Tagung Programm Was bringt‘s? Was nützt‘s? Wirksamkeit in der Heilpädagogik 18./19. März 2016 Was bringt‘s? Was nützt‘s? Wirksamkeit in der Heilpädagogik 18./19. März 2016 Was bringt‘s? Was nützt‘s? Wirksamkeit in der Heilpädagogik Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Schaffhauserstrasse 239 Postfach 5850 CH–8050 Zürich www.hfh.ch [email protected] Überblick Im Berufsalltag der Heilpädagogik hat man eine ziemlich genaue Idee davon, wann etwas wirksam ist: Nämlich dann, wenn der Knabe mit AutismusSpektrum-Störungen plötzlich erkennt, dass seine Betreuerin verärgert ist; dann, wenn das Mädchen mit einer ADHS plötzlich Ordnung an ihrem Arbeitsplatz hat; oder dann, wenn das Kind mit Rechenstörungen plötzlich über den Hunderterraum hinaus sicher addieren kann. In der Regel hat man auch eine Vermutung darüber, was diese Wirkung hervorgerufen hat: Das ABA-Programm bei Autismus, die Arbeit mit Lernkarten bei der ADHS oder Übungen mit der Hundertertafel bei der Rechenstörung. Die Wissenschaft dagegen hat andere Massstäbe für die Beurteilung der Wirksamkeit. Hier geht es zum Beispiel auch um die Frage, ob eine Massnahme signifikant wirksamer ist als eine andere. Oder darum, ob etwas nicht einfach das Ergebnis einer ganz natürlichen Entwicklung ist, die sowieso eingetreten wäre – auch ohne Intervention. Idealerweise schliessen sich diese beiden Sichtweisen von Wirksamkeit nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen sich. Die HfH sieht sich als Institution, in der die Praxis und die Wissenschaft miteinander ins Gespräch kommen und sich gegenseitig bereichern können. So präsentieren wir Ihnen an dieser Tagung aktuelle Ergebnisse zur Wirksamkeit in der Heilpädagogik – und würden uns freuen, Sie dabei begrüssen zu dürfen. Wirksamkeit erforschen Die wissenschaftliche Sicht auf das Thema Wirksamkeit in der Heilpädagogik steht am ersten Tag im Zentrum: Zur Sprache kommen Grundlagen der Wirksamkeitsforschung, deren Möglichkeiten und Grenzen für die Heilpädagogik und für verschiedene heilpädagogische Tätigkeitsfelder. Wirksam handeln Wie können Erkenntnisse aus der Wirksamkeitsforschung für die berufliche Praxis nutzbar gemacht werden? Gemeinsam mit Fachleuten aus unterschiedlichen heilpädagogischen Tätigkeitsfeldern werden Ideen für wirksames Handeln entworfen und diskutiert. Die Tagung endet mit einem ernsthaft-humorvollen Referat zu „Vermessenem Handeln“ und einem Lunch. 4 Tagungsleitung Prof. Markus Sigrist unter Mitwirkung von Prof. Dr. Karin Bernath, Prof. Dr. Jürg Blickenstorfer, lic. phil. Roman Manser, Dr. Ueli C. Müller, Prof. Dr. Martin Venetz Adressatenkreis Schulische Heilpädagoginnen und Heilpädagogen, Logopädinnen und Logopäden, Fachpersonen Psychomotoriktherapie, Fachpersonen Heilpädagogische Früherziehung, Behördenmitglieder, an Heilpädagogik interessierte Lehrende, Forschende, Studierende, Praktizierende Zeit Freitag, 18. März 2016, 13.15-17.15 Uhr Samstag, 19. März 2016, 9.15-13.15 Uhr Tagungsgebühr 380.- Fr. (inkl. Pausengetränke und Lunch) Anmeldung Über unsere Website www.hfh.ch/tagungen Anmeldeschluss 15. Februar 2016 Mit freundlicher Unterstützung von: 5 Programm Freitag, 18. März 2016 Wirksamkeit erforschen 13.15 Uhr Empfang, Erfrischung 13.45 Uhr Begrüssung Prof. Dr. Urs Strasser, Rektor der HfH Zürich 14.00 Uhr Referat 1: Der Erkenntnisgegenstand bestimmt die Erkennt- nismethode. Wie sollten wir in der Heilpädagogik was erkennen? Prof. Dr. Stephan Ellinger 15.00 Uhr Referat 2: Wirksamkeit verstehen. Wie kann Forschung die Praxis befruchten? Dr. Ueli Müller, Prof. Dr. Martin Venetz 15.45 Uhr Kaffeepause 16.15 Uhr 5 Parallelreferate: Was wirkt? Stand der Forschung in ausge- wählten Berufsfeldern 1. Wirksame Fördermethoden bei Lernschwierigkeiten Rupert Tarnutzer 2. Wissen, was wirkt – Wissen, das wirkt? – Wissensbasis und Professionalität in der Pädagogik bei Menschen mit geistiger Behinderung Albin Dietrich 