FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN Landwirtschaftliches Wochenblatt INHALT Rüben liefern viel Methan . . . . . . . . . . . 19 Feldversuche im Überblick . . . . . . . . . . 22 Foto: B. Lütke Hockenbeck Strip Till: Schlitzen schon im Herbst? . . . . . . 23 Leckerbissen im Fermenter . . . . . . . . . 25 Rüben liefern viel Methan Zuckerrüben sind als Substratergänzung für den Einsatz in Biogasanlagen sehr interessant. Dies zeigen aktuelle Versuche des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes und der Landwirtschaftskammer NRW. B ei der Erzeugung von Biogas aus nachwachsenden Rohstoffen spielt der Maisanbau in Deutschland eine entscheidende Rolle. Durch regional sehr hohe Flächen- und Fruchtfolgeanteile ist der Mais in die Diskussion geraten. Zukünftig wird die Anbauproblematik durch Problemschädlinge wie den Maiszünsler und den Maiswurzelbohrer verschärft. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz sieht für Neuanlagen bereits eine Decke- lung des Maisanteils im Substratmix von 60-Masse-Prozent vor. Rübe statt Mais? Eine ergänzende Alternative zum Einsatz von Mais könnte die Rübe darstellen. Ihre Trockenmasse (TM) besteht zu 90 % aus leicht umsetzbaren N-freien Extraktstoffen und eignet sich deshalb gut für die Vergärung in einer Biogasanlage. Kann die Zuckerrübe aber im Trocken- masse- und Gasertrag mit dem Mais mithalten? Anworten auf diese Frage gibt ein Projekt zum Einsatz von Rüben in Biogasanlagen in den Jahren 2012/13 welches vom Rheinische Rübenbauer-Verband gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer NRW durchgeführt wurde. Im Rahmen des Projektes sollten folgende Fragestellungen beantwortet werden: ■ Welcher Trockenmasse- und Gasertrag ist mit Rübenanbau im 1 Mais oder Rüben? Wer bringt den höchsten Methanertrag? Erträge der verschiedenen Standorte in den Versuchsjahren Standort Versuchsjahr Frischmasseertrag t/ha Trockenmasse in % Trockenmasse t/ha Methanertrag m³/ha ¹Isselburg; ²Dülmen Wülfrath Isselburg/Dülmen Zuckerrübe Mais Zuckerrübe Mais 2012 2013 2012 2013 2012¹ 2013² 2012¹ 2013² 79,9 74,3 53,3 55,6 95 66,2 41,7 57,3 21,5 23,1 36,6 38,2 24,1 22,6 46,8 38,2 17,2 17,1 19,4 21,1 22,8 14,9 19,5 21,8 6560 6526 6288 6840 8694 5692 6327 7080 Kerpen-Buir Zuckerrübe Mais 2012 2013 2012 2013 81,4 91 63,5 55,2 24,9 24,1 35,5 37,6 20,3 21,9 22,5 20,7 7720 8341 7294 6720 Vergleich zum Maisanbau zu erzielen, insbesondere auf Standorten, die für den Mais- und Rübenanbau grenzwertig sind, wie Sandböden oder Höhenlagen? ■ Welche Lagerungs- und Aufbereitungstechnik ist für Rüben am besten geeignet und wie hoch sind die Lagerverluste? Auf den Punkt gebracht • Die Rübe enthält 90 % leicht umsetzbare N-freie Extraktstoffe und eignet sich deshalb gut für die Vergärung in Biogasanlagen. • In beiden Versuchsjahren liefert Mais im Schnitt die höchsten Trockenmasse-Erträge, die Rübe die höheren Gaserträge. • Ökonomisch kann die Rübe im Vergleich zu Mais nur mithalten, wenn sie frisch verfüttert wird. Nach Silierung sind die Kosten höher. • Die Rübe sollte nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu Mais im Substratmix einer Biogasanlage gesehen werden. • Der Rübenanbau kann zu einer aufgelockerten Fruchtfolge beitragen und stärkt so eine positive öffentliche Wahrnehmung der Biogaserzeugung. 10 / 2015 19 FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN 2 Hoher Maisertrag Trockensubstanzerträge über beide Jahre und alle Standorte 25 20 Rüben 19,1 Mais 20,8 15 10 5 0 Trockenmasse t/ha ■ Wie stellt sich der Einsatz von Rüben in Biogasanlagen im Vergleich zu Mais dar? Die Fragestellung zur Lagerungsund Aufbereitungstechnik wurde im Rahmen des Projektes durch die Landwirtschaftskammer NRW auf Haus Düsse bearbeitet. Die Ergebnisse finden Sie in dieser Ausgabe ab Seite 30. Mais im Ertrag knapp vorn Die Ertragsleistungen der einzelnen Standorte in den beiden Versuchsjahren und die daraus abgeleiteten, gewachsenen Methanerträge sind in Übersicht 1 dargestellt. In den Anbauversuchen zeigte sich, dass man auf allen Standorten sowohl mit Mais als auch mit Rüben gute bis sehr gute Masse- und Gaserträge erzielen konnte. Das insgesamt wechselhafte Anbaujahr 2012 mit