PROGRAMM - Heinrich Schütz Musikfest

RASTLOSE LIEBE
Festkonzert
30 Jahre
Heinrich-Schütz-Haus
Bad Köstritz
PROGRAMM
10. Oktober 2015, 17.00 Uhr
Kirche St. Leonhard | Bad Köstritz
Italienische Madrigale, Leipziger Romantiker
und internationale Folksongs
Giovanni Giacomo Gastoldi (um 1556–1609)
La bellezza
aus: Balletti a cinque voci con li suoi versi
per cantare, sonare & ballare (Venedig 1591)
Orlando di Lasso
Une puce j’ay dedans l’oreille
aus: Les meslanges …
contenantz plusieurs chansons (Paris 1576)
Giovanni Gabrieli (um 1556–1612)
Vagh’ amorosi
aus: Il terzo libro de madrigali a cinque voci,
con alcuni di Giovanni Gabrieli (Venedig 1589)
Im Mayen hört man die Hanen krayen
aus: Neue teütsche Liedlein mit Fünff Stimmen
(München 1567)
Licht & Finsternis
Lassus’ Geist aus Gabrielis Händen
Orlando di Lasso (um 1532–1594)
Mia benigna fortuna
aus: Il Primo Libro de Madrigali (Venedig 1555)
Luca Marenzio (um 1553–1599)
Così nel mio parlar / Et ella ancida
aus: Il nono libro de madrigali a cinque voci
(Venedig 1599)
Giovanni Gabrieli
Dolci care parole
aus: Il terzo libro de madrigali a cinque voci,
con alcuni di Giovanni Gabrieli (Venedig 1589)
Carlo Gesualdo di Venosa
Io tacerò / Invan dunque
aus: Madrigali a cinque voci Libro quarto (Ferrara 1596)
Heinrich Schütz (1585–1672)
Così morir debb’io SWV 5
aus: Il Primo Libro de Madrigali (Venedig 1611)
Orlando di Lasso
Lucia, celu
aus: Libro de Villanelle, Moresche, et altre Canzoni
Orlando di Lasso
Matona mia cara
aus: Libro de Villanelle, Moresche,
et altre Canzoni (Paris 1581)
Adrian Willaert (um 1490–1562)
Vecchie letrose
aus: Canzone villanesche alla napolitana di
M. Adriano Wigliaret a quatre voci
[…] Primo libro (Venedig 1544)
Pause
Leipziger Romantik
Robert Schumann (1810–1856)
Rastlose Liebe
Frühlingsglocken
aus: Sechs Lieder
für vierstimmigen Männerchor op. 33 (1840)
Carl Steinacker (1785–1815)
An den Mond
aus: Sieben Gesänge
für vier Männerstimmen op. 11 (1815)
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)
Im Süden MWV G 20 (1837)
Zigeunerlied MWV G 5 (1820er Jahre)
aus: Vier Lieder
für vierstimmigen Männerchor op. 120
900 miles away from home
Folk Songs
nach Ansage
ensemble amarcord
Wolfram Lattke, Tenor
Robert Pohlers, Tenor
Frank Ozimek, Bariton
Daniel Knauft, Bass
Holger Krause, Bass
Fotografieren sowie Film- und Tonaufnahmen sind während des Konzerts untersagt.
Bitte denken Sie daran, Ihr Mobiltelefon auszuschalten. – Danke.
EINE ETWAS ANDERE EINFÜHRUNG
freundliches, begeisterungsfähiges Publikum,
das die humorige Noten eines Programmes zu
schätzen weiß und durch reichlichen Applaus
die Sänger auch noch zu einer weiteren Zugabe
überreden kann …
Gerlinde Böhnisch-Metzmacher, Musizierende Gesellschaft, 1985, Gemälde auf einem Cembalodeckel
30 Jahre wird unser Heinrich-Schütz-Haus Bad
Köstritz in diesen Jahren „jung“, ja, alt möchten wir in diesem Zusammenhang eigentlich
nicht sagen, denn für ein Museum ist das nun
wirklich kein Alter. Aber ein gewichtiger Grund,
um zu feiern ist es allzumal! Zu einem Geburtstag lädt man sich gerne Gäste ein, die das Geburtstagskind schon eine Weile begleiten. So
ist das mit unseren Gästen am heutigen Tag:
Das ensemble amarcord ist ein immer wieder
sehr gern gesehener Gast im Geburtsort von
Heinrich Schütz! Und was haben wir schon alles
gemeinsam erlebt!
