SINGEN! - Internationale Bachakademie Stuttgart

20–12
SINGEN!
Inhalt
Teilnehmende Schulen
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Programm
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BACHBEWEGT! SINGEN!
»Teilweise hitverdächtige Melodien als Cema«
Kinder, Lehrer — und viele Fragen
Über Maria, Bachs Magnificat und die Light-Version
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Entdeckt den Bach für euch!
»ZauberhaI« —
der L-Bank Kreativ-We:bewerb, der nicht nur Bach bewegt
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Biographien
Christina Landshamer
Katharina Magiera Maximilian Schmi: Krešimir Stražanac Gächinger Kantorei & Bach-Collegium Stu:gart
Karsten Gundermann Hans-Christoph Rademann
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Förderkreis Bachakademie
Vorschau
Dank
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Am 25. Dezember 2015 sendet SWR2 um 20:03 die Aufzeichnung
von Mozarts Idomeneo im Rahmen des Musikfest Stu:gart 2015.
Am 26. Dezember 2015 sendet SWR2 um 20:03 die Aufzeichnung
des Abschlusskonzertes (Beethovens 9. Sinfonie) im Rahmen des
Musikfest Stu:gart 2015.
BACHBEWEGT!
SINGEN!
SAISON 2015-2016
Sonntag, 20. Dezember 2015
Liederhalle, Beethoven-Saal
. 11:00
Familienkonzert
.Konzertdauer etwa 1 ¼ Stunden
.Keine Pause
370 Grundschüler verschiedener Schulen aus Stu:gart und Umgebung
Christina Landshamer Sopran
Katharina Magiera Alt
Maximilian Schmi: Tenor
Krešimir Stražanak Bass
Gächinger Kantorei & Bach-Collegium Stu:gart
Hans-Christoph Rademann Musikalische Gesamtleitung
Ane:e Zanker-Belz
. Florian Schmi:-Bohn Moderation
Für die Förderung des Projekts BACHBEWEGT! SINGEN!
dankt die Internationale Bachakademie Stu:gart:
(Hauptsponsor)
Das Projekt findet in Kooperation mit dem Carus-Verlag Stu:gart sta:.
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»Die Stimme
fühlt sich so schö
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beim Singen.«
Tolga, 8 Jahre
Teilnehmende
Schulen
Breitwiesenschule Gerlingen
Lehrerin: Daniela PfaD
. Klasse 4
Ferdinand-Porsche-Gymnasium
Lehrer: Florian Schmi:-Bohn
. Unterstufenchor
.
Grundschule Marbach Klasse 4b
Lehrerin: Cornelia Rasimus
.
Grundschule Riedenberg Klassen 3a, 3b, 3c
LehrerInnen: Julia SchäDer, Jessica Werz, Bernhard Kaiser
Lindenschule Grundschule Ostfildern
Lehrerin: Ursula König
. Klasse 3c
.
Pelikanschule Grundschule Stu:gart Klassen 3a, 4a
Lehrerinnen: Gudrun Dübgen, Katja Ro:
.
Plaisierschule Backnang Musisches Projekt
Lehrerin: Franziska Sprenger
Rinnenäckerschule Waiblingen
Lehrerin: Daniela Perle
Schillerschule Kornwestheim
Lehrerin: Ulrike Gölz
. Chor
. Chor
.
Schule an der Weissach Klassen 4a, 4b
Lehrerin: Susanne Hermann
Silcherschule Stu:gart
Lehrerin: Beate Dünkel
. SingSalaSing-Chor
3
Programm
Karsten Gundermann *1966
Magnificat Light
eine musikalische Einführung in Johann Sebastian Bachs Magnificat
für Mezzo, Chor, Schülerchor und Barockorchester in Bachs Bese;ung
AuIrag der Internationalen Bachakademie Stu:gart 2015
I. Magnificat
II. Salut
III. Respekt
IV. Misere
V. Macht
VI. Bonus
VII. Ehre
.
4
Johann Sebastian Bach 1685 – 1750
Magnificat in D-Dur, BW V 243
.
(für das Familienkonzert gekürzte Fassung)
I. Magnificat anima mea Dominum
(Meine Seele erhebt den Herrn)
II.
III.
IV.
V.
VI.
Et exultavit spiritus meus in Deo (Und mein Geist freuet sich)
Quia respexit humilitatem ancillae suae
(Denn er hat seine elende Magd angesehen)
... omnes generationes (...alle Kindes-Kind)
Quia fecit mihi magna (Denn er hat große Dinge an mir gethan)
Et misericordia a progenie in progenies
(Und seine Barmherzigkeit währet immer)
VII. Fecit potentiam in brachio suo (Er übet Gewalt)
VIII.Deposuit potentes de sede
(Er stösset die Gewaltigen vom Stuhl)
IX. Esurientes implevit bonis (Die Hungrigen füllet er mit Gütern)
XI. Sicut locutus est ad Patres nostros
(Wie er geredt hat unsern Vätern)
XII. Gloria Patri et Filio
(Lob und Preis sey Gott dem Vater und dem Sohn)
Gemeinsam SINGEN!
Weihnachtslieder für Chor, Schülerchor, Orchester und Publikum
arrangiert von Karsten Gundermann
.O du fröhliche
.Maria durch ein Dornwald ging
.Josef, lieber Josef mein
.Kling, Glöckchen, klingelingeling
.Kommet ihr Hirten
.Es ist ein Ros entsprungen
.Fröhliche Weihnacht überall
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370 Grundschüler verschiedener Schulen aus Stu:gart und Umgebung
Christina Landshamer Sopran
Katharina Magiera Alt
Maximilian Schmi: Tenor
Krešimir Stražanak Bass
Gächinger Kantorei & Bach-Collegium Stu:gart
Hans-Christoph Rademann Musikalische Gesamtleitung
Moderation: Ane:e Zanker-Belz, Florian Schmi:-Bohn
Stimmbildung, Workshopleitung Schulen: Magdalena Fischer,
Sabine Layer, Rebekka Nee;
Projektleitung: Katharina Gerhard,
Ane:e Zanker-Belz (bis September 2015)
Dirigat SchülerInnen: Sabine Layer
BACHBEWEGT!
SINGEN!
