Alles auf dem neuesten Stand Verfügbarkeit und

Alles auf dem neuesten Stand
Verfügbarkeit und Ersatzteilversorgung weiter gesichert
Lebensmittelfilialist Rewe Dortmund
unterhält an seinem Stammsitz zwei
Logistikstandorte, darunter ­ein 1989
errichtetes automatisiertes achtgas­
si­ges Palettenhochregal­lager mit
­einem vorgelagerten fahrerlosen
Transportsystem. Um über die Jahre
hinweg e
­ ine kontinuierlich hohe
Verfügbarkeit sicherzustellen, hat
Generalunternehmer Swisslog
ver­schiedene Modernisierungs­
maßnahmen durchgeführt.
Erneuert wurden u. a. die Leitsteue­
rung für das automatische Paletten­
lager und die RBG-Steuerungen.
■■ Christiane
Straßenburg-Volkmann
Rewe Dortmund feierte im Jahr 2013 sein
100-jähriges Bestehen. 1913 aus der Einkaufsgenossenschaft „Krone“ als Selbsthilfeinitiative von 15 Dortmunder Lebensmittelhändlern hervorgegangen, ist die
heutige Rewe Dortmund Großhandel eG
­eine nach wie vor eigenständige, regional
tätige Genossenschaft. Sie zählt zur Rewe
Group. Um Wachstums­anforderungen zu
entsprechen, investiert Rewe Dortmund
beständig in die Modernisierung und
Erweiterung seiner logistischen Struk­
turen. Dazu zählen auch unterschiedliche Retrofits ­
eines bereits seit 1989
bestehenden achtgassigen Hochregal­
lagers mit automatisierten Regalbediengeräten (RBG) für normaltemperierte Waren auf Europaletten. Das Lager
umfasst 15 800 Stellplätze und 680 Kommissionier-Arbeitsplätze (Bild ➊). Diesem
vorge­lagert ist ­ein fahrerloses Transport­
system (FTS) mit 16 Fahrzeugen, die vollautomatisch Wareneingangspaletten
über drei Identifika­tionspunkte zum Palettenhochregal­lager transportieren (Bilder ➋ und ➌). „Die Modernisierungen­
waren zum Teil sehr anspruchsvoll“, beschreibt Thomas Steinhauer, Hauptabteilungsleiter Logistik bei Rewe Dortmund­,
die Tätigkeiten aus der immerhin schon
zwölf Jahre bestehenden konti­nuierlichen
Zusammenarbeit mit Swisslog­.
Neue Leitsteuerung für das
automatisierte Palettenlager
Im Jahr 2003 erteilte die Handelsgenos­
senschaft zunächst den Auftrag, das
1989 in Betrieb genommene und entsprechend in die Jahre gekommene auto­matisierte Palettenlager mit ­einer neuen
50
➊ Seit 2003 immer wieder modernisiert und heute auf dem aktuellen
Stand der Technik: Das 1989 in Betrieb genommene Rewe-Hochregal­lager
umfasst 15 800 Stellplätze, 680 Kommissionier-Arbeitsplätze und
operiert mit ­einem vorgelagerten fahrerlosen Transportsystem.
Leit­steuerung zu versehen: Die vorhandene Teilsteuerung wurde durch ­eine
leistungsstarke Bridge-Steuerung­auf
S7-Basis ersetzt, die gleichzeitig auch
die Funk­
tionalität der alten S5-Fördertechniksteuerung übernahm. Im
Rahmen­dieser Maßnahme wurde zur
Anlagenbedienung auch ­
ein entsprechendes Visualisierungssystem auf
Ba­
sis von WinCC implementiert. Die
speicherprogrammierbare Steuerung
(SPS) als Bridge übernahm die Funk­
tion der Leitsteuerung des FTS-Systems sowie der RBG. Unter Nachbildung der bestehenden Schnittstellen
wurden neben der Verarbeitung der
Quer-Telegramme zwischen FTS, Förderanlage und RBG auch die Telegramme
der drei Subsysteme vom und zum HostRechner des Lagerverwaltungssystems
weitergeleitet. Die Modernisierung
der Fördertechnik-Steuerung beinhaltete alle zur Ansteuerung der Fördermittel sowie zur Materialflussverfolgung erforderlichen Funk­
tionen und
gewährleistete neben der geforderten
Durchsatzleistung­­eine hohe Anlagenverfügbarkeit. Die für die Antriebs- und
Materialflusssteue­rung ­eingesetzten
Software-Komponen­ten zeichneten
sich durch ­
eine modulare Struktur, e
­ine detaillierte Störmeldefunk­
tionalität sowie durch standardisierte
Schnitt­
stellen aus. Die Modulstruktur schaffte die Basis dafür, dass ­eine
geplante Erweite­
rung der Anlagensteuerung jederzeit und ohne größere Betriebsunterbrechungen möglich war. Diese umfängliche Steuerungs­
modernisierung wurde im Jahr 2004
abgeschlossen.
