Textplan 2016 Termin: 1. 1. 2016 Neujahr Text: Jesaja 66,13 (Jahreslosung) Ausgearbeitet von: Ernst Günter Wenzler Powerpoint-Präsentation zur Einführung in das Jahresthema Die Vorlage enthält mehr an Stoff, als man in einer Predigt unterbringen kann. Deshalb: Machen sie die Predigt zu Ihrer Predigt indem Sie die Teile verwenden, die Ihnen in der Stille vor Gott wichtig werden. Benutzen sie die Präsentation als ihre Präsentation. Jeweils bei die nächste Folie anklicken. Um zur nächsten Folie zu kommen, die Leertaste bzw. „Bild “ drücken. Gern können die Folien ergänzt werden, bzw. nur in Auszügen gezeigt werden. "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet" (Jesaja 66,13). „FOTO GESUCHT! Sicher haben Sie auch schon Trost erlebt – als Tröster oder Getrösteter. Dann berichten Sie darüber! Und zwar in Form eines Fotos. Finden Sie Ihr Bild für Trost und senden Sie es uns.“ So warb die Baptistengemeinde in Leipzig für eine Fotoausstellung zum Thema Trost. Ich finde, das ist eine gute Idee. Vermutlich hat jeder von uns Bilder für Trost – wenn nicht auf Papier oder Digital, dann doch im Kopf. Denn alle Synonymworte für Trost sind gute Hoffnungsworte: Zuspruch, Lichtblick, Beruhigung, Wohltat und so alte Begriffe wie Labsal und Balsam. Interessant, dass Wortverbindungen mit „Trost“ oft eher negativen belegt sind. Bei einem Menschen, der trostlos ist, ist die Verzweiflung vorprogrammiert. Ein Trostpflaster ist eine kleine Entschädigung, die nicht über den Verlust hinweg täuschen kann; etwas, was die Enttäuschung nicht wirklich versüßt. Mit dem Trostpreis - soll der Frust abgemildert werden, dass man nicht den Hauptpreis bekommen hat. Man tut gut daran, wenn man sich vor dem billigen Trost Marke: „Heile, heile Gänschen, es wird schon wieder gut“ die Ohren verschließt. Dabei ist Trost eine unendlich wichtige Sache. Im Hebräischen ist die Grundbedeutung „aufatmen lassen“. Trost befreit – der Getröstete bekommt wieder Luft zum Atmen. Griechisch, also in der Sprache des Neuen Testaments, bedeutet Trost „herbeirufen“ und „ermahnen / ermutigen“. Der Tröster stellt sich der Trostlosigkeit entgegen, sagt das gute Wort und schafft Hilfe. Das deutsche Wort Trost ist eng verwandt mit Beständigkeit und Treue und hat viel mit Vertrauen zu tun. Wer die Deutsche Sprache lernen will, kommt an den drei Steigerungsstufen für Adjektive nicht vorbei. Die Grundstufe ist das Positiv, Stufe zwei Komparativ und die höchste Stufe Superlativ. Das ergibt: „groß, größer, am größten“; „stark, stärker, am stärksten“, „schön, schöner, am schönsten“. Aber auch da gilt: Keine Regel ohne Ausnahme. Schließlich gibt es auch unregelmäßige Adjektive. Textplan 2016 – SV und LGV Seite 1 Textplan 2016 Da wird dann aus: „gut, besser, am besten“, aus „viel, mehr, am meisten“ und aus „gern, lieber, am liebsten“. Und dann gibt es Adjektive, die nicht gesteigert werden können, Diese „absoluten“ Adjektive drücken Eigenschaften oder Zustände aus, die nicht in verschiedenen Gradabstufungen verglichen werden können. Klar: „töter“ als „tot“ gibt es nicht. Und „schwangerer“ als „schwanger“ auch nicht. Auch das Wort „allein“ kann man nicht steigern. Zumindest nicht grammatikalisch. Allein ist allein. Man kann nicht „alleiner“, oder „alleinst“ sein. Das widerspricht den Deutschen Sprachregeln. Subjektiv sieht es da schon anders aus. Dass sich die subjektive Erfahrung nicht um grammatische Regeln schert, steht auf einem anderen Blatt. Um solche Worte trotzdem zu verstärken, werden im Deutschen Begriffe aneinander gereiht, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. So entstand: niegelnagelneu (ganz neu),splitterfasernackt (total nackt), mucksmäuschenstill (absolut still) kohlrabenschwarz (schwärzer als schwarz). Wenn jemand den Eindruck hat, nicht nur von Mutter und Vater, sondern auch von Gott und der Welt verlassen zu sein, fühlt er sich mutterseelenallein. Mutterseelenallein ist der Zustand völliger