Gott und die Welt« März 2016 »Bach unter Gentlemen«

4–3
Go: und die Welt I
Inhalt
Programm
2
Daten & Fakten
4
Einführung
Very British… Zu den Kompositionen von
Elgar, Holst, Purcell, CroI, Stanford, Bri:en & Bridge
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Gesangstexte
Hear my Prayer, O Lord
Beati quorum via
A Prayer
Evening Hymn
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13
14
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Biographien
Gächinger Kantorei Stu:gart
Radio-Sinfonieorchester Stu:gart des SWR Howard Arman
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20
24
Vorschau
Dank
27
29
Go: und die Welt I
SAISON 2015-2016
Freitag, 4. März 2016
Ceaterhaus T 1
.
. 19:00
.Konzerteinführung . Dr. Henning Bey . 18:15
.Konzertdauer etwa 1 ¾ Stunden
.Eine Pause
»Bach unter Gentlemen«
Gächinger Kantorei Stu:gart
Radio-Sinfonieorchester Stu:gart des SWR
Howard Arman Leitung
Programm
2
Johann Sebastian Bach 1685 – 1750
Fantasia und Fugue BW V 537
arrangiert von Edward Elgar (1857 – 1934) für Orchester
.
.Beati quorum via, aus: 3 Motetten op. 38
William CroI 1678 – 1727
Hear my Prayer, o Lord
für 4- bis 8-stimmigen Chor
.
Frank Bridge 1879 – 1941
A Prayer
für Chor, Streicher, Orgel, Pauken und Schlagzeug
Henry Purcell 1659 – 1695
Hear my Prayer, o Lord Z 15
für 8-stimmigen Chor
.
Henry Balfour Gardiner 1877 – 1950
Evening Hymn
für 8-stimmigen Chor und Orgel
Benjamin Bri:en 1913 – 1976
Ce Young Person‘s Guide to the Orchestra op. 34
Variationen über ein Cema von Henry Purcell für Orchester
Johann Sebastian Bach
Fuga à la gigue BW V 577
arrangiert von Gustav Holst (1874 – 1934)
für Orchester
.
Charles Villiers Stanford 1852 – 1924
für 6-stimmigen Chor
.
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Cema: Allegro maestoso e largamente
Variation A: Presto
Variation B: Lento
Variation C: Moderato
Variation D: Allegro alla marcia
Variation E: Brillante: alla polacca
Variation F: Meno mosso
Variation G: (ohne Tempobezeichnung)
Variation H: Cominciando lento ma poco a poco accelerando
Variation I: Maestoso
Variation J: L‘istesso tempo
Variation K: Vivace
Variation L: Allegro pomposo
Variation M: Moderato
Fuge: Allegro molto
Pause
Gächinger Kantorei Stu:gart
Radio-Sinfonieorchester Stu:gart des SWR
Howard Arman Leitung
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Daten & Fakten
Henry Purcell 1659 – 1695
Hear my Prayer, o Lord Z 15
für 8-stimmigen Chor
Johann Sebastian Bach 1685 – 1750
Fantasia und Fugue BW V 537
arrangiert von Edward Elgar (1857 – 1934) für Orchester
Text englisches Anthem; Psalm 102, 2
Entstehung Vermutlich 1685. Wie das Autograph erkennen lässt,
gehört Hear my Prayer, o Lord zu einem größeren Werk (Funeral anthem
für König Charles I I .), das Purcell aber nicht vollendete.
Autograph Cambridge Fi;william Museum
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Bese;ung Piccolo, 2 Flöten, 2 Oboen, Englisch Horn,
2 Klarine:en, Bassklarine:e,2 Fago:e, Kontrafago:;
4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, 1 Tuba;
Pauke, Schlagzeug; 2 Harfen; Streicher
Entstehung Elgar orchestrierte zunächst Bachs Fuge in c-Moll
für Orgel, während der mit ihm befreundete Richard Strauss
die Fantasia übernehmen wollte. Die Fuge war im April 1921
vollendet. Für das Cree Choirs Festival in Gloucester
instrumentierte Elgar im Juni 1922 auch die Fantasia.
AuDührung Beide Teile wurden am 7. September 1922 unter
der Leitung Elgars beim Festival in Gloucester aufgeführt.
Verlag Novello, London
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4
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Benjamin Bri:en 1913 – 1976
Ce Young Person‘s Guide to the Orchestra op. 34
Variationen über ein Cema von Henry Purcell für Orchester
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Bese;ung 3 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarine:en, 2 Fago:e;
4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, 1 Tuba;
Pauken, Schlagzeug; Harfe; Streicher
Entstehung Komponiert 1946 als Musik zu dem Film
The instruments of the orchestra. Das Cema stammt aus
der Ouvertüre von Purcells Schauspielmusik zu Aphra Behns
Schauertragödie Abdelazer (1695).