»Teilweise hitverdächtige
Melodien als Cema«
»Singen
entspannt
mich«
e
Berzan,8 Jahr
»Es ist
ein schönes
Gefühl
zu singen.«
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Leonard, 8 Jahr
»Mir macht es Sp
aß
zusammen mit de
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Klavier zu singen.
«
Lena, 9 Jahre
Seit
zwei Jahren tanzen und singen Kinder und Jugendliche
B AC H B E W E GT ! , so der Name des Projekts, mit dem die
Internationale Bachakademie Stu:gart sich selbst eine große
ZukunIsaufgabe gegeben hat. Die Aufgabe heißt »Musikvermi:lung«:
Die Akademie arbeitet auf diesem Gebiet in drei Richtungen:
»B AC H B E W E GT ! TA N Z ! « — also die tänzerische Umse;ung
der Wege zu Bach. Bei »B AC H B E W E GT ! S I N G E N ! « dreht sich
alles um den Weg über die eigene Stimme »H A N D I N H A N D ! «
nennt sich das Patenprogramm der Bachakademie. Spiritus Rector
dieses Programms ist der international renommierte Dirigent und
Akademieleiter Hans-Christoph Rademann, Professor für Chorleitung
an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Start
war 2013 mit einem Tanzprojekt: 100 Stu:garter Schülerinnen und
Schüler tanzten zur Musik von Bachs Weihnachtsoratorium. Sie werden
die festlichen Klänge zeitlebens wohl nie mehr vergessen. In der
Saison 2014 /2015 hat die Bachakademie das Cema B AC H B E W E GT !
zur ÜberschriI ihres komple:en Kinder- und Jugendprogramms ge­
macht. Über das zweite große Projekt, das am 20. Dezember 2015
ab 11 Uhr im Beethovensaal der Liederhalle seinen Abschluss findet,
hat S I N G E N mit Prof. Rademann gesprochen.
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Singen: Im Mittelpunkt steht dieses Mal Bachs Magnificat: Warum? Die
Frage gilt natürlich nicht der Gächinger Kantorei oder dem Bach-Collegium
Stuttgart, sondern den über 300 Grundschülen, die seit vielen Wochen eigens für sie komponierte Auszüge aus dem Magnificat singen —
lateinisch und deutsch. Was macht für sie das Magnificat attraktiv?
Hans-Christoph Rademann: Das Magnificat ist eine großartige
Komposition, es handelt von Maria, einer besonderen Frau, von
Stärke, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Dank. Außerdem beinhaltet
es sehr knappe Sä;e, die teilweise hitverdächtige Melodien als
Cema haben. Die Musik ist eingängig und mitnehmend, genau
das, was wir benötigen, um die Kinder mi;ureißen.
Singen: Wie fand die Auswahl der Schulen statt, die an dem Projekt
beteiligt sind?
Hans-Christoph Rademann: Die Schulen wurden angeschrieben
und konnten sich dann bei uns melden, wenn sie teilnehmen wollen.
Die Resonanz war sehr groß, es werden ca. 370 Kinder mitwirken.
Singen: Wie genau sieht das Konzept aus, das Ihrer Art von Musikvermittlung
zugrunde liegt? Gibt es da ein festes Gerüst oder auch mögliche Varianten?
Hans-Christoph Rademann: Wir versuchen stets, das Projekt
B AC H B E W E GT ! S I N G E N ! mit einem anspruchsvollen Werk aus
unserem laufenden Programm zu kombinieren. Mein Ziel ist, dass die
jungen Menschen mit der Musik Bachs in Berührung kommen, sie in
sich aufnehmen. Bislang wurde dabei versucht, dem Zeitgeist zu folgen
und die Werke stilistisch und klanglich »anzupassen«. Sie wurden
beispielsweise mit Jazzelementen versehen, um gefälliger zu sein.
Mein Ziel aber ist es, diese Musik im originalen »Klanggewand«,
mit dem klassischen Instrumentarium, den Jugendlichen zu vermi:eln.
Ich nehme die Kinder dabei sehr ernst und mute ihnen eine Menge
Arbeit zu, umso mehr sollen sie bereichert aus dem Projekt heraus­
gehen. Die Bearbeitungen von Karsten Gundermann stoßen auf helle
Begeisterung, er hat den Sinn der Komposition kindgerecht heraus­
gezogen und verdichtet. Die Kinder können dadurch das Werk inhaltlich verstehen. Im ersten Teil des Konzertes werden die Kinder mit
dem Orchester singen. Anschließend präsentiert die Bachakademie
mit ihren Ensembles die Werke im Bachschen Original und im dri:en
Teil des Abends singen alle, die Besucher und alle Ausführenden,
Weihnachtslieder-Bearbeitungen, die fantastisch gese;t sind. Das
hat es bei der Bachakademie Stu:gart so noch nie gegeben.
Singen: Was macht gerade die Musik von Johann Sebastian Bach
so attraktiv für Jugendliche?
Hans-Christoph Rademann: Bachs Musik lieben die Menschen
auf dem gesamten Globus, wir sprechen vom »Kosmos Bach«. Keine
klassische Musik in dieser Welt wurde so oI bearbeitet und wird so
oI gehört, wie die von Bach. Wenn Sie z. B. in Japan in ein KauEaus
gehen, hören Sie Musik von Bach. Die Wirkung dieser Musik entsteht
durch ihre innere Ordnung, die richtet auf, sortiert die Seele neu,
berührt und ermutigt. All dies ist natürlich wichtig für Kinder, sie sollen
die hier entstandene Hochkultur als Seelenscha; mit in das vor ihnen
stehende Leben nehmen.
Singen: Karsten Gundermann, der Komponist, mit dem Sie beim Magnificat
zusammenarbeiten, hat eine höchst interessante Biographie. Er studierte bei
Udo Zimmermann und — das war in den 70er Jahren — besuchte damals eine
Kinderkomponistenklasse von Hans-Jürgen Wenzel.
Kinderkomponistenklasse, das klingt nach ganz aktueller Musikpädagogik.
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Tatsächlich hat es das in der früheren D D R schon vor 50 Jahren gegeben. In
den 90er Jahren hat Gundermann an der Nationalakademie für Chinesisches
Theater in Peking studiert. Ein wirklich interessanter Künstler. Was verbindet
Sie mit ihm?