Verlassenheit. Mutterseelenallein ist das Superlativ der Einsamkeit. Mutterseelenallein ist eine ganz und gar verzweifelte Lage. „Manchmal fühle ich mich wie ein mutterloses Kind“ (Sometimes I feel like a motherless child), sangen US-Sklaven im 19. Jahrhundert. Und wer sich mit diesem schlimmen Teil der Geschichte befasst, kann es verstehen. Unendlich weit entfernt von der Heimat. Verkauft, wie ein Stück Ware. Und deshalb auch getrennt von der Mutter. Wie ein mutterloses Kind – verlassen, verzweifelt, in abgrundtiefer Einsamkeit. „Angesichts von Schuld, von Einsamkeit, von Leid und von Tod ist die Lage des Menschen prinzipiell trostlos.“ So formulierte es einmal der Philosoph Jürgen Habermas. Müssten wir uns da nicht alle mutterseelenallein vorkommen? Prinzipiell schon. Aber nicht, wenn man mit Gott rechnet. In die Verlassenheit und Trostlosigkeit hinein verspricht der lebendige Gott: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet (Jesaja 66,13). Wer sich mit seiner Verlorenheit und Verlassenheit Gott zuwendet, macht die Erfahrung: Wenn auch mein Vater und meine Mutter mich verlassen, so nimmt doch der Herr mich auf. Psalm 27,10. Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen von Herzen. Bevor wir die Trostworte der Jahreslosung für uns persönlich hören, wollen wir nachfragen, wem die jahrtausendealten Worte zuerst gegolten haben. Die Vorgeschichte dieser tröstlichen Aussage ist tragisch traurig. Gottes Volk hat sich allen Warnungen zum Trotz nicht an Gottes Weisungen gehalten. Als Folge wurde Jerusalem von der babylonischen Großmacht unter Nebukadnezar II. zerstört. Der Tempel, der Ort der Gottesbegegnung, lag in Schutt und Asche. Ab 597 v. Chr. wurden in drei Deportationen wesentliche Teile der Bevölkerung Judäas, vor allem Angehörige der Oberschicht, nach Babylon verschleppt und dort angesiedelt. Dort in der Fremde war die Sehnsucht der Deportierten nach der alten Heimat groß. Zunehmend machte sich Verlorenheit und Verzweiflung breit. Psalm 137 zeigt etwas von der Trauer und Heimatlosigkeit im heidnischen Land. Aber dann waren Jahrzehnte vergangen. Die jungen Leute konnten sich kaum noch an die Heimat erinnern, während die dort Geborenen die Heimat nur vom Hörensagen kannten. Textplan 2016 – SV und LGV Seite 2 Textplan 2016 Wie viele der Juden im Babylonischen Großreich noch einen Funken Hoffnung hatten, wissen wir nicht. Vielleicht war es ähnlich wie in den letzten Jahren der DDR. Die meisten hatten sich mit den Fakten abgefunden. Manche haben die Hoffnung nicht aufgegeben. Aber so richtig vorstellen, konnten es sich auch die Hoffnungsfrohen nicht. Aber dann war das Unglaubliche Geschehen. Die kaum noch fassbare Hoffnung war Wirklichkeit geworden. Der Perserkönig Kyros II. hatte 539 v. Chr. das babylonische Reich erobert und erlaubte die Rückkehr einzelner Personengruppen in ihre Heimat. (Bild untere Hälfte - Der Kyros-Erlass) Der achämenidische (altpersische) König Kyros der Große ließ nach 538 v. Chr. auf einem Tonzylinder eine Proklamation (Kyros-Erlass) abfassen. Das Kyros-Edikt war in akkadischer Sprache keilschriftlich verfasst. Kyrus zeigte aus seiner Sicht die Gründe auf, die zum Sturz des neubabylonischen Königs Nabonid führten. Nach jüdischer Überlieferung wurde aus dem Kyros-Edikt der „Auftrag zum Tempelbau in Jerusalem“ abgeleitet. „Nichts wie nach Hause“, lautete die Parole. Zurück ins gelobte Land. Voller Hoffnung machte man sich auf den weiten Weg Richtung Heimat. Schließlich sind sie Teil eines göttlichen Wunders. Aber dann platzt der Traum wie eine Seifenblase. Was sie vorfinden, ist zum Heulen. Was sie daheim antreffen, ist deprimierend. Der Tempelbereich ist ein großer Trümmerhaufen. Die eigenen Häuser sind zerstört oder längst verfallen. Von den alten Freunden und Nachbarn ist kaum noch jemand zu finden. Es gibt keine Willkommensparty. In Gottes Volk wird Gottes Recht mit Füßen getreten. Sittenlosigkeit hat sich breit gemacht. Reiche