Gummi-Fingerprints à la Matsumoto - Ausarbeitung - Vorlesung: Biometrik (Arbeitsgruppe Multimedia and Security, SS 2003) Team: Marcus Holley, Tobias Hoppe, Sebastian Stober Inhalt 1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2.1 Fingerabdrücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2.2 Matsumoto - Rezept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 3 Protokoll der Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3.1.1 Durchführung des Matsumoto-Rezeptes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3.1.2 Erster Eindruck nach der Durchführung des Matsumoto-Rezeptes . . . . . . . . . . . . . . 7 3.2 Eigene Variationen am bisherigen Rezept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 4 Tests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 5 Diskussion / Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 6 Quellen-Verzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 1 Einführung Im IT Sicherheitsbereich gewinnt die Analyse biometrischer Merkmale wie Fingerabdrücke zunehmend an Bedeutung. Verschiedene Hersteller versprechen für ihre Produkte hohe Erfolgsquoten, aber wie leicht lassen sich ihre Systeme wirklich hinter das Licht führen? Basierend auf dem Versuch des japanischen Kryptographen Tsutomu Matsumoto von der Yokohama National University wollen wir untersuchen, wie verschiedene Fingerprint-Systeme auf Abdrücke künstlicher Fingerduplikate reagieren. Dazu planen wir, Matsumotos Versuch zunächst möglichst identisch nachzuvollziehen und nach der Auswertung erster Ergebnisse eventuell einige eigene Modifikationen vorzunehmen. 1 2 Grundlagen 2.1 Fingerabdrücke Zum Abnehmen von Fingerabdrücken gibt es Sensoren, die auf unterschiedlichen Arten von Technologien beruhen. Dazu gehören: Ÿ Statisch kapazitive Sensoren Typ 1 Ÿ Statisch kapazitive Sensoren Typ 2 Ÿ Dynamisch kapazitive Sensoren Ÿ Lumineszierend kapazitive Sensoren Ÿ Optisch reflexive Sensoren Ÿ Optisch transmissive Sensoren mit Lichtleiterplatte Ÿ Akustische Sensoren (Ultraschall) Ÿ Drucksensitive Sensoren Ÿ Thermische Zeilensensoren Ÿ Kapazitive und optische Zeilensensoren Es ist zu erwarten, dass nicht alle Sensortypen gleich auf einen falschen Finger reagieren werden. Matsumotos Versuche zeigte beispielsweise, dass die von ihm hergestellten künstlichen Finger von optischen Sensoren oft akzeptiert wurden, während dies bei kapazitiven Sensoren nur selten der Fall war. 2.2 Matsumoto - Rezept Matsumoto stellte die künstlichen Finger aus einfacher Gelatine her, auf der zum Beispiel auch Weingummiprodukte basieren. Deshalb sind diese künstlichen Finger auch durchaus essbar, wenngleich sie in der ungesüßten „Standardversion” noch keinen großen Genussfaktor mit sich bringen Da die Behebung dieses Nachteils für die mit den biometrischen Systemen erzielten Ergebnisse nicht von besonderer Bedeutung sein dürfte, hier also zunächst Matsumotos geschmacklich nicht optimiertes Grundrezept: Zutaten: Ÿ Ÿ Modelliermasse (Für die Negative) Blatt-Gelatine (Für die Positive) Zubereitung: 1) Herstellen des Negativs: Ÿ Ÿ Modelliermasse vorbereiten Ziel-Finger hereindrücken 2) Herstellen des Positivs Ÿ Ÿ 300 ml kochendes Wasser mit 30 g Gelatine zusammenmischen und verrühren (20 min.) Gelatinemasse ins Negativ gießen und 10 Minuten im Kühlschrank abkühlen lassen. 