Austausch der mikroprozessor­
basierten RBG-Steuerungen
2005, nur ­ein Jahr später, erfolgte der
Auftrag von Rewe an Swisslog, auch
die acht mitfahrenden, mikroprozessor­
basierten Steuerungen der RBG im Paletten-Hochregal­lager durch S7-Steue­rungen zu erneuern.
Unter Berücksichtigung ­einer höchstmöglichen Anlagenverfügbarkeit geschah
dies in Teilschritten während des laufen­
den Betriebs und an Wochenenden. Das
Modernisierungspaket umfasste zudem
den Austausch der vorhandenen mechanischen Messsysteme für die Wegmessung der X- und Y-Achse gegen optische Laser.
Ziel dieser Maßnahmen, die 2006 abgeschlossen werden konnten, war, den
Anforderungen an ­eine moderne Logistikanlage in Bezug auf die technische
Ausstattung, Verfügbarkeit und Ersatzteilversorgung zu entsprechen.
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Projekte
Einen besonders kniffligen Modernisierungsschritt gingen Rewe Dortmund und
Swisslog im Jahr 2009: Der Leitrechner für
das FTS sollte erneuert werden. Hintergrund war ­ein von Rewe neu geplantes
Lagerverwaltungssystem, mit dem auch
das FTS interagiert. Schnittstellenproblematiken und ­eine Vielzahl unterlagerter
Subsysteme veranlassten Swisslog dazu,
hier sehr vorsichtig vorzugehen.
Nach ­
e inem Zweistufenkonzept,
das Ausfallrisiken minimierte, wurde
zuerst der alte FTS-Leitrechner zur
Fahrzeugdisposi­tion mit dessen BridgeKopplung gegen ­ein neues Leitsystem
auf PC-Basis ausgetauscht (Bild ➍). Mit
dieser Maßnahme ­einher ging ­eine entsprechende Funk­tionserweiterung in der
WinCC-Visualisierung. Im zweiten Schritt
implementierte der Intra­
logis­
tiker im
neuen Materialflussrechner, der auch
als Kommunika­tionspartner des neuen
Lagerverwaltungssystems und der unterlagerten Subsysteme dient, ­
ein Transport-Order-Managementsystem (TOM).
In diesem Zusammenhang wurden auch
die Bridgesteuerung und die Visualisierung angepasst.
Um die Komplexität und damit Fehleranfälligkeit des Gesamtsystems zu reduzieren, richtete Swisslog statt zuvor mehrerer Schnittstellen nun nur noch e
­ ine
zwischen LVS und FTS e
­ in. Dazu wurden alle unterlagerten Subsysteme in
­einem neuen Leitsystem (RBG, Fördertechnik, Fahrzeugsteuerung/Transport
Order Manager) zusammengefasst.
Im Anschluss an die Modernisierung des
FTS-Leitrechners wurden 2010 zudem die
Teleskopgabeln der RBG erneuert. Die
Gabeln wurden in den Jahren 2011 und
2012 in zwei Phasen ausgetauscht. Die
Arbeiten waren aus betriebstechnischen
Gründen ausschließlich an Wochenenden
möglich. Neben dem Ersatz der Mechanik wurde auch die Antriebstechnik der
Gabeln auf Frequenzregelung und auf
­eine neue Wegmessung mittels Absolutwertgeber umgestellt.
Austausch der RBG-Antriebs­
technik mit Energieoptimierung
➋ + ➌ Das 16 Fahrzeuge umfassende fahrerlose Transportsystem
bei Rewe Dortmund transportiert Wareneingangspaletten automatisch
über drei Identifika­tionspunkte zum Palettenhochregal­lager.