Hans-Christoph Rademann: Die Kinderkomponistenklasse war eine
herausragende Idee in der D D R und hat viel bewirkt, glücklicherweise
existiert sie heute immer noch. Dort wurde Kunst gemacht und keine
Politik. Karsten Gundermann kenne ich seit dem gemeinsamen Studium
in Dresden. Er ist extrem vielseitig und flexibel. Lange hat er auch bei
mir im Dresdner Kammerchor gesungen. Ich kann sagen, dass wir gut
befreundet sind. Das allein wäre aber kein Grund, ihn zu beauIragen.
Grund hierfür ist, dass ich ihn für ziemlich genial halte. Er ist, wie man
so sagt, ein heller Kopf und handwerklich ein sehr guter Komponist, der
viel Erfahrung in der Arbeit mit Jugendlichen hat. Er ist in der Lage, sich
perfekt auf unterschiedliche Anforderungen einzustellen. Das zeichnet
ihn unter anderem aus. Dass er eine Peking Oper komponiert hat, die
viele Millionen Chinesen im Fernsehen gesehen haben, ist Beleg dafür.
Singen: B AC H B E W E GT ! — eine Menge an Impulsen, scheint mir.
Wie lassen sich diese für Lehrer umsetzen? Kann die Bachakademie hierbei
sogar behilflich sein?
Hans-Christoph Rademann: Wir haben die Lehrer gut eingebunden
und ihnen hilfreiches Material zur Verfügung gestellt. Gemeinsam mit
der Dirigentin Sabine Layer und der Projektleiterin Katharina Gerhard
arbeiten Mitglieder der Gächinger Kantorei in den Schulen. Ich höre
immer wieder davon, wie gut das funktioniert! […]
Singen: Herr Prof. Rademann, vielen Dank für das Gespräch!
ZeitschriI SINGEN
12 – 2015
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den aufrich
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Kinder, Lehrer —
und viele Fragen
Wie
begegnen die Grundschulkinder, die aus aller Welt
kommen, dieser fast 300 Jahre alten Musik? Wir sprachen mit
Sabine Layer, einer der drei Grundschulcoaches für dieses Projekt.
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Singen: Wie nehmen Grundschulkinder die Thematik und die Musik auf?
Sabine Layer: Ich habe in allen Schulen bisher nur positive Erfahrungen gemacht, und meinen Kolleginnen aus der Gächinger Kantorei,
Magdalena Fischer und Rebekka Nee;, geht es ebenso. Die Kinder
sind oDen für die Marien-Cematik, machen sich Gedanken und stellen
viele Fragen, z. B. »Warum singt Maria von ihrer Seele?«, »Was ist der
Heilige Geist?«, »Welches Instrument stellt die Macht dar?«, oder »Wie
wird man Opernsänger?« Die le;te Frage ist darauf zurückzuführen,
dass Karsten Gundermann die Kinder tatsächlich eine Koloratur über
mehrere Takte singen lässt, was erfrischend gut funktioniert, weil sie
keinerlei Berührungsängste haben und einfach der Anweisung folgen:
»Wir spielen jetzt Opernsänger!«
Singen: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Lehrkräften?
Sabine Layer: Die Lehrer stehen voll hinter dem Projekt, und das
spüren die Kinder natürlich. Ende September ha:en wir in einem
Lehrerworkshop das diesjährige Programm vorgestellt. Die Begeisterung war schnell geweckt, dennoch waren anfangs einige Zweifel au­szuräumen, ob die anspruchsvollen Stücke von Karsten Gundermann in
der zur Verfügung stehenden Probenzeit zu bewältigen wären.
Inzwischen sehen aber alle, dass wir das Ziel erreichen. Jede
Schule bekommt in diesen Wochen zwei bis drei Besuche von uns,
wir machen musikalische Proben, geben Stimmbildungstipps und
erklären schwierige Stellen. Unsere Arbeit ergänzt die Probenarbeit
der Lehrerinnen und Lehrer, die wirklich Hervorragendes leisten!
Singen: Erzählen Sie noch ein bisschen über die Kinder.
Sabine Layer: Die meisten Kinder können die vier Teile aus dem
Magnificat bereits auswendig. Das liegt natürlich auch an der Qualität
der Kompositionen von Karsten Gundermann. Viele Motive sind richtige
»Ohrwürmer«, und auch schwierige Intervalle sind so harmonisiert, dass
die Kinder sie sofort auDassen können. Über die Texte sprechen wir in
den Proben, und jedes Kind kann einen Text wie beispielsweise »Gott
erhöht die Niedrigsten« aus seinem persönlichen Hintergrund erklären.
Das Stück Respekt mit dem frechen Beginn »Kuck mal! Die da!« hat sich
zum Hit aller Kinder entwickelt. Die teilnehmenden Gruppen in den
einzelnen Schulen sind unterschiedlich groß, zwischen 20 und 50
Kinder, und ganz bunt gemischt, aber alle zeigen großes Interesse
und sind sehr zugewandt und oDen. Im Verlauf des Projekts lernen
sie auch viel über richtiges Singen, Chorgefühl- und Disziplin! Die
goldenen Regeln eines ChorauIri:s — Niemand beginnt vor dem
Nachbarn! Alle atmen gemeinsam! Wir schauen nach vorn zum
Dirigenten! Wenn das Stück zu Ende ist, bleiben wir ganz ruhig
stehen und hören uns das Nachspiel an! — das alles nehmen die
Kinder mit Begeisterung auf, und dann kommt auch gleich die
wichtigste Frage: »Dürfen wir uns am Schluss verbeugen?« Das Projekt
macht mir große Freude. Der Kontakt mit den Kindern ist inspirierend,
oI überraschend und manchmal tief berührend, etwa wenn ein Kind
erzählt, dass seine Schwester schon ein Engel im Himmel ist. Ich bin
sehr gespannt auf die erste gemeinsame Probe mit allen Kindern!
Singen: Frau Layer, vielen Dank für das Gespräch!