2 3 Protokoll der Versuchsdurchführung 3.1.1 Durchführung des Matsumoto-Rezeptes Teil 1: Herstellung eines (mehrfach verwendbaren) Negativs: Matsumoto stellte die Negative mit Hilfe einer Kunststoff-Modellier-Masse her, die vor dem Aufnehmen des Abdrucks erwärmt wird. Weil wir hier leider kein vergleichbares Material finden konnten, sind wir auf ein Zweikomponenten-Silikon ausgewichen, wie es in der Zahntechnik verwendet wird, aber auch für allgemeine Modellierzwecke für jedermann zu bestellen ist. Auf eine etwas einfachere und kostengünstigere Lösung weisen wir unten im Abschnitt 3.2 noch hin. Vorbereiten der Modelliermasse Auf die weiche, hellblaue Modelliermasse geben wir etwas Härterpaste. Vermischen der beiden Komponenten Durch Verkneten der beiden Massen wird die Modelliermasse mit der Härterpaste zu einer homogenen Masse vermischt. Dieser Vorgang sollte nicht länger als 30 - 60 Sekunden dauern, da man sonst Gefahr läuft, dass die Masse sonst hart wird, bevor der Abdruck genommen werden kann. Nehmen des Fingerabdruckes In die noch weiche Masse wird nun der Finger gedrückt. Damit auch die äußeren Bereiche übernommen werden, rollen wir den Finger dabei leicht ab. 3 Die fertige Negativ-Form Nach wenigen Minuten ist die Modellier-Masse gehärtet und lässt sich ohne Einsatz höherer Gewalt nicht weiter verformen. Teil 2: Herstellung des Gummi-Fingers: Mit Hilfe dieser Formen können wir jetzt beliebig viele Gummifinger herstellen: Die Zutaten · 10 g weiße Blattgelatine (6 Blatt) · 100ml Wasser Diese Menge reicht für ca. 3 Gummifinger. Die vorgefertigten und gleich wieder benötigten Negativ-Formen sind rechts unten zu sehen. Aufkochen des Wassers und Hineingeben der Blattgelatine Bei unserem ersten Versuch zeigte es sich, dass es hilfreich ist, die Gelatine vorher noch besser zu zerkleinern als aus diesem Bild ersichtlich. Dadurch verklumpt die Gelatine im nächsten Schritt weniger und löst sich im Wasser deshalb merklich schneller und unter weniger Rühraufwand auf. Umrühren, bis sich die Gelatine aufgelöst hat Das Auflösen der Gelatine dauerte in unserem ersten Versuch 15-20 Minuten, was sich durch oben angemerktes Verkleinern aber noch um einige Minuten verkürzen ließ. Zunächst lassen wir das Wasser weiterkochen damit sich die Gelatine besser auflöst. 4 Zweite Phase des Umrührens Die Verwendung eines Schneebesens bietet sich an, damit sich die letzten kleineren Gelatinebrocken besser auflösen. Die eben noch recht dünnflüssige Masse sollte jetzt langsam dickflüssiger werden. Der Topf braucht nicht mehr weiter aufgeheizt werden, die Masse kann also ruhig schon etwas abkühlen. Die Gelatinemasse ist fertig zum Eingießen Seit dem Einschütten der festen Gelatine in das kochende Wasser sind beim Einrühren inzwischen etwa 20 Minuten vergangen und die Gelatinemasse hat eine dickflüssigere Form angenommen. Wir hoffen, dass sich die wohl durch den Schneebesen entstandenen Luftbläschen nicht negativ auf unser Ergebnis auswirken werden. Füllen der Negative mit der Gelatinemasse Mit einem Teelöffel nehmen wir die jetzt dickflüssige Gelatinemasse aus dem Topf und geben sie in unsere Negativ-Formen. Die Gummifinger abkühlen lassen Damit die Gummifinger fest werden, kommen sie nun zum Abkühlen für 10-15 Minuten in das Kühlfach. 5 Die fertigen abgekühlten Gummifinger Nach 15 Minuten sind die Gummifinger abgekühlt und haben allem Anschein nach eine realistische Festigkeit erreicht. Herauslösen der fertigen Gummifinger Das Herauslösen der Gummifinger aus den Formen geht leicht und glücklicherweise auch ohne dass Rückstände der Gelatine in den Formen zurückbleiben. Eine Form und der fertige herausgelöste Gummifinger (Ganz rechts ist ein Versuchsfinger zu sehen, den wir mit einem anderem Material aus der Zahntechnik aus derselben Form hergestellt haben.) Der fertige Gummifinger aus Gelatine Gegen das Licht sind die Merkmale des zur Herstellung unseres Negatives verwendeten Fingers auch in unserem fertigen Gelatinemodell gut zu erkennen. 