3. Heilpädagogische Früherziehung wirkt mehrdimensional Christina Koch 4. Zur Wirksamkeit in der Psychomotorik Prof. Dr. Joseph Richter 5. Logopädie: Wirksamkeit unter der Lupe Erika Hunziker 17.15 Uhr Apéritif 6 Programm Samstag, 19. März 2016 Wirksam handeln 8.45 Uhr Kaffee und Gipfeli 09.15-12.00 Uhr Workshops (inkl. Kaffeepause 10.15-10.45 Uhr) Workshop 1: Handle ich wirksam? Die Wirksamkeit der eigenen beruflichen Praxis messen Prof. Dr. Martin Venetz Workshop 2: Wirksame Lernsettings bei Lernschwierigkeiten Rupert Tarnutzer Workshop 3: Wirksamer Mathematikunterricht für Schüler und Schülerinnen mit mathematischen Lernschwierigkeiten Susanne Kuratli Geeler Workshop 4: Schriftspracherwerb erfolgreich aufbauen – Lernstörungen vermeiden Claudine Kölbener Workshop 5: Ein Blick über den Tellerrand. Welchen Sinn macht die Integration von wirksamen psychotherapeutischen Interventionen in die Psychomotoriktherapie? Dr. Ueli Müller, Johanna Soyer Workshop 6: Direkte Förderung, wirksame Förderung? Über die Bedeutung von Etikettierungen, Differenzierungen und individuellen Operationalisierungen Prof. Dr. Franz B. Wember Workshop 7: Wirksames Handeln in der Logopädie Erika Hunziker, Karin Günther 7 Workshop 9: Wirksamkeit von tiergestützten Interventionen Dr. Elisabeth Frick Tanner, Dr. Robert Tanner-Frick Workshop 10: Wirksamkeit früher Förderung in psychosozial benachteiligten Familien Alex Neuhauser Workshop 11: Wo und wie die Wirksamkeit Heilpädagogischer Früherziehung nachgewiesen werden kann Christina Koch, Matthias Lütolf Workshop 12: Wirksamkeit und Inhalt des BaghiraGruppentrainings für Kinder mit oppositionellem und aggressivem Verhalten Rhainer Perriard, Dr. Ralph Wettach Workshop 14: Wirksam handeln bei herausforderndem Verhalten von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung Dr. Lars Mohr Workshop 15: Wirksamkeit organisationaler Strukturen und Prozesse – Theorie trifft Praxis Tobias Arnold, Roman Manser 12.15 Uhr Schlussreferat: Vermessenes Handeln Hans-Georg Lauer 13.15 Uhr Ausklang mit einem Lunch 8 Abstracts der Haupt- und Schlussreferate Hauptreferat: Der Erkenntnisgegenstand bestimmt die Erkenntnismethode. Wie sollten wir in der Heilpädagogik was erkennen? Prof. Dr. Stephan Ellinger Wenn wir erfahren wollen, aus welchen Bestandteilen eine Flüssigkeit zusammengesetzt ist, werden wir wohl kaum auf die Idee kommen, uns mit einem Mikrofon zur Lösung zu begeben, um dieselbe zu ihren Ingredienzien zu befragen. Ebenso wenig sollten wir einen Menschen in kleine Stücke zerschneiden und diese in Reagenzgläsern kochen, wenn wir wissen wollen, was in seinen Gedanken steckt – also: was er denkt. Diese Beispiele leuchten unmittelbar ein. Das übergeordnete Grundprinzip wirft aber im wissenschaftlichen Forschen und Lernen immer wieder Fragen auf. Das gemeinsame Credo quantitativer und qualitativer Forschungsmethoden, nur solchen Aussagen Beachtung zu schenken, die prinzipiell durch Erfahrung nachgeprüft werden können, bildet zugleich den Grundstein schärfsten Widerspruchs: Wann bildet Erfahrung die Wirklichkeit am treffendsten ab und wann produziere ich eine „falsche“ Theorie? Hauptreferat: Wirksamkeit verstehen. Wie kann Forschung die Praxis befruchten? Dr. Ueli Müller, Prof. Dr. Martin Venetz Die Qualität sonderpädagogischen und therapeutischen Handelns kann an dessen Wirksamkeit gemessen werden. Doch: Was ist mit Wirksamkeit gemeint? Wie wird sie erfasst? Wozu braucht es Wirksamkeitsstudien? Wie interpretiert man diese richtig und kritisch? Welchen Nutzen haben Wirksamkeitsstudien im sonderpädagogischen und therapeutischen Alltag? Welche Grenzen sind der Aussagekraft von Wirksamkeitsstudien gesetzt? An welche Grenzen stossen praktizierende Fachpersonen der Sonderpädagogik bei der Beurteilung der eigenen Wirksamkeit? Im Referat werden die Antworten auf diese grundlegenden Fragen erläutert und anhand von Beispielen veranschaulicht. 