AuDührung Liverpool, 1946
Verlag Boosey & Hawkes, London
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William CroI 1678 – 1727
Hear my Prayer, o Lord
für 4- bis 8-stimmigen Chor
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Text englisches Anthem, beruhend auf Psalm 102, 2 und 3
Entstehung Hear my Prayer erschien 1724 im ersten Band
von CroIs bedeutendem Werk Musica Sacra.
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Charles Villiers Stanford 1852 – 1924
Beati quorum via, aus: 3 Mote:en op. 38
für 6-stimmigen Chor
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Text lateinisches Anthem, beruhend auf Psalm 119.
Entstehung Zusammen mit den beiden anderen Mote:en op. 38
wurde Beati quorum via vermutlich bereits 1890 komponiert.
Er widmete sie seinem Nachfolger am TriniM College, Alan Gray,
zum 50. Geburtstag.
AuDührung 1905
Verlag Boosey & Hawkes, London
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Frank Bridge 1879-1941
A Prayer
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Bese;ung 8-stimmiger Chor
Streicher; Pauken, Schlagzeug; Orgel
Text nach St Comas à Kempis (1379/80-1471) The Imitation of Christ,
3. Buch, Kapitel 15
Entstehung Zwischen 1916 und 1918
UrauDührung Januar 1919 in der Royal Albert Hall in London unter
der Leitung des Komponisten.
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Henry Balfour Gardiner 1877 – 1950
Evening Hymn
für 8-stimmigen Chor und Orgel
Very British…
Zu den Kompositionen von
Elgar, Holst, Purcell, CroI,
Stanford, Bri:en & Bridge
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Text lateinischer Hymnus; 5. / 6. Jahrhundert
Entstehung 1908. Das Werk wird bis heute regelmäßig als Anthem
bei Abendgo:esdiensten in anglikanischen Kirchen gesungen.
Verlag Choral Public Domain Library
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Johann Sebastian Bach
Fuga à la gigue BW V 577
arrangiert von Gustav Holst (1874 – 1934) für Orchester
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Bese;ung 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarine:en, 2 Fago:e;
4 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Tuba; Streicher
Entstehung 1927 auf eine Anfrage der B B C zunächst für die B B C
Military Band komponiert. Holst transponierte dafür Bachs Fuga à
la gigue von G-Dur nach B.
AuDührung 24. Februar 1930 mit dem CiM of Birmingham
Orchestra in Cheltenham/ Town Hall.
Verlag: Musikproduktion Höflich, München
.
Böse
Zungen behaupten, England sei ein Land ohne Musik.
Dieses durch und durch englische Programm tri: den Gegenbeweis
an und zeigt darüber hinaus: England ist das Land der Chormusik.
Wir beginnen zwar mit Bach — allerdings in Bearbeitungen zweier
englischer Komponisten. Bach ist ja ein universaler Musikgo:, der auch
in England verehrt wurde. Aber die Briten haben genauso ihren speziell
englischen Bach: Henry Purcell. Er wird schon von seinen Zeitgenossen
wie William CroI bewundert, und die nachfolgenden Generationen
bis hin zu Benjamin Bri:en se;en sich immer wieder mit ihm auseinander. Von solchen Verschränkungen erzählt das Programm des heutigen
Abends: von Henry Purcell als einer Art Ausgangpunkt für die englische
Tradition, von Benjamin Bri:ens Erneuerung der englischen Musik im
Geiste Purcells, von Frank Bridge als Lehrer von Benjamin Bri:en und
von Charles Stanford als Lehrer von Frank Bridge und Gustav Holst.
7
Johann Sebastian Bach
in Bearbeitungen von Edward Elgar und Gustav Holst
Johann Sebastian Bachs Orgelwerke in einem großorchestralen Gewand
zu präsentieren, das ist in Zeiten der historisch informierten AuDührungspraxis ein heikles Unterfangen, weil es jedem Versuch, dem Originalklang
der Bachschen Werke möglichst nahe zu kommen, zutiefst widerspricht.
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, als sich Komponisten
wie Max Reger, Arnold Schönberg oder Ferruccio Busoni intensiv mit
Bachs Werken auseinanderse;ten, sah man das jedoch komple: anders.
