Als PDF herunterladen - Ministerium für Arbeit und Sozialordnung

Inklusion
von Menschen mit Behinderung
in der Kinder- und Jugendarbeit
sowie der Jugendsozialarbeit
in Baden-Württemberg
Eine Expertise
im Rahmen des „Zukunftsplan Jugend“
Umschlag_Expertise_Ifas_2015.indd Alle Seiten
10.02.2016 12:10:03
„InklusionvonMenschenmitBehinderunginderKinderͲ
undJugendarbeitsowiederJugendsozialarbeitinBadenͲ
Württemberg“
Ͳ
EineExpertise
imAuftragdesMinisteriumsfürArbeitundSozialordnung,
Familie,FrauenundSeniorenBadenͲWürttemberg
ThomasMeyer
InstitutfürangewandteSozialwissenschaften(Ifas)ander
DualenHochschuleBadenͲWürttembergStuttgart,FakultätfürSozialwesen
Rotebühlstraße131
70197Stuttgart
Internet:www.ifasͲstuttgart.de
Projektbearbeitung:
ThomasMeyer,
InstitutfürangewandteSozialwissenschaften(Ifas)anderDualenHochschuleBadenͲWürttembergStuttgart,
FakultätfürSozialwesen
FrankBaumeister,
KUBUSe.V./Projektmanufaktur
unterMitarbeitvonRobertWalkmannundDanielKoch(IfaS)sowieHannahNothsteinundAnnaWagner
(KUBUSe.V.)
Stuttgart,Januar2016
1
Inhaltsverzeichnis
Gegenstand und Ziel der Expertise .................................................................................................................... 5
Ausgangslage .................................................................................................................................................................. 5
Aufbau der Expertise ...................................................................................................................................................... 8
1
Inklusion als Aufgabe und Chance für die Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit
in Baden-Württemberg – eine Gegenstands- und Standortbestimmung ...................................... 11
1.1
Theoretische Betrachtungen zum Begriff Behinderung: Welcher Behinderungsbegriff liegt dem
Bericht zugrunde? ............................................................................................................................................ 11
1.1.1 Behinderung als rechtliche, medizinische und soziale Kategorie ........................................................................ 11
1.1.2 Der Behinderungsbegriff in der UN-Behindertenrechtskonvention und in der Internationalen Klassifikation
der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) ............................................................................... 13
1.1.3 Menschen mit Behinderung im Spannungsfeld zwischen Institutionalisierung und Deinstitutionalisierung ........ 15
1.2
Theoretische Betrachtungen zum Begriff Inklusion: Welches Inklusionsverständnis liegt dem
Bericht zugrunde? ............................................................................................................................................ 16
1.2.1 Inklusion als menschenrechtsorientierte, sozialpolitische und pädagogische Forderung ................................... 16
1.2.2 Die zentralen Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention als Begründungszusammenhang für
die Expertise ....................................................................................................................................................... 19
1.2.3 Inklusion als „doppelte“ Perspektive: Die Notwendigkeit, Person und Umwelt gleichzeitig in den Blick
zu nehmen .......................................................................................................................................................... 20
1.3
Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit als Herausforderung und Chance .......... 22
1.3.1. Die zentrale Rolle von Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit bei der Umsetzung von Inklusion ........... 22
1.3.2 Stellenwert des Themas Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit sowie aktueller
Forschungsstand ................................................................................................................................................ 23
1.3.3 Zugangsbarrieren für Kinder und Jugendliche mit Behinderung ......................................................................... 31
1.3.4 Leitideen zur Umsetzung von Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit – Der Index für Inklusion.................... 33
2
1.4
Exkurs: Kinder und Jugendliche mit Behinderung in Baden-Württemberg ................................................ 36
1.5
Zusammenfassung und forschungsleitende Fragestellungen der Expertise ............................................. 38
2
Ergebnisse aus den empirischen Erhebungen ............................................................................... 41
2.1
Ergebnisse der stichtagsbezogenen Online-Befragung von Organisationen der Kinder- und
Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit in Baden-Württemberg ............................................................................. 41
2.1.1 Vorgehensweise bei der Online-Befragung und Aufbau des Fragebogens......................................................... 41
2.1.2 Beschreibung der Stichprobe .............................................................................................................................. 46
2.1.3 Teilnahme von Kinder und Jugendliche mit Behinderung ................................................................................... 58
2.1.5 Genauere Betrachtung von Einrichtungen und Organisationen mit Teilnehmer/innen mit Behinderung............. 64
2.1.6 Bedeutung des Themas Inklusion in den befragten Einrichtungen und Organisationen ..................................... 72
2.2
Ergebnisse aus den Telefoninterviews und Fallstudien ................................................................................ 86
2.2.1 Beschreibung der Stichprobe .............................................................................................................................. 87
2.2.2 Hintergründe und Auslöser für die Entwicklung von Angeboten für Kinder und Jugendliche mit
Behinderung ........................................................................................................................................................ 88
2.2.3 Detaillierte Betrachtung der Angebote für Kinder und Jugendliche mit Behinderung .......................................... 90
2.2.4 Genauere Angaben zu den Teilnehmer/innen mit Behinderung: Anzahl an Kindern und Jugendlichen
mit Behinderung sowie Behinderungsarten ......................................................................................................... 92
2.2.5 Organisatorische Rahmenbedingungen der Angebotsgestaltung und -durchführung ......................................... 95
2.2.6 Bedarf an Wissen und Information, Fort- und Weiterbildungen........................................................................... 98
2.2.7 Öffentlichkeitsarbeit und Bewerbung der Angebote für Kinder und Jugendliche mit Behinderung ................... 101
2.2.8 Erfahrungen mit den Angeboten und zukünftige Planung ................................................................................. 102
2.3 Ergebnisse zur Gestaltung und Durchführung von Angeboten für Kinder und Jugendliche mit
Behinderung – Eine typologische Einordnung ............................................................................................ 105
2.3.1 Typus a): „Inklusion im `Normalbetrieb´“ – Kenntnis des Unterstützungsbedarfs, Sicherung von
Assistenz, Anpassung von Angeboten im Regelbetrieb/in alltäglichen Settings ............................................... 105
2.3.2 Typus b): „Zeitlich beschränkte Inklusion als Übungsfeld mit Eventcharakter“ – spezielle Angebote,
Projekte, Freizeiten, Programmpunkte, Großveranstaltungen und Begegnungsmöglichkeiten ........................ 106
2.3.3 Typus c): „Mit gutem Vorbild voran gehen!“ – Sensibilisierung, Multiplikatorenprojekte sowie inklusive
Team- und Organisationsentwicklung ............................................................................................................... 108
2.3.4 Typus d): „`Exklusive´ Angebote“ – spezielle „Nischenangebote“ für ausschließlich Kinder und
Jugendliche mit Behinderung ............................................................................................................................ 109
3
3
Zusammenfassung der Ergebnisse aus den empirischen Analysen zur Teilnahme von
Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit und Antworten auf die forschungsleitenden Fragen ................................................ 110
3.1
Wie stellt sich die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in den befragten
Einrichtungen und Organisationen dar? ...................................................................................................... 110
3.2
Was sind die Hintergründe dafür, dass Kinder und Jugendliche mit Behinderung an den Angeboten der befragten Einrichtungen und Organisationen teilnehmen bzw. nicht teilnehmen? ............ 111
3.3
Wie lassen sich die Angebote, an denen Kinder und Jugendliche mit Behinderung teilnehmen,
charakterisieren? ............................................................................................................................................ 112
3.4
Welchen aktuellen und zukünftigen Stellenwert hat das Thema Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in Einrichtungen/Organisationen der Kinder- und Jugendarbeit bzw.
Jugendsozialarbeit? ....................................................................................................................................... 114
4
Handlungsempfehlungen – Ein Modell zur Umsetzung von Inklusion in der Kinder- und
Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit in Baden-Württemberg ............................................................ 117
4.1
Aufbau einer öffentlichkeitswirksamen Strategie zur Erhöhung der Nachfrage, Elternarbeit,
Kontaktstellen, Kooperationen und Vernetzung .......................................................................................... 120
4.2.
Maßnahmen zur Förderung der internen Diskussion des Arbeitsauftrags und der Zuständigkeit;
Förderung von Öffnungsprozessen .............................................................................................................. 122
4.3
Maßnahmen zur Förderung von Angebotsentwicklung und -erprobung, Erweiterung des
Methodenrepertoires und der beruflichen Fachlichkeit .............................................................................. 124
4.4
Maßnahmen zur Förderung inklusiver Organisations- und Teamentwicklung, Schulungen,
Wissensaustausch, multidisziplinäre Teams, Beschäftigung behinderter Personen ............................ 127
Literatur ........................................................................................................................................................... 131
4
GegenstandundZielderExpertise
Ausgangslage
MitRatifizierungdersogenanntenUNͲBehindertenrechtskonvention(„ÜbereinkommenüberdieRechtevon
MenschenmitBehinderungen“)imJahr2006wurdendieRechtevonMenschenmitBehinderungsowieForͲ
derungenzurVerbesserungihrerLebenssituationnachdrücklichausformuliert.DieKonventionstelltMenͲ
schenmitBehinderungindenMittelpunkteinesinternationalenAbkommensundplädiertfürdieVerbesseͲ
rungihrergesellschaftlichenTeilhabeinallenrelevantenLebensbereichendesmodernenLebens.Dabeistellt
derBegriff„Inklusion“einKernelementdieserUNͲBehindertenrechtskonventiondarunddieAusformulieͲ
rungderdamitverbundenenRechteundForderungenwirdalseigentlichesInnovationspotenzialdieserKonͲ
ventiongesehen(vgl.beispielsweiseLindmeier2009).ZwarkanndieEngführungderVerwendungdesBeͲ
griffsInklusionimKontextdesThemasBehinderungkritisiertwerden,allerdingssahensichinderVerganͲ
genheitinsbesondereMenschenmitBehinderungimmerwiedermitAusgrenzungsͲundMarginalisierungserͲ
fahrungenkonfrontiert.Vondahererschienesdringendnotwendig,dasssicheineMenschenrechtskonventiͲ
onausdrücklichmitderVerbesserungderLebenssituationdieserPersonengruppebeschäftigt.1
DieForderungennacheinerVerbesserungderLebenssituationbehinderterMenschengehenallerdingsnicht
erstaufdasVertragswerkderVereintenNationenzurück.AlsVorläuferdieserKonventionkönnenverschieͲ
deneEntwicklungengenanntwerden,etwadieVerabschiedungderSalamancaErklärungimJahre1994,in
derdasThemaInklusionvorallemfürdenBereichSchulezueinempolitischenThemaerhobenwurde.Der
BeginnderUNͲBehindertenrechtskonventionbasiertweiterhinaufdemVorstoßeinzelnerLänder(v.a.MexiͲ
koundNeuseeland),derschließlichimJahr2006zurVerabschiedungderKonventionführte.Am13.12.2006
beschlossschließlichdieGeneralversammlungderVereintenNationendieKonventionüberdieRechtevon
MenschenmitBehinderung.KnappdreiJahrespäter,am26.März2009,tratdieseletztendlichauchin
DeutschlandinKraft(vgl.Flieger/Schönwiese2011;Schulze2011;Baumann2010;vergleichehierzuebenso
BMAS2011).
MitderpointiertenHochstilisierungdesBegriffsInklusioninVerbindungmit„Menschenrechten“gehteine
gesamtgesellschaftlicheBedeutungeinher.DieBehindertenrechtskonventionfordertdahereinevollumfängͲ
licheInklusion(„fullinclusion“),d.h.MenschenmitBehinderungsindalsvollwertigeMitgliedereinerGesellͲ
schaftmitallendazugehörigenBürgerrechtenundGrundfreiheitenzuverstehen.Gesamtgesellschaftlichsoll
gesichertwerden,dassdieseMenschenrechteselbstbestimmt,barrierefreiundwennnötigauchmitUnterͲ
stützungverwirklichtwerdenkönnen(vgl.Schulze2011,S.14f.;vgl.ebensoauchBMAS2009undAichele
2010).DieForderungnacheinemstärkeren„Einbezug“vonMenschenmitBehinderungingesellschaftlich
relevanteLebensbereiche,alltäglicheBezügeundsozialeSystemerichtetsichdabeinichtnurandieAdresse
derBehindertenhilfe,sondernbetrifftgleichermaßenallegesellschaftlichenAkteure.Diesbedeutet,dass
InklusionalsbehinderungsͲ,bildungsͲundsozialpolitischeAufgabeumgesetztwerdenmuss(vgl.Markowetz
2010,S.19;Meyer2013).
NebendenKernthemenBildungundArbeitbeziehensichdaherauchvieleBestandteilederUNͲBehindertenͲ
rechtskonventionaufdasThemenspektrumInklusioninderGemeindebzw.Teilhabeamgesellschaftlichen
undkulturellenLeben.HierbeizeigtsicheineDoppelperspektiveinderKonvention:
1
DiebesondereRelevanzderUNͲBehindertenrechtskonventionzeigtsichdarin,dasssieeineLückeinderTraditionderbisherverͲ
fasstenMenschenrechtskonventionenschließt:Indenvergangenen60JahrenwurdenMenschenmitBehinderungiminternationalen
Menschenrechtsdiskursnochwenigbeachtet.BeispielsweisefehlteinderAntiͲDiskriminierungsklauseldererstenMenschenrechtsͲ
erklärungdieausdrücklicheErwähnungvonMenschenmitBehinderung,wohingegenAlter,GeschlechtundethnischeHerkunftexpliͲ
ziterwähntwurden(vgl.Schulze2001,S.12.).
5
x
x
FormuliertwerdeneinerseitsForderungennachVerbesserungenimBildungswesen(Artikel24)und
aufdemArbeitsmarkt(Artikel27)sowiezumAufͲundAusbauderMöglichkeitengemeindeintegrierͲ
tenWohnens(Artikel19).EinSchwerpunktbildetweiterhindasRechtaufTeilhabeindenBereichen
Sport,Kultur,ErholungundFreizeit(Artikel30).DieRechtevonKindernundJugendlichenmitBeͲ
hinderungfindendarüberhinausexpliziteBeachtung(Artikel7).2
NebendiesenForderungenlassensichaberandererseitsauchHinweiseinderKonventionfinden,die
demThemaInklusioneinepädagogischeundsozialpsychologischeDimensionverleihen.Sofordert
beispielsweisederArtikel8verstärkteBemühungenzurBewusstseinsbildungfürdieBelangebehinͲ
derterMenschenunddamiteineSensibilisierungderBevölkerung.AusdiesemGrundebeinhaltetdie
UNͲBehindertenrechtskonventiongleichermaßendieVerpflichtungzumAbbaustrukturellerSonderͲ
wegealsauchForderungenhinsichtlichvonBemühungeninRichtungeinesgesellschaftlichenUmͲ
denkensundsozialenLernensinderBevölkerung.
NahezuzeitgleichzurRatifizierungderUNͲBehindertenrechtskonventionwurdeinDeutschlandder13.KinͲ
derͲundJugendberichtveröffentlicht,diesesMalmitdemFokusGesundheit.DasAnliegenvonbehinderten
KindernundJugendlichenwurdedabeidurchgängigmitberücksichtigt.DurchdieAussagendes13.KinderͲ
undJugendberichtssowieaufgrundderForderungenderBehindertenrechtskonventionrückteschließlichdie
InklusionsdebatteauchzunehmendstärkerindenBlickpunktderJugendhilfe(vgl.Voigt2013,S.212).Fürdie
KinderͲundJugendarbeitsowieJugendsoziarbeitsinddieobendargestelltenbeidenPerspektivengleicherͲ
maßenrelevant:Indemaktuellentwickelten„IndexzurUmsetzungvonInklusionvonKindernundJugendliͲ
chenmitBehinderung“gehtesbeispielsweiseeinerseitsumdieÖffnungderAngebote,wasaucheinenAbͲ
bauvonZugangsbarrierenbedeutet.GleichzeitigistdieKinderͲundJugendarbeitaberauchaufgefordert,
eine„inklusiveKultur“imSinnevonBewusstseinsbildungaufzubauenundzuetablieren(vgl.Meyer/KieslinͲ
ger2014).ProzessederBewusstseinsbildungundSensibilisierungkönnensichdabeinach„innen“,alsoinͲ
nerhalbvonEinrichtungen,VerbändenoderOrganisationenvollziehen,denkbaristaberauch,dassdieKinͲ
derͲundJugendarbeitsowieJugendsozialarbeitdabeihilft,entsprechendeBildungsprozessebeiderBevölkeͲ
runganzuregen,etwaimSinnevonAktionenzurSensibilisierungvonKindernundJugendlichenmitBehindeͲ
rung.AusdiesemGrundeistdasThema„InklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderung“gleichͲ
ermaßenHerausforderung(Öffnung,VeränderungvonStrukturenundAngeboten)alsauchChance(BeͲ
wusstseinsbildung).
DieHerausforderungenfürdieKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitergebensichausdenjeweiligen
ArtikelnderUNͲBehindertenrechtskonvention.VonbesondererRelevanzsindhierbeidieArtikel7,24,19
und30:InArtikel7stehtvorallemdieGleichberechtigung,diefreieMeinungsäußerungsowiedieBeteiliͲ
gungvonKindernmitBehinderungimVordergrund,Artikel24fokussiertaufeinestärkereInklusionvonKinͲ
dernmitBehinderungimBildungssektor.IndenArtikeln19und30gehteshingegenumInklusionimGeͲ
meinwesen,d.h.dassMenschenmitBehinderungebensodieMöglichkeithaben,ihreWohnungunddiejeͲ
weiligeLebensformfreiwählenzukönnenundauchallekulturellenAngebote,alleErholungsͲ,SportͲund
Freizeitangebote,sowiesämtlichegemeindenahenDienstleistungen,nutzenzukönnen,dieauchnichtbehinͲ
dertenMenschenoffenstehen.Diesbedeutetdannauch,dasssichallerelevantenAkteureeinesGemeinweͲ
sens(z.B.Vereine,Verbände,dieörtlicheSpielͲ,SportͲundKulturinfrastruktur,kommerzielleundnichtkomͲ
merzielleFreizeiteinrichtungen)beiderUmsetzungvonInklusionengagierenundbeteiligensollen.AusdieͲ
semGrundemüssenauchdieTrägerderKinderͲundJugendarbeitsowieJugendsozialarbeitihrebisherigen
Angebotsstrukturen,ZugangswegeundTeilnahmevoraussetzungenüberprüfenundkritischhinterfragen.
2
DieBedürfnissevonKindernundJugendlichenmitBehinderungwurdenzwarbereitsinderimJahre1989beschlossenenKinderͲ
rechtskonvention (CRC) in Artikel 23 berücksichtigt, allerdings mangelte es trotz der Unterzeichnung der Kinderrechtskonvention
nachwievoraneinerkonsequentenUmsetzungderInklusionvonKindernmitBehinderung(vgl.Schulze2011,S.13)
6
DassInklusionaberaucheinChancefürdieKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitist,ergibtsichaus
folgenderÜberlegung:Artikel8verweistbeispielsweiseexplizitaufdieBedeutungvonBewusstseinsprozesͲ
seninderBevölkerung.IntendiertsindderAbbauvonVorbehaltenundBerührungsängstensowiedieVerͲ
meidungkonkreterDiskriminierungsprozesse.DiessolleinhergehenmiteinerSensibilisierungfürdieBelange
vonMenschenmitBehinderung,waswiederumeinerKulturderToleranzundUnterstützungdienlichist.
InsofernwerdendieeherrechtlichͲsozialpolitischenForderungenderBehindertenrechtskonventionaneiniͲ
genStellendurchsozialpsychologischeundpädagogischeÜberlegungenergänzt.Diesemehrdimensionale
VorgehensweisehatauchimHinblickaufdieInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderungihren
Grund:DamitdiesegleichberechtigtsämtlichegemeindenahenDienstleistungennutzenundihreFreizeit
nachihrenInteressenundNeigungenentsprechendverbringenkönnen,müssenvorallemTeilhabehinderͲ
nisse,BarrierensowieSonderwegesystematischabgebautwerden.Paralleldazusolltenaberauchderen
UnterstützungsbedarfestetsimBlickbleibenundentsprechendistAkzeptanzvonVielfaltsowie„InklusionsͲ
bereitschaft“inderBevölkerunggefragt.ZusätzlichzurÖffnungdesGemeinwesensunddemAbbauvon
ZugangsbarrierenoderSonderwegenbestehtdaherimmerauchdieNotwendigkeiteinesAufbausgeeigneter
UnterstützungsstrukturenundSensibilisierungineinemgegebenenSozialraum.DieVeränderungvongesellͲ
schaftlichenStrukturenundRahmenbedingungenhinzueinerinklusivenGesellschaftumfasstdahergleichͲ
ermaßensozialpolitische,infrastrukturellealsauchpädagogischeundsozialpsychologischeMaßnahmenund
Interventionen(vgl.Meyer2013).FürdieKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitergibtsichdamitquaͲ
sidieChance,eine„Vorreiterrolle“einnehmenzukönnen(vgl.hierzuauchDannenberg/Dorrance2010,
2011),weilindiesenBewusstseinsbildungsͲundSensibilisierungsprozesseneinhohesgesellschaftlichesPoͲ
tentialfürTrägerderJugendhilfewurzelt.Aufgrunddesniedrigschwelligen,freiwilligen,ergebnisoffenenund
partizipativenZugangskanndieKinderͲundJugendarbeitBegegnungenhervorragendinszenierenundmoͲ
derieren.Aberauchnach„außen“hinkönnensolcheBildungswirkungenentfaltetwerden,etwainFormvon
Aktionen,FreizeitenundVeranstaltungen.SowerdenwichtigesozialeLernprozesseinnerhalbvonEinrichͲ
tungenundAngeboten,aberauchimSozialraummöglich.
DiegenanntenÜberlegungenstehenindirektemEinklangmitdenvonRauschenbachu.a.(2010)beschriebeͲ
nen„PotenzialenderJugendarbeit“.Bildungspotenziale,Verantwortungspotenziale,GemeinschaftspotenziaͲ
leundIntegrationspotenzialebildengleichermaßenAusgangspunktalsauchZielsolcherinklusivenProzesse
undVorhaben.DiesePotenzialekönntenhervorragenddafürgenutztwerden,InklusioninderPraxisumzuͲ
setzenundgleichzeitigzurFörderungeinerinklusivenKulturinderGesellschaftbeizutragen.Ausdiesem
Grundeverwundertesauch,dassdiefachlichenundpolitischenDebattenzumThemenbereichInklusionsich
aktuellvorallemaufdieHandlungsfelderSchuleundKindertagesstättenkonzentrieren.Vielzuwenigwerden
hingegendiePotenzialeinderKinderͲundJugendarbeitbzw.Jugendsozialarbeitdiskutiert.Soerfährtdieses
HandlungsfeldbeispielsweiseauchimNationalenAktionsplanderBundesregierungzurVerwirklichungder
UNͲBehindertenrechtskonventionnureinegeringeBeachtung.LediglichdasKapitel„InformationundPräͲ
sentation“erwähntunterdemStichwort„Bildungsarbeit“dieMöglichkeit,dassKinderundJugendlichemit
BehinderungimVereinslebenteilnehmenunddortihreInteressenverwirklichenkönnen.WasdieMöglichͲ
keitengesellschaftlicherundpolitischerPartizipationbetrifft,wirdbeispielsweiseaufdasInstrumentvon
KinderͲundJugendparlamentenverwiesen(vgl.Voigts2013,S.214).
Allerdingsmusshierbeikritischreflektiertwerden,inwieferndieseBeteiligungsformwirklichgeeignetist,um
eineumfassendeBeteiligungvonKindernundJugendlichenmitBehinderungzuermöglichen(zudenkenist
beispielsweiseankognitiveBeeinträchtigungen).GundaVoigts(ebd.,S.214)siehtdabeidieGefahr,„dass
derAnsprucheinerPartizipationvonKinderundJugendlichenmitBehinderungeninallensiebetreffenden
AngelegenheitenhiermitvonBeginnanadabsurdumgeführtwird“.
7
Nebendieserpolitischen„Vernachlässigung“desThemaszeigtauchdieunmittelbarePraxis,dassnochwenig
dokumentiertepraktischeErfahrungenmitderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungin
derKinderͲundJugendarbeitbzw.Jugendsozialarbeitvorliegen.DiesverdeutlichtaucheineehernochüberͲ
schaubareAnzahlanStudienoderOrientierungsͲundArbeitshilfenzudiesemThema(vgl.dazuausführlich
Kapitel1.3.3).Recherchenzeigen,dasseszweieinschlägigeUntersuchungenzurTeilnahmevonKindernund
JugendlichenmitBehinderunganAngebotenderKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitinDeutschͲ
landgibt.DiesisteinmaleinebundesweiteBefragungvonJugendzentrenimRahmeneinerquantitativen
ErhebungdesDeutschenJugendinstituts(Seckinger2014)sowieeinequalitativeStudiezurTeilnahmevon
KindernundJugendlichenmitBehinderunginderJugendverbandsarbeit(Voigts2013).HingegenliegenhäuͲ
figerErgebnissezumThemaLebensͲundFreizeitsituationvonKindern/JugendlichenmitBehinderungaus
demBereichderEingliederungshilfe(z.B.Kieslinger/Meyer2014)oderaussonderpädagogischerundbehinͲ
derungssoziologischerPerspektivenvor(z.B.Markowetz/Cloerkes2000;Stein/OrthmannBless2009).
AusdengenanntenGründenistdasdurchdasbadenͲwürttembergischeSozialministeriumgeförderteVorͲ
habeneinerBestandserhebunginklusiverAngeboteundAktivitätenimBereichderKinderͲundJugendarͲ
beit/Jugendsozialarbeitausdrücklichzubegrüßen.
AufbauderExpertise
DieExpertisesollAuskunftüberbestehendeAngebote,aberauchüberzukünftigdenkbareundwünschensͲ
werteAktivitätenzurUmsetzungvonInklusioninderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitgeben.
DazuwerdenverschiedeneBefragungenmitTrägernderJugendarbeit/JugendsozialarbeitinBadenͲ
Württembergdurchgeführt.AufBasisdieserBefragungensollenSchlussfolgerungenabgeleitetwerden,die
dannalsHandlungsempfehlungenfüreinlandesweitesKonzeptzurInklusionvonKindernundJugendlichen
mitBehinderunginderKinderͲundJugendarbeitundJugendsozialarbeitgenutztwerdenkönnen.VonAnͲ
fangansollendabeialleFormenvonBehinderung(psychischeBeeinträchtigungen,körperlicheBehinderung,
LernͲundgeistigeBehinderungen,Sinnesbeeinträchtigungen)berücksichtigtwerden.DieExpertisegliedert
sichindreiTeile:
1) ZuBeginnerfolgteinetheoretischeAuseinandersetzungmitdemBegriffderBehinderungsowiemit
demdieExpertiseleitendenInklusionsbegriff.ImAnschlussdaranwerdensowohltheoretischeÜberͲ
legungenzudenAufgabenundHerausforderungeninderKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialͲ
arbeitpräsentiert,alsauchdieErgebnissebestehenderUntersuchungenzurUmsetzungvonInklusiͲ
oninderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitanalysiert.ZieldertheoretischenAuseinanͲ
dersetzungistsowohldieKlärungdesBehinderungsͲundInklusionsbegriffsalsauchdieDefinition
vonZugangsbarrieren,RahmenbedingungenundHerausforderungeneinerinklusivenPraxisinder
KinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit.DasaufBasisdiesertheoretischenBestimmungentwiͲ
ckelteWissenwirdzurEinordnungderErgebnissederBestandserhebungverwendet(siehePunkt2).
2) DenKernderExpertisebildenempirischeUntersuchungen,mitdemZiel,diebisherigenErfahrungen
mitdemThemaInklusioninderKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitsystematischzudokuͲ
mentieren.DieErgebnissebasiereninsbesondereaufeinerflächendeckendenOnlineͲBefragungmit
AkteurenausallenrelevantenHandlungsfeldernderKinderͲundJugendarbeitbzw.JugendsozialarͲ
beitinganzBadenͲWürttemberg(n=570).ZieldieserBefragungwares,einensystematischenÜberͲ
blicküberdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungindenjeweiligenAngeboͲ
tenundMaßnahmenzubekommen.VonbesonderemInteressesindzudemdieAnforderungenund
Barrieren,diesichbeidieserTeilnahme/Inanspruchnahmestellen.AufBasisdieserflächendeckenͲ
denUntersuchungwurdenanschließendnoch45TelefoninterviewssowiedreiFallstudienmitausͲ
gewähltenAkteurendurchgeführt,umbestimmteAspekteundTrendaussagennochzuvertiefen.
8
3) DenAbschlussderExpertisebildenHandlungsempfehlungenzurweiterenkonzeptionellenAusgeͲ
staltunginklusiverAngeboteundStrategien.HierzuwurdeeinModellentwickelt,dasfacettenreich
dieAnforderungenbeiderUmsetzungeinerinklusivenPraxisabbildensoll.BestandteildesModells
sinddievierEbenen„AufbaueineröffentlichkeitswirksamenStrategiezurErhöhungderNachfrage“,
„interneDiskussiondesArbeitsauftragsundderZuständigkeit“,„EntwicklungundErprobunggeeigͲ
neterAngebote,beruflicheFachlichkeitundMethodenrepertoire“sowie„AnstrengungenimBereich
derOrganisationsentwicklung,AufbaueinerinklusivenOrganisationskultur“.FürallevierEbenen
werdenentsprechendeHandlungsempfehlungenpräsentiert.
DieempirischenUntersuchungen(Punkt2)bilden,wiegesagt,dasKernstückderExpertise.InsgesamtwurͲ
denhierbeidreiAnalyseschrittedurchgeführt(vgl.Abbildung1):
•
•
•
Baustein1:Flächendeckende,badenͲwürttembergweiteBestandserhebungder„Praxis“vonInkluͲ
sionvonKindernundJugendlichenmitBehinderunginEinrichtungenderKinderͲundJugendarbeit/
JugendsozialarbeitmittelseinerOnlineͲBefragung(Rücklauf:570Fragebögen).AnfänglichwargeͲ
plant,dieBefragungübereinesystematischeStichprobenziehungnachHandlungsfeldernoder
Landkreisendurchzuführen(z.B.QuotenstichprobeodergeschichteteStichprobe).NacheingehenͲ
derDiskussionimProjektteamwurdejedochentschieden,dieBefragungmitHilfeeinerOnlineͲ
BefragungnachdemSchneeballeffektvorzunehmen.Angeschriebenwurdendazu:Landesweite
bzw.überregionaleDachverbändeundArbeitskreisederKinderͲundJugendarbeitsowieverschieͲ
deneDachorganisationenvonJugendverbänden,derSchulsozialarbeitundderMobilenJugendarͲ
beit.DieBefragungzieltedaraufab,einenerstenÜberblickdarüberzubekommen,welcheAkteure
inderKinderͲundJugendarbeitsowieJugendsozialarbeitbereitsErfahrungenmitderInklusionvon
Kindern/JugendlichenmitBehinderunghabenundwelcheErfahrungensiedabeigesammelthaben.
EinweiteresZielistes,ausgewählteBeispieleidentifizierenzukönnen,diedannineinerzweiten
Wellevertieftbefragtwerdenkonnten(sieheBaustein2und3).
Baustein2(VertiefteBestandaufnahme):NachdererstenSichtungderErgebnissewurdenausgeͲ
wählteAkteureimRahmenvonTelefoninterviewszumZweckederVertiefungeinigerFragestellunͲ
generneutbefragt.DieAuswahldieserEinrichtungenundOrganisationenerfolgteaufBasisvorab
definierterKriterien.Hauptkriteriumwardabei,dassbereitsErfahrungenmitderTeilnahmevon
KindernundJugendlichenmitBehinderungvorliegenmussten.BeidenanderenAuswahlkriterien
wurdedaraufgeachtet,möglichstvielfältigeBereicheabzudecken(z.B.unterschiedlicheHandlungsͲ
felder,DauerderErfahrungenmitinklusivenAngeboten,verschiedeneFormenderBehinderung).
DiesezweiteBestandsaufnahmedientderVertiefungausgewählterFragestellungen(z.B.Artder
Aktivitäten,notwendigeVoraussetzungenundRahmenbedingungenbeiderDurchführung,usw.).
Realisiertwurdeninsgesamt45TelefoninterviewsmiteinerDauervonca.30Ͳ45Minuten.Neben
statistischenKennzahlenstehenhierbeiinsbesonderequalitativverwertbareInformationenim
Zentrum,etwaimHinblickaufstrategischeFragenderPlanung,GestaltungundUmsetzungvon
TeilhabemöglichkeitenfürKinderͲundJugendlichemitBehinderung,ArtderAngebote,ErfahrunͲ
gen,FortͲundWeiterbildungsbedarfesowieEmpfehlungenandiePolitik.DietelefonischeBefraͲ
gungwurdevollständigvomKooperationspartnerKUBUSe.V.durchgeführt.
Baustein3:Vertiefte„Fallstudien“mitdreiausgewähltenAkteurenausdenBereichenJugendkulͲ
turarbeit,offeneJugendarbeitundSportförderung.DieseFallstudiensollenzurVertiefungvonErͲ
fahrungensowiezurDokumentationorganisatorischerundinhaltlicherVoraussetzungendienen.
DieAuswahlbasiertaufHinweisenausdenTelefoninterviewsunddurchgeführtwurdendieFallͲ
studiendannimRahmenvonausführlichen,etwaeinstündigenGesprächen(persönlich,telefoͲ
nisch).DieErgebnissewerdenindieAuswertungderTelefoninterviewsmiteinbezogen.
9
Abbildung1:ForschungsdesignundAufbauderempirischenUntersuchungen
ImAnschlussandieUntersuchungenerfolgteeinequantitativeAuswertungderOnlineͲBefragungsowieder
TelefoninterviewsimHinblickaufbestimmteKennzahlen(z.B.ErfahrungenmitderTeilnahmevonKindern
undJugendlichenmitBehinderung,AngebotsinhalteundͲstrukturen,benötigteRessourcen,FortͲundWeiͲ
terbildungsaktivitäten,usw.).ErgänzenddazustehenaufgrundderTelefoninterviewsundfallspezifischen
InterviewsauchnochqualitativeDatenzurVerfügung,dieimHinblickaufErfahrungen,Empfehlungen,usw.
ausgewertetwerdenkönnen.
AlsResultatderErhebungenkanneineZusammenstellungvonbestehendenErfahrungenerfolgen.EinwichͲ
tigerAspektistdabeiauchdieAuseinandersetzungmitverschiedenenAngebotsformen.Diedokumentierten
ErfahrungenkönnendaraufhinmitdenjeweiligenAngebotsformenverbundenundzueinerTypologieverͲ
dichtetwerden.DadurchwerdenauchspezifischeFacettenderAngebotsnutzung(z.B.ArtundReichweite
derAngebote,gemischtevs.selektierendeAngebote,ChancenundGrenzen)deutlich.AufBasisdieserZuͲ
sammenstellungderErgebnissewerdenschließlichHandlungsempfehlungenzurFörderungvonMaßnahmen
zur(weiteren)UmsetzungvonInklusioninderKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitinBadenͲ
Württembergabgeleitet(Kapitel4).BestandteildieserEmpfehlungensindbeispielsweise:
a)
b)
c)
d)
10
dieNotwendigkeiteineröffentlichkeitswirksamenKampagnezurErhöhungderNachfrageundPräͲ
senzvonKindernundJugendlichenmitBehinderunginOrganisationenundEinrichtungenderKinderͲ
undJugendarbeit/Jugendsozialarbeit,
dieFörderungvonorganisationsinternenAuseinandersetzungsprozessenmitdenForderungender
UNͲBehindertenrechtskonventionundinderFolgemitentsprechendenÖffnungsprozessen,
dieFörderungvonAngebotsentwicklungundͲerprobunginFormvonProjektensowieeinefachdiͲ
daktischeundberufspolitischeFundierungaufBasisdesEinbezugsderrelevanten(FachͲ)Verbände,
sowie
dieUnterstützungintraͲundinterorganisationalerLernprozessedurchWissensaustausch,KooperatiͲ
onundVernetzung.ExpliziterBestandteildieserEmpfehlungenistfernereinVorschlagzurInitiierung
undGestaltungeinesFortbildungsprogrammsfürhauptamtlichundehrenamtlichTätigeinderKinͲ
derͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit.
1
InklusionalsAufgabeundChancefürdieKinderǦundJugendarǦ
beit/JugendsozialarbeitinBadenǦWürttemberg–eineGegenstandsǦ
undStandortbestimmung
1.1
TheoretischeBetrachtungenzumBegriffBehinderung:WelcherBehindeǦ
rungsbegriffliegtdemBerichtzugrunde?
ͳǤͳǤͳ ‡Š‹†‡”—‰ƒŽ•”‡…Š–Ž‹…Š‡ǡ‡†‹œ‹‹•…Š‡—†•‘œ‹ƒŽ‡ƒ–‡‰‘”‹‡
Behinderungkannrechtlich,medizinischoderauchsozialͲbzw.kulturwissenschaftlichdefiniertwerden.KlasͲ
sischerweisespieltdiemedizinischeDiagnostikeinezentraleRollebeiderGewährungvonLeistungenund
nimmtdaheraucheinenprominentenStellewertbeiderDefinitionvonBehinderungein.3Hierbeibesteht
aucheinwichtigerZusammenhangzwischenderrechtlichenunddermedizinischenDefinition.Imneunten
Sozialgesetzbuch(SGBIX)wirdBehinderungbeispielsweisefolgendermaßendefiniert:
„Menschensindbehindert,wennihrekörperlicheFunktion,geistigeFähigkeitoderseelischeGesundheitmithoher
Wahrscheinlichkeitlängerals6MonatevondemfürdasLebensaltertypischenZustandabweichenunddaherihre
TeilhabeamLebeninderGesellschaftbeeinträchtigtist.(…).“(§2SGBIX,Absatz1;HervorhebungdurchT.M.)
DieSchwächeneinersolchenmedizinischenundaucheherdefizitärenSichtweiseaufBehinderungwerden
seitlangemdiskutiert.InderDefinitionwirddeutlich,dasskörperlicheFunktionsbeeinträchtigungen,geistige
MinderleistungoderpsychischeErkrankungendieUrsachefürBeeinträchtigungenbeiderTeilhabeamLeben
inderGemeinschaftsind–daraufverweistdasimobigenZitatmarkierteWörtchen„daher“.DieTeilhabeam
LebeninderGemeinschaftistaberhäufignicht(nur)deswegenerschwert,weilMenschenkörperliche,geisͲ
tigeoderseelischeBehinderungenhaben,sonderninsbesondereaufgrundbestimmterZugangsbarrierenund
verwehrterTeilhabechancen.
AuchderindenletztenJahrzehntenstattgefundeneAufͲundAusbaueineszwarhochdifferenziertenund
effizientenabergleichzeitigauchseparierendenundaussonderndenAngebotsspektrumsderBehindertenhilͲ
fewurzeltindiesermedizinischgeprägtenSichtweise,diesichletztendlichaufdenPrimatder„Behandlung“
beruft:
„DasVerständnisvonBehinderungalsKrankheithatdazugeführt,dassder`Behandlung´alleweiterenBezügeder
Person,insbesondereihreAnsprücheaufeineselbstbestimmteLebensführunguntergeordnetwerden.(…).DieZuͲ
schreibungeinerBehinderunglöstdie`Behandlung´abvonderindividuellenLebenssituation,diedurcheineBeͲ
einträchtigungundkonkreteBenachteiligungenundAusgrenzungenimAlltaggekennzeichnetist.(…).Derdurch
einemedizinischdiagnostizierteBehinderungbegründeteUnterstützungsbedarf,hatdieEntstehungeinesaufBeͲ
hinderungspezialisiertenSondersystemsbegünstigt,indemnichtRollevonMenschenmitBehinderungalsautoͲ
nomeRechtssubjekte,sonderndieexpertendominierteBehandlungimVordergrundsteht.“(Rohrmann2014,S.