Zum 20-Jährigen haben wir uns ein Konzert
mit ihnen in der Köstritzer Kirche als Eröffnung der Musikmeile geleistet – oder besser
gegönnt –, in dem nur moderne Klänge von der
CD And so it goes zu hören waren. Zum 25-Jäh-
rigen haben wir Sie, unsere Gäste und unsere
„Museumsfamilie“ gebeten, das Programm
zusammenstellen. Und wir können uns an ein
anderes Konzert erinnern, in dem wir Sie, liebe
Gäste, zur Begrüßung aufforderten zu zeigen,
welch ein tolles Publikum wir in Bad Köstritz
sind! Hintergrund: Kurz vorher hatten wir in
der Umgebung amarcord gehört und das Publikum blieb „ungerührt“ bis zum Schluss! Man
verzog keine Miene, lächelte nicht, von Lachen
und Schmunzeln wollen wir gar nicht erst reden,
und als I-Tüpfelchen erhielt der Bassist vom
„Blumenjungen“ alle Rosen überreicht und
durfte sie dann selbst verteilen. Nein, nicht nur,
dass es in Bad Köstritz zur großen Freude aller
Musiker keine Blumen, sondern bekanntlich
limitierte und nummerierte Bierflaschen mit
einem besonderen Etikett als „Triumpfgemüse“
gibt, in Köstritz haben wir ein wohlwollendes,
Doch warum lädt man ein Ensemble immer
wieder ein? Und warum gerade amarcord? –
Gründe gibt es viele. Einige seien hier genannt
und vielleicht sind das auch die Gründe, die Sie
immer wieder in ein Konzert von amarcord
ziehen …
Es ist die Art des Musizierens: Hören Sie einmal genau hin! Da ist keine Stimme lauter als
die andere, da entsteht eine Ausgewogenheit
des Klanges, die uns immer wieder aufhorchen
lässt. Auch die oberste Stimme fällt nie aus dem
Rahmen, sie krönt nur den Klang, sie legt sich
wie das „Sahnehäubchen“ obenauf und sorgt
für einen strahlenden Klang. Doch das ist es
nicht allein: Hören Sie nochmals hin! Man hat
das Gefühl, da singt einer mit sich selber mehrstimmig. Da klingen alle Vokale gleich, gleich
offen oder gleich geschlossen, gleich traurig
oder gleich fröhlich, und die Konsonanten besitzen die gleiche Weichheit oder Schärfe. Die
Färbung der Silben, Vokale und Konsonanten
ist bei allen Sängern in der Bandbreite von ganz
hell bis ganz dunkel genau an derselben Stelle.
So kommt es zu einem Wohlklang, der uns vergessen lässt, dass da eigentlich fünf Herren mit
verschiedenen Stimmlagen singen. Diese gemeinsame musikalische Grundhaltung verstehen die fünf Sänger auch in andere Sprachen
zu übertragen. Da klingt jede Sprache, in der
sie singen, wie die Sprache halt so klingt: Französisch, Englisch, Italienisch …
Doch das ist nur die Grundlage, auf der alles
aufbaut. Alle, oder zumindest viele technische
Probleme des gemeinsamen Singens und Musizierens hätten wir damit beschrieben, aber das
ist es ja nicht allein. Jetzt geht es darum, zu
einem gemeinsamen Verständnis des Stückes
und einer schlüssigen, von allen getragenen
Interpretation zu finden. Auch das beherrschen
die fünf ehemaligen Thomaner meisterhaft.
Egal, ob es sich dabei um eine Komposition aus
alter Zeit oder um neue Klänge handelt, man
hat das Gefühl, sie sind überall zu Hause.
Ist das aber der ganze Reiz? – Nein, natürlich
nicht! Hinzu kommt noch eine gehörige Portion
Humor, das „Sich-selber-auf-die-Schippe-nehmen-können“, auf das wir uns im letzten Programmteil des Abends freuen dürfen.