ausgeprägten feuchtkühlen und trockenen Phasen führte zu guten Rüben- und Maiserträgen. An den Standorten Wülfrath und Kerpen-Buir lag der TM-Ertrag von Mais dabei um rund 10 % höher als der TM-Ertrag der Rüben. Am Standort Isselburg lag der TM-Ertrag der Rüben etwas höher als beim Mais. Im Anbaujahr 2013 war die tro- ckenheiße Witterung in den Monaten Juli und August wesentlich für die Ertragsbildung. Sie beeinflusste die Trockenmassebildung auf den schwächeren Standorten erheblich. Auf den Standorten Dülmen und Wülfrath waren die Maiserträge deutlich höher als die dort erzielten Rübenerträge. Auf dem Standort Kerpen-Buir, mit sehr hohem Wasserspeichervermögen, war das Rübenwachstum im Vergleich zum Mais weniger gebremst, was sich in geringfügig höheren TM-Erträgen gegenüber Mais zeigte. Der wüchsige Herbst 2013 führte in der rübenanbauenden Praxis noch zu Ertragszuwächsen in den Monaten Oktober und November. Die Rübenversuche wurden aus versuchstechnischen Gründen jedoch Anfang Oktober geerntet, sodass hier ein Zuwachs an Rübenmasse nicht mehr realisiert werden konnte. Insgesamt zeigte sich in den beiden Versuchsjahren, dass die TM-Erträge bei Mais im Durchschnitt etwas höher lagen als die TM-Erträge von Rüben (Übersicht 2), dafür aber die Rüben höhere Gaserträge realisieren konnten (Übersicht 3). Die Rübe litt unter ungünstigen Witterungsbedingungen bzw. geringerer Standortgüte tendenziell stärker als der Mais. Je besser der Standort, umso stabiler waren die Rübenerträge. Eine längere Standzeit der Rüben, bis zum Ende der Vegetationsperiode, würde noch Ertragsreserven im Biogasrübenanbau erschließen. Ökonomische Bewertung Um Aussagen bezüglich der Wettbewerbsfähigkeit von Rüben gegenüber Mais als Biogassubstrat treffen zu können, sind nicht die Erträge je Fläche entscheidend, sondern die Beschaffungskosten für das Substrat frei Biogasanlage in Cent/kWh elektrisch. Um diese zu ermitteln, sind in Übersicht 4 die Ergebnisse des Projektes mit Kosten aus Praxisbetrieben in Ansatz gebracht. Bei den Zukaufpreisen handelt es sich um Durchschnittspreise aus den Versuchsjahren. Für Ernte, Laden und Reinigen im Feld sowie Landwirtschaftliches Wochenblatt 3 Bei Methan führt die Rübe Gewachsene Methanerträge über beide Jahre und alle Standorte 9000 8000 7000 7193 6543 6564 6704 7256 7007 6758 5000 4000 3000 2000 1000 0 Mittel Wülfrath Mittel Isselb./Dül. Mittel Buir Gesamt Gewachsene Methanerträge in m3/ha für den Transport zur Biogasanlage sind Lohnunternehmerkosten unterstellt. Die Kosten für Annahme und Aufbereitung an der Biogasanlage, der Lagerung und der Entnahme mit Einbringung in den Fermenter sind abgeleitet aus einem Biogasprojekt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, bei dem diese Zahlen in Praxisbetrie- 4 Mais liefert günstigen Strom Beschaffungskosten (in Cent/kWh el.) bei Kauf ab Feld und Bezahlung nach Ertrag Silomais Zukaufpreis netto Frischmasseertrag Zukaufpreis (netto €/ha) Trockenmassegehalt Trockenmasseertrag Ernte (Lohnunternehmer) Laden und Reinigen am Feldrand Transport zur Biogasanlage (10 km) Annahme/Aufbereitung/ Beschickung in Lager/ Siloplatte Lager und Lagerung Entnahme/Aufbereitung/ Einbringung in den Fermenter Silierverlust Kosten frei Biogasanlage/ha Kosten frei Biogasanlage Frischmasse Organische Trockenmasse oTS Biogasertrag Biogasertrag bei Auslagerung Methangehalt Wirkungsgrad BHKW Beschaffungskosten NaWaRo frei BGA 10 / 2015 8030 6000 Stromertrag kWh el. 20 Mais Rübe €/t t/ha €/ha % TS t/ha 26,50 55 1458 33 18,2 €/ha 260 €/ha Zuckerrübe Zuckerrübe Zuckerrübe frisch ganz siliert Lagune 27,00 27,00 27,00 73 73 73 1971 1971 1971 23 23 23 16,8 16,8 16,8 240 240 240 108 108 108 183 183 183 €/ha 138 €/ha 39 114 207 €/ha 117 198 154 €/ha 181 249 249 82 % 12 €/ha 2192 2750 3062 2943 €/t 39,9 37,67 41,95 40,32 % 95 92 92 92 m³/ha 11 208 12 790 12 790 12 790 6906 7723 50 40 55 40 59 40 25 581 15 306 18 181 10,8 20 16,2 m³/ha % 52 % 40 kWh 20 514 el. ct/kWh 10,7 el. FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN Foto: Große Enking Landwirtschaftliches Wochenblatt Zuckerrüben liefern sehr hohe Methanerträge. Sie eignen sich ideal als Ergänzung zu Mais für den Einsatz in