Edward Elgar, der in den Zwanzigerjahren Bachs Musik ebenfalls eingehend studierte, schrieb über seine Bearbeitung der Fantasie und Fuge in
c-Moll: »Ich wollte zeigen, wie hinreißend und groß und glänzend er [Bach] sich
selbst hätte klingen lassen können, wenn er über unsere Mittel verfügt hätte.«
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Heute würde man einwenden, dass Bach nicht Bach gewesen wäre,
wenn er zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelebt hä:e, und vermutlich
auch eine ganz andere Musik geschrieben hä:e. Doch sei’s drum. Es
ist wie mit der Adaption historischer StoDe für den Film: Meist sagen sie
mehr über die Epoche aus, in der sie gedreht wurden, als über die Zeit,
um die es im Film gehen soll. Insofern sind die beiden Bach-Bearbeitungen
von Edward Elgar und von Gustav Holst, die dieses Programm umrahmen,
selbst schon wieder von historischem Interesse. Und man darf sie aus
dieser Distanz auch wieder unbefangen genießen.
Die Fantasie c-Moll aus BW V 537 untermalt Elgar mit einer trauer­
marschartigen Pauke. Zudem unterstreicht er in seiner Instrumentation
die Seufzermotiv-Qualitäten der omnipräsenten Halbtonschri:e und
rückt seine Bearbeitung damit interessanterweise in die Nähe der
Bach-Passionen. Darüber hinaus sorgt die Harfe für einige geradezu
cineastische Wirkungen. Fast noch wirkungsvoller ist die Bearbeitung
der zugehörigen Fuge, die zunächst relativ streng beginnt, die Elgar
aber unter ungehemmtem Einsa; von Schlagzeug und Blech zum
Breitwandformat aufzieht. Das mag aus musikhistorischer Sicht
politisch unkorrekt sein, macht aber einen Riesenspaß.
Demgegenüber wirkt Gustav Holsts Bearbeitung der Fugue à la Gigue,
die das heutige Programm beschließt, fast schon puristisch. Aber auch
sie verfehlt ihre Wirkung nicht. Holst beginnt sie nackt mit den Solo­
streichern, nimmt aber sukzessive das komple:e Orchester mit ins
Boot und führt den Sa; so zu einem triumphalen Schlusspunkt.
Henry Purcell und William CroI
Für die englische Musikgeschichte ist er so etwas wie ein Urvater:
Der Barockkomponist Henry Purcell. Purcell verließ seine Heimatstadt
London nie, was seinen Status als Repräsentant der englischen Musik
eher noch unterstrichen haben dürIe. Seine Zeitgenossen schä;ten
ihn dafür, dass er der englischen Sprache die KraI der musikalischen
ADekte beigebracht ha:e, wie man sie sonst nur dem Italienischen
zusprach. Kein Wunder dass »Orpheus Britannicus«, der Titel einer
Sammlung mit Liedern Purcells, irgendwann zu einem Synonym für
Purcell selbst geworden ist.
Purcell wurde zum Vorbild einer ganzen Komponistengeneration. Zu ihr
zählte auch der knapp zwanzig Jahre jüngere William CroI. Mit Purcell
verbindet ihn derselbe Lehrer (John Blow), zudem bekleideten beide
Komponisten nacheinander das Amt des Organisten von Westminster
Abbey. Beide schrieben Anthems, die genuin englische (und englischsprachige) Ga:ung der geistlichen, aber nicht liturgischen Chormusik
und griDen dafür auch gelegentlich auf dieselben Texte zurück. So
auch für »Hear my Prayer, o Lord«. Beide Anthems erklingen in diesem
Konzert nacheinander.
Purcell verwendet nur einen Vers aus dem Bußpsalm 102 und ver­
arbeitet ihn zu einem kaum dreiminütigen, aber ungemein dichten
und ausdrucksvollen Sa;, der stark geprägt wird von einem drei­
tönigen, chromatischen Motiv auf dem Wort »crying«.
William CroIs Vertonung ist weniger emotional zugespi;t. Religiöse
Zuversicht mag hier im Vordergrund gestanden haben. CroI vertont
zwei Verse aus dem Psalm und gliedert seinen rund fünfminütigen
Sa; entsprechend in mehrere Teile. Der Wechsel zwischen vollem
Chor und einzelnen Stimmgruppen sorgt zusä;lich für Abwechslung.