Doch die Voraussetzung für all dies ist noch
nicht genannt und die ist ganz einfach: Seine
Noten, seine Stimme muss man erst einmal
ENSEMBLE AMARCORD
beherrschen. Wie sagen wir immer so schön:
man muss über den Dingen stehen, alle technischen Probleme weit hinter sich gelassen
haben, um im Geflecht der Stimmen seinen
Mann zu stehen. Hier reagiert dann einer auf
den anderen, was durchaus nicht immer ganz
gleich ist. Da kann es in den Konzerten schon
mal ausgelassener oder zurückhaltender klingen, der Stimmung des Konzertes und dem
berühmten Funken geschuldet, der von Publikum auf Musiker und umgekehrt hoffentlich
überspringt.
Wünschen wir uns ein „funkenreiches Konzert“,
in dem wir die „Faszination (Alte) Musik“ und
den A-capella-Gesang im vollen Glanze erleben dürfen!
Frans Hals, Der Lautenspieler mit Weinglas, um 1626
Friederike Böcher
Das ensemble amarcord wurde 1992 von ehemaligen Mitgliedern des Leipziger Thomanerchores gegründet und zählt heute zu den besten
Vokalensembles weltweit. Markenzeichen sind
der unverwechselbare Klang, der durch eine
große Homogenität und musikalische Stilsicherheit geprägt ist – und eine gehörige Portion
Charme und Witz. Das breitgefächerte Reper-
toire reicht von Gesängen des Mittelalters,
Madrigalen und Messen der Renaissance über
Kompositionen und Werkzyklen der europäischen Romantik und des 20. Jahrhunderts bis
zu a-capella-Arrangements weltweit gesammelter Volkslieder und bekannter Songs aus
Soul und Jazz. Gemeinsam mit der Cappella
Sagittariana Dresden produzierte amarcord
DIE TEXTE DER VOKALWERKE
zwei CDs zu Heinrich Schütz und seinem musikalischen Umfeld. Darüber hinaus spielten die
Sänger mit der Lautten Compagney Berlin die
Marienvesper von Claudio Monteverdi ein.
Für die Weltersteinspielung zweier gregorianischer Messen aus dem Graduale der Leipziger
Thomaskirche (Zu S. Thomas), eines der bedeutendsten erhaltenen Sammlungen mittelalterlicher Chorhandschriften, wurde das Ensemble
mit dem International Classical Music Award
(ICMA) in der Kategorie Early Music ausgezeichnet. Zwei ECHO-Klassik-Preise und sechs
Contemporary A Cappella Recording Awards,
der „A-capella-Oscar“, belegen die erfolgreiche
Karriere. Auf der aktuellen CD ARMARIUM – Aus
dem Notenschrank der Thomaner vom Mittelalter
bis Heinrich Schütz macht das Quintett rund 400
Jahre Musikgeschichte hörbar.
Wenngleich reine a-capella-Programme im
Mittelpunkt der Konzerttätigkeit stehen, gibt es
regelmäßig Projekte mit namhaften Ensembles
und Künstlern wie dem Gewandhausorchester
Leipzig, dem Swedish Chamber Orchestra oder
der Pianistin Ragna Schirmer. amarcord ist Preisträger zahlreicher internationaler Wettbewerbe;
2004 wurden die Sänger als erstes Vokalensemble überhaupt mit dem Ensemblepreis der
Festspiele Mecklenburg-Vorpommern ausge-
zeichnet. Mittlerweile zählt amarcord neben
dem Gewandhausorchester und dem Thomanerchor zu den wichtigsten Repräsentanten der
Musikstadt Leipzig im In- und Ausland. Ihre Auftritte bei bedeutenden Musikfestspielen und
zahlreiche Konzerttourneen führten die Sänger
in über 50 Länder.
Das 1997 von amarcord ins Leben gerufene
Festival „a cappella“ hat sich unter der künstlerischen Leitung der Gruppe zu einem der
Wichtigsten seiner Art entwickelt und holt
regelmäßig Stars der Szene wie The Real Group,
The King’s Singers, Take 6 oder das Hilliard
Ensemble nach Leipzig – ganz dem Grundgedanken verpflichtet, dass Singen ein essentielles menschliches Grundbedürfnis und eine
weltweite Sprache ist.