9 Schlussreferat: Vermessenes Handeln Hans-Georg Lauer Wie vermessen ist es, heilpädagogisches Handeln zu vermessen? Was ist, wenn wir uns beim Vermessen vermessen? Was bewirkt die verordnete Suche nach Evidenz und Wirksamkeit bei den Pädagoginnen und Pädagogen? Was macht das messbare Handeln mit den vermessenen Kindern? Wird das Messen das Mass aller Dinge? Andererseits: Wie vermessen ist es, heilpädagogisches Handeln der Beliebigkeit zu überlassen? Kinder als Spielball der Laune, der Kompetenz, des Dilettantismus der professionellen Pädagoginnen und Pädagogen? Eine Möglichkeit, diesem Dilemma zu entkommen, ist das Augenzwinkern: Es befeuchtet den Blick, löst ihn aus der Starre und hilft, den Blickwinkel zu wechseln. So kann dann ein – laut Messung – schiefes Ergebnis in seiner Kreativität wertvoll sein oder man justiert die Messlatte neu. Nun wird es nicht immer vermessen sein, wenn heilpädagogisches Handeln vermessen wird oder wenn es sich mal vermisst. 10 Abstracts Referate Freitag Wirksame Fördermethoden bei Lernschwierigkeiten Rupert Tarnutzer Schulische Heilpädagoginnen und Heilpädagogen müssen zur Förderung didaktische Settings bestimmen und Klassenlehrpersonen im Rahmen der Integrierten Schulischen Förderung (ISF) entsprechend beraten können. Die Wirkungsforschung zur Förderung bei Lernschwierigkeiten zeigt jedoch auf, dass nicht alles, was heute als didaktischer Mainstream gilt, für diese Gruppe von Lernenden wirklich effektiv ist. Das Referat erläutert Meta-Analysen, welche die Wirksamkeit von Fördermethoden bei Lernschwierigkeiten einschätzen. Abschliessend werden Konsequenzen zur Begleitung von Schülerinnen und Schülern mit Lernschwierigkeiten skizziert. Wissen was wirkt - Wissen, das wirkt? – Wissensbasis und Professionalität in der Pädagogik bei Menschen mit geistiger Behinderung Albin Dietrich In der Pädagogik für Menschen mit geistiger Behinderung und insbesondere für Menschen mit schwerer Behinderung ist es unumgänglich, zwei Formen der Evidenzbasierung zu unterscheiden. Und beiden muss man Beachtung schenken, wenn Fragen der Wirksamkeit gestellt werden. Die erste Form der Evidenzbasierung beruht auf wissenschaftlichen Untersuchungen und ist mit einem tendenziell technologischen Verständnis von Heilpädagogik verbunden. Die zweite Form der Evidenzbasierung beruht auf dem reflektierten und nichtnaiven Erfahrungswissen der Heilpädagoginnen und Heilpädagogen. Die beiden Formen der sogenannten Evidenzbasierung werden anhand von Beispielen erläutert. 11 Heilpädagogische Früherziehung wirkt mehrdimensional Christina Koch Es ist zwar bekannt, dass kontinuierliche, heilpädagogische Interventionen dann am wirksamsten sind, wenn sie sich sowohl der Kind- wie auch der Familienorientierung verpflichtet fühlen. Die Heilpädagogische Früherziehung vereint in ihrer Praxis beide Dimensionen. In der Forschung im In- und Ausland wird aber meist nur eine Dimension erforscht: Entweder wird der Blick auf die Eltern-Zufriedenheit gerichtet oder der Fokus liegt auf der Effizienz von kindorientierten Programmen. Diesen Resultaten werden im Referat neue Forschungsergebnisse zum Wirksamkeitserleben von Fachpersonen aus der Heilpädagogischen Früherziehung gegenübergestellt. Erst durch die Kombination dieser Sichtweisen wird das gesamte Wirkungsfeld der Heilpädagogischen Früherziehung erkennbar. Als Fazit wird ein neues Forschungskonzept skizziert, welches der geforderten Mehrdimensionalität gerecht wird. Zur Wirksamkeit in der Psychomotorik Prof. Dr. Joseph Richter Obwohl es bereits Ende der 70er Jahre in der deutschsprachigen Psychomotorik Bestrebungen gab, Wirksamkeitsnachweise zu erbringen, sind erst in neuerer Zeit Evidenzen erbracht worden, welche internationalen Standards annähernd gerecht zu werden scheinen. Im Referat werden Erkenntnisse zur Wirksamkeit und damit der Status Quo der Wirksamkeitsforschung psychomotorischer Therapie und Förderung vorgestellt. Ausserdem wird aufgezeigt, was noch zu tun bleibt, um hinreichend Aussagen über die Wirkung und Wirkmechanismen der Psychomotorik machen zu können. 