ZeitschriI
SINGEN 12 – 2015
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Über Maria,
Bachs
»Magnificat«
und die Light-Version
Etwa
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zwölf Jahre mag Maria alt gewesen sein, als sie Josefs Frau
wurde und den kleinen Jesus zur Welt brachte. Heute wäre Maria
vermutlich eine Schülerin der sechsten Klasse, doch damals im
Heiligen Land heirateten die Mädchen früher und wurden eher zu
Mü:ern. Seit Jahrhunderten wünscht man sich, Genaueres über Maria,
die auf Hebräisch Mirjam hieß, zu erfahren. Leider gibt es keine
direkten Dokumente, und in der Bibel bleibt Maria eher eine Rand­figur neben all den Gleichnissen und Wundern ihres Sohnes Jesus.
Umso erstaunlicher ist ein Text aus dem Lukas-Evangelium, der nach
seinem ersten Wort bis heute Magnificat genannt wird. Die schwangere
Maria besucht ihre Freundin Elisabeth, die ebenfalls ein Kind erwartet.
Die Frauen freuen sich natürlich auf ihre Babys.
Da beginnt Maria die gewaltige KraI Go:es zu rühmen: Go: wird
die Starken vom Cron stürzen und die Schwachen erhöhen, Go:
wird für die Armen sorgen, und die Reichen werden leer ausgehen.
Worüber ha:en die beiden Frauen wohl kurz vorher gesprochen? —
Lukas hat es leider nicht aufgeschrieben. Doch was Maria auch
immer gemeint haben mag, ihr Sohn Jesus hat sich später jedenfalls
in wunderbarer Weise um die Armen und Schwachen gesorgt. (Jesus
wurde in seiner Aufopferung für die Armen später häufig nachgeahmt,
aber nie erreicht.)
Maria hat Jesus nicht nur geboren und erzogen. Sie hat ihn nicht
nur vom Kreuz abgenommen und betrauert. Sie hat, soweit wir wissen,
nach dem Tod ihres Sohnes mitgeholfen, die ersten christlichen
Gemeinden zu organisieren. Seit Jahrhunderten hat die Mu:er
Jesu uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die europäischen
Komponisten haben auch einen Beitrag dazu geleistet: Immer und
immer wieder vertonten sie Marias berühmte Worte, die mit »Magnificat«
beginnen. Zum Beispiel mein Komponistenkollege Johann Sebastian
Bach. Er wurde vor knapp dreihundert Jahren Organist und Kantor
(Orgelspieler und Chorleiter) in der Leipziger Comaskirche. Vorher
ha:e er zwei Ablehnungen kassiert, nur weil die anderen Musiker nicht
wollten oder konnten, bekam er die Stelle. Er stürzte sich sofort auf
seine neuen Aufgaben und komponierte über viele Jahre mindestens
eine Kantate pro Woche, eine unglaublich harte Arbeit.
cat«?
Magnifi
eutet »
Was bed
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Bach ha:e das Orchester eines Fürsten geleitet, für kirchliche Zwecke
ha:e er lange nichts mehr komponiert. Nun wollte er sein Bestes geben
und den nörgelnden Leipzigern beweisen, was für ein hervorragender
Kirchenkomponist er war. Während er seine Kantaten auf Deutsch
schrieb, wählte er für das Magnificat die lateinische Sprache. Den
Chor se;te er fünfstimmig, (sonst schrieb er meistens zu vier Stimmen)
und erarbeitete einen kunstvollen Kontrapunkt. Das Magnificat wurde
so zu einem Höhepunkt in Bachs SchaDen und zählt heute zu den
beliebtesten Chorwerken der Barockmusik.
Bach selbst führte sein Magnificat nach seiner AnkunI in Leipzig gleich
zwei Mal auf: das erste Mal im Juli zu »Mariä Heimsuchung«, (einem
kirchlichen Fes:ag zur Erinnerung an Marias Besuch bei Elisabeth),
das zweite Mal passenderweise zum Weihnachtsfest.
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Für Kinder einer Grundschule ist Bachs Magnificat nicht leicht zu
verstehen. Als Komponist bin ich ein großer Bewunderer meines
barocken Kollegen Bach. Deshalb wollte ich versuchen ein Stück
zu schreiben, das junge Hörer an Bachs Meisterwerk heranführt. Zum
einen übertrug ich die wichtigsten Teile des lateinischen Textes ins
Deutsche. Dann nahm ich wichtige Cemen aus Bachs Kontrapunkt
heraus, so dass man sie besonders klar hören kann. Das Stück wurde
soweit vereinfacht, dass die Schüler mit unserem Profichor gemeinsam
singen können. So prägt man sich die Musik am besten ein, und es
macht mehr Spaß. Meine Komposition ist einfacher und kürzer — sie
dauert nur halb so lang wie das Original. Ich habe sie »MagnificatLight« genannt, weil sie einen ersten Einblick in die vollkommene
Schönheit der Bachschen Musik bietet.
Ich möchte hier die Gelegenheit nu;en und all den Schülern von
Herzen danken, die so fleißig geprobt haben. Vielen Dank auch an
ihre Lehrer, die Gesangspädagogen, an die Eltern, die ihre Kinder
fördern, unterstü;en und ihnen zuhören. Ich danke unserem Orchester,
unserem Chor, der Bachakademie mit ihrem Dirigenten Hans-Christoph
Rademann und seinem großartigen Team, das uns dieses schöne
Konzert organisiert hat. Euch und Ihnen allen wünsche ich ein frohes
Weihnachtsfest sowie ein friedliches und gesundes Neues Jahr.
Karsten Gundermann
»ZauberhaI«
der L-Bank Kreativ-We:bewerb,
der nicht nur Bach bewegt
Erläuterungen zur Ausstellung
im Foyer der Liederhalle
Herzensprojekte
erfordern Engagement. Der jährlich
sta:findende Schüler-We:bewerb »ZauberhaI« ist so ein Projekt, für
das man sich gern einse;t. Seit 2009 wendet sich die L-Bank, die
Staatsbank für Baden-Wür:emberg, an die Förderschulen des Landes.
Dabei ist »ZauberhaI« der bundesweit einzige We:bewerb, der aus­
schließlich für Förderschulen ausgeschrieben wird. Die Kinder unter
zwölf Jahren sind aufgerufen, ideenreiche Beiträge zu einem bestimmten Cema einzureichen. Der We:bewerb bietet den Schülern die
Möglichkeit, sich auszuprobieren und ihrer Kreativität freien Lauf zu
lassen. So fördert die L-Bank, die als Förderbank des Landes die
Unternehmen, Kommunen und Familien unterstü;t, auch die Künstler
von morgen — laut, bunt und unverwechselbar.
