darum
erstmal abwarten und darauf achten, wie er mit diesem "Du" im weiteren beruflichen Alltag
umgeht. Vielleicht war es nur aus einer Laune heraus oder ein sprachlicher Ausrutscher. Um allen
Zweifeln aus dem Weg zu gehen, verwenden Sie erstmal weiterhin das "Sie". Wenn Ihrem Chef das
negativ auffällt, können Sie das "Sie" immer noch als Ausrutscher deklarieren und bei der nächsten
guten Gelegenheit aussprechen, dass es Ihnen unangenehm ist.
Sowohl im Privatleben als auch im Beruflichen gibt es jedoch eine vertrackte Alternative, die heute
immer mehr in Mode kommt: Das "Hamburger Sie". Es ist die Kombination aus "Sie" mit dem
Vornamen.
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* Referenz: Die angesprochenen Kapitel finden Sie im Buch "Business Etikette in Deutschland –
So treten Sie professionell auf ", zweisprachig Deutsch/Englisch, ISBN 3-89577-292-5, erweiterte
2. Auflage 2005, 260 Seiten, Paperback, Preis: € 29,00
© 2005, Gretchen Schaupp & Joachim Graff
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