Acht Jahre nach Erneuerung der RBG-­
Steue­rung im Jahr 2005 wurde ­eine weitere Modernisierung im Palettenhochregal­
lager erforderlich: Rewe beauftragte
Swisslog 2013 mit dem Retrofit der acht
RBG in Form e
­ines stufen­
weisen Austausches der gesamten Antriebstechnik mit frequenzgeregelten Antrieben
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Projektdaten
▶▶
Projekt:
Modernisierung ­eines
automatisierten Palettenhochregal­lagers
in Verbindung mit e
­ inem
fahrerlosen Transportsystem
▶▶
Betreiber:
Rewe Dortmund
Großhandel eG
▶▶
Branche:
Lebensmitteleinzelhandel
▶▶
Realisierungszeitraum:
diverse Modernisierungs­
projekte über insgesamt
12 Jahre
▶▶
Wichtigste Ziele
der Modernisierung:
Leistungsmaximierung
logistischer­ Bestands­strukturen
bei höchst­möglicher Ausfall­
sicherheit durch Anpassung
an den jeweils aktuellen
Stand der Technik
▶▶
Wichtigste Ergebnisse
der Modernisierung:
Eine erhöhte Anlagenleistung
bei gesicherter Verfügbarkeit
als Basis für gegenwärtige
und zukünftige Anforderungen
▶▶
Generalunternehmer
Ausrüstungen:
Swisslog GmbH, Dortmund
▶▶
Leistungen (GU):
––Beratung und Konzept
––Detailplanung
––Realisierung der Modernisierungen während
des laufenden Betriebs:
•HRL-Leit­steuerung
•RBG-Steuerungen
•neuer Leitrechner
für e
­ in FTS-System
•Austausch von
RBG-Teleskopgabeln
•moderne RBG-Antriebs technik mit Energie­
optimierung
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➍ Insbesondere die Erneuerung des Leitrechners für das fahrerlose Transportsystem erwies sich als anspruchsvoller Modernisierungsschritt. Um Ausfallrisiken
zu minimieren, ging Swisslog hier sehr vorsichtig und nach ­einem Zweistufen­
konzept vor. (Bilder: Swisslog)
und neuen Schaltschränken. Der Grund:
Hub-, Fahr- und Kippmotoren waren in
die Jahre gekommen. Sie entsprachen
nicht mehr dem Stand heutiger Antriebstechnik und stellten ­ein hohes Ausfallrisiko dar.
Eigens entwickelter SoftwareRegler koordiniert die Antriebe
Für die Hub- und Fahrmotoren wurde
­eine besonders energiesparende Variante
gewählt: Die Motoren der X- und Y-Achse wurden jeweils über ­einen Zwischenkreis gekoppelt. So kann der ­eine Umrichter die frei werdende Energie der anderen Achse aufnehmen. Vor dem Start
der Fahrbewegung ermittelt ­
ein von
Swisslog eigens für diesen Zweck entwickelter Software-Regler die optimalen
Schaltpunkte der Fahrbewegungen und
koordiniert die Bewegungen beider Antriebe besonders energieeffizient. Durch
die Zwischenkreiskopplung und intelligente Ansteuerung beider Umrichter
wird der Energieverbrauch der RBG um
etwa 20 % reduziert. Eine weitere Energiesparmaßnahme ist die realisierte Netzrückspeisung. Hier wird die beim Bremsen oder Senken frei werdende Energie
sinusförmig ins Rewe-Netz zurückgegeben. Die Antriebsmodernisierung dauert­
bis heute an und soll bis Ende 2015 abgeschlossen sein.
Retrofitmaßnahmen für
den neuesten Technik-Stand
Die durchgeführten Retrofitmaßnahmen
machen aus dem 1989er Ursprungslager
­ein modernes Automatiksystem, das im
Hinblick auf die technische Ausstattung,
die Verfügbarkeit und Ersatzteilversorgung mit Neuanlagen durchaus Schritt
halten kann.
„Swisslog hat sich unseren technischen wie zeitlichen Betriebserfordernissen jederzeit problemlos angepasst.
Wochenendarbeiten und Implementierungen während des laufenden Betriebs
waren die Regel. Dabei hat Swisslog die
zuvor vereinbarten Zeit- und Kostenpläne
stets zuverlässig ­eingehalten“, resümiert
Logistikleiter Thomas Steinhauer.
„Seit mehr als zehn Jahren haben wir
auf allen Ebenen die gleichen Ansprechpartner. Das schafft Vertrauen und
Sicherheit.“ ∙
Christiane
Straßenburg-Volkmann
ist Marketingleiterin
der Swisslog GmbH
in Dortmund.
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