12 Logopädie: Wirksamkeit unter der Lupe Erika Hunziker Wirksamkeit ist ein zentrales Thema der therapeutischen Arbeit im Allgemeinen und damit auch in der Logopädie. Wird Wirksamkeit jedoch mit Messbarkeit gleichgesetzt, gehen wichtige Aspekte verloren. Wirksamkeit steht im Zusammenhang mit dem Modell der evidenzbasierten Praxis. Hierbei sollte sichergestellt werden, dass neben Meta-Analysen und randomisierten und kontrollierten Studien auch Falldarstellungen und Expertenmeinungen ihre Bedeutung haben. Weiter sollten neben der externen Evidenz immer auch die interne Evidenz, d.h. die berufliche Erfahrung, einbezogen und die Präferenzen des Klienten mitberücksichtigt werden. Das Referat gibt eine Einführung in die evidenzbasierte Praxis mit konkret umsetzbaren Anwendungshinweisen. Ziel ist eine an der Ganzheit orientierte evidenzbasierte Praxis im Sinne eines Arbeitsinstrumentes zur Unterstützung der Professionalität. 13 Abstracts Workshops Workshop 1: Handle ich wirksam? Die Wirksamkeit der eigenen beruflichen Praxis messen Prof. Dr. Martin Venetz Wissenschaftlich angelegte Wirksamkeitsstudien haben für das sonderpädagogische Praxishandeln eine zentrale Bedeutung: Sie informieren darüber, welche generelle Wirkung von einer bestimmten Intervention, einer Therapie oder einem Training zu erwarten ist. Allerdings sagen sie nichts über die spezifische Wirkung einer Intervention im konkreten Einzelfall aus – aber genau dafür interessieren sich Fachpersonen der Sonderpädagogik in ihrem beruflichen Alltag. Wie also können praktisch Arbeitende herausfinden, ob ihre Interventionen erfolgreich sind oder nicht? Im Workshop werden anhand von Beispielen Möglichkeiten vorgestellt und diskutiert, wie das eigene Praxishandeln konkret auf seine Wirksamkeit hin überprüft und evaluiert werden kann. Die vorgestellten Zugänge erfüllen zwei wichtige Kriterien: Sie orientieren sich zum einen an der Praxis und genügen zum anderen wissenschaftlichen Standards. Workshop 2: Wirksame Lernsettings bei Lernschwierigkeiten Rupert Tarnutzer Der Workshop knüpft an das Referat „Wirksame Fördermethoden bei Lernschwierigkeiten“ an und konkretisiert diese an vier Beispielen. Die dort angeführten Befunde zeigen, dass das heute vielfach gepriesene selbstgesteuerte Lernen bei Lernschwierigkeiten wenig effektiv ist, jedoch Elemente des ModellLernens resp. der direkten Instruktion deutlich angemessener sind und mehr bewirken können. Im Weiteren zeigt sich, dass die Vermittlung von Lernstrategien und Metakognition einen unerwartet hohen Stellenwert für die Lernentwicklung dieser Gruppe haben, diese also deutlich häufiger eingesetzt werden müssten. Der damit verbundene erhöhte Begleitaufwand verlangt nach didaktischen Elementen, welche die Klassenlehrperson entlasten. Exemplarisch wird dazu das tutorielle Lernen vorgestellt. Die Anwendung in der eigenen Unterrichtspraxis wird diskutiert. 14 Workshop 3: Wirksamer Mathematikunterricht für Schüler und Schülerinnen mit mathematischen Lernschwierigkeiten Susanne Kuratli Geeler Lernen in kleinen Schritten für lernschwache Schülerinnen und Schüler? Diese Praxis hat sich insbesondere in der mathematischen Förderung von Kindern mit Lernschwierigkeiten vielerorts bis heute hartnäckig gehalten. Ebenfalls weit verbreitet ist die Annahme, dass im mathematischen Erstunterricht pränumerische Kompetenzen wichtige Voraussetzungen für numerisches Rechnen sind. So werden immer noch Übungen im Bereich der Invarianz, Seriation, räumlichen Orientierung oder Klassifikation der numerischen Förderung vorangestellt. Dies in der Meinung, dass solche Kompetenzen unabdingbare Voraussetzungen für den Zahlbegriffserwerb darstellen. Im Workshop werden Studien zur effektiven mathematischen