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Benjamin Bri:en
Benjamin Bri:en war der unbestri:en bedeutendste englische Komponist des 20. Jahrhunderts. Sein Orchesterwerk Young Person’s Guide to
the Orchestra zeigt zwei Aspekte, an denen Bri:en gelegen war: Erstens
den heute sehr aktuellen Ansa;, für Kinder und Jugendliche zu komponieren und ihnen einen Zugang zur klassischen Musik zu verschaDen;
zweitens seine Auseinanderse;ung mit Henry Purcell. Als Bearbeiter
und Herausgeber von Werken Purcells machte sich Bri:en um die
Wiederentdeckung und Pflege des eigenen Musikerbes verdient. Er
wollte, so schrieb er im Zusammenhang mit seiner Oper Peter Grimes,
»Glanz, Freiheit und Lebendigkeit der englischen Musik erneuern, die mit
Purcell geschwunden« seien.
The Young Person’s Guide to the Orchestra (1945 – 47) war zunächst als
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Musik zu einem Film gedacht, in dem jungen Menschen die Orchester­
instrumente vorgestellt werden. Heute ist das knapp zwanzigminütige
Stück eines der beliebtesten Orchesterwerke Bri:ens. Es ist als
Varia­tionenfolge über ein Cema von Henry Purcell angelegt, das
dem Rondeau aus seiner Ouvertüre zu Abdelazer entnommen ist.
Schon die Cemenvorstellung selbst macht Bri:en zu einem Reigen
der unterschiedlichen Orchestergruppen. Die anschließenden Varia­
tionen stellen auf überaus humorvolle Weise einzelne Instrumente
und ihre Charakteristika vor. Eine Fuge beschließt das Stück, in der
das Ausgangsthema vom Blech mit großem Pomp wieder aufgegriDen
wird, während sich die komplexe Kontrapunktik der Fuge einfach
fortse;t. The Young Person’s Guide ist ein wunderbares Beispiel dafür,
wie sich pädagogischer und künstlerischer Anspruch miteinander
verbinden lassen.
Charles Villiers Stanford
Der heute nur noch wenig bekannte spätromantische Komponist
Charles Villiers Stanford war zu seiner Zeit eine wichtige musikalische
Persönlichkeit. In Dublin geboren und aufgewachsen, machte er in
England Karriere, wo er zum ersten Professor für Komposition am neuen
Royal College of Music in London berufen wurde. Hier unter­richtete er
unter anderem Gustav Holst und Frank Bridge, der wiederum Benjamin
Bri:ens Lehrer wurde. Stanford verbrachte drei Jahre seiner Studienzeit
auch in Deutschland, wo er bei Carl Reinecke in die Lehre ging und
Kontakte zu zahlreichen Musikern und Komponisten wie Johannes
Brahms, Joseph Joachim oder Jacques ODenbach knüpIe. Seiner
Mote:e Beati Quorum via ist das durchaus anzuhören. Zugleich
orientiert sich Stanford hier an der großen Tradition der Mote:en­
komposition, was sich beispielsweise in der wechselchörigen Behand­
lung von Frauen- und Männerstimmen oder dem Gebrauch von
Imitationstechniken niederschlägt.
Frank Bridge
Frank Bridge und Benjamin Bri:en waren sich durch Vermi:lung von
Bri:ens Violalehrer Audrey Alston 1927 erstmals begegnet. Bridge war
so beeindruckt von der musikalischen Erfindungsgabe des 13-Jährigen,
dass er ihn zu seinem Schüler machte. Der damals 48-jährige Bridge
ha:e zu dieser Zeit seine Lehrtätigkeit bereits aufgegeben, aber für
Bri:en machte er noch einmal eine Ausnahme. Und nicht zule;t
durch Bri:en, der ihm in seinen Variations on a Theme of Frank Bridge
ein Denkmal se;te, lebt Bridges Name bis heute fort.
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Frank Bridge stammte aus Brighton und studierte am Royal College
of Music in London Violine und, wie bereits erwähnt, bei Charles V.
Stanford Komposition. Als Bratschist erspielte er sich großes Ansehen.
Als Komponist widmete er sich allen wichtigen Genres — außer der
geistlichen Vokalmusik. A Prayer ist sein einziges großes Chorwerk mit
Orchester (in unserem Programm erklingt es in einem Arrangement
für Chor und Orgel). Es entstand unter dem Eindruck des Ersten
Weltkriegs, und man kann es als Friedensappell des Pazifisten Bridge
verstehen. Der Text ist dem mi:elalterlichen Erbauungsbuch Die
Nachfolge Christi des deutschen Mystikers Comas von Kempen ent­
nommen. Obwohl Bridge nicht sonderlich religiös war, gelang ihm
mit A Prayer ein Werk von beeindruckender religiöser Demut. Der
introvertierte Tonfall, in dem das Stück in weiten Teilen gehalten ist,
se;t ein bewusstes Gegengewicht zum Horror des Weltkriegs.