In diesem Jahr ha:e »ZauberhaI« eine ganz besondere Premiere. Denn
erstmals in der Geschichte des We:bewerbs diente ein Komponist bzw.
ein Musikstück als Inspirationsquelle für das kreative SchaDen der eingeladenen Schülerinnen und Schüler. In Kooperation mit der Internatio­
nalen Bachakademie Stu:gart waren die Förderschulen des Landes zu
einem besonderen Experiment aufgerufen: Unter dem Mo:o »Kommt,
singt (s)ein Lied — und entdeckt den Bach für Euch!« warteten das
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Leben und Werk von Johann Sebastian Bach darauf, von den Kindern
entdeckt zu werden.
Im Mi:elpunkt stand das Air aus der 3. Orchestersuite von Bach. Die
Auf­gabe: Die Kinder sollten sich so spielerisch wie möglich mit dem
»Lied ohne Text« auseinanderse;en und zusammen mit den Lehrern
eine darstellerische Möglichkeit finden, die am besten zur Klasse oder
Gruppe passt. Der Kreativität waren dabei kaum Grenzen gese;t.
Hauptsache, das Projekt wurde als Teamarbeit umgese;t. Mit dem
We:bewerb wollten L-Bank und Bachakademie einen Einstieg in die
Welt der klassischen Musik vermi:eln.
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Dass dieses Ziel erreicht wurde, haben die Werke der 23 Schulen, die an
»ZauberhaI« teilnahmen, gezeigt. Die Musik wurde von allen elementar
erlebt. Jedes Kind hat seinen eigenen Zugang gefunden. Das haben die
unglaublich vielseitigen Arbeiten ganz stark gezeigt. Die Schüler haben
gemalt, geklebt, gebastelt, gesungen, getanzt, oder sogar einen eigenen
Rap komponiert. Ganz viele haben das filmisch festgehalten, so dass für
die Jury auch die Persönlichkeit der Kinder und nicht nur deren Arbeit
sichtbar wurde. Die Jury aus Vertretern der L-Bank, der Bachakademie
und der Staatsgalerie sowie Vertretern der schreibenden und gestaltenden
ZunI hat ein beeindruckendes Bild davon bekommen, was an Förderschulen in Projektarbeit möglich ist und in Eigeninitiative von den Lehrern
entwickelt wird. »Es ist eindrucksvoll, auf welch einem hohen Niveau hier
interdisziplinär im Unterricht gearbeitet wird«, kommentierte Katharina
Gerhard, die Musikvermi:lerin der Bachakademie, die Einreichungen.
Ein ganz besonderer Höhepunkt für Schüler und Lehrer war die Preis­
verleihung am 17. Dezember 2015. Alle teilnehmenden Schulen waren
in den Hospitalhof nach Stu:gart eingeladen — um musikalisch ge­
meinsam den Abschluss des We:bewerbs zu feiern. Aber »ZauberhaI«
wäre nicht zauberhaI, wenn nicht auch »Bach bewegt« gewesen wäre:
Hans-Christoph Rademann hat es sich nicht nehmen lassen, die
komple:e Suite mit dem Ensemble der Bachakademie, dem BachCollegium Stu:gart, aufzuführen. Moderiert wurde die Preisverleihung
von Poetry-Slammer Tobias Borke, für den Bach sowieso der Vorreiter
des Rap war. Wir sind sicher, Bach hä:e seine Freude gehabt: 200
Kinder haben ihn für sich entdeckt.
Ihre L-Bank
Die Jury
Gernot Rehrl, Internationale Bachakademie Stuttgart
Katharina Gerhard, Internationale Bachakademie Stuttgart
Anke Menz-Bächle, Staatsgalerie Stuttgart
Evelyne Okonnek, Autorin
Nadia Köhler, Stuttgarter Zeitung Verlagsgesellschaft mbH
Achim Jäger, Jung von Matt / Neckar
Cordula Bräuninger, L-Bank
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Ein herzliches Dankeschön an alle teilnehmenden Schulen:
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Achertalschule-Förderschule Achern Albert-Schwei;er-Förderschule
Kehl Auschule-Förderschule Stu:gart Baldenberg-Schule
Spaichingen Carl-OrD-Schule Sinsheim Christian-MorgensternSchule Waiblingen Comeniusschule Königsbach-Stein
Eberhard-Ludwig-Schule Ludwigsburg Förderschule Ebersbach
Förderschule St. Georgen Förderschule Zell am Harmersbach
Georg-Schöner-Förderschule Steinach Gustav-Leube-Schule
Blaustein Gutenberg-Schule Reutlingen Gutenbergschule –
Förderschule Lahr Heilbrunnenschule Stu:gart Karl-ErhardScheufelen-Schule Förderschule Lenningen Kasimir-WalchnerSchule Pfullendorf Kraichertschule Sachsenheim Laucher:alschule
Förderschule Gammertingen Martinsschule Sindelfingen
Peter-Meyer-Schule Förderschule Schramberg Seyboldschule
Förderschule Me;ingen Waldtor-Hort und Förderschule
Waldtor-Schule Waldshut-Tiengen (außer Konkurrenz)
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Ein Herzensprojekt der L-Bank
Mehr Informationen zum We:bewerb unter www.zauberhaI-bw.de
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Foto Marco Borggreve
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Die gebürtige Münchnerin Christina Landshamer studierte an
der Hochschule für Musik und Ceater München bei Angelica Vogel
sowie anschließend in der Liedklasse von Konrad Richter und in der
Solistenklasse bei Dunja Vejzović an der Staatlichen Hochschule für
Musik und Darstellende Kunst Stu:gart. Neben Opernengagements
(u. a. Staatsoper Stu:gart, Dresdner Semperoper, Opéra du Rhin
in Straßburg, das Pariser Céâtre du Chatelet sowie Festspiele von
Salzburg, Baden-Baden und Glydnebourne) waren wichtige
Konzertverpflichtungen der le;ten Zeit u. a. eine Tournee mit dem
Gewandhausorchester unter Riccardo Chailly (Leipzig, Lucerne
Festival, Londoner P R O M S ), Konzerte mit den Berliner Philharmonikern
(Alan Gilbert), mit dem Netherlands Radio Philharmonic Orchestra
(Philippe Herreweghe), dem N D R Sinfonieorchester (Comas
Hengelbrock), dem Chor des Bayerischen Rundfunks (Peter Dijkstra)
sowie AuIri:e mit dem W D R Sinfonieorchester und dem Orchestre
National de France (Daniele Ga:i). Ihre besondere Liebe gilt dem
Liedgesang: Ein Duo-Liederabend im Jahr 2013 mit Maximilian
Schmi: im Wiener Konzerthaus markiert die erste Zusammenarbeit
mit Gerold Huber. Zahlreiche C D -Einspielungen im Bereich Oper,
Opere:e, Lied und der geistlichen Musik.