Biogasanlagen. ben ermittelt wurden. Der Silierverlust von Silomais wurde mit 12 % unterstellt, in der Literatur finden sich hierzu Angaben bis 15 %. Bei der Fütterung der „Zuckerrübe frisch“ sind keine Ver- luste angesetzt, da von einer chargenweisen Anlieferung der Rüben während der Rübenkampagne ausgegangen wird. Erst bei der Anlage einer Langzeitmiete unter Vlies, um „frische Rüben“ bis in den Feb- ruar/März füttern zu können, sind Verluste, je nach vorherrschenden Außentemperaturen während der Lagerung und in Abhängigkeit der Qualität der eingelagerten Rüben, von 3 bis 6 % anzusetzen. Die Verluste der Varianten „Zuckerrübe ganz siliert“ und „Zuckerrübe Lagune“ finden sich in der Übersicht unter den Punkten „Biogasertrag“ und „Biogasertrag bei Auslagerung“ wieder. Hier wurden die, in den Lagerungsversuchen von der Landwirtschaftskammer NRW ermittelten Werte, mit einbezogen. Die ökonomische Bewertung zeigt, dass der Mais als Biogassubstrat seine Vorrangstellung behauptet. Die Verfütterung „frischer Rüben“ kann allerdings mithalten. Bei der Verfütterung silierter Rüben, ganz oder gemust, entstanden in den Versuchen höhere Kosten. Abgeleitet aus den vorliegenden Ergebnissen lässt sich die Wirtschaftlichkeit eines Ganzjahreseinsatzes von Rüben verbessern, indem man das Ertragspotenzial möglichst gut erschließt und zudem die Gasverluste bei der Lagerung entsprechend der Empfehlungen aus den durchgeführten Lagerungsversuchen reduziert. Bei gemusten Rüben ist das Verhältnis der Oberfläche zum Gesamtlagervolumen entscheidend. So sollten Lagunen möglichst tief, Hochbehälter mit geringem Durchmesser geplant werden. Zur Silierung von „ganzen Rüben“ sollte der Rübenstapel so hoch angelegt werden, dass ein möglichst hoher Eigendruck die Lufträume zwischen einzelnen Rüben gering hält. Diese Annahmen werden aus der Praxis vielfach bestätigt. Gute Ergänzung zum Mais Die Rübe sollte nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu Mais im Substratmix einer Biogasanlage gesehen werden. Erste Erfahrungen mit Rüben in der Biogasanlage können mit der Verfütterung von „frischen Rüben“ gesammelt werden. Positive Effekte wie schnellere Verfügbarkeit, eine höhere biologische Prozessstabilität und die bessere Rühr- und Pumpfähigkeit des Substrats und den daraus resultierenden gerin- 10 / 2015 21 FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN Feldversuche im Überblick dige Lössböden mit rund 690 mm Jahresniederschlag. Dieser Standort ist als Gunstlage zu bezeichnen. Versuche zeigen, welche Zuckerrüben für den Einsatz in Biogasanlagen geeignet sind. Sechs Sorten D er Rübenanbau ist seit gut 150 Jahren in NordrheinWestfalen heimisch und die Produktionstechnik bekannt. Aufgrund spezifischer Standorteigenschaften haben sich beim Rübenanbau zur Zuckerproduktion einige Regionen als Gunstlagen erwiesen. Dazu zählen neben den Gebieten der drei rheinischen Zuckerfabriken um Euskirchen, Jülich und Appeldorn, die Region Lage und die Bördelagen um Soest und Warburg. Biogasanlagen werden aber auch in Regionen betrieben, die zunächst nicht als geeignet für den Rübenanbau scheinen. Drei Standorte Um Aussagen bezüglich der Ertragsleistungen von Rüben und Mais in verschiedenen Naturräumen treffen zu können und um diese mit klassischen Rübenanbaugebieten zu vergleichen, wurden geren Eigenstrombedarf, sprechen für die Biogasrübe. Praxisbetriebe, die bereits langjährig Rüben als Biogassubstrat nutzen, haben die Verfahrenskette Ernte, Transport, Entsteinen/Waschen und Lagerung so weit optimiert, dass dort auch gemuste Rüben bei der Wirtschaftlichkeit von Mais mithalten können. Diese Biogasanlagen nutzen die Vorteile der Biogasrü- 22 10 / 2015 während des Projektes Feldversuche auf drei Standorten angelegt: ■ Der Standort Wülfrath liegt im niederbergischen Hügelland auf 180 m über NN. Es handelt sich um einen Verwitterungsboden mit leichter Steinauflage und einem pH-Wert von 5,4. Die Jahresniederschläge liegen bei rund 900 mm. Dieser Standort ist aufgrund der Höhenlage und der Bodengüte als Grenzstandort für den Rübenanbau zu sehen. ■ Der Standort Isselburg im Projektjahr 2012 bzw. Dülmen im Projektjahr 2013 repräsentierten die Region