Förderung von Kindern mit Lernschwierigkeiten vorgestellt und Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht diskutiert. Workshop 4: Schriftspracherwerb erfolgreich aufbauen, Lernstörungen vermeiden Claudine Kölbener Studien zeigen, dass die sogenannten Vorläuferfertigkeiten für den Schriftspracherwerb bereits im Kindergarten wirkungsvoll gefördert werden können, und auf der Unterstufe parallel zur Alphabetisierung weiterhin fokussiert werden sollen. Damit in der sprachlichen und phonologischen Förderung Kinder sowohl auf der kognitiven als auch auf der emotionalen Ebene angesprochen werden, können mit Gewinn Leitfiguren eingesetzt werden. Die Workshopleiterin vermittelt, wie der Schriftspracherwerb im jeweiligen Praxisfeld wirksam vorbereitet und aufgebaut werden kann, wie evidenzbasierte Programme zur Förderung der phonologischen Bewusstheit (wie „Würzburger Trainingsprogramm“, „Olli, der Ohrendetektiv“, „Lezus“ u.a.) durch den Einsatz von Leitfiguren „beseelt“ und die sprachlich-phonologischen Fähigkeiten bei Kindern mit Aufmerksamkeitsproblemen bzw. Lernbehinderungen gefördert werden können, und wie das Leitfigurenspiel eingesetzt werden kann. Dazu arbeitet die Workshopleiterin mit Handpuppen. Die Teilnehmenden können gerne ihre eigenen Handpuppen mitbringen. 15 Workshop 5: Ein Blick über den Tellerrand. Welchen Sinn macht die Integration von wirksamen psychotherapeutischen Interventionen in die Psychomotoriktherapie? Dr. Ueli Müller, Johanna Soyer Psychomotoriktherapie ist eine bewährte und wichtige sonderpädagogische Massnahme. Trotzdem wird sie immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, ihre Wirksamkeit sei wissenschaftlich kaum nachgewiesen. Es spricht aber vieles dafür, nachweislich wirksame Programme bei Verhaltensauffälligkeiten aus der Psychotherapie sowie Befunde aus den Neurowissenschaften in die Psychomotoriktherapie zu integrieren. Wie können wir gut evaluierte verhaltenstherapeutische, kognitive, gruppendynamische und Selbstmanagement-Methoden sinnvoll im Rahmen der Psychomotoriktherapie einsetzen? Welche Methoden eignen sich z.B. besonders für den Umgang mit schwierigen Situationen in unserer Praxis, für die Unterstützung von Kindern im Umgang mit Verhaltensproblemen im Alltag, für die Gestaltung positiver Beziehungen zu Kindern und Bezugspersonen? Fallbeispiele zeigen auf, wie wir vom Blick über den Tellerrand hinaus profitieren können. Workshop 6: Direkte Förderung, wirksame Förderung? Über die Bedeutung von Etikettierungen, Differenzierungen und individuelle Operationalisierungen Prof. Dr. Franz Wember Direkte Förderung = wirksame Förderung? Manchmal stimmt die Gleichung, manchmal nicht. Im Workshop werden pauschale Etikettierungen ersetzt durch methodische Differenzierungen: direkte Förderung als effektives Lehrverhalten und effiziente Unterrichtsführung, direkte Förderung als evidenzbasiertes Unterrichten von Schlüsselqualifikationen in den Lernbereichen Mathematik und Schriftsprache und direkte Förderung als direktes Training von allgemeinen und inhaltsspezifischen Lern- und Problemlösungsstrategien. Es wird gezeigt, wo und wie sich Wirksamkeitsergebnisse finden lassen. Mindestens ein wissenschaftlicher Befund wird kritisch diskutiert, praktische Beispiele werden analysiert und praktische Simulationsübungen durchgeführt, um in der gemeinsamen Diskussion der Gretchenfrage nach der individuellen Übertragbarkeit in die persönliche professionelle Praxis nachzugehen. 