Foto Wolfgang Runkel
Die Altistin Katharina Magiera studierte zunächst an der
Mannheimer Musikhochschule bei Prof. Vera U. G. Scherr und
Prof. Rudolf Piernay. Weitere Gesangsausbildung erhielt sie bei
Prof. Hedwig Fassbender an der Hochschule für Musik und
Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Sie wurde Stipendiatin
der Villa Musica des Landes Rheinland-Pfalz, der Yehudi MenuhinStiIung Live Music Now und der StudienstiIung des deutschen
Volkes. 2009 gewann sie den Felix Mendelssohn BartholdyWe:bewerb. Opernengagements führten sie an das Staatstheater
Wiesbaden, die Opéra du Rhin in Strasbourg, an die Opéra Bastille
Paris und die Oper Frankfurt, wo sie seit der Spielzeit 2009/2010
dem Ensemble angehört. Im Konzertfach sang sie mit Dirigenten wie
Gerardo Garrido, Paolo Carignani, Sigiswald Kuijken, Hans Michael
Beuerle, Winfried Toll und Helmuth Rilling. Einige bereits gesungene
Werke sind die Passionen sowie zahlreiche Kantaten Johann Sebastian
Bachs und die Requien von Maurice Duruflé, Antonín Dvořák, Alfred
Schni:ke, Giuseppe Verdi und Wolfgang Amadeus Mozart.
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Foto Christian Kargl
22
Der Tenor Maximilian Schmi: studierte Gesang bei Roland Hermann
und Prof. Anke Eggers an der Berliner Universität der Künste. Bereits
während seiner Zeit im Jungen Ensemble der Bayerischen Staatsoper
München (2005 und 2006) debütierte er am Salzburger Landes­theater
als Tamino in der Zauberflöte, bevor er sich für vier Jahre dem Ensemble
des Mannheimer Nationaltheaters verpflichtete. Neben seiner LeidenschaI für die Oper hat der Konzertgesang ein großes Gewicht. Sein
weit gefächertes Repertoire reicht von Monteverdi über Mozart bis
Mendelssohn. Er arbeitet mit bedeutenden Dirigenten wie u. a. Daniel
Harding, Marcus Creed, Trevor Pinnock, René Jacobs und Orchestern
wie der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Tonhalle-Orchester Zürich,
dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem W D R
Sinfonieorchester, den Wiener Symphonikern, dem Cleveland Orches­
tra, dem Swedish Radio Symphony Orchestra und dem Gewandhaus­
orchester Leipzig. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit Philippe
Herreweghe. Ebenso wichtig sind die Liederabende zusammen mit
Gerold Huber. Zu Gast war das Duo im Amsterdamer Concertgebouw,
wiederholt beim Heidelberger Frühling oder in der Kölner Philharmonie.
Sein Debüt in der Londoner Wigmore Hall gab Maximilian Schmi:
gemeinsam mit Justus Zeyen. Maximilian Schmi: hat zahlreiche C D Einspielungen im Bereich Oper, Lied und Oratorium vorgelegt.
Foto Krešimir Stražanac
Der Bass-Bariton Krešimir Stražanac, wurde in Osijek (Kroatien)
geboren. Er studierte bei Prof. Dunja Vejzovic (Gesang) und Prof.
Cornelis Wi:hoeDI (Liedgestaltung) an der Hochschule für Musik
und darstellende Kunst in Stu:gart sowie privat bei Jane Corner
Mengedoht. Nach dem Studium wurde er von 2007 bis 2014 festes
Ensemblemitglied des Opernhauses Zürich, wo er sich zahlreiche
Fachpartien erarbeitete. Besonders gerne widmet sich Krešimir
Stražanac dem Kunstlied- und Konzertrepertoire. So sang er zahlreiche Oratorien und Liederabende in ganz Europa, u. a. mit dem
W D R -Sinfonieorchester (Johann Sebastian Bachs Kantaten BW V 43,
BW V 92, BW V 127 und BW V 140 sowie das Weihnachtsoratorium),
dem Orchester des Bayerischen Rundfunks, dem Concerto Köln, den
Bamberger Symphonikern (Schuberts As-Dur Messe) und La Orquesta
Sinfónica del Principado de Asturias (Brahms Requiem). Geplant sind
Konzerte mit dem Singapore Symphony Orchestra (Die Schöpfung), mit
dem Tokyo Symphony Orchestra (Brahms Requiem), der Staatskapelle
Halle (Das Buch mit sieben Siegeln) sowie der Akademie für Alte Musik
Berlin (Johannes-Passion). Neben einigen Operneinspielungen wird
demnächst auch eine C D -Einspielung von Bachs Johannes-Passion
mit dem Bayerischen Rundfunk / Concerto Köln erscheinen.
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Die Gächinger Kantorei und das Bach-Collegium Stu:gart
stehen seit August 2013 unter der künstlerischen Leitung von HansChristoph Rademann, dem Leiter der Internationalen Bachakademie
Stu:gart. Unter der TrägerschaI der Bachakademie gestalten die
Ensembles eine Vielzahl an Konzerten und Gastspielen (u. a. China,
Lateinamerika und zu Festspielen in Salzburg, New York, Paris und
Seoul), Hörfunk- und C D -Aufnahmen (zule;t Bachs h-Moll-Messe).