243f.)
3
DieOrientierunganeinemsolchenmedizinischenBehinderungsbegriffhatdeswegeneinesohoheBedeutung,weilLeistungsbeͲ
rechtigungendamitverbundensind.DasMerkmal„Behinderung“stehtimGrundeengmitderBewilligungvonUnterstützungsleisͲ
tungeninVerbindung.ZuverschiedenenLebensbereichen,etwaWohnen,Bildung,Arbeit,Freizeit,lassensichdannentsprechende
Leistungsbausteineerschließen,diees–imSinnedersogenanntenEingliederungshilfe–MenschenmitBeeinträchtigungenermögliͲ
chensollen,einLebenmitUnterstützungführenzukönnen.HierfürbekommensievonGesetzeswegenUnterstützunginFormvon
einrichtungsgebundenenbzw.ambulantenLeistungenoderAssistenz.
11
EineAbkehrvondereherdefizitorientierten,medizinischenSichtweiseforderndaherVertreter/inneneiner
sozialͲoderkulturwissenschaftlichenPerspektive.IndiesemVerständnisistBehinderungzuallerersteine
sozialeKategoriebzw.Konstruktion,unddieTeilhabemöglichkeitenangesellschaftlichenVollzügenlassen
Behinderungletztendlicherstmanifestwerden.DaherwirdaufeinenZusammenhangzwischenZuschreiͲ
bungsprozessenunddendamiteinhergehendenAusgrenzungsdimensionenverwiesenundeinekritische
AuseinandersetzungmitsolchenZuschreibungenliegtnahe.AusdiesemGrundebeschäftigensichVertreͲ
ter/innensozialͲkonstruktivistischerund/oderkulturwissenschaftlicherDisziplinen(„DisabilityStudies“)mit
derFrage,waseigentlichunter„Behinderung“zuverstehenist(vgl.hierzuetwaDederich2007,Kastl2010,
Waldschmidt2005,2007,Windisch2014).BeispielsweisezeigensozialhistorischeStudien,dassderBegriff
derBehinderungsichkeineswegsimmereinheitlichdarstellt(vgl.dazuexemplarischz.B.Vanja2007,HoffͲ
mann2007,Mürner2003).ZentralistzudemdieErkenntnis,dassBehinderungvonUmweltfaktorenabhängt,
sprich:vonTeilhabemöglichkeitenundBarrieren.ProgrammatischisthierbeiderLeitsatz:ManistnichtbeͲ
hindert,manwird„behindert“(vgl.z.B.Schulze2011,S.15).
WiestarkdieseEtikettierungsprozessewirken,wirddeutlich,wennmansichvergegenwärtig,wiedieBeanͲ
tragungvonUnterstützungsleistungenmitdemEtikett„Behinderung“zusammenhängen:
„UmZugangzudenLeistungenzuerhaltenwirdvonihnenverlangt,dasssieihreSituationderBenachteiligungmit
derZuschreibungdesLabelsder`Behinderung´alsAbweichung`vondemfürdasLebensaltertypischenZustand´(§
2SGBIX)anerkennenlassen,umZugangzudenUnterstützungsleistungenzuerhalten.“(Rohrmann2014,S.242)
AuchwenndiesesozialͲkonstruktivistischeAuseinandersetzungmitdemBehinderungsbegriffzueinerbeͲ
rechtigtenKritikundEntzauberungeinerreinmedizinischorientiertenBetrachtungsweisebeigetragenhaͲ
ben,führendieweiterenÜberlegungendennochineingewissesDilemma:DiekritischeAuseinandersetzung
mitderSichtweisedermedizinischenDiagnostiksowiemitdenAuswirkungenvongesellschaftlichenZuͲ
schreibungsprozessenistzwarrichtigundwichtig.EineDekonstruktiondesBehinderungsbegriffsbeinhaltet
aberauchdasParadoxon,dassMenschenmitBehinderungnurAnspruchaufLeistungenderBehindertenhilͲ
fehaben,wenngleichzeitigeine„Behinderung“attestiertwird.DekonstruktionwürdedemnachstrenggeͲ
nommenaucheinVerlustanLeistungsansprüchenbedeuten.
DieUNͲBehindertenrechtskonventionverbindethingegenmedizinischemitsozialwissenschaftlichenAnnahͲ
menundträgtdamiteinemganzheitlichenbioͲpsychoͲsozialenBehinderungsmodell(sieheKapitel1.1.2)
Rechnung:
„ZudenMenschenmitBehinderungzählenMenschen,dielangfristigekörperliche,seelische,geistigeoderSinnesͲ
beeinträchtigungenhaben,welchesieinWechselwirkungmitverschiedenenBarrierenandervollen,wirksamen
undgleichberechtigtenTeilhabeanderGesellschafthindernkönnen“(VereinteNationen2008,Artikel1,HervorͲ
hebungdurchT.M.).
EinsolchesBehinderungsverständnisistelementar,daessichvoneinerdefizitorientiertenSichtweise,und
voneiner,inderPersondesbehindertenMenschenursächlichgesehenenProblematik,löst:
„AlsBehinderunggeltendemnachSituationenundBedingungenderBeeinträchtigungenvonAktivitätenundder
PartizipationmitBlickaufeineselbstbestimmteLebensführungaufgrundnegativerWechselwirkungenzwischen
MenschenundihrersozialenundphysikalischenUmwelt(Kontextfaktoren).EntscheidendistsomitdieDimension
derFolgenundnichtdieTatsacheeiner,wieimmerauchgearteten,StörungoderSchädigungkörperlicher,psychiͲ
scheroderkognitiverFunktionenoderStrukturen.NichtdiePersonistbehindert,sonderndieSituationderBehinͲ
derungentstehtdurchdienegativeWechselwirkungderGegebenheiteneinerPersonaufdereinenundderdes
KontextesaufderanderenSeite.(…)Diesesoffene,andenFolgenorientierteVerständnislöstsichvomsozialͲ
rechtlichenBehinderungsverständnis(…)“(Beck2013,S.136,HervorhebungdurchT.M.)
12
ͳǤͳǤʹ ‡”‡Š‹†‡”—‰•„‡‰”‹ˆˆ‹†‡”Ǧ‡Š‹†‡”–‡”‡…Š–•‘˜‡–‹‘—†‹†‡”–‡”ƒ–‹‘Ǧ
ƒŽ‡Žƒ••‹ˆ‹ƒ–‹‘†‡”—–‹‘•ˆ¡Š‹‰‡‹–ǡ‡Š‹†‡”—‰—†
‡•—†Š‡‹–ȋȌ
DasVerständnis,dassBehinderungnurinWechselwirkungmiträumlichen,sozialen,sprachlichenoderandeͲ
renumweltbezogenenBarrierengedeutetwerdenkann,ziehtsichdurchdengesamtenTextderBehinderͲ
tenrechtskonventionderVereintenNationen:
„(…)inderErkenntnis,dassdasVerständnisvonBehinderungsichständigweiterentwickeltunddassBehinderung
ausderWechselwirkungzwischenMenschenmitBeeinträchtigungenundeinstellungsͲundumweltbedingtenBarͲ
rierenentsteht,diesieandervollen,wirksamenundgleichberechtigtenTeilhabeanderGesellschafthindern,(…)“
(VereinteNationen2008,PräambelderUNͲBehindertenrechtskonvention)
AuchindieserFormulierungderPräambelwirddie„WechselwirkungzwischenMenschenmitBeeinträchtiͲ
gungenundeinstellungsͲundumweltbedingtenBarrieren“nochmalsdeutlichherausgestellt.Behinderungist
dahernichteinfachnureine„Diagnose“,BehinderungentstehtfernerinständigerWechselwirkungmitder
Umwelt,sprichmitBarrieren.DieseSichtweisebeziehtgleichermaßenaucheinSpektrumanTeilhabeͲund
VerwirklichungschancenmitindieBetrachtungein.
DiesesVerständnisstehtimKontexteinesParadigmenwechselsinderPolitikfürMenschenmitBehinderung
sowieinHandlungsfeldernderBehindertenhilfe,welcherbereitsseitlängererZeitEingangindietheoretiͲ
scheundpraktischeAuseinandersetzungmitdemBegriffBehinderunggefundenhat.DasinderUNͲ
BehindertenrechtskonventionimZentrumstehendeBehinderungsverständnisspiegeltdabeiauchdasinnoͲ
vativeBehinderungsmodellinderneuentwickelten„InternationalenKlassifikationderFunktionsfähigkeit,
BehinderungundGesundheit“(InternationalClassificationofFunctioning,DisabilityandHealth–ICF)der
Weltgesundheitsorganisationwieder(vgl.WHO2005)4,welchesvoneinerMehrdimensionalitätdesBehindeͲ
rungsbegriffsausgeht.BehinderungentstehtindiesemModellimmeraufBasiseineskomplexenZusamͲ
menwirkensvonkörperlichenEinschränkungensowieumweltͲundpersonenbezogenenFaktoren.DieweͲ
sentlicheInnovationdiesesneuenKlassifikationsschemasist,dassdie„soziale“DimensionvonBehinderung
zunehmendindenBlickpunktderBetrachtungenrückt.AusdiesemGrundewirdinderICFeineWendehin
zueinem„bioͲpsychoͲsozialenBehinderungsmodell“eingeleitet.
DieICFstelltdenAspektder„funktionalenGesundheit“inRelationzuUmweltfaktorenbesondersheraus.
DerZustandderfunktionalenGesundheitwirdinderICFalsdasErgebnisderWechselwirkungzwischendem
GesundheitsproblemeinerPerson(definiertnachICD)unddenKontextfaktorenaufgefasst.Einebedeutende
RolleindiesemKonzeptspieltderBegriffder„Funktionsfähigkeit“.Funktionsfähigkeit(imEnglischen„funcͲ
tioning“)wirddabeiwiefolgtdefiniert:
„DerBegriffderFunktionsfähigkeiteinesMenschenumfasstalleAspektederfunktionalenGeͲ
sundheit.EinePersonistfunktionalgesund,wenn–vordemHintergrundihrerKontextfaktorenͲ
1.ihrekörperlichenFunktionen(einschließlichdesmentalenBereichs)undKörperstrukturendeͲ
neneinesgesundenMenschenentsprechen(KonzeptederKörperfunktionenundͲstrukturen),
2.siealldastutodertunkann,wasvoneinemMenschenohneGesundheitsproblem(ICD)erwarͲ
tetwird(KonzeptderAktivitäten),
4
Die„InternationalClassificationofFunctioning,DisabilityandHealth“isteinKlassifikationsinstrumentderWHO,daszwarprimärfür
denmedizinischenBereichentwickeltwurde,aberweitreichendeKonsequenzenfürdieAuseinandersetzungmitdemBegriffBehinͲ
derunghat.Esgehtdarum,mithilfedesICFdieindividuellenAuswirkungeneinerKrankheitoderBehinderungimAlltagzuidentifizieͲ
ren.GleichzeitigsollenmithilfedesICFaberbestimmteFaktoren(UmweltfaktorenundpersonenbezogeneFaktoren),diedarauf
Einflussnehmen,mitberücksichtigtwerden.
13
3.sieihrDaseininallenLebensbereichen,dieihrwichtigsind,inderWeiseunddemUmfangentͲ
faltenkann,wieesvoneinemMenschenohnegesundheitsbedingteBeeinträchtigungderKörperͲ
funktionenoderͲstrukturenoderderAktivitätenerwartetwird(KonzeptderPartizipation[TeilhaͲ
be]anLebensbereichen).“(WHO2005,S.4)
DerBegriffder„Funktionsfähigkeit“(bzw.functioning)beinhaltetdahersowohldenAspektkörperlicher,
geistigerundseelischerGesundheitalsauchdieMöglichkeitenzuAktivitätundTeilhabe.Damitwirdmit
diesemVerständniseinereinmedizinischeBetrachtungsweiseverlassen.Schuntermann(2006)betonthierͲ
zu:
„ZusätzlichzudenbioͲmedizinischenAspekten(KörperfunktionenundͲstrukturen),diedieEbene
desOrganismusbetreffen,werdenAspektedesMenschenalshandelndesSubjekt(Aktivitäten)
undalsselbstbestimmtesundgleichberechtigtesSubjektinGesellschaftundUmwelt(Teilhabe)
einbezogen.(...).DiegenanntenAspektegleichsamumhüllend,werdendieKontextfaktorender
betreffendenPersonindieBetrachtungeinbezogen,d.h.alleexternenGegebenheitenderWelt,in
derdiebetreffendePersonlebt(Umweltfaktoren),sowieihrepersönlichenEigenschaftenundAtͲ
tribute(personenbezogeneFaktoren).(...).MitdembioͲpsychoͲsozialenModellwurdeeinbedeuͲ
tenderParadigmenwechselvollzogen.FunktionaleProblemesindnichtmehrAttributeeinerPerͲ
son,sondernsiesinddasnegativeErgebniseinerWechselwirkung.“(ebd.,S.2f.)
InsgesamtbestehtindiesemMehrebenenmodelleineWechselwirkungzwischenbiologischenKomponenten,
UmweltfaktorenundMöglichkeitenzurAktivitätsowieTeilhabechancen.GrafischkanndieWechselwirkung
derindiesemModellinteragierendenVariablenwiefolgtdargestelltwerden:
Gesundheitsproblem
(Gesundheitsstörung oder Krankheit)
Körperfunktionen
und -strukturen
Umweltfaktoren
Partizipation
[Teilhabe]
Aktivitäten
Personbezogene
Faktoren
Abbildung2:DasbioͲpsychosozialeBehinderungsmodellderICF(Quelle:WHO2005,S.23)
IndemkomplexenModellderWHOwerdendieElementeTeilhabeundAktivitätnebendenmedizinischen
Faktoren(körperlicheundpsychischeBeeinträchtigungen)alseingleichberechtigterFaktorzurErklärungvon
Behinderungaufgenommen.DaessichindemModellumwechselseitigeDoppelpfeilehandelt,könnenalͲ
lerdingsverschiedeneLesartenerfolgen:Körperliche,kognitiveund/oderpsychischeBeeinträchtigungen
ziehennaturgemäßEinschränkungenindenBereichenTeilhabeundAktivitätnachsich.Aufderanderen
SeitehabenEinschränkungeninderTeilhabeundbeidenMöglichkeitenzuAktivitätenimmerauchAuswirͲ
kungenaufdiekörperlichen,kognitivenundpsychischenFähigkeitenundStrukturen.MitanderenWorten:
BehinderungserfahrungenkönnenauchdurchfehlendeTeilhabemöglichkeitenundAktivitätenverstärkt,
wennnichtsogarmitverursachtwerden.AusdiesemGrundekannBehinderungniemalsisoliertvonsozialen
Kontextfaktorenaufgefasstwerden.
14
UnterschiedlicheAspekteinderLebensweltvonMenschenmitBehinderung(d.h.auchdieMöglichkeitender
PartizipationundAktivität)beeinflussensichwechselseitig.EinewichtigeRollespielendabeidieUmweltfakͲ
toren.InsbesonderedieseUmweltfaktorenkönnendazubeitragen,dassBeeinträchtigungenimAlltagindiviͲ
duellsichtbarundspürbarwerden.AusdiesemGrundekanndieBereitstellungeinerbarrierefreienInfraͲ
strukturkompensierendwirken.DasGleichegiltfürTeilhabechancensowieMöglichkeitenderAktivität.DieͲ
seForderungenspiegelnsichwiederumimInklusionsparadigmadeutlichwieder(sieheKapitel1.1.3)
FürdenvorliegendenBerichtbedeutetdieszweierlei:ErstensistmitdemBegriffBehinderungnichtnurein
medizinischorientiertesVerständnisvonKörperstrukturen,geistigenFähigkeitenundseelischenZuständen
gemeint,sonderngleichermaßenauchdieVerhinderungbzw.ErschwerungvonTeilhabeͲundVerwirkliͲ
chungsmöglichkeiten.Zweitensisteswichtig,nichtnurMenschenimBlickzuhaben,dieeine„gesetzlich
definierte“Behinderunghaben,sondernauchMenschenindieBetrachtungeinzubeziehen,diesogenannte
„Behinderungserfahrungen“haben.DersogenannteGradderBehinderung(GdB)istzwareinwichtigesSeͲ
lektionskritieriumzurIdentifizierungvonMenschenmitBehinderungineinerbestimmtenPopulation,jedoch
kanndiesermedizinischͲrechtlichdefinierteGradderBehinderungnichtalleinAuskunftüberdieGesamtheit
allervonBehinderungserfahrungenbetroffenenMenschengeben.ZudenkenistbeispielsweiseanMenschen
mitpsychischenBeeinträchtigungen,diegleichermaßenAusgrenzungserfahrungenhaben,oderaberauchan
KindermirBeeinträchtigungenoderEntwicklungsverzögerungen,beidenennochkeinGdBdiagnostiziert
wurde.AusdiesemGrundefolgtderBerichteinemerweitertenVerständnisvonBehinderung,welchessich
eherandemTerminus„Teilhabebedarf“orientiert.
ͳǤͳǤ͵ ‡•…Š‡‹–‡Š‹†‡”—‰‹’ƒ—‰•ˆ‡Ž†œ™‹•…Š‡•–‹–—–‹‘ƒŽ‹•‹‡”—‰—†‡‹Ǧ
•–‹–—–‹‘ƒŽ‹•‹‡”—‰
DiebeschriebenenPerspektivenaufdasMerkmalBehinderungeröffnenweitreichendesozialpolitischeForͲ
derungen,wennmanbedenkt,dassdasLebenvonMenschenmitBehinderunghochgradigdurchInstitutioͲ
nenbestimmtwarundnochist(vgl.exemplarischdazuCloerkes/Kastl2007).Dieses„NetzanInstitutionen“
spiegeltsichvoralleminvorstrukturiertenLebensläufenund„beschützenden“Umweltenwieder,vonsonͲ
derpädagogischeBildungseinrichtungen,überWerkstättenfürbehinderteMenschenundstationären
Wohneinrichtungen,bishinzuorganisiertenFreizeitaktivitäten.ProfessionstheoretischfindetdieseInstitutiͲ
onalisierungihrenNiederschlaginstandardisiertenMethodenderUnterstützungundBetreuungbehinderter
Menschen.InstitutionalisierungumfasstdahernichtnurEinrichtungenundOrganisationen,sonderngleichͲ
ermaßensämtlicheObjektivierungsprozessehabitualisierterTätigkeiten,auchzuverstehenalsstandardisierͲ
teundaufDauerangelegteHandlungsabläufe(vgl.Berger/Luckmann2009,S.56f.).Institutionenhaben
schließlichwiederumdieKraft,sozialeKontrolleauszuüben,dieMenschenbeispielsweisedazu„zwingt“,
EntscheidungennacheinembestimmtenMusterzutreffenundTätigkeitennacheinembestimmtenAblauf
auszuüben(vgl.ebd.,S.58f.).
FürdieBetrachtungdesBegriffsBehinderungistdiesesVerständniselementar,denndasLebenvonMenͲ
schenmitBehinderungwirdnichtnurdurchEinrichtungenundOrganisationen,sondernauchdurchstandarͲ
disierteUnterstützungssettingsbestimmt.AuchwennindenletztenJahrenvielfältigeEntwicklungeninder
Behindertenhilfezuverzeichnenwaren,spieltderCharakterder„Institutionalisierung“durchausnocheine
gewisseRolleinderLebensweltbehinderterMenschen.Deinstitutionalisierungsprozessezielendaherdarauf
ab,vorstrukturierteLebenspläne,„Sonderwelten“sowiestandardisierteUnterstützungssettingskritischzu
hinterfragen.Grunddafürist,dasssolche„besondernden“InstitutionalisierungenimmerauchAuswirkungen
aufdasweitereLebenhaben.Diesesindnichtzuverwechselnmit„Exklusion“,wieRohrmann(2014)kritisch
anmerkt.ErsprichthierunterBerufungaufdieAutorenGöbelundSchmidtvon„Hyperinklusion“(ebd,S.
241):
15
„DieLebenslagevonMenschenmitBehinderunglässtsichdurchihrestarkeAbhängigkeitvonSoͲ
zialsystemenmitstarkennormativenVorgabenfürdieindividuelleLebensführungkeineswegsals
Exklusionbeschreiben,sonderneherals`Hyperinklusion´,(…)Lebenssituationen,diedurcheine
derartigeEinbindungineinFunktionssystemgeprägtsind,diedenZugangzuanderenFunktionsͲ
systemenerschwerenoderblockieren.(…).DurchdieSondersystemederBehindertenhilfewerden
ÜbergängeundZusammenhängevonLebensbereichenkonstruiert,diefürdasLebeninmodernen
Gesellschaftenuntypischsind“
IndiesemVerständnisistnichtdasMerkmal„Behinderung“UrsachevonmangelndenTeilhabechancenund
schlechterenEntwicklungsbedingungen,sondernderUmgangdamitimRahmenvonInstitutionalisierungen.
AusdiesemGrundehängenDeinstitutionalisierungundInklusionzusammen:ErstderAbbauvon„Sonder“Ͳ
InstitutionenermöglichtdemnachdieEinbeziehungingesellschaftlichrelevanteSysteme.Geradefürden
hiervorliegendenBereichderLebenssituationvonKindernundJugendlichenmitBehinderungistdiesePerͲ
spektivezentral,denngemäßdesobenskizzierten,mehrdimensionalenBehinderungsbegriffsspielenjainsͲ
besonderedieTeilhabechancenundKontextfaktoreneinewichtigeRollebeiderManifestationvonBehindeͲ
rung.Institutionalisierte„Sonderwege“wirkensichdemzufolgebereitsimKindesalternegativaufdieLeͲ
benschancenvonKindernundJugendlichenmitBehinderungaus:
„DennderBesuchvonSondereinrichtungenwirktsicherschwerendaufdenZugangzuaußerschuͲ
lischen Regelangeboten, gerade auch in der Freizeit, aus (…), der Status `Sonderschulabgänger´
bzw.`sonderpädagogischförderungsbedürftig´mindert(…)dieChancenberuflicherTeilhabe,eine
selbstbestimmte Lebensführung und die Eingebundenheit in soziale Netzwerke“ (Beck 2013, S.
137)
GemäßdenAusführungenzumbioͲpsychoͲsozialenBehinderungsmodellderICFeröffnenDeinstitutionalisieͲ
rungsprozessedaherauchweitreichendere,neueTeilhabeͲbzw.Partizipationsmöglichkeitenundtragenzur
VerbesserungderLebenslagevonMenschenmitBehinderungbei.
AufgrundderpolitischenVerpflichtungzumehrTeilhabevonMenschenmitBehinderungimgesellschaftliͲ
chenGefügeergibtsichdieForderung,dasssichauchdieKinderͲundJugendarbeitbzw.dieJugendsozialarͲ
beitandiesenEntwicklungenbeteiligtundDeinstitutionalisierungsprozessemitvorantreibt,indemsieihre
DienstleistungenundAngebotefürdiesePersonengruppeöffnet.
1.2
TheoretischeBetrachtungenzumBegriffInklusion:WelchesInklusionsverǦ
ständnisliegtdemBerichtzugrunde?
ͳǤʹǤͳ Ž—•‹‘ƒŽ•‡•…Š‡”‡…Š–•‘”‹‡–‹‡”–‡ǡ•‘œ‹ƒŽ’‘Ž‹–‹•…Š‡—†’¡†ƒ‰‘‰‹•…Š‡‘”†‡”—‰
DieobigeAuseinandersetzungmitdemBehinderungsbegriffinderUNͲBehindertenrechtskonventionundin
derICFistTeileinerDiskussion,inderderBegriff„Behinderung“mehrundmehrinRichtungTeilhabeund
Inklusiongelenktwird.Hierbeiwirddeutlich,dassspezifische„Sonderwege“sowieverwehrteTeilhabechanͲ
cenundbestehendeBarrierenengmitdemPhänomenBehinderungzusammenhängenundsomitAusͲ
gangspunktsozialpolitischerBemühungenwerdenmüssen.
BereitsseiteinigenJahrenundverstärktseitdemInkrafttretenderUNͲBehindertenrechtskonventioninder
BundesrepublikDeutschlandwirddieseDiskussionintensivunterVerwendungdesBegriffs„Inklusion“geͲ
führt.ZwarerfährtdieserBegriffdurchdieUNͲBehindertenrechtskonventioneineEngführung,weilersich
dortinersterLinieaufdieRechteundLebensumständevonMenschenmitBehinderungbezieht.Jedochist
dieseEngführungdesBegriffes„Inklusion“durchauslegitim,dainsbesondereMenschenmitBehinderungin
denletztenJahrzehntenzahlreicheMarginalisierungsͲundBesonderungserfahrungensammelnmussten:
16
„Menschen mit Behinderung sind(…) durch ihre stärkere Abhängigkeitvon Unterstützung in beͲ
sonderer Weise von Risiken der Verletzung ihrer GrundͲ oder Menschenrechte durch staatliche
MaßnahmenunddurchStigmatisierungbedroht.“(Rohrmann2014,S.243)
ImFallevonMenschenmitBehinderungtrugdieSituationinderVergangenheitausdiesemGrundedazubei,
eineMenschenrechtskonventionzuverabschieden,dieinsbesonderediesePersonengruppeindenBlick
nimmt.Rohrmann(ebd.,S.244)sprichthiervon„MenschenrechtsverletzungenimSozialstaat“.Unabhängig
davongehtesbeidemTerminusInklusionaberinersterLiniedarum,TeilhabeͲ,EntwicklungsͲundVerwirkliͲ
chungschancenvonMenschenzusichern,dieaufgrundvorhandenerverͲbzw.behindernderStrukturenvon
unterschiedlichstenExklusionsmechanismenbetroffensind.DieseFacetten–menschenrechtsorientierteund
gleichzeitigsozialpolitischeForderungen–lassensichindenFormulierungenderUNͲBehindertenrechtsͲ
konventionimmerwiederfinden.AusdiesemGrundeistsieauchwegweisendfürdieUmsetzungvonInkluͲ
sionvonMenschenmitBehinderung.
AllgemeinkannderBegriff„Inklusion“vondemlateinischenBegriff„inclusio“(alsVerb:„includere“)abgeleiͲ
tetwerdenundbedeutetwörtlichübersetzt„Einschließung“oder„Enthaltensein“.Inklusionzieltdaherab
aufdasEinbeziehenvon(EinzelͲ)TeileninundzueinemGanzenbzw.aufdenEinschlussallerTeileineinem
Ganzen.InklusionbedeutetdaherimmerauchunbedingteZugehörigkeitundgesichertesozialeTeilhabe,
undzwarvonAnfangan.IndiesemVerständniskanndasInklusionskonzeptalseine„Optimierung“odereine
Art„erweitertesVerständnis“vonIntegrationgedeutetwerden(vgl.beispielsweiseHinz2003,2004,2010).
InderFolgerichtensichdanndieArgumentegegeneinegesellschaftlicherzeugteAussonderungoderSelekͲ
tion,beispielsweiseimSchulwesen.InklusionstelltdahereinGegenmodellzumselektierendenCharakterder
bisherigenschulischenPraxisdar;InklusionistdahereinAnsatz,
„deraufderBasisvonBürgerrechtenargumentiert,sichgegenjedegesellschaftlicheMarginalisierung
wendet und somit allen Menschen das gleiche volle Recht auf individuelle Entwicklung und soziale
TeilhabeungeachtetihrerpersönlichenUnterstützungsbedürfnissezugesichertsehenwill.FürdenBilͲ
dungsbereichbedeutetdieseinenuneingeschränktenZugangunddieunbedingteZugehörigkeitzuallͲ
gemeinenKindergärtenundSchulendessozialenUmfeldes,dievorderAufgabestehen,denindividuͲ
ellenBedürfnissenallerzuentsprechenͲunddamitwirddemVerständnisderInklusionentsprechend
jederMenschalsselbstverständlichesMitgliedderGemeinschaftanerkannt.“(Hinz2006,S.98)
DieIdeederInklusiongehtfernervoneiner„Nichtteilbarkeit“einervonNaturausheterogenenGesellschaft
aus.ModerneGesellschaftenbestehenniemalsnuraushomogenenGruppen,sondernsindgeradedurch
ihreHeterogenitätgeprägt.DaVerschiedenheitquasi„normal“ist,machteineAufteilunginGruppenkeinen
Sinn.Der„Mehrwert“desInklusionskonzeptsistdeswegenauchvorallemdarinsuchen,dasseindiskriminieͲ
rendes„ZweiͲGruppenͲDenken“überwundenwerdenkann(Hinz2004/2010;kritischdazuWocken2010).
DasEinbezogenͲSeiningesellschaftlichrelevanteTeilsystemestehtdabeistetsamBeginnjederweiteren
Überlegung.Eswirdalsonichtversucht,MenschenmitBeeinträchtigungen„fit“füreinLebeninderGemeinͲ
schaftzumachen,indemsieimRahmenvonSonderinstitutionenentsprechendbetreutundunterstütztwerͲ
den(dieswürdedemsogenanntenIntegrationsparadigmaentsprechen).ImGrundewirddiePerspektive
umgedreht:AmAnfangstehtimmerdieNotwendigkeiteinerEinbeziehung,dieswirdalsChanceerkannt,mit
Vielfaltumzugehen.DieseEinbeziehungmachtdanneinenPerspektivenwechselnotwendig,indemgefordert
wird,dasssichgesellschaftlicheStrukturendenspeziellenErfordernissenvonMenschenmitBehinderung
anpassenmüssen(undnichtandersherum):
„Es geht nicht nur darum, innerhalb bestehender Strukturen Raum zu schaffen auch für Behinderte,
sondern gesellschaftliche Strukturen so zu gestalten und zu verändern, dass sie der realen Vielfalt
menschlicherLebenslagen–geradeauchvonMenschenmitBehinderungen–vonvornhereinbessergeͲ
rechtwerden.“(Aichele2008,S.12)
17
IndiesemZusammenhangistesebenaucherforderlich,sämtlicheBarrierenzurRealisierungdieserTeilhabe
zubeseitigen.DerGedankederInklusionistdaherdeutlichweitergefasstalsderBegriffder„Integration“,
weilerexplizitaucheineVeränderungbzw.WeiterentwicklungdergesellschaftlichenStrukturenfordert.
UnterRückgriffaufVernorMuñoz(zwischen2004bis2010amtierenderUNͲSonderberichterstatterzum
RechtaufBildung)lassensichdieKernaussagendesInklusionsparadigmaswiefolgtzusammenfassen(vgl.
Lindmeier/Lindmeier2012,S.180).Inklusionistdemnach:
x
eineAntwortaufExklusion,
x
dieBerücksichtigungvonVerschiedenheit,
x
dieBekämpfungdiskriminierenderHaltungen,
x
dieSchaffungwertschätzenderGemeinschaften,sowie
x
dasVerständnisvonindividuellenUnterschiedenalsChance.
DieseAufzählungverdeutlichteinerseitsdiemenschenrechtsorientierteReichweitedesThemas(Vermeidung
vonExklusion,u.a.durchdenAbbauvonZugangsbarrieren),gleichzeitigverweistsieaberauchaufForderunͲ
genvongesamtgesellschaftlicherunddamitsozialpolitischerRelevanz(BekämpfungdiskriminierenderHalͲ
tung,SchaffungwertschätzenderGemeinschaften).IndenFormulierungen„BerücksichtigungvonVerschieͲ
denheit“sowie„VerständnisvonindividuellenGemeinschaftenalsChance“tauchenzudemnochallgemeinͲ
pädagogischebzw.sozialpsychologischeFacetteninderArgumentationauf.Insofernverbergensichnicht
nurrechtlichͲsozialpolitischeForderungenhinterdemInklusionsbegriff,sonderngleichermaßenauchdie
NotwendigkeitsozialerLernprozesseundderAufbaueinerinklusivenHaltunginderGesellschaft.Inklusion
alspädagogischeForderungumfasstdabeididaktischeÜberlegungen,dieunterdenBegrifflichkeiten„InkluͲ
sivePädagogik“oder„Inklusionspädagogik“zusammengefasstwerden.GemeinsamistdiesenAnsätzen,dass
SieaufeineWertschätzungvonVielfaltabzielenundentsprechendesozialeLernprozessepädagogischinitiieͲ
renbzw.moderierenwollen.DazugehörtderAbbauvonVorurteilenundBerührungsängsten,aberauchdie
WertschätzunggegenüberdemAndersartigen.HeterogenitätundVielfaltsindindiesemVerständniskeine
SchrankengesellschaftlichenZusammenlebens,sondernbedeutenvielmehrChanceundRessource(abgeseͲ
hendavonistHeterogenitätundVielfaltindenmeistenmodernenGesellschaftenohnehineineRealität).
DieIdeevonInklusionbasiertdaheraufnormativͲethischen,sozialpolitischenund(sozialͲ/sonderͲ)pädagoͲ
gischmotiviertenForderungenundÜberlegungen.DieseMehrdimensionalitätbedeutet,dassInklusionnur
danngelingenkann,wenneinerseitsgesellschaftlicheStrukturensogestaltetwerden,dasssiedenBedürfͲ
nissenund,wennnötig,UnterstützungsbedarfenallerBürger/inneninpluralistischenGesellschaftenentͲ
sprechen.DarüberhinausmüssendieseBürger/innendenInklusionsgedankenaberauchmittragen,d.h.
gesellschaftlicheVeränderungenundInnovationensolltenmitentsprechendensozialenLernprozesseneinͲ
hergehen.TreffendformulierenhierzuSeiffertundSteffens(2009):„InklusionistmehralsWohnenimStadtͲ
teil“(ebd.,S.11).Letztendlichistdaherzuvermuten,dassdieUmsetzungvonInklusionnurdanngelingen
kann,wennalledieseBetrachtungsebenen–d.h.rechtlichͲsozialpolitischeVeränderungenaufdereinen
SeitesowiegesamtgesellschaftlicheLernprozesseaufderanderenSeite–gleichermaßenberücksichtigtwerͲ
den.Diesimpliziertdannauch,dassInklusionbereitsamBesteninderLebensweltvonKindernundJugendliͲ
chenansetzenmuss(vgl.Meyer2013)
18
ͳǤʹǤʹ ‹‡ œ‡–”ƒŽ‡ ‘”†‡”—‰‡ †‡” Ǧ‡Š‹†‡”–‡”‡…Š–•‘˜‡–‹‘ ƒŽ• ‡‰”ò†—‰•œ—Ǧ
•ƒ‡Šƒ‰ˆò”†‹‡š’‡”–‹•‡
InderimJahr2006verabschiedetenUNͲBehindertenrechtskonvention(„ÜbereinkommenüberdieRechte
vonMenschenmitBehinderungen“)wurdendieRechtesowieForderungenzurVerbesserungderLebenssiͲ
tuationundTeilhabechancenvonMenschenmitBehinderungausdrücklichundfacettenreichthematisiert.
BegriffewieBarrierefreiheit,Chancengleichheit,Inklusion,SelbstbestimmungundPartizipationkönnenals
zentraleLeitbegriffederUNͲBRKverstandenwerden(vgl.Baumann2010).
DaBehinderungimZugedesobenbeschriebenenParadigmenwechselsnichtmehralleinalsfunktionale
Schädigung,sondernimmernurinWechselwirkungmitBeeinträchtigungenvonAktivitätsͲundTeilhabemögͲ
lichkeitenbegriffenwerdenkann,istderAbbauvonBarrierensowiedieVerbesserunggesellschaftlicherTeilͲ
habeeinKernanliegenderKonvention.AusdiesemGrundewirdinderKonventionbeispielsweisegefordert,
dassKindernundJugendlichenmitBehinderungderBesuchvonRegelschulenermöglichtwerdensoll(Artikel
24).GleichesgiltfürdenAbbauvonZugangsbarrierenaufdemerstenArbeitsmarkt(Artikel27).
BesondereRelevanzfürdieExpertisehabenjedochdieArtikel19und30inderBehindertenrechtskonventiͲ
on.DortwirddieForderungformuliert,dassjedemMenschenmitBehinderung(oder:BehinderungserfahͲ
rung)dieMöglichkeiteröffnetwerdensoll,nichtnurinderGemeindeintegriertzuleben,sondernauchalle
Dienstleistungennutzenzukönnen,dieauchnichtbehindertenMenschenoffenstehen.5MenschenmitBeͲ
hinderungsindsomitalsMitgliedereinerGesellschaftmitdendazugehörigenBürgerrechtenundGrundfreiͲ
heitenzuverstehen.SomitstehtIhneneingleichberechtigterZugangzurallgemeinenInfrastruktur,zum
institutionellenundaußerschulischenBildungssystem,zumsozialenundkulturellenLebensowiezurPolitik
zu.EineweitereRelevanzfürdieseExpertisehatfernerderArtikel8,weilernebendenForderungeneiner
besserenZugänglichkeitzugemeindenahenDienstleistungenundAngebotenexplizitauchaufdieBedeutung
vonBewusstseinsprozesseninderBevölkerungverweist.Demnachistparalleldazubeizutragen,dassVorurͲ
teileabgebautwerdenundsomitauchsozialeDiskriminierungsprozessevermiedenwerden.
DamitMenschenmitBehinderunggleichberechtigtinderGemeindeleben,arbeitenundihreFreizeitverͲ
bringenkönnen,müssenalsogesellschaftlicheAusgrenzungsprozesseundBarrierenabgebautwerden.ParalͲ
leldazumussaberauchdieUnterstützungvonMenschenmitBehinderungimGemeinwesengewährleistet
seinundgegebenenfallsdieAkzeptanzinderBevölkerungverbessertwerden.ZusätzlichzumAbbauvon
BarrierenbestehtdaherimmerauchdieNotwendigkeiteinesAufbausgeeigneter(ambulanter)UnterstütͲ
zungsstrukturen,dieÖffnungdesGemeinwesenssowiedieSensibilisierungundBeteiligungderBürgerinnen
undBürger(inArtikel8derBehindertenrechtskonventionwirdbeispielsweiseexplizitaufdiese„BewusstͲ
seinsbildung“undentsprechende„Kampagnen“verwiesen).DieVeränderungvongesellschaftlichenStruktuͲ
renundRahmenbedingungenhinzueinerinklusivenGesellschaftumfasstdahergleichermaßensozialpolitiͲ
sche,infrastrukturellealsauchpädagogischeundsozialpsychologischeMaßnahmenundInterventionen(vgl.
Meyer2013).GemeinhinstelltdieVerwirklichungvonInklusiondahereinebehinderungsͲ,gesamtgesellͲ
schaftsͲundbildungspolitischeAufgabedar(vgl.Markowetz2010,Meyer2013).