16 Workshop 7: Wirksames Handeln in der Logopädie Erika Hunziker, Karin Günther In Bezug auf Wirksamkeit von logopädischen Interventionen gibt es verschiedene offene Fragen: Inwieweit ist ein therapeutisches Vorgehen wirksam? Wie lässt sich Wirksamkeit feststellen? Sind nur Methoden, die auf experimentellen Studien basieren, wirksam? Welche Rolle spielen die therapeutische Erfahrung, die Atmosphäre, die Beziehung und die Bedürfnisse des Klienten bzw. der Klientin? Wirksamkeit ist nicht nur für die Betroffenen wichtig, sondern auch für die Fachleute, denn sie gibt Bedeutung und sichert die berufliche Tätigkeit. Evidenzbasiertes Handeln als Basis sollte als eine Ganzheit von externer und interner Evidenz verstanden werden, die in jedem Fall vom individuellen Störungsbild und den Bedürfnissen des Klienten ausgeht. Im Workshop wird das Thema Wirksamkeit fallbezogen betrachtet, die evidenzbasierte Praxis kritisch beleuchtet und in der Diskussion ein praktikabler Weg für die Praxis gesucht. Workshop 9: Wirksamkeit von tiergestützten Interventionen Dr. Elisabeth Frick Tanner, Dr. Robert Tanner-Frick Der Workshop fasst kurz die bisher bekannten Wirkungen von tiergestützten Interventionen zusammen und erläutert die internationalen Standards für den Einsatz von Tieren durch Fachpersonen. Verschiedene Behandlungsverläufe zeigen den Einbezug von Tieren in der Psychotherapie und nehmen Bezug auf den Einsatz in der Heilpädagogik. Anhand von Einzellfallstudien werden die bindungstheoretischen Erkenntnisse im Umgang mit Tieren vorgestellt. Die Referierenden stellen dar, wie emotional-motivationale Faktoren durch den Einbezug von Tieren den Lerneffekt, die Achtsamkeit und die Beziehungsgestaltung günstig beeinflussen. Die lang jährigen Erfahrungen in Lehre und Praxis der tiergestützten Interventionen sind die Grundlagen dieses Workshops. 17 Workshop 10: Wirksamkeit früher Förderung in psychosozial benachteiligten Famielien Alex Neuhauser Kinder aus benachteiligten psychosozialen Verhältnissen haben zu Beginn ihrer Schullaufbahn oft ungünstigere Lernvoraussetzungen und schlechtere Aussichten auf Schulerfolg als die privilegierteren Gleichaltrigen. Um ihre Startbedingungen zu verbessern, wird zunehmend auf Massnahmen der frühen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) gesetzt. Aber machen benachteiligte Familien bei solchen Angeboten überhaupt mit und sind diese auch wirksam? Im Workshop wird am Beispiel des Projekts ZEPPELIN gezeigt, wie die Inanspruchnahme der Hilfen im Frühbereich gerade bei denjenigen Familien erhöht werden kann, die als „schwer erreichbar“ gelten. Darüber hinaus werden Bedingungen für die wirksame Umsetzung von früher Förderung in benachteiligten Familien erläutert und Ergebnisse zur Wirksamkeit der Massnahmen präsentiert. Workshop 11: Wo und wie die Wirksamkeit Heilpädagogischer Früherziehung nachgewiesen werden kann Christina Koch, Matthias Lütolf Schätzen Sie Ihre Tätigkeit als wichtig ein? Und als wie hoch erachten Sie deren Wirkung? Im Rahmen eines Forschungsprojekts der HfH wurden solche und ähnliche Fragen zahlreichen Fachpersonen der Heilpädagogischen Früherziehung gestellt. Ziel war es, das individuelle und subjektive Wirksamkeitserleben der Fachpersonen zu erfassen. Diesem Wirksamkeitserleben steht die Erforschung ergebnisorientierter Wirksamkeit gegenüber, welche mit Hilfe von Zielsetzungen überprüft wird: So kann untersucht werden, ob sich das Spielverhalten oder die feinmotorische Entwicklung eines Kindes als Folge der Förderung verändert haben. Aufgabe der Heilpädagogischen Früherziehung ist es jedoch auch, Prozesse zu begleiten: Prozesse, in welchen die Eltern in ihrer Erziehungsaufgabe gestärkt und in ihrem Annahmeprozess unterstützt werden, sowie Prozesse, in denen Kinder Strategien anwenden lernen, durch welche sie Selbstständigkeit und Partizipation erfahren. Wie kann diese weitere Dimension der prozessorientierten Wirksamkeit überprüft werden? Im Workshop werden gemeinsam Kriterien der individuellen Prozessbegleitung von Kind und familiärem Umfeld herausgearbeitet und anhand eines Fallbeispiels geprüft, wo und wie Wirksamkeit in der 18 Praxis erfahrbar gemacht werden kann. Workshop 12: Wirksamkeit und Inhalt des Baghira-Gruppentrainings für Kinder mit oppositionellem und aggressivem Verhalten Rhainer Perriard, Dr. Ralph Wettach Aggressives