Veranstaltungsbericht
Kommunismusgeschichte als Herausforderung für die deutsche und europäische Erinnerungskultur. Projekte der historisch-politischen Bildung, der Wissenschaft und Medien. Workshop
18. März 2016 | 11–17 Uhr | Bundesstiftung Aufarbeitung, Kronenstraße 5, 10117 Berlin
Am 18. März 2016 luden die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und das Deutsche Historische
Museum Vertreter von musealen, wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Institutionen zu einem
Workshop, der sich mit der Rolle der Kommunismusgeschichte in der deutschen und europäischen Erinnerungskultur befasste. Den konkreten Anlass stellte der 2017 anstehende 100. Jahrestag der russischen Oktoberrevolution dar, der durch eine umfangreiche historisch-politische Bildungsarbeit sowie eine wissenschaftliche
Beschäftigung mit der Geschichte des Kommunismus an der Macht begleitet werden soll. Deshalb – so betonte
Dr. Anna Kaminsky, Geschäftsführerin der Bundesstiftung Aufarbeitung, in der Begrüßung der Teilnehmer –
habe die Bundesstiftung Aufarbeitung für die Jahre 2016/17 die Geschichte des Kommunismus als Schwerpunktthema gewählt. Dabei stehe nicht nur die Oktoberrevolution im Mittelpunkt, sondern auch der Widerstand gegen kommunistische Regime. 2016 jährten sich etwa die Aufstände von 1956 und auch daran solle
gedacht werden. Kaminsky legte außerdem dar, dass mit dem Schwerpunktthema auch die DDR-Geschichte
stärker in der Kommunismusgeschichte verortet werden solle. Es gebe bis heute die Tendenz, die DDR nicht als
kommunistische Diktatur zu begreifen und sie etwa als staatssozialistisch zu beschreiben.
Auch Dr. Arnulf Scriba, Leiter der Abteilung Sonderausstellungen und Projekte im Deutschen Historischen Museum (DHM), begrüßte die Teilnehmer. Es bedürfe – so führte er aus – einer stärkeren Thematisierung von
Ideologien und ihrer Verortung in der europäischen Erinnerungskultur. Es seien Jahrestage, die es ermöglichten, diesen Themen mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Das DHM plane deshalb eine Kooperation für
die von der Bundesstiftung Aufarbeitung für 2017 erarbeiteten Plakatausstellung zum Thema „Kommunismus
im 20. Jahrhundert“, die auch die Instrumentalisierung des Kommunismus, die von seiner Glorifizierung bis zu
seiner Verteufelung reiche, aufzeigen wolle.
Einen ersten Einblick in die Arbeit der Bundesstiftung Aufarbeitung in Hinblick auf das neue Schwerpunkthema
bot Dr. Nikolas Dörr, der Projektkoordinator „Aufarbeitung des Kommunismus“ bei der Bundesstiftung Aufarbeitung. Es sei das Ziel, die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kommunismus zu intensivieren. Dabei
sollten verschiedene Zielgruppen angesprochen und unterschiedliche Themen verhandelt werden. So sei der
Workshop auch gedacht, die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen zu verstärken. Dörr stellte einige
Leuchtturmprojekte der Bundesstiftung Aufarbeitung kurz vor: Dazu gehöre etwa die bereits laufende Vortragsreihe „Talking About a Revolution! Die Oktoberrevolution: Geschichte – Instrumentalisierung – Rezeption“, die außerdem 2017 in Aufsätzen im Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung dokumentiert werde. Als Podcasts können diese Reihe und weitere Veranstaltungen darüber hinaus im im Podcastkanal „Kommunismusgeschichte“ nachgehört werden. Zudem werde im nächsten Jahr eine Webseite zur Kommunismusgeschichte online gehen, die Grundlageninformationen und weiterführende Beiträge bereithalten werde. Ein
weiteres Projekt sei die Plakatausstellung zum Thema „Kommunismus im 20. Jahrhundert“, für die man Dr.
