Klein-Zimmern. Das jährliche Stiftertreffen der Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung fand in diesem Jahr, am Montag, 28.Sepember, im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josephshaus in Klein-Zimmern im Landkreis Darmstadt-Dieburg statt. Mit den wechselnden Veranstaltungsorten der Stiftertreffen will der Vorstand zeigen, wo und wie die Aktivitäten der Stiftung konkret werden, unterstrich der Vorstandsvorsitzende Thomas Karst bei der Begrüßung der rund 40 Teilnehmer. Er wies darauf hin, dass das St. Josephshaus vom Namensgeber der Stiftung, Bischof Ketteler, im Jahr 1864 gegründet wurde. Heute fördert die Kinder- und Jugendhilfe-Stiftung unter dem Dach der Ketteler-Stiftung das Haus und seine Aktivitäten für hilfsbedürftige junge Menschen. Der Leiter des St. Josephshauses, Markus Pelz, informierte über die Struktur und die personelle Ausstattung der Jugendhilfeeinrichtung, die über 180 stationäre und 32 teilstationäre sowie 75 ambulante Plätze verfügt. 140 pädagogische und 65 nichtpädagogische Fachkräfte sind hier beschäftigt. Die Einrichtung ist an 15 Standorten in der Region Darmstadt-Dieburg präsent. Das St. Josephshaus bietet den jungen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen in ihren Wohngruppen "Heimat auf Zeit", wie Pelz erklärte. In der Familiengruppe werden Kinder von ein bis zwölf Jahren aufgenommen. Sie können bis zur Volljährigkeit bleiben. Die ehemalige "Knabenrettungsanstalt" hat heute ein modernes pädagogisches Konzept, in dem auch die Koedukation ihren Platz hat. In familiären Krisensituationen kann das St. Josephshaus intervenieren und Kinder und Jugendliche "in Obhut nehmen". Die Gruppe der Inobhutnahme auf Zeit umfasst 18 Plätze. Die Verweildauer ist auf acht Wochen begrenzt. Sie ermöglicht eine "Auszeit" bei nicht auflösbaren Konflikten in der Familie und bietet Schutz vor körperlicher oder seelischer Gefährdung. Ein wichtiges Anliegen ist dabei die Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz. Das St. Josephshaus ist auch Ausbildungsstätte für Erzieher und Sozialpädagogen, unterstrich Pelz. In den Ausbildungsstellen des St. Josephshauses für handwerkliche Berufe geht es, wie Pelz unterstrich, darum, die Motivation und das Durchhaltervermögen der Jugendlichen zu stärken. Ergänzt wird das ganzheitliche Erziehungsangebot durch die Förderung in der Bischof Ketteler-Schule mit Standorten in Klein-Zimmern und Dieburg. Die staatlich anerkannte private Ersatzschule wird zurzeit von 75 Kindern und Jugendlichen besucht. Die Rektorin Susanne Scheuch-Ahrens erklärte, dass die Schule denen hilft, die in der Regelschule trotz ausreichender und zum Teil hoher Intelligenz nicht zurechtkommen und die "keiner haben will". Ihr geht es vor allem darum, dass im sozialen Lernen Teilhabe an der Gemeinschaft erlebbar wird. Neben Erfolgserlebnissen in Schule und Freizeit ist es ihr wichtig, Schulabschlüsse zu erreichen. So berichtete sie, dass in diesem Jahr 18 Schüler den Realschulabschluss geschafft haben. Rundgang durch die Einrichtung Im Anschluss an einen Rundgang durch das Gelände und die Wohngruppen feierten die Teilnehmer des Stiftertreffens mit Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt eine heilige Messe in der Josephskapelle des Hauses. In seiner Predigt knüpfte Eberhardt an das Jesus-Wort an: "Wer eines dieser Kinder um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf", Er verwies auf die tausendfache Not der Flüchtlingskinder und stellte fest: "Wenn wir sie aufnehmen, erfüllen wir den Auftrag Christi." Das St. Josephshaus hat in diesem Jahr eine größere Zahl von unbegleiteten Flüchtlingskindern aufgenommen. Berichte aus dem Stiftungsvorstand Zum Abschluss war zwischen den Gängen des gemeinsamen Abendessens Raum für die Berichte der Vorstandsmitglieder der Stiftung. Stiftungsdirektor Dr. Werner Veith informierte über die Förderung einer Vielzahl von Projekten mit den Erlösen der Dachstiftung und der Treuhandstiftungen. Aus der Dachstiftung wurden im vergangenen Jahr 17 Projekte mit einer Gesamtsumme von 52.000 Euro gefördert. Veith hob hervor, dass in den kommenden Jahren die Ehrenamtsarbeit in den Verbänden und Gemeinden mit 50.00 Euro gefördert wird Aus den Mitteln der Stiftung "Netzwerk Leben" wurden, wie er weiter darlegte, bisher insgesamt 226.000 Euro ausgeschüttet. Aufgrund der Flüchtlingswelle sei vermehrt mit Anträgen zu rechnen, um die Betreuung von traumatisierten Frauen und ihrer Kinder zu unterstützen. Veith kündigte an, dass ein aktualisierter neuer Flyer der Stiftung Ende des Jahres gedruckt werden könne, nachdem die Flyer aus der Gründungszeit aufgebraucht seien. Er berichtete auch über eine Fragebogenaktion des Vorstands, die das Ziel hatte die Kommunikation mit den Stiftern, und die gegenseitige Information, so weit erforderlich, zu verbessern. Karst stelle fest, dass die Stifter Bilanzen und Ertragsrechnungen für 2014 erhalten haben, aus denen sie die Entwicklung ihrer Stiftung nachvollziehen könnten. In einem Gesamtüberblick teilte er mit, dass es unter dem Dach der Ketteler-Stiftung jetzt 40 Treuhandstiftungen gibt, "zwei mehr als vor einem Jahr". Der Vorsitzende ging auch auf den diesjährigen KettelerPreis ein, der am 2. Juli verliehen wurde. Fünf Flüchtlingsinitiativen erhielten zur Würdigung ihres Engagements jeweils ein Preisgeld von 2.000 Euro. Darüber hinaus hielt Karst noch eine "erfreuliche Mitteilung" parat. Der neue Weihbischof Dr. Udo Bentz habe sich bereit erklärt, in der Nachfolge von Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr das Amt des Kuratoriumsvorsitzenden zu übernehmen. Volker Schneider habe dankenswerterweise nach dem Wechsel Neymeyrs nach Erfurt die Aufgabe stellvertretend übernommen. Die Wahl von Bentz sei für die Herbstsitzung des Kuratoriums im November geplant. Wilfried Mönch beklagte in seinem Bericht über die finanzielle Entwicklung der Stiftung den kontinuierlichen Zinsrückgang. Die dadurch verursachte Minderung der Rentabilität auf nunmehr 2,8 Prozent sei noch verkraftbar. Allerdings halte der Vorstand Ausschau nach alternativen Anlagemöglichkeiten. Anstelle von Staatsanleihen seien nun vermehrt Immobilien und Aktien ins Auge gefasst. Auch die Mikrofinanzen spielten zunehmend eine Rolle als sichere Anlagemöglichkeit. Das Kapital der Stiftung sei seit dem vergangenen Jahr von 14, 9 Millionen Euro auf 15,8 Millionen Euro gewachsen, teilte er mit.
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