An den Tischen herrscht Vielfalt

VILLINGEN-SCHWENNINGEN
Samstag, 13. Februar 2016
An den Tischen herrscht Vielfalt
Menschen mit verschiedensten Lebensläufen kommen in der Vesperkirche zusammen
An den festlich gedeckten Tischen der 13. Schwenninger
Vesperkirche sitzen auch einander sonst fremde Menschen zusammen beim Essen. Es ist aber
mehr als ein nur nebeneinander
Platz nehmen. Viele von ihnen
genießen das Miteinander.
ULRICH SCHLENKER
Schwenningen. „Es ist wie in einer
richtigen Familie“, empfindet Jana
Radic. Die Rentnerin ist der Meinung,
dass es gerade für ältere Leute eine
gute Gelegenheit sei, aus den eigenen
vier Wänden zu kommen. „Ist es nicht
schön, dass ich mich mit dem netten
jungen Mann gegenüber unterhalten
kann?“, fragt die regelmäßige Vesperkirchenbesucherin rhetorisch beim
Verzehr eines Kuchens auf der Empore. Carlos Rey heißt ihr Gesprächspartner. So oft wie möglich kommt
der gebürtige Spanier in das kirchliche Gasthaus auf Zeit. „Hier sehe ich
auch einmal andere Gesichter“, lobt
auch er die dort vorhandene Kontaktmöglichkeit.
Zehn Essensgäste haben an jeder
Tafelrunde Platz. Dies lädt auch zusammengehörige Gruppen wie die
drei Trossinger Freundinnen ein, die
schelmisch „Hunger und Durst“ als
die Triebfeder für ihr Kommen nennen. Die Größe der Tischgesellschaften erleichtert es aber auch, einen
Aus Gesprächen in der Vesperkirche wurde für Vera Broda mit Sohn Leon und Michael Feist vor zwei Jahren eine Partnerschaft.
Foto: Ulrich Schlenker
Gesprächsfaden aufzugreifen und so
untereinander ins Gespräch zu
kommen. Das war zum Beispiel der
Fall, als ein kleiner Kreis auf das Le-
ben im hohen Alter zu sprechen kam.
Quasi wie von selbst erweiterte sich
die Diskussionsrunde.
Die Vielfalt ist die große Konstante
Nichtstun ist keine Lösung
im stetigen Wechsel an den Tischen.
Stammgast Günter Aßmann nimmt
für sein Kommen eine ordentliche
Anfahrt mit öffentlichen Verkehrs-
mitteln in Kauf. Das tut er nicht nur,
um sein Haushaltsbudget zu entlasten. „Das Projekt gibt große Hoffnung
und Stabilität“, macht er deutlich. Für
das Ehepaar Fritz und Helga Krickl ist
es wichtig, dass sie mit der gelegentlich dort eingenommenen Mahlzeit
die Vesperkirche finanziell unterstützen. Renate Schilling arbeitet im Kindergarten nebenan. Ihr gefällt die
Gemeinschaft.
Als Mutter mit drei Kleinkindern
zählt Daisy Aguilera eher zur Minderheit unter den diesjährigen Vesperkirchenbesuchern. Sie findet es gut,
„dass auch Einsame und Arme ohne
Ansehen der Religion Gemeinschaft
finden“. Vera Broda und Michael
Feist erinnern sich bei ihren Wochenendmahlzeiten gerne zwei Jahre
zurück. „Wir haben uns hier kennengelernt und sind seither ein Paar“,
verraten sie.
„Gemeinsam an einem Tisch“ lautet das Motto des vierwöchigen
Wirtsbetriebs in der Pauluskirche.
Dieser Leitgedanke formuliert in vier
Worten den Anspruch, den das soziale Projekt an sich stellt. Den Menschen mit ihren unterschiedlichen
Lebensgeschichten soll neben einer
warmen Mahlzeit auch Raum geboten werden, um locker miteinander
ins Gespräch zu kommen. So wie es
aussieht, gelingt dies dem Team um
Pfarrer Andreas Güntter und Pastor
Hans-Ulrich Hofmann in der 13. Vesperkirche.
Gockel-Gilde lässt Fasnet ausklingen
Mobbing: Schulpsychologin gibt Eltern und Schülern Verhaltenstipps
Eine Patentlösung lieferte der
Vortrag „Mobbing im Kontext
Schule“ nicht. Diplompsychologin Claudia Müller-Lütken zeigte Eltern und Schülern aber Ansatzpunkte zum Handeln auf.
Gar nichts machen ist bei Mobbingfällen nicht gut, lautete ihre
Botschaft.
Schwenningen. „Wir wollen ein Zeichen setzen, dass wir uns nicht mit
dem Phänomen arrangieren“, begründete der Gesamtelternbeiratsvorsitzende Michael Grieshaber die
Einladung zur Veranstaltung im
Gymnasium am Deutenberg. Der Anlass für den Informationsabend liege
nicht in einer steigenden Zahl an
Mobbingfällen, betonte Manfred Koschek, geschäftsführender Schulleiter
der Gymnasien in der Doppelstadt.