Gerd Koenen als Autor gewonnen habe.
In einem ersten Panel stellten das DHM und das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig ihre Arbeit vor. Dr. Arnulf
Scriba und Dr. Kristiane Janeke vom DHM berichteten von der für Herbst 2017 geplanten Ausstellung zur russi-
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schen Oktoberrevolution, die auf über 100 Quadratmetern Fläche die Ereignis-, aber auch die Wirkungsgeschichte der Revolution als welthistorischem Ereignis thematisieren werde. Dabei werde die Komplexität und
Vielschichtigkeit der Ereignisse im Mittelpunkt stehen und deutlich der Zäsurcharakter herausgearbeitet. So sei
die Oktoberrevolution Wegbereiter der Spaltung Europas im 20. Jahrhundert gewesen und habe neue Formen
in Wirtschaft, Bildung und Kultur mit sich gebracht. Zudem sei sie nicht nur von sozialen und politischen, sondern auch von nationalen und ethnischen Spannungen geprägt gewesen. Es würden in der Ausstellung aber
auch die verschiedenen Deutungen der Oktoberrevolution und ihrer Folgen gewürdigt.
Dr. Johanna Sänger vom Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig stellte die Bestände des ehemaligen „GeorgiDimitroff-Museums“ sowie des ehemaligen Museums für die Geschichte der Arbeiterbewegung in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Beide Museen hätten zu DDR-Zeiten die eine sozialistische Traditionspflege im Sinne
der SED betrieben. Eine Fülle von Dokumenten und Fotos, aber auch eine umfangreiche Bibliothek sei überliefert, und sie stünden der Forschung zur Verfügung. Besonders problematisch sei dabei, dass es sich bei Dokumenten und Fotografien häufig um Reproduktionen handele. Sänger regte dazu an, dass sich die historische
Forschung stärker diesen Beständen widmen solle. Eine Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Geschichtsdidaktik der Universität Leipzig sei bereits in Planung. Mehrere Qualifikationsarbeiten sollen sich v.a. den Transformationsprozessen nach 1918 widmen.
Ein zweites Panel war der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Kommunismus und kommunistischen Diktaturen gewidmet. Dr. Jan C. Behrends und Prof. Dr. Thomas Lindenberger präsentierten die Projekte
des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF), die sich mit dem Kommunismus an der Macht und
dem 100. Jahrestag der russischen Oktoberrevolution beschäftigen. Es gehe – so Behrends – um eine kritische
Historisierung der Entwicklungen. Zudem wolle das ZZF den Impuls geben, sich auch in der Zeitgeschichte wieder stärker den langen Linien des 20. Jahrhunderts zu widmen. Drei Projekte seien in Vorbereitung. Bereits
Anfang 2017 werde ein Sammelband, der gemeinsam mit dem DHI Moskau erarbeitet worden sei, erscheinen,
der die Oktoberrevolution im Lichte ihrer Jahrestage betrachte. Eine internationale Autorengruppe arbeite die
Spezifika der unterschiedlichen Dekaden heraus und frage danach, wie die Oktoberrevolution in diesen Phasen
verhandelt worden. In zweites Projekt – so Lindenberger – sei eine Vortragsreihe, die den Spuren des sowjetischen Systems in der politischen Kultur auf den Grund gehe. Dies werde anhand verschiedener Schlüsselbegriffe des politischen Denkens exemplarisch dargelegt. So werde u.a. danach gefragt, wie der Begriff der „Revolution“ und seine Verwendung sich durch den Kommunismus sowjetischer Prägung und seine Entwicklung verändert habe. Ein drittes Projekt sei noch in der Anfangsphase und widme sich den Wirkungen des Kommunismus
in verschiedenen Weltregionen, um den eurozentrischen Blick aufzubrechen.