5
Artikel19(“UnabhängigeLebensführungundEinbeziehungindieGemeinschaft“)sowieArtikel30(„TeilhabeamkulturellenLeben
sowieanErholung,FreizeitundSport“):Artikel19fordertbeispielsweisedasRechtbehinderterMenschenaufeinLebeninderGeͲ
meinde.ExpliziterBestandteildiesesArtikelsist,dasssichallerelevantenEinrichtungenundDienstleistungeneinesGemeinwesens
(z.B.auchVereine,Verbände,kommunaleKinderͲundJugendarbeit,kommerzielleundnichtkommerzielleFreizeiteinrichtungen,
usw.)beiderUmsetzungvonInklusionengagierenundbeteiligensollen.Eingeschlossensinddaherausdrücklichauchallgemeine
Dienstleistungen,dieallenMenschenineinemGemeinwesenoffenstehen.InArtikel30(„TeilhabeamkulturellenLebensowiean
Erholung,FreizeitundSport“)wirdweiterhindirektaufdieNotwendigkeitvonInklusionindenBereichenSpiel,Freizeit,Sport,ErhoͲ
lungundaußerschulischerBildungverwiesen.
19
Inklusionbedeutetinsgesamt(ZugangsͲ)BarrierenvollständigabzubauenundTeilhabechancenvollumfängͲ
lichzuermöglichen.GemäßdemVerständnis,dassesnichtnurumrechtlichͲpolitischeVeränderungengeht,
sind„BarrierenindenKöpfen“gleichermaßenindieserForderungeingeschlossen.MitZugangsbarrierensind
daherkeinesfallsnurräumlicheBarrierengemeint,sonderngleichermaßenauchsprachlicheBarrieren,soziaͲ
leBarrieren(wieBerührungsängste,Vorurteile,Diskriminierung),aufgabenbezogeneBarrieren(z.B.imHinͲ
blickaufSportarten,Spielabläufe,usw.)oderinstitutionelleBarrierenwiebestimmteZugangsvoraussetzunͲ
gen(etwafürdieMitgliedschaftineinemVereinoderfüreineTätigkeitaufdemallgemeinenArbeitsmarkt).
InklusionbezeichnetalsoallgemeindasBestreben,einGemeinwesensozugestalten,dassalledarinlebenͲ
denMenschenteilhabenkönnenundZugangzusämtlichenbedeutsamenLebensbereichenundDienstleisͲ
tungenhaben.InklusiongehtdaherHandinHandmitderNotwendigkeitderÖffnungeinesSozialraumsfür
MenschenmitBehinderung.DazumüssenBarrierenundZugangsvoraussetzungenabgebautwerdenunddie
Bevölkerungmussggf.fürdieBelangevonMenschenmitBehinderungserfahrungensensibilisiertwerden.
AufBasiseinersolchenkommunalenVerantwortungsollenFreizeitͲ,BildungsͲundBetätigungsmöglichkeiten
inderGemeindeerschlossenundVernetzungenzwischenverschiedenensozialenEinrichtungeneinesGeͲ
meinwesensangestoßenwerden(vgl.Seifert2008;Seifert/Steffens2009).
ͳǤʹǤ͵ Ž—•‹‘ƒŽ•Ƿ†‘’’‡Ž–‡Dz‡”•’‡–‹˜‡ǣ‹‡‘–™‡†‹‰‡‹–ǡ‡”•‘—†™‡Ž–‰Ž‡‹…Šœ‡‹Ǧ
–‹‰‹†‡Ž‹…œ—‡Š‡
IndenvorangegangenenAusführungenwirddeutlich:Inklusionistmehrals„nur“dasZugeständnisvon
RechtenoderderAbbauvonSonderinstitutionen.InklusionalsreinstrukturelleVeränderung(imSinnevon
Deinstitutionalisierung)verstanden,würdehierbeinochzukurzgreifen,denndie„Auflösung“vonSonderͲ
wegenundSondereinrichtungenführtnochnichtautomatischzueinersozialenInklusionvonMenschenmit
BehinderungindasgesellschaftlicheGefüge.ÄngstenundUnsicherheitenaufSeitenderMenschenmitBeͲ
hinderung(oderderenAngehörigen)stehenBerührungsängsteundVorbehaltevonSeitenderBevölkerung
gegenüber.VielegesellschaftlicheAkteurehattenaufgrundderbisherigenTrennungvonLebensweltenkaum
odergarkeinenKontaktmitMenschenmitBehinderung–diesbetrifftauchdieinKapitel1.2.2angesproͲ
chenenFreizeitͲ,SportͲ,BildungsͲundKulturangeboteimSozialraum.AufderanderenSeitebestehenaber
auch„Sorgen“beiMenschenmitBehinderungbzw.derenAngehörigen.ZustarkwiegthiernochdasParaͲ
digmaderobenbeschriebenenSonderwege,zugroßsinddieÄngste,obundinwiefernTeilnahmeͲundBetäͲ
tigungsmöglichkeitenimSozialraumdenBedürfnissenundBedarfenbehinderterMenschenentsprechen.
Zuletztfehltauchhäufigdas„Zutrauen“,alsMenschmitBehinderung(bzw.alsAngehörige)denWegzudieͲ
sensozialräumlichenAngebotenzusuchen.
ImHandlungsfeldderBehindertenhilfesinddieseEntwicklungenbereitsmehroderwenigerbekanntund
werdeninKonzeptenaufgegriffen.SomüssenFachkräftederBehindertenhilfeversuchen,Ressourcenim
Sozialraumzuerschließen,alsBrückenbauerzuörtlichenVereinenoderFreizeitangebotenzufungierenund
ggf.relevantePersonengruppenzusensibilisieren.EntsprechenderhältinsbesonderedieSozialeArbeitals
„Inklusionsmotor“zukünftigeinegemeinwesenorientierteAusrichtung:
„VordiesemHintergrundistdasKnüpfen,ErhaltenundStabilisierenvongemeinwesenbezogenen
NetzwerkeninderArbeitmitMenschenmitBehinderungvonhoherRelevanz.(…).WährendbisͲ
langdiepädagogischorientierteBegleitungundUnterstützungdesIndividuumszurTeilhabeam
allgemeinenLebenimVordergrundstand,istderRadiusderprofessionellenArbeitunterderZielͲ
perspektiveInklusionumdieAufgabeerweitert,BedingungeninderGemeindezuschaffen,die
Teilhabechancenstärken“(Seifert/Steffens2009,12).
AufderanderenSeitegiltesaberauch,diesichimSinnesozialräumlicherInklusionverselbständigenden
MenschenmitBehinderungauf„ihremWeg“indasGemeinwesenzuunterstützen:
20
„EinebevormundendeundfürsorgeorientierteUnterstützungspraxismusseinerKulturderpersoͲ
nenzentriertenUnterstützungundeinemHöchstmaßanEmpowermentweichen.Menschenmit
Behinderungenmüssenhierbeiermächtigtwerden,ihrLeben`selbstindieHand´zunehmen.DaͲ
zugehörtauch,persönlicheVorliebenzuentdecken,einenindividuellenLebensstilzuzulassen,
MitbestimmungsͲundEntscheidungsmöglichkeitenzuentwickelnundWegezuebnen,selbstbeͲ
stimmtansubjektivrelevantenLebensbereichen–vorallemimGemeinwesen–teilhabenzukönͲ
nen.“(Meyer2014a,S.36).
InklusionvonMenschenmitBehinderungbedeutetalso,eineArt„doppeltePerspektive“einzunehmen.Imke
Niediek(2010)hatdiesalsHerausforderungbenannt,„PersonundSozialraumgleichzeitigzudenken“(ebd.,
S.89).DieswirdauchdurchdieForderungenderUNͲBehindertenrechtskonventiongestützt.Aufdereinen
SeitesindAkteureeinesGemeinwesensaufgefordert,ZugangsmöglichkeitenzuihrenAngebotenundDienstͲ
leistungenzuerleichternbzw.zuschaffen,aufderanderenSeitemüssenMenschenmitBehinderung(bzw.
imFallevonKindernundJugendlichendieAngehörigen)aberauchzurNutzungundTeilnahmeandiesen
Angeboten„ermutigt“werden(vgl.Theunissen2014,S.253).Insofernentstehenfürinentsprechenden
HandlungsfelderntätigenFachkräfteneueAufgaben,diemitdenSchlagwortenSozialraumorientierungund
Personenorientierungumschriebenwerdenkönnen(vgl.dazuNiediek2010,Meyer2014a,2014b,TheunisͲ
sen2014,ausführlich:Theunissen2012).
DiesedoppeltePerspektivebedeutetfüralleAkteure,diesichderinklusivenIdeeöffnen,zweierlei:Aufder
einenSeitemüssendieindividuellenBedürfnissesowie(UnterstützungsͲ)BedarfevonMenschenmitBeeinͲ
trächtigunggenauindenBlickgenommenwerden.PersonenorientierungbedeutetdabeizunächstdasunͲ
bedingteErnstnehmenderjeweiligenWünscheundBedürfnisse(SelbstbestimmungstehthierimZentrum).
ZurRealisierungdieserWünscheundBedürfnissemussdannineinemzweitenSchrittüberlegtwerden,welͲ
cheUnterstützungderjeweiligeMenschbrauchtundwiedieseumgesetztbzw.organisiertwerdenkann.Auf
deranderenSeitesindparalleldazudiejeweiligensozialräumlichenBedingungenauszuloten.SozialraumoriͲ
entierungbedeutethierbei,dassentsprechendeStruktureninderunmittelbarenoderauchweiterensoziaͲ
lenUmweltdesMenschengeschaffenwerden,dieeineRealisierungderWünscheundBedürfnisseermögliͲ
chen.HierzumüssengegebenenfallsRessourcenimSozialraumerschlossen,weitereAkteureeinbezogen
oderauch„Brücken“insGemeinwesengebautwerden.
AuchwasInklusionvonKindern/JugendlichenmitBehinderunginderKinderͲundJugendarbeitbzw.JugendͲ
sozialarbeitbetrifft,istdieser„doppelte“Blickessentiell:AufdereinenSeitemüssendieFachkräftesowohl
relevanteInformationenüberdieWünscheundBedürfnissealsauchüberdenjeweiligenUnterstützungsbeͲ
darfderteilnehmendenjungenMenschenmitBehinderunghaben.GegebenenfallsmüsseninKooperation
bzw.imAustauschmitAngehörigenoderDienstenderBehindertenhilfeentsprechendeInformationeneinͲ
geholtwerden.Weiterhinistzuüberlegen,wiedenBedürfnissenundBedarfenentsprochenwerdenkann,
eventuellauchinFormvonKooperationen.AufderanderenSeitesolltenbestehendeStrukturenundAngeͲ
boteparallelimHinblickaufEignung,BarrierefreiheitundTeilhabemöglichkeitengeprüftwerden.EntspreͲ
chendeRessourcenmüssenaktiviert,VeränderungenangegangenundgegebenenfallsmüssenandereBesuͲ
cher/innenoderTeilnehmer/innenauchsensibilisiertbzw.vorbereitetwerden.
UnabhängigdavonwirdimnächstenKapitelausführlichbegründet,dassdieHandlungsfelderderKinderͲund
Jugendarbeitbzw.JugendsozialarbeitmitihrerAusrichtungaufinformelleBildungsprozesse,Begegnungen,
Freizeitpädagogik,Spiel,Spaß,Geselligkeit,SportundKulturarbeithierbeieineSchlüsselrolleeinnehmen
könnten,dennnirgendssonstfindenBegegnungenzwangloserundunkomplizierterstattalsdort.DerVorteil
dieserHandlungsfelderistabernichtnurdiezwangloseZusammenkunftjungerMenschen,sondernauchdie
konsequenteAlltagsnähesowiedieinteressensͲ,ressourcenͲundbedürfnisorientierteVorgehensweis.AufͲ
grunddieserMerkmalewerdenProzesseinGanggesetzt,dieInklusionalssozialesLernfelderlebbarmachen.
21
1.3
InklusioninderKinderǦundJugendarbeit/JugendsozialarbeitalsHerausǦ
forderungundChance
ͳǤ͵ǤͳǤ ‹‡œ‡–”ƒŽ‡‘ŽŽ‡˜‘‹†‡”Ǧ—†—‰‡†ƒ”„‡‹–Ȁ—‰‡†•‘œ‹ƒŽƒ”„‡‹–„‡‹†‡”•‡–œ—‰
˜‘Ž—•‹‘
AusdeninKapitel1.2genanntenGründenistinsbesonderedieKinderͲundJugendarbeitbzw.auchdieJuͲ
gendsozialarbeiteinwichtigerMultiplikatorund„Motor“beiderUmsetzungvonInklusionimgesamtgesellͲ
schaftlichenGefüge:
„DieOffeneKinderͲundJugendarbeitistprädestiniertdafür,soziale,kulturelleundpersonaleBeͲ
gegnungenstrukturellanzulegen,zuermöglichenundzuleben(…).DieOffeneKinderͲundJuͲ
gendarbeitkannundmusssomitdieVorreiterrolleaufdemWegzurHerstellunginklusiverLernͲ
weltenundTeilhabeaufdemWegzueinerGesellschaftderVielfaltspielen“(Dannenbeck/DorͲ
race2011,S.210)
ObenwurdebereitsaufdieVorteileeinerzwanglosenZusammenkunftjungerMenschenverwiesen,innerͲ
halbdererinklusiveProzessealssozialesLernfeldumgesetztwerdenkönnen.DiederKinderͲundJugendarͲ
beitinnewohnendenLeitprinzipienspielendabeieinegroßeRolle:Freiwilligkeit,Niedrigschwelligkeit,ZuͲ
gänglichkeitfürallejungenMenschen,AlltagsͲundBedürfnisnähe,UmgangmitVielfalt,sowiedieErgebnisͲ
offenheitvielerAngeboteermöglicheneinsolcheszwanglosesZusammenkommenjungerMenschen.Die
BegegnungenlaufendabeiinangenehmerAtmosphäreab,wasdenPotenzialenzwischenmenschlicherKonͲ
taktezuträglichistundzueinemAbbauvonBerührungsängstenundVorbehaltenbeiträgt.Gestütztwird
dieseAnnahmedurchdiesogenannteKontakthypothesevonGordonAllport(ebd.1954;vgl.ebensoStürmer
2008).SeinerAnnahmennachverringertderpersönlicheKontaktzwischenverschiedenenGruppenVorurteiͲ
leunddiskriminierendeVerhaltensweisen.Allerdingshängtdiesauchstarkdavonab,inwelcherSituation
derKontaktstattfindet.ZusolchennegativenKontaktbedingungengehören(vgl.Jonas,Stroebe,Hewstone
2007,S.522):
x
x
x
dieKontaktsituationwirdalsbedrohlichempfunden(z.B.Wettbewerbssituationen)
dieKontaktsituationfindetineinerunangenehmenAtmosphärestatt.
derKontaktistnichthäufiggenug
DemnachführtalsoderbloßeKontaktnichtalleinzueinemAbbauvonBerührungsängstenundVorurteilen.
EsmüssenspezifischeBedingungenhinzukommen,durchdiederKontakterstzueinerVerringerungvon
VorurteilenundsozialerDiskriminierungbeitragenkann,undeinigedieserBedingungensindindenHandͲ
lungsfeldernderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeithochgradigerfüllt:
x
x
x
x
eineangenehmeAtmosphäre
keineWettbewerbssituation
gleicherStatusallerTeilnehmer/innen(eswerdenkeineUnterschiedegemacht)
BegleitungundUnterstützungdurchFachkräfteoderInstitutionen
DesWeiterenisteswichtig,dassdieKontakteregelmäßigunddauerhaftstattfinden.DiesgiltesimHandͲ
lungsfeldderKinderͲundJugendarbeitbzw.Jugendsozialarbeitnochstärkerzuberücksichtigen.Weiterhin
sindübergeordneteZielewiedasArbeitenaneinemgemeinsamenProduktoderdieDurchführungvon
GruppenaktivitätenohneWettbewerbscharakterzentral(positiveInterdependenz).WerdendiesePunkte
berücksichtigt,könneninklusiveGruppenprozessesehrgutumgesetztwerden(vgl.Meyer2013).
22
DiesePotenzialehabenabernichtnurfürdieInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderunginder
KinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitselbsteinewichtigeBedeutung,sietragenauchzurSensibiliͲ
sierungundBewusstseinsbildunginderGesellschaftentscheidendbei.IndiesemZusammenhanggiltes,die
AufgabederKinderͲundJugendarbeitsowiederJugendsozialarbeitindiesemKapitelgenauerzupräzisieren.
ZuallererstergibtsichderAuftrag,diebestehendenAngebotefürKinderundJugendlichemitBehinderung
zuöffnen.DieForderungnacheinersolchenÖffnungderLeistungenderJugendhilfefürKinderundJugendliͲ
chemitBehinderungkannkonkretausArtikel19derUNͲBehindertenrechtskonventionabgeleitetwerden.
DieallgemeinenAussagenindiesemArtikelimplizieren,„dassHilfenfürKinderundJugendlichenichtvon
separatenEinrichtungenundDienstenangebotenwerden.KindernundJugendlichenmitBehinderungmuss
dasgesamteSpektrumderLeistungenderJugendhilfeoffenstehen.AnzustrebenistdahernichteinesonͲ
derpädagogischeErweiterungdesLeistungsangebots,sondernderAufbauvonprofessionellemWissenzur
EntwicklunginklusiverStruktureninallenBereichenderJugendhilfe.“(Rohrmann2014,S.247)Daneben
erfülltdieJugendhilfeaberimmerauchdenAuftrageineranwaltschaftlichenVertretungjungerMenschen.
NebenderZugänglichkeitderAngebotekommtAkteurenderJugendarbeitdaheraucheinquasipolitischer
Auftragzu:DieInteressensvertretungjungerMenschenmitBehinderungunddamitzusammenhängenddie
SensibilisierungdesGemeinwesensfürdieBelangebehinderterKinderundJugendlicher.
DerAuftragderoffenenKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitimHinblickaufdieUmsetzungvon
InklusionundderForderungenderUNͲBehindertenrechtskonventionhatzweiSeitenundbeziehtsichauf:
x
x
a)einenstärkerenEinbezugunddieBeteiligungvonKindernundJugendlichenmitBehinderungan
ihrenAngeboten,sowie
b),dieUnterstützungihrerBeteiligungsͲundAneignungsmöglichkeitenimSozialraumbzw.inden
Kommunen.
IndieserHinsichtkommtderKinderͲundJugendarbeiteineArtDoppelfunktionzu:SiemusseinerseitsversuͲ
chen,dieTeilnahmedieserKinderundJugendlichenanihrenAngebotenundDienstleistungenzuerleichtern,
andererseitsistsieaberauchaufgefordert,dieBeteiligungsmöglichkeitendieserPersonengruppekommuͲ
nalpolitischzustärken(vgl.Beck2013,S.139).EsgehtkurzgesagtumdenAufbauinklusiverStruktureninͲ
nerhalbderEinrichtungenundOrganisationen,genausoaberauchumSensibilisierungundBewusstseinsbilͲ
dungimSozialraum.DamitkommtihrnichtnureineModerationsfunktion„nachinnen“(d.h.gegenüber
anderenBesucher/innenoderTeilnehmer/innen),sondernaucheineBildungsfunktion„nachaußen“(SensiͲ
bilisierungderBevölkerung,anwaltschaftlicheFunktion,usw.)zu.
InsbesonderedieJugendverbandsarbeiterfüllthierbeihistorischbetrachteteineSchlüsselrolle,giltsiedoch
alsInbegriffderJugendbeteiligung,fungiertalsSprachrohrderjungenMenschenunderfüllteinezentrale
anwaltschaftlicheFunktion.DochinsbesondereindiesemBereichgibteseinengroßenNachholbedarf,was
denEinbezugunddieVertretungvonKindernundJugendlichenmitBehinderungbetrifft:
„JugendverbändegehörenzudenwenigenAkteuren,diedieInteressendieserKinderundJugendͲ
lichenvehementunddurchgängigüberalleföderalenEbenenhinwegthematisierenundfürsie
eintreten.Kritischangemerktwerdenmuss,dassdabeibisherKinderundJugendlichemitkörperliͲ
chen,geistigenoderseelischenBehinderungenzuwenigimBlicksind.“(Voigts2013,S.215)
ͳǤ͵Ǥʹ –‡ŽŽ‡™‡”– †‡• Š‡ƒ• Ž—•‹‘ ‹ †‡” ‹†‡”Ǧ —† —‰‡†ƒ”„‡‹–Ȁ—‰‡†•‘œ‹ƒŽƒ”„‡‹–
•‘™‹‡ƒ–—‡ŽŽ‡”‘”•…Š—‰••–ƒ†
DiepolitischenForderungenunddamiteinhergehendeNotwendigkeitzurÖffnunggegenüberderPersonenͲ
gruppebehinderterKinderundJugendlicheeinschließlicheinerentsprechendenSelbstverpflichtungderKinͲ
23
derͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitsolltenindenvorangegangenenKapitelndeutlichgewordensein.
AlszentraleFragestelltsichdaher,inwieferndiesePerspektiven„mittlerweileinEmpfehlungenundKonzepͲ
tenderoffenenund/oderverbandlichenKinderͲundJugendarbeitEinganggefundenhabenbeziehungsweise
obsichdiesesArbeitsfeldnebenderbisherigenVerpflichtunggegenüberderKinderrechtskonventionder
VereintenNationen(…)auchderBRKverschriebenhat“(Theunissen2014,S.253).
Theunissen(ebd.)weistindiesemZusammenhangdaraufhin,dasseskeineeinschlägigenwissenschaftlichen
StudienzudieserThematikgibt.TatsächlichverdeutlichenRecherchen,dasssichnebeneinzelnenUntersuͲ
chungenzumStellenwertvonInklusioninEinrichtungenundOrganisationenderKinderͲundJugendarbeit
sowiezurPräsenzundzurNutzungdieserAngebotedurchKinderundJugendlichemitBehinderung(beiͲ
spielhaft:Voigts2013,Seckinger2014,Kieslinger/Meyer2014)nurwenigkonzeptionelleLiteraturfinden
lässt.EinetiefergehendeAuseinandersetzungmitderFragederUmsetzungvonInklusionindiesemHandͲ
lungsfeldbzw.konzeptionelleGrundlagenwerdennurinsehrvereinzelten,ausgewähltenPublikationenverͲ
öffentlicht:Beispielhaftgenanntwerdenkönneneinmalder„IndexfürdieJugendarbeitzurInklusionvon
KindernundJugendlichenmitBehinderung“6(vgl.Meyer/Kieslinger2014)sowiediebeidenArbeitshilfen
„InklusioninderOffenenKinderͲundJugendarbeit–AnforderungenandiePraxis,Checkliste“(vgl.Oskamp
2013)und„allinklusive–PraxisderintegrativenJugendarbeit“(vgl.ForuminklusiverEvangelischerJugendͲ
arbeit2007,vgl.Voigts2013).AlledreiPublikationenerfüllendenZweckeinerArbeitsͲbzw.Umsetzungshilfe
undbeinhalteneineReiheanMethodenundBeispielen.VoneinzelnenVerbändenexistierenweiterhinspeͲ
zielleOrientierungen,PositionspapiereundUmsetzungshilfen,etwavonderNaturfreundejugendDeutschͲ
land(vgl.Drücker2009),vonderDeutschenJugendfeuerwehr(DeutscheJugendfeuerwehr2010)oderder
aktuellvomDeutschenBehindertensportverband(2014)herausgegebene„IndexfürInklusionimunddurch
Sport“.AufüberörtlicherEbenewurdezurUmsetzungvonInklusioninderJugendarbeiteineOrientierungsͲ
hilfeveröffentlicht,diejedocheheralsPositionspapiermitzusammenfassendenHandlungsempfehlungen
fungiert(vgl.BundesarbeitsgemeinschaftLandesjugendämter2012).DanebenlassensichnochweiterePubͲ
likationenfinden,indenender/dieinteressierteLeser/inverschiedene„BestͲPracticeͲBeispiele“oderauch
FortͲundWeiterbildungsmodulezumThemenspektrumInklusioninderKinderͲundJugendarbeitfindet(vgl.
zumBeispiel:ArbeitskreisG5/LandeszentraleTrägergruppenderKinder,JugendͲundJugendsozialarbeitin
NRW2015).WiederanderePublikationenbehandelnmethodischeFrageneinerinklusivenunddiversitätsͲ
sensiblenPädagogikinderJugendarbeit,wobeiesaberhäufigallgemeinumdenUmgangmitVielfaltundum
denAbbauvonDiskriminierungundRassismusgeht(vgl.zumBeispielDrückeru.a.2014).AusdemBereich
derJugendsozialarbeitliegenhingegennurwenigePublikationenzudemThemenfeldvor,wederbezogen
aufdiePräsenzundNutzungderAngebotedurchKinderundJugendlichemitBehinderung,nochalsUmsetͲ
zungsͲoderArbeitshilfe.EinigegrundlegendeArtikelzumThemaInklusioninderJugendsozialarbeitfindet
maninderPublikation„InklusioninHandlungsfeldernderJugendsozialarbeit“,dieinderReihe„Beiträgezur
Jugendsozialarbeit“veröffentlichtwurde(vgl.KooperationsverbundJugendsozialarbeit2012).DieDarstelͲ
lungenbeziehensichjedochvorallemaufdieFrageder„Zuständigkeit“unterderPerspektiveder„Stärken“
derJugendsozialarbeitsowieaufzukunftsweisendeStrategienunddieWeiterentwicklung(bestehender)
Angebote.DiskutiertwerdenvorallemdieHerausforderungenbeiderInklusioninderSchule,beimÜberͲ
gangSchuleundBerufsowiebeimJugendwohnen.ZentralistinsgesamtdieFrage,inwiefernder§13SGBVIII
imSinneeinerinklusivenPraxisausgelegtwerdensollte.
6
Insbesondereaufden„IndexfürdieJugendarbeitzurInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderung“wirdindenanͲ
schließendenKapitelnetwasausführlichereingegangen,daerimRahmeneinesdurchdasSozialministeriumBadenͲWürttemberg
gefördertenForschungsprojekts„InklusionsoffensivefürdieJugendarbeit“entstandenist.DieErgebnissewerdeninKapitel1.3.4
ausführlicherdargestellt.
24
GrößerangelegteempirischeStudienzurTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderunganAnͲ
gebotederKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitliegeninsgesamtnurvereinzeltvor.Vonbesonderer
BedeutungfürdieseExpertisesindvorallemdieStudienvonVoigts(2013),Seckinger(2014)undKieslinͲ
ger/Meyer(2014).DiejeweilsrelevantenErgebnissewerdenimFolgendenzusammenfassenddargestellt.
DieerstehiervorgestellteStudievonSeckinger(2014)stütztsichaufeinebundesweiteBefragungvonJuͲ
gendzentrenzurTeilnahmevonJugendlichenmitBehinderungandenAngebotendurchdasDeutscheJuͲ
gendinstitut(DJI)imJahr2011.Befragtwurdendabei1.115Einrichtungen.FolgendeErgebnisselassensich
zusammenfassen(vgl.Seckinger2014):
x
x
x
x
Quantitativgesehengebenknapp60%derbefragtenJugendeinrichtungenan,dasssieauchBesuͲ
cher/innenmitBehinderunghaben.AufderanderenSeitebedeutetdies,dassinfastjederzweiten
befragtenEinrichtungkeineKinderundJugendlichemitBehinderungdieAngebotenutzen.
DieEinrichtungen,dieauchBesucher/innenmitBehinderunghaben,gebenimSchnitteineAnzahl
vonknapp13Nutzer/innenmitBeeinträchtigungenan.DerMedianbeträgtjedochnursiebenBesuͲ
cher/innenmitBehinderung,d.h.mindestensdieHälftederbefragtenEinrichtungenhabensieben
oderwenigerBesucher/innenmitBehinderung.
WasdieverschiedenenBehinderungsartenbetrifft,sowirdamhäufigsten„Lernbehinderung“angeͲ
geben.7WürdemanalleEinrichtungenherausrechnen,dieBesucher/innenmitLernbehinderunghaͲ
ben,reduziertsichderAnteilanEinrichtungenmitNutzer/innenmitBehinderungauf48%.
InteressantindiesemZusammenhangist,dasskaum„Probleme“imHinblickaufdieUmsetzungvon
InklusionbeiderPersonengruppevonKindern/JugendlichenmitLernbehinderunggesehenwerden.
AndersstelltsichdiesjedochbeidenPersonengruppenmitgeistigenBehinderungen,MehrfachbeͲ
hinderungenundinsbesonderemitpsychischenBeeinträchtigungendar.HiersehenjeweilsmindesͲ
tens60%derEinrichtungen,dieauchNutzer/innenmitBehinderunghaben„Schwierigkeiten“.
EinrichtungenmitBesucher/innenmitBehinderungunterschiedensichvonEinrichtungenohneBesuͲ
cher/innenmitBehinderungineinigenPunkten:
x
x
x
EinwichtigesKriteriumstelltdabeidashauptamtlichePersonaldar.InEinrichtungenmithauptamtliͲ
chenMitarbeiter/innensindimVergleichhäufigerauchKinderundJugendlichemitBehinderung
Nutzer/innenderAngebote.
EineweitereAuffälligkeitist,dassBesucher/innenmitBehinderungenhäufigerinEinrichtungenzu
findensind,dieAngebotefürjüngereZielgruppenvorhalten.InEinrichtungenmitAngebotenfürdas
„klassische“JugendalterlassensichdieseBesucher/innenetwasseltenerfinden.
EinendeutlichenUnterschiedzwischenEinrichtungenmitundohneNutzer/innenmitBehinderung
gibtesauchimHinblickaufdie(räumliche)Barrierefreiheit.EinrichtungenmitBesucher/innenmit
BehinderunghabenseltenerräumlicheBarrieren.InwieferndieseBarrierefreiheitzueinerstärkeren
NutzungderAngebotedurchKinderundJugendlichemitBehinderungführt,oderobdieBesuche
vonKindernundJugendlichenmitBehinderungzueinemAbbauvonBarrierenbeiträgt,istjedoch
unklar.DieErgebnissedeutenjedochdaraufhin,dassBarrierefreiheiteineSignalwirkungerfüllt.
7 Hierbei ist kritisch anzumerken, dass „Lernbehinderung“ im Sinne medizinischer Diagnostik schwer zu bestimmen ist. Nach Cloerkes (2007, S. 94)
wird eine „Lernbehinderung“ vor allem definiert durch die Aufnahme in eine entsprechende Schulform, d.h. in eine sogenannte Förderschule für
Lernbehinderte. Diese Aufnahme hängt wiederum zusammen mit den jeweiligen Schulleistungen, die ein junger Mensch zeigt (Schulerfolg in der
Regelschule gefährdet). Entsprechend sind die Unterschiede zwischen Lernschwierigkeiten (bzw. Schulschwierigkeiten) und einer „Behinderung“
graduell und im Gegensatz zu körperlichen oder geistigen Formen von Behinderung nur schwer objektiv messbar. Nach Cloerkes sind daher „Lernbehinderte eben die Schüler der Sonderschule für Lernbehinderte“ (ebd.). Weiterhin bestehen auffällige Zusammenhänge zwischen Lernbehinderung
und folgenden Merkmalen: Bildungsferne und einkommensschwache Milieus, Migrationshintergrund, Familien mit hoher Kinderzahl, beengte Wohnverhältnisse und „schlechte Wohngegenden“ (ebd., S. 95). Aus diesem Grunde könnte die Wahrnehmung der in der oben genannten Studie befragten Personen auch geleitet sein von Vorstellungen über „Behinderung“, die keinesfalls einer im engeren Sinne definierten Behinderung entsprechen.
25
VonbesondererRelevanzistfernerdieFrage,anwelchenAngebotenKinderundJugendlichemitBehindeͲ
rungteilnehmen.HintergrunddessenistdieforschungsleitendeAnnahme,dassderAufͲundAusbauvon
AngebotenfürjungeMenschenmitBehinderunginsbesondereinFormspezieller,d.h.nichtͲinklusiver
(GruppenͲ)Angeboteerfolgenwürde:
„DennesgibteineganzeReihevonBeispielen,dieverdeutlichen,dassdieKinderundJugendliͲ
chenmitBeeinträchtigungimJugendzentrummehroderwenigeruntersichbleiben.Esgibteinmal
imMonateine`RolliͲDisko´,einenextraNachmittag,spezifischeFörderangeboteoderbesondere
Ferienfahrten.Diesreichtnichtaus,umeinewirklicheInklusionzuerreichen.“(Seckinger2014,
o.S.)
HierbeizeigensichinteressanteErgebnisse:Zumeinenlassensichsowohl„inklusive“alsaucheherspezialiͲ
sierteAngebotefinden.DieTeilnahmeam„offenenBereich“spieltdabeidiegrößteRolle(knapp37%der
EinrichtungenmitNutzer/innenmitBehinderungbenenntdies).AnzweiterStellefolgenjedochspezielle
Aktivitäten,dieehersporadischenCharakterhaben,etwaFerienfreizeitenoderAusflüge(knapp25%).Die
dritthäufigsteAngebotsformsindKreativangebote(20%).DaswahrscheinlichbemerkenswertesteErgebnis
istjedoch,dassderAnteilan„spezialisierten“AngebotenindenEinrichtungenhöherist,dieaucheinefür
denUmgangmitbehindertenKindernundJugendlichenqualifizierteFachkraft(„Inklusionsfachkraft“)beͲ
schäftigenbzw.miteinersolchenzusammenarbeiten(z.B.imRahmenvonKooperationenmitderBehinderͲ
tenhilfe):
„AbersobaldeinespeziellfürdieArbeitmitKindernundJugendlichenmitBeeinträchtigungen
qualifizierteFachkraftvorhandenist,sinktderAnteilderJugendzentren,beidenendieseGruppe
vonBesucherInnendenoffenenBetriebfürsichnutzt.UndderAnteil,indenendieKinderundJuͲ
gendlichenmitBeeinträchtigungeinespezielleFörderungerfahren,steigttendenziellan.“(SeckinͲ
ger2014,o.S.)
DerEinbezugprofessionellerFachkräftezurUnterstützungvonKindernundJugendlichenmitBehinderung
scheintalsoeherunproduktivfürdieUmsetzungvonInklusionzusein.AufderanderenSeiteistdieNutzung
sonderͲbzw.behindertenpädagogischenWissensoftsehrwichtig,vorallemdann,wennsichEinrichtungen
derKinderͲundJugendarbeitbzw.JugendsozialarbeiterstmalsderTeilnahmedurchdiesePersonengruppe
öffnen.DesWeiterenführenKooperationenmitEinrichtungenderBehindertenhilfeauchzueinerhöheren
Nutzungunddamitauch„Sichtbarmachung“vonjungenMenschenmitBehinderunginEinrichtungender
KinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit.
Unabhängigdavon,welche(professionelle)BegleitunginAngebotenderKinderͲundJugendarbeitvonNöten
ist,sosindspezielleSettingsnichtperseschlechtzubewerten.AuchwenndieseAngebotenichtautomaͲ
tischals„inklusiv“zuverstehensind,ermöglichensiedennochBegegnungenundtragenzurSensibilisierung
bei.ImRahmensolcherAngebotewirdzumindestsignalisiert,dassKinderundJugendlichemitBehinderung
durchausgemeindenaheDienstleistungennutzenkönnen(undauchsollen),dieallenanderenKindernund
JugendlichenauchzurVerfügungstehen.ZudemermöglichensiedenjeweiligenEinrichtungenundOrganisaͲ
tionen,„erste“ErfahrungenmitKindernundJugendlichenmitBehinderungzusammeln.Insofernsindsolche
Angebote–trotzallerKritik–aufihreArtundWeisewichtigaufdemWegzueinerinklusivenKinderͲund
Jugendarbeitbzw.Jugendsozialarbeit.
DiezweiteStudie,diehierkurzvorgestelltwird,stellteineBefragungvonJugendverbändendar(Voigts
2013).DieJugendverbandsarbeitbildeteinbedeutendesHandlungsfeldderKinderundJugendarbeit,imͲ
merhinwerdenüberdieHälftederAngeboteimBereichderKinderͲundJugendarbeitvonsolchenVerbänͲ
denerbracht(vgl.Theunissen2014,S.253unterBerufungaufZahlendesBundesministeriumsfürFamilie,
Senioren,FrauenundJugend2013).
26
DesWeiterenverfügenJugendverbändeundJugendringehäufigbereitsübereinelangjährigeTraditionder
IntegrationvonKindernundJugendlichenmitBehinderung,vorallemimRahmenderFreizeitenarbeit.DritͲ
tensistindiesemHandlungsfeldeineverstärkteOffenheitgegenüberdiesemThemenspektrumzubeobachͲ
tenundeinigeVerbändehabenauchbereits„integrativeJugendgruppen“gegründet.
UnabhängigdavonkannvoneinerflächendeckendenTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehindeͲ
rungnichtgesprochenwerden.ImGegenteil:KinderundJugendlichemitBehinderung„verbringennachwie
vorihreFreizeitentwederimelterlichenZuhauseoderineinerEinrichtungder`offenenBehindertenhilfe´für
FreizeitͲundBildungsangebote“(vgl.ebd.,S.254).
AlszentralesErgebnisderStudie„InklusionoderSegmentierung?EineAnalysederArbeitmitKinderninJuͲ
gendverbänden“(zusammenfassenddargestelltinVoigts2013)zeigtsich,„dassKindermitkörperlichen,
geistigenwieseelischenBehinderungeninJugendverbändenbisherunterrepräsentiertsind(Voigts2013,S.
215).DieStudiewurdemithilfequalitativerExperteninterviewsdurchgeführt,sodassdieAussagenzwar
keinequantifizierbareAussagekrafthaben,diequalitativenAuswertungenverdeutlichenjedocheinigeAufͲ
fälligkeiten(ebd.):
x
x
x
x
x
DieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungwirdnichtsystematischerhoben.
AuchistdieArtundWeisederBeschäftigungmitdemThemaInklusionsehrunterschiedlichausgeͲ
prägt.HierfindensichsowohlkonzeptionelleFundierungen(z.B.inFormvonArbeitshilfen,ArbeitsͲ
kreisenoderͲgruppen)alsauchvölligfehlendesInteresse.Weiterhinmangelteshäufiganeinem
einheitlichenVerständnisvonInklusion.
WasdenEinbezugvonKindernundJugendlichenmitBehinderungindasAngebotsspektrumbetrifft,
sospielenFerienfreizeiteneineHauptrolle.Grundhierfürist,dassKindermitundohneBehinderung
aufgrunddessegregierendenSchulsystemswährendderSchulzeitmeistkeineBerührungspunkte
haben(sieheauchKapitel1.3.3).Entsprechendfinden„KindermitBehinderungbisherkaumdenZuͲ
gangzudenregelmäßigen,wöchentlichenAngebotenderJugendverbände(…).(FerienͲ)Freizeiten
findenhingegenineinemZeitraumstatt,andemalleKinderfreivonSchulesindundvieleerwerbstäͲ
tigeElterneinequalifizierteBetreuungfürihreKindersuchen“(ebd.).
Behinderungwirdhäufignochmit„körperlichenEinschränkungen“assoziiert.DieszeigtsichauchdaͲ
ran,dassaufWerbebroschürenoderͲflyernhäufigdasSymboleinesRollstuhlsverwendetwird.JeͲ
dochgibtesAnzeichendafür,dasssichdiesesBilderweitert.GeistigeundpsychischeFormender
BehinderungwerdenzunehmendmitinentsprechendeÜberlegungenaufgenommen.
AllesinallemlässtsichdennocheinegroßeOffenheitfürdasThemabeidenbefragtenExpert/innen
beobachtenunddieBereitschaft,mitinklusivenAngebotsformenzuexperimentierten,isthoch.WeiͲ
terhinbefürwortendiebefragtenPersoneneineAufnahmedesThemasindieJuleicaͲSchulungen.
