Performance-Management-Prozess bei Swisslog: Leistung in der

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Foto: Swisslog
PERSPEKTIVEN
Die Widerstände gegen einen einheitlichen Performance-Management-Prozess konnten mit einem Pilottest
aus dem Weg geräumt werden.
Performance-Management-Prozess bei Swisslog:
Leistung in der
Firmenkultur verankern
Swisslog führt weltweit in fünf Schritten einen standardisierten
Performance-Management-Prozess ein. Die globale Anbieterin von
integrierten Logistiklösungen verspricht sich davon einen langfristigen
Wettbewerbsvorteil. / Von Philipp Uschatz* und Andros Payne**
U
nternehmen suchen verzweifelt nach
Führungskräften. Diese Mitarbeiter
extern zu finden ist kostspielig und birgt
viele Risiken. In einem Umfeld, in dem
Produkte und Ideen schnell kopiert werden,
können integrierte Performance-Management-Prozesse diese Leistungsträger innerhalb der Firma entwickeln und dadurch
einen langfristigen Wettbewerbsvorteil
sichern.
Auch für die Mitarbeiter wird das regelmässige Feedback im Rahmen eines Per-
formance-Management-Prozesses immer
wichtiger. In einer Zeit, wo Wissen schnell
veraltet, können sie dank des PM ihre Fähigkeiten kontinuierlich verbessern und
sich neue Erfahrungen aneignen.
Gründe für einen standardisierten
PM-Prozess
Die Firma Swisslog ist aufgrund ihrer internationalen Tätigkeit im Anlagen-Design, in
der Projektplanung und -realisierung besonders stark vom Wissen und den Leistun-
gen seiner rund 2000 Mitarbeitern abhängig. Der standardisierte Performance-Management-Prozess hilft, die notwendige
Wissens- und Leistungskultur zu etablieren. Leistung wird explizit beurteilt und belohnt. Der Erfolg des Prozesses steht und
fällt mit der Professionalität der Rückmeldungen. Auch muss der Prozess für Mitarbeiter und Vorgesetzte mit vorteilhaften Erfahrungen verbunden sein. An den PMProzess von Swisslog wurden daher folgende Anforderungen gestellt:
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PERSPEKTIVEN
Performance-Management-Prozess
Letztjährige Leistung
Selbstbeurteilung
Zukünftige Leistung
Vorgesetztenbeurteilung
Unterjährige
! Performance Board
! Standortbestimmung
! Mitarbeitergespräch
(Midyear check up)
– Vorgesetzter und alle ihm direkt unterstellten Vorgesetzten
– Besprechung der vorbereiteten Leistungsbeurteilung
– Rigoroser Zeitplan (max. 30 Min. pro Person)
– Dokumentation der zugestimmten Änderungen
Februar–März
Aktivitäten:
März–September
Gemeinsame Diskussion
Manager
Mitarbeitende
Abbildung 1
– Einheit in allen Ländern, damit der rege
Austausch von Mitarbeitern von Region
zu Region einfach möglich ist.
– Hoher Grad an Objektivität, Transparenz und Fairness, um das Vertrauen
der Mitarbeiter in den Prozess zu stärken und ihm das nötige Gewicht zu geben.
– Förderung von Einzel- und Teamleistungen (Performance-Orientierung) sowie
der persönlichen Entwicklung der Mitarbeiter (Development-Orientierung).
– Umfassende Leistungsdefinition auf
den zwei Säulen «Zielvereinbarung,
beurteilung», «Verhaltensbeurteilung»,
letztere abgestützt auf die SwisslogKernwerte.
Prozess-Design
Wie in Abbildung 1 ersichtlich ist, besteht
der Prozess aus fünf Prozessschritten. Im
ersten Schritt erstellt der Mitarbeiter seine
Selbstbeurteilung, worauf der Vorgesetzte
seine Beurteilung erstellt, welche er in
einer speziellen Sitzung (PerformanceBoard) mit seinen Kollegen diskutiert, ergänzt und evtl. korrigiert. Danach findet in
einem vierten Schritt das eigentliche Gespräch zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter statt. In einem fünften Schritt werden
Mitte Jahr in einem weiteren Gespräch die
Zielvereinbarung und die Fortschritte überprüft.
Die besonderen Elemente des Prozesses
sind die sogenannten Performance-Boards.
Die gegenseitige Abstimmung unter Linienkollegen bringt eine Reihe von Vorteilen, die qualitativ deutlich bessere Mitarbeiterbeurteilungen und -gespräche zur
Folge haben:
– Die Linienmanager geben sich mehr
Mühe beim Verfassen der Mitarbeiterbeurteilung, wissen sie doch, dass sie diese
im Performance-Board im eigenen Managementteam vorstellen und verteidigen müssen.