Niederrhein/Westmünsterland. Diese Region ist geprägt von leichten, sandigen Böden mit 700 bis 750 mm Jahresniederschlag. Aufgrund der geringen Bodengüte ist dieser Standort ebenfalls als Grenzstandort für den Rübenanbau einzuordnen. ■ Der Standort Kerpen-Buir befindet sich in einem klassischen Rübenanbaugebiet in der Köln-Aachener Bucht. Es handelt sich um tiefgrün- be ganzjährig im Gärprozess. Besonders interessant ist die Rübe als Biogassubstrat für: ■ Betriebe in klassischen Rübenbauregionen mit bereits vorhandenem Rübenanbau und entsprechendem Know-how, ■ Betriebe, mit (zu) hohen Maisanteilen in der Fruchtfolge, ■ Betriebe mit unsicheren Maiserträgen und Die Sortenwahl erfolgte in den Versuchen standortbezogen, wobei auf einer Fläche fünf bis sechs Sorten sowohl Mais als auch Rüben angebaut und verglichen wurden. Die ausgesäten Rübensorten wurden vom Rheinischen Rübenbauer-Verband auf Basis der durchgeführten Sortenleistungsprüfungen ausgewählt. Hierbei fanden auch Rhizoctonia-tolerante Rübensorten auf Flächen mit hohen Anteilen von Mais in der Fruchtfolge Berücksichtigung. Die angebauten Maissorten wurden auf Grundlage der Sortenempfehlungen der Landwirtschaftskammer NRW ausgewählt. Düngung und Pflanzenschutzmaßnahmen wurden ebenfalls standortspezifisch durchgeführt. Grundlage der Düngung bildete die jeweilige Bodenuntersuchung. Danach folgte zur Vereinfachung der Versuchsanstellung eine mineralische Düngung. Auch bei der ökonomischen Bewertung ist eine mineralische Düngung in der Kalkulation unterstellt. Zwar sind zur Düngung ■ Betriebe in Wasserschutzgebieten, da die Rübe, sofern sie nicht vorzeitig geerntet wird, bis zum Vegetationsende biologisch aktiv ist, die Fläche begrünt und Bodenstickstoff aufnimmt. Ertragsreserven bestehen beim Biogasrübenanbau durch den Verzicht auf das Köpfen und die Optimierung des Erntetermins (so spät wie fachlich vertretbar). Durch Landwirtschaftliches von Rüben, genauso Wochenblatt wie beim Mais, sowohl Gärreste als auch Gülle geeignet, doch aufgrund regionaler Kostenunterschiede bei der Bereitstellung organischer Dünger und deren Ausbringung, wurde dies unberücksichtigt gelassen. Der Pflanzenschutz wurde gemäß den Vorgaben der guten fachlichen Praxis durchgeführt. Die Beerntung der Versuche erfolgte sowohl für Rüben als auch für den Mais nach den Vorgaben von Sortenleistungsprüfungen. Die Rüben wurden auf ihre Inhaltsstoffe im Zentrallabor der rheinischen Zuckerfabriken in Jülich untersucht. Das Probenmaterial der Maisversuche wurde bei der LUFA Münster auf ihre Inhaltsstoffe untersucht, wobei die Beerntung terminlich in Abhängigkeit vom Trockensubstanzgehalt erfolgte. Die Rüben mussten im Versuchsjahr 2013 aus versuchstechnischen Gründen relativ früh, Anfang Oktober, geerntet werden und konnten so nicht ihr volles Ertragspotenzial ausschöpfen. Im Versuchsjahr 2012 war eine terminlich optimierte Ernte der Rüben im November vorausgegangen. Markus Kohl, Rheinischer Rübenbauer-Verband, Bonn diese Maßnahmen kann ein Mehrertrag von bis zu 10 % realisiert werden. Ein weiterer Punkt ist wichtig: Die Rübe als ergänzendes Biogassubstrat kann außerdem zu einer aufgelockerten Fruchtfolge beitragen und stärkt so eine positive öffentliche Wahrnehmung der Biogaserzeugung. Markus Kohl, Rheinischer Rübenbauer-Verband, Bonn FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN Schlitzen schon im Herbst? Fotos: Decker (3) Können Zuckerrüben auch auf schweren Böden im Strip-TillVerfahren bestellt werden, wenn der Schlitz schon im Herbst tief gelockert wird? Dies sollen Versuche klären. Die Dämme wurden nach flacher Stoppelbearbeitung Mitte September mit einem Schlitzgerät der Firma Horsch (Prototyp) gezogen. Die aufgeworfenen Dämme sind deutlich zu sehen. D as Strip-Till-Verfahren zur Rübenaussaat findet vor allem in Norddeutschland auf leichteren Böden immer mehr Anhänger. Bei diesen Verfahren wird in einem oder zwei Arbeitsgängen der Acker zunächst streifenweise bereits im Herbst oder im Frühjahr tief gelockert. In einem zweiten Arbeitsgang wird der Boden rückverfestigt und die Rübenpille in den gelockerten Streifen abgelegt. Nach Angaben der Nordzucker AG setzen Rübenanbauer die Streifenbearbeitung