In der Mi:e schwingt sich der Sa; zur apotheotischen Begeisterung
auf, um dann in stiller Erwartung des Seelenfriedens durch den Tod
(»I will sleep and take my rest«) zu enden.
Henry Balfour Gardiner
Mit Henry Balfour Gardiner gibt es einen weiteren wenig bekannten
Namen im Programm, der jedoch für die englische Musik wiederum
wichtig war — nicht nur wegen eigener Kompositionen, von denen
nur wenige überlebt haben, sondern weil Gardiner die englische
Musik auch mäzenatisch förderte. Geboren 1877 in London, studierte
er in Frankfurt a. M. Musik, wo er sich der so genannten Frankfurter
Gruppe anschloss. Anders als man vermuten könnte, bestand diese
Gruppe ausschließlich aus englischen Komponisten, zu denen
Gardiner eine lebenslange FreundschaI pflegte.
12
H. Balfour Gardiners Evening Hymn ist ein weiteres Beispiel für die
englische Tradition des Anthems — und neben »Hear my Prayer, o
Lord« von Purcell und von William CroI sowie Frank Bridges A Prayer
ein weiteres Gebet in unserem Programm. Der Text stammt von einer
lateinischen Hymne aus dem 5./6. Jahrhundert, die in den Stunden­
gebeten für die Complet, das Nachtgebet, verwendet wurde. Gardiner
schrieb Evening Hymn 1908, aber anders als in Brigdes Prayer se;t der
Chor hier nach einem Orgelvorspiel quasi mit einem Ausrufezeichen
ein. Auch sonst schwelgt der Sa; in üppiger romantischer Klanglich­keit. Evening Hymn ist Gardiners bekanntestes Werk und wird bis
heute regelmäßig bei Abendgo:esdiensten in anglikanischen
Kirchen gesungen.
Hear
my Prayer,
O Lord
Hear my prayer, O Lord,
and let my crying come unto thee.
Hide not thy face from me
in the time of my trouble,
incline thine ear unto me when I call.
O hear me, and that right soon.
Herr, höre mein Gebet
und lass mein Schreien zu dir kommen!
Verbirg dein Antlitz nicht vor mir
in der Not, neige deine Ohren zu mir;
wenn ich dich anrufe,
so erhöre mich bald!
Psalm 102, 2 & 3
Beati quorum via
Beati quorum via integra est:
qui ambulant in lege Domini.
Wohl denen, die ohne Tadel leben,
die im Gesetz des Herrn wandeln!
Psalm 119, 1
Elisabeth Schwind
13
A Prayer
14
Grant me Cy grace, most merciful Jesus,
that it may be with me,
and may labour with me,
and continue with me to the end.
Gib mir deine Gnade, höchstbarmherziger Jesus,
auf dass sie bei mir sei
und mit mir wirke
und mich begleite bis ans Ende.
Grant me always to will and desire
that which is most acceptable to Cee,
and which pleaseth Cee best.
Let Cy will be mine,
and let my will always follow Cine,
and agree perfectly therewith.
Gib mir, dass ich stets nur wünsche und begehre,
was dir am angenehmsten ist
und was dir größte Freude tut.
Mach, dass dein Wille der meine sei
und mein Wille dem deinen stets folge
und ganz mit ihm gleich sei.
Grant me Cy grace.
Gib mir deine Gnade usw.
Grant that I may die to all things
that are in the world,
and for Cy sake love to be despised
and not to be known in this world.
Gib, dass ich sterbe vor allen Dingen,
die da sind in der Welt,
und ich um deinetwillen gern verachtet werden
und allen unbekannt sein mag in dieser Welt.
Grant me Cy grace.
Gib mir deine Gnade.
Grant that I may rest in Cee
above all things that can be desired,
and that my heart may be at peace in Cee.
Cou art the true peace of the heart,
Cou art its only rest;
out of Cee all things are irksome and restless.
ln this very peace which is in Cee,
the one supreme Eternal Good,
I will sleep and take my rest.
Gib, dass ich ruhen mag in dir
vor allem, was der Mensch begehrt,
und dass mein Herz Frieden finde in dir.
Du bist der wahre Friede des Herzens
und seine einzige Ruhe;
außer dir ist alles Plage und Unruhe.
ln diesem tiefen Frieden, ja in dir,
dem einen höchsten und ewigen Guten,
will ich einschlafen und zur Ruhe kommen.