und oppositionelles Verhalten stellen eine grosse Herausforderung für Eltern und Lehrpersonen dar. Bei ungünstigem Verlauf entwickelt sich daraus eine schwerwiegende Störung des Sozialverhaltens. Das Baghira-Training soll den betroffenen Kindern im Alter von 8 bis 13 Jahren helfen, Verhaltensweisen zu erlernen, die ihre Sozialkompetenz stärken. Das für Gruppen entwickelte Training kann auch mit einzelnen Kindern durchgeführt werden. Die Wirksamkeit des Trainings wird anhand von zwei Evaluationen dargestellt, wovon eine im schulischen Kontext durchgeführt wurde. Die Teilnehmenden lernen den Aufbau und die Inhalte des Trainingsprogramms kennen. Anhand ausgewählter Module wird ein praktischer Bezug zum schulischen Alltag hergestellt. Workshop 14: Wirksam handeln bei herausforderndem Verhalten von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung Dr. Lars Mohr Herausforderndes Verhalten gilt als ein „Schlüsselproblem“ in der Arbeit mit intellektuell beeinträchtigten Kindern und Erwachsenen. Das rührt auch daher, dass unter den Betroffenen herausfordernde Verhaltensweisen deutlich häufiger vorkommen als unter nichtbehinderten Menschen. Für heilpädagogische Fachpersonen ist es eine wichtige Frage, welche Lebens- und Lernbedingungen herausfordernde Verhaltensweisen begünstigen. Die Antworten darauf helfen, sinnvolle pädagogische Massnahmen zu planen und umzusetzen. Praxisrelevante Hinweise ergeben sich aus verschiedenen empirischen Studien aus dem deutschsprachigen und internationalen Raum. Als wirksam erweisen sich etwa eine „funktionale Verhaltensdiagnostik“ oder das Konzept der „positiven Verhaltensunterstützung“. Der Workshop spannt einen Bogen von der Forschungslage hin zu konkreten Vorschlägen für die Interaktion bzw. für den Unterricht. 19 Workshop 15: Wirksamkeit organisationaler Strukturen und Prozesse – Theorie trifft Praxis Tobias Arnold, Roman Manser Die Qualität heilpädagogischer Arbeit ist von vielen Faktoren abhängig und zeigt sich demzufolge auch an unterschiedlichen Orten. Es gibt eine grosse Menge an Studien, die direkt das Kind, sein Lernen und methodisch-didaktische Konzeptionen im Blickfeld haben. Im Rahmen dieses Workshops wird der Blick auf die Organisation heilpädagogischer Institutionen gelegt. Um Bildungssysteme zu steuern, wählen Entscheidungsträger oftmals den Weg über formale Rahmenbedingungen, wie z. B. Klassengrössen oder Vorgaben im Rahmen von sonderpädagogischen Konzepten. Wirken diese Faktoren auf der Ebene des Kindes im Sinne von qualitativ besserem Lernen oder wird hier eine Parallelwelt konstruiert? Der Workshop ist so aufgebaut, dass Theorie und Alltagspraxis aufeinander treffen. Theoretische Befunde sollten sich in der konkreten Praxis spiegeln. Der Leiter einer grossen heilpädagogischen Institution stellt sich den herausfordernden Thesen der Organisationstheorie. Ein Dialog zwischen Theorie und Praxis, Wünschbarem und Machbarem! 20 Personen Tagungsleitung Sigrist Markus – Prof. Dozent Weiterbildung, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich unter Mitwirkung von Prof. Dr. Bernath Karin, Prof. Dr. Blickenstorfer Jürg, lic. phil. Manser Roman, Dr. Müller Ueli C. , Prof. Dr. Venetz Martin Referentinnen und Referenten Arnold Tobias – MAS HfH Management & Leadership, dipl. SHP, Geschäftsleiter Heilpädagogisches Zentrum Hagendorn Dietrich Albin – lic. phil., Dozent Studiengang Sonderpädagogik / Schulische Heilpädagogik, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich Ellinger Stephan – Prof. Dr., Lehrstuhl für Pädagogik bei Lernbeeinträchtigungen, Julius-Maximilians-Universität Würzburg Frick Tanner Elisabeth – Dr. phil., Fachpsychologin für Psychotherapie FSP, Traumatherapie DeGPT für Kinder, Jungendliche und Erwachsene, Gemeinschaftspraxis Altamira St. Gallen Günther Karin – Dipl. Logopädin, Bülach Hunziker Erika – lic. phil., Dipl. Logopädin, Dozentin Studiengang