seit acht Jahren erfolgreich auf den sandigen Standorten rund um die Zuckerfabrik Uelzen, in Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Teilen Mecklenburgs ein. Auf diesen leichten Böden werden das Lockern, Verfüllen, Rückverfestigen und Säen im Frühjahr in nur einem Arbeitsgang kombiniert. Dabei ist es möglich, die Rüben direkt in Zwischenfruchtbestände wie Ölrettich, Senf, Phacelia, Lupine oder auch in Strohmulch zu bestellen. Auf den leichten Böden schließen sich die Schlitze nach der Lockerung schnell und lassen sich mit entsprechenden Andruckrollen gut rückverfestigen. Das Verfahren hat viele Vorteile: Da nur im Bereich der Saatreihe gelockert wird, bleiben 60 % des Feldes unbearbeitet. Hier ist der Boden tragfähig, da die Bodenstruktur zwischen den Reihen erhalten bleibt. Werden die Rüben in eine abgestorbene Zwischenfrucht gelegt, bieten die Pflanzenreste einen idealen Erosionsschutz. Auch Wasser nach Starkniederschlägen wird schneller in den Boden abgeleitet. Keine Mindererträge Auch die Zuckererträge können mit denen von in Mulchsaat bestellten Rüben durchaus mithalten, wie Praxisvergleiche aus dem Jahr 2013 Foto: Große Enking Vorteile auf Sand Markus Decker will die Vorteile des Dammanbaus mit dem Strip-Till-Verfahren kombinieren. Zwischen die Rübenreihen wurde Ölrettich ausgesät. zeigen. Darüber berichtete Georg Sander, Nordzucker AG, im vergangenen Jahr in „top agrar“. So lagen die Erträge der Strip-Till-Rüben auf zwei Standorten über denen der Mulchsaat, auf zwei anderen leicht unter der Mulchsaat. In Versuchen der Vorjahre lagen die Erträge sogar tendeziell höher. Hauptgrund für diese hohen Zuckerertragsleistungen ist der sichere, gleichmäßige Feldaufgang der Strip-Till-Rüben auf eher leichten Böden. An die Grenzen kommt das Verfahren auf schweren Standorten mit höheren Tongehalten. Hier hinterlässt der Lockerungszinken einen offenen Schlitz, der aufgebrochene Boden fällt nicht zurück. Auf diesen schweren Standorten kann es unter Umständen sinnvoll sein, die Schlitze bereits 10 / 2015 23 FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN Landwirtschaftliches Wochenblatt Schlitzen im Herbst Bei dem zweibalkigen Gerät arbeiten die Zinken der vorderen Reihe 35 cm tief und die der hinteren Reihe auf einer Tiefe von 25 cm. Gleichzeitig häufeln diese Erde an, sodass ein Damm entsteht. im Herbst oder Spätsommer unter trockenen Boden- und Witterungsbedingungen zu ziehen. Nach Winter hat sich der Boden in den Schlitzen gesetzt und die Saat kann erfolgen. Versuche in Lippe Dieses Verfahren prüft derzeit die Zuckerfabrik Lage. Dabei geht es nicht nur um das reine Strip-Till-Verfahren, Ziel ist es, schon bei der Bearbeitung im Herbst beim Ziehen des Schlitzes leichte Dämme anzuhäufeln, auf die dann im Frühjahr die Rüben gesät werden können. „Wir wollen unsere positiven Erfahrungen mit dem Dammanbau von Zuckerrüben mit der Strip-Till-Technik verbinden“, erläutert Anbauberater Markus Decker die Intention der Versuche. In den Jahren 2004 und 2005 brachten die Dammrüben in den Versuchen Rübenmehrerträge zwischen 8 und bis zu 17 %. Auch die Zuckererträge waren in den Dammrüben in allen Versuchen höher als im konventionellen Anbau. So erreichten die Dammrüben im Jahr 2005 im Mittel einen 6,2 % höheren Zuckerertrag. Zurückzuführen ist dies auf eine schnellere Abtrocknung und Erwärmung des Bodens durch die größere Bodenoberfläche. Dadurch wird besonders auf schweren Böden eine schnellere Jugendentwicklung der Rüben und eine bessere Durchlüftung des Bodens erreicht. Auch erwärmte sich der Damm im Frühjahr schneller: Im Vergleich zur Flachsaat waren die Temperaturen im Damm tagsüber immer höher als bei der konventionellen Saat. Nachts allerdings sanken die Temperaturen tiefer ab. Die Temperatursumme eines Tages war aber unter dem Strich immer höher. Die zügige Jugendentwicklung in den lockeren Böden führte in Konische Andruckrollen sorgen für eine Rückverfestigung und Dammbildung. 