Giovanni Giacomo Gastoldi
La bellezza
Bellissima Mirtilla
Tu di luce avanzi il Sol
E con un raggio sol
Accendi mille cor
Chi sempre mai
Del foco tuo sfavilla
Può viver liet’ ogn’ hor, Fa la la.
Schönste Mirtilla,
Du übertriffst im Lichte die Sonne
und entflammst tausend Herzen
mit einem Lichtstrahl,
wer auch immer
auffunkelt von deinem Feuer,
kann auf immerdar glücklich leben. Fa la la.
Co’ tuo leggiadri squardi
Fai hor viver, hor morir,
Ne alcun si può schermir
Dal grande tuo valor
Chi vuol fuggir
hà sempre i passi tardi
E patte tutto ardor, Fa la la.
Mit deinen leichtsinnigen Blicken
bringst du bald Leben, bald Tod,
noch kann keiner sich erwehren
deiner großen Macht.
Wer dich fliehen will
mit langsamen Schritten,
kapituliert vor deiner ganzen Glut. Fa la la.
Giovanni Gabrieli
Vagh’ amorosi
Vagh’ amorosi e fortunati allori
E voi folti boschetti
Dove la bella Clori
Se ne sta all’ ombra
E tra mille fioretti
Cantando fugge i fervidi calori.
Quanto v’invidio e quante volte bramo
Esser alcun di voi felice ramo.
Schwache liebliche und glückliche Lorbeeren
Und ihr im Dickicht des Gehölzes,
Wo die schöne Clori
Sich im Schatten
Und zwischen tausend Blumen aufhält,
Singend entflieht die sengende Hitze.
Wie viel ich euch beneide und wie viel Male ich begehre,
Wie einige von euch glücklichen Zweigen zu sein.
Orlando di Lasso
Mia benigna fortuna
Heinrich Schütz
Così morir debb’ io
(Text: Petrarca)
(Text: Giovanni Battista Guarini)
Mia benigna fortuna e’l viver lieto,
I chiari giorni e le tranquille notti
E i soavi sospiri, e’l dolce stile
Che solea resonare in versi e’n rime,
Volti subitamente in doglia e’n pianto,
Odiar vita mi fanno, e bramar morte.
Mein freundliches Los und glückliches Leben,
der klare Tag und die friedliche Nacht,
die zarten Seufzer im zarten Stil,
die in Versen und Reimen widerhallten –
alles hat jäh sich in Kummer und Weinen verkehrt.
Ich hasse das Leben, ersehne den Tod.
Crudele, acerba, inesorabil Morte,
Cagion mi dai di mai non esser lieto,
Ma di menar tutta mia vita in pianto,
E i giorni oscuri e le dogliose notti;
I miei gravi sospir non vanno in rime,
E’l mio duro martir vince ogni stile.
Grausamer, bittrer, unerbitterlicher Tod,
du gibst mir Grund, nie wieder glücklich zu sein,
sondern mein Leben mit Klagen zu verbringen,
die Tage sind finster, kummervoll die Nächte;
meine Seufzer lassen sich nicht in Reime zwingen,
und mein hartes Los bezwingt jeden Stil.
Giovanni Gabrieli
Dolci care parole
Dolci care parole
Poi che più non vi sento?
O, o come presto v’ha levato il vento
E con voi tratto insieme il mio cor
la mia vita e la mia speme.
Süße liebliche Worte,
warum hör ich sie nicht mehr?
Oh, oh wie schnell hat euch der Wind emporgehoben,
und mit euch handelt gemeinsam mein Herz,
mein Leben und meine Hoffnung.
Così morir debb’ io,
nè sarà chi m’ascolti ò mi diffenda,
così da tutti abandonata
e priva d’ogni speranza,
accompagnata solo
da un’ estrema infelice
e funesta pietà
che non m’aità.
Dann muß ich also sterben,
’s will mich keiner erhören noch verteid’gen.
So bin von allen ich verlassen,
beraubet jeglicher Hoffnung,
einzig begleitet bin ich
von dem letzten
unsel’gen und betrübten Gefühl:
mir kann nichts helfen.
Orlando di Lasso
Matona mia cara
Matona, mia cara,
Mi follere canzon,
Cantar sotto finestra,
Lantze buon compagnon.