EineentsprechendeSchulungvonEhrenamtlichenwirdalsnotwendigundunverzichtbarangesehen.
DesWeiterenwirdderAustauschundAufbauvonKooperationensowiedasaktiveZugehenaufSonͲ
derͲundFörderschulensowieaufElternverbändenalswichtigangesehen,insbesonderewasden
EinbezugbehinderterKinderundJugendlicheinwöchentlichstattfindendeRegelangebotebetrifft.
AbschließendstelltVoigts(2013,S.218)aufBasisdieserErgebnissefest,„dassdieselbstverständlicheEinbeͲ
ziehungvonKindernundJugendlichenmitBehinderungeninAngebotederKinderͲundJugendarbeitinden
Anfängensteckt.SieistdamitAbbilddergesellschaftlichenLage.“GefordertwirddahereinverstärkterfachͲ
licherDiskursdarüber,„wiesichKinderͲundJugendarbeitaufdemWegzueineminklusivenGestaltungsͲ
prinzipverändernmuss“(ebd.).Voigtsweistweiterhindaraufhin,dassdieKinderͲundJugendarbeitihrer
anwaltschaftlichenFunktionundauchdemAuftragzurBeteiligungvonKindernundJugendlichenbesonders
imHinblickaufdiesePersonengruppestärkernachkommenmuss:
27
„DasssichPartizipationsformenverändernmüssen,wirddeutlich–wiediesgeschehenmussund
kann,stehtnochoffenimRaum.Einesistklar:KinderundJugendlichemitBehinderungen–und
soweitvorhandenihreeigenständigenSelbstorganisationen–müssenindiesenDiskurseinbezoͲ
genwerden.“(ebd.)
DiedrittehiervorzustellendeUntersuchungzumThemenkomplexInklusioninderKinderͲundJugendarbeit
wurdenichtausderPerspektivederJugendhilfedurchgeführt,sondernalsEntwicklungsprojektderEinglieͲ
derungshilfe.ImRahmenverschiedener,durchdenKommunalverbandfürJugendundSozialesinBadenͲ
Württemberg(KVJS)geförderten,ModellprojekteimBereichderEingliederungshilfebeschäftigtensicheiniͲ
gedieserProjektemitdemThemenfeld„InklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderungimFreiͲ
zeitbereich“.VorgestelltwerdendieErgebnissederbeidenTeilprojekte„InklusioninFreizeitangeboteund
WegweiserFreizeitangebote“(einProjektimAlbͲDonauͲKreis)sowie„InklusionvonKindernundJugendliͲ
chen“(einProjektimNeckarͲOdenwaldͲKreis).ZieldesProjektsimAlbͲDonauͲKreiswares,KinderundJuͲ
gendlichemitBehinderunginlokaleFreizeitangebotezuvermitteln(diesgelangin22Fällen).IndemProjekt
imNeckarͲOdenwaldͲKreiswurdehingegenderEinbezugvonKindernundJugendlichenmitBehinderungin
Sommerferienfreizeiten(ca.15Ͳ20%Teilnehmer/innenmitBehinderung)sowiedieInklusionbehinderter
JugendlicherindenOffenenTreffdesörtlichenJugendhauses(ca.5Ͳ10JugendlichemitBehinderungbeietͲ
wa30Ͳ50nichtbehindertenBesucher/innen)erprobt.ImRahmendieserTeilprojektewurdenunteranderem
auchAkteurederKinderͲundJugendarbeitimRahmenvonschriftlichen,telefonischenundpersönlichen
Interviewsbefragt,alsauchverschiedeneBeobachtungsstudienundIntensivͲFallstudienimRahmeninklusiͲ
verFreizeitangebotedurchgeführt.ErgänztwurdendieseUntersuchungendurchInterviewsmitElternvon
KindernmitBehinderung(vgl.Kieslinger/Meyer2014).EinigeausgewählteErgebnissederwissenschaftlichen
Begleitungwerdenzusammengefasstvorgestellt(vgl.ebd.S.154ff.):
x
x
x
x
x
28
DieBefragungenverdeutlichen,dasskommunaleFreizeitanbietervorallemErfahrungmitderInkluͲ
sioneinzelnerKinderundJugendlichermitBehinderunghaben.WeiterhinbeschränkensichErfahͲ
rungenmitinklusivenAktivitätenbislangvorallemaufdasKindergartenaltersowieaufdenSchulbeͲ
reich,insbesondereimFreizeitbereichundimVereinslebensindMenschenmitBehinderungunterͲ
repräsentiert.
AlsförderlicherweistsichdiePräsenzvon(großen)BehindertenhilfeeinrichtungeninderRegion,
weildannMenschenmitBehinderungeherimStadtbildoderindenjeweiligenGemeindensichtbar
sind.ZudemverfügensolcheEinrichtungenüberlangjährigeErfahrungmitderDurchführungvon
FreizeitangebotenfürMenschenmitBehinderung.DiesesindfürKooperationenimFreizeitsektor
äußerstnützlich.
Anbieter,dieaufgemeinschaftlicheAktivitätensetzen(z.B.Pfadfinder,Jugendhäuser,etc.),sind
tendenzielleherbereit,inklusiveAngeboteeinzurichten,alsAnbieter,dieauf„Einzelleistung“setzen
(z.B.Sportvereine,Bildungsinstitutionen).
DiejenigenFreizeiteinrichtungen,dieauchNutzer/innenmitBehinderunghaben,berichteninüber
derHälftederFällevonErfahrungenmitKindernundJugendlichenmitkörperlichenBehinderungen.
EtwaeinDritteldieserEinrichtungenhatTeilnehmer/innenmitgeistigenBehinderungenundnur
15%habenErfahrungenmitseelischbeeinträchtigtenKindernundJugendlichen.Einschränkend
mussjedochangemerktwerden,dassseelischeBeeinträchtigungenhäufignichtals„Behinderung“
wahrgenommenwerden.ZudemwirdeinepsychischeErkrankungoftverschwiegen.
DieAkzeptanzdernichtbehindertenKinderundJugendlichengegenüberKindernundJugendlichen
mitBehinderungscheintvonderArtunddemSchweregradderBehinderungabhängigzusein.Des
WeiterenwirktsichdasAlterdeutlichaufdieAkzeptanzundOffenheitgegenüberKinderundJuͲ
gendlichenmitBehinderungaus:JejüngerdieKinderundJugendlichenbeidenKontaktsituationen
sind,destogrößeristauchdieAkzeptanzundAufgeschlossenheit.
x
ElternvonKindernmitBehinderungerhoffensichvonlokalenFreizeitanbieternvorallemUnterstütͲ
zungbeiderFreizeitgestaltungihrerKinderundKontaktezunichtbehindertenjungenMenschen.Bei
ElternvonnichtbehindertenKindernundJugendlichenlassensichhingegenBerührungsängsteund
Misstrauenbeobachten.DiesehabenzudemAngst,dassdieTeilnahmevonKindernundJugendliͲ
chenmitBehinderungeinennegativenEinflussaufdie„Leistungen“ihrerKinderhabenkönnte.
NebendiesenallgemeinenErkenntnissenkonnteimRahmenderProjekteeineganzeReiheanHinweisenzu
„Gelingensfaktoren“fürdiePlanung,GestaltungundDurchführungvoninklusivenAngebotenherausgearbeiͲ
tetwerden(vgl.ebd.,S.158ff):
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
BeiderUmsetzungvoninklusivenFreizeitangebotenspielenausreichendeundgeeignetepersonelle
RessourceneinewichtigeRolle.AuchdieKontinuitätdesBetreuerstammswirktsichpositivaus,weil
soeinevertrauensvolleBeziehungaufgebautwerdenkann,dieesKindernundJugendlichenmitBeͲ
hinderungermöglicht,sichzuöffnenundangstfreiandenAngebotenteilzunehmen.
DieKenntnisdesjeweiligenUnterstützungsbedarfsistunabdingbar.DieseInformationensolltenüber
Eltern,Schulenund/oderDienstleisterderBehindertenhilfeeingeholtwerden.
InAngeboten,andenenmehrerePersonenmitBehinderungund/oderTeilnehmer/innenmitschweͲ
renBehinderungenteilnehmen,isteineKooperationmitEinrichtungenoderDienstenderBehinderͲ
tenhilfebzw.derAufbaumultidisziplinärerTeamszuempfehlen.SolcheKooperationenoderentͲ
sprechendeTeamssindzudemwichtig,weilsiebetroffenenElternSicherheitgeben.
DenBetreuer/innenindenFreizeitangebotenkommteinewichtigeVorbildfunktionzu,dennderen
möglichstzwangloserUmgangmitbehindertenKindernundJugendlichenprägtdieWahrnehmung
undVerhaltensweisennichtbehinderterTeilnehmer/innen.DerenVerhaltenträgtzueinemAbbau
vonBerührungsängstenundVorurteilenbei.Entsprechendsolltenhauptamtlicheundehrenamtliche
Mitarbeiter/innenunbedingtentsprechendgeschult,sensibilisiertundgecoachtwerden.
KleinereGruppensindzubevorzugen.JenachArtderBehinderungsollteauchaufdenLärmpegelin
denAngebotengeachtetwerden(z.B.beiautistischenKindern,KindernmitgeistigerBehinderung).
NachhaltigerwirkenvorallemregelmäßigeKontakteundlängerfristigeAktionen.ErstdadurchkönͲ
nenintensivierteInteraktionenzwischenbehindertenundnichtbehindertenTeilnehmer/innenunͲ
terstütztwerden.KontinuitätwirktsichinjedemFallpositivaus.ImFallevonSommerferienfreizeiͲ
tensolltedaherüberlegtwerden,wieauchunterjährige,ggf.wöchentlicheKontaktmöglichkeitengeͲ
schaffenwerdenkönnen.AnsonstenbestehtdieGefahreinernur„zeitweisen“Inklusion.
InhaltlichbesondersgeeignetsindAktivitäten,diea)aufdasErreicheneinesgemeinsamenZiels,b)
aufneueErfahrungenfüralleTeilnehmer/innen,c)aufdieOffenheitdesErgebnisses,undc)aufeine
zwangloseundangenehmeAtmosphäreohneLeistungsͲoderKonkurrenzdruck,setzen.
FörderlichwirkensichfernerdieFreiwilligkeitsowiediePartizipationsmöglichkeitenindenAngeboͲ
tenaus.KönnendieKinderundJugendlichenmitgestaltenundmitbestimmen,erleichtertdiesInterͲ
aktionenzwischenKindernundJugendlichenmitundohneBehinderung.
BeinichtbehindertenTeilnehmer/innen,diekeineodernurwenigeErfahrungenmitMenschenmit
Behinderunghaben,sindentsprechendeSensibilisierungsmaßnahmennützlichundhilfreich(z.B.RolͲ
lenspiele,SimulationenwieeinRollstuhlparcours,etc.)
ZurRealisierungvoninklusivenFreizeitangebotenistinsbesonderederEinbezugundEinsatzvonehͲ
renamtlichengagiertenjungenMenschenvorteilhaft.MöglichsindhierbeiderAufbauvonAssistenzͲ
pools,persönlicheUnterstützerkreiseoderTandems.Ehrenamtlicheermöglichenabernichtnureine
engmaschigereBetreuung,siefördernvorallemPeerͲBeziehungenzwischenjungenMenschenmit
undohneBehinderung.HierbeibestehtabereineunbedingteNotwendigkeitzurQualifizierung,VorͲ
bereitungundSensibilisierung.
29
DiewissenschaftlicheBegleitforschungzudiesenbeidenTeilprojektenverdeutlichtzudem,dasszwareinige
kommunaleFreizeitanbieterausdemBereichderKinderͲundJugendarbeitbereitsErfahrungenmitderInͲ
tegrationeinzelnerbehinderterKinderͲundJugendlicherhabenundzukünftigauchbereitsind,weitereinͲ
klusiveFreizeitangeboteeinzurichten.AllerdingsbestehtbeidenbefragtenFreizeitanbieternnureinegerinͲ
geBereitschaft,dieseAngeboteoffensivzubewerben.AugenscheinlichbestehenÄngste,dasssiealseinzige
AnbieterfürsolcheAngebotewerbenkönntenundinfolgedessenvoneinerhohenAnzahlanpotenziellen
Teilnehmer/innenmitBehinderungaufgesuchtwerdenkönnten.DamitinVerbindungstehtdieSorge,dass
sieeinemetwaigen„Ansturm“vonbehindertenTeilnehmer/innennichtgerechtwerdenkönnten.DiebeͲ
fragtenFreizeitanbieterberichtenhierbeivonorganisatorischenundpersonellenGrenzen,diedieDurchfühͲ
rungsolcherAngeboteerschweren.Weiterhinbefürchtensie,dassdanndieTeilnahmevonnichtbehinderten
KindernundJugendlichen(„Stammbesucher/innen)ausbleibt.Esistsomitwenigerstaunlich,dassbeinahezu
allenbefragtenFreizeitanbieterneinegroßeUnsicherheitzubeobachtenist.DiebefragtenFreizeitdienstleisͲ
terwünschensichdahermehrBeratungundUnterstützung(ebd.,S.156ff.).
DieElternbefragungbestätigteinensolchen„Mangel“anÖffentlichkeitsarbeitzugeplantenoderbestehenͲ
denFreizeitangebotenfürKinderundJugendlichemitBehinderung:SofühlensichdiebefragtenElternvon
KindernmitBehinderung„hinsichtlichderMöglichkeiteninklusiverAngeboteaberauchbezüglichspezieller
FreizeitaktivitätenfürKinderundJugendlichemitBehinderungzuweniginformiert“(ebd.,S.157).AusdieͲ
semGrundespieltdieVerbesserungderBewerbungvoninklusivenAngebotenunddieÖffentlichkeitsarbeit
vonkommunalenFreizeitanbieternindenEmpfehlungenderwissenschaftlichenBegleitforschungeinewichͲ
tigeRolle.WeiterhinergebensichausdenErgebnissenunteranderemdieNotwendigkeiteinerKooperation
zwischenJugendͲundBehindertenhilfeundvorallemeinBedarfanAnsprechpersonenfürdiekonkreteUmͲ
setzungsolcherAngebote(ebd.,S.163).
AllesinallemzeigtsichindenvorgestelltendreiUntersuchungen,dassimgesamtenThemenspektrumder
KinderͲundJugendarbeitein„Nachholbedarf“inSachen„InklusionbehinderterKinderundJugendlicher“
besteht(vgl.Theunissen2014,S.254).AuchVoigts(2013,S.213ff.)konstatiert,dassdieInklusionvonKinͲ
dernundJugendlichenmitBehinderungbishervorallemimKontextderSchulesowieimsozialrechtlichen
Rahmen(z.B.dieDebatteumdiesogenannte„GroßenLösung“,d.h.dieZusammenlegungvonLeistungsanͲ
sprüchenvonKindernundJugendlichenmitBehinderungimSGBVIII),diskutiertwird,einegenaueKlärung
dersozialpädagogischenAufgabenzurVerbesserungderPartizipationdieserPersonengruppestündejedoch
nochaus.EinwichtigerGrundhierfüristinderbisherigen„AusgliederunginSpezialangebote“zusuchen.Aus
diesemGrundeistvorallemdieKinderͲundJugendarbeitaufgefordert,Zugangsbarrierenzuidentifizieren
undMöglichkeitenzuschaffen,dieForderungenderUNͲBehindertenrechtskonventionumzusetzen.Dabei
darfesabernichtnurumeinenEinbezugimBereichderFreizeitenarbeitgehen,auchwennsolcheFerienͲ
freizeitenals„inklusiveIdeenschmieden“(ebd.,S.215)fungierenkönnen.DerZugangzuRegelangeboten
mussgenausoimFokusstehen,daessichbeiFerienfreizeitennurumsporadischeAktionenmitEventcharakͲ
terhandelt,dienurwenigAlltagsͲundSozialraumbezughaben.NebendemAbbauvonZugangsbarrieren
wirdabervorallemaucheinenBedarfdaringesehen,diespeziellenBedürfnissebehinderterKinderundJuͲ
gendlicheindiePlanungundDurchführungderAngeboteeinzubeziehen.
HierbeiwerdenÄngstesichtbar,einerhohenAnzahlanTeilnehmer/innenund/oderspezifischenBedürfnisͲ
sennichtgerechtzuwerden.AusdiesemGrundesindderWissensaustauschsowiedasaktiveZugehenauf
FörderͲundSonderschulensowieaufdieElternbehinderterKinderessentiell.Theunissenempfiehltzudem
verstärkteKooperationenmitEinrichtungen/DienstleisternderBehindertenhilfe(vgl.ebd.,S.255).Solche
KooperationenermöglichensowohleinenWissensaustauschalsauchdieSicherungderbenötigtenUnterͲ
stützung.ZudemvermittelnsieallenAkteuren–Fachkräften,Kindern/JugendlichenundEltern–Sicherheit
(Kieslinger,Meyer2014,S.171).
30
ͳǤ͵Ǥ͵ —‰ƒ‰•„ƒ””‹‡”‡ˆò”‹†‡”—†—‰‡†Ž‹…Š‡‹–‡Š‹†‡”—‰
DerZugangvonKindernundJugendlichenmitBehinderungzuAngebotenderKinderundJugendarbeitist
aufgrundvielfältigerZugangsbarrierenhäufigerschwert.DabeisindkeineswegsnurZugangsbarrierenauf
SeitenderEinrichtungenundAngebotederKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitgemeint,dieNutͲ
zungdieserAngeboteistauchaufgrundderspezifischenLebenssituationbehinderterKinderundJugendliͲ
cherschwierigerumzusetzen.InsofernmusszwischenBedingungenunterschiedenwerden,dieinderLeͲ
benslagevonFamilienmitbehindertenKindernundJugendlichenwurzeln,undBedingungen,dieindenZuͲ
gangsͲundNutzungsmöglichkeitenvonEinrichtungenderKinderͲundJugendarbeitzusuchensind.Folgende
ProblemkonstellationenkönnenhierzuinAnlehnungandierelevanteLiteraturzusammengefasstwerden
(vgl.ausführlichbeiBeck2013,vereinzelteInformationenbeiSeckinger2014undVoigts2013):
1)
ErschwerteBedingungenaufgrundderLebenssituationvonKindern/JugendlichenmitBehinderung:
x
x
x
ZeitlicheundräumlicheEinschränkungenaufSeitenderKinder/JugendlichenmitBehinderung:SonͲ
derbeschulung,TerminebeimedizinischenEinrichtungenund/oderderBesuchverschiedenerSonͲ
dereinrichtungensowiehäufigganztägigeBetreuungsangebotesetzensowohlzeitlichealsauchsoziͲ
alräumlicheGrenzen.VieleKindermitBehinderungbesuchenSchulen,dievonihremWohnortweit
entferntliegenundmüssenlangeFahrtzeiteninKaufnehmen.InderschulfreienZeitstehenhäufig
TherapietermineoderandereTerminebeimedizinischenEinrichtungenan.DieFreizeitverbringen
siezudemmeistmitdenElternoderinspeziellenBetreuungssettings.DiesestrukturellenHürdenerͲ
schwereneineregelmäßigeTeilnahmeanAngebotenderKinderͲundJugendarbeit.
Hinzukommt,dassderAuslöserfüreineTeilnahmeansolchenAngeboten,insbesondereimBereich
derJugendverbände,meistinZusammenhangmitPeerͲKontaktensteht.SolchePeerͲKontakteergeͲ
bensichinderRegelaufgrunddesSchulbesuchsoderfindensichinderNachbarschaft.DieSchuleals
„kontaktstiftendes“SettingdürftehierbeijedocheinewesentlicheRollespielen.AufgrundderLeͲ
benslagebehinderterKinderundJugendlichesinddieseZugangsmöglichkeitenabererschwert,dasie
durchdenBesuchvonFörderͲoderSonderschulen„inderRegelausihremSozialraumherausgezoͲ
gen[sind].(…).Soistesschwer,FreundschaftenmitanderenKindernundJugendlichenimdirekten
Wohnumfeldbzw.imLebensraumaußerhalbvonSchulezupflegen.DerZugangüberPeersindie
AngebotederKinderͲundJugendarbeitentfällt.DasexkludierendeSchulsystemwirktbisindieZuͲ
sammensetzungderTeilnehmendenvonKinderͲundJugendarbeithinein.“(Voigts2013,S.214).
FinanzielleEinschränkungen,OrganisationsaufwandundkomplizierteBehördenangelegenheiten:
HäufigerfordertdieWahrnehmungvon(inklusiven)FreizeitaktivitätenfürdieElterneinenfinanzielͲ
lenoderorganisatorischenMehraufwand.Geldermüssenggf.beantragtwerden,Betreuungbzw.AsͲ
sistenzmussorganisiertwerden,usw..Hinzukommt,dassesvorallembeiKindernundJugendlichen
zweiunterschiedlicheLeistungsträgergibt,diejeweilsfürfinanzielleFragenund/oderfürdaszurVerͲ
fügungstellenvonAssistenz(Sachleistung)zuständigsind:DieJugendhilfeimFalleseelischerBeeinͲ
trächtigungenunddieSozialhilfeimFallevonkörperlichundgeistigbehindertenKindernundJuͲ
gendliche(zurProblematikdieserleistungsrechtlichenTrennungvgl.Meysen2014).Entsprechende
KlärungsprozessesowiediePlanungundOrganisationderUnterstützungerfordernvondenEltern
nichtseltenenormvielKraftundZeit:„DieZuständigkeitstrennungderLeistungenunddiemöglichͲ
erweisevorOrtbestehendenHürdenderInanspruchnahmeerklärenauch,warumElterndannauf
FreizeitͲundKulturangebotevonSondereinrichtungenzurückgreifen.“(Beck2013,S.138f.)
x
EinhochdifferenziertesSpektrumanFreizeitangebotenundaußerschulischerBetreuungdurchspeziͲ
elleEinrichtungenundDienstleistungenderBehindertenhilfe:InderBundesrepublikDeutschland
31
entstandinnerhalbderEingliederungshilfeeinflächendeckendesSystemanUnterstützungsangeboͲ
tenfürMenschenmitBehinderung,indemauchderBereichKindheitabgedecktwurde(z.B.famiͲ
lienunterstützenderDienst,spezielleFreizeitangebotediverserAnbieter).Dieser„BesonderungschaͲ
rakter“istauchheutenochwirksamundspiegelthäufigdieWünscheundBedürfnissederEltern
wieder,wassichinsbesonderedarinzeigt,dassElternvonKindernmitBehinderunggewisseÄngste,
SorgenundUnsicherheitenverspüren,wennsieihrKindanRegelangebotenteilnehmenlassen.DieͲ
seÄngsteundSorgen,ihrKindwürdenichtadäquatunterstützt,vernachlässigtodersogargemobbt
werden,hindertvieleElternnachwievordaran,dieseAngeboteinAnspruchzunehmen.
2)
EinschränkungenbeidenZugangsͲundNutzungsmöglichkeitenvonAngebotenderKinderͲundJugendͲ
arbeitbzw.Jugendsozialarbeit:
x
x
x
x
x
32
ZugangsbarrierenallerArt:VieleEinrichtungenoderAngebotesindschlichtundeinfachnichtoder
nurschwererreichbarbzw.zugänglichfürbestimmtePersonengruppen.Gemeintsinddamitaber
nichtnurräumlicheBarrieren,diedieErreichbarkeit,Zugänglichkeit,MobilitätundBewegungim
Raumerschweren(z.B.TreppenimEingangsbereich,zuengeEingangstüren,TreppeninEinrichtunͲ
gen,usw.),sonderngleichermaßenauchsprachlicheBarrieren(Informationensindnichtineinfacher
Sprache),aufgabenbezogeneBarrieren(v.a.relevantinsportlichenbzw.leistungsbezogenenAngeͲ
boten)odersonstigeTeilnahmevoraussetzungen(wiez.B.Werbung,Informationen,diesichnicht
explizitanbestimmtePersonengruppenrichten,BedingungenfürMitgliedschaften,usw.).
FunktionaleHindernisse,diedieNutzungbestimmterAngeboteerschweren:GemeintsindspezifiͲ
scheBarrieren,dieinnerhalbvonEinrichtungen,AngebotenoderDienstleistungeneineRollespielen,
beispielsweisediverseSpielmöglichkeitenaufpädagogischbetreutenSpielplätzen,Sportgeräteusw..
ImsozialräumlichenKontextwirdhäufigauchdeutlich,dassbeiderPlanungundGestaltungvon
SpielplätzenundAktionsͲbzw.AneignungsräumenfürJugendlichedasThema„Behinderung“vielzu
wenigmitbedachtwird.
QuantitativeTeilnahmebeschränkungenbeiAngeboten(z.B.dassnureinzelneTeilnehmer/innenmit
BehinderunganeinemAngebotteilnehmendürfen).DiesdürfteinsbesondereaufÄngsteundUnsiͲ
cherheitenimHinblickaufdieSicherungvonUnterstützungzurückzuführensein.EinewichtigeRolle
könnteaberauchspielen,dassKonflikteinnerhalbderGruppe,etwaaufgrundderLeistungsausrichͲ
tungeinesAngebots(z.B.beieinemSportangebot),befürchtetwerden.
Aufbauspezieller(GruppenͲ)Angebote:EineandereBeschränkungderTeilnahmean(RegelͲ)AngeͲ
botenerfahrenKinderundJugendlichemitBehinderungaufgrunddesAufbausspeziellerunddamit
auch„exklusiver“Gruppenangebote.SowerdenetwaspezielleSportgruppeneingerichtet(sogeͲ
nannteBehindertensportgruppen)oderaberesfindenspezielleGruppenangeboteinEinrichtungen
derOffenenKinderͲundJugendarbeitstatt(z.B.AngebotefürFörderͲundSonderschulklassenauf
pädagogischbetreutenSpielplätzen,dieNutzungvonRäumlichkeiteninJugendhäusernfürDienstͲ
leisterderBehindertenhilfe,usw.).Insgesamtistzubeobachten,dasseinigeEinrichtungenundOrͲ
ganisationenderKinderͲundJugendarbeitspezialisierteAngeboteentwickelthaben,umso„TeilhaͲ
be“vonKindernundJugendlichenmitBehinderungzuermöglichen.Strenggenommenhandeltes
sichhierbeijedochnichtum„inklusiveAngebote“,daderCharakterderBesonderungaufrechterhalͲ
tenwird:„DieseFormderIntegrationsförderungistzwareinwichtigesAngebotfürdieKinderbzw.
JugendlichenmitBeeinträchtigungen,abersieträgtnichtodernurwenigzurInklusionbei,weildie
NutzerInnenmitBeeinträchtigungenwiederüberwiegendnur`Spezialangebote´(…)inAnspruch
nehmen(Seckinger2014,o.S.).
FehlendeInformationenund/oderBewerbungsstrategienüberdieNutzungsmöglichkeitenvonAnͲ
geboten:HäufigistKindernundJugendlichenmitBehinderungbzw.derenElterngarnichtbekannt,
dassdieAngeboteoderzumindesteinTeilderAngeboteauchvondiesenKindern/JugendlichengeͲ
nutztwerdenkönnen.Obenwurdebereitsskizziert,dassElternhäufigaufdashocheffizienteSystem
professionellerBetreuungundUnterstützungvonKindernundJugendlichendurchDienstederBeͲ
hindertenhilfevertrauen,auchwennessichummehroderweniger„exklusive“Angebotehandelt.
Ängste,UnsicherheitensowiefehlendeInformationensinddahereinwichtigerAspekt,warumKinͲ
derundJugendlichemitBehinderungdieAngebotederKinderͲundJugendarbeitbzw.JugendsozialͲ
arbeitwenigernutzen.DiesgiltesmitHilfeentsprechenderÖffentlichkeitsarbeitaufzugreifenund
Zugangsbarrierenebenfallsabzubauen.
EinwichtigerPunktistweiterhin,dassselbstbeiengagierterÖffnunggegenüberdemThemaBehinderung
undInklusionbeiFachkräftenvonfreizeitpädagogischenundaußerschulischenAngebotenhäufignochzu
sehreinbestimmtesBildvonBehinderung(z.B.der/die„Rollstuhlfahrer/in“)vorherrschtunddarausentspreͲ
chendeeinseitigeStrategien,etwadereinseitigeAbbauvonräumlichenBarrieren,resultiert.Abernichtnur
bestimmteAssoziationenmitBehinderungkönneneinesolcheFokussierungaufeinzelneFormenvonBehinͲ
derungundeinseitigeStereotypisierungennachsichziehen.HäufigwirdderstrategischeundoperativeUmͲ
gangmitBehinderungauchbestimmtdurch(einzelne)ErfahrungenmitBesucher/innenund/oderTeilnehͲ
mer/innenmitBehinderung.BeideEinflussgrößen,bestimmteAssoziationenmitBehinderungsowieEinzelerͲ
fahrungen,führenhäufigzueinerPointierungderMaßnahmenundAusrichtungderAngeboteanmehroder
wenigersingulärenBehinderungsformenundͲfolgen.Inklusiondarfallerdingsnichtnurals„Reagieren“auf
EinzelanfragenundbestimmteVorgabenverstandenwerden.Inklusionbedeutetvielmehr,sichaufVielfalt
einzustellenundentsprechendeAktivtätenundVorhabenaufbreiterBasiszukonzipierenundumzusetzen,
erstdannisteine„AdressierungunterschiedlichbenachteiligterundbeeinträchtigterKinderundJugendliche
durchdieOrganisationenundihreAngebote“(Beck2013,S.138)möglich.
Zusammenfassendzeigtsich,dassverschiedeneKinderundJugendlichemitBehinderungganzunterschiedliͲ
cheZugangsbarrierenerfahren.AusdiesemGrundgiltes,dieseZugangsbarrierenganzheitlichzubetrachten
undabzubauen:
„SokönnenesineinemFallVorurteilesein,dieeseinemKinderschweren,einAngebotwahrzuͲ
nehmen,imanderendievomWohnortweitentfernteSonderbeschulung;nichtseltensindesInͲ
formationsdefiziteüberdieZugänglichkeitoderaberfunktionaleHindernisse,diebezüglichder
Nutzungbestehenkönnen(…)“(ebd.)
ͳǤ͵ǤͶ ‡‹–‹†‡‡œ—”•‡–œ—‰˜‘Ž—•‹‘‹†‡”‹†‡”Ǧ—†—‰‡†ƒ”„‡‹–Ȃ‡”†‡šˆò”
Ž—•‹‘
IndenvorangegangenenKapitelnwurdedeutlich,dassdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBeͲ
hinderungandenAngebotenundMaßnahmenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitunddie
konkreteUmsetzunginklusiverAngebotemitverschiedenenProzessenaufunterschiedlichenEbenenverͲ
bundensind.AusdiesemGrundeisteinemultiperspektivischeVorgehensweiseunterEinbezugeinerOrienͲ
tierungandieserProzesssichtelementar.DieUmsetzungvonInklusionmussalsProzessbegriffenwerden,
denesfacettenreichinsämtlichenBereicheneinerOrganisationumzusetzenundzuunterstützengilt.ModelͲ
le,diesichandiesemProzesscharakterorientieren,sinddaherkurzfristigenLösungenzubevorzugen.
33
AusdiesemGrundewurdeindenletztenJahreneinInstrumentalsHandreichungundpraktischeImplemenͲ
tierungshilfeentwickelt:Dersogenannte„IndexfürInklusion“.Diesen„IndexfürInklusion“gibtesmittlerͲ
weilefürdenBereichSchule(Booth,Ainscow2000/2002,deutscheÜbersetzungdurchBoban,Hinz2003),
fürKindertagesstätten(Booth,Ainscow,Kingston2006),fürdenBereichSport(DeutscherBehindertensportͲ
verband2014)sowiezurVerbesserungvonInklusioninKommunen,den„KommunalenIndexfürInklusion
(McDonald,Olley2002;MontagStiftungJugendundGesellschaft2011).ImKontexteinerdurchdasSozialͲ
ministeriumBadenͲWürttemberggeförderten„InklusionsoffensivefürdieJugendarbeit“wurdeaucheine
ersteArbeitshilfefürdieKinderͲundJugendarbeit,der„IndexfürdieJugendarbeitzurInklusionvonKindern
undJugendlichenmitBehinderung“entwickelt(Meyer,Kieslinger2014,Onlineunter:www.inklumat.de).
DerIndexfürInklusionistgleichzeitigeinOrientierungsleitfadenalsauchInstrumentzurSelbstevaluationzur
UnterstützungderUmsetzungvonInklusion.DerzentraleGrundaufbaudiesesIndexistinallenFällendie
zugrundeliegendeUnterteilungin„inklusiveStrukturen“,„inklusivePraktiken“und„inklusiveKulturen“(vgl.
Abbildung3).DemnachgelingteineerfolgreicheUmsetzungvonInklusionnurdann,wenngleichermaßen
alledreiEbeneneinesInklusionsprozesses–derAufbauinklusiverStrukturen(z.B.Barrierefreiheit),dieGeͲ
währleistunginklusiverPraktiken(z.B.spezielleAngebote,Unterstützungsformen)sowiedieArbeitaneiner
inklusivenKultur(z.B.Akzeptanz,Sensibilität,inklusivesDenken)–berücksichtigtwerden.
Abbildung3:DerIndexfürInklusion(Quelle:Boban/Hinz2003,S.15)
DieNutzungundHandhabungdesIndexfürInklusionverweistaufdieNotwendigkeiteinermehrdimensionaͲ
lenUmsetzunginderPraxis.SosindeinerseitsstrukturelleWeichenzustellen,gleichzeitigmüssenaberauch
entsprechendeKonzepteentwickeltwerden,dieeineTeilhabebeeinträchtigterPersonengruppeninnerhalb
einerGemeinschaft,OrganisationoderInstitutionüberhaupterstermöglichen.ZumDrittensindBewusstͲ
seinsbildungsprozesseunddieAuseinandersetzungmitdereigenenHaltungenanzustoßen,dieeineinklusive
„Kultur“innerhalbdieserGemeinschaften,OrganisationenoderInstitutionenentstehenlassen.
Der„IndexfürdieJugendarbeitzurInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderung“istimRahmen
eineskooperativenPraxisforschungsprojektsentstanden.GemeinsammitdemKreisjugendringRemsMurr
e.V.unddemKreisjugendringEsslingene.V.sollteimRahmenderProjektförderungdurchdasSozialministeͲ
riumBadenͲWürttembergeinemöglichstpraxisnaheArbeitshilfezurPlanung,GestaltungundUmsetzung
voninklusivenBemühungeninderKinderͲundJugendarbeitentwickeltwerden.AuslöserfürdieEntwicklung
diesesInstrumentswarenzumeinendieRatifizierungderUNͲBehindertenrechtskonvention,andererseits
derinderPraxiserkennbareBedarfnachInformationen,HandlungsempfehlungenundInstrumentenzur
UmsetzungvonInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderunginderKinderͲundJugendarbeit.
DieIdee,einenIndexfürdenBereichJugendarbeitzuentwickeln,wurdeschließlichinspiriertdurchdieoben
genanntenArbeiteninternationalerundnationalerAutor/innen.
34
DieaktuellbestehendeVersiondes„IndexfürdieJugendarbeit“stelltallerdingsnocheine(erste)ArbeitsverͲ
siondar,beinhaltetaberdennocheineVielfaltanEvaluationsitems,UmsetzungshilfenundHandlungsempͲ
fehlungen.DerIndexfürdieJugendarbeitsolltealspraxisnahesundguthandhabbaresInstrumententwickelt
werden,umEinrichtungenundOrganisationenderKinderͲundJugendarbeiteinenschnellenEinstiegindie
Thematikzuermöglichen.AusdiesemGrundehandeltessichhierbeieherumeine„verkürzteVersion“im
VergleichzudenhochkomplexenInstrumentenfürdieSchule,KindertagesstätteoderKommunen.Der„InͲ
dexfürdieJugendarbeit“beinhaltetdabeisowohleinenFragekatalogzur(SelbstͲ)Evaluation(inFormeines
elektronischenFragebogensunterwww.inklumat.de)sowieverschiedeneZielindikatoren,Umsetzungshilfen
undBeispiele.EinigeAuszügeentlangderdreiDimensionenStrukturen,PraktikenundKulturensollenhier
kurzundzusammenfassendpräsentiertwerden(vgl.ausführlichdazuMeyer/Kieslinger2014,S.35ff.):
x
x
x
DieEtablierung„inklusiverStrukturen/Leitlinien“umfasstdieDimensionen„eineEinrichtungfüralle
entwickeln“sowie„UmgangmitVielfaltorganisieren“.DieentsprechendenIndikatorenzur(SelbstͲ)
EvaluationsowiedieUmsetzungsempfehlungenbeziehensichinsbesondereaufdenAbbauvonBarͲ
rierenundeineinklusiveAngebotsplanung.Gezeigtwirdhierbei,welcheVoraussetzungenundRahͲ
menbedingungengeschaffenwerdenmüssen,damitEinrichtungenundOrganisationenihreZuͲ
gangsbarrierenidentifizierenbzw.abbauenundihre(bestehenden)Angebotereflektierenundggf.
modifizieren.DazuwirdeinKataloganVorschlägenundEvaluationsitemsangeboten(ebd.,S.46ff.).
ImBereich„inklusivePraxis“sinddieDimensionen„AktivitätenundAngebotegestalten“sowie„UnͲ
terstützungsichernundRessourcenmobilisieren“zusammengefasst.DieseEbenefokussiertschließͲ
lichaufdiekonkreteGestaltungundDurchführungvonAngeboten,wobeidieThemenInformationen
überundSicherungvonUnterstützung,dieBerücksichtigungvonVielfaltundderAbbauvonBerühͲ
rungsängsten,diePartizipationsmöglichkeitenAller,sowiedasErschließenundNutzenvonRessourͲ
ceneinewichtigeRollespielen.PräsentiertwerdenIndikatorenundEmpfehlungenzurkonkreten
AngebotsplanungundͲgestaltungsowieimHinblickaufdiebenötigtenUnterstützungsstrukturen
undkontaktförderlichenBedingungen(ebd.,S.48ff.).
ZumAufbau„inklusiverKulturen“inEinrichtungenundOrganisationenderKinderͲundJugendarbeit
sindinsbesonderedieDimensionen„Gemeinschaftbilden“und„inklusiveWerteverankern“releͲ
vant.DiePlanungundModerationvonBegegnungenzwischenKindernundJugendlichenmitund
ohneBehinderungsindhierbeiZielundAusgangspunktzugleich.ZurVorbereitungundBegleitung
dieserKontaktsituationensollteneinigeRahmenbedingungenbeachtetwerden,zudenenentspreͲ
chendeIndikatorenundUmsetzungshilfenpräsentiertwerden(z.B.Sensibilisierungsaktionen,WisͲ
sensvermittlung,MaßnahmenzurGestaltungvonKontaktsituationen,VorschlägefürSchulungsmaßͲ
nahmen,Öffentlichkeitsarbeit).ErgänzendsindOrganisationenundEinrichtungenaberauchmitHilͲ
federIndikatorenaufgefordert,sichkritischmitderjeweiligenEinrichtungsͲbzw.OrganisationskulͲ
turzubeschäftigen,etwaimHinblickaufOffenheit,AkzeptanzvonVielfalt,RespektundWillkomͲ
menskultur(ebd.,S.43ff.).