24 10 / 2015 Auf den Punkt gebracht • Das Strip-Till-Verfahren findet auf leichten Böden zunehmend Anhänger. Im Vergleich zu Mulchsaat gibt es zumindest keine Ertragsnachteile. • Höhere Zuckererträge werden erzielt, wenn Zuckerrüben im Damm angebaut werden. • Ein Versuch der Zuckerfabrik Lage soll klären, ob sich die beiden Verfahren miteinander kombinieren lassen. Schlitzen im Herbst mit Aufbau eines kleinen Dammes in Verbindung mit einer Zwischenfruchtaussaat und Aussaat der Rüben im Frühjahr in den Schlitz – mit diesem Verfahren sollen die Vorteile des Dammanbaus mit der Schlitzsaat kombiniert werden. Zum Einsatz kam Mitte September ein Prototyp eines zweibalkigen Schlitzgerätes der Firma Horsch. Damit wurde der Boden streifenweise in unterschiedlichen Tiefen gelockert. 35 cm tief wird der Bereich geschlitzt, in den später die Rübenpille gelegt wird. Zwischen den späteren Rübenreihen arbeiten die Zinken nur 25 cm tief und erzeugen einen kleinen Damm im Bereich der späteren Rübenreihe. Eine konische Andruckrolle verfestigt die Erde und stabilisiert den Damm. Im Frühjahr soll diese Andruckrolle in Verbindung mit der Sämaschine genutzt werden, um den tief gelockerten Bereich Die Dämme in diesem Frühjahr: Ölrettich beim Säen wieder zu treffen und ist zwischen den Dämmen aufgelaufen den Damm wieder aufzubauen. und dient als Erosionsschutz. So ist es unter Umständen möglich, auf RTK-GPS-Lenksysteme ■ Ist es Greening-konform, wenn zu verzichten. Beim Anlegen der Schlitze können die Zwischenfrüchte in untergleichzeitig zwei unterschiedliche schiedlichen Reihen bzw. Streifen Zwischenfrüchte gesät werden. Im ausgesät werden? Lässt sich das Dammtal zwischen den Reihen vorgeschriebene Mischungsverkönnen etwa Ölrettich oder auch hältnis einhalten? Winterackerbohnen als Stickstoff■ Wie lässt sich die organische sammler eingesät werden. Auf der Düngung mit Gülle in das System Dammkrone sollten möglichst einbinden? Im Herbst vor dem Anlangsam wachsende Früchte zum legen der Schlitze kann unter UmEinsatz kommen, um im Frühjahr ständen Gülle platziert werden. auf das Abhäckseln der Dämme Dies ist im Frühjahr vor der Ausverzichten zu können und die Rüsaat der Rüben nicht möglich, da ben direkt in den niedrigen Zwieine Einarbeitungspflicht innerschenfruchtmulch zu säen. Hier halb von vier Stunden besteht und sind noch Erfahrungen notwendig, so die vorgezogenen Dämme zerwelche Arten sich eignen, so Destört werden. Hier bietet sich die cker. Sind die Zwischenfrüchte Ausbringung im Sechs- bis Achtnicht abgefroren, ist ohne Probleblattstadium der Rübe an. Werden me der Einsatz eines TotalherbiziFahrgassen angelegt, ist dies ohne des möglich. große Schäden möglich. ■ Was geschieht, wenn die Zwischenfrüchte nicht abfrieren und Offene Fragen hohe organische Masse im AufNoch befindet sich dieses Verfahwuchs bilden? Der Einsatz eines ren im frühen Versuchsstadium. Mulchers ist nur schwer mögViele Fragen sind noch nicht gelich, da dann die Dämme zerstört klärt: werden. ekg Foto: Große Enking den Versuchen bereits Anfang Juni zu gleichmäßigeren Rüben mit längerer Wurzelbildung. Dies bringt eine ideale Rübenform, die sich einfacher roden lässt und höhere Erträge verspricht. An die Grenzen kommt das Verfahren, wenn auf schweren Böden bei feuchten Bodenverhältnissen zu viel nasser Boden bei der Bearbeitung nach oben geholt wird. Dann sinkt der Feldaufgang erheblich. frühjahrsbestellung Landwirtschaftliches Wochenblatt Leckerbissen im Fermenter rüben tät, ausgedrückt durch den Standard-Melasse-Verlust (SMV), wird als Zusatzinformation ausgewiesen, spielt aber für die Biogasnutzung keine Rolle. Die im SV-B erarbeiteten Ergebnisse sind nur für Standorte ohne Nematoden- und ohne Rhizoctonia-Befall zu verwenden. Grundsätzlich gilt: Die leistungsstärksten Zuckerrübensorten sind zurzeit auch die leistungsstärksten Sorten für den Einsatz in Biogasanlagen. Die Übersicht nennt die Ergebnisse der Sorten. Eine spezielle Sortenprüfung für Biogasrüben zeigt: Wichtigste Kriterien für die Sortenwahl sind der Trockenmasse- und Zuckerertrag. Von diesen lässt sich der Methanertrag ableiten. Foto: Landpixel.de Kriterien für die Sortenwahl Zuckerrüben eignen sich ideal als Substrat für den Einsatz in Biogasanlagen. Das Sortenspektrum ist sehr groß. Dabei sind die leistungsstärksten Zuckerrübensorten auch die besten Biogasrüben. D ie Zuckerrübenernte 2014 bescherte deutschlandweit einen