Don don don, diri diri
don don don don don.
Frollein, meine Schöne,
mir machen Lied,
singen unter Fenster,
Lanze guter Geselle.
Don don don, diri diri
don don don don don.
Ti prego m’ascoltare,
Che mi cantar de bon,
E mi ti foller bene,
Come greco e capon.
Don don don ...
Dich bitte mir zuhören,
denn mir singen gute.
Und mir dich haben wollen
wie griechisch und Hahn.
Don don don ...
Comandar alle cazze,
Cazzar con le falcon,
Mi ti portar beccazze
Grasse come rognon.
Don don don ...
Befehle Schwänze,
schwänzel mit Falke,
mir dir bringen Schnabel,
dick wie Niere.
Don don don ...
Si mi non saper dire
Tante belle rason,
Petrarcha mi non saper,
Ne fonte d’Helicon.
Don don don ...
Ja mir nicht wissen sagen,
ganze gute Grund,
Petrarcha mir nicht wissen,
nicht Quell vom Helikon.
Don don don ...
D‘une vielle charmeresse aidé me suis,
Qui guérit tout le monde
Et de tout guérissant,
Ne m’a su me guerir moi.
Nul remède...
Von einer alten Zauberin wollt ich mir helfen lassen,
sie könne heilen die ganze Welt;
doch mit all ihrer Kunst
sie wusste nicht zu heilen – mich.
Kein helfend Mittel …
Se ti mi foller bene,
Mi non esser poltron,
Mi ficcar tutta notte,
Urtar come monton.
Don don don ...
Wenn dich mir haben wollen,
mir nicht sein Faulenze,
mir ficken ganze Nacht,
stoßen wie Bock ...
Don don don ...
Bien je sais que seule
Peux guérir ce mal;
Je te pri’ de me voir
De bon œil et vouloir
Amollir ta cruauté.
Nul remède...
Ich weiß sehr wohl, dass du allein
kannst heilen alles dies.
Ich fleh dich an, sieh her
mit freundlichem Aug und Willen,
Besänftigt sei deine Grausamkeit.
Kein helfend Mittel …
Orlando di Lasso
Une puce j’ay dedans l’oreille
Orlando di Lasso
Im Mayen hört man die Hanen krayen
(Text: Jean-Antoine de Baïf)
Une puce j‘ai dedans l‘oreill‘ hélas!
Qui de nuit et de jour me frétille et me mord
Et me fait devenir fou.
Nul remède n‘y puis donner,
Je cours, de ça, je cours de là,
Ôte la moi, retire la moi, je t‘en pri’,
O toute belle, secour moi.
Einen Floh in meinem Ohr habe ich, ach!
Der juckt und beißt all Nacht und Tag
und macht mich ganz verrückt.
Keine helfend Mittel ist zu finden.
Ich fliehe, eile hin und her.
Hinweg mit ihm, hinaus, ich bitte!
O Schöne, erlöse mich!
Quand mes yeux je pense livrer au sommeil,
Elle vient me piquer, me démange, me point
Et me garde de dormir.
Nul remède...
Wenn ich denke, meine Augen im Schlaf zu ruhen,
es kommt zu stechen, beißen und stecheln mich,
und raubt mir allen Schlaf.
Kein helfend Mittel …
Im Mayen hört man die hanen krayen,
Frey dich, du schöns brauns megetlein,
Hilff mir den habern seyen!
Bist mir vil lieber dann der knecht,
Ich thu dir deine alte recht,
Bum, medle, bum.
Ich frey mich dein gantz umb und umb,
Wo ich freundlich zu dir kum,
Hinderm ofen und umb und umb,
Frey dich, du schöns brauns megetlein,
Ich kum, ich kum, ich kum.
Luca Marenzio
Così nel mio parlar / Et ella ancide
Orlando di Lasso
Lucia, celu
(Text: Dante Alighieri)
Così nel mio parlar voglio esser aspro
Com’è ne gl’atti questa bella pietra,
La qual’ogn’hor impetra
Maggior durezza e più natura cruda,
E veste sua persona d’un diaspro
Tal, che per lui, o perché ella s’arretra,
Non esce di faretra
Saetta che giamai la colga ignuda:
Ich will mein Wort nun ganz, ja wirklich ganz versteinern.