ZusätzlichzudiesenLeitindikatorenundUmsetzungshilfenbeinhaltetder„IndexfürdieJugendarbeit“eine
ZusammenstellunganEmpfehlungenzurGestaltungundUmsetzunginklusiverÖffnungsprozesseinEinrichͲ
tungenundOrganisationen(vgl.ebd.,S.50ff.).DieseEmpfehlungenorientierensichdabeiandemProzessͲ
modelldesIndexfürInklusionfürdieSchuleundKindertageseinrichtungen.Unterschiedenwerdendabei
fünfPhasen:1)„MitdenIndikatorenbeginnen“,2)„DieEinrichtungssituationbeleuchten“,3)„EineninklusiͲ
venPlanentwerfen“,4)„DeninklusivenPlanindiePraxisumsetzen“sowie5)„DenIndexͲProzessevaluieͲ
ren“.DasProzessmodellistdabeialszirkulärzuverstehen,sodassaufunterschiedlichenEbenenangesetzt
werdenkann.DenAbschlussderArbeitshilfebildendannnochverschiedeneBeispieleundUmsetzungsvorͲ
schläge.
35
1.4
Exkurs:KinderundJugendlichemitBehinderunginBadenǦWürttemberg
Genaue Angaben über die Anzahl behinderter Kinder und Jugendlicher in BadenͲWürttemberg liegen vor
allemaufBasisdersystematischenErfassungvonKindernundJugendlichenmiteineranerkanntenSchwerͲ
behinderungvor.8AktuelleZahlenzuKindern/JugendlichenmitBehinderunglassensichhierbeivorallemin
PublikationendesStatistischenLandesamts(2014)sowiedesSozialministeriumsBadenͲWürttemberg(2013)
finden.
IneinerPublikationzurLebenssituationvonKindernmitBehinderung(HerausgegebenvomMinisteriumfür
Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren BadenͲWürttemberg, 2013) wird eine Anzahl von
mehr als 22.000 Kindern mit einer amtlich festgestellten Schwerbehinderung unter 18 Jahren angegeben
(Zahlen von 2011). Damit haben etwa 1,2% aller Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in BadenͲ
Württemberg eine Schwerbehinderung.9 (vgl. ebd., S. 3) Da eine Schwerbehinderung jedoch durch einen
amtlichfestgestelltenGradderBehinderungvonmindestens50definiertist,sindBehinderungsformenmit
einem Grad der Behinderung von unter 50 in der amtlichen Statistik nicht erfasst. Gerade im KindesͲ und
Jugendalter lassen sich aber eine Fülle an Entwicklungsverzögerungen und Ͳbeeinträchtigungen finden, die
abernichtinderStatistikauftauchen.VermutlichistalsoderProzentsatzanKindern/Jugendlichenmiteiner
körperlichen, psychischen oder geistigen Beeinträchtigung bzw. Entwicklungsverzögerung (d.h. mit einem
GdBvonunter50)deutlichhöher.DaraufdeutetauchdieTatsachehin,dass6,3%allerSchulkinderinBadenͲ
Württemberg einen sogenannten sonderpädagogischen Förderbedarf haben (Angaben in ebd., S. 4). DemͲ
nach liegt der Anteil an Kindern/Jugendlichen mit einer Behinderung, Beeinträchtigung bzw. EntwicklungsͲ
verzögerung (unabhängig vom GdB) etwa 5 Mal höher als in der Schwerbehindertenstatistik ausgewiesen.
Reinrechnerischwürdendamitüber100.000behindertebzw.voneinerBehinderungbedrohteKinderund
JugendlicheinBadenͲWürttembergleben.
Im Folgenden wird dennoch mit den Zahlen der amtlichen Schwerbehindertenstatistik gerechnet, da nur
hierzu valide Daten vorliegen. Gemäß dieser Statistik über die Anzahl schwerbehinderter Menschen in BaͲ
denͲWürttembergvon2013zeigtsich,dass38.579Kinder,JugendlicheundjungeErwachseneunter25JahͲ
ren10 einen Schwerbehindertenausweis besitzen.11 Dies entspricht knapp 4% aller Menschen mit einem
SchwerbehindertenausweisinBadenͲWürttemberg(GesamtanzahlallerMenschenmitSchwerbehindertenͲ
ausweis:981.538).Kinderunter15Jahrenstellenmit17.032KindernhierbeinureinenAnteilvon1,7%(vgl.
StatistischesLandesamt2014).Erklärt werdenkanndiesdamit, dassdieAnzahlSchwerbehindertermitzuͲ
nehmendem Alter systematisch ansteigt (eine Hauptursache dafür ist die Zunahme an chronischen ErkranͲ
kungenundkörperlichenBeeinträchtigungenimAlter).AlleindieAltersgruppeder65ͲJährigenundÄlteren
hatmit538.933PersoneneinenAnteilvon55%anallenSchwerbehinderteninBadenͲWürttemberg.
EinegenauereBetrachtungdieserknapp40.000Kinder,JugendlicheundjungeErwachseneunter25Jahren
zeigtjedochzweiAuffälligkeitenundUnterschiedezudenälterenAltersgruppen(vgl.ebd.):
Eine Schwerbehinderung wird definiert über einen Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50. Ein solchermaßen festgestellter Grad der
Behinderung von 50 oder höher berechtigt dann zu einem Schwerbehindertenausweis. Die Anzahl der Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis wird dabei bei den Versorgungsämtern registriert. Die Versorgungsämter melden wiederum den Statistischen Landesämtern diese Zahlen.
9 Es wird auch darauf verwiesen, dass die Anzahl an Kindern und Jugendlichen mit einer Schwerbehinderung in den letzten zehn Jahren (Zeitraum
2001 bis 2011) um mehr als 16% angestiegen ist.
10 Die Statistik differenziert hier zwischen folgenden Altersgruppen: unter 4 Jahren, 4 bis unter 6 Jahren, 6 bis unter 15 Jahren, 15 bis unter 18 Jahren, sowie 18 bis unter 25 Jahren. In der folgenden Berechnung werden auch die jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren einbezogen, da
diese ebenfalls eine wichtige Zielgruppe der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit in Baden-Württemberg darstellen.
8
11
Analog der oben dargestellten Schätzung ist der Anteil unter Einbezug aller Kinder/Jugendlichen mit sogenanntem sonderpädagogischem Förderbedarf jedoch etwa 5 Mal höher. Demnach müssten knapp 200.000 junge Menschen unter 25 Jahren in Baden-Württemberg leben.
36
x
x
ZumeinenistderAnteilmännlicherjungerMenschenmiteinerSchwerbehinderungindieserAltersͲ
spanneüberproportionalhoch.InderAltersgruppederKindermitSchwerbehinderungunter15JahͲ
renfindensichfastdoppeltsovielemännlicheKinderwieweiblicheKinder(10.080männlicheund
6.952weiblicheKindermitSchwerbehinderung).DiesesVerhältnisnähertsichdannmitsteigendem
Alterzunehmendan.InderAltersgruppeder15bisunter25ͲJährigenfindensichaberimmernoch
mehrJungenalsMädchen(12.455männlicheund9.092weiblicheJugendlichemitSchwerbehindeͲ
rung).ImVerhältnisistdieserUnterschiedebeiderältestenAltersgruppe(65Jahreundälter)nicht
mehrsostarkvorhanden(275.062Männerund263.871Frauen).ImVergleichzuälterenAltersgrupͲ
pensindalsomännlicheKinder/JugendlichedeutlichstärkervoneinerBehinderungbetroffen.
BetrachtetmansystematischdasVorkommenbestimmterBehinderungsarten12,sozeigtsicheinekͲ
latanter Unterschied zwischen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf der einen Seite
unddenAltersgruppenüber25JahrenaufderanderenSeite.InderjüngerenAltersgruppeunter25
Jahren machen körperliche Behinderungen (inklusive organische Erkrankungen) lediglich 25% der
Behinderungsarten aus, der größte Anteil entfällt hingegen auf LernͲ und geistige Behinderungen
(33%). Psychische Erkrankungen/Störungen (inklusive Suchterkrankungen) bilden einen Anteil von
14% und Sinnesbeeinträchtigungen (HörͲ und Sehbehinderungen) machen etwa 9% aus. Der Rest
entfälltauf„SonstigeBehinderungen“(„anderweitignichteinzuordnendeoderungenügendbezeichͲ
neteBehinderungen“).DiesesVerhältnisstelltsichbeidenälterenAltersgruppen(25Jahreundälter)
völlig anders dar: Hier beträgt der Anteil von Menschen mit einer körperlichen Behinderung allein
61%, gefolgt von psychischen Erkrankungen/Störungen und Suchterkrankungen (knapp 19%). SinͲ
nesbeeinträchtigungenhabeneinenAnteilvonetwa9%undLernͲbzw.geistigeBehinderungennur
von3%.Etwa8%entfallenaufsonstigeBehinderungen(vgl.dazuAbbildung4).
100%
SonstigeBehinderungen
90%
80%
PsychischeErkrankungen/
Störungen(inkl.
Suchterkrankungen)
70%
60%
LernͲundgeistige
Behinderungen
50%
40%
Sinnesbeeinträchtigungen
(HörͲundSehbehinderungen)
30%
20%
KörperlicheBehinderungen
(inklusiveorganische
Erkrankungen)
10%
0%
unter25Jahren
25Jahreundälter
Abbildung 4: Prozentuale Verteilung der Behinderungsarten bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Vergleich zu
älteren Altersgruppen (Quelle: Statistisches Landesamt 2014, eigene Berechnungen mit dem zur Verfügung gestellten ExcelͲ
Datensatz).
Im Falle von Mehrfachbehinderungen wird in der Statistik die Art der Behinderung anhand der sogenannten „vorrangigen“ oder „schwersten“ Behinderung gemessen.
12
37
BehinderungenstellensichalsoimKindesͲ,JugendͲundfrühenErwachsenenalterandersdaralsimErwachͲ
senenalterbzw.imhohenAlter.DasThemaBehinderungistinjungenJahreneherbestimmtdurchmännliͲ
cheKinder/JugendlichesowiedurcheineÜberrepräsentanzvonLernͲundgeistigenBehinderungen.KörperͲ
licheFormenderBehinderungspielenhingegeneineimVergleichzuälterenAltersgruppennachrangigeRolͲ
le.DieseVerteilunghatfürdievorliegendeExpertisevondahereinewichtigeBedeutung,weilsiedenBlick
aufeinganzheitlicheresVerständnisvonBarrierenlenkensollte.AlleinderAbbauvonräumlichenBarrieren
wirdderHeterogenitätvonBehinderung,insbesondereimKindesͲundJugendalter,nichtgerecht(häufig
werdenlediglichräumlicheBarrierenmit„Behinderung“assoziiert).Mindestensgenausowichtigsindaber
auchsprachlicheBarrieren(z.B.fehlendeInfosinleichterSprache,Bebilderung),sozialeBarrieren(wieVorͲ
behalteundBerührungsängste),aufgabenbezogeneBarrieren(z.B.wasdieArtundInhaltevonAngeboten
betrifft)sowieBarrierenfürsinnesbeeinträchtigteMenschen(z.B.fehlendeInfosinBlindenschrift,BebildeͲ
rung,usw.)
WasdieLebenssituationvonFamilienmitKindernmitBehinderungbetrifft,soistdiesehäufiggeprägtdurch
einhohesMaßanZeitrestriktionen(vgl.dazuauchKapitel1.3.3).BesuchendieKinderFörderͲoderSonderͲ
schulen,sobefindensichdiesehäufignichtinderunmittelbarenWohnumgebung.Entsprechendkönnen
größereFahrtwegeentstehen.DesWeiterenistdieErziehungundPflegeeinesbehindertenKindesmiteiͲ
nemhohenZeitaufwandverbunden.FernerfallenoftTermineaufgrundvontherapeutischenoderärztlichen
Behandlungenan.AberauchdieökonomischeundsozialeSituationdieserFamilienistnichtunproblemaͲ
tisch:HäufigistdieVereinbarkeitzwischenFamilieundBerufdeutlicherschwertundinderFolgekannnur
einElternteilarbeiten.DanebenziehtdieBehinderungdesKindesunterUmständenauchpsychischeBelasͲ
tungenfürdieElternnachsich.DiesäußertsichsowohlaufderPaarebenealsauchimHinblickaufsoziale
Einbindung.ElternberichtenvonAusgrenzungserfahrungenunddemVermeidenvonKontaktsituationen,
von„ständigenErklärungenundRechtfertigungenaufgrundderVerhaltensweiseneinesbehindertenKindes,
dievonanderenMenschenoftmalsmissverstandenwerden“sowie„davon,dassKontaktsituationenzuanͲ
derenElternsehreingeschränktbisgarnichtvorhandenseien“(vgl.Kieslinger/Meyer2014,S.157).
DerEinbezugvonKindernundJugendlichenmitBehinderunginAngeboteder(lokalen)KinderͲundJugendͲ
arbeit/JugendsozialarbeitistdaherauchmiteinerEntlastungundVerbesserungderLebensbedingungenvon
FamilienmitbehindertenKindernverbunden.
1.5
ZusammenfassungundforschungsleitendeFragestellungenderExpertise
DievorangegangenenAuseinandersetzungenverdeutlicheneinerseitsdie(sozialͲ)politischenForderungen,
diemitderRatifizierungderUNͲBehindertenrechtskonventionverbundensind,undsichdamitgleichermaͲ
ßenanEinrichtungenundOrganisationenderKinderͲundJugendarbeitsowieJugendsozialarbeitrichten.
DamiteinhergehtdierechtlicheaberauchmoralischeNotwendigkeiteinerÖffnunggegenüberderPersoͲ
nengruppebehinderterKinderundJugendliche.WünschenswertsinddarüberhinausentsprechendeSelbstͲ
verpflichtungen.AndererseitsbietetdieseÖffnungaberauchimmenseChancen,weilinkeinemanderen
HandlungsfeldBegegnungenzwangͲundkonkurrenzloserablaufenalsindenBildungsͲundFreizeitangeboͲ
tenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit.Zuvermutenistdaher,dassderKinderͲundJugendarͲ
beitbzw.auchderJugendsozialarbeiteinewichtigeBedeutungbeiderUmsetzungvonInklusionimgesamtͲ
gesellschaftlichenKontextzukommt:KontakteundBegegnungenerfolgenineinemangenehmenSettingund
dieseKontaktekönnenmehrundmehrzueinerNormalitätwerden.InklusiveProzessekönnendaherhervorͲ
ragendimRahmenpädagogischbetreutersozialerLernfelderumgesetztwerden.DesWeiterenwerden
FreundschaftennichtnurinderSchulegeschlossen,sonderninsbesondereinderFreizeit.
38
DiewesentlichenLeitprinzipienderKinderͲundJugendarbeitsowiederJugendsozialarbeitͲNiedrigschwelͲ
ligkeit,ZugänglichkeitfürallejungenMenschen,Freiwilligkeit,AlltagsͲ,LebensweltͲundBedürfnisorientieͲ
rung,derUmgangmitVielfalt,sowiedieErgebnisoffenheitvielerAngebote–bietenhierbeieingeeignetes
SettingfürsolcheBegegnungenundLernprozesse.Zuvermutenistweiterhin,dassOrganisationenundEinͲ
richtungenderKinderͲundJugendarbeitbzw.derJugendsozialarbeitdieInklusioninanderenBereichenunͲ
terstützenkönnen,etwaimGemeinwesen,inderSchuleoderbeimÜbergangvonderSchuleindenBeruf.
ImmerhingehörenSozialraumorientierung,schulunterstützendeAngebotesowiedieFörderungimÜbergang
SchuleundBerufzudenKernkompetenzenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit.DerentspreͲ
chende„Auftrag“deroffenenKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitbeiderUmsetzungvonInklusion
wurdedaherbereitsinKapitel1.3.1detailliertausformuliertundhatzweiFacetten:
x
x
ErstensgehtesumeinenstärkerenEinbezugundeinebessereBeteiligungvonKindernundJugendliͲ
chenmitBehinderungandenAngebotenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit.
ZweitenssollenKinderͲundJugendlicheinihrenBeteiligungsͲundAneignungsmöglichkeiteningeͲ
sellschaftlichrelevantenSystemenundOrganisationensowieimSozialraumbzw.indenKommunen
unterstütztwerden.
InsgesamtistesfürdiekonsequenteUnterstützungsolcherinklusivenProzessejedochwichtig,dassdieKonͲ
takteundBegegnungenregelmäßig,dauerhaftundnachhaltigstattfinden.ErstrebenswertistdaherinsbeͲ
sonderederEinbezugvonKindernundJugendlichenmitBehinderungindenRegelbetrieb,denOffenenBeͲ
reichbzw.inalltäglicheSettings.HäufigwerdensolcheBegegnungenabernochzusehralsaußeralltägliche
Erfahrungbzw.imRahmenvonspeziellenAngebotenermöglicht(z.B.imRahmenvonFerienfreizeiten,ProͲ
jekten,Veranstaltungen,KooperationenoderWorkshops;vgl.dazuauchKapitel1.3.2).DieGefahrbeisolͲ
cheneinmalig,sporadischoderunregelmäßigstattfindendenAngebotenist,dassdieKontaktͲundBegegͲ
nungsmöglichkeitenbeschränktsindundzudemKinderundJugendlichemitBehinderunghäufig„untersich
bleiben“.AusdiesemGrundeistdiegenaueBetrachtungundggf.VeränderungderbestehendenAngebotsͲ
strukturessentiellfürdie(weitere)UmsetzungvonInklusionbeeinträchtigterodervonBehinderungbedrohͲ
terKinderundJugendlicherinHandlungsfeldernderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit.
WeiterhinverdeutlichendiebisherigenErfahrungen(vgl.Kapitel1.3.2),dassnichtalleEinrichtungenund
OrganisationenderKinderͲundJugendarbeitbereitsüberErfahrungenmitdiesemPersonenkreisverfügen.
WennErfahrungenbestehen,sodominierenKinderundJugendlichemitLernbehinderungenoderpsychiͲ
schenBeeinträchtigungen,wobeinichtimmerklarist,obessichhierbeiumBehinderungenimsozialrechtliͲ
chenSinnehandelt(sieheFußnote7).DesWeiterenzeigtesichindengenanntenUntersuchungen(Kapitel
1.3.2),dasssichdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungbislangaufeinzelnePersonen
bzw.aufkleineGruppenbeschränkt.DieseErfahrungensowiedieAnzahlderteilnehmendenKinderund
JugendlichenmitBehinderunggiltesauchindieserExpertisezuklären.
LetztendlichspielenauchderStellenwertunddieWichtigkeitdesThemas„InklusionvonKindernundJuͲ
gendlichenmitBehinderung“inHandlungsfeldernderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeiteine
zentraleRollefürdievorliegendeExpertise.DiebisherigenErfahrungen(Kapitel1.3.2)verdeutlichen,dasses
hiereinegroßeBandbreitegibt.EinigeOrganisationensetzensichbereitsintensivmitderThematikauseiͲ
nanderoderhabenauchbereits(erste)konzeptionelleÜberlegungenundLeitzieleausformuliert.BeiandeͲ
renAkteurenzeigtsichhingegeneinbishernochfehlendesInteresse.VieleAkteurebesitzendarüberhinaus
nureinegeringeBereitschaft,solcheAngeboteoffensivzubewerben.Zudemmangelteshäufiganeinem
einheitlichenVerständnisvonInklusion.EinweitererwichtigerBefundistderZusammenhangzwischendem
AbbauvonBarrierenundderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung(„Sogwirkung“,vgl.
Kapitel1.3.2).DemThemaAbbauvonBarrierenkommtdaherebenfallseineBedeutungzu.
39
AlszentraleForschungszielefürdieempirischenUntersuchungenimRahmenderExpertisekönnendaher
folgendevierforschungsleitendeFragenformuliertwerden:
1) WiestelltsichdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderunginEinrichtungenund
OrganisationenderKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitinBadenͲWürttembergdar?Erfasst
werdensollenhierbei,wievieleAkteurebereitsNutzer/innenmitBehinderunghaben,umwieviele
Nutzer/innenessichhierbeizahlenmäßighandelt,undwelcheBehinderungsartenvorkommen.Von
Interesseistweiterhin,obesbezüglichdieserTeilnahmeUnterschiedezwischenverschiedenen
HandlungsfeldernundTätigkeitsschwerpunktenderbefragtenEinrichtungen/Organisationengibt.
Fernersollauchanalysiertwerden,obeseinenZusammenhangzwischenderGrößederOrganisatioͲ
nen(gemessenanderAnzahlhauptamtlichBeschäftigter)unddieserTeilnahmegibt.
2) WassinddieHintergründefürdieTeilnahmebzw.NichtͲTeilnahmevonKindernundJugendlichen
mitBehinderungandenAngebotenderKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitinBadenͲ
Württemberg?Hierbeigiltesbesonderszuklären,obesbestimmteauslösendeFaktorenfürdie
TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderunggibt,undwelcheFaktorenimBesonderen
dazubeigetragenhaben,dassdiesePersonengruppedieAngebotenutzt.AufderanderenSeitesoll
aberauchimFalleeinerNichtͲTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungherausgeͲ
fundenwerden,wasdieGründedafürsind.ImZusammenhangmitdieserzweitenforschungsleitenͲ
denFrageistvonbesonderemInteresse,inwieferndieAngeboteauchaktivfürdiesenPersonenkreis
beworbenwerdenundob(weitere)Angebotegeplantsind,andenenKinderundJugendlichemit
Behinderungteilnehmenkönnen.
3) WielassensichdieAngebote,andenenKinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen,chaͲ
rakterisieren.NebenderFrage,wiediePlanungundDurchführungsolcherAngeboteorganisiert
werden,spieltindiesemKontexteinebesondereRolle,obessicheherum„spezielle“Angebote
handeltoderobKinderundJugendlichemitBehinderungauchimRegelbetriebbzw.imOffenenBeͲ
reichpräsentsind.DieverschiedenenAngebotesollenhierzugenauanalysiert,dokumentiertundin
eineTypologieeingeordnetwerden.EineweitereFacettedieserdrittenforschungsleitendenPerͲ
spektiveistdieFragenachbesondersgeeignetenAngebotenfürdiesenPersonenkreis.
4) WelchenaktuellenundzukünftigenStellenwerthatdasThemaInklusionvonKindernundJugendliͲ
chenmitBehinderunginEinrichtungen/OrganisationenderKinderͲundJugendarbeitbzw.JugendsoͲ
zialarbeitinBadenͲWürttemberg?GefragtwirdhierbeinachdenbisherigenBerührungspunktenmit
demThema,nachbereitserfolgtensowiezukünftiggewünschtenQualifizierungsmaßnahmenfürdie
Mitarbeiter/innen(diesbetrifftgleichermaßenauchehrenamtlicheKräfte),nachdemAbbauvon
BarrierensowienachbenötigtenRessourcenundderzukünftigenUmsetzungsstrategie.
40
2
ErgebnisseausdenempirischenErhebungen
2.1
ErgebnissederstichtagsbezogenenOnlineǦBefragungvonOrganisationen
derKinderǦundJugendarbeit/JugendsozialarbeitinBadenǦWürttemberg
ʹǤͳǤͳ ‘”‰‡Š‡•™‡‹•‡„‡‹†‡”Ž‹‡Ǧ‡ˆ”ƒ‰—‰—†—ˆ„ƒ—†‡•”ƒ‰‡„‘‰‡•
DieOnlineͲBefragungwurdealsflächendeckende,badenͲwürttembergweiteBestandserhebungzurTeilnahͲ
me von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung an den Angeboten von Einrichtungen, Organisationen
und Projekten der KinderͲ und Jugendarbeit sowie Jugendsozialarbeit durchgeführt. Ursprünglich war geͲ
plant, die Befragung über eine systematische Stichprobenziehung vorzunehmen. Diskutiert wurde hierbei
zunächst sowohl eine Stichprobenziehung nach Handlungsfeldern als auch nach Landkreisen (ggf. als QuoͲ
tenstichprobeodergeschichteteStichprobe).LetztendlichfieldieEntscheidungaberaufeinevollumfängliche
BefragungmöglichstvielerAkteureausallenHandlungsfeldernundLandkreisen.DieBefragungsolltemithilͲ
fe der Weiterverteilung des OnlineͲFragebogens durch entsprechende Multiplikatoren erfolgen („SchneeͲ
balleffekt“).HierzuwurdenallerelevantenDachorganisationenangeschriebenundumdieflächendeckende
VerteilungdesOnlineͲFragebogensgebeten.
Da es sich bei dieser OnlineͲBefragung nicht um ein hypothesenüberprüfendes Forschungsdesign handelt,
sondern um eine Bestandserhebung mit deskriptivem Charakter, ist eine solche Vorgehensweise, d.h. der
VerzichtaufeineStichprobenziehung,gerechtfertigt.DerVorteildieserVorgehensweisebestehtschließlich
zum einen darin, möglichst viele verschiedene Akteursgruppen mit unterschiedlichen Organisationsformen
zuerreichen(anderBefragungsolltensichbeispielsweisesowohlOrganisationenaufLandesebeneundauf
StadtͲoderKreisebene,alsauchEinrichtungen,StandorteoderUnterabteilungenaufkommunalebzw.örtliͲ
cherEbenebeteiligen).Zumanderenkonntesoauchsichergestelltwerden,dasskeineOrganisationenoder
Einrichtungen „vergessen“ werden, da davon auszugehen ist, dass die allermeisten relevanten Akteure in
verschiedenen Arbeitsgruppen und Ͳgemeinschaften, Ringen oder Dachverbänden organisiert sind. AngeͲ
schrieben wurden daher sämtliche landesweiten bzw. überregionalen Dachverbände und Arbeitskreise der
KinderͲ und Jugendarbeit bzw. Jugendverbandsarbeit sowie Dachorganisationen von Sportverbänden. Um
öffentlicheundfreieTrägergleichermaßenzuberücksichtigen,wurdennebendengenanntenüberregionaͲ
lenZusammenschlüssenauchderKommunalverbandfürJugendundSozialesinBadenͲWürttemberg(KVJS),
derDachverbandder kommunalenJugendarbeitin BadenͲWürttembergsowiedie drei Gremien LandkreisͲ
tag, Städtetag und Gemeindetag angeschrieben. Im Bereich der Jugendsozialarbeit erfolgte die Verteilung
überDachorganisationenausdemBereichderöffentlichenundfreienWohlfahrtspflegesowieüberdieLanͲ
desarbeitsgemeinschaftenJugendsozialarbeit/MobileJugendarbeitunddaslandesweiteNetzwerkSchulsoziͲ
alarbeit.DieVerteilungsstrategiekannAbbildung5entnommenwerden.
41
Abbildung5:VerteilerfürdieOnlineͲBefragung(DachorganisationenvonöffentlichenTrägernsowiefreienTrägern)
GezieltangeschriebenwurdenfernernochfolgendeOrganisationen:BundderJugendfarmenundAktivspielͲ
plätzee.V.,InternationaleBegegnunginGemeinschaftsdienstene.V.,LandesarbeitsgemeinschaftSpielmobile
BadenͲWürttemberg e.V., Paritätisches Jugendwerk BadenͲWürttemberg e.V., Landesarbeitsgemeinschaft
KinderinteressenBaden–Württemberge.V.
DieBefragungfandimZeitraumzwischendem22.Juni2015unddem31.August2015statt.Dazuwurdeper
EͲMaileinBegleittextsowieLinkzudemOnlineͲFragebogenandiegenanntenMultiplikatorenverschickt.Die
42
MultiplikatorensolltendanndieseEͲMail(d.h.BegleittextundLinkzumFragebogen)anihreMitgliedsorganiͲ
sationen und relevanten Kontakte weiterverschicken. Zudem konnten sich aber auch die überregionalen
AkteureanderBefragungbeteiligen.EntsprechendistderFragebogensoaufgebaut,dassjedeOrganisation
bzw.EinrichtungamAnfangihrenOrganisationsgrad–d.h.ZusammenschlussaufLandesebene,Akteureauf
StadtͲoderLandkreisebene,einzelneVereine,Einrichtungen,StandorteoderUnterabteilungauflokalerEbeͲ
ne–angebenkonnte(sieheauchweiterunten:AufbaudesFragebogens).MitHilfedieserVorgehensweise
gelangeineBeteiligungvoninsgesamt570Akteuren(sieheAbbildung6).
EineOnlineͲBefragungerlaubteinegenaueDokumentationdarüber,wievieleAkteuredenLinkzumFrageͲ
bogenaktivierten,wievieleAkteureschließlichbegonnenhaben,denFragebogenauszufüllen,undwieviele
AkteuredenFragebogenauchbiszumEndebeantwortethaben.DenLinkzumOnlineͲFragebogenaktiviert
(d.h. angeklickt) haben fast 1.500 Organisationen und Einrichtungen. Mindestens die erste Seite wurde
schließlich von etwa 800 Akteuren ausgefüllt. Den Fragebogen beendet haben hingegen 436 Akteure (vgl.
Abbildung6).FürdieAuswertungverwendetwerdenkönneninsgesamtn=570Fragebögen,dennindiesen
570DatensätzenwurdemindestensdieFragenachderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinͲ
derungbeantwortet(dieseFrageistessentiellfürdieInterpretationderErgebnisse).
Abbildung6:RücklaufderOnlineͲBefragungimZeitverlauf(Befragungszeitraum:22.06bis31.08.2015)
Die Gründe dafür, warumdie restlichen knapp 1.000 Akteure, die den Link zum Fragebogen zwar geöffnet
haben, den Fragebogen aber nicht weiter ausfüllten, sind unklar. Eine Interpretation könnte sein, dass das
Thema„TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung“keineRelevanzindiesenEinrichtungen
undOrganisationenhat.Denneskannberechtigterweiseangenommenwerden,dasssichAkteureohneentͲ
sprechendeErfahrungennichtangesprochengefühlthattenund möglicherweiseauchkeineNotwendigkeit
daringesehenhaben,sichanderOnlineͲUmfrageweiterzubeteiligen.EntsprechendwärediesalsHinweis
zu werten, dass knapp zwei Drittel der angefragten Akteure keine oder nur geringe Erfahrungen und/oder
AffinitätzudemThemahat.
ZielderBefragungwares,einen(ersten)Überblickdarüberzubekommen,welcheAkteureinderKinderͲund
Jugendarbeit sowie Jugendsozialarbeit bereits Erfahrung mit der Teilnahme von Kindern/Jugendlichen mit
43
Behinderunghabenundwelchesiedabeigesammelthaben.DerFragebogenbestehtdabeiausdreiTeilen:
ImerstenTeilwerdenorganisationsͲbzw.einrichtungsspezifischeDetailsabgefragt,imzweitenTeildesFraͲ
gebogensstehtdasThema„TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung“imMittelpunkt,und
derdritteTeilumfasstallgemeineFragenzumThemenspektrumInklusion,Barrierefreiheitsowiezukünftige
StrategienundHerausforderungen.
OrganisationsǦundeinrichtungsspezifischeDaten
ZuBeginndesFragebogenssollensichdieantwortendenAkteureeinemvondreiPfadenzuordnen.ZurAusͲ
wahlstehen:
x
x
x
Dachverband, Geschäftsstelle, zentrale Verwaltung, Zusammenschluss, Arbeitskreis/Arbeitsgruppe
aufLandesͲ/Bezirksebene
Zentrale Geschäftsstelle/Zusammenschluss auf KreisͲ oder Stadtebene, Organisation mit mehreren
Mitgliedsverbänden/Unterabteilungen/Standorten
Mitgliedsverein/Ͳverband,einzelneEinrichtung,UnterabteilungoderStandortaufkommunalerEbeͲ
ne
DieseZuordnungbestimmtdannauchdenweiterenVerlaufdesFragebogens(sounterscheidensichteilweiͲ
seeinzelneFormulierungenundAntwortvorgabenjenachOrganisationsgrad).
WeitereFragenindiesemFragekomplexbeziehensichebenfallsaufverschiedeneZuordnungen:
x
x
x
EineregionalenZuordnungzumjeweiligenStadtͲoderLandkreis(imFallevonüberregionalenOrgaͲ
nisationengibteshierzusätzlichdieAnkreuzmöglichkeit„überregional/landesweit“),
EinehandlungsfeldspezifischeZuordnungmitderMöglichkeitzuMehrfachnennungen.AnkreuzoptiͲ
onen sind: a) Kommunale Jugendpflege, Jugendreferat, Jugendförderung; b) Jugendfreizeitstätten,
Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit;c)Jugendverbandsarbeit(Jugendverband,Jugendring);d)Offene
Arbeit mit Kindern (Jugendfarmen, Aktivspielplätze, Spielmobilarbeit); e) Mobile Jugendarbeit,
Streetwork;f)Schulsozialarbeit;g)Jugendberufshilfe;h)religiöse/kirchlicheJugendarbeit,kirchliche
Gemeindejugendarbeit;i)Tagungshäuser,Jugendbildungsstätten,Jugendheime;j)JugendkunstschuͲ
len,Musikschulen,Zirkuspädagogik,Theaterpädagogikundk)andereSchwerpunkte.
Eine inhaltliche Zuordnung zu bestimmten Tätigkeitsschwerpunkten, bei denen ebenfalls die MögͲ
lichkeitzuMehrfachnennungenbesteht.DiezurVerfügungstehendenAntwortvorgabensind:kreatiͲ
ves/künstlerisches Gestalten, Kulturarbeit, handwerkliches Gestalten, Basteln, Werken, ErlebnispäͲ
dagogik,Theaterpädagogik,Zirkuspädagogik,Tanz, Spiel, Musik, Gesang,Sport/Bewegung, schulbeͲ
zogeneUnterstützung(Hausaufgabenhilfe,AG´s),HilfenamÜbergangSchuleundBeruf,Glaube,ReͲ
ligion, Weltanschauung, Natur, Tiere, NaturͲ und Umweltpädagogik, Reisen, Tourismus, FerienbeͲ
treuung,Freizeiten,Information,Wissen,Politik,PolitischeBildung,TraditionsͲundBrauchtumspfleͲ
ge,SelbsthilfezuspezifischenThemen,geschlechtsspezifischeAngebote,sowiesonstigeFelder.
DieseZuordnungenermöglichensowohleinehandlungsfeldͲalsauchtätigkeitsbezogeneAuswertung(siehe
Auswertungen in den folgenden Kapiteln). Neben diesen Zuordnungen wird ferner noch die Anzahl der
hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen sowie der Honorarkräfte abgefragt. Weiterhin von
Interesse sind Angaben zu den Zielgruppen (nach Alter) sowie zur Bewerbungsstrategie und Erreichbarkeit
derAngebote.
44
TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung
Der nachfolgende Themenkomplex beschäftigt sich ausschließlich mit Detailfragen zu den Erfahrungen mit
der Teilnahme von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung. Die erste Frage stellt dabei die zentralste
FragederOnlineͲUmfragedar.Hierwirdvornewegdanachgefragt,obdieAngeboteauchvonKindernund
JugendlichenmitBehinderunggenutztwerden(Antwortvorgaben:JaundNein).DiejeweiligeAntwortkateͲ
gorie„Ja“oder„Nein“bestimmtdanndenweiterenVerlaufderFragenindiesemTeildesFragebogens:
x
x
ImFallevon„Nein“folgtgleichimAnschlussdieFragenachdenGründen.HierzuwerdenverschieͲ
deneAntwortmöglichkeitenangeboten,z.B.es gab/gibt keineNachfragevon Kindern/Jugendlichen
mit Behinderung bzw. deren Angehörigen; fehlendes Personal/zu geringe personelle Kapazitäten;
Kinder/JugendlichemitBehinderungwerdenüberdiebisherigeWerbestrategieundÖffentlichkeitsͲ
arbeit nicht oder nur schwer erreicht; fehlendes Wissen/fehlende Qualifikationen/Kompetenzen;
Angebote/Einrichtungistnichtbarrierefrei;OrganisationderAssistenzschwierig/besondererBetreuͲ
ungsaufwand; Organisation/Durchführung der Angebote wäre zu aufwändig; Berührungsängste/
VorbehaltevonSeitenandererTeilnehmer/innen;usw.HierbeisindMehrfachnennungenmöglich.
Im Falle von „Ja“ folgen hingegen verschiedene Fragen, z.B. zur Anzahl der teilnehmenden Kinder
und Jugendlichen mit Behinderung, zu den Behinderungsarten, zur Organisation und Durchführung
derAngebote,wasdieGründefürdieTeilnahmesindbzw.waren,wiehäufigKinderundJugendliche
mitBehinderungdieseAngebotenutzen,wielangeesdieseAngeboteschongibt,welcheAngebote
sichbesonderseignen,undobspezielleSchulungendurchgeführtwurden.
AllgemeineFragenzumThemenspektrumInklusionundBehinderung
ImletztenTeildesFragebogenswerdenallgemeineFragenzumThemenspektrumInklusion,Barrierefreiheit
undBehinderunggestellt.DieseFragenrichtensichwiederanalleAkteure(d.h.auchanAkteure,diekeine
Teilnehmer/innenmitBehinderunghaben):
x
x
x
IneinererstenFragewirdnachden„Berührungspunkten“mitdemThemaInklusiongefragt(MehrͲ
fachnennungenmöglich).DieAntwortkategoriensindhierbeisogewählt,dasssievon„grundlegenͲ
demWissen“bishinzueineraktivenundvertieftenAuseinandersetzungmitdemThemareichen.
DiezweiteFragebeschäftigtsichhingegenmitverschiedenenBarrieren.EssollherausgefundenwerͲ
den, welche Barrieren bereits abgebaut wurden bzw. welche Priorität der Abbau von Barrieren in
denbefragtenEinrichtungen/Organisationenhat.Gezieltwirdhierbeinachräumlichen,sprachlichen,
sozialen,aufgabenbezogenenundBarrierenfürsinnesbeeinträchtigteMenschengefragt.
DieletztenFragenbeziehensichhingegenaufzukünftigrelevanteHerausforderungenunddiestraͲ
tegischePlanung.Gefragtwirdbeispielsweisedanach,ob(weitere)Angebote,andenenauchKinder
undJugendlichemitBehinderungteilnehmenkönnen,geplantsind(offeneFrage).EbensoistvonInͲ
teresse,worindiewesentlichenHerausforderungenbeiderUmsetzungvonInklusioninderKinderͲ
undJugendarbeitbzw.JugendsozialarbeitgesehenwerdenundwelchestrategischenÜberlegungen
diezukünftigePlanungbestimmen.DenAbschlussbildeteineoffeneFragezuAnregungen,VerbesseͲ
rungsvorschlägenund/oderWünschenfürdieZukunft.
AmEndedesFragebogenskönnendieantwortendenAkteureauffreiwilligerBasisnochdiverseKontaktdaͲ
tenhinterlassen.Hintergrunddessenist,dassaufBasisdieserOnlineͲBefragungausgewählteOrganisationen
undEinrichtungenidentifiziertwerdensollten,diedannineinerzweitenWelleimRahmenvonTelefoninterͲ
viewsvertieftbefragtwerden.Vondeninsgesamt436OrganisationenundEinrichtungen,diedenFrageboͲ
genbiszumEndeausgefüllthaben,gaben191Akteure(44%)auchihreKontaktdatenanundstehendamitin
derzweitenBefragungsrundefüreinTelefoninterviewzurVerfügung(sieheKapitel2.2)
45
ʹǤͳǤʹ ‡•…Š”‡‹„—‰†‡”–‹…Š’”‘„‡
DieersteundzweiteSeitedesOnlineͲFragebogensbeinhaltenvorallemFragen,diederBeschreibungder
Stichprobedienten.HierwurdezumeinendieZuordnungderbefragtenEinrichtung/Organisationzueinem
derdreiPfade(DachverbandaufBundeslandebene,ZusammenschlussaufLandkreisͲ/Stadtebene,EinzelͲ
standort/Mitgliedsverein/ͲverbandauförtlicherEbene)abgefragt.ZumanderensolltenverschiedeneeinͲ
richtungsͲbzw.organisationsbezogeneInformationenerfasstwerden,wiez.B.dieZuordnungzudiversen
Handlungsfeldern,dieAnzahlderMitarbeiter/innen(differenziertnachhauptamtlichenundehrenamtlichen
Mitarbeiter/innensowieHonorarkräfte),dieThemenschwerpunktederjeweiligenAngeboteundDienstleisͲ
tungensowiedieZugehörigkeitzueinembestimmtenLandkreis.ErstnachdiesenAngabentrenntderOnliͲ
neͲFragebogenzwischenOrganisationen/Einrichtungen,beidenenauchKinder/JugendlichenmitBehindeͲ
rungandenAngebotenteilnehmenunddenjenigen,diekeineNutzer/innenmitBehinderunghaben.Im
FolgendenwirddaherzunächstdieGesamtstichprobedargestellt,inKapitel2.1.3wirddanneinegenauere
AnalysederTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungerfolgen.