6 3.1.2 Erster Eindruck nach der Durchführung des Matsumoto-Rezeptes Die Gummifinger sind unserer Meinung nach für den ersten Versuch recht gut gelungen. Die Struktur des Originalfingers scheint gut abgebildet zu sein und die Konsistenz der Gelatine ist nach dem Herausnehmen aus dem Kühlschrank recht nah an einem „echten” Finger. Diese essbare Masse ist allerdings noch völlig geschmacklos. Man könnte vorher eventuell noch Süßstoff hinzugeben, was für die Qualität des Ergebnisses allerdings keine effektive Verbesserung bedeuten dürfte ;-) Inwieweit sich die biometrischen Systeme unseren Gummifingern gegenüber verhalten, werden wir noch untersuchen. Aber schon jetzt sind bereits einige Probleme zu erwarten. Nimmt man die im Kühlfach erkaltete Gelatinemasse für einige Zeit in die Hand (wir probierten dies mit einem Randstück, also der aus der Form übergelaufenen Gelatine) so wird sie im Verlauf von einer knappen Minute merklich weicher und klebrig. Das dürfte bei Temperatur-Sensoren zu Problemen führen, die erwarten, dass der Finger annähernd Körpertemperatur vorweist. Um solche Probleme zu verhindern, könnte man versuchen, von Gelatine auf andere Materialien für den Gummifinger auszuweichen. Denkbar wären verschiedene Silikone oder andere Kunststoffe wie etwa Latex, was oft auch in Special Effects bei Filmproduktionen zur Modellierung von Körperteilen Verwendung findet. 7 3.2 Eigene Variationen am bisherigen Rezept Alternative Methode zur Herstellung eines Negativs: Wir haben noch eine weitere Möglichkeit zur Herstellung des Negatives gefunden. Die Vorteile gegenüber des oben geschilderten Verfahrens liegen in der leichteren Beschaffbarkeit des Materials sowie dessen günstigeren Preises: einfaches Kerzenwachs. Die drei wesentlichen Schritte sind hierbei: Ÿ Ÿ Ÿ Füllen einer kleinen flachen Dose (beispielsweise ein Deckel einer kleinen Bonbondose) mit flüssigem Wachs. Dieses soweit abkühlen lassen, bis das Wachs fest aber noch nicht hart geworden ist (ca. 5 Minuten). Erzeugen einer Mulde durch Hineindrücken eines Fingers und das Wachs komplett erkalten lassen (ca 5-10 Minuten). Die Erfahrung zeigte jedoch, dass dabei noch kein brauchbarer Abdruck erzeugt werden kann, da das Wachs unten noch flüssig und oben schon zu fest ist. Ziel dieser Aktion ist nur das Erzeugen einer Mulde, die schon ungefähr die Größe des Fingers hat. Mit der Flamme eines Feuerzeuges die obere Schicht der eben erzeugten Mulde wieder zum Schmelzen bringen, leicht ankühlen lassen (damit das Wachs nicht mehr zu heiß und zu flüssig ist) und nun den Finger hineindrücken. Nachteile dieser Methode sind, dass der dritte Schritt ein wenig Übung und Timing erfordert, bis der Abdruck zufriedenstellend gelingt. Ein weiteres Problem dieser Wachsmethode könnte sein, dass die Wachsform bei Hineingießen einer zu warmen Masse für den Abdruck schmilzt und dieser so misslingt. Bei den Gelatinefingern trat dieses Problem in unserem Versuch allerdings nicht auf, da die Gelatinemasse beim Verrühren schon genügend abgekühlt war. In diesem Fall ließen sich keine entscheidenden Qualitätsunterschiede zwischen den Fingern erkennen, die mit der Wachs- und der Zwei-Komponenten-Silikon-Methode hergestellt wurden. Alternative Methode zur Herstellung der Gummi-Finger: Die Verwendung von Sofort-Gelatine vereinfacht die Herstellung der Gummifinger etwas. Sie ist bereits pulverförmig und löst sich deshalb besonders schnell im Wasser auf, das zudem nicht gekocht werden muss sondern kalt oder besser lauwarm sein kann. Als Mischungsverhältnis nahmen wir hier 100 ml lauwarmes Wasser pro Packung Sofort-Gelatine (30g). Wenn es mit der Blattgelatine vergleichbar ist, entspricht das einer etwa 2mal höheren Konzentration, man könnte es also noch mit einer etwas geringeren Konzentration testen. Aber auch so unterschied sich das Ergebnis nicht wesentlich von den mit Blattgelatine hergestellten Gummifingern, obwohl in unserem Versuch die mit der Sofortgelatine hergestellten Gummifinger trotz der höheren Konzentration etwas weicher wurden als die mit Blattgelatine gemachten. 