So, wie die schöne Göttin dort versteinert steht.
Vom Marmormantel starr umweht
Wächst ihre Härte mit dem Gang der Stunden.
Bald wird sie sich zum Edelstein verfeinern.
Und ihre Stärke lenkt ihr schnell die Schritte! Seht
Wie sie geschickt zur Seite geht
So dass noch nie ein Pfeil den Weg zu ihr gefunden.
Et ella ancide, e non val ch’huom si chiuda
Né si dilunghi dai colpi mortali,
Che, come havesser ali,
Giungon’altrui e spezzan ciascun’arme;
Perch’io non so da lei né poss’aitarme.
Sie aber trifft! Und sie schlägt schwere, tiefe Wunden.
Und niemand kennt den Weg, ihr zu entkommen,
Ist man erst in den Blick genommen.
Dann trifft sie jeden Mann. Und jede Waffe bricht.
Wie man dies Leid vermeiden soll? Ich weiß es nicht.
Carlo Gesualdo di Venosa
Io tacerò
Prima Parte
Io tacerò, ma nel silenzio mio
Le lagrime e i sospiri
Diranno i miei martiri.
Ma se averrà ch’io mora
Griderà poi per me la morte ancora.
Ich schweige still, doch selbst in meinem Schweigen
Werden die Tränen und die Seufzer
Meine Qual verkünden.
Doch wenn ich sollte sterben,
So wird der Tod noch für mich klagen.
Seconda Parte
Invan dunque, o crudele,
Vuoi che ’l mio duol e ’l tuo rigor si cele,
Poi che mia cruda sorte
Dà la voce al silenzio ed a la morte.
Umsonst willst also Du, Grausame,
Daß mein Leid und Deine Härte verborgen bleiben,
Denn mein herbes Geschick
Verleiht dem Schweigen und dem Tod Stimme.
Lucia, celu, hai, hai, hai, hai,
hai Biscania, hai,
tambilililili gua gua,
ciri, ciri cian.
Lucia, Himmel, ei, ei, ei
du Flittchen, ei,
Tambilililili gua gua,
ciri, ciri, cian.
Non canusci giorgia tua,
Christophona tua?
Se tu fare cariss‘a me,
et io far cariss‘a te, gua, gua!
Kennst du deine Giorgia nicht mehr?
Deine arme Sängerin?
Wenn du nett zu mir bist, wirst du sehen,
dass auch ich nett zu dir bin, gua gua!
Se te voi scarpe de laura
con chia velle sommolata,
et dobletta quadra cirifa
con gonella de scuagliata,
Giorgia tua port‘à te.
Wenn du goldene Schuhe
mit Absätzen möchtest,
gefüttert mit feiner Baumwolle,
einen schönen Rock, ganz aus Volants,
wird deine Giorgia dir das alles kaufen.
Ciambelotta verde, bruna,
carmosina, leonata,
et no pare de paternoglia
cosa canda come contessa,
cod‘alzata com‘à Madonna, apri porta!
Einen Kamelhaarstoff, grün, braun,
karminrot, rotblond;
also erröte nicht, wenn Giorgia für dich
wie für eine Gräfin singt,
für eine Fürstin, für die Madonna.
Giorgia tua canta la magna!
Hai! Lucia mia,
non canusci Giorgia tua
che te vole tanto di bene,
che non pote niente bedere?
Öffne das Tor! Deine Giorgia ist hier,
um dich zu preisen. Ah, meine Lucia,
erkennst du deine Giorgia nicht,
die dich so lieb hat? Die nichts anderes
mehr sehen kann als dich?
V, V, gricache, za, za, za, baraza,
tiri, tiri gua, gua.
(Nigra guala burno, ie vous quie au ne.
Alabachi laudi barichigno.)
Scaba canaza, vati con dio,
non cene leche
Per santa malina
Uh, uh, gricache, za, za baraza,
tiri, tiri, gua, gua.
(Miststück von einem Schwarzgesicht.
Alabachi laudi barichigno.)
Hau ab, räudiger Hund,
hier gibt es nichts zu lecken.
Ich gehe etwas trinken.
Zu, zu, zu, zu bere,
tiri, tiri gua, gua
Hai, hai Lucia mia!