Im Zentrum der Ensemblearbeit stehen Werke von Schü; bis hin zu
zeit­genössischen AuIragswerken. Einen Fokus bilden seit jeher die
Vokalwerke von Johann Sebastian Bach. Die Gächinger Kantorei
Stu:gart wurde 1954 von Helmuth Rilling gegründet. Neben AuIri:en
mit dem Partner-Ensemble Bach-Collegium Stu:gart arbeitet sie u. a.
auch mit dem Freiburger Barockorchester, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, den Wiener Philharmonikern oder dem New
York Philharmonic sowie mit renommierten Gastdirigenten zusammen.
Eine enge PartnerschaI besteht zum Radio-Sinfonieorchester Stu:gart
des S W R. Mit dem Bach-Collegium Stu:gart (1965 als instrumentaler
Partner des Chores gegründet) hat sich ein Klangkörper auf modernem
Instrumentarium herausgebildet, der sich einer historisch informierten
AuDührung von Barockmusik ebenso widmet wie dem oratorischen
Repertoire unserer Zeit. Die von der Bachakademie initiierte Weiter­
bildung hochtalentierter Ensemblemusiker wird durch die Kursarbeit
von Dozenten aus den Kreisen des Bach-Collegiums entscheidend
mit­geprägt. Hunderte von C D -Einspielungen umfassen neben dem
Vokalwerk Bachs oratorische Literatur vom 18. Jahrhundert bis hin
zu etlichen UrauDührungen (u. a. von Penderecki, Pärt oder Rihm).
Mit AuDührungen der vergangenen Saison in Deutschland und auf
Tournee durch Südamerika, konnten die Ensembles die Entwicklung
einer künstlerischen Neupositionierung unter Leitung von HansChristoph Rademann eindrucksvoll belegen.
Gächinger Kantorei Stu:gart
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Sopran Miriam Burkhardt Lucy de Bu:s Beate Hei;mann
Katja Kunze Stephanie Lönne Ellen Majer
Alevtina Prokhorenko Julia Riemer Uta Scheirle
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Alt . Jennifer Gleinig . Anne Hartmann . Anna Krawczuk .
Rebekka Nee; . Franziska Neumann . Patricia Wagner
Tenor . Christoph Haßler . Jens Krekeler . Tobias Liebelt .
Claudius Poppig . Cenek Svoboda . Hitoshi Tamada
Bass . Simon Millán . Julian Millán . Stefan Müller-Ruppert .
Nicolas Probst . Florian Schmi:-Bohn . Stefan Weiler
Bach-Collegium Stu:gart
. Catarina Laske-Trier . Vera Sophie Bayh .
Oboe . Julia Ströbel-Bänsch . KirsM Wilson . Monika Wunder
Fago: . Michael Roser
Trompete . Lajos Rezmüves . Andreas Spannbauer .
Lukas Reiß . Cyrus Allyar
Pauken . Martin Ruda
Violine 1 . Gernot Süßmuth . Anna Rokicka . Christina Eychmüller .
Bertram Schade . Anne Roser
Violine 2 . Emily Körner . Gotelind Himmler .
Julia Glocke . Martina Bartsch
Viola . Michael Hanko . Carolin Kriegbaum . Isolde Jonas
Violoncello . Joachim Hess . Ulf Borgwardt
Kontrabass . Albert Michael Locher .
Orgel . Boris Kleiner
Flöte
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Karsten Gundermann (*1966), studierte Komposition in Dresden,
klassisches Chinesisches Ceater in Peking und Musik für Film und
Ceater an der New York UniversiM. Mit seiner 1993 uraufgeführten
Oper Die Nachtigall schuf er eine der bedeutendsten Pekingopern
des le;ten Jahrzehnts. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er
freischaDend für Werbung, Film und Fernsehen (Schätze der Weltkultur
Z D F -Serie, Verrückt nach Paris Spielfilm 2001) .
Als Komponist und Kulturmanager se;t er sich in zahlreichen Projekten
für Kulturaustausch und Völkerverständigung ein. Ein Schwerpunkt
seines SchaDens widmet sich der Einbindung ausländischer Instrumente
ins europäische Sinfonieorchester. (u. a. Didgeridoo-Konzert 2003,
Hardangerfiedelkonzert 2004, Konzert für Maultrommel und Orchester
2008, Konzert für Bansuri und Streichorchester, 2014). Die Auseinander­
se;ung mit außereuropäischer Musik ermöglichte Gundermann
gleichzeitig eine neue Annäherung an die eigene deutsche Volks­­kuns:radition. So entstanden zahlreiche Volksliedbearbeitungen
und in jüngster Zeit Forschungen im Bereich des sächsischen Minnegesangs (Das Hohe Lob der Frau, Oratorium nach Heinrich von Meißen,
seit 2009).
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In enger Zusammenarbeit mit dem Dresdner Kammerchor und dem
R I A S Kammerchor entstanden zahlreiche Versuche der Entwicklung
neuer Vokalmusik, als Crossover (Chinesisch Deutsche Jahres- und
Tageszeiten, Goetheoratorium, 2003; Le Cinesi, Barockoper mit
Pekingoper, 2010) Klangcollagen oder als Videoexperiment (Emotik,
2009, Lachmusik, 2012). In den le;ten Jahren gibt es wieder eine
stärkere Hinwendung zum Musiktheater, Kammeroper und Oper
(Kafkas Prozess 2009, Eroica 2010, Die Wassermelonenkerne 2014).
In Auseinanderse;ung mit der Musik von Gamekonsolen und
Computerspielen entstand 2007 Gundermanns erste deutsch­sprachige Oper FAUSTepisode2 nach Goethe, die in Dresden,
Bremen und Halberstadt erfolgreich aufgeführt wurde.
Foto Holger Schneider
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Der Dirigent Hans-Christoph Rademann ist ein ungemein viel­seitiger Künstler mit einem breiten Repertoire, der sich mit gleicher
LeidenschaI der AuDührung und Wiederentdeckung Alter Musik
wie der UrauDührung und Pflege Neuer Musik widmet. Geboren in
Dresden und aufgewachsen im Erzgebirge (Schwarzenberg), wurde
er früh geprägt von der großen mi:eldeutschen Kantoren- und Musiktradition. Er war Schüler im traditionsreichen Kreuzgymnasium, Mit­glied des berühmten Kreuzchors, der 2016 sein achthundertjähriges
Bestehen feiert, und studierte an der Musikhochschule Dresden
Chor- und Orchesterdirigieren. Während seines Studiums gründete
er den Dresdner Kammerchor und formte ihn zu einem internationalen
Spi;en­chor, der bis heute unter seiner Leitung steht. Ein eindrucks­
voller Beleg für die Qualität dieser künstlerischen Zusammenarbeit
ist die gefeierte Einspielung des Gesamtwerks von Heinrich Schü;
beim Stu:garter Carus-Verlag, die 2017 ihren Abschluss finden wird.