neuen Ertragsrekord. Einige Biogasanlagenbetreiber nutzten die günstige Gelegenheit am Markt und kauften Rüben, um eigene Erfahrungen mit Rübensubstrat im Fermenter zu sammeln. Die Resonanz war sehr positiv. Immer mehr Anlagenbetreiber möch- ten nun in einen geplanten Biogasrüben-Anbau einsteigen. Breites Sortenspektrum Bei der Sortenwahl ist von der klassischen Zuckerrübe bis hin zur reinen Futterrübe alles denkbar. Für Biogasrüben gibt es seit einigen Jahren ein eigenes Prüf- sortiment, den Sortenleistungsvergleich Biomasse (SV-B). Das Besondere am SV-B ist, dass hier Sortentypen geprüft werden können, die für die Zuckerproduktion nicht geeignet sind. Eine weitere Spezialität ist die Bestimmung des Trockenmasseertrags (TME), über ihn lässt sich der Methanertrag je ha gut ableiten. Die innere Quali- ■ Wichtigste Kenngröße für Biogasrüben ist der TM-Ertrag pro ha, aus diesem lässt sich der Methanertrag pro ha ableiten. TM-Ertrag und Zuckerertrag stehen in einer festen Beziehung, damit kann die bekannte Kenngröße Zuckerertrag (ZE) auch für die Sortenwahl von Biogasrüben verwendet werden. ■ Wenn der Rübenanbau in weit gestreckten Fruchtfolgen erfolgt und kein Krankheitsdruck durch Nematoden oder Rhizoctonia solani zu erwarten ist, dann ist in der Regel eine normale rizomaniatolerante Sorte die erste Wahl und vom Saatgutpreis die günstigere Variante. Die Sortenempfehlung heißt hier etwa Alcedo, Artus, BTS 380 oder Charleena KWS. ■ Kommen jedoch an einem Standort Rübenzystennematoden (Heterodera schachtii) in schädigender Höhe vor, dann bietet sich der Einsatz einer nematodentoleranten Sorte (NT-Sorte) an. Die 10 / 2015 25 FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN jüngste Generation NT-Sorten erzielt auch unter Nichtbefall das Ertragsniveau einer Normalsorte. Die Sortenempfehlung im NT-Segment heißt Brix, BTS 440, Hella, Lisanna KWS und Vasco. ■ Ist auf einer Ackerfläche mit Rhizoctonia solani zu rechnen, dann steht die Wahl einer toleranten Sorte an erster Stelle. Die Widerstandskraft gegen den Schaderreger Rhizoctonia solani ist eine wichtige Kenngröße. Je stärker der Krankheitsdruck eingeschätzt wird, desto wichtiger wird dieses Merkmal. Die Anzahl abgestorbener Pflanzen und die Boniturnote geben einen wichtigen Hinweis, wie gut sich eine Sorte gegen Rhizoctonia solani wehren kann. Bei stärkerem Befall kommen Nauta, Mattea KWS und Premiere in die engere Auswahl. Auf Flächen mit schwächerem Rhizoctonia-Druck können auch Timur und Vivianna KWS angebaut werden. Wichtig: Alle gegen Rhizoctonia solani resistenten Sorten haben keine Resistenz gegen Rhizoctonia violace, dem Erreger der Rotfäule. ■ Wenn die Entscheidung für ein bestimmtes Sorten-Segment gefallen ist, dann sollten die Merkmale Feldaufgang, Schossfestigkeit und Blattgesundheit Beachtung finden. ■ Rübensaatgut ist heute in der Regel aktiviert/keimungsgestimmt, eine Überlagerung birgt ein Risiko. Saatgut von der Fabrik Alle Biogasrüben-Anbauer haben die Möglichkeit, ihr Biogasrüben-Saatgut über ihre nächstgelegene Zuckerfabrik zu beziehen. Landwirtschaftliches Wochenblatt Welche Sorten für den Fermenter? Ergebnisse des bundesweiten Sortenleistungsvergleiches Biomasse 2012 bis 2014 Sorten Beretta Sabrina KWS Arnold Annika KWS Hannibal1 BTS 7702 Klaxon Molly Artus Timur Kleist Susetta KWS Kopernikus3 Enermax BTS 3803 Vasco3 SY Muse4 Tadorne4 Brunium4 Charleena KWS5 Alcedo5 Rübenertrag Zuckergehalt Zuckerertrag relativ relativ relativ 101,3 98,0 99,3 100,7 99,8 100,5 94,1 102,0 96,1 103,9 100,3 104,1 97,7 104,5 102,4 104,7 99,3 103,9 104,0 95,0 98,8 101,6 97,5 99,1 103,6 100,0 103,7 93,3 98,0 91,5 101,8 98,5 100,2 102,9 98,1 100,9 103,4 98,5 101,9 106,2 81,6 86,5 105,4 98,2 103,5 100,8 99,1 99,8 104,7 95,9 100,5 101,8 97,2 99,0 110,1 74,6 82,0 103,6 101,7 105,4 98,0 104,3 102,3 Blattgesundheit TrockenmasBonituren seertrag Methanertrag Cerco. Mehlt. rel. Nm3/ha 100,8 5962 2,0 2,5 100,2 5926 1,9 2,3 95,7 5661 2,0 3,6 103,3 6108 2,2 1,8 101,9 6026 2,1 2,6 103,7 6134 1,6 1,4 97,3 5756 2,5 4,3 97,8 5786 1,8 3,3 102,1 6037 2,2 3,6 92,8 5490 2,0 5,0 99,5 5883 2,1 3,9 100,0 5916 1,8 2,3 100,6 5948 2,5 2,9 88,1 5210 2,6 4,6 103,3 6110 2,4 1,3 99,4 5879 2,2 2,7 