Zu, zu, zu, zu bere,
tiri, tiri, gua, gua,
Ah, meine Lucia!
Robert Schumann
Frühlingsglocken
Giorgia sporcata pisci‘a lo lieto!
Dici, sudata pampona,
fete come tonina,
burnoguala, scaba canaza!
Ziche lizi, diridindina,
zocolo zo,
che della burnoguala siamo,
Dindiri, dindiridina.
Giorgia, du hast ins Bett gepinkelt,
und sag’ nicht, du hättest zuviel geschwitzt.
Du stinkst wie ein fauler Fisch!
Schwarzgesicht, räudiger Hund!
Ziche lizi, dirindindina,
zocolo zo,
wir kommen aus dem Land der Schwarzgesichter,
Dindiri, dindiridina.
Schneeglöckchen thut läuten.
Klingling, klingling!
Was hat das zu bedeuten?
Klingling, klingling!
Ei gar ein lustig Ding.
Der Frühling heut’ geboren ward,
ein Kind der allerschönsten Art;
zwar liegt es noch im weissen Bett,
doch spielt es schon so wundernett.
Drum kommt, ihr Vögel aus dem Süd,
und bringet neue Lieder mit!
Ihr Quellen all’,
erwacht im Thal!
Klingling, klingling!
Was soll das lange Zaudern?
Sollt mit dem Kinde plaudern.
Klingling, klingling!
Adrian Willaert
Vecchie letrose
Vecchie letrose, non valete niente,
se non a far l’aguaito per la chiazza.
Tira, tira, tira tirr’alla mazza,
vecchie letrose scannaros’e pazze.
Ihr elenden Vetteln seid zu nichts gut,
außer um einen Hinterhalt zu legen.
Darum zieht, zieht, zieht am Stecken,
ihr elenden Vetteln, diebisch und verrückt.
Robert Schumann
Rastlose Liebe
(Text: Johann Wolfgang von Goethe)
Dem Schnee, dem Regen,
dem Wind entgegen,
im Dampf der Klüfte,
durch Nebeldüfte,
immer zu
ohne Rast und Ruh’!
Lieber durch Leiden
will ich mich schlagen,
als so viel Freuden
des Lebens ertragen.
Alles das Neigen
vom Herzen zu Herzen,
ach wie so eigen
schaffet das Schmerzen!
Wie soll ich fliehen!
Wälderwärts ziehen?
Alles vergebens!
Krone des Lebens,
Glück ohne Ruh’,
Liebe bist du!
(Text: Robert Reinick)
Maiglöckchen thut läuten.
Bim baum, bim baum!
Was hat das zu bedeuten?
Bim baum, bim baum!
Frühling ist Bräutigam.
Macht Hochzeit mit der Erde heut’,
mit grosser Pracht und Herrlichkeit.
Wohlauf denn, Nelk’ und Tulipan,
und schwenkt die bunte Hochzeitfahn’!
Du Ros’ und Lilie, schmücket euch,
Brautjungfern sollt ihr werden gleich.
Ihr Schmetterling’
sollt bunt und flink
den Hochzeitreigen führen,
die Vögel musiciren.
Bim baum, bim baum!
Blauglöckchen thut läuten.
Bim bim, bim bim!
Was hat das zu bedeuten?
Ach das ist gar zu schlimm!
Heut’ Nacht der Frühling scheiden muss,
drum bringt man ihm den Abschiedsgruss.
Glühwürmchen zieh’n mit Lichtern hell,
es rauscht der Wald, es klagt der Quell.
Dazwischen singt mit süssem Schall
aus jedem Busch die Nachtigall,
und wird ihr Lied
so bald nicht müd’.
Ist auch der Frühling schon ferne,
sie hatten ihn alle so gerne!
Carl Steinacker
An den Mond
O Mond, du mein Getreuer,
wir sind in süsser Näh,
tritt vor aus deinem Schleyer,
dass ich ihr Auge seh,
lass mirs voll Liebe funkeln,
in deinem stillen Licht,
du magst die Welt verdunkeln,
nur dieses Auge nicht!
Bald, wenn nach fernen Räumen
mich bittre Trennung warf,
ich nur in stillen Träumen
sie wieder sehen darf.