Rektor Rainer Beha, der die anderen
Schularten vertritt, sieht eine Verlagerung zum sich durch die Netze ziehenden Cyber-Mobbing.
Über die sozialen Medien erreiche
das Mobbing die Betroffenen zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort,
wies Referentin Müller-Lütken auf
eine schlimme Besonderheit hin. Am
Beispiel eines Chats zwischen mobbenden Schülern führte die Mitarbeiterin der Schulpsychologischen Beratungsstelle des Staatlichen Schulamts
Donaueschingen dem Publikum vor
Augen, was sich im Netz abspielen
kann. „Anstatt mit verbalen Attacken
zurückzuschlagen, hätte das Opfer
die Nachricht besser wegklicken sollen“, lautete ihre Empfehlung an betroffene Schüler. Den Eltern gab die
sie den Rat, sich medienfit zu halten.
Ein Experiment mit Teilnehmern
aus der Zuhörerschaft führte vor Augen, dass das Gehirn Positives in den
Hintergrund drängt und Negatives im
Gedächtnis bleibt. Elfmal erhielt Michael Grieshaber als freiwillige Versuchsperson Lob, ein Mitspieler kritisierte, dass nicht alles Gold sei was
glänze. Diese Botschaft blieb im Gedächtnis. Psychischer und körperlicher Schmerz sind vergleichbar,
machte der Blick auf neurobiologische Aspekte klar. „Bei Mobbing ist
das Fernbleiben von der Schule nicht
zuträglich“, führte die Referentin aus
und ermutigte betroffene Schüler
und Eltern zum Handeln. Sie nannte
die Suche nach Verbündeten in der
Klasse. „Bei Beratungslehrkräften,
SMV-Lehrern oder anderen Pädagogen des Vertrauens kann Unterstützung eingeholt werden“, empfahl
Müller-Lütken. „Die Lösung in der
Klasse ist besser als der Schulwechsel“, riet sie. Für die Akteure – wie sie
die Täter nannte – sieht der von ihr
präferierte
„No-Blame-Approach“
eine
Verhaltensänderung
ohne
Schuldzuweisung vor.
Die Diskussion unter den knapp
100 Besuchern zeigte, dass Mobbing
auch an hiesigen Schulen vorkommt.
Ein Schüler fragte in bewegten Worten nach Rat, um einem Freund zu
helfen. Mehrere Eltern berichteten
von betroffenen Kindern. Beim Vorschlag, zunächst eine Lösung unter
den Eltern zu suchen, blieb MüllerLütken zurückhaltend. „Es ist ein
schulisches Problem und sollte dort
gelöst werden“, empfahl die Schulpsychologin.
usr
Nach der Teilnahme am großen – verregneten – Umzug in Villingen
trafen sich die Mitglieder der Gockel-Gilde Zollhaus im Café Hildebrand zum Trocknen und um die Fasnet 2016 ausklingen zu lassen.
Bei einer Bilderpräsentation konnten die Narren die vergangenen
Tage noch mal auf sich wirken lassen. Gegen 21 Uhr trat dann der ehrenwerte Richter Markus Brunner auf die Bühne und verkündete,
dass es dem armen Gockel nun an den Kragen gehe. Derjenige unter
den Fasnachtern, der in den letzten Tagen aufgefallen ist, solle als
Henker den Gockel am Strick runterlassen. Dieses Jahr traf es Julius
Hummel, einen gebürtigen Zollhäusler, der in Schleswig-Holstein
lebt. Ihm wurde vorgeworfen, in den vergangenen 22 Jahren an der
Fasnet nicht anwesend gewesen zu sein. Aufgrund dessen und weiterer kleinerer Delikte wurde dem Fasnet-Touristen der Prozess gemacht. Doch die Gockeler freuen sich bereits auf die kommende Saison 2017 mit einem dreifach kräftigen „Kikeriki“.
Foto: Privat
Waffelverkauf für Nachsorgeklinik
Ein Experiment mit Versuchsperson Michael Grieshaber (Mitte) ließ die verletzende Wirkung von verbalen Mobbingangriffen deutlich
werden.
Foto: Ulrich Schlenker
Eine tolle Spende
überreichte Julia
Jendel: Sie verkaufte in der
Vorweihnachtszeit einen Samstag lang vor der
Firma Wohn
Schick in Rottweil Würstchen
und Waffeln zugunsten der
Nachsorgeklinik
Tannheim. Die
überwältigende
Summe von 1111,11 Euro kam dabei zusammen. Die Hälfte dieser
Spende geht zweckgebunden an den Therapiestall der Klinik – so
freuen sich Arnold Seng, Leiter des Therapiestalls, und Roland
Wehrle, Geschäftsführer, ganz besonders. Ein Dank geht auch an die
Bäckerei Storz, sie spendeten die Brötchen für diese Aktion. Auf dem
Foto von links: Arnold Seng, Julia Jendel und Roland Wehrle.
Foto: Privat