„Ganz bei Trost“ Vorwort Vorwort „Das hast du gut gemacht!“, „Ich verzeihe dir!“, „Keine Angst, ich bleibe da!“, „Ich liebe dich!“ – solche Worte tun uns gut. Sie entfalten ihre Kraft aber auch erst richtig, wenn es andere sind, die uns das zusprechen. Das, was uns im Leben wirklich weiterhilft, können wir uns nie selber sagen. Hören wir es aber, fängt es an, uns innerlich zu verwandeln. Wir fühlen uns erleichtert, aufgerichtet, getröstet, gestärkt – und manchmal fast wie neu. Was für Menschenworte gilt, gilt für Worte Gottes im Besonderen. In den Exerzitien 2016 sind es seine Worte, die wir wirken lassen. Diese Worte stammen aus einem Teil des Alten Testaments, das oft mit „Trostbuch für Israel“ überschrieben ist und Texte enthält, die zu den schönsten und kraftvollsten der Bibel gehören. Es ist ein Abschnitt aus dem Buch Jesaja, dessen unbekannter Autor meistens als zweiter Jesaja – griechisch „Deuterojesaja“ - bezeichnet wird. In 16 Kapiteln (Jesaja 40 – 55) geht es um Trost für das Volk Israel, das nach der Eroberung und der Zerstörung des Tempels in Jerusalem ein halbes Jahrhundert in der Fremde, im babylonischen Exil leben muss. Das Volk Israel fühlt sich in dieser Zeit um 550 v. Chr. in einer vollkommen aussichtslosen, trostlosen Lage. Ihm fehlt jede Zukunftsperspektive. Das ganze Volk ist dabei, seine Identität zu verlieren. In dieser Situation tritt der Prophet auf und verkündigt im Namen Gottes: „Tröstet, tröstet mein Volk! Spricht euer Gott.“ So beginnt dieses Buch und entfaltet dann diesen Trost. Durch alle Zeiten haben diese Worte Menschen immer wieder fasziniert und ermutigt. Auf keinen Propheten bezieht sich Jesus so oft wie auf diesen. In allen wichtigen Festkreisen des Kirchenjahres werden Texte aus Deuterojesaja im Gottesdienst verlesen und ausgelegt. Trost – getröstet werden – ist das ein Thema in unserer Zeit? Ein Leben in der Verbannung, fern der Heimat, entspricht auf den ersten Blick nicht unserer Lebenswirklichkeit. Aber wenn wir genauer hinschauen, ist das doch nicht so fern: Auch heute lösen sich traditionelle Formen von Glaubensgemeinschaften auf. Auch unter uns leben immer mehr Menschen, die durch Krieg, Gewalt und Armut ihre Heimat verlassen mussten und angewiesen sind auf Schutz und Trost. Kennen auch Sie den Wunsch, neu aufzublühen und aufzuleben wie in einem „inneren Frühling? Die Trostworte Deuterojesajas sind in einer konkreten Situation an das Volk Israel gerichtet worden. Dieser Gott Israels ist auch der Gott und Vater Jesu Christi. Jesus ruft alle Menschen – somit auch uns – in diesen Liebesbund. So gilt auch uns die Zusage am Ende dieses Trostbuches: Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende. Jes 55,10-11 LÜ Gottes Wort hat Kraft. Es ist „Schöpfungswort“ auch für unser Leben. Dafür Raum zu geben und sein Wort wirken zu lassen, dazu möchten die Exerzitien 2016 beitragen. Das Vorbereitungsteam 2
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