FürdiestatistischeAnalysewerdeninsgesamtn=570Fragebögenverwendet.Zwarhabenca.800Akteure
begonnen,denFragebogenauszufüllen,AngabenzurTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehindeͲ
runghabenjedochnur570Akteuregemacht.DaesinsbesondereumdieseInformationgeht,könnendie
restlichen230Akteurenichtweiterberücksichtigtwerden(hierliegenkeineverwertbarenInformationen
zumThemaEinbezugvonKindern/JugendlichenmitBehinderungvor).
OrganisationsgradderbefragtenEinrichtungenundOrganisationen
DieVerteilungdieser570Einrichtungen/OrganisationenaufdiedreiabgefragtenOrganisationsgradestellt
sichwiefolgtdar(vgl.Abbildung7):
0%
20%
Dachverbände/Dachorganisationen,landesweit(n=71):
12%
ZentraleGeschäftsstelle/KommunalerTräger,KreisͲ
/Stadtebene(n=108):
19%
(MitgliedsͲ)Verein,Standort,Unterabteilung,örtlicheEbene
(n=391):
40%
60%
80%
100%
69%
Abbildung7:BefragteAkteurenachOrganisationsgrad(bein=570)
DemnachantwortetenzuüberzweiDrittelAkteure,dieaufregionalerEbeneagieren,d.h.einzelne(MitͲ
glieds)VereineoderͲverbände,einzelneStandorteoderUnterabteilungenauförtlicherEbene.Anzweiter
StellefolgendannAkteure,dieZusammenschlüsseaufKreisͲoderStadtebenedarstellen,d.h.KreisͲoder
Stadtjugendringe,kommunaleTrägeraufLandkreisͲoderStadtebene,usw..Mit12%sindjedochauchAkteuͲ
re,dieverschiedeneEinrichtungenoderOrganisationenaufLandesebenevertreten,relativstarkinderBeͲ
fragungvertreten.DieserelativhoheAnzahlanlandesweitagierendenOrganisationenistsicherderVorgeͲ
hensweisederBefragunggeschuldet(SchneeballͲEffekt).
46
InsgesamtergibtsichhierbeifolgendeProblematik:DieaufLandesebeneund/oderKreisͲ/StadtebeneagieͲ
rendenOrganisationenrepräsentierennatürlicheineVielfaltan(EinzelͲ)AkteurenauflokalerEbene(also
einzelneVereine/Verbände,Standorte,Unterabteilungen,usw.).Insofernkannessein,dasssichAngaben
sozusagen„doppeln“.EinBeispielhierfür:SowohleinLandesverbandsowiedieZusammenschlüsseaufKreisͲ
oderStadtebene,alsaucheinenichtidentifizierbareAnzahlanEinzelakteurenantwortenaufdieFragenach
derTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungmit„ja“.EntsprechendwirddanndieAnzahl
der„JaͲStimmen“dreifachgezählt,obwohldieLandesͲalsauchZusammenschlüssenaufKreisͲoderStadtͲ
ebenestellvertretendfürihreMitgliedsorganisationenantworten.
UmdiesenEffektzuvermeiden,müssendieAuswertungenbeieinzelnenThemenbereichendahergetrennt
nachdenjeweiligendreiPfadendurchgeführtwerden.AusdiesemGrundewerdenmanchmaldieErgebnisse
separat,d.h.getrenntnachPfadA,BundC,ausgewiesen.
RegionaleVerteilungderbefragtenEinrichtungenundOrganisationen
DienächsteFragebeziehtsichaufdieZuordnungzuden44StadtͲundLandkreiseninBadenͲWürttemberg.
DieAuswertungzeigt,dasssichAkteureausallen44LandͲundStadtkreiseninBadenͲWürttembergander
Befragungbeteiligthaben.InsofernspiegeltderRücklaufzumindestAngabenausallenbadenͲwürttembergͲ
ischenLandͲundStadtkreisenwieder(vgl.Abbildung8;Angabenbeziehensichaufn=532,in38Fällenwurde
„landesweit/überregional“angegeben).
AllerdingssinddieAngabenausdenverschiedenenRegionenineinzelnenFällenetwasverzerrt.BeispielsͲ
weisesindAkteureausdemAlbͲDonauͲKreisstärkervertretenalsvonderBevölkerungsstärkehervergleichͲ
bargroßeLandkreise(etwaderBodenseekreis).13BesonderswenigeFragebögenwurdendarüberhinausin
BadenͲBadenausgefüllt.DieseUnterschiederelativierensichjedochwiedereinwenig,wennmandenAnteil
anKindernundJugendlichen(unter21Jahren)indenverschiedenenStadtͲundLandkreisenbetrachtet(vgl.
dazuDegeru.a.2015,77f.unterBerufungaufDatendesStatistischenLandesamtsBadenͲWürttembergvon
2010):SoistderAnteilanKindernundJugendlichenimAlbͲDonauͲKreisbeispielsweisebesondershoch,
währenderinBadenͲBadenbesondersniedrigist.
13
Laut Internetrecherchen hat der Bodenseekreis etwa 207.000 Einwohner/innen und der Alb-Donau-Kreis etwa 188.000 Einwohner/innen (Datenschätzung 2013, vgl. http://www.citypopulation.de/php/germany-badenwurttemberg_d.php)
47
0
5
10
15
20
25
30
35
40
AlbͲDonauͲKreis
BadenͲBaden
Biberach
Böblingen
Bodenseekreis
BreisgauͲHochschwarzwald
Calw
Emmendingen
Enzkreis
Esslingen
FreiburgimBreisgau
Freudenstadt
Göppingen
Heidelberg
Heidenheim
HeilbronnLandkreis
HeilbronnStadtkreis
Hohenlohekreis
KarlsruheLandkreis
KarlsruheStadtkreis
Konstanz
Lörrach
Ludwigsburg
MainͲTauberͲKreis
Mannheim
NeckarͲOdenwaldͲKreis
Ortenaukreis
Ostalbkreis
Pforzheim
Rastatt
Ravensburg
RemsͲMurrͲKreis
Reutlingen
RheinͲNeckarͲKreis
Rottweil
SchwäbischHall
SchwarzwaldͲBaarͲKreis
Sigmaringen
Stuttgart
Tübingen
Tuttlingen
Ulm
Waldshut
Zollernalbkreis
überregional/landesweit
Abbildung8:RücklaufderOnlineͲBefragungnachLandkreisen(AngabeninabsolutenZahlen)
AbgesehenvoneinigenAbweichungen,wasdieRelationenimHinblickaufBevölkerungsstärkebetrifft,sind
insgesamtdiebevölkerungsstärkstenStadtͲbzw.LandkreiseauchinderStichprobeentsprechendstarkverͲ
treten(etwaStuttgart,KarlsruheLandkreis,Ludwigsburg,RemsͲMurrͲKreis).Abbildung9zeigtdieVerhältnisͲ
seimVergleich(umgerechnetinProzentwerte).
48
0,0%
AlbͲDonauͲKreis
BadenͲBaden
Biberach
Böblingen
Bodenseekreis
BreisgauͲHochschwarzwald
Calw
Emmendingen
Enzkreis
Esslingen
FreiburgimBreisgau
Freudenstadt
Göppingen
Heidelberg
Heidenheim
HeilbronnLandkreis
HeilbronnStadtkreis
Hohenlohekreis
KarlsruheLandkreis
KarlsruheStadtkreis
Konstanz
Lörrach
Ludwigsburg
MainͲTauberͲKreis
Mannheim
NeckarͲOdenwaldͲKreis
Ortenaukreis
Ostalbkreis
Pforzheim
Rastatt
Ravensburg
RemsͲMurrͲKreis
Reutlingen
RheinͲNeckarͲKreis
Rottweil
SchwäbischHall
SchwarzwaldͲBaarͲKreis
Sigmaringen
Stuttgart
Tübingen
Tuttlingen
Ulm
Waldshut
Zollernalbkreis
2,0%
4,0%
6,0%
8,0%
StichprobeOnlineͲBefragung
realeBevölkerungsstärke
(Datenvon2013)
Abbildung9:VergleichderAnteilederrealenBevölkerungsstärkeindenLandkreisenundderStichprobe(AnteilederrealenBevölkeͲ
rungsstärkevgl.http://www.citypopulation.de/php/germanyͲbadenwurttemberg_d.php)
AuchindieserGegenüberstellungvonBevölkerungsstärkeundRepräsentanzinderStichprobelassensich
einigeUnterschiedeggf.mithilfedesunterschiedlichenAnteilsanKindernundJugendlichenindenjeweiligen
StadtͲundLandkreisenerklären.BeispielsweisesinddieLandkreiseAlbͲDonauͲKreis,Sigmaringen,Waldshut
undTuttlingenimVergleichzurBevölkerungsstärkerelativstarkinderStichprobevertreten.
49
DieseLandkreisehabenwiederumaberu.a.einenüberdurchschnittlichhohenAnteilanKindernundJugendͲ
licheninBadenͲWürttemberg.EinigeandereLandkreise,dievonderBevölkerungsstärkeherinderStichproͲ
beunterrepräsentiertsind,weisenhingegeneinenunterdurchschnittlichenAnteilanKindernundJugendliͲ
chenauf,etwaderSchwarzwaldͲBaarͲKreis,derRheinͲNeckarͲKreis,dieLandkreiseRastatt,Ludwigsburg,
HeidenheimundEsslingensowiedieStadtkreisePforzheim,Mannheim,LörrachundinsbesondereBadenͲ
Baden(DatenausDegeru.a.2015,77f.).
AnzahlderMitarbeiter/innenindenbefragtenEinrichtungenundOrganisationen
DiebefragtenOrganisationensolltendarüberhinausangeben,wievielePersonenbeiIhnenbeschäftigtsind.
DieFrageerfasste–mitAusnahmederjenigenEinrichtungen,diesichdemPfadA(Dachverband,DachorgaͲ
nisationaufLandesebene)zugeordnethaben14–sowohlhauptamtlichBeschäftigte,ehrenamtlichBeschäftigͲ
tealsauchHonorarkräfte.
ImDurchschnittsindbeiallen570befragtenOrganisationen/Einrichtungenetwa20hauptamtlicheMitarbeiͲ
ter/innenbeschäftigt.DieStreuungistjedochenormgroßundentsprechendwirdderDurchschnittswert(20
Mitarbeiter/innen)durcheinpaarwenige,sehrhoheBeschäftigtenzahlenverzerrt:einzelneOrganisation
verfügenbeispielsweiseübermehrerehunderthauptamtlichBeschäftigte.DerMedian(dersogenannte
„mittlere“Wert“)relativiertdaherdenDurchschnittswertundliegtbeilediglichzweihauptamtlichenMitarͲ
beiter/innen,d.h.allein50%derbefragtenEinrichtungen/Organisationenbeschäftigtnureinenoderzwei
hauptamtlicheMitarbeiter/innen.AusdiesemGrundebietetessichan,auchdieentsprechendeVerteilung
genaueranzusehen.DieseVerteilungzeigt,dassessichvonderBeschäftigtenzahlhergesehenmehrheitlich
um„kleine“Organisationen/Einrichtungenhandelt(vgl.Abbildung10):75der570befragtenOrganisationen
(13%)gabenhierbeian,dasssiegarkeine/nhauptamtliche/nMitarbeiterinhaben.DieMehrheitbeschäftigt
eine/noderzweihauptamtlicheMitarbeiter/innen(220von570bzw.39%).Weitereknapp30%(n=169)der
570befragtenInstitutionenundOrganisationenhabenzwischen3und9hauptamtlicheMitarbeiter/innen
undnur106Akteure(19%)beschäftigen10undmehrHauptamtliche.Insgesamtgesehenarbeitenbeimehr
alsderHälftederbefragtenOrganisationenundEinrichtungenwenigeralsdreihauptamtlicheMitarbeiͲ
ter/innen.InsofernspiegeltderMediandieVerteilungbesserwiederalsderDurchschnittswert.
140
120
100
80
60
40
20
0
keinehauptamtlichen
Mitarbeiter/innen
ein/e
hauptamtliche/r
Mitarbeiter/in
zweihauptamtliche
Mitarbeiter/innen
3Ͳ4hauptamtliche
Mitarbeiter/innen
5Ͳ9hautamtliche
Mitarbeiter/innen
10undmehr
hauptamtliche
Mitarbeiter/innen
Abbildung10:VerteilungderAnzahlhauptamtlicherBeschäftigterinabsolutenZahlen
14
BeiDachverbänden/DachorganisationenaufLandesebenewurdedieAnzahlderEhrenamtlichennichtabgefragt.
50
IndieseVerteilungsindsowohlkleinereEinrichtungenalsauchGeschäftsstellenoderDachorganisationenauf
StadtͲ,KreisͲoderLandesebenemiteingerechnet.DifferenziertnachdiesendreiPfadenzeigtsicheinetwas
anderesBild(Abbildung11).BeidenkleinerenEinrichtungen/Organisationenauförtlicherbzw.regionaler
Ebenehabenfast60%höchstenszweihauptamtlicheMitarbeiter/innen,etwa30%zwischendreiundneun
Hauptamtlicheundnur13%beschäftigen10odermehrMitarbeiter/innen.DiesesVerhältnisstelltsichzwar
beiDachorganisationenaufStadtͲ,KreisͲoderLandesebeneleichtandersdar,dennochhatauchhieretwa
40%dieserOrganisationenwenigerals3hauptamtlicheMitarbeiter/innen.
0%
20%
40%
60%
80%
100%
EinzelneEinrichtungen/Standorteauf
örtlicherEbene
bis2hauptamtliche
Mitarbeiter/innen
Dachverbände/Dachorganisationen
aufKreisͲ/Stadtebene
3bis9hauptamtliche
Mitarbeiter/innen
Dachverbände/Dachorganisationen
aufLandesebene
10undmehr
hauptamtliche
Mitarbeiter/innen
Gesamt
Abbildung11:VerteilungderAnzahlhauptamtlicherBeschäftigternachOrganisationsgrad(AngabeninProzent)
DasgleichegiltfürehrenamtlicheMitarbeiter/innen.DiebefragtenOrganisationen/Einrichtungen(ohnePfad
A:Dachverbände/DachorganisationenaufLandesebene;sieheFußnote14)arbeitenimGesamtschnittmit
durchschnittlich22ehrenamtlichenMitarbeiter/innenzusammen.DaderMedianjedoch„0“beträgt,zeigt
sichauchhier,dassderGesamtschnittdurcheinigesehrhoheAngaben(Maximum:2.530Ehrenamtliche)
enormverzerrtist.Über50%derbefragtenAkteurebeziehtdahergarkeineEhrenamtlichenindieArbeitein
(Vgl.Abbildung12,absoluteZahlenbein=499,ohnePfadA).
300
250
200
150
100
50
0
keineehrenamtlichen ein/eehrenamtliche zweiehrenamtliche
Mitarbeiter/innen
Mitarbeiter/in
Mitarbeiter/innen
3Ͳ4ehrenamtliche
Mitarbeiter/innen
5Ͳ9ehrenamtliche
Mitarbeiter/innen
10undmehr
ehrenamtliche
Mitarbeiter/innen
Abbildung12:VerteilungderAnzahlehrenamtlicherMitarbeiter/inneninabsolutenZahlen
AuchhierzeigteineDifferenzierungnachOrganisationsformkleinereUnterschiede.InbeidenFällen(die
AnzahlEhrenamtlicherwurdebeiDachverbänden/DachorganisationenaufLandesebenenichterhoben)wird
deutlich,dassmehralsdieHälftederbefragtenEinrichtungennichtmitEhrenamtlichenzusammenarbeiten
(Abbildung13).
51
0%
50%
EinzelneEinrichtungen/Standorteauf
örtlicherEbene
100%
keineEhrenamtlichen
Dachverbände/Dachorganisationenauf
KreisͲ/Stadtebene
1bis9ehrenamtlichen
Mitarbeiter/innen
10undmehr
hauptamtliche
Mitarbeiter/innen
Gesamt
Abbildung13:VerteilungderAnzahlehrenamtlicherMitarbeiter/innennachOrganisationsgrad(AngabeninProzent)
ZuletztzeigtauchdieAuswertungzurAnzahlanHonorarkräften,dassmehrheitlichnichtaufHonorarkräfte
zurückgegriffenwird.ZwararbeitenimGesamtschnitt5,6HonorarkräfteindenbefragtenInstitutionen,jeͲ
dochbeträgtauchhierderMedian0,d.h.inmindestens50%derFällewerdenkeineHonorarkräfteeingeͲ
setzt.DasMaximumbeträgthier500Honorarkräfte.DieVerteilungbestätigtdies:ÜberzweiDrittelderbeͲ
fragtenEinrichtungenbeschäftigtkeineHonorarkräfte,inetwa20%arbeitenbiszu9Honorarkräfteinden
befragtenOrganisationen/Einrichtungenundnurin10%derFällewerden10odermehrHonorarkräfteeinͲ
gesetzt(vgl.Abbildung14).
450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
keineHonorarkräfte
ein/eHonorarkraft
zweiHonorarkräfte
3Ͳ4Honorarkräfte
5Ͳ9Honorarkräfte
10undmehr
Honorarkräfte
Abbildung14:VerteilungderAnzahlanHonorarkräfteninabsolutenZahlen
EinedifferenzierteAuswertungnachOrganisationsformbestätigtinallendreiFormendieseVerteilung:Etwa
zweiDrittelderAkteurearbeitengarnichtmitHonorarkräftenundetwadreiViertelhabenhöchstenszwei
Honorarkräfte.EinegrößereAnzahlanHonorarkräftenspieltimGrundehauptsächlichbeiüberregionalen
OrganisationeneineRolle(Abbildung15).
52
0%
20%
40%
60%
80%
100%
EinzelneEinrichtungen/Standorteauf
örtlicherEbene
Dachverbände/Dachorganisationen
aufKreisͲ/Stadtebene
Dachverbände/Dachorganisationen
aufLandesebene
keineHonorarkräfte
1bis9Honorarkräfte
10undmehr
Honorarkräfte
Gesamt
Abbildung15:VerteilungderAnzahlanHonorarkräftenachOrganisationsgrad(AngabeninProzent)
VerteilungderjeweiligenHandlungsfelderinderStichprobe
EineweitereFragezieltdaraufab,diebefragtenAkteurebestimmtenHandlungsfeldernderKinderͲund
Jugendarbeitbzw.Jugendsozialarbeitzuzuordnen.MitHilfeeinesMehrfachantwortenͲSetssolltendiebeͲ
fragtenOrganisationenundEinrichtungenangeben,inwelchenHandlungsfeldernsieaktivsind.Dahierbei
Mehrfachnennungenmöglichwaren,übersteigtdieAnzahlderNennungendietatsächlicheAnzahlderbeͲ
fragtenAkteure.Aufinsgesamt564Organisationen/Einrichtungen(fehlendeAngaben:6)entfallendabei
1.011Nennungen,d.h.etwa2NennungenimSchnitt.Abbildung16zeigtdieprozentualeHäufigkeitderjeͲ
weilsgenanntenHandlungsfelder,gemessenanderAnzahlallerantwortendenEinrichtungenundOrganisaͲ
tionen.DemnachordnetsichfastjedezweitebefragteOrganisation/EinrichtungdemHandlungsfeld„JugendͲ
freizeitstätte,Jugendtreff,OffeneJugendarbeit“zu.AmzweithäufigstengenanntwurdedanndasHandͲ
lungsfeld„Schulsozialarbeit“(etwajededrittebefragteEinrichtung/Organisation).KnappjedevierteEinrichͲ
tung/OrganisationkreuztedasHandlungsfeld„KommunaleJugendpflege,Jugendreferat,Jugendförderung“
anundjeweilsetwa15%derbefragtenAkteureordnetsichdenHandlungsfeldern„Jugendverbandsarbeit“15,
„OffeneArbeitmitKindern“sowie„MobileJugendarbeit,Streetwork“zu.AufdierestlichenHandlungsfelder
entfallendannwenigerals10%.AllerdingswurdenvonetwajederfünftenbefragtenEinrichtung/OrganisaͲ
tionnoch„sonstigeSchwerpunkte“genannt.DieAngabendazuerstreckensichvonspeziellenAngebotenaus
demBereichderKinderͲundJugendarbeit(z.B.Kulturarbeit,Konzerte,Medienpädagogik,Kooperationenmit
undDienstleistungenfürSchulen,sportpädagogischeAngebote,Selbstverwaltung)überandereDiensteaus
demBereichderJugendhilfe(z.B.Kindertageseinrichtungen,HilfenzurErziehung,stationäreWohngruppen)
bishinzuanderenHandlungsfeldernderSozialenArbeit(z.B.Beratungsstellen,Familienzentren,ArbeitsförͲ
derung,Gemeinwesenarbeit,Flüchtlingsarbeit)odersogarAngebotenausdemBereichderBehindertenhilfe
bzw.Eingliederungshilfe(z.B.offeneHilfen,spezielleFreizeitangebotefürMenschenmitBehinderung,famiͲ
lienentlastenderDienst,Frühförderung,stationäreundteilstationäreEingliederungshilfe,RehabilitationsͲ
sport).InsbesonderedieNennungvonAngebotenausdemBereichderEingliederungshilfe(SGBIX)verdeutͲ
licht,dasssichanderBefragungauchTrägerderBehindertenhilfebeteiligthabenkönnten(17Nennungen
könnenderEingliederungshilfezugeordnetwerden,wasetwa3%allerbefragtenAkteureentspricht16).
Unter der Rubrik Jugendverbandsarbeit konnten die befragten Akteure in Form einer offenen Frage noch weitere Angaben machen. Es zeigt sich
hierbei, dass es sich schwerpunktmäßig um sport-, interessens- und bildungsbezogene sowie kirchliche Verbände handelt (z.B. Sportverbände/vereine, Pfadfinder, Rettungsorganisationen, Jugendbildung im Bereich Musik, Kunst, Kreatives, politische Verbände sowie kirchliche Jugendarbeit). Im Bereich von Dachverbänden spielen hingegen vor allem Jugendringe und verschiedene Arbeitsgemeinschaften eine wichtige Rolle.
16 Damit würde sich der Anteil an Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit, in denen auch Kinder und Jugendliche mit Behinderung an den Angeboten teilnehmen, etwas relativieren, da es sich in ca. 3% der Fälle sowieso um (Behindertenhilfe)-) Einrichtungen mit speziellen Angeboten für Menschen mit Behinderung handelt.
15
53
0%
10%
20%
30%
40%
50%
KommunaleJugendpflege,Jugendreferat,
Jugendförderung
Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit
Jugendverbandsarbeit(Jugendverband,Jugendring)
OffeneArbeitmitKindern(Jugendfarmen,
Aktivspielplätze,Spielmobilarbeit)
MobileJugendarbeit,Streetwork
Schulsozialarbeit
Jugendberufshilfe
Religiöse/kirchlicheJugendarbeit,kirchliche
Gemeindejugendarbeit
Tagungshäuser,Jugendbildungsstätten,Jugendheime
Jugendkunstschulen,Musikschulen,Zirkuspädagogik,
Theaterpädagogik
AndereSchwerpunkte
Abbildung16:RücklaufderOnlineͲBefragungnachHandlungsfeldern(AngabeninProzentanallenFällen,MehrfachnennungenmögͲ
lich)
DaessichbeidieserFrageumeinMehrfachantwortensethandelt,istnatürlichvonInteresse,obdiebefragͲ
tenEinrichtungen/InstitutionenhäufigKombinationenangebenundwennja,welche.ZurBetrachtungder
verschiedenenKombinationsmöglichkeitenbietetsicheineKonfigurationsfrequenzanalyse.DiesesAnalyseͲ
verfahrenzieltdaraufab,diejeweiligenHäufigkeitenverschiedenerKombinationenzuberechnen.Weiterhin
ermöglichtdiesesVerfahrenauch,dieseHäufigkeitenimHinblickaufsignifikanteUnterschiedezutesten,
sprich:inwiefernbestimmteKombinationen„überzufällig“vorkommen(d.h.signifikantvoneinererwarteten
Häufigkeitsverteilung,inderdieMerkmalevoneinanderunabhängigsind,abweichen).ErgebnisderAnalyse
istdanneineDarstellungderhäufigstenKombinationensowieeinerEinschätzungdazu,inwieferndiese
Kombinationen„überzufällig“sind(vgl.Bortz2005,S.175ff.)
DieseBetrachtungzeigtzuallererst,dassEinzelnennungen,d.h.einzelneHandlungsfelderohneKombination
mitanderenBereichen,amhäufigstenvorkommen:Allein93der570AkteurerechnetsichnurdemHandͲ
lungsfeld„Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit“undweitere80Akteureausschließlich
demHandlungsfeld„Schulsozialarbeit“zu(vgl.Abbildung17).AuchdieanderenHandlungsfelderwerden
häufigeinzeln,d.h.nichtinKombinationmitanderenHandlungsfeldern,genannt.DiehäufigstenKombinatiͲ
onen(Nennungenübern=10)sindschließlich:
x
x
x
x
54
KommunaleJugendpflege,Jugendreferat,Jugendförderung+Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OfͲ
feneJugendarbeit
Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit+Schulsozialarbeit
Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit+OffeneArbeitmitKindern(Jugendfarmen,
Aktivspielplätze,Spielmobilarbeit)
KommunaleJugendpflege,Jugendreferat,Jugendförderung+Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OfͲ
feneJugendarbeit+Schulsozialarbeit
AllegenanntenKombinationenkommenmehrals10MalinderStichprobevor.WeitereKombinationenerͲ
reichendieseHöhenichtundwerdeninderAbbildung17nichtaufgeführt(insgesamtgibtesetwa74verͲ
schiedeneKombinationeninderStichprobe).
0
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit*
Einzelnennungen
Schulsozialarbeit*
Jugendverbandsarbeit(Jugendverband,Jugendring)*
KommunaleJugendpflege,Jugendreferat,
Jugendförderung*
OffeneArbeitmitKindern(Jugendfarmen,Aktivspielplätze,
Spielmobilarbeit)
Religiöse/kirchlicheJugendarbeit,kirchliche
Gemeindejugendarbeit*
MobileJugendarbeit,Streetwork
Kombinationen
KommunaleJugendpflege,Jugendreferat,Jugendförderung
+Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit
Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit+
Schulsozialarbeit*
Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit+
OffeneArbeitmitKindern(Jugendfarmen,…
KommunaleJugendpflege,Jugendreferat,Jugendförderung
+Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit…
*statistischsignifikanteAbweichungvondererwartetenHäufigkeit
Abbildung17:RücklaufderOnlineͲBefragungnachHandlungsfeldern(KombinationeninabsolutenZahlen)
TätigkeitsschwerpunktederbefragtenEinrichtungenundOrganisationen
EinedarananschließendeFrage,dieebenfallszurBeschreibungderStichprobedient,beziehtsichaufdie
Tätigkeitsschwerpunkte.HierkonntendiebefragtenEinrichtungen/OrganisationenwiederauseinerVielfalt
anMöglichkeitenwählen(Mehrfachnennungen).Voninsgesamt543antwortendenAkteuren(fehlendeNenͲ
nungen:27)wurdenhierbei4.373Tätigkeitsschwerpunkteangekreuzt,diesentspricht8NennungenjeOrgaͲ
nisation/Einrichtung.WieAbbildung18verdeutlicht,beziehensichdieNennungenaufeineFülleanThemen.
Amhäufigstengenanntwerdendabeikreatives/künstlerischessowiehandwerklichesGestalten,Basteln,
usw.sowieErlebnispädagogik,Spiel,SportundBewegung,Ferienbetreuung/FreizeitenundWissensvermittͲ
lung/Informationen(mehralsjedezweiteOrganisation/EinrichtungnanntendieseTätigkeitsfelder).Eine
großeRollespielenweiterhinHilfenamÜbergangSchuleundBeruf,schulbezogeneUnterstützung(z.B.
Hausaufgabenhilfen)undgeschlechtsspezifischeGruppen.IndengenanntenThemenspiegeltsichdabei
wiederumdieDominanzvonJugendfreizeitstätten,JugendtreffsundOffenerJugendarbeitsowieSchulsozialͲ
arbeitwieder(sieheAbbildung16).
55
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
Kreatives/künstlerischesGestalten,Kulturarbeit
HandwerklichesGestalten,Basteln,Werken
Erlebnispädagogik
Theaterpädagogik
Zirkuspädagogik
Tanz
Spiel
Musik,Gesang
Sport/Bewegung
SchulbezogeneUnterstützung(Hausaufgabenhilfe,AG´s)
HilfenamÜbergangSchuleundBeruf
Glaube,Religion,Weltanschauung
Natur,Tiere,NaturͲundUmweltpädagogik
Reisen,Tourismus
Ferienbetreuung,Freizeiten
Wissensvermittlung,Information
Politik,PolitischeBildung
TraditionsͲundBrauchtumspflege
SelbsthilfezuspezifischenThemen
GeschlechtsspezifischeGruppen(JungenͲund…
Sonstiges
Abbildung18:RücklaufderOnlineͲBefragungnachTätigkeitsschwerpunkten(AngabeninProzentanallenFällen,MehrfachnennunͲ
genmöglich)
Unter„Sonstiges“genanntwurdenhäufig„Beratung“bzw.„Einzelfallhilfe“(n=18),„Prävention“bzw.„präͲ
ventiveAngebote“(n=13),dieFörderungverschiedenerLebensͲundAlltagskompetenzen(z.B.Kochen/geͲ
sundeErnährung,Alltagskompetenz,Alltagsfragen,Begleitung,u.a.;n=11),diverseTrainingsmaßnahmen,
insbesondereimHinblickaufsozialeKompetenzen(n=10),internationaleJugendarbeitundBegegnung(n=4),
sowiemedienpädagogischeAngebote(n=7),heilpädagogischeund/odertherapeutischeMaßnahmen(n=2)
oderkünstlerischeFörderung(n=2).Nebendiesen,aufdiedirekteArbeitmitKindernundJugendlichenbezoͲ
genenAngeboten,nannteneinigeAkteurenochkooperationsorientierteAktivitäten(z.B.Kooperationenmit
Schulen,Klassenprojekteu.a.;n=5),gemeindeorientierteAngebote(z.B.gemeinwesenorientierteProjekte,
FörderungdesbürgerschaftlichenEngagements,Gremienarbeit;n=9)sowieSchulungen,Fortbildungenund
BeratungsangebotefürMitarbeiter/innenundEhrenamtlicheinderKinderͲundJugendarbeit(n=8).
BeidieserFragezeigteineKonfigurationsfrequenzanalyse(sieheoben)imGegensatzzudenHandlungsfelͲ
dern,dassEinzelnennungen(d.h.Akteure,dienureinenTätigkeitsbereichangeben)sehrvielseltenervorͲ
kommen.EinzelnennungenkommenimGrundenurindendreiBereichen„Sport/Bewegung“,„FerienbeͲ
treuung/Freizeiten“sowie„Musik/Gesang“gehäuftvor.AnsonstenerschöpftsichdieVerteilungininsgeͲ
samtknapp350verschiedenenKombinationen,sodasseinestatistischeZusammenfassungwiebeiden
HandlungsfeldernkaumSinnmacht.
56
Zielgruppen,ÖffentlichkeitsarbeitundErreichbarkeit
DieletzteFrage,diederBeschreibungderGesamtstichprobedient,istdieFragenachden(primären)ZielͲ
gruppennachAlter.AuchhierbeikonntenwiederummehrereOptionenangekreuztwerden(MehrfachnenͲ
nungen).VondenaufdieseFrageantwortenden547Einrichtungen/Organisationen(fehlendenNennungen:
23)wurdendabeiknapp1.500Nennungenabgegeben,d.h.etwa2,7NennungenjeAkteur.Diehäufigste
ZielgruppestellendabeiJugendlicheimAlterzwischen14und17Jahrendar,gefolgtvonSchulkindernzwiͲ
schen7und13Jahren.HäufiggenanntwurdenweiterhinjungeErwachseneüber18Jahren(vgl.Abbildung
19).
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Kleinkinderunter3Jahren
Vorschulkindervon3bis6Jahren
Schulkindervon7bis13Jahren
Jugendlichevon14und17Jahren
JungeErwachsenevon18bis27Jahren
Abbildung19:PrimäreZielgruppederbefragtenOrganisationenundEinrichtungen(AngabeninProzentanallenFällen,MehrfachͲ
nennungenmöglich)
EineKonfigurationsfrequenzanalyse(sieheoben)zeigtauchhiereineFülleanKombinationen,wobeisichdie
häufigstenbeidenKombinationenaufAngebotefüra)dieAltersgruppenSchulkinder,Jugendlicheundjunge
Erwachsene(n=213)sowieaufb)SchulkinderundJugendliche(n=121)beziehen.
SpezielldieEinrichtungen/Organisationen,diesichdenPfadenBundCzugeordnethaben(d.h.Zentrale
Geschäftsstellen,kommunaleTrägeraufKreisͲ/StadtebenesowieeinzelneMitgliedsvereineoderͲverbände,
einzelneStandorteoderUnterabteilungenauförtlicherEbene)wurdennochdanachgefragt,wiesieihre
Angebotebewerben(Dachverbände/DachorganisationenaufLandesebenewurdenhierzunichtbefragt).
EntsprechendstütztsichdieAuswertungnichtaufn=570Akteure,sondernauf499EinrichtungenundOrgaͲ
nisationen.BeworbenwerdendieAngebotedabeimehrheitlichmittelsschriftlicherStrategien,d.h.durch
Broschüren,Programmhefte,Zeitung/Gemeindeblatt,PressesowieFlyer,Plakate,Aushänge,AusschreibunͲ
genundInternetzugänge.Unter„Sonstiges“wurdenweiterhinnochzweizentraleAspektegenannt,nämlich
a)derpersönlicheKontaktbzw.MundͲzuͲMundͲPropagandasowieb)dieVermittlungdurchbzw.KooperatiͲ
onmitdiversen(sozialen)EinrichtungenundInstitutionen.DaessichhierbeiumlediglichzweineueAuspräͲ
gungenhandelt,werdensieinderAuswertungnichtmehrunter„Sonstiges“geführtundseparatausgewieͲ
sen(vgl.Abbildung20).
57
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Zeitung,Presse,Gemeindeblatt,Broschüren
Flyer,Plakate,Aushänge,Ausschreibungen
Internet,eigeneHomepage/EͲMails
SozialeNetzwerke(z.B.Facebook,Twitter,
SchülerVz/StudiVz,YouTube,WhatsApp)
PersönlicheAnsprache,MundͲzuͲMundͲPropaganda,
DirekterKontakt,Infoveranstaltung
ÜberVermittlungDritter(Beratungsstellen,Schulen,
Artzpraxen,sozialeDienste/Eirnichtungen)
Abbildung20:WerbungundÖffentlichkeitsarbeitderbefragtenOrganisationenundEinrichtungen(AngabeninProzentanallen
Fällen,Mehrfachnennungenmöglich)
LediglichdieEinrichtungen,diesichPfadC(alsoeinzelneMitgliedsvereine,Standorte,Unterabteilungen)
zugeordnethaben,wurdenabschließendnochgefragt,wiedieAngeboteerreichtwerdenkönnen(n=391).
DiehäufigsteNennungwarhierbei„zuFußbzw.mitdemFahrrad“gefolgtvon„ÖffentlicheVerkehrsmittel“
und„PrivatePKWs“.SelbstorganisierteFahrdienstespielenhingegeneinegeringereRolle(vgl.Abbildung21).
Unter„Sonstiges“wurdevorallemdaraufhingewiesen,dassderZugangnichtüberdieKommͲStrukturerͲ
folgt,sonderndieAngeboteinentsprechendenRäumlichkeiten(z.B.inSchulen,AnwesenheitvorOrt)stattͲ
findenbzw.dieMitarbeiter/innendieJugendlichenaufsuchen(etwaimFalleMobilerJugendarbeit).
0%
20%
40%
60%
80%
100%
ZuFuß/mitdemFahrrad
ÖffentlicheVerkehrsmittel(Bus,Bahn).
PrivatesKfz(z.B.durchEltern).
DurchvonIhnenorganisierteFahrdienste.
Sonstiges
Abbildung21:ErreichbarkeitderAngebotederbefragtenOrganisationenundEinrichtungen(AngabeninProzentanallenFällen,
Mehrfachnennungenmöglich)
ʹǤͳǤ͵ ‡‹ŽƒŠ‡˜‘‹†‡”—†—‰‡†Ž‹…Š‡‹–‡Š‹†‡”—‰
Überalle570befragtenEinheitenhinwegwerdenbei418von570befragtenAkteuren(73%)dieAngebote
auchvonKindernundJugendlichenmitBehinderunggenutzt.Entsprechendnehmenbei152Akteurenkeine
KinderundJugendlichemitBehinderungteil.InsgesamtbewegtsichalsoderAnteilderEinrichtungenohne
Nutzer/innen mit Behinderung bei 27%, d.h. jede vierte befragte Organisation/Einrichtung hat keine TeilͲ
nehmer/innenmitBehinderung.17
Der Anteil an Einrichtungen/Organisationen der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit, in denen auch Kinder und Jugendliche mit Behinderung an Angeboten teilnehmen, könnte noch etwas geringer sein, da – wie bereits oben dargestellt – etwa 3% der befragten Akteure Angebote aus
dem Bereich der Eingliederungshilfe erbringt und damit vermutlich dem Handlungsfeld Behindertenhilfe zuzuordnen ist (vgl. dazu auch Fußnote 16).
17
58
Die Anteile spiegeln insgesamt die Werte ähnlicher Befragungen wieder. In verschiedenen Befragungen in
Forschungsprojekten zum Thema „Kontakte zu Menschen mit Behinderung im Freizeitbereich“ lassen sich
vergleichbare Größenverhältnisse erkennen. So bewegen sich die Werte in Befragungen im Rahmen eines
durch den KVJS finanzierten Forschungsprojekts in der Stadt Heidelberg und dem Landkreis Ravensburg in
der Größenordnung zwischen 25% und 30%, d.h. mindestens jede vierte befragte Freizeiteinrichtung hat
keine Erfahrungen mit Nutzer/innen mit Behinderung (Meyer, Kieslinger, noch unveröffentlicht). In einer
Befragung im Rahmen eines durch die Stadt Esslingen finanzierten Forschungsprojekts „Auf dem Weg zu
eineminklusivenEsslingen“gabenebenfallsetwa30%derbefragtenAkteureimBereichFreizeit,Sportund
Kulturan,dasssiekeineNutzer/innenmitBehinderunghaben(Meyer,Strähle,Bell,nochunveröffentlicht).
TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungnachOrganisationsgrad
Was diese prozentuale Verteilung von 73% Einrichtungen/Organisationen mit Erfahrungen mit KinͲ
dern/JugendlichenmitBehinderungund27%ohnesolcheErfahrungenbetrifft,sofallenbeieinerdifferenͲ
ziertenBetrachtungeinigeUnterschiedeauf.BeispielsweisedifferierendieAngabenzurTeilnahmevonKinͲ
dernundJugendlichenmitBehinderungerheblichnachOrganisationsgrad(vgl.Abbildung22)
100%
90%
18,0%
16,0%
31,0%
80%
Nein,keine
Nutzer/innenmit
Behinderung
70%
60%
50%
40%
82,0%
84,0%
69,0%
30%
20%
Ja,auch
Teilnehmer/innen
mitBehinderung
10%
0%
Dachverbände/
Dachorganisationen,
landesweit(n=71):
ZentraleGeschäftsstelle/
KommunalerTräger,KreisͲ/
Stadtebene(n=108):
(MitgliedsͲ)Verein,Standort,
Unterabteilung,örtlicheEbene
(n=391):
Abbildung22:TeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderungnachOrganisationsform(AngabeninProzent)
Wie diese Unterschiede zu interpretieren sind, ist nicht ganz klar. Eine mögliche Deutung wäre, dass die
Dachverbände und/oder Geschäftsstellen auf LandesͲ bzw. LandkreisͲ/Stadtebene eine „optimistischere“
Vorstellung von der VorͲOrtͲPraxis haben. Entsprechend wären die Informationen der lokalen (MitgliedsͲ)
Vereine,StandorteoderUnterabteilungenalsrealistischereinzuschätzen.EineandereDeutungkönnteaber
auch sein, dass Zusammenschlüsse auf LandesͲ oder KreisͲ/Stadtebene auch überregionale Projekte und
VorhabeninihreEinschätzungmiteinrechnen,dievondenAkteurenvorOrtnichtalsrelevanterachtetoder
unbekanntsind.InbeidenFällenlässtsichaufjedenFalleineDiskrepanzvonetwa15%erkennen.
Der Anteil an Kindern und Jugendlichen mit Behinderung lässt sich neben der Gegenüberstellung der drei
OrganisationsgradeaberauchnochimHinblickaufdreiweitereMerkmaledifferenzieren:DemHandlungsͲ
feld, den Tätigkeitsschwerpunkten, sowie der Anzahl der Beschäftigten (d.h. HauptͲ und Ehrenamtliche,
Honorarkräfte werden in dieser Analyse nicht berücksichtigt). Bei den Handlungsfedern und TätigkeitsͲ
schwerpunkten handelt es sich zwar in beiden Fällen um Mehrfachantwortensets, so dass die Ergebnisse
keine direkte Schlussfolgerung auf ein isoliertes Handlungsfeld bzw. einen Tätigkeitsschwerpunkt zulassen
(viele Einrichtungen/Organisationen benannten ja mehrere Handlungsfelder bzw. Tätigkeitsschwerpunkte).
59
DennochlieferteineKreuztabellierungdieserMehrfachantwortensetszumindestHinweiseaufUnterschiede
indenHandlungsfeldernundTätigkeitsschwerpunkten.WasdieAnzahlderBeschäftigtenbetrifft,somüssen
diesezuKlassenzusammengefasstwerden,umsoeineKreuztabellierungzuermöglichen.
TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungnachHandlungsfeld
Eine differenzierte Auswertung nach Handlungsfeldern zeigt als erstes, dass Akteure die (neben anderen
Feldern)vorallemdieArbeitsfelder„Jugendberufshilfe“,„Jugendkunstschulen,Musikschulen,ZirkuspädagoͲ
gik, Theaterpädagogik“ sowie „Tagungshäuser, Jugendbildungsstätten, Jugendheime“ angekreuzt haben,
auch überproportional häufig Nutzer/innen mit Behinderung haben (90% und mehr). Relativ hohe Anteile
haben ferner die Handlungsfelder „Jugendverbandsarbeit“, „Offene Arbeit mit Kindern“ und „religiöͲ
se/kirchliche Jugendarbeit“. Im Gegensatz dazu ist der Anteil der Akteure, die angaben, dass sie auch TeilͲ
nehmer/innen mit Behinderung haben, insbesondere in den Handlungsfeldern „Kommunale Jugendpflege,
Jugendreferat, Jugendförderung“ und „Schulsozialarbeit“ besonders niedrig. Eine Mittelposition nehmen
Organisationen und Einrichtungen ein, die (neben anderen Feldern) „Jugendfreizeitstätten, Jugendtreffs,
OffeneJugendarbeit“sowie„MobileJugendarbeit,Streetwork“angekreuzthaben(vgl.Abbildung23).
0%
KommunaleJugendpflege,
Jugendreferat,Jugendförderung
100%
27,0%
21,7%
81,4%
18,6%
75,0%
25,0%
70,5%
Jugendberufshilfe
29,5%
93,5%
78,4%
Tagungshäuser,
Jugendbildungsstätten,Jugendheime
6,5%
21,6%
90,0%
Jugendkunstschulen,Musikschulen,
Zirkuspädagogik,Theaterpädagogik
Gesamt
80%
33,8%
78,3%
OffeneArbeitmitKindern
(Jugendfarmen,Aktivspielplätze,…
Religiöse/kirchlicheJugendarbeit,
kirchlicheGemeindejugendarbeit
60%
73,0%
Jugendverbandsarbeit
(Jugendverband,Jugendring)
Schulsozialarbeit
40%
66,2%
Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,
OffeneJugendarbeit
MobileJugendarbeit,Streetwork
20%
10,0%
94,1%
73,0%
Ja,auchTeilnehmer/innenmitBehinderung
5,9%
27,0%
Kein,keineNutzer/innenmitBehinderung
Abbildung23:TeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderungnachHandlungsfeldern(AngabeninProzent,ohne„Sonstiges“)
DieseBetrachtungmussauchvordemHintergrundinterpretiertwerden,dasseinigedieserHandlungsfelder
häufigisoliert,d.h.nichtinKombinationmitanderenHandlungsfeldern,genanntwurden(vorallemdieFelͲ
der„Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit“und„Schulsozialarbeit“,vgl.Abbildung17).
InsofernspiegelndieAngabenimHandlungsfeldSchulsozialarbeitaucheinenGroßteildieserTrägerwieder.
60
WarumAkteureausdemBereichSchulsozialarbeit(bislang)nochwenigeNutzer/innenmitBehinderunghaͲ
ben,könntevorallemaneinernochmangelndenUmsetzungvonInklusioninderSchuleliegen.
TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungnachTätigkeitsschwerpunkt
DesWeiterenbietetsicheineDifferenzierungnachTätigkeitsschwerpunktenan:BesondershoheAnteilean
Akteuren,dieauchNutzer/innenmitBehinderunghabenerreichenhierdieTätigkeitsschwerpunkte„ReiͲ
sen/Tourismus“,„TheaterͲ“und„Zirkuspädagogik“,„Tanz“,„Natur,Tiere,NaturͲundUmweltpädagogik“
sowiekreativeundmusischeAngebote.ImVerhältnisdazulassensichdiegeringstenAnteilebeidenAkteuͲ
renbeobachten,die(nebenanderen)dieTätigkeitsfelder„handwerklichesGestalten“,„Sport/Bewegung“,
„Politik/politischeBildung“,„TraditionundBrauchtumspflege“undvorallem„schulbezogeneUnterstützung“
angekreuzthaben(vgl.Abbildung24).
0%
Kreatives/künstlerischesGestalten,Kulturarbeit
10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
79,1%
20,9%
HandwerklichesGestalten,Basteln,Werken
75,2%
24,8%
Erlebnispädagogik
76,2%
23,8%
Theaterpädagogik
86,4%
13,6%
Zirkuspädagogik
86,7%
13,3%
Tanz
Spiel
Musik,Gesang
80,1%
19,9%
24,0%
76,0%
79,2%
20,8%
Sport/Bewegung
75,2%
24,8%
SchulbezogeneUnterstützung(Hausaufgabenhilfe,AG´s)
73,3%
26,7%
HilfenamÜbergangSchuleundBeruf
Glaube,Religion,Weltanschauung
23,7%
76,3%
78,8%
Natur,Tiere,NaturͲundUmweltpädagogik
82,1%
Reisen,Tourismus
21,2%
17,9%
93,8%
6,3%
Ferienbetreuung,Freizeiten
75,7%
24,3%
AußerschulischeBildung,Information,Wissen
76,5%
23,5%
Politik,PolitischeBildung
75,0%
25,0%
TraditionsͲundBrauchtumspflege
74,4%
25,6%
SelbsthilfezuspezifischenThemen
79,6%
20,4%
GeschlechtsspezifischeGruppen(JungenͲundMädchenarbeit)
78,4%
21,6%
Ja,auchTeilnehmer/innenmitBehinderung
Kein,keineNutzer/innenmitBehinderung
Abbildung24:TeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderungnachTätigkeitsfeldern(AngabeninProzent,ohne„Sonstiges“)
61
DieErgebnissesinddurchausinteressant,sospiegelnsiedieobengenanntenUnterschiedebeidenHandͲ
lungsfeldernwieder.SchulbezogeneUnterstützungkorrespondiertbeispielsweisemitdemHandlungsfeld
Schulsozialarbeit.AufderanderenSeitesind„Reisen/Tourismus“,„TheaterͲ“und„Zirkuspädagogik“,„Tanz“,
„Natur,Tiere,NaturͲundUmweltpädagogik“sowiekreativeundmusischeAngebotestärkerverortetinden
Handlungsfeldern„Jugendkunstschulen,Musikschulen,Zirkuspädagogik,Theaterpädagogik“sowie„TaͲ
gungshäuser,Jugendbildungsstätten,Jugendheime“und„OffeneArbeitmitKindern“.
ZusammenfassendverdeutlichendieAuswertungen,dassdieNutzungderAngebotedurchKinderundJuͲ
gendlichemitBehinderungindenHandlungsͲundTätigkeitsfeldernhöherist,diesichauffreizeitͲundkulͲ
turpädagogischeAktivitätenunddamitauchaufAktivitätenohne(EinzelͲ)LeistungsbezugundmiteinergeͲ
wissenErgebnisoffenheitbeziehen.InAngeboten,diesichstärkeraufLeistungssystemebeziehen,sindim
VerhältnisgesehenwenigerKinderundJugendlichemitBehinderungpräsent.Inwiefernsichdiegenannten
AngebotebesseroderschlechterzurUmsetzungvonInklusioneignen,lässtsichdamitabernochnichtbeͲ
antworten.
TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungnachAnzahlderMitarbeiter/innen
DieletztebivariateBetrachtungderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungandenAngeͲ
botenderbefragtenEinrichtungenundOrganisationenbefasstsichmitdenUnterschiedenbeidenBeschäfͲ
tigtenzahlen.ZunächstzeigteinVergleichzwischenderTeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehindeͲ
rungundderAnzahlhauptamtlicherBeschäftigter,dassdieseTeilnahmesystematischmitderAnzahl
Hauptamtlicheransteigt(vgl.Abbildung25).18InsbesonderebeikleinenEinrichtungen/Organisationenfindet
sicheinhoherAnteilanAkteuren,diekeineNutzer/innenmitBehinderunghaben(34%).
0%
bis10Hauptamtliche
10bis99Hauptamtliche
20%
40%
60%
66,4%
100%
33,6%
79,8%
100bis999Hauptamtliche
20,2%
95,9%
1000Hauptamtlicheundmehr
Geamt
80%
4,1%
100,0%
26,7%
73,3%
ja,auchTeilnehmer/innenmitBehinderung
nein,keineNutzer/innenmitBehinderung
Abbildung25:TeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderungnachAnzahlhauptamtlichbeschäftigtenMitarbeiter/innen
(AngabeninProzent)
EineBetrachtungdifferenziertnachAnzahlEhrenamtlicherzeigtdasgleichePhänomen(ohnePfadA,dahier
dieAnzahlEhrenamtlichernichterfasstwurde).AuchhiersteigendieAnteilederEinrichtungenundOrganiͲ
sationen,dieauchNutzer/innenmitBehinderunghaben,mitsteigenderAnzahlEhrenamtlichersystematisch
an.19Wieobenlassensichinsbesonderedort,womitwenigenEhrenamtlichenzusammengearbeitetwird,
besondershoheAnteileanEinrichtungenundOrganisationenfinden,diekeineTeilnehmer/innenmitBehinͲ
derunghaben(vgl.Abbildung26).
18
19
Die Unterschiede zwischen den Klassen sind dabei mit p<0,05 statistisch hoch signifikant.
Auch bei dieser Auswertung sind die Unterschiede zwischen den Klassen mit p<0,05 hoch signifikant.
62
0%
bis5Ehrenamtliche
5bis20Ehrenamtliche
20bis100Ehrenamtliche
20%
40%
80%
100%
31,3%
68,7%
71,8%
28,2%
82,8%
100undmehrEhrenamtliche
Gesamt
60%
17,2%
96,0%
27,9%
72,1%
ja,auchTeilnehmer/innenmitBehinderung
4,0%
nein,keineNutzer/innenmitBehinderung
Abbildung26:TeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderungnachAnzahlehrenamtlicherMitarbeiter/innen(Angabenin
Prozent,ohneDachverbände)
AllesinallemverdeutlichendiebeidenbivariatenAnalysenzumZusammenhangzwischenBeschäftigtenzahͲ
lenundderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung,dass„größere“Einrichtungenund
OrganisationeneherauchNutzer/innenmitBehinderunghaben.Dieskönnteeinerseitsdamitzusammen
hängen,dassdieseTrägereingrößeresSpektrumanAngebotenhaben(undentsprechendauchsolcheAnͲ
gebotevorhaltenkönnen).EinzweiterGrundkönnteaberauchsein,dasssolcheEinrichtungeneingrößeres
Einzugsgebiethaben.DrittensverweistdiesesErgebnisaberauchaufentsprechendepersonelleRessourcen,
diebeiinklusivenAngebotenanfallenkönnen.
CharakteristikavonEinrichtungenohneNutzer/innenmitBehinderung
DiejenigenEinrichtungen/Organisationen,diekeineNutzer/innenmitBehinderunghaben,wurdengesonͲ
dertdanachgefragt,welcheGründedieshat.AuseinemKatalogverschiedenerGründewurdendabeiim
Schnittetwa2Antwortmöglichkeitenangekreuzt(Mehrfachantworten:310Nennungenbein=140,fehlende
Nennungen:12).AlsHauptgrundfüreineNichtͲTeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderungwird
vorallemgenannt,dasseskeineNachfragevonKindern/JugendlichenmitBehinderungbzw.derenAngehöͲ
rigengab(vgl.Abbildung27).Allein86%allerEinrichtungenohneNutzer/innenmitBehinderungkreuzten
dieseAntwortvorgabean.EinegewisseRollespielendanebennochdieGründe„EinrichtungistnichtbarrieͲ
refrei“(32%),„fehlendesPersonal/zugeringepersonelleKapazitäten“,„Kinder/JugendlichemitBehinderung
werdenüberbisherigeWerbestrategie/Öffentlichkeitsarbeitnichterreicht“(jeweils21%)sowie„TeilnehͲ
mer/innenmüssenbestimmteVoraussetzungenmitbringen,umdasAngebot/dieEinrichtungnutzenzukönͲ
nen“(15%).InsbesonderediefehlendeBarrierefreiheitalsBegründungfüreineNichtͲTeilnahmevonKindern
undJugendlichenmitBehinderungverdeutlicht,dassderBegriff„Behinderung“vorallemmiträumlichen
Barrierenbzw.mitkörperlichenBehinderungenassoziiertwird.RäumlicheBarrierenstellenhingegenkein
HindernisfürLernͲundgeistigbehinderteMenschensowiepsychischbeeinträchtigteMenschendar.
63
0%
20%
40%
60%
80%
Esgab/gibtkeineNachfragevonKindern/Jugendlichenmit
Behinderungbzw.derenAngehörigen.
FehlendesPersonal/zugeringepersonelleKapazitäten.
Kinder/JugendlichemitBehinderungwerdenüberdie
bisherigeWerbestrategieundÖffentlichkeitsarbeitnicht…
FehlendesWissen/fehlendeQualifikationen/Kompetenzen.
Angebote/Einrichtungistnichtbarrierefrei.
OrganisationderAssistenzschwierig/besonderer
Betreuungsaufwand
Organisation/DurchführungderAngebotewärezu
aufwändig.
Organisation/DurchführungderAngebotewärezuteuer.
Teilnehmer/innenmüssenbestimmteVoraussetzungen
mitbringen,umdasAngebot/dieEinrichtungnutzenzu…
Berührungsängste/VorbehaltevonSeitenanderer
Teilnehmer/innen.
Berührungsängste/VorbehaltevonSeitender
Fachkräfte/Ehrenamtlichen.
Sonstiges
Abbildung27:GründefürdieNichtͲTeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderung(AngabeninProzentbein=140,MehrfachͲ
antwortenmöglich)
Unter„Sonstiges“wurdendarüberhinauseinigeGründegenannt,diesichweiteren,neuenKategorienzuͲ
ordnenlassen.Amhäufigstenwurdehierbeigenannt,dasseskeineKinderundJugendlicheindernäheren
Umgebung(imStadtteil,inderSchule)gebenwürde(n=4),sowiedassesspezielleEinrichtungen/Angebote
fürKinderundJugendlichemitBehinderunginderRegion/imStadtteilgibt,dieden„Bedarf“bereitsabdeͲ
ckenwürden(n=4).
ʹǤͳǤͷ ‡ƒ—‡”‡ ‡–”ƒ…Š–—‰ ˜‘ ‹”‹…Š–—‰‡ —† ”‰ƒ‹•ƒ–‹‘‡ ‹– ‡‹Ž‡Š‡”Ȁ‹‡
‹–‡Š‹†‡”—‰
EinrichtungenundOrganisationen,dieaufdieFragenachderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmit
Behinderung „ja“ angekreuzt haben (n=418), wurden noch weitere Fragen gestellt. Dabei ist insbesondere
von Interesse, wie groß diese Gruppe der behinderten Nutzer/innen ist, welche Behinderungsarten besonͲ
ders stark vertreten sind, wie es zu der Teilnahme kam (z.B. Kontaktaufnahme), ob die Angebote speziell
beworben werden, wer die Angebote hauptsächlich durchführt und ob dazu spezielle Schulungen zu den
ThemenInklusionundBehinderungwahrgenommenbzw.durchgeführtwurden.
AnzahlderteilnehmendenKinderundJugendlichemitBehinderung
Die erste Frage nach der zahlenmäßigen Anzahl von Teilnehmer/innen mit Behinderung differenziert zwiͲ
schendenPfadenA,BundC.Dachorganisationen/DachverbändenaufLandesebenewurdenhierbeiandere
Größenverhältnisse im OnlineͲFragebogen zur Auswahl gestellt als zentralen Geschäftsstellen/kommunalen
Trägern auf KreisͲ/ Stadtebene und lokalen (MitgliedsͲ)Vereinen, Standorten oder Unterabteilungen. Die
AnzahlderTeilnehmer/innenmitBehinderungwurdedabeiinFormvonKlassenabgefragt.
64
DieOrdinalskalenunterscheidensichjenachPfad.BeidenDachorganisationen/DachverbändenaufLandesͲ
ebenebildetdieKlasse„unter20Kinder/JugendlichemitBehinderung“diekleinsteKlasse,beidenzentralen
Geschäftsstellen/kommunalen Trägern auf KreisͲ/Stadtebene war dies die Ausprägung „unter 10 KinͲ
der/Jugendliche mit Behinderung“ und bei den (MitgliedsͲ)Vereinen, Standorten oder Unterabteilungen
wurde die Klasse „unter 5 Kinder/Jugendliche mit Behinderung“ als kleinste Ausprägung angeboten. AbbilͲ
dung28zeigtdiejeweiligeVerteilung.
0%
Mitgliedsverein/Ͳverband,einzelneEinrichtung,
UnterabteilungoderStandortaufkommunalerEbene
ZentraleGeschäftsstelle/ZusammenschlussaufKreisͲoder
Stadtebene,Organisationmitmehreren
Mitgliedsverbänden/Unterabteilungen/Standorten
Dachverband,Geschäftsstelle,zentraleVerwaltung,
Zusammenschluss,Arbeitskreis/ArbeitsgruppeaufLandesͲ
/Bezirksebene
20%
40%
<5
60%
80%
5Ͳ9
<10
<20
100%
10Ͳ19
>20
20Ͳ
49
>50
10Ͳ19
20Ͳ49
50Ͳ99 >100
Abbildung28:AnzahlderTeilnehmer/innenmitBehinderungnachOrganisationsgrad(AngabeninProzent)
UnabhängigvondemjeweiligenPfadverdeutlichtdieAuswertung,dassdieAngeboteinallendreiOrganisaͲ
tionsgraden eher von kleineren Gruppen behinderter Kinder und Jugendlicher bzw. von „Einzelfällen“ geͲ
nutztwerden:
x
x
x
PfadCͲ(MitgliedsͲ)Verein,Standort,UnterabteilungauförtlicherEbene:FastdieHälftedieserEinͲ
richtungen/Organisationen(49%)kreuztediekleinsteKategoriean,d.h.dasswenigeralsfünfKinͲ
der/JugendlichemitBehinderungandenAngebotenteilnahmen.Weitere23%gebeneineAnzahl
zwischenfünfundneunKindern/JugendlichemitBehinderungan.
PfadBͲZentraleGeschäftsstellen/kommunaleTrägeraufKreisͲ/Stadtebene:Knapp60%kreuzten
hierdiekleinesteKategoriean,d.h.dasswenigerals10Kinder/JugendlichemitBehinderungdieAnͲ
gebotenutzen.
PfadAͲDachverbände/DachorganisationenaufLandesebene:Etwa63%kreuztenhierbeidiekleinste
Kategoriean,d.h.dasswenigerals20Kinder/JugendlichemitBehinderungandenAngebotenteilͲ
nehmen.
EszeigtsichalsounabhängigvomjeweiligenPfad,dassdieTeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinͲ
derungeherineinzelnenFällenbzw.inkleinerenGruppenstattfindet.
DauerderErfahrungmitKindernundJugendlichenmitBehinderung
Weiterhinwurdegefragt,wielangeesschonAngebotefürKinderundJugendlichemitBehinderunginden
jeweiligen Einrichtungen und Organisationen gibt (n=350, fehlende Nennungen: 68). Die Auswertung zeigt,
dass mehrheitlich bereits schon seit längerem (über 5 Jahre) solche Aktivitäten angeboten werden. Allein
47%derbefragtenEinrichtungenundOrganisationenhabenbereitsseitmehrals10Jahrenentsprechende
Angebote(vgl.Abbildung29).
65
60%
47,4%
50%
40%
29,1%
30%
20%
10%
18,6%
4,9%
0%
Seitwenigeralseinem
Jahr
1Ͳ4Jahre
5Ͳ9Jahre
mehrals10Jahre
Abbildung29:DauerderErfahrungmitderTeilnahmemitKindern/JugendlichenmitBehinderung(AngabeninProzent)
ArtenvonBehinderungen
UmdieGrößenverhältnissederjeweiligenBehinderungsartengenauererfassenzukönnen,wurdendie418
OrganisationenundEinrichtungenzujederBehinderungsartgefragt,wiehäufigsieKontakthaben(OrdiͲ
nalskalamitvierAusprägungen:regelmäßig,sporadisch,selten,nie).DieAuswertungderAusprägung„reͲ
gelmäßigerKontaktzu…“zeigthierbei,dassdieamhäufigstenvertreteneGruppeKinder/Jugendlichemit
Lernbehinderungsind20,gefolgtvonKindernundJugendlichenmitpsychischenBeeinträchtigungenundkörͲ
perlichenBehinderungen.GeistigeBehinderungensowieSinnesbeeinträchtigungenkommenvergleichsweise
seltenvor(vgl.Abbildung30):
0%
10%
Lernbehinderung
20%
30%
40%
50%
60%
70%
Dachverband/
Dachorganisation
PsychischeErkrankung
KörperlicheBehinderung
ZentraleGeschäftsstelle/
kommunalerTräger
Kreis/Stadt
GeistigeBehinderung
Sinnesbeeinträchtigung
Verein,Einzelstandort,
Unterabteilung
SonstigeBehinderung
Abbildung30:ArtenvonBehinderungenbeidenTeilnehmer/innenmitBehinderungnachOrganisationsgrad(AngabeninProzent)
DieAbbildungverdeutlichtnichtnurdieGrößenverhältnisse,sondernauchkleinereUnterschiedebeiden
AngabendereinzelnenAkteursgruppen.BeispielsweisewirdderAnteilangeistigbehindertenKindernund
JugendlichenentwedervongrößerenOrganisationenunterͲodervonkleinerenOrganisationenüberschätzt.
AndersherumistesbeikörperlichenBehinderungenundpsychischenErkrankungen.Insgesamtverdeutlicht
dieTrennungnachPfadenaber,dassdieSchätzungen–wasdieGrößenverhältnissebetrifft–dochrelativ
ähnlichsind.
20
Siehe in diesem Zusammenhang auch die kritischen Anmerkungen zur Diagnose Lernbehinderung in Fußnote 7.
66
Die Dominanz von Kindern und Jugendlichen mit Lernbehinderung stellt sich im Übrigen anders dar, wenn
mandieverschiedenenHandlungsfelderbetrachtet.ImBereichderJugendberufshilfeistderAnteilderjeniͲ
gen,dieangaben,regelmäßigKontaktzudieserGruppezuhaben,besondershoch.Akteure,diesichdiesem
Handlungsfeld zugeordnet haben, gaben zu über 70% an, dass sie regelmäßig Kontakt zu lernbehinderten
Kindern und Jugendlichen haben (weitere 22% haben zumindest sporadischen Kontakt). Zum Vergleich: Im
HandlungsfeldJugendverbandsarbeitbeläuftsichderAnteilanAkteurenmitregelmäßigemKontaktzulernͲ
behindertenKindern/Jugendlichenaufnur41%undimBereichderkommunalenJugendarbeitsowieJugendͲ
freizeitstätten/offeneJugendarbeitsinddies57%bzw.60%.
HintergründederTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung
EineweitereFrage,diedenEinrichtungenmitNutzer/innenmitBehinderung(n=418)gestelltwurde,wardie
FragenachdenGründenbzw.AuslösernfürdieseTeilnahme.DieFragewurdeinFormeinesMehrfachantͲ
wortensetsgestellt,wobeivon358Akteuren(fehlendeNennungen:60)insgesamt898NennungenabgegeͲ
ben wurden, d.h. im Schnitt 2,5 Gründe. Der hauptsächliche Hintergrund dieser Teilnahme/Nutzung durch
KinderundJugendlichemitBehinderungistdabeidieaktiveKontaktaufnahme/AnfragedurchdieBetroffeͲ
nen selbst bzw. deren Angehörige. Jeweils über die Hälfte der hier antwortenden Organisationen/ EinrichͲ
tungennanntendieseAuslöser(Abbildung31).NimmtmannochKooperationen/AnfragenvonEinrichtungen
der Behindertenhilfe sowie von FörderͲ/Sonderschulen und Selbsthilfeverbänden mit hinzu, nehmen die
Anfragen von außen einen dominierenden Stellenwert ein (allein 81% aller Nennungen entfallen auf diese
Gründe).EineaktiveBewerbungderAngebotedurchdieOrganisation/Einrichtungselbstwirdnurvonknapp
jedem vierten Akteur angegeben und Vorgaben durch Träger/Dachverband/Kommune spielen kaum eine
Rolle(lediglich12%derNennungenentfallenaufaktiveInitiativevonSeitenderEinrichtungenoderdesTräͲ
gers).
0%
20%
40%
60%
80%
EigeneInitiative/AnfragevonKindern/Jugendlichenmit
Behinderung.
Anfragen/KontaktedurchAngehörigevon
Kindern/JugendlichenmitBehinderung.
Kooperationenmit/AnfragenvonEinrichtungender
Behindertenhilfe.
Kooperationenmit/AnfragenvonSelbsthilfeͲ/
BetroffenenorganisationenvonMenschenmitBehinderung.
Kooperationenmit/AnfragenvonSonderͲ/Förderschulen.
AktiveAusschreibungen/Werbung,aktive
Öffentlichkeitsarbeit.
VorgabendurchdenTräger/Dachverband/Kommune.
Sonstiges
Abbildung31:GründefürdieTeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderung(AngabeninProzentbein=358,MehrfachnenͲ
nungenmöglich)
Unter Sonstiges genannt wurden vor allem Aktivitäten in und mit (RegelͲ)Schulen (n=23). So ergaben sich
insbesondere aufgrund von Schulprojekten, (BetreuungsͲ) Angebote für Schulklassen bzw. im Rahmen der
SchulsozialarbeitKontaktezuKindernundJugendlichenmitBehinderunginnennenswertemUmfang.
67
Eine kleinere Rolle spielten ferner noch Anfragen bzw. Vermittlungen durch andere soziale Einrichtungen
(Beratungsstellen,Jugendämter)sowiedurchdieArbeitsagentur(n=10).DesWeiterenwurdennochprivate
bzw. persönliche Kontakte zu Kindern/Jugendliche mit Behinderung (n=5) und eine berufsfeldspezifische
Verpflichtung (n=3) als Gründe genannt. Insofern bestätigen die unter „Sonstiges“ zusammen gefassten
GründeebenfallsdenbereitsobenskizziertenTrend,dassdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmit
Behinderung eher durch Akteure von „außen“ und weniger durch aktive Bewerbung bzw. Erweiterung des
Angebotsspektrumsangestoßenwerden.InsgesamtlässtsichdaherdieVermutungableiten,dassdiebefragͲ
tenAkteureeheraufAnfragenunddie(EigenͲ)InitiativerelevanterPersonengruppenreagierenundweniger
imSinneeinerinklusivenÖffnungagieren.
BewerbungvonAngebotenfürKinderundJugendlichemitBehinderung
EntsprechenddieserErgebnissefälltauchderAnteilderEinrichtungen/Organisationen,dieangeben,dasssie
ihreAngeboteaktivfürKinder/JugendlichemitBehinderungbewerben,ehergeringaus.Nur15%derhier
relevanten Einrichtungen/Organisationen bewerben ihre Angebote speziell für Kinder und Jugendliche mit
Behinderungundweitere25%tundiesfüreinenTeilderAngebote.Insgesamt60%verfolgenhierbeikeine
aktiveWerbestrategie(Abbildung32).
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
ja,alleAngebote
ja,einTeilderAngebote
nein,Angebotewerdennicht
speziellbeworben
Abbildung32:Aktive/ExpliziteBewerbungderAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderung(AngabeninProzent)
RahmenbedingungenderDurchführungvonAngebotenfürKinderundJugendlichemitBehinderung
Die Angebote selbst werden größtenteils durch Hauptamtliche durchgeführt (in über 80% der Fälle, vgl.
Abbildung33).Dennochgabenknapp50%dieserEinrichtungenan,dassdieAngebote(auch)vonEhrenamtͲ
lichendurchgeführtwerden.HonorarkräftespielenhingegeneinekleinereRolle.
100%
80%
60%
40%
20%
0%
HauptamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen
Honorarkräfte
EhrenamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen
Abbildung33:AngabenzurpersonellenDurchführungderAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderung(AngabeninProzentan
allenFällen,Mehrfachnennungenmöglich)
68
Eine Betrachtung der spezifischen Kombinationen mit Hilfe einer Konfigurationsfrequenzanalyse verdeutͲ
licht, dass die Mehrheit der Angebote ausschließlich von Hauptamtlichen durchgeführt wird. Auch bei den
Kombinationen überwiegen solche mit Hauptamtlichen. Insgesamt zeigt sich hierbei, dass in mehr als 85%
derFälleHauptamtlicheindieAngebotsdurchführunginvolviertsind,wenigerals15%derAkteuregabennur
EhrenamtlicheodernurHonorarkräftebzw.eineKombinationausbeideman(vgl.Abbildung34).
Kombinationen
Einzelnennungen
0
20
40
60
80
100
120
140
HauptamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen*
EhrenamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen*
Honorarkräfte
HauptamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen+Honorarkräfte+
EhrenamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen*
HauptamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen+Ehrenamtliche
Mitarbeiter/Ͳinnen*
HauptamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen+Honorarkräfte
Honorarkräfte+EhrenamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen
*statistischsignifikanteAbweichungvondererwartetenHäufigkeit
Abbildung34:AngabenzurpersonellenDurchführungderAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderung(Kombinationen)
FortǦundWeiterbildungaufgrundderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung
Spezifische Schulungen zum Thema Inklusion/Behinderung wurden nur von 80 Einrichtungen angegeben
(entsprichtknapp20%allerOrganisationen/Einrichtungen,dieauchNutzer/innenmitBehinderunghaben).
ImOnlineͲFragebogenkonntenhierbeibiszudreiverschiedeneSchulungenangegebenwerden(Textfelder).
Dabeinannten80Einrichtungeneine(spezifische)Schulung,45nocheineweitereund20Akteureeinedritte
Schulung.Insgesamtwerdenalso145verschiedeneSchulungsthemengenannt.
DieThemendieserSchulungenbeziehensichgrobzusammengefasstaufvierThemenbereich:Amhäufigsten
werden SchulungsͲ bzw. FortͲ und Weiterbildungsmaßnahmen genannt, die sich entweder auf allgemeine
Informationen,Grundlagenbzw. GrundkenntnissezumThemenspektrumInklusion (inklusiveHilfestellungen
zur Umsetzung von Inklusion), oder auf spezifische Wissensvermittlung zum Umgang mit Behinderungen
(bzw.zudenverschiedenenBehinderungsarten)unddenjeweilsrelevanten UnterstützungsbedarfenbezieͲ
hen. Eine dritte Kategorie mit weniger Nennungen umfasst darüber hinaus spezifische SchulungsͲ und BilͲ
dungsmaßnahmen für Jugendleiter/innen, Assistenzkräfte oder TandemͲ und Patenmodelle (z.B. zwischen
behinderten und nichtbehinderten Teilnehmer/innen). Zusätzlich werden aber auch einige SchulungsmaßͲ
nahmen erwähnt, die keinen erkennbaren Bezug zum Themenspektrum Inklusion und Behinderung haben
(n=44).Würdemandiese44Schulungsmaßnahmen,diekeineZuordnungermöglichenund/oderkeinenBeͲ
zug zum genannten Themenspektrum aufweisen, herausrechnen, beläuft sich die Anzahl der genannten
SchulungsmaßnahmenzumThemenspektrumInklusionundBehinderungnurnochauf101.Dajedochnicht
bekannt ist, inwiefern sich diese Nennungen doch (indirekt) auf das relevante Themenspektrum beziehen,
verbleibensieinderAuswertung,werdenabergesondertaufgeführt.InderfolgendenAuflistung(Tabelle1)
findensichBeispielefürdievierkategorisiertenSchulungsaktivitäten:
69
Kategorisierung
BezeichnungderSchulungsmaßnahmen
Grundlagen/Grundkenntnisse
zum Themenspektrum Inklusion,
Barrierefreiheit, Vielfalt und
Diversity sowie allgemeine UmͲ
setzungshilfen BehinderungundInklusion,GrundlagenzuIntegrationundInklusiͲ
on,AbbauvonBarrieren,VielfaltundInklusion,FachtagzurInklusiͲ
on, Forum für Inklusion, Index für Inklusion, Diversitybewusste
Bildung, Diversity Training, Inklusion auf Freizeiten, Inklusive HalͲ
tung, Inklusion in der Kita, Kompetenz für Inklusion, MenschenͲ
rechte – all inklusiv, leichter Sprache, Abbau von Barrieren, die
Rolle von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft, „Es ist
normal verschieden zu sein“, Geschichten aus dem Leben von
Menschen mit Behinderung, Rollstuhltraining, Sensibilisierung,
„Washeißtesbehindertzusein“,Selbstbildvs.Fremdbild,ReflexiͲ
on, "Accesibility of international workcamps“, „Inclusion of volunͲ
teers with special needs“, Geschichte der Behindertenpädagogik,
anthroposophischeBehindertenarbeit,etc.
Umgang mit Behinderungen, Sicherheit im Umgang mit GehandiͲ
capten,UmgangimSchulalltagmitSehbehinderungen,Umgangmit
Kindern mit Behinderungen, Einführung in den Bereich Pflege,
Umgang mit besonderen Bedarfen, Umgang mit traumatisierten
KindernundJugendlichen,individuelleVerhaltensweisenverstehen
lernen,spezielleBehinderungsarten,AspergerSyndrom,Autismus,
Epilepsie, seelische Behinderungen, Umgang mit autistischer StöͲ
rung, Fortbildungen zu bestimmten Beeinträchtigungen, KrankͲ
heitsbilder, Umgang mit herausforderndem Verhalten, Einweisung
durch Lebenshilfe o. AWO, Elternarbeit mit Familien behinderter
Kinder,etc.
Inklusionsassistenz, Inklusionsbegleitung, inklusive JugendleiterͲ
ausbildung, Partnerschaft zwischen Menschen mit und ohne BeͲ
hinderungen, Juleica, FSJͲSeminar, Freizeitassistenz, FerienfreizeiͲ
tenmitMenschenmitBehinderungen,Assistenz
SpezifischeWissensvermittlung
zum Umgang mit Behinderungen,
Behinderungsarten und UnterͲ
stützungsbedarfen
Schulung/Ausbildung
für Jugendleiter/innen, InklusionͲ
sassistent/innen, InklusionsbegleiͲ
ter/innen,Juleica
SonstigeSchulungsmaßnahmen
ohne Zuordnung bzw. erkennbaͲ
ren Bezug zum Themenspektrum
BehinderungundInklusion
Erste Hilfe, sexualpädagogische Projekttage, Präventionsangebote
zu Gewalt, Drogenprävention, Kindeswohl, Sexualität, AufsichtsͲ
pflicht,rechtlicheFragen,Basketballtraining,Annahmedereigenen
Stärken, Arbeit mit der Gruppe, Musikgestaltung, körperliche VerͲ
änderungeninderPubertät,Selbstbestimmung,SchiedsrichterausͲ
bildung,sexuelleRechte,Gartenbau,Mädchenarbeit,Winterzirkus,
Mitarbeiterseminare,AktionenmitVereinen,etc.
Häufigkeit
Nennungen
54
38
9
44
Tabelle1:GenannteSchulungsaktivitäteninderOnlineͲBefragung
BesondersgeeigneteAngebotefürKinderundJugendlichemitBehinderung
Zum Abschluss wurden die 418 Einrichtungen/Organisationen mit Nutzer/innen mit Behinderung noch daͲ
nach gefragt, welche Arten von Angeboten sie generell für besonders geeignet halten, damit Kinder und
Jugendliche mit Behinderung teilnehmen können. Der Auswahlkatalog (Mehrfachantworten möglich) entͲ
sprichtdabeidenanfangsabgefragtenTätigkeitsschwerpunkten(vgl.Abbildung18).Insgesamtwurdenhier
von 351 Akteuren (fehlende Nennungen: 67) 2.885 Angaben angekreuzt, d.h. etwas mehr als 8 TätigkeitsͲ
schwerpunktewerdenimSchnittfürbesonders„geeignet“gehalten.DieAuswertungzeigt,dassinsbesondeͲ
rekreative,handwerklicheundmusikalischeAngebotesowieSpiel,Sport,Bewegung,Erlebnispädagogikund
Ferienfreizeitenalsbesonders„geeignet“herausgestelltwerden(dieseAngebotewerdenvonüber50%der
auf diese Frage antwortenden Akteure genannt). Des Weiteren scheinen sich Angebote aus den Bereichen
Theaterpädagogik,TanzsowieNatur,Tiere,Umweltgutzueignen(Werteüber40%).Als„weniger“geeignet
werdeninsbesonderegenannt:Zirkuspädagogik,schulbezogeneUnterstützung,HilfenamÜbergangSchuleͲ
Beruf,Glaube,Religion,Weltanschauung,Reisen/Tourismus,Wissensvermittlung,politischeBildung,TraditiͲ
on/Brauchtumspflege,SelbsthilfeundgeschlechtsspezifischeAngebote(vgl.Abbildung35).