8 4 Tests Für unsere Tests haben wir noch einmal frische Gummifinger hergestellt, in diesem Fall einmal wieder mit der schon im vorigen Abschnitt 3.2 beschriebenen Sofort-Gelatine. Als Test-Hardware wurde uns ein Notebook mit der „Siemens ID Mouse Professional” zur Verfügung gestellt. Einlernen einer Person: Als erste Versuchsperson lernten wir Tobias in der Demo-Suite ein. Dazu muss mit dem Zeigefinger der rechten Hand dreimal hintereinander kurz auf den oben auf der Maus befindlichen Sensor gedrückt werden. Zunächst testeten wir, wie die Software überhaupt auf die Zielperson reagiert. Wir führten also einige Identifikationen und Verifikationen durch, was auch ohne Probleme korrekt gelang. Nun versuchten wir, das System mit einer Verifikation des entsprechenden Gummifingers auf die Probe zu stellen: Während dies im ersten Versuch noch misslang, ließ sich das System aber bereits im zweiten Anlauf von unserer Attrappe überlisten. Wie sich jetzt schon andeutet, reagierte das System auf unsere falschen Finger jedoch deutlich mißtrauischer als auf die echten Finger: Bei weiteren Wiederholungen dieses Versuchs wurde der falsche Finger meistens zurecht abgewiesen. Außerdem dauerte es vom Aufdrücken des Gummifingers bis zur Akzeptanz des Sensorbildes deutlich länger als bei dem entsprechenden echten Finger. Allerdings erfordert es auch etwas Übung, den Druck bei Auflegen des Gummifingers durch dieses recht dicke Stück Gelatine auf zufriedenstellende Weise auf den Sensor zu übertragen, worauf wir gleich noch etwas näher eingehen werden. 9 Im weiteren Verlauf lernten wir dann Marcus ein. Die folgenden Bilder zeigen das Einlernen und drei Ergebnisse diesmal von der Identifikation des entsprechenden falschen Fingers: Auf den unteren beiden Bildern wird besonders deutlich, in welch unterschiedlichen Qualitätsstufen ein und derselbe Gummifinger zum Teil vom Sensor aufgenommen wurde - auch im Vergleich mit dem Bild des echten Fingers beim Einlernen. Speziell bei Marcus erfolgten interessanterweise aber auch mit schlechteren Sensorbildern (siehe linkes Beispiel) häufig erfolgreiche Identifikationen. Zwischendurch testeten wir auch einen „echten” Gummifinger, den wir probeweise aus einem weichen Kunststoff hergestellt hatten. Der Sensor lieferte von diesem kein Bild bzw. keine Konturen und nur durch Anfeuchten desselbigen wurden die Strukturen erst etwas deutlicher. Daher vermuten wir, dass unsere Testmaus einen kapazitiven Sensor verwendet. Das könnte einige der oft recht ausgeprägten schwarzen Löcher in den Sensorbildern unserer Gelatinefinger erklären: zwar war die Oberfläche der Gummifinger recht gut gelungen, allerdings befanden sich teilweise recht nah unter der Oberfläche noch Luftblasen aus dem Herstellungsprozess. Unser Verdacht ist daher, dass diese Luftbläschen zumindest bei dieser Art von Sensor Komplikationen verursachen. Das deckt sich auch mit den Versuchsergebnissen von Matsumoto, bei dem sich optische Sensoren meist, kapazitive hingegen jedoch selten von dieser Art von Gummifingern überlisten ließen. 10 Weitere Beobachtungen: Sebastians Gummi-Fingerabdruck wurde nicht als Originalfinger erkannt. Den Grund dafür haben wir nicht näher untersucht. Bald ließ sein Gummifinger - wohl auch wegen der Hitze im Raum - in der Konsistenz etwas nach und die gescannten Bilder wurden noch etwas schlechter. Wir vermuteten, dass es an der Qualität des Gelatinefingers lag und damit ein Herstellungsfehler war. Um dies zu bestätigen, hätten wir noch ein paar Gummi-Exemplare nachproduzieren und testen müssen. Tobias Gelatine-Finger wurde zu Anfang mehrfach erfolgreich erkannt. Später gelang dies zunehmend weniger, auch hier wurden also leichte Abnutzungserscheinungen deutlich. Der Gummifinger von Marcus hielt deutlich länger durch und wurde auch gegen Ende noch oft erfolgreich als echter Finger erkannt - wie wir gesehen haben auch oft, wenn das gescannte Bild von sichtbar geminderter Qualität war. Hier kamen wir zur Vermutung, dass sich die Fingerabdrücke von unterschiedlichen Personen vielleicht in unterschiedlichem Masse für solche Gelatineabdrücke eignen. Bei weiteren Versuchen gelang