15
Thomas von Kempen (1379/80-1471),
aus: Die Nachfolge Christi,
3. Buch, 15. Kapitel
Übersetzung: Andreas Klatt
Evening Hymn
Te lucis ante terminum,
rerum Creator, poscimus,
ut pro tua clementia,
sis praesul et custodia.
Vor dem Verschwinden des Lichtes
bitten wir dich, o Schöpfer der Dinge,
dass du nach deiner Güte
unser Schützer und Wächter seist.
Procul recedant somnia,
et noctium phantasmata
hostemque nostrum comprime,
ne polluantur corpora.
Fern mögen weichen die Traumgebilde
und trügerischen Vorstellungen der Nacht,
und halte in Schranken unsern Feind,
damit der Körper nicht befleckt werde.
Praesta, Pater piissime,
patrique compar unice,
cum Spiritu Paraclito,
regnans per omne saeculum.
Verleihe es, o gütigster Vater
und du, Eingeborener gleich dem Vater
mit dem Tröster, dem heiligen Geist
herrschend in alle Ewigkeit.
Amen.
Amen
Übersetzung von Adalbert Schulte
17
Foto Holger Schneider
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19
Die Gächinger Kantorei steht seit August 2013 unter der künst­
lerischen Leitung von Hans-Christoph Rademann, dem Leiter der
Internationalen Bachakademie Stu:gart. Unter der TrägerschaI der
Bachakademie gestalten die Ensembles eine Vielzahl an Konzerten
und Gastspielen (u. a. China, Lateinamerika und zu Festspielen in
Salzburg, New York, Paris und Seoul), Hörfunk- und C D -Aufnahmen
(zule;t Bachs h-Moll-Messe). Im Zentrum der Ensemblearbeit stehen
Werke von Schü; bis hin zu zeitgenössischen AuIragswerken. Einen
Fokus bilden seit jeher die Vokalwerke von Johann Sebastian Bach.
Die Gächinger Kantorei Stu:gart wurde 1954 von Helmuth Rilling
gegründet. Neben AuIri:en mit dem Partner-Ensemble Bach-Collegium
Stu:gart arbeitet die Gächinger Kantorei u. a. auch mit dem Freiburger
Barockorchester, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, den
Wiener Philharmonikern oder dem New York Philharmonic sowie mit
renommierten Gastdirigenten zusammen. Eine enge PartnerschaI
besteht zum Radio-Sinfonieorchester Stu:gart des S W R . Mit AuDührungen der vergangenen Saison in Deutschland und auf Tournee
durch Südamerika, konnten die Ensembles Gächinger Kantorei und
das Bach-Colllegium Stu:gart die Entwicklung einer künstlerischen
Neupositionierung unter Leitung von Hans-Christoph Rademann
eindrucksvoll belegen.
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Sopran Barabara Altvater Henrie:e Autenrieth Mirjam Borchert
Alice Borciani Claudia Ehmann Eva Herzig Minyoung Lee
Christiane Opfermann Alevtina Prokhorenko Anja Scherg
Alt Jennifer Gleinig Anne Hartmann Tanja Haßler Constanze
Hirsch Angela Müller Rebekka Nee; Franziska Neumann
Judith Rautenberg Sandra Stahlheber Illona Ziesemer-Schröder
Tenor SteDen Barkawi; Jörg Deutschewi; Christoph Haßler
Henning Jensen Andrejus Kalinovas Daniel Karrasch
Achim Kleinlein Tobias Liebelt Christof Sommer Vladimir Tarasov
Bass Matias Bocchio Guido HeidloD Joachim Herrmann
Menno Koller Simon Millan Stefan Müller-Ruppert Hanns
Pommerien Frank Schlichter Florian Schmi:-Bohn Stefan Weiler
Choreinstudierung Stefan Weiler
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Foto Comas Müller
Das Radio-Sinfonieorchester Stu:gart des SWR — gegründet 1945
— ist einer der bedeutendsten musikalischen BotschaIer des Landes.
Pro Saison spielt das R S O rund 80 Konzerte im Sendegebiet des SWR,
es gastiert in nationalen und internationalen Musikzentren und bei
Festspielen. Die Ausrichtung des R S O Stu:gart fokussiert sich auf zum
einen auf das große klassisch-romantische Repertoire, das in exemplarischen Interpretationen gepflegt wird, zum anderen auf die zeitgenössische Musik und selten gespielte Werke und Komponisten. Die Forderung junger Künstler gehört ebenso zum Selbstverständnis des R S O
wie die Erschließung anspruchsvoller Musik für ein junges Publikum.