70
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
Kreatives/künstlerischesGestalten,Kulturarbeit
HandwerklichesGestalten,Basteln,Werken
Erlebnispädagogik
Theaterpädagogik
Zirkuspädagogik
Tanz
Spiel
Musik,Gesang
Sport/Bewegung
SchulbezogeneUnterstützung(Hausaufgabenhilfe,AG´s)
HilfenamÜbergangSchuleundBeruf
Glaube,Religion,Weltanschauung
Natur,Tiere,NaturͲundUmweltpädagogik
Reisen,Tourismus
Ferienbetreuung,Freizeiten
Wissensvermittlung,Information,Bildung
Politik,PolitischeBildung
TraditionsͲundBrauchtumspflege
SelbsthilfezuspezifischenThemen
GeschlechtsspezifischeGruppen(JungenͲund…
Sonstiges
Abbildung35:GeeigneteAngebotefürTeilnehmer/innenmitBehinderungnachTätigkeitsschwerpunkten(AngabeninProzentbei
n=351,Mehrfachnennungenmöglich)
Unter„Sonstiges“wurdevorallemnochmalsherausgestellt,dasssich–mitderentsprechendenUnterstütͲ
zungunddendafürbenötigtenRessourcen–imGrundealleThemenfelderfürKinderundJugendlichemit
Behinderung eignen. Ferner sei dies aber auch abhängig von der Person und der Art der Behinderung. Es
findensichdanebenaberauchnocheinpaarNennungen,dienochmalsexplizitaufdieChancenfreizeitpädaͲ
gogischerundkreativͲmusischerAngeboteverweisen.
DasssichvorallemkreativeundmusikalischeAngebote,Spiel,Sport,BewegungundFerienfreizeiten,TheaͲ
terpädagogik,TanzsowienaturͲundumweltpädagogischeAngeboteinbesonderemMaßefürinklusiveAktiͲ
vitäteneignen,bestätigtzumeinendieAuswertungenzurAnzahlanAkteuren,dieauchKinderundJugendliͲ
chemitBehinderungunterihrenNutzer/innenhaben(vgl.Abbildung24),zumanderenfindensichentspreͲ
chendeHinweiseauchin anderenUntersuchungen (vgl.Kieslinger,Meyer2014).Etwasverwundertjedoch
dierelativgeringeNennungvonZirkuspädagogik,denninsbesonderedieZirkuspädagogikwirdineinerUnͲ
tersuchung verschiedener inklusiver Angebote im Rahmen eines Forschungsprojekts im NeckarͲOdenwaldͲ
Kreisalsbesonderesgeeignetherausgestellt(ebd.,S.160ff.).AuchinderAuswertungzumAnteilvonAkteuͲ
ren,dieauchKinderundJugendlichemitBehinderungunterihrenNutzer/innenhaben,spieltderThemenͲ
schwerpunktZirkuspädagogikeinewichtigeRolle(vgl.Abbildung24).
71
Die geringe Bedeutung schulbezogener Unterstützung und von Angeboten im Übergang Schule und Beruf
verweist hingegen auf die (noch) marginale Bedeutung einer Unterstützung der schulischen Inklusion und
des Themas „Inklusion in Ausbildung und Beschäftigung“ durch Einrichtungen/Organisationen der KinderͲ
und Jugendarbeit bzw. Jugendsozialarbeit. Die KinderͲ und Jugendarbeit bzw. Jugendsozialarbeit muss sich
diesen Themen jedoch dringend öffnen, zumal schulische Inklusion und Teilhabe am Arbeitsleben zu den
KernherausforderungenderUmsetzungvonInklusionzählen.
Weiterhin verwundern die geringe Bedeutung von Angeboten aus dem Bereich Glaube/Weltanschauung,
Tradition und Brauchtumspflege sowie Wissensvermittlung, politische Bildung und geschlechtsspezifische
Angebote.Zumeinenschlagensichindieser„Bewertung“möglicherweisedefizitäreDenkmusterimHinblick
aufdiekognitiveLeistungbehinderterMenschendurch,zumanderenwirdaugenscheinlichKindernundJuͲ
gendlichen mit Behinderung die Bedeutung jugendtypischer Entwicklungsaufgaben aberkannt. Dies erklärt
vermutlich, dass Angeboten zur Unterstützung geschlechtsspezifischer Entwicklungen sowie zur AuseinanͲ
dersetzung mit gesellschaftlichen WertͲ und Moralvorstellungen eine geringere „Geeignetheit“ zugesproͲ
chenwird.
ʹǤͳǤ͸ ‡†‡—–—‰†‡•Š‡ƒ•Ž—•‹‘‹†‡„‡ˆ”ƒ‰–‡‹”‹…Š–—‰‡—†”‰ƒ‹•ƒ–‹‘‡
Die nachfolgenden Fragen wurden wiederum allen Akteuren, d.h. Einrichtungen/Organisationen mit und
ohneNutzer/innenmitBehinderung,gestellt(Gesamtgruppen=570).IndenabschließendenFragengehtes
insbesonderedarumherauszufinden,ob(weitere)inklusiveAktivitäteninderZukunftgeplantwerden,welͲ
che Berührungspunkte die einzelnen Organisationen/Einrichtungen mit dem Thema Inklusion haben und
welcheBarrierenbereitsabgebautwurden.ZumAbschlusswurdennochzweioffeneFragenzudennotwenͲ
digen Rahmenbedingungen bei der Umsetzung von Inklusion in der Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit sowie
zurstrategischenPlanunggestellt.
Planungvon(weiteren)Angeboten,andenenKinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen
DieersteFragezieltdaraufabherauszufinden,inwiefern(weitere)AngeboteinderZukunftgeplantsind,an
denen(auch)KinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmenkönnen.DieseFragesolltennichtnurdie
Einrichtungen beantworten, die bereits solche Angebote vorhalten, sondern auch die Organisationen und
Einrichtungen, die keine Nutzer/innen mit Behinderung haben. Auf diese Frage nach (weiteren) inklusiven
AngeboteninderZukunftantwortetennur421von570Einrichtungen/Akteuren.
Knappüber60%dieserOrganisationenplantinZukunft(weitere)Angebote,mehralseinDrittel(38%)verͲ
neintdies.VergleichtmanhierdiedreiOrganisationsebenengibtesgroßeUnterschiedebeidiesenAngaben
(vgl.Abbildung36).DemnachplanenOrganisationenaufLandesebeneeher(weitere)AngebotealsAkteure
auf örtlicher/lokaler Ebene. Möglicherweise spiegeln sich in diesen Angebote eher strategische Interessen,
dieinderRealitätderArbeit„vorOrt“nichtihreEntsprechungfinden.Markantistdaher,dass„nur“57%der
befragten Einzelvereine/Ͳverbände, Standorte oder Unterabteilung (weitere) inklusive Angebote in der ZuͲ
kunftplanen.
72
100%
20%
28%
80%
43%
60%
40%
80%
72%
57%
20%
Keineweiteren
Angebotegeplant,an
denen(auch)
Kinder/Jugendlichemit
Behinderungteilnehmen
können
WeitereAngebote
geplant,andenen(auch)
Kinder/Jugendlichemit
Behinderungteilnehmen
können
0%
Dachverband/
Dachorganisation
ZentraleGeschäftsstelle/
kommunalerTräger
Kreis/Stadt
Verein,Einzelstandort,
Unterabteilung
Abbildung36:PlanungweitererAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderungnachOrganisationsgrad(AngabeninProzent)
ImZusammenhangmitdieserzukünftigenBereitschaftdrängtsichdieFrageauf,welchenEinflussdieaktuelͲ
leTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderunghierbeihabenkönnte.EinebivariateKreuztabͲ
ellierung des Merkmals „Bereitschaft zu weiteren Angeboten, an denen auch Kinder und Jugendliche mit
Behinderungteilnehmenkönnen“mitdemMerkmal„TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehindeͲ
rungandenAngeboten“zeigteineverblüffendeAuffälligkeit:WährenddiejenigenAkteure,dieaktuellauch
Nutzer/innenmitBehinderunghaben,zu75%angeben,auchinZukunftsolcheAngebotevorhaltenzuwolͲ
len,verneinendies71%inderGruppederAkteureohneNutzer/innenmitBehinderung(vgl.Abbildung37).
DieserUnterschiedistmitp<0,05statistischhochsignifikant.
100%
24,6%
80%
70,8%
60%
40%
KeineweiterenAngebote
geplant,andenen(auch)
Kinder/Jugendlichemit
Behinderungteilnehmen
können
WeitereAngebote
geplant,andenen(auch)
Kinder/Jugendlichemit
Behinderungteilnehmen
können
75,4%
20%
29,2%
0%
Ja,auchTeilnehmer/innenmitBehinderung
Nein,keineNutzer/innenmitBehinderung
Abbildung37:PlanungweitererAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderungnachTeilnahmevonKindern/Jugendlichenmit
Behinderung(AngabeninProzent,alledreiPfade;n=421)
73
InsgesamtbetrachtetscheintesalsoeinenZusammenhangzwischendenVariablen„KontaktezuKindern
undJugendlichenmitBehinderung“und„PlanungweitererAngebote“zugeben.BestehenKontakte,so
werdenauchhäufigweiterführendeÜberlegungenzurPlanungvonspeziellenAngebotengetätigt.WiegeͲ
naudieserZusammenhangzuinterpretierenist,istnichtganzklar,daaufgrunddesvorliegendenDesigns
keineUrsacheͲWirkungsͲAnalysemöglichist(HenneͲEiͲProblematik).ImGrundegibteszweiDeutungen:Die
höhereBereitschaftzurDurchführungsolcherAngebotegehtmöglicherweisemiteinerentsprechenden
NachfragevonSeitenbehinderterKinderundJugendlichen(bzw.derenAngehörigen)einher.AufderandeͲ
renSeitewäreaberauchdenkbar,dassAkteure,dieKontaktmitKindernundJugendlichenmitBehinderung
haben(z.B.aufgrundvonpositivenErfahrungen),eherdazuneigen,auchweitereAngeboteeinzurichten.
LetztereswürdederKontakthypothesevonAllport(1954)entsprechen:KontakteführenzueinemAbbauvon
Berührungsängsten).DieTatsache,dassdiejenigenAkteure,dieauchTeilnehmer/innenmitBehinderung
haben,überproportionalhäufigaucheineBereitschaftzu(weiteren)Angebotehaben,dürftealsBestätigung
fürdiezweiteDeutunggesehenwerden.DieentscheidendeSchlussfolgerungwäredann:der(regelmäßige)
KontaktmitKindern/JugendlichenmitBehinderungführtggf.zupositivenErfahrungenundträgtzueinem
AbbauvonBerührungsängstenundVorbehaltenbei,sodassdiesdieBereitschafterhöht,weitereAngebote
fürKinderundJugendlichemitBehinderungeinzurichten.
ErgänzendzuderFragenachderzukünftigenPlanungvon(weiteren)Angeboten,solltendiebefragtenAkͲ
teurenocheineBegründungfürihreAntwortgeben:imFalle„ja“wurdenachdenkonkretgeplantenAngeͲ
botengefragt,imFalle„nein“sollteerklärtwerden,warumkeineAngebotegeplantsind.DieseBegründunͲ
genundAngabenwurdeninFormeineroffenenFrageerfasst,sodassdieVielfaltanAntwortenzuKategoͲ
rienbzw.Themenclusternzusammengefasstwerdenmussten.Abbildung38zeigtdieBegründungenderjeniͲ
genEinrichtungen,diezukünftigkeineinklusivenAngeboteplanenundAbbildung39fassthingegendieAnͲ
gabenvonEinrichtungenzusammen,dieinZukunft(weitere)inklusiveAngeboteumsetzenwollen.
Im Falle derjenigen Einrichtungen und Organisationen, die keine inklusiven Angebote planen, verdeutlicht
die Auswertung, dass es schwerpunktmäßig um einen mangelnden Bedarf bzw. um fehlende Anfragen/
NachfragenvonKindernundJugendlichenmitBehinderunggeht.HierbeispieltaucheineRolle,dassesbeͲ
reitsandereAnbieterundDienstleisterinderRegiongibt,dieAngebotefürKinderundJugendlichemitBeͲ
hinderung vorhalten (v.a. Einrichtungen und Dienste der Behindertenhilfe). Am zweithäufigsten lassen sich
Antworten zusammenfassen, in denen Einrichtungen betonen, dass Inklusion aktuell „kein Thema“ für die
Einrichtungistbzw.dassandereSchwerpunktundandereZielgruppenimVordergrundstehen(z.B.schulbeͲ
zogeneDienstleistungenoderEinzelfallhilfe).EinegewisseRollespieltweiterhindasThemaRessourcen,etͲ
wa mangelnde Zeit, fehlendes Personal oder nicht ausreichende finanzielle Budgets. Quantitativ gesehen
werden hierbei insbesondere mangelnde personelle Ressourcen herausgestellt. Dass die Einrichtung nicht
barrierefreiist,hathingegennureinemarginaleBedeutung.DesWeiterengebenaberaucheinigeEinrichͲ
tungenundOrganisationenan,dassdieAngeboteohnehinbereits(größtenteils)inklusivsind,unddeswegen
keineweiterenAngebotegeplantwerdenmüssen(vgl.Abbildung38).
74
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
FehlenderBedarf,keineNachfrage,bereitsandereAnbieter
vorhanden
Inklusion(noch)keinThema,andereSchwerpunkte,andere
Zielgruppen
Fehlende/mangelndeRessourcen(zeitlich,personell,
materiell)
Keine/mangelndeBarrierefreiheit
Angebotesindbereits(größtenteils)inklusiv
Abbildung38:GründevonOrganisationen/Einrichtungen,diekeineweiterenAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderung
planen(AngabeninabsolutenZahlen,Mehrfachnennungenmöglich)
Fasst man diese kategorisierten Nennungen nochmals zu lediglich drei „Begründungstypen“ zusammen, so
zeigtsichfolgendeVerteilung:
a) DerhäufigsteGrundedafür,dasskeine(weiteren)Angebotegeplantsind,istdiefehlendeRelevanz
desThemasaufgrundmangelnderNachfrageundBedarfsowie(vermutlichdadurchbedingt)andere
Schwerpunktsetzungen. Insgesamt fast zwei Drittel dieser Nennungen entfallen auf diese BegrünͲ
dungen
b) Amzweithäufigstenwerden„Ressourcenfragen“genannt,etwafehlendezeitliche,personelleundfiͲ
nanzielleRessourcenodermangelndeBarrierefreiheit(derAbbauvonBarrierenwürdejawiederum
Ressourcenbeanspruchen).Etwa22%derNennungenkönnendiesemBegründungstypuszugeordnet
werden.
c) Der dritte Begründungstypus verweist auf eine bereits bestehende Öffnung und Erfahrungen mit
Vielfalt.Etwa8%derNennungenentfallenaufdieseBegründungen.
InsgesamtbestätigtdieseVerteilungnochmalsdiezentraleBedeutungvonErfahrungenundKontaktenmit
Kindern und Jugendlichen mit Behinderung (siehe Abbildung 37 oben). Auffallend häufig geben diejenigen
Einrichtungen,diekeineinklusivenAngeboteplanen,an,dasseskeinenBedarfgibtbzw.dasThemakeinen
Stellenwerthat.DieswiederumgehtvermutlichmitderfehlendenPräsenzvonKindernundJugendlichenmit
Behinderungeinher.EntsprechendwürdedieBereitschaftzu(weiteren)inklusivenAngebotensteigen,wenn
es eine solche Nachfrage und damit Präsenz geben würde. Aus diesem Grunde ist auch zu überlegen, entͲ
sprechende Kampagnen anzuregen,umdieseNachfragezuerhöhen(beispielsweisebei ElternvonKindern
undJugendlichenmitBehinderung,vgl.dazuauchHandlungsempfehlungeninKapitel4).
Einrichtungen,die(weitere)Angeboteplanen,gebenindenmeistenFällenkonkreteIdeenfürsolcheAngeͲ
bote an (vgl. Abbildung 39). Dabei dominieren jedoch insbesondere Freizeiten sowie andere Angebote im
RahmendesFerienprogramms(alleindieHälftederhiergenanntenAngebote),gefolgtvonSportangeboten,
AngebotenimkreativͲkünstlerischͲmusischenBereich,naturͲunderlebnispädagogischeAngeboten,PartiziͲ
pationsprojektenundsonstigenfreizeitpädagogischenAngeboten.
75
Knapp 30% der Nennungen entfallen weiterhin auf das Anliegen, generell alle bestehenden Angebote zu
öffnenbzw.InklusionimRegelbetrieb(z.B.imoffenenBereich)anzustreben.Etwa16%derNennungenverͲ
weisen hingegen auf den Status quo, d.h. bestehende Angebote und Kooperationen sollen weitergeführt
oderausgebautwerden(beidenKooperationenhandeltessichmeistumKooperationenmitEinrichtungen
oderDienstleisternderBehindertenhilfe).NurwenigeEinrichtungenstrebenweiterhindenAbbauvon(v.a.
räumlichen)BarrierenanundineinpaarFällenkonntendieAngabennichtweiterzugeordnetwerden.ZuͲ
letztbetonenauchhiereineHandvollEinrichtungen,dasssiekeinekonkretenPlänehätten,weileskeinen
Bedarf/keineNachfragefürsolcheAngebotegibt(vgl.Abbildung39).
0
50
100
150
KonkreteInformationenzugeplantenAngeboten
Ferienprogramm,Freizeiten,Veranstaltungen
Sportangebote
KüstlerischͲmusischeAngebote,Kulturarbeit
NaturͲunderlebnispädagogischeAngebote
Partizipationsprojekte
SonstigefreizeitpädagogischeAngebote
GrundsätzlicheÖffnungallerAngebote,Inklusionim
Regelbetriebbzw.imoffenenBereich
WeiterführungundAusbauderbestehendenAngeboteund
Kooperationen
AbbauvonBarrieren
Sonstiges
KeinekonkretenPläne,keineNachfrage,keinBedarf,esgibt
andereAnbieter
Abbildung39:AngabenvonOrganisationen/Einrichtungen,dieinZukunftweitereAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderung
planen(AngabeninabsolutenZahlen,Mehrfachnennungenmöglich)
Die Auswertung zu den geplanten Angeboten, an denen auch Kinder und Jugendliche teilnehmen können,
verweistaufeinezentraleAuffälligkeit:DieMehrheitderNennungenentfallenaufspezifischeAngebotein
mehroderweniger„speziellen“Settings.DeutlichwirddiesvorallemanderDominanzvonAngeboteninder
Ferienzeit(Sommerferienprogramm,Ferienfreizeiten,usw.).GenanntwerdendarüberhinausspezielleGrupͲ
penangeboteimsportlichen,künstlerischͲmusischensowieerlebnispädagogischenBereich.Inwiefernessich
hierbeium„wirkliche“inklusiveGruppenangeboteodernurum„spezielle“AngebotefürKinderundJugendͲ
lichemitBehinderunghandelt(z.B.Behindertensportgruppen,FreizeitfürbehinderteKinder),kannmitdem
vorliegendenDatenmaterialnichtbeantwortetwerden.ZumindestdürfteessichindenallermeistenFällen
umAngebotehandeln,diea)einmaligbzw.sporadischstattfinden,undb)einengewissenErlebnischarakter
aufweisen.Inwieferndiesejedochdazubeitragen,dassdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenzueiner
Normalitätwird(beispielsweiseimRegelbetrieb),bleibtabzuwarten.ZumindestistdiePlanungvonspezifiͲ
schenSettingsunterdiesemGesichtspunktauchkritischzusehen(vgl.dazuHandlungsempfehlungen).
76
StellenwertdesThemasInklusionindenbefragtenEinrichtungen
Auf die Frage, welche Berührungspunkte die befragten Organisationen mit dem Thema Inklusion haben,
antworteten462Akteure(fehlendeNennungen:108).AuchhierwurdeeinMehrfachantwortensetangeboͲ
ten,sodassdieAnzahlderNennungendieAnzahlderFälleübersteigt(1.194Nennungenbei462Akteuren,
d.h.2,6NennungenjeAkteur).DieAuswertungzeigt,dassdiemeistenNennungenaufdieAusprägung„wir
habengrundlegendeInfosüberdieThemenInklusion,Behinderung,LebenssituationvonMenschenmitBeͲ
hinderung“entfallen:Knapp80%derbefragenEinrichtungen/OrganisationenkreuztedieseAntwortvorgabe
an.AnzweiterunddritterStellefolgendannKooperationenmitFörderͲ/SonderschulensowieEinrichtungen
derBehindertenhilfe(53%und43%).DassdieEinrichtungenundOrganisationenselbstVeranstaltungenzu
demThemadurchführenoderMitarbeiter/innenanVeranstaltungenzudenrelevantenThementeilnehmen,
kommtvergleichsweiseseltenvor.SeltenistauchdieZusammenarbeitmitBetroffenenverbändenoderdas
BeschäftigenvonMitarbeiter/innenmitBehinderung(vgl.Abbildung40)
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%
WirhabengrundlegendeInfosüberdieThemenInklusion,
Behinderung,LebenssituationenvonMenschenmit
Behinderung.
UnsereMitarbeiterInnennehmenanVeranstaltungenzum
ThemaBehinderungund/oderInklusionteil.
WirführenselbstVeranstaltungenzumThemaInklusion
und/oderLebenmitBehinderungdurch.
WirarbeitenmitEinrichtungenderBehindertenhilfe
zusammenbzw.sindmitdieseninKontakt.
WirarbeitenmitInitiativen,Selbsthilfegruppenoder
VereinenvonMenschenmitBehinderungzusammen.
WirarbeitenmitSonderͲ/Förderschulenzusammenbzw.
sindmitdieseninKontakt.
BeiunsarbeitenauchMitarbeiterInnenmiteiner
Behinderung.
Abbildung40:BerührungspunktezumThemaInklusionundBehinderungbeidenbefragtenEinrichtungen/Organisationen(Angaben
inProzentbein=462,Mehrfachnennungenmöglich)
Insgesamtistdaherfestzuhalten,dasssichdieBerührungspunktemitdemThemaInklusionundBehinderung
auf Grundkenntnisse oder Kooperationen reduzieren. Seltener findet eine offensive oder aktive AuseinanͲ
dersetzungmitderThematikstatt.
AbbauvonBarrieren
WasdenAbbauverschiedenerBarrierenindenbefragtenEinrichtungenbetrifft,sozeigtsicheineüberdeutͲ
licheKonzentrationaufdenAbbausozialerBarrierenundaufgabenbezogenerBarrierensowiebedingtauch
räumlicher Barrieren. Im Hinblick auf diese Barrieren wurden bereits vielfältige Anstrengungen unternomͲ
men.AnderssiehtdiesbeiBarrierenfürsinnesbeeinträchtigteKinder/JugendlichesowiesprachlicheBarrieͲ
renaus.HierlassensichnochkaumAnstrengungenfinden(vgl.Abbildung41).
77
0%
20%
40%
60%
80%
100%
KlimaderToleranz
FörderungvonBegegnungen
Soziale
Barrieren
InklusivesLeitbild
VorgabenGleichbehandlung
AnpassungAnforderungen
AnforderͲ
ungen
UnterschiedlicheZielvorgaben
Haltegriffe/Handläufe
Aufzug
BreiteTürrahmen
Räumliche
Barrieren
Rampe
ElektrischeTüren
BarrierefreieToilette
Schilder,Bebilderung
Sprachliche
Barrieren
LeichteSprache
Gebärdendolmetscher
SinnesͲ
barrieren
Bodenleitsysteme
Blindenschrift
Barrierengrößtenteils/zumTeilabgebaut
Barrierenkaum/garnichtabgebaut
Abbildung41:BisherumgesetzterAbbauvonBarrierenindenbefragtenOrganisationenundEinrichtungen(AngabeninProzent)
Im Kontext der verschiedenen Arten von Barrieren konnten die befragten Akteure in einer offenen Frage
nochweitereAspektebenennenoderdiverseAnmerkungenzudiesemThemaabgeben.DieZusammenstelͲ
lungdieserAnmerkungenzeigtTabelle2:
ArtderBarrieren
Anmerkungen
SozialeBarrieren
x Projekte/FortbildungenzumAbbausozialerBarrieren(Projektemit
Klassen,FortbildungenzumThemaAntirassismusetc.)
x DirekteundoffeneAnsprachevonjungenMenschenmitseelischen
Behinderungen
x Respekt und Toleranz innerhalb der Einrichtung gegenüber jedem
Individuum
x AngebotesindoffenfüralleMenschen
x BevorzugungvonMenschenmitBehinderungbeiderBerufseinstelͲ
lung
x RegelngeltenfürallePersonengleich
x Angebote/UnterstützungfürMenschenmitgeringemEinkommen
x Anpassung durch zusätzliches Personal (zusätzliche MitarbeiterInͲ
Anforderungen/aufgaͲ
78
Häufigkeit
Nennungen
10
8
benbezogeneBarrieren
RäumlicheBarrieren
SprachlicheBarrieren
BarrierenfürsinnesbeͲ
einträchtigteMenschen
nenfürAssistenz)
x Anpassung durch individuelle Förderung (jeder nach seinen MögͲ
lichkeiten,zieldifferenteAngebote)
x Programme/Angebote werden gleichberechtigt von allen TeilnehͲ
mernentschieden
x AnpassungdurchInklusionsklasseninnerhalbderSchulen
x Starre BewertungsͲ und Qualifikationsmaßstäbe in öffentlichen
Organisationen behindern die umfängliche Umsetzung diversitätsͲ
bewussteBildungundFörderung
x Einrichtungistebenerdigbzw.befindetsichimErdgeschoss
x DerZugangistbarrierefrei
x (AußenͲ)Geländeistbarrierefrei
x WirhabenkeineeigenenRäume/Angebotefindendraußenstatt
x RäumlicheBarrierensindärgerlichabernichtoberstePriorität
x WirhabenkeinGeldfürBaumaßnahmen/keinefinanziellenMittel
vorhandenfürdenAbbauvonBarrieren
x ZugangsbarrierensindbereitsinAngriffgenommen
x DirekteAnsprache
x LehrganginleichterSprache
x Kommunikationshilfsmittel
x Piktogramme
x WirarbeitenaneinerKonzeptioninleichterSprache
x Rückgriff auf Personen zur Unterstützung (gebärdenunterstützte
Kommunikation)
x Schalldämmung
x großeBeschriftung
x StimmeimAufzug
x BarrierefreieHomepage
33
5
7
Tabelle2:AnmerkungenzurThema„AbbauvonBarrieren“(AngabeninabsolutenZahlen)
InsgesamtverdeutlichtdieBetrachtungdesAbbausvonBarrieren,dassdieBelangevongeistigbehinderten
undsinnesbeeinträchtigtenMenschenbislangnurwenigantizipiertwurden.SowohlinAbbildung41alsauch
inderTabelle2zeigtsich,dassräumlicheBarriereneinenweitausgrößerenStellenwerteinnehmen,alsetwa
sprachlicheBarrierenoderBarrierenfürMenschenmitSinnesbeeinträchtigung.Diesdecktsichauchmitder
geringerenKontakthäufigkeitmitdiesenPersonengruppen(Abbildung30).DainklusiveBemühungenjedoch
nichtnurineinem„Reagieren“bestehensollten,sondernalsvorausschauendesAbbauenspezifischerBarrieͲ
renverstandenwerdenmüssen,sindhiernochwichtigeSchrittesowohlimHinblickaufSensibilisierung,als
auchzumAbbauentsprechenderBarrierenzugehen.
Letztendlichsindvermutlichauchbestimmte„Bilder“vonBehinderungAuslösereinerÜberkonzentrationauf
räumliche Barrieren. Nicht selten werden vor allem Menschen mit körperlichen Behinderungen mit dem
Begriff„Behinderung“assoziiert.Dieskönntedazuführen,dasssichdierelevantenAkteurevorallemaufdie
Inklusion von Menschen mit einer körperlichen Behinderung konzentrieren. Eine andere Möglichkeit wäre
aberauch,dassdieNachfragevonMenschenmitanderenBehinderungengeringerausfälltbzw.fehlt.UnabͲ
hängigdavon,welcheLesartzutrifft,istzuüberlegen,welcheFolgendiesePraxishat.DennbeieinemVerͲ
nachlässigen oder Ignorieren anderer Barrieren werden Menschen mit geistigen Behinderungen oder SinͲ
nesbeeinträchtigungenauchnichtden„Weg“indieseEinrichtungenfinden.DamitgehtdanneinestrukturelͲ
leAusgrenzungandererBehinderungsarteneinher.DementsprechendisteineSensibilisierungderrelevanten
AkteurefürdieVielfaltvonBehinderungerforderlich:InklusionistmehralsderEinbezugvonMenschenmit
einerkörperlichenBehinderung.InklusiongehteinhermiteinerganzheitlichenPerspektiveaufBarrieren,die
esumfassendundimVorfeldabzubauengilt.
79
WesentlicheHerausforderungenbeider(weiteren)UmsetzungvonInklusion
AufdieFrage,wasdiewesentlichenHerausforderungenzurweiterenUmsetzungvonInklusioninderKinͲ
derͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitsind,antwortetennur443der570Befragten.DiehäufigsteNenͲ
nungen (knapp 60% aller Befragten) bezog sich dabei auf die fehlenden personellen und/oder finanziellen
Ressourcen(fehlendesPersonal/geringepersonelleKapazitäten).EtwajedezweiteEinrichtung/Organisation
verwiesdarauf,dassdieEinrichtung/dieAngebotenichtbarrierefreisind,gefolgtvonderHerausforderung,
Assistenzzuorganisierenbzw.einenhöherenBetreuungsaufwandstemmenzumüssen(49%).Einegewisse
Rolle spielen weiterhin fehlendes Wissen/fehlende Kompetenzen (45%) und mangelnde Nachfrage (34%)
bzw.diemangelndeErreichbarkeitdieserKinderundJugendlichenmitdenherkömmlichenWerbestrategien
(34%).EinüberraschendgroßerTeilnanntezudem,dassdieTeilnehmer/innenbestimmteVoraussetzungen
mitbringen müssen (26%) und dass es Berührungsängste von Seiten der anderen Teilnehmer/innen geben
könnte(26%).Abbildung42zeigtdieVerteilung.
0%
20%
40%
60%
EsgibtkeineNachfragevonKindern/Jugendlichenmit
Behinderungbzw.derenAngehörigen.
FehlendesPersonal/zugeringepersonelleKapazitäten.
Kinder/JugendlichemitBehinderungwerdenüberdiebisherige
WerbestrategieundÖffentlichkeitsarbeitnichtodernurschwer
erreicht.
FehlendesWissen/fehlendeQualifikationen/Kompetenzen.
Angebote/Einrichtungistnichtbarrierefrei.
OrganisationderAssistenzschwierig/besonderer
Betreuungsaufwand
Organisation/DurchführungderAngebotewärezuaufwändig.
Organisation/DurchführungderAngebotewärezuteuer.
Teilnehmer/innenmüssenbestimmteVoraussetzungen
mitbringen,umdasAngebot/dieEinrichtungnutzenzukönnen.
Berührungsängste/VorbehaltevonSeitenanderer
Teilnehmer/innen.
Berührungsängste/VorbehaltevonSeitender
Fachkräfte/Ehrenamtlichen.
Sonstiges
Abbildung42:WesentlicheHerausforderungenbeiderUmsetzungvonInklusion(AngabeninProzentbein=443,Mehrfachantworten
möglich)
DieverschiedenenAussagenausAbbildung42könnenzusätzlichzuThemenclusternzusammengefasstwerͲ
den,umdiezentralenHerausforderungennochetwasmehrverdeutlichenzukönnen.DieDarstellungdazu
erfolgtjedochinAnlehnungandieAnzahlderNennungen,umsodieAngabenauf100%zustandardisieren.
Tabelle3zeigtdieVerteilungdifferenziertnachThemenclustern.
80
Demnach werden vor allem Ressourcen als wesentliche Herausforderung herausgestellt (34% der NennunͲ
gen).EinegroßeRollespielthierbeivorallemdasThemaAssistenz.AnzweiterStellefolgtdanndasThemenͲ
spektrum„MangelndeNachfrage“mitknapp20%derNennungen.Barrierefreiheit,mangelndesWissenund
Berührungsängstebildenzusammenetwa25%derNennungenundaufgabenbezogeneBarrierenweitere8%.
Ressourcen:
FehlendesPersonal/zugeringepersonelleKapazitäten.
OrganisationderAssistenzschwierig/besondererBetreuungsaufwand
Organisation/DurchführungderAngebotewärezuaufwändig.
Organisation/DurchführungderAngebotewärezuteuer.
Summe:
MangelndeNachfrage/Zugang
Esgab/gibtkeineNachfragevonKindern/JugendlichenmitBehinderungbzw.deren
Angehörigen.
Kinder/JugendlichemitBehinderungwerdenüberdiebisherigeWerbestrategieund
Öffentlichkeitsarbeitnichtodernurschwererreicht.
Summe:
Barrierefreiheit
Angebote/Einrichtungistnichtbarrierefrei.
Wissen/Qualifikation
FehlendesWissen/fehlendeQualifikationen/Kompetenzen.
Berührungsängste
Berührungsängste/VorbehaltevonSeitenandererTeilnehmer/innen.
Berührungsängste/VorbehaltevonSeitenderFachkräfte/Ehrenamtlichen.
Summe:
AufgabenbezogeneBarrieren
Teilnehmer/innenmüssenbestimmteVoraussetzungenmitbringen,umdasAngebot/die
Einrichtungnutzenzukönnen.
Sonstiges
Sonstiges
Anzahl
Prozent
Nennungen Nennungen
263
217
44
50
574
15,8%
13,0%
2,6%
3,0%
34,4%
151
9,1
168
319
10,1
19,2
221
13,3
201
12,1
115
63
178
6,9
3,8
10,7
130
7,8
41
2,5
Tabelle3:WesentlicheHerausforderungenbeiderUmsetzungvonInklusion(nachThemenclustern;AnzahlNennungenundProzent
derNennungen,Mehrfachantwortenmöglich)
ImVergleichzudenGründenfürdieNichtteilnahme(sieheAbbildung27inKapitel2.1.3)zeigtsich,dassdie
fehlendeNachfragevonSeitenderBetroffenenfürdiejenigenOrganisationen,dieauchKinder/Jugendliche
mitBehinderungbetreuen,einedeutlichkleinereRollespielt.HingegenwerdendieBedeutungvonRessourͲ
cen undvor allemdieAssistenz,dasWissen/dieQualifikationsowiedieBerührungsängsteimVergleichals
sehr viel wichtiger eingeschätzt als dies Einrichtungen/Organisationen tun, die keine Nutzer/innen mit BeͲ
hinderung haben. Abbildung 43 verdeutlicht diese Unterschiede in der Wahrnehmung von EinrichtunͲ
gen/OrganisationenmitundohneNutzer/innenmitBehinderung.
81
0%
20%
40%
60%
80%
100%
EsgibtkeineNachfragevonKindern/Jugendlichenmit
Behinderungbzw.derenAngehörigen.
FehlendesPersonal/zugeringepersonelleKapazitäten.
Kinder/JugendlichemitBehinderungwerdenüberdie
bisherigeWerbestrategieundÖffentlichkeitsarbeitnicht
odernurschwererreicht.
FehlendesWissen/fehlende
Qualifikationen/Kompetenzen.
Angebote/Einrichtungistnichtbarrierefrei.
OrganisationderAssistenzschwierig/besonderer
Betreuungsaufwand
Organisation/DurchführungderAngebotewärezu
aufwändig.
Organisation/DurchführungderAngebotewärezuteuer.
Teilnehmer/innenmüssenbestimmteVoraussetzungen
mitbringen,umdasAngebot/dieEinrichtungnutzenzu
können.
Berührungsängste/VorbehaltevonSeitenanderer
Teilnehmer/innen.
AkteuremitNutzerInnenmit
Behinderung(n=418)
AkteureohneNutzerInnenmit
Behinderung(n=152)
Berührungsängste/VorbehaltevonSeitender
Fachkräfte/Ehrenamtlichen.
Sonstiges
Abbildung43:WesentlicheHerausforderungenbeiderUmsetzungvonInklusionnachAkteurenmitundohneTeilnehmer/innenmit
Behinderung(AngabeninProzent,Mehrfachantwortenmöglich)
Unter„Sonstiges“wurdenimGrundekeinenneuenBegründungengenannt,sonderndiebereitsindenAntͲ
wortkategorien vorgegebenen Nennungen noch etwas konkretisiert. Die Angaben unter „Sonstiges“ bezieͲ
hen sich allerdings ausschließlich auf die Berührungsängste, auf die befürchteten „Ressourcenprobleme“
sowieauffehlendesKnowͲhow.Tabelle4gibteinenÜberblicküberdiejeweiligenNennungen:
ZuordnungzuKategorien
BeispielhafteNennungen
BerührungsängsteundmangelndeErfahrungauf
beidenSeiten(n=14)
BerührungsängstederEltern,BerührungsängstederElternvon
JugendlichenmitBehinderungen,FamilienmitKindernmit
Behinderungtrauensichmanchmalnicht,ihrKindzunormaͲ
lenAngebotenzuschicken,JugendlichemitBehinderungen
werdenvonElternoderanderenEinrichtungenbetreut,so
dasssiewenigerausdemRahmenfallen,Unsicherheitinder
KommunikationundBegegnung,Einfühlungsvermögender
FachkräfteindiebesondereBetreuungistdringenderforderͲ
lich,getrennteLebensweltenverfestigen,reproduzierenund
multiplizierensich,nachwievornochstarkeTrennungder
LebensweltenvonKindernundJugendlichenmitundohne
Behinderungen,UnterschiedlicheBiographieninseparierenͲ
denErziehungsͲundBildungseinrichtungen,GefahrderverͲ
stecktenDiskriminierunggeistigbehinderterMenschenkann
nichtausgeschlossenwerden,möglicheKonkurrenzsituation.
82
MangelndefinanzielleundpersonelleRessourcen
(n=13)
FehlendesKnowͲhow(n=5)
EsgibtkeinewirklichgeklärteSituationbezüglichFinanzierung
vonHelferinnenundHelfer,InklusiondarfkeineKostenreduͲ
zierungwerden,mangelndeFinanzierungdurchdenKostenͲ
trägerderEingliederungshilfe,VorgabederLandesregierung:
Inklusionkostenneutral–dasgehtnicht!,FinanzierungerforͲ
derlicherbaulicherMaßnahmenunderforderlichenPersonals,
zuwenigZeitfürintensivereBetreuung,Jungscharfreizeit
wärenichtfürMenschenmitBeeinträchtigungrealisierbