Praxistipp: Lecksteine im Jagdrevier Wildarten wie Rot-, Dam- und Rehwild lieben Salzlecken, noch mehr tun dies aber Gams- und Muffelwild. Auch Schwarzwild mag Salz. Außer vom Schalenwild werden Salzlecken auch gerne von Hasen und von Tauben aufgesucht. Insofern sind Sulzen für unsere Reviere eine notwendige Einrichtung. Notwendig wie das Salz in der Suppe? Das Salz kann ich in loser Form erwerben oder als gepressten Block, rund oder eckig, mit oder ohne Loch, sowie als Naturbruchstein. Bei der Auswahl sollte man auf die Zusammensetzung achten. Es sollten reichlich Spurenelemente und Mineralstoffe enthalten sein, wie Natrium, Magnesium, Zink, Kobalt, Jod, Selen und Eisen. Angeboten werden zum Beispiel Wild-Mineral-Lecksteine, Stein- oder Himalayasalz, Salit-Salzlecksteine oder Salzpasten. Die Ausbringung im Revier erfolgt als Lehm-, Stock- oder Stangensulze. Salzlecken gelten als selbstverständliche Ausstattung jedes gut geführten Schalenwildreviers, da sie das Wild mit Mineralien versorgen. Für Rainer Grüter ist jetzt im Winter und vor der Zeit des Haarwechsels der Moment, sich einmal etwas detaillierter mit dieser Nahrungsergänzung zu befassen. Stangensulze über Äserhöhe anlegen Die wohl häufigste Art ist die Stangensulze, bei der das Salz über Äserhöhe angeboten wird, zum Beispiel auf einem abgesägten Naturbaum oder einem eingegrabenen Pfahl. Die Stangenhöhe richtet sich nach den vorhandenen Wildarten: Bei Rot- und Damwild sollte sie etwa 2,20 bis 2,50 Meter betragen, bei Gams-, Muffel- und Rehwild ungefähr 1,80 bis 2,20 Meter. Bei Verwendung eines Naturbaums sollte man vorab Rücksprache mit dem Waldbesitzer halten. Ist es ein Nadelbaum, sollte ich ihn entrinden, um ein Schälen zu verhindern. Befestigt wird der Stein, wenn er ein Loch hat, durch einen starken Nagel, der mittig in den abgesägten Stamm geschlagen wird. Bei einem Naturstein eignet sich zum Beispiel ein Nagelkorb. Dafür werden drei bis vier Nägel kreisförmig von oben in den abgesägten Stamm geschlagen und der Stein so hineingelegt, dass er nicht herunterfallen kann. Dank Tau und Regenwasser löst sich das Salz und rinnt am Pfosten herunter. Dort und am Boden wird es vom Wild aufgenommen. Den Stein mit einem Blumentopf abdecken Fotos: S. Wejbora, H. Billiani Will ich zu starkes Salzlösen verhindern, kann ich den Stein abdecken, zum Beispiel mit einem Plastikblumentopf mit kleinen Löchern. Dann gelangt nur wenig Wasser ans Salz. Der Blumentopf sollte möglichst gut auf den Stein passen und verhindert nebenbei, dass er von Dritten sofort wahrgenommen und womöglich entwendet wird. Mit der Öffnung nach oben montiert, kann er als Korb genutzt werden, zum Beispiel für kleinere Salzbrocken. Schwarzwild hebt Sulzen gerne aus Ist Schwarzwild im Revier, muss ich damit rechnen, dass der Stamm- oder Stockfuß mit der Zeit ausgegraben wird, da sich im Erdreich Salz ansammelt. Die Vorteile der Stan- 26 2/2016 gensulze liegen in ihrem geringen Salzverbrauch und in ihrer Hygiene, denn einerseits kommt das Wild nicht direkt mit dem Lecker an den Stein, andererseits kann dieses nicht durch Raubwild oder Hunde verunreinigt werden. Gerade Füchse lösen sich gerne auf gering erhöhten Stock- oder Lehmsulzen. Lehmsulzen werden leicht verunreinigt Für die Anlage einer Lehmsulze benötige ich einen Baumstock von 50 bis 70 Zentimetern Durchmesser. Ich höhle ihn mit der Motorsäge etwa 15 bis 20 Zentimeter tief aus und mache zudem einen Stichschnitt, so dass Wasser ablaufen kann. Dann mische ich zwei Drittel Lehm mit einem Drittel Salz und fülle damit die Mulde auf. Auch hier liegt der Vorteil in einem geringen Salzverbrauch, zudem ist die Sulze einfach anzulegen. Nachteile sind die schon angesprochene Verunreinigung durch Raubwild und dass das Wild direkt mit dem Salz in Kontakt kommt. Außerdem räumt Schwarzwild solche Sulzen gerne aus. Eine Form der Stocksulze: Die Steine liegen fest in der Mulde des Stocks, Wasser und Salz können außen herunter rinnen. Stocksulzen machen am wenigsten Arbeit Für die einfache Stocksulze führe ich die Arbeiten mit der Motorsäge wie oben beschrieben aus, nur mache ich die Mulde kleiner, so dass nur der runde oder eckige Salzstein hineinpasst. Damit betreibe ich natürlich den geringsten Aufwand, habe aber dieselben Nachteile wie bei einer Lehmsulze. Als Standort für Salz empfehle ich Plätze an Fütterungen, auf Wildäckern oder an Wechseln, und ungefähr eine bis drei Sulzen auf 100 Hektar. Auf keinen Fall sollten sie in Forstkulturen angelegt werden, die verbiss- und fegegefährdet sind. Der Baumbestand muss dem Äser entwachsen sein. Ein Blumentopf kann als Korb für grobe Salzstücke auf einem Pfahl befestigt werden. Das Wasser rinnt durch die Löcher im Boden hinaus und am Stamm herunter. Standort der Sulzen nicht wechseln Ob Sulzen im Winter beschickt werden müssen, ist eine Glaubensfrage. Meist befindet sich noch genügend Salz am Stamm, Stock oder im Erdreich. Bei regelmäßiger Kontrolle erkenne ich, welche Wildarten da waren und ob ich auffüllen muss. Von einem Verlagern der Sulzen rate ich ab, weil ihre Standorte innerhalb der Wildarten tradiert werden. Rainer Grüter Der Forstamtsrat a. D. ist Kreisjagdberater von Fürstenfeldbruck und Mitglied in der Kreisgruppe Fürstenfeldbruck. Darüber hinaus ist er langjähriges Mitglied der Jägerprüfungskommission und Schweißhundeführer. Eine professionelle Form der Stangensulze mit selbst gefertigtem Korb für den Stein – zu besichtigen im BJV-Lehrrevier in Wunsiedel. 2/2016 27
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