Seit September 2011 ist der Franzose Stéphane Denève Chefdirigent
beim Radio-Sinfonieorchester Stu:gart des S W R . Denève, der sich ein
großes Repertoire klassischer und zeitgenössischer Werke angeeignet
hat, pflegt eine besondere Beziehung zur Musik seiner französischen
Heimat. Denève ist Nachfolger von Sir Roger Norrington, der von
1998 bis 2011 in gleicher Position das R S O Stu:gart leitete und nun
Ehrendirigent des R S O ist. Norrington ist es gelungen, dem RSO ein
ganz unverwechselbares Profil durch die Verbindung von historisch informierter AuDührungspraxis mit den Mi:eln eines modernen Sinfonieorchesters zu verleihen. Hans Müller-Kray und Carl Schuricht prägten
als erste Dirigenten das R S O . Sergiu Celibidache war von 1972 bis
1982 künstlerischer Leiter und entwickelte durch seine ebenso intensive
wie suggestive Probenarbeit ein neues Klangideal, das die Spielkultur
wegweisend für viele Jahre prägte und das R S O in die internationalen
Spi;enorchester einreihte. Sir Neville Marriner und Gianluigi Gelme:i
waren die R S O -Chefdirigenten in den 1980er und 90er-Jahren,
Georges Prêtre übernahm 1996 die künstlerische Leitung. Große
Solisten und Dirigentenpersönlichkeiten waren bzw. sind beim
R S O zu Gast, u. a. Carlos Kleiber, Wilhelm Furtwängler, Maria Callas,
Ferenc Fricsay, Yehudi Menuhin, Karl Böhm, Sir Georg Solti, Alfred
Brendel, Kurt Sanderling, Mstislaw Rostropowitsch, Giuseppe Sinopoli,
Anne-Sophie Mu:er, Herbert Blomstedt, Hélène Grimaud, Rolando
Villazón, Frank Peter Zimmermann und Lang Lang.
Flöte
Gaby Pas-Van Riet
Oboe
Philippe Tondre
Violine I
Mila Georgieva Gustavo Surgik Gabriele Turck
Karsten Peters Stefan Bornscheuer Gesa Jenne-Dönneweg
Stefan Knote Mathias Hochweber Helke Bier
Andreas Ri;inger Andreea Chiriac Carl-Magnus Helling
Lesia Ponomarova Olga Arnakuliyeva*
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Violine II
David Maurer Silke Meyer-Eggen Peter Lauer
Ada Gosling Sylvia Schnieders Alina Abel
Insa Fritsche Karin Adler Soo Eun Lee
Larissa Manz Isabelle Farr I-Zen Hsieh*
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. Georg ter Voert . Öguzhan Güner*
Trompete
Comas Hammes
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Kontrabass
Konstanze Brenner Wolfgang Güntner Frederik Stock
Arvid Christoph Dorn Ryutaro Hei Ellen Kühling**
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. Kurt Berger . Felicia Kern**
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Violoncello
Yves Savary Marin Smesnoi Hendrik Cen-Bergh
Philipp Schachinger Fionn Bockemühl
Wolfgang Düthorn Hoang Nguyen Jonathan Schirmer
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Fago:
Libor Sima
. Anne:e Schü; . Yurie Aramaki*
Horn
Wolfgang Wipfler Raymond Warnier
Dietmar Ullrich Josef Weissteiner
Viola
Gunter TeuDel Ingrid Philippi Dirk Hegemann
Sally Clarke Dora Scheili Nicole Nagel Teresa Jansen
Janis Lielbardis Constanze Marggraf Barbara Weiske
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Klarine:e
Dirk Altmann
. Christina Singer . Leonid Grudin
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Posaune
Tobias Burgelin
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. Karl-Heinz Halder . Markus Kuen
. Florian Me;ger . Harald Matjacic
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Tuba
Jürgen Wirth
Schlagzeug
Franz Bach Martin Rosenthal
Johann Seuthe Benedikt Kurz
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. Robert Ke:e . Ulrich Grunert .
Pauke
Peter Stracke
Harfe
Renie Yamahata
. Martina Schro:
Orgel
Hans Schnieders
*Volontär
**Akademist
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Foto Ingo Höhn
Howard Arman wurde in London geboren und studierte am TriniM
College of Music. Nach erfolgreicher Tätigkeit mit führenden Ensembles
seiner Heimat folgten Engagements in ganz Europa sowie in Jerusalem.