Die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) widmet das Gedenkjahr 2017 dem Werk und der Wirkung des Schriftstellers Andrei Platonow, der – wie Dr. Gabriele Freitag von der DGO betonte – als der „berühmteste Unbekannte der Literatur im 20. Jahrhundert“ gelte. Er sei ein Chronist der 1920er und 1930er Jahre
und verarbeite in seinen Erzählungen und Romanen das utopische Denken dieser Zeit und die daraus resultierende Gewalt. Aufgrund seiner kritischen Haltung etwa zur Kollektivierung der Landwirtschaft seien seine Werke in der UdSSR lange Jahre verboten gewesen. Eine internationale Konferenz, ein Themenheft der Zeitschrift
„OSTEUROPA“, aber auch ein Konzert, eine Filmreihe und ein umfangreiches literarisches Begleitprogramm
seien für 2017 zum Werk Platonows und zu seiner Person geplant. Die Zielgruppe sei dabei nicht nur die Wissenschaft, sondern ein interessiertes Laienpublikum. Die DGO wolle damit auch Anregungen für die historischpolitische Bildungsarbeit geben.
Markus Pieper, Projektleiter bei der Bundesstiftung Aufarbeitung, stellte das Projekt „Internationales Dissidentenlexikon“ der Bundesstiftung vor. Darin sollten die Biografien von Widerständlern, Dissidenten und Oppositionellen aus den kommunistischen Diktaturen Ost- und Mitteleuropas gewürdigt werden, die in Deutschland
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noch weitgehend unbekannt seien. Dieses Lexikon sei eine Online-Ressource und sei etwa für Schüler, Studierende und Journalisten gedacht, um eine schnelle und unkomplizierte Information möglich zu machen. Zunächst greife man einige Länder heraus, darunter die DDR, der russische Teil der UdSSR und Polen. Aber das
Lexikon sei beliebig erweiterbar und es sei angedacht, es auch in anderen Sprachen verfügbar zu machen.
Ebenfalls von der Bundesstiftung Aufarbeitung kam Lena Ens, die das Projekt „Erinnerungsorte an die kommunistischen Diktaturen“ vorstellte. Bereits mehr als 6.000 Gedenkstätten, Museen, Denkmäler und Erinnerungsorte in 64 Ländern seien bereits erfasst, mit denen an Widerstand und Opposition und an die Opfer der kommunistischen Regime erinnert werde. Diese Orte seien in einer Schriftenreihe und einer elektronischen Datenbank recherchierbar und es würden u.a. die jeweiligen Institutionen hinter den Erinnerungsorten, die Entstehung der Gedenkorte sowie mögliche Kontroversen darum dokumentiert. Aktuell arbeite die Bundesstiftung
Aufarbeitung an einem weiteren Publikationsprojekt, dass den Erinnerungsorten an die Opfer der kommunistischen Diktaturen gewidmet sei.
Dr. Jure Gašparič vom Slowenischen Institut für Zeitgeschichte gab einen kurzen Einblick in die wissenschaftliche Beschäftigung mit der kommunistischen Vergangenheit in Slowenien. Forschungsschwerpunkte des Instituts seien etwa der Zerfall des sozialistischen Regimes, die Lage und die Rolle Sloweniens in Jugoslawien und
der Charakter des jugoslawischen Föderalismus, aber auch die Gewalt und der Terror nach 1945. Ein Projekt,
das Gašparič näher vorstellte, beschäftige sich mit dem sozialistischen Parlamentarismus. Es frage u.a. danach,
wie die Parlamente organisiert gewesen seien und wie sich die inneren Mechanismen der Arbeit in den Parlamenten gewandelt hätten. Ein weiterer Fokus sei die Sprache der Abgeordneten, um dem Vokabular und der
Begriffswelt des Kommunismus auf die Spuren zu kommen. Darüber hinaus digitalisiere das Institut etwa die
Protokolle der Parlamentssitzungen und mache diese wichtigen Quellen online zugänglich.