werden auf Kosten der Armen noch reicher. Mit dem Recht des Stärkeren fallen Unschuldige in Schuldknechtschaft. Es wundert nicht, dass die Hoffnung wie ein Kartenhaus zusammenbricht. Statt Zuversicht macht sich tiefe Verzweiflung breit. Wozu den Tempel wieder aufbauen? Wieso die eigenen Häuser in Angriff nehmen? Es hatte ja doch alles keinen Zweck. Hoffnungslosigkeit lähmt und macht verzagt. Das ist die Situation, in der die Trostworte zum ersten Mal gehört werden. Mitten in der Trostlosigkeit lässt Gott sich durch Prophetenmund hören: "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet" (Jesaja 66,13). Was für eine Botschaft für verzagte und verzweifelte Menschen. Nun will dieses alte Prophetenwort uns für das neue Jahr die Zusage Gottes ganz persönlich mitgeben. Und es wird alles darauf ankommen, dass wir es hören, glauben und uns darauf einlassen. Auch wenn unsere Zeit so ganz anders ist, wie die Zeit des Propheten Jesaja, ist die Trostbedürftigkeit groß. Und da viele unserer Zeitgenossen den lebendigen Gott nicht kennen, suchen sie Trost und Hilfe bei Menschen, Mächten und „Seelentröstern“, die doch nicht wirklich trösten können. Wir brauchen Trost – besonders in den Grenzsituationen unseres Lebens, • wenn Lebensträume zerplatzen und wir von der Trauer überrollt werden; • wenn die Alpträume wahr wurden und der Platz eines geliebten Menschen für immer leer bleibt; • wenn die Lebensumstände uns bedrücken und wir keinen Ausweg sehen; Textplan 2016 – SV und LGV Seite 3 Textplan 2016 • • wenn uns die Not der Welt überschwemmt und uns die Ungerechtigkeit in die Verzweiflung treibt; wenn unsere Lebensplanung über den Haufen geworfen wird und wir mit uns selbst nicht mehr zurechtkommen… Es ist etwas vom Schlimmsten was man erleben kann, wenn man keinen Trost erfährt, im Elend allein bleibt und keiner den Schmerz mit uns teilt. Auch Christen werden nicht vor körperlicher Krankheit verschont und sind nicht gegen Depression gefeit. Wie gern würden wir alle Leiderfahrungen weiträumig umfahren. Viele kennen die Verzweiflung an sich selbst wie Paulus sie in Römer 7 beschreibt. Und sie leiden unter der Macht der Verführung und dem eigenen Schuldigwerden. Weil wir in dieser Welt sind, kennen wir die Angst die lähmt, zermürbt und den Lebensmut nimmt. Gott sei Dank, dass es den Gott der Bibel gibt. Er ist der himmlische Spezialist für menschliche Trostlosigkeit. Gott ist ganz nahe bei denen, die ganz am Ende sind. Er hört auf den Notschrei aus der Verzweiflung. Gott nimmt unsere zerbrochenen Herzen und Hoffnungen wahr und setzt alles dafür ein, dass Traurige getröstet werden. „Gott hilft uns nicht immer am Leiden vorbei, aber er hilft uns hindurch.“ (Johann Albrecht Bengel) Wenn der Völkerapostel Paulus von Leid redet, dann spricht er nicht wie ein Blinder von der Farbe. Er hat es selber knüppeldick erlebt, so dass er am Leben verzagte. Aber gerade da hat er Gott von seiner besten Seite kennen gelernt. Deshalb lobt er diesen Gott als den „Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal“ (2Korinther 1,3-4). In der Jahreslosung für 2016 verspricht uns dieser „Gott allen Trostes“: "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet" Jesaja 66,13. Der Gott der Bibel ist nicht irgendein unpersönliches höheres Wesen. Es ist der Vater im Himmel, der tröstet, wie eine Mutter tröstet. väterlicher und mütterlicher Trost "Heimkehr des verlorenen Sohnes" heißt eines der letzten Bilder des niederländischen Malers Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1668/69). 