es Marcus, den Druck auf den Gummifinger besser zu verteilen, indem er seitlich mit mehreren Fingern von oben auf den Gummifinger drückte. Mit etwas Übung konnte der falsche Gelatinefinger so bis zu zehn oder fünfzehn Male hintereinander erfolgreich als „echter” Finger erkannt werden. Systematik der Tests: Unsere Tests waren bis hierhin wenig systematisch. Zumindest konnten wir festhalten, dass unsere künstlichen Finger des öfteren als echte Finger akzeptiert wurden, wenngleich wir uns offensichtlich recht nah an der unteren Schwelle der akzeptierten Eingaben bewegten. Wollte man diese Tests systematisch durchführen, sollte man auf folgendes achten: Ÿ Testen mit mehreren Gummifinger-Exemplaren pro Proband (evtl auch aus versch. Negativen) Ÿ Testen auf mehreren Endgeräten (insbesondere auch auf verschiedenen Sensortypen!) Ÿ Testen mit verschiedenen Gelatinearten / Mischungsverhältnissen / Herstellungsprozessvarianten Ÿ Genaues Protokollieren und Auswerten der Versuchsreihen. Sofern möglich, auch Notieren von Zwischendaten um zu sehen, wie nah man dem Schwellwert kommt Zusammenfassung der Tests: Siehe Abschnitt 5 11 5 Diskussion / Bewertung Was lässt sich zusammenfassend über unsere Ergebnisse sagen? Ÿ Zur Herstellung der Negative und Gummifinger: Unsere Gummifinger waren sehr schlecht zu lagern. Bei unserer ersten Versuchsreihe traten nach wenigen Tagen Schäden durch Feuchtigkeit und die Lagerung im Tiefkühlfach auf. Während der darauffolgenden Wochen sind sie auf einen Bruchteil ihrer Ursprungsgröße zusammengeschrumpft und waren längst nicht mehr brauchbar. Die zweite Versuchsreihe hielt sich bei besserer Lagerung (im normalen Kühlfach und durch eine Abdeckung vor Feuchtigkeit geschützt) schon besser und länger, wobei sich nach zwei Wochen aber auch eine gewisse Schrumpfung erahnen ließ. Ÿ Zur den Reaktionen der getesteten biometrischen Systeme auf die falschen Finger: Aus den Ergebnissen, die wir letztendlich aus Herstellung und den Tests auf der uns zur Verfügung gestellten Hardware gemacht haben, haben wir gelernt: Diese hier dargelegte Methode ist nicht geeignet, um ohne ausgiebiges Einüben schnell beliebige Fingerabdruckscanner zu überlisten, denn: Ÿ Die Herstellung der Gelatinefinger erfordert Übung. Man sollte nicht erwarten, mit den ersten Exemplaren schon ein akzeptables Ergebnis erzielen zu können. Wie sich gezeigt hat, sollten wir unseren Herstellungsprozess wohl eventuell sogar noch optimieren, um Luftbläschen im Inneren der Gelatinefinger zu verhindern, die kapazitive Sensoren zu stören scheinen.... Ÿ Gelatinefinger nutzen schnell ab - besonders bei warmen Temperaturen. Andererseits machen robustere Gummifinger aus Kunststoff Probleme mit gewissen Sensoren. Man sollte also vorher den Sensortyp kennen und möglichst schon darauf getestet haben. Ÿ Auch die Anwendung erfordert Übung: Man sollte vorher ausprobieren, wie man den Druck bestmöglich durch den Gummifinger auf den Sensor überträgt. Auch deswegen ist die vorherige Kenntnis des Zielsystems nützlich. 12 6 Quellen-Verzeichnis Tsutomu Matsumoto: Impact of Artificial "Gummy" Fingers on Fingerprint Systems (http://cryptome.org/gummy.htm) Tsutomu Matsumoto: Importance of open discussion on adversarial analyses for mobile security technologies - A case study for user identification: (http://www.itu.int/itudoc/itu-t/workshop/security/present/s5p4.pdf) Stefan Kelm: Fun with Fingerprint Readers - Mailingliste lists.lrz-muenchen.de (http://www.lrz-muenchen.de/services/netzdienste/email/email-archive/win-sec-lAlists.lrz-muenchen.de/msg00971.html) David Cyranoski: Detectors licked by gummy fingers (www.nature.com) (http://www.nature.com/cgi-taf/DynaPage.taf?file=/nature/journal/v417/n6890/full/417676b_r.html) Manfred Bromba: Fingerprint FAQ (http://home.t-online.de/home/manfred.bromba/fpfaqd.htm) 13
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