Eine studentische Initiative zur Auseinandersetzung mit dem Kommunismus stellten Nina Kraus und Klara
Schwalbe vor. Im Rahmen des jährlichen Herbstseminars der International Students of History Association, das
2016 in Berlin stattfindet, solle ein Seminar zum Thema „Selling Communism. Ein Praxisworkshop in Public
History“ angeboten werden. Es gehe beim Herbstseminar in diesem Jahr darum, den Studierenden der Geschichte aus den verschiedensten Ländern aufzuzeigen, welche Berufschancen sich später für sie ergeben
könnten, weshalb mehrere Kooperationen mit möglichen Arbeitgebern organisiert werden würden. Das Seminar „Selling Communism“ solle Grundlageninformationen zur Oktoberrevolution liefern und aufzeigen, wie die
Auseinandersetzung mit dem Kommunismus an der Macht heute organisiert werde. Die Studierenden sollen
u.a. recherchieren, wie in ihren Ländern die Oktoberrevolution verhandelt werde.
Im dritten Panel zeigten gesellschaftspolitische Organisationen, wie sie Kommunismus und kommunistische
Herrschaft thematisierten und welche Projekte sie in der historisch-politischen Bildung durchgeführt haben
bzw. planen. Ruth Wunnicke vom Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“ präsentierte die Broschüre
„Kommunistische Diktaturerfahrung und Migrationsgeschichte – Handlungsempfehlung für historischpolitische Bildung und Wissenschaft“. Mit dieser Publikation wolle der Verein einen Impuls geben: Es müsse in
Politik, Wissenschaft und Gesellschaft viel stärker thematisiert werden, dass viele Migranten in Deutschland
Erfahrungen in kommunistischen Diktaturen gesammelt hätten. Dies präge etwa Geschichtsbilder, Erinnerungsmuster und Familiennarrative. Es gebe noch keine umfassende Vorstellung davon, was eine kommunistische Diktaturerfahrung ausmache. In der Broschüre seien einige Merkmale genannt: So etwa das Leben in einer
doppelten Realität, woraus sich eine permanente Unsicherheit ergebe. In kommunistischen Diktaturen sei es
unabdingbar für die Bürger gewesen, die offizielle Wahrheit zu kennen, doch diese konnte sich auch kurzfristig
ändern. Aus dieser Erfahrung ergebe sich heute ein Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen.
Dr. Robert Mucha, Programmreferent der Münchener Volkshochschule, sprach über den Programmschwerpunkt „Russland 1917/2017“, den die Volkshochschule für 2017 plane. Darin solle die russische Revolution als
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Schlüsselereignis des 20. Jahrhunderts thematisiert werden, wobei aber nicht nur die Ereignisgeschichte im
Mittelpunkt stehe, sondern auch der ideengeschichtliche Kontext. Darüber hinaus werde die Beziehungsgeschichte zwischen Russland und Deutschland eine Rolle spielen sowie die Lage in Russland heute. Hinzu kämen
Veranstaltungen zur russischen Kultur sowie zu Spuren russischen Lebens in München. Dabei könne der Programmschwerpunkt an viele bereits durchgeführte Veranstaltungen der Volkshochschule zu Russland und Osteuropa sowie zur Geschichte kommunistischer Regime anknüpfen.
Ein Publikationsprojekt präsentierte Ernst Klein von der Arbeitsgruppe Nordhessen-Südniedersachsen des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“. So sei ein ca. 50-seitiger Zeitzeugenbericht aus den Jahren um
1917 von Otto Bernstein gefunden worden und dieser solle nun veröffentlicht werden. Bernstein stamme aus
Nordhessen und sei Anfang des 20. Jahrhunderts nach Moskau gegangen und dort als Kaufmann erfolgreich
gewesen. Im Zuge des Ersten Weltkriegs sei er als Ausländer u.a. in Sibirien interniert worden. Er habe versucht, nach Schweden zu gelangen, und habe auf seiner Reise Karl Radek getroffen. Über diese Zeit berichte
Bernstein in seinem Zeitzeugenbericht und Klein gab mit einigen Textauszügen erste Einblicke in die interessante Quelle.