1766 wurde es von Katharina der Großen für die Eremitage in Sankt Petersburg erworben, wo es sich noch heute befindet. Das überlebensgroße Ölgemälde auf Leinwand ist 262 x 206 cm groß. Die eigentliche Mitte des Bildes sind die Hände des Vaters. Auf sie ist das Licht gebündelt; auf sie sehen die anderen Personen. Allerdings fällt schon bei einem schnellen Betrachten des Bildes auf, dass die beiden Hände des Vaters sehr verschieden sind. Seine linke Hand ist groß – die typische Hand eines Vaters. Die rechte Hand ist schmal, wie die Hand einer Frau. Mir gefällt der Gedanke, dass Rembrandt dem Vater des verlorenen Sohnes bewusst die Hand eines Vaters und die Hand einer Mutter gab. Trösten wie eine Mutter trösten Es ist ein ganzes Bilderbuch, das mir bei dieser Zusage Gottes vor Augen steht. Textplan 2016 – SV und LGV Seite 4 Textplan 2016 • Eine Mutter, die den schreienden Säugling auf den Arm nimmt und im wahrsten Sinn des Wortes „stillt“. • Eine Mutter, die das Kind, das einen Alptraum hatte oder sich irgendwo erschreckt hat, in den Arm nimmt. Die es beruhigt. Ihm gut zuredet und es tröstet. • Eine Mutter, die ihr Kind, das sich wehgetan hat, umarmt, die Tränen trocknet, zuhört und Tröstliches zuspricht. Die durch ihr Dasein die Angst nimmt und das Leben wieder in einem neuen Licht sehen lässt. "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet". Gottes Zusage gilt jedem. Auch denen, die nie wirkliche Nestwärme erfahren haben. Denen, die ohne Mutter aufgewachsen sind und auch denen, die eine „Rabenmutter“ hatten. Bei diesem Gott muss niemand die Schmerzen verbergen, die Trauer verstecken oder die Verzweiflung unterdrücken. Zu diesem Gott können wir kommen. • In der Angst vor dem Leben und dem was das Morgen bringt, tröstet er mit dem Versprechen, dass er wirklich alles – auch meine Lage - im Griff hat (Joh 16,33). In der Begegnung mit Gott wird nicht einfach das Programm von Trauer auf Glück umgeschaltet. Manchmal ist es ein langer Weg bis man zur Ruhe kommt und wieder aufatmen kann. Wie bei dem Beter der Bibel in Psalm 77,3: „In der Zeit meiner Not suche ich den Herrn; / meine Hand ist des Nachts ausgereckt und lässt nicht ab; denn „meine Seele will sich nicht trösten lassen.“ Luther • „im tiefsten Herzen finde ich keinen Trost.“ Neue Genfer • „meine Seele will sich nicht trösten lassen.“ Schlachter • „Ich bin untröstlich.“ Hoffnung für alle • „Meine Seele weigerte sich, getröstet zu werden.“ Elberfelder In der Trauerzone des Leids entdeckt er, dass Gott da ist. Bei ihm und für ihn. Der Reformator Johannes Calvin bringt es auf den Punkt: "Nichts tröstet mächtiger als die Gewissheit, mitten im Elend von der Liebe Gottes umfangen zu sein." • Wo mich die Furcht vor Krankheit und Tod nicht zur Ruhe kommen lassen, tröstet er mit seiner Zusage, mit mir auch durch das Tal des Todes zu gehen (Psalm 23,4). • Wenn ich an mir verzweifle weil mich Versäumtes bedrängt und meine Schuld mich bedrückt, befreit er mich durch seine Zusage, dass er mir meine Sünden vergibt (Jesaja 38,17; Micha 7,19). • Wo ich an der Ungerechtigkeit dieser Welt verzweifeln will, tröstet mich mit der Gewissheit, dass er selbst es richtet und Recht schafft. Und dass er einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird, in dem Tränen, Leid und Tod keinen Platz haben (Jesaja 65,17; 2Petrus 3,13; Offenbarung 21,1ff). Der letzte Trost – der Trost auf Gottes neue Welt ist keine „billige Vertröstung“ auf das Jenseits. Es ist tröstliche Stärkung und Ermutigung aus dem Jenseits für unsere Verlassenheit im Diesseits. Wenn Gott tröstet, bekommen wir wieder Luft zum Atmen Wenn Gott tröstet bekommen wir Grund unter die Füße. Im Leben und im Sterben. Textplan 2016 – SV und LGV Seite 5 Textplan 2016 Er hält fest und trägt durch das ganze Leben hindurch. Was keine anderen Götter schaffen (s. Jesaja 46,2) – und wo auch Mütter an Grenzen kommen – macht der lebendige Gott: Hört mir zu, ihr vom Hause Jakob und alle, die ihr noch übrig seid vom Hause Israel, die ihr von mir getragen werdet von Mutterleibe an und vom Mutterschoße an mir aufgeladen seid: Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten. (Jesaja 46,3-4) Er hält fest, wenn nichts anderes mehr Halt geben kann, weil niemand sonst mit uns in den Tod gehen kann. Auch wenn mich Vater und Mutter verlassen, „der Herr nimmt mich auf!