Über Ludwig Guttmann, Vater der Querschnittgelähmten

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SIR LUDWIG GUTTMANN
Vater der Querschnittgelähmten
Vater der Querschnittgelähmten – so wird Ludwig Guttmann in der Querschnittszene genannt und in Großbritannien gibt es die „Poppa Guttmann Foundation“. Doch wer war Ludwig Guttmann?
Am 3. Januar 1889 in Oberschlesien geboren, machte er schon früh mit Querschnittgelähmten Bekanntschaft. Allerdings auf eine unangenehme Art. Er war Voluntär in einem Krankenhaus in Königshütte, das
geprägt war vom Kohlebau. So wurde ein Minenarbeiter mit einer Rückenverletzung eingeliefert und als
Guttmann Notizen zu dem Patienten anfertigen wollte, wurde ihm gesagt: Nicht um den Verletzten kümmern, der wird in wenigen Wochen sterben. Fünf Wochen später war der junge Kohlearbeiter verstorben –
an Nierenversagen und Wundfieber. Dieses Erlebnis vergaß Guttmann sein ganzes Leben lang nicht.
Ein Einblick in die markanten Lebensabschnitte von Sir Ludwig Guttmann
• 1889 in Tobst/Oberschlesien geboren
• 1919-1924 studierte Guttmann Medizin an der Universität Freiburg
• 1924 kehrte er aus finanziellen Gründen nach Breslau zurück
• 1925 als Doktor der Medizin abgeschlossen
• 1927 heiratete er Else Samuel
• 1928 ging er nach Hamburg und arbeitete dort als Neurochirurg, er wurde Assistent von Otfried Foerster,
seinem großen Lehrmeister.
• 1929 kehrte er als Chefarzt zurück nach Breslau und erhielt 1930 seinen Professor Titel. 1929 wurde Sohn
Dennis und 1933 Tochter Eva geboren
• 1933 nachdem den Jüdischen Medizinern nur noch erlaubt war Juden zu behandeln, wechselte Guttmann ans Jüdische Krankenhaus in Breslau. Schon zu diesem Zeitpunkt war Guttmann bekannt für die
Behandlung Rückenmarksverletzter.
• 1934 wurde er Vorsitzender der Jüdischen medizinischen Gesellschaft, die neu gegründet wurde.
• 1938 nachdem viele Juden in Konzentrationslager gebracht wurden, hatte er erkannt, dass er Deutschland verlassen musste.
• 1939 gelang ihm nach einer Kontaktaufnahme zu der „Society of Protection and Learning“ die Ausreise
nach Großbritannien mit Frau und Kindern ohne einen Pfennig Geld in der Tasche. Die Society ermöglichte Mediziner aus dem Deutschen Reich auszureisen. Er arbeitete dann mit Hilfe der Schutzorganisation
als Neurochirurg in Oxford.
• Die Todesrate Querschnittgelähmter während des Weltkriegs lag bei ca. 80%. Die wenig Querschnittgelähmten, die überlebten, waren als hoffnungslose „Krüppel“ arbeitsunfähig und ungewollt zu einem
Leben in Einrichtungen verurteilt, wo keine Hoffnung für ein lebenswertes Leben Bestand. Die Lebenserwartung nach Eintritt einer Querschnittlähmung betrug damals ca. 3 Monate.
• 1943 veröffentlichte Guttmann eine Übersichtsarbeit, in der er präsentierte, wie eine Behandlung Querschnittgelähmter aussehen und wie diese rehabilitiert werden müssten. Daraufhin wurde Guttmann
Presseinfo zum Guttmann-Rollstuhlsport-Revival 18. Juli 2015 in Lobbach
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gefragt, ob er ein Zentrum zur Behandlung Querschnittgelähmter aufbauen möchte. Er akzeptierte diese
Anfrage unter der Bedingung, die Behandlung und Rehabilitation nach seinen Prinzipien durchführen zu
können.
• So entstand das 1944 die erste Abteilung für Rückenmarksverletzte in Stoke Mandeville.
• 1948 wurden die ersten „Stoke Mandeville Games“ für Querschnittgelähmte durchgeführt. Die Vorläufer
der Paralympics.
• 1951 wurde die Abteilung in Stoke Mandeville in Nationales Zentrum für Querschnittgelähmte umbenannt.
•1952 wurden die ersten internationalen Stoke Mandeville Games für Querschnittgelähmte mit niederländischer Beteiligung durchgeführt.
•1960 fanden die Stoke Mandeville Games im Ausland statt. In Rom trafen sich im Olymiastadium 400
Teilnehmer aus 23 Nationen. Die Paralympischen Spiele waren geboren. Gleichzeitig wurde die Britische
Vereinigung für Behindertensport von Guttmann gegründet.
•1961 gründete Guttmann die internationale Fachgesellschaft für Querschnittgelähmte (International Medical Society of paraplegia = IMSOP) die heute als International Spinal Cord Society (ISCOS) geführt wird.
• 1966 wurde er von Queen Elisabeth zum Ritter geadelt, fortan Sir Ludwig.
• 1976 wurde Guttmann in Royal Society aufgenommen.
•1967 zog er sich aus dem Nationalen Querschnittzentrum zurück und ging in Pension. Stoke Mandeville
hatte zu diesem Zeitpunkt 200 Patientenbetten.
• 1980 verstarb Sir Ludwig Guttmann im Alter von 81 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts.
Sir Ludwig Guttmann ist weit über die Grenzen hinweg bekannt als Pionier der ganzheitlichen Rehabilitation
Querschnittgelähmter. So wurden weltweit 40 Einrichtungen für Querschnittgelähmte nach dem Prinzip von
Stoke Mandeville eröffnet und zum Teil nach ihm benannt.
Vor allem auf körperliche Aktivitäten legte Guttmann während des Rehabilitationsaufenthalts großen Wert.
Muskelaufbau diente nicht nur der körperlichen Situation sondern auch dem psychischen Zustand. Und so
wurde der Sport oder – wie es früher hieß – die körperliche Ertüchtigung in die Rehabilitation eingebunden,
auch mit dem Hintergedanken, Folgeerkrankungen zu vermeiden. Der Spirit von Stoke Mandeville lebt in
vielen Einrichtungen für Querschnittgelähmte weiter.
In Heidelberg wurde das erste Querschnittzentrum 1965 eröffnet unter dem Namen Ludwig Guttmann
Haus. In Barcelona steht das Guttmann Zentrum. In Karlsbad-Langensteinbach ist die Straße nach Ludwig
Guttmann benannt und weltweit findet man den Namen Ludwig Guttmann in Verbindung zu Einrichtungen
für Querschnittgelähmte oder in Verbindung zum Behinderten Sport. So heißt die Sporthalle der Manfred-Sauer-Stiftung in Lobbach – Ludwig Guttmann Halle, da Manfred Sauer, der Stifter der Manfred-Sauer-Stiftung nach einem Kopfsprung in die Themse in Stoke Mandeville bei Sir Ludwig Guttmann rehabilitiert
wurde und er diesem Arzt viel verdankt.
Für eine filmische Kurzbiographie siehe: www.der-querschnitt.de/archive/6787
Presseinfo zum Guttmann-Rollstuhlsport-Revival 18. Juli 2015 in Lobbach