Mir glühen ihre Wangen,
mir lacht ihr Liebesblick,
von ihrem Arm umfangen,
mir winkt das schönste Glück.
O dann verweile immer
in Wolken tief versteckt,
dass mich dein enger Schimmer
nicht aus dem Traume weckt.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Im Süden
Felix Mendelssohn Bartholdy
Zigeunerlied
(Text: Franz Bernus)
(Text: Johann Wolfgang von Goethe)
Süße Düfte, milde Lüfte
freundlich uns umzieh‘n,
laue Winde, die gelinde
unsre Segel bläh’n,
unsre Segel bläh‘n.
Im Nebelgeriesel, im tiefen Schnee,
im wilden Wald, in der Winternacht, wau!
Ich hörte der Wölfe Hungergeheul,
ich hörte der Eulen Geschrei: Wille wau!
Wille wau wau wau wau wau wau wau! Wito hu!
Und vom Haine
tönen reine
sanfte Melodie’n,
die bald schwellen
mit den Wellen,
bald vorüberzieh’n,
bald vorüberzieh’n.
Ich schoss einmal eine Katz’ am Zaun, der Anne, der Hex’,
ihre schwarze liebe Katz’; Wau!
da kamen des Nachts sieben Wehrwölf’ zu mir,
waren sieben Weiber vom Dorf.
Wille wau wau wau! Wille wo wo wo! Wito Hu!
Schöner Süden,
kannst du Frieden
in die Seele streu’n?
Kannst du geben,
was das Leben
wahrhaft kann erfreu’n,
wahrhaft kann erfreu’n?
Ich kannte sie all’, ich kannte sie wohl,
die Anne, die Barbe, die Ursel, die Käth’,
Wau wau! die Liese, die Barbe, die Eve, die Beth;
sie heulten im Kreise mich an.
Wille wau! Wille wau wau wau wau wau wau wau! Wito hu!
Da nannt’ ich sie alle bei Namen laut:
was willst du, Anne? was willst du, Beth?
Da rüttelten sie sich, da schüttelten sie sich
und liefen und heulten davon.
Wille wau wau wau! Wille wo wo wo!
Wito Hu! Wo wo wo wito Hu!
HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFEST
Intendantin Dr. Christina Siegfried
Gestaltung Stephan Harmanus | KplusH Berlin und Maria Pfeiffer | www.maria-pfeiffer.de Redaktion Adelheid Schloemann,
Friederike Böcher Bildnachweis Heinrich-Schütz-Hauses Bad Köstritz, Guildhall Art Gallery, City of London; Martin Jehnichen
Druck
9. September 2015 | Änderungen vorbehalten!
Unter der Schirmherrschaft von
Herrn Dr. Matthias Rößler,
Präsident des Sächsischen Landtags
Förderer
Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt
Thüringer Staatskanzlei – Der Minister für Kultur,
Bundes- und Europaangelegenheiten
Mit freundlicher Unterstützung
Ostdeutsche Sparkassenstiftung
Sparkasse Burgenlandkreis
Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt
Stadt Weißenfels
Stadt Zeitz
Landkreis Greiz | Stadt Bad Köstritz
Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden
Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank
Landgraf Moritz Stiftung Kassel
Kulturstiftung des Freistaates Sachsen
Landeshauptstadt Dresden
Veranstalter
Mitteldeutsche Barockmusik
in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V.
Internationale Heinrich-Schütz-Gesellschaft e.V.
INTERNATIONALE
HEINRICH-SCHÜTZ
GESELLSCHAFT
Kooperationspartner
Weißenfelser Musikverein „Heinrich Schütz“ e.V.
Schütz-Akademie e.V. Bad Köstritz
Dresdner Hofmusik e.V.
Förderverein Musikfreunde EULE-Orgel Zeitzer Dom e.V.
Museum Schloss Moritzburg Zeitz
24. Festival Alte Musik Knechtsteden
Freunde und Förderer der Komponistenklasse Dresden e.V.
Heinrich-Schütz-Konservatorium Dresden e.V.
Stiftung Frauenkirche Dresden
Kreuzkirche Dresden
Sächsische Landesbibliothek – Staats- und
Universitätsbibliothek Dresden
Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen
Heinrich Schütz in Dresden e.V.