Logopädie, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich Koch Christina – Diplom-Heilpädagogin, Leiterin Vertiefungsrichtung Heilpädagogische Früherziehung, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich Kölbener Claudine – Schulischer Heilpädagogin, Puppenspielerin Kuratli Geeler Susanne – MA, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Lehr- und Lernforschung, Pädagogische Hochschule des Kantons St. Gallen Lauer Hans-Georg – Humorpflegepädagoge se&oD, Radolfzell 21 Lütolf Matthias – Dipl. Heil- und Sozialpädagoge, Lehrbeauftragter Vertiefungsrichtung Heilpädagogische Früherziehung, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich Manser Roman – lic. phil., Leiter Schwerpunkt Pädagogik für Menschen mit geistiger Behinderung, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich Mohr Lars – Dr. phil., Dozent Studiengang Sonderpädagogik/Schulische Heilpädagogik, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich Müller Ueli C. – Dr. phil., Dozent Studiengang Psychomotoriktherapie, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich Neuhauser Alex – lic. phil., wissenschaftlicher Mitarbeiter im Schwerpunkt Pädagogik bei Schulschwierigkeiten, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich Perriard Rhainer – Schulischer Heilpädagoge; Primarlehrer, Schulleiter Sonderschulheim Stiftung Schloss Regensberg Richter-Mackenstein Joseph – Prof. Dr., Dipl.-Psychologe, staatl. gepr. Motopäde/Mototherapeut, Systemischer Therapeut, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, Fachhochschule Kiel Soyer Johanna – Diplom-Psychomotoriktherapeutin, Lehrbeauftragte Departement Pädagogisch-therapeutische Berufe, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich Tanner-Frick Robert – Dr. med., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie FMH, Psychiatrie & Psychotherapie FMH, Gemeinschaftspraxis Altamira St. Gallen Tarnutzer Rupert – lic. phil., Dozent Studiengang Sonderpädagogik/Schulische Heilpädagogik, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich 22 Venetz Martin – Prof. Dr. phil., Schwerpunktleiter Forschung & Entwicklung, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich Wember Franz B. – Univ.-Prof. Dr. paed. M. Ed., Rehabilitation und Pädagogik bei Lernbehinderung, Technische Universität Dortmund Wettach Ralph – Dr. phil, Fachpsychologe für Psychotherapie FSP sowie Kinder- und Jugendpsychologie FSP, Fachbereichsleiter Schulpsychologischer Dienst Zürich 23 Teilnahmebedingungen Anmeldung Wir nehmen nur online Anmeldungen entgegen. Bitte melden Sie sich direkt über unsere Homepage www.hfh.ch/tagungen für die Veranstaltung an. Anmeldeschluss ist der 15. Februar 2016. Die Zahl der Teilnehmenden ist beschränkt. Bestätigung Wir bestätigen Ihre Anmeldung und geben Ihnen so bald als möglich Bescheid, ob Sie an der Tagung teilnehmen können. Zahlung Bitte bezahlen Sie nach dem Empfang der Einladung die Tagungsgebühr von Fr. 380.– mit dem zugestellten Einzahlungsschein noch vor Tagungsbeginn. Die Anmeldung ist erst mit der Überweisung definitiv. Abmeldung Die Tagungsgebühr von Fr. 380.– wird nur zurückerstattet, wenn jemand Ihren Platz einnehmen kann. In jedem Fall müssen wir eine Bearbeitungsgebühr von Fr. 50.– verrechnen. Versicherung Der Abschluss einer Unfall-und Diebstahlversicherung ist Sache der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Tagungsorganisation übernimmt keine Haftung. Anreise Wir empfehlen die Anreise mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein Parkhaus ist vorhanden, jedoch gebührenpflichtig (Fr. 40.–/Tag). 24 Lageplan Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Schaffhauserstrasse 239 Postfach 5850 CH–8050 Zürich www.hfh.ch [email protected] Detailierte Anfahrtsbeschreibung (Auto, Öffentlicher Verkehr) unter www.hfh.ch/lageplan Parkmöglichkeit im Parkhaus an der Berninastrasse 45
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