Als Dirigent international tätig, arbeitete er in Deutschland mit den
Chören des N D R , des S W R , des R I A S Berlin, in Österreich mit dem
O R F -Chor. Von Mai 1998 bis 2013 war er Dirigent und Künstlerischer
Leiter des M D R Rundfunkchores Leipzig. Den Salzburger Bach-Chor
leitete Howard Arman seit der Gründung im Jahr 1983 bis 2000. In
Italien fanden in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Hans Werner
Henze zahlreiche Konzerte mit englischen Chören und Aufnahmen bei
Fest­spielen in Rom und Montepulciano sta:. 1991 gab er sein Debüt
als Dirigent im Wiener Musikverein, 1995 leitete er die EröDnung der
Salzburger Festspiele. Daneben dirigierte er zahlreiche Produktionen
an Opernhäusern in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz.
Für die Neuformierung des Händel-Festspielorchesters anlässlich der
Produktion von Orlando erhielt Howard Arman 1996 den Händel-Preis.
Am Luzerner Ceater übernahm er bereits die musikalische Leitung bei
den Produktionen Dido and Aeneas (Purcell), Le nozze di Figaro (Mozart)
und Hercules (Händel) sowie bei Metamorphosen, einem Tanztheater
von Verena Weiss, für das er auch eigene Kompositionen beisteuerte.
Ab Herbst 2010 leitete er als Generalmusikdirektor der Ceater und
Philharmonie Cüringen unter anderem AuDührungen von Dido and
Aeneas, Die Zauberflöte (Mozart) und Tristan und Isolde (Wagner). Seit
August 2011 ist Howard Arman Musikdirektor des Luzerner Ceaters.
Eine umfangreiche, mit zahlreichen Preisen bedachte Diskographie
zeugt zudem vom Wirken des Dirigenten. Mit Beginn der Konzert­saison 2016/17 wird Howard Arman künstlerischer Leiter des Chors
des Bayerischen Rundfunks.
Vorschau
M U S I K A L I S C H E R S A LO N V
Donnerstag, 21. April 2016 19:00
Internationale Bachakademie Stu:gart
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. Konzertsaal
Ludwig van Beethoven
Missa Solemnis op. 123
Dr. Andreas Bomba im Gespräch
mit dem MusikwissenschaIler Prof. Dr. Ulrich Konrad, Würzburg
A K A D E M I E KO N Z E RT V
Samstag, 23. April 2016 19:00
Sonntag, 24. April 2016 19:00
Liederhalle Beethoven-Saal
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27
Ludwig van Beethoven
Missa Solemnis op. 123
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Konzerteinführung 18:15
Liederhalle Beethoven-Saal
mit Dr. Andreas Bomba
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Hanna-Elisabeth Müller Sopran
Lioba Braun Alt
Brenden Gunnell Tenor
Günther Groissböck Bass
Gächinger Kantorei Stu:gart
Sinfonieorchester Basel
Hans-Christoph Rademann Leitung
G OT T U N D D I E W E LT I I
Freitag, 13. Mai 2016 19:00
StiIskirche
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Heinrich Schü;
Psalmen Davids (Auswahl)
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Konzerteinführung 18:15
mit Dr. Henning Bey & Hans-Christoph Rademann
Solistenensemble
Dresdner Kammerchor
Dresdner Barockorchester
Hans-Christoph Rademann Leitung
28
Internationale Bachakademie Stu:gart
Vorsi;ender des Vorstandes Helmut Nanz
Akademieleiter Prof. Hans-Christoph Rademann
Intendant Gernot Rehrl
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Redaktion Dr. Christiane Plank-Baldauf Dr. Henning Bey
Der Einführungstext ist ein Originalbeitrag von Dr. Elisabeth Schwind
Umschlagsmotiv photocase Sa; vjp Druck OKzin Scheufele
Änderungen vorbehalten.
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www.bachakademie.de
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Wir danken:
Die Arbeit der Internationalen Bachakademie Stu:gart ist nur
durch die Identifikation und großzügige Unterstü;ung zahlreicher
Sponsoren, Partner und Förderer möglich. Wir danken ihnen allen
sehr herzlich und freuen uns auf gemeinsame musika­lische Erlebnisse!
ZUWENDUNGSGEBER
S P O N S O R E N & PA RT N E R & F Ö R D E R E R
KLETT GRUPPE
Lechler
Stiftung
IBANET
Gutes Tun verbindet
D IETER VON H OLTZBRINCK S TIFTUNG G MB H
Lechler
Stiftung
Gutes Tun verbindet
B E S O N D E R E R DA N K A N
M E D I E N PA RT N E R
stifts
O R GA N I S AT I O N S - & V musik
E R A N S TA LT U N G S PA RT N E R
stifts
musik
HORLEITERTREFFEN