Beim Barte des Pharaos

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Beim Barte des Pharaos
Tutanchamuns Bart ist wieder dran!
Renate Gomaa
Am 16. Dezember 2015 war es soweit: Zur großen Erleichterung aller Verantwortlichen strahlte die
1922 von Howard Carter entdeckte und seitdem weltberühmte Totenmaske des Pharaos Tutanchamun
mit korrekt befestigtem Bart endlich wieder in altem Glanze an ihrem vertrauten Standort im
Ägyptischen Museum Kairo.
Christian Eckmann, Restaurator am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz, leitete die
zweimonatigen Restaurierungsarbeiten an diesem 3300 Jahre alten „Glanzstück der ägyptischen
Archäologie.“Im August 2014 war der königliche Zeremonialbart, Symbol der pharaonischen Würde,
beim Auswechseln einer Glühbirne in der Vitrine durch Mitarbeiter des Museums von dem goldenen,
mit Lapislazuli ausgelegten, zwölf Kilogramm schweren Konterfei abgebrochen. Statt den Vorfall zu
melden und eine fachgerechte Reparatur zu ermöglichen, griff man zur Selbsthilfe: Kurzerhand wurde
der Bart mit einem überall erhältlichen Sekundenkleber angeklebt, versehentlich auf die Maske getropfte
Klebmasse versuchte man dilettantisch abzukratzen. Erst als Besuchern des Museums an den
Bruchstellen herausquellende Kleberreste auffielen, flog das Malheur auf. Mit finanzieller Unterstützung
der Bundesrepublik und der Gerda-Henkel-Stiftung, deren Konzern den eingesetzten Epoxidkleber
herstellt, wurde das aufwändige Restaurierungsprojekt von einem Team aus zwanzig Fachleuten unter
Leitung des Mainzer Experten umgesetzt. In langwieriger und mühsamer Kleinstarbeit lösten sie
zunächst den Kleber ab. Als der Bart abgenommen werden konnte, stellte sich zur Überraschung der
Experten heraus, dass das sich im Innern befindliche goldene Halteröhrchen, das bereits 1941 einmal
gelötet worden war, ebenfalls mit Sekundenkleber verschmiert wurde. Nach weiteren mühseligen
Reinigungsarbeiten konnte letztendlich der goldene Zylinder fachmännisch befestigt, der Bart darauf
geschoben und mit Bienenwachs – dem ursprünglich während der Pharaonenzeit verwendeten Material
– verklebt werden. Der Bart lässt sich nun auch im Notfall problemlos abnehmen.
Als positiven Nebeneffekt der Wiederherstellung freut man sich vor allem über eine Fülle neuer
Erkenntnisse in Bezug auf Herstellung und Aufbau der blau-goldenen Maske. Weniger erfreulich sieht
es für die leichtfertigen Bartflicker aus: Sie traf der Fluch der Strafverfolger und sie müssen sich vor
einem Disziplinargericht wegen grober Fahrlässigkeit verantworten.
Quellen:
http://www.fr-online.de/kultur/tutanchamun--der-bart-ist-wieder-dran,1472786,32949564.html vom 17.12.2015
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/tutanchamun-maske-bart-beschaedigung-kommt-vor-gericht-a1073781.html vom 25.01.2016
Bildnachweis: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/bild-1068309-936105.html,letzter Zugriff: 30.01.2016
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