Swisslog und Humatica
Swisslog ist eine globale Anbieterin von integrierten Logistiklösungen mit einem umfassenden Leistungsangebot. Dieses reicht
von der Erstellung komplexer Lagerhäuser und Distributionszentren über innerbetriebliche Logistiklösungen für Spitäler bis hin
zu Software- und Beratungsdienstleistungen im Bereich Supply
Chain Management. Auf die jahrzehntelange Erfahrung der
Swisslog in der Planung und Realisierung von integrierten Logistiklösungen verlassen sich Kunden in über 50 Ländern.
Humatica ist ein international tätiges Beratungsunternehmen
mit Sitz in Zürich. Die Firma bietet Dienstleistungen und Instrumente an, die den Kunden helfen, die Leistung ihrer Organisation
zu messen und die Produktivität zu erhöhen.
– Die Linienmanager erhalten wertvolle
zusätzliche Hinweise zu ihren Mitarbeitern und eine Abstützung/Legitimation
ihrer Wertung, die nun die gemeinsam
getragene Meinung des Managementteams ist.
– Die Linienmanager bereiten sich besser
auf die Gespräche vor, schliesslich müssen sie für die Leistungsbeurteilung Argumente haben.
– Die Definition respektive die Differenzierung der Leistungsstufen; gewählt
wurde eine sechsstufige Skala. Diese
wird von den Linienmanagern identisch
interpretiert und angewandt, zumindest
pro Einheit. Dies führt zu einem gemeinsamen Verständnis der Leistungsstandards.
– Der Mitarbeiter hat grösseres Vertrauen
in seine Beurteilung, da diese nicht nur
von der möglicherweise subjektiven
Meinung seines Vorgesetzten abhängt,
sondern die Konsensmeinung des Managementteams darstellt.
– Das HRM als Facilitator dieser Performance-Boards stellt die Qualität und
Leistungsstandards sicher, nimmt ebenfalls Einfluss und erfährt gleichzeitig
noch wesentliche Informationen über
die betreuten Mitarbeiter.
Weltweite Einführung
in fünf Schritten
Der Prozess des Roll-outs wurde/wird von
der gemeinsamen Projektleitung geführt. Er
umfasst fünf Hauptschritte, welche 2006 gestartet und 2009 abgeschlossen sein werden:
– Erarbeitung des Prozess-Designs. In
dieser Phase wurde weltweit das Senior-
PERSPEKTIVEN
rund 1000 Mitarbeiter den Prozess starten.
– Auswahl/Implementierung einer Softwarelösung, welche, in den grossen Einheiten, den Workflow vereinfacht und
bessere organisatorische Auswertungen
und Übersichten ermöglicht.
Auswertung gesamter
Performance-Management-Prozess
Frage: Der alte/neue Mitarbeitergesprächsprozess …
Neuer PM Prozess
Alter PM Prozess
ist transparent
erzielt einen persönlichen
Mehrwert für mich
Erfahrungen und Resultate
erzielt einen organisatorischen
Mehrwert für Swisslog
ist fair und objektiv
bietet nützliche Dokumentation
und Richtlinien
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(1)
ist effizient mit einem tiefen
Administrationsaufwand
0
1
1 = stimme nicht zu
2 = stimme eher nicht zu
3 = stimme teilweise zu 4 = stimme voll zu
Line-Management (Schlüsselpersonen)
einbezogen, um die Anwendbarkeit des
neuen Prozesses in allen Ländern zu gewährleisten.
– Erarbeitung des Projekt-Implementierungsplans; d.h. die Festlegung der einzelnen Schritte, wie in den Einheiten
vorgegangen wird, um die standardi-
2
3
4
(1) neutraler Wert
Abbildung 2
sierte Prozessimplementierung sicherzustellen.
– Pilotierung, d. h. Einführung des PM in
einem Testland, um schnell Erfahrungen
zu sammeln und diese fortlaufend in
Projektverbesserungen umzusetzen.
– Implementierung in zwei Sequenzen, in
denen je ca. zehn Einheiten respektive
«Entscheidend für die erzielte
Qualitätsverbesserung war das grosse Investment
in das Training der Vorgesetzten. »
Die Erfahrungen sind bis heute, vor dem
Roll-out der zweiten Welle, ausgesprochen
positiv. Der Prozess wurde in allen geplanten Einheiten eingeführt, d.h. von 95 Prozent aller betroffenen Mitarbeiter in allen
Schritten «durchlaufen». Wie Abbildung 2
zudem zeigt, sind die Rückmeldungen zum
neuen, weltweit standardisierten Prozess
deutlich besser als zu den bisherigen,
dezentralen Prozessen. Mit Genugtuung
nimmt das Management von Swisslog zur
Kenntnis, dass insbesondere in folgenden
Punkten deutliche Fortschritte erzielt wurden:
– Klärung der Leistungsanforderungen an
die Mitarbeiter; Qualität der Zielvereinbarungen.
– Fairness, Objektivität und Tiefgang der
Beurteilungen.
– Qualität der eigentlichen Gespräche
zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern.
– Thematisierung von Weiterbildung und
Karriereentwicklung.
– Selbstreflexion der Mitarbeiter.
Erfreulich war, dass sowohl die Vorgesetzten wie auch die Mitarbeiter klar zu verstehen gaben, dass die Zeit für den neuen Prozess sinnvoll investiert ist und Wert für
Swisslog generiert wird.
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PERSPEKTIVEN
Erfolgsfaktoren
Eine Reihe von Begebenheiten und guten
Entscheiden waren für den Erfolg des Projektes ausschlaggebend:
– Der CEO von Swisslog stand von Anfang an hinter dem Projekt und machte
jederzeit und bei jeder Gelegenheit deutlich, dass PM ganz oben auf seiner Prioritätenliste steht.
– Eine Prozessanleitung beschreibt, wie
der Prozess für jeden einzelnen Beteiligten abläuft. Und ein Implementierungshandbuch bietet eine standardisierte
Schritt-für-Schritt-Anleitung für das
Projektmanagement vor Ort zur Umsetzung des neuen Prozesses.
– Das Implementierungshandbuch beschreibt die Aufgaben, den Zeitrahmen,
die Teilnehmer am Implementierungsprozess, deren Rollen und Verantwortungsbereiche. Darin sind sogar zuvor
festgelegte E-Mails, Mitteilungen und
Pläne für Besprechungen enthalten. Mit
diesen Informationen müssen die Projektmanager vor Ort den Implementierungsprozess und die Dokumentation
nicht jeweils neu festlegen. Damit wird
viel Zeit gespart und die Risiken werden
durch diese Art des standardisierten
Ansatzes enorm verringert.
– Pilottests und die Verbesserung des neuen
Performance-Management-Prozesses
aufgrund der gemachten Erfahrungen
sind ausgesprochen wichtig, bevor der
Prozess auf das gesamte Unternehmen
ausgeweitet wird. Mit einem erfolgreichen Pilottest können 80 Prozent der
Gründe, die von den unterschiedlichen
Ländern vorgebracht werden, warum der
Prozess bei ihnen vor Ort nicht umgesetzt
werden kann, aus dem Weg geräumt werden. Die Erfahrungen aus dem Pilottest
und der Nachweis der Realisierbarkeit im
Gesamtunternehmen sind den Kostenaufwand wert. Der Pilottest sollte umfassend
mittels Umfragen, Aussagen beteiligter
Manager und Mitarbeiter, Videos usw.
dokumentiert werden. Die Informationen
können dann im Rahmen der Kommunikation bei der Implementierung gezielt
eingesetzt werden, um andere Manager
und Mitarbeiter zu überzeugen.
– Es gab ein rigoroses Projektmanagement und eine klare Projektorganisation,
sowohl für das Gesamtprojekt wie auch
für alle Implementierungsprojekte in
den einzelnen Einheiten. Die Projektmitglieder sind Schlüsselpersonen in
der weltweiten HR-Organisation.
– Es wurde sehr viel in die Trainings investiert. Sämtliche Linienvorgesetzten
verbrachten ein bis zwei Tage in Schulungen. Das war entscheidend für die
erzielte Qualitätsverbesserung.
«In einer Zeit, wo Wissen schnell veraltet, wird auch
für Mitarbeiter regelmässiges Feedback im Rahmen
eines Performance-Management-Prozesses immer
wichtiger. »
*Dr. Philipp
Uschatz ist Head
Corporate Human
Resources und
Mitglied des
Senior Executive
Committee der
Swisslog mit über
15 Jahren Erfahrung als Unternehmensberater und in verschiedensten HRFunktionen in internationalen Firmen im
Industriesektor.
[email protected]
**Andros Payne ist
CEO von Humatica. Davor war er
Partner bei Mercer
Management Consulting und Hightech-Unternehmer.
Er hat zwei Ingenieurabschlüsse und einen MBA der
Stanford Graduate School of Business.
[email protected]
– Die Kommunikation von Corporate HR
zu den HR-Managern der Einheiten war
umfassend und eng; Lernpartnerschaften eine wichtige Basis.
– Die Zusammenarbeit zwischen den HRSpezialisten bei Swisslog und den Partnern der Humatica, welche Swisslog bei
der Konzeption und Einführung des PMProzesses beriet, war eng, transparent
und beruhte auf kurzen Entscheidungswegen.
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