Hans-Christoph Rademann arbeitet mit führenden Chören und Ensembles der internationalen Konzertszene zusammen. Von 1999 bis 2004
war er Chefdirigent des N D R Chors und von 2007 bis 2015 Chef­
dirigent vom R I A S Kammerchor. Regelmäßige Gastdirigate führten
und führen ihn zum Collegium Vocale Gent, der Akademie für Alte
Musik, dem Freiburger Barockorchester, Concerto Köln, den Ro:er­da­mer Philharmonikern, der Sächsischen Staatskapelle Dresden u. a.
Seit Juni 2013 ist Hans-Christoph Rademann der Akademieleiter der
Internationalen Bachakademie Stu:gart. Die erste C D -Einspielung
mit der hauseigenen Gächinger Kantorei erschien im Juni 2015
beim Stu:garter Carus-Verlag und präsentierte eine neue Lesart
von Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe: basierend auf einer
Neuedition auf Grundlage der Dresdner Quellen von Kyrie und
Gloria und erstmalig mit dem Freiburger Barockorchester. Presse
und Publikum waren begeistert: »Nichts klingt mehr nach BreitwandBach in großer Besetzung, die meisten Chornummern atmen eine große Leichtigkeit und Eleganz. […] Keine Frage, in Stuttgart ist eine neue Ära angebrochen. […] Als neuer Leiter der Bachakademie Stuttgart ist Hans-
Christoph Rademann mit dieser Einspielung der h-Moll-Messe ein
grandioser Einstand gelungen.« (kulturradio des rbb). Für seine
künst­lerische Arbeit ist Hans-Christoph Rademann mit Preisen
und Ehrungen ausgezeichnet worden, darunter die Johann-WalterPlake:e des Sächsischen Musikrats (2014), die Sächsische
Verfassungs­medaille (2008), der Förder- sowie der Kunstpreis der
Landeshauptstadt Dresden (1994 bzw. 2014). Mehrmals erhielt
er für seine zahlreichen C D -Aufnahmen den Preis der Deutschen
Schallpla:enkritik (zule;t 2014) sowie den Grand Prix du Disque
(2002), den Diapason d’Or (2006 & 2011), den C H O C de l’année
2011, den Best Baroque Vocal Award 2014 u. a. Hans-Christoph
Rademann ist Professor für Chorleitung an der Hochschule für Musik
Carl Maria von Weber in Dresden. Außerdem ist er Intendant vom
Musikfest Erzgebirge, BotschaIer des Erzgebirges und Schirmherr
des Christlichen Hospizdienstes Dresden.
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Vorschau
M U S I K A L I S C H E R S A LO N V
Donnerstag, 18. Februar 2016 19:00
Internationale Bachakademie Stu:gart
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. Konzertsaal
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Johann Sebastian Bach Johannes-Passion BW V 245
Dr. Henning Bey im Gespräch mit dem Ceologen und
MusikwissenschaIler Prof. Dr. Meinrad Walter, Autor zahlreicher
Bücher zu Johann Sebastian Bachs Geistlicher Vokalmusik.
A K A D E M I E KO N Z E RT V
Samstag, 20. Februar 2016 19:00
Sonntag, 21. Februar 2016 19:00
Liederhalle Beethoven-Saal
.
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Johann Sebastian Bach
Johannes-Passion BW V 245
31
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Konzerteinführung 18:15
Liederhalle Beethoven-Saal
mit Dr. Henning Bey & Hans-Christoph Rademann
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Joowon Chung Sopran Benno Schachtner Countertenor
Werner Güra Tenor Peter Harvey Bass Tobias Berndt Bass
Gächinger Kantorei Stu:gart Akademie für Alte Musik Berlin
Hans-Christoph Rademann Leitung
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Besonders mit Hans-Christoph Rademann verbindet die Akademie für
Alte Musik eine enge künstlerische PartnerschaI, die sich in vielen preis­
gekrönten C D -Einspielungen widerspiegelt. 1982 gegründet, gehört die
Akademie für Alte Musik Berlin heute zur Weltspi;e der Kammerorchester
und kann auf eine beispiellose Erfolgsgeschichte verweisen. Als diesjähriger
Gast der Internationalen Bachakademie Stu:gart spielt das Ensemble
an der Seite der Gächinger Kantorei, die Sie mit einer spannenden
Interpretation von Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion erleben können.
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Internationale Bachakademie Stu:gart
Vorsi;ender des Vorstandes Helmut Nanz
Akademieleiter Prof. Hans-Christoph Rademann
Intendant Gernot Rehrl
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Redaktion Dr. Christiane Plank-Baldauf Katharina Gerhard
Der Einführungstext von Karsten Gundermann ist ein Originalbeitrag
für dieses HeI Probenfotos der Kinder Holger Schneider
Sa; vjp Druck OKzin Scheufele Änderungen vorbehalten.
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www.bachakademie.de
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Wir danken:
Die Arbeit der Internationalen Bachakademie Stu:gart ist nur
durch die Identifikation und großzügige Unterstü;ung zahlreicher
Sponsoren, Partner und Förderer möglich. Wir danken ihnen allen
sehr herzlich und freuen uns auf gemeinsame musika­lische Erlebnisse!
ZUWENDUNGSGEBER
S P O N S O R E N & PA RT N E R & F Ö R D E R E R
KLETT GRUPPE
Lechler
Stiftung
IBANET
Gutes Tun verbindet
D IETER VON H OLTZBRINCK S TIFTUNG G MB H
Lechler
Stiftung
Gutes Tun verbindet
B E S O N D E R E R DA N K A N
M E D I E N PA RT N E R
stifts
O R GA N I S AT I O N S - & V musik
E R A N S TA LT U N G S PA RT N E R
stifts
musik
HORLEITERTREFFEN