“ (Psalm 27,10) Nichts kann uns aus seiner Hand reißen. Er bringt uns sogar heil durch das letzte Gericht hindurch. Die erste Frage im Heidelberger Katechismus lautet: Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Die Antwort ist einfach und klar: Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst; und er bewahrt mich so, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen, ja, dass mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss. Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens gewiss und von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu leben. "Christ will unser Trost sein" In einem alten Osterlied heißt es: "Christ will unser Trost sein". Wer denn sonst. Er ist für unsere Schuld gestorben – deshalb müssen wir nicht verzagen. Er hat den Tod besiegt – deshalb können wir bei ihm Leben mit Ewigkeitsgarantie bekommen. Er hat es versprochen, immer und überall an unserer Seite zu sein. Deshalb sind wir nie verlassen. 1. Christ ist erstanden von der Marter alle; des soll´n wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis. 2. Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen; seit dass er erstanden ist, so lob´n wir den Vater Jesu Christ. Kyrieleis. Es stimmt: „Jesus Christus hat Trost für alle deine Müdigkeit und Licht für deine dunkelsten Stunden.“ Friedrich von Bodelschwingh Textplan 2016 – SV und LGV Seite 6 Textplan 2016 Das Geheimnis des Trostes ist, dass jemand da ist. Jemand, der stärker ist als ich es bin. Jemand, dem ich vertrauen kann. Jemand, der mich nicht allein lässt. Das Geheimnis des Trostes ist, dass Gott da ist. Der Herr, der mächtiger ist als alles, was mir Angst macht und der alles unter Kontrolle hat. Der Vater im Himmel, dem ich vertrauen kann. Und der mir verspricht: Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen (Josua 1,5) "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet." (Jes. 66,13), das ist eine Einladung die man ernstnehmen darf. Auch da können uns Kinder ein Vorbild sein. Sie laufen einfach los zur Mutter – und fragen nicht erst, ob sie Zeit hat oder ob es bei ihr gerade passt. Gott schenke uns dieses ganz selbstverständliche Vertrauen, dass wir mit unserer Not bei ihm am richtigen Platz sind. Und dass wir ganz automatisch gleich zu ihm laufen. Wer die Einladung annimmt, und mit allem was ihn traurig und mutlos macht zu Gott geht, ist ganz bei Trost. Ich glaube, dass die Gleichung stimmt: Ganz nah bei Gott heißt: Ganz bei Trost. Gehalten, versorgt und geborgen. Gott ist ein Gott, der wie eine Mutter tröstet. Seine Nähe hat er uns zugesagt – ganz besonders denen, die verzweifelt sind. Denen, die zerbrochene Herzen haben, ist Gott nah (Psalm 34,19). Das geknickte Rohr zerbricht er nicht (Jesaja 42,3). Er verspricht: „Ich aber sehe auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort.“ (Jesaja 66,2). So ist er, unser Gott!!! "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet;" Er vertröstet nicht mit Floskeln wie: „Die Zeit heilt alle Wunden.“ „Es geht alles vorüber.“ Er redet unsere Not nicht klein mit Phrasen wie: „So schlimm ist es doch gar nicht.“ Er beschwichtigt nicht mit Geschwätz wie: „Nimm’s dir nicht so zu Herzen.“ Gott nimmt unsere Not und unser Leid ernst. Er sieht die zerbrochenen Herzen und Hoffnungen. Er macht das Elend und Scheitern seiner Kinder zu seiner eigenen Sache. Er nimmt es sich zu Herzen was uns bedrückt. Bei ihm können wir unser Herz ausschütten – auch alles was an Klagen, Zweifel und Ängsten drin ist. Gott ist kein Rabenvater sondern sorgt väterlich für seine Kinder und tröstet uns mütterlich. Und das ist keine graue Theorie! Bei Gott sind wir nie mutterseelenallein – sondern mutterseelendaheim! Gott, der Vater der Barmherzigkeit und der Gott allen Trostes verspricht euch: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Er ist es, der uns tröstet in aller Trübsal. Textplan 2016 – SV und LGV Seite 7
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