98,9 5847 2,5 3,5 97,8 5786 2,2 4,5 84,9 5021 2,8 5,0 104,9 6202 1,6 1,3 101,5 6004 2,4 2,0 * 100 = Verrechnungsmittel der Sorten Beretta, Sabrina KWS, Arnold, Annika KWS; 1 Daten 2012 aus dem LNS-R, Ableitung des TSG aus dem ZG (TSG = 1,16 x ZG + 2,95); 2 Daten 2012 aus dem LNS-R, 2013 aus der WP S2, Ableitung des TSG aus dem ZG (TSG = 1,16 x ZG + 2,95); 3 Daten 2012 aus der WP S2, Ableitung des TSG aus dem ZG (TSG = 1,16 x ZG + 2,95); 4 Daten nur zweijährig (2013 + 2014); 5 Daten 2012 aus der WP S1, 2013 aus der WP S2, Ableitung des TSG aus dem ZG (TSG = 1,16 x ZG + 2,95) Hier besteht auch die Möglichkeit, spezielle Biogassorten zu erwerben. Landwirte, die Vertragsrüben für Pfeifer & Langen anbauen, sind gehalten, ihr gesamtes Rübensaatgut über ihre Zuckerfabrik zu bestellen, um der Anforderung zur Dokumentation des eingesetzten Rübensaatgutes im Betrieb gerecht zu werden. Eine Vermischung oder Verwechselung mit speziellen Biogassortentypen, die unbeabsichtigt in die Zuckerfabrik gelangen, muss unbedingt vermieden werden. Ungeeignete Sortentypen können in der Zuckerfabrik zu hohen Abzügen und infolgedessen zu wirtschaftlichen Verlusten führen, eine Annahme dieser Rüben erfolgt deshalb nicht. Tipps vom Profi für Profis Experte Harald Beyer berichtet über Erfahrungen seiner 30-jährigen Beratung im Kartoffelbau / Tagung der Kartoffel-AG Westmünsterland B eim Pflanzenschutz alles richtig gemacht und dennoch niedrige Erträge oder hohe Qualitätsabzüge bei den Speisekartoffeln – vor diesem Dilemma stehen Landwirt und Anbauberater in häufigen Fällen. Wo liegen die Ursachen? Licht in dieses Dunkel brachte Harald Beyer, langjähriger Anbauberater im Kartoffelbau der Landwirtschaftskammer NRW, jüngst auf einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Kartoffeln Westmünsterland. Sein Rat: „Bei Problemen mit Ihren Kartoffeln gehen Sie doch auch einmal 26 10 / 2015 Feldaufgang Schosser relativ* Anz./ha 100,1 0 101,2 19 98,1 11 100,7 0 102,8 31 101,7 64 96,9 0 99,6 11 99,7 18 95,9 134 102,7 17 102,7 22 100,8 70 94,3 11 100,4 48 105,8 58 103,6 0 99,7 27 86,6 620 84 107 unkonventionelle Wege und scheuen Sie sich nicht, mal etwas Neues auszuprobieren.“ Viele Ursachen möglich In einem engagierten Vortrag berichtete der Kartoffelprofi aus seiner fast 30-jährigen Beratungspraxis im Kartoffelbau. Nach seiner langjährigen Erfahrung sind nicht die Krankheiten, sondern andere nicht parasitäre physiologische Störungen häufig für enttäuschende Erträge oder Qualitäten verantwortlich. Möglichkeiten gibt es viele: ■ Bodenfruchtbarkeit in Ordnung? Zunehmende Probleme mit Schwächeparasiten, schlagartiger Abreife und dem Unterwassergewicht deuten auf eine mangelnde Bodenfruchtbarkeit und Bodenstruktur hin. Es gilt der Grundsatz: Ein gut strukturierter Boden in der Versorgungsstufe B ernährt die Kartoffeln besser als ein schlecht strukturierter Standort in der Versorgungsstufe D. Dabei bringt es wenig, nur auf den Humusgehalt zu schauen. „Gehen Sie doch einmal andere Wege und geben Sie in Holland eine Bodenanalyse nach Weitere aktuelle Informationen zu den Zuckerrüben-Sortimenten insbesondere zu den Spezialsorten mit Nematoden- und Rhizoctoniatoleranz finden Sie auf der Internetseite des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes. Alfons Lingnau, Rheinischer Rübenbauer-Verband ➥ www.rrvbonn.de BLGG in Auftrag“, war sein Rat. Die Untersuchung kostet zwar mehr als die Bodenanalse bei der LUFA, gibt aber wertvolle Hinweise etwa zur Krümelstabilität, zum Verschlämmungsrisiko, zum C/N-Verhältnis, Bodenleben, der organischen Substanz und der Stickstoffnachlieferung. Gibt es Probleme mit der Bodenstruktur, hilft eine Düngung mit gut zerkleinertem Getreide- oder Maisstroh in Verbindung mit Gülle in angemessener Menge und einer ausreichenden Kalkung. Dies aktiviert das Bodenleben und fördert nicht nur die Bodenfruchtbarkeit, sondern auch den Geschmack der Kartoffeln. ■ Nährstoffe im Gleichgewicht? Zu wenig beachtet wird das Wechselspiel der Nährstoffe untereinander. „Wenn in Ihrem Boden die Versorgungsstufe der einzelnen Nährstoffe zwischen A und E schwankt und Erträge oder Quali-
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