Das abschließende Panel beschäftigte sich mit der filmischen Verarbeitung des Kommunismus. Zunächst stellte
Bernd Buder vor, wie sich das Filmfestival Cottbus 2017 mit der kommunistischen Vergangenheit auseinandersetzen wolle. Es sollen Filme gezeigt werden, die die ganze Bandbreite des osteuropäischen Kinos zeigen und
die deutliche machen, wie osteuropäische Filmemacher v.a. allem mit so genannten Tabuthemen umgegangen
seien. Einen Schwerpunkt bildeten dabei Filme aus den 1950er und 1960er Jahren. In dieser Zeit seien auch
viele Filme entstanden, die sich satirisch mit der kommunistischen Herrschaft auseinandersetzen. Ein zweiter
Schwerpunkt seien die 1990er Jahre und die Frage, wie nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Regime
ihre Geschichte thematisiert worden sei. Besonders interessant sei es, wie in heutigen Filmen die Geschichte
umgedeutet werde. Dies sei u.a. bei russischen Filmemachern zu beobachten.
Dr. Regina Bouchehri sprach über die Serie „Clash of Futures 18“ der Firma Looksfilm TV. Sie verarbeite die Zeit
nach dem Ersten Weltkrieg und das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Ideologien, die versprachen eine
neue Welt zu schaffen. Es würde anhand von Tagebüchern und der Lebensgeschichten ihrer Autoren aufgezeigt, wie Einzelne mit den faschistischen, kommunistischen und demokratischen Ideengebäuden umgegangen
seien und wie diese ihre Biografien geformt hätten. Protagonisten seien 14 Frauen und Männer aus verschiedenen europäischen Ländern. Anhand von Originalfilmaufnahmen und Fotos aus der Zeit sowie neu gedrehten
Szenen werde das Thema vermittelt.
Ein noch in der Planung befindliches Projekt stellte Loretta Walz vor. Für ihre Dokumentation „Im Schatten des
Gulag – als Deutsche unter Stalin geboren“ habe sie 22 lebensgeschichtliche Interviews geführt, die um die 100
Stunden Videomaterial ergaben. Ihre Interviewpartner seien als Kinder in den 1920er Jahren mit ihren Eltern
von Deutschland in die Sowjetunion ausgewandert bzw. seien dort als Kinder von deutschen Emigranten geboren. Darüber hinaus interviewte Walz Personen, die als Kinder von Deutschen in den Haft – und Verbannungsorten geboren worden seien. Diese Interviews sollten nun in einer Online-Datenbank („Im Schatten des Gulag“
– ein Online-Archiv für Wissenschaft und Bildungsarbeit) zugänglich gemacht werden, um sie für weitere wissenschaftliche Projekt oder für die historisch-politische Bildungsarbeit zur Verfügung zu stellen. Als Vorbild des
Vorhabens diene die Online-Datenbank „Die Frauen von Ravensbrück“, in der Interviews mit ehemaligen Gefangenen des Frauenkonzentrationslagers recherchierbar und in Teilen abrufbar seien.
Den Abschluss des Panels bildete die Vorstellung eines Filmprojektes, das Gerald Grote und Claus Oppermann
von der 8mm Kino-Filmproduktion planen. Es solle darin um das Leben in Polen nach 1945 gehen. Anhand von
Amateuraufnahmen solle ein Einblick in den Alltag im Kommunismus gewährt werden. Bereits ihr Film „Bis an
die Grenze – der private Blick auf die Mauer“ sei auf der Basis von über 100 Stunden privatem Filmmaterial
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entstanden. Gerade bei Jugendlichen sei der Film erfolgreich gewesen. Über die privaten Geschichten Einzelner
sei zur Diskussion über die deutsch-deutsche Teilung und die DDR-Geschichte angeregt worden.
Dörr würdigte am Schluss der Veranstaltung die Vielfältigkeit der vorgestellten Projekte. Er hoffe, dass sich die
ein oder andere Zusammenarbeit ergebe, um damit die Verständigung über die Rolle des Kommunismus im 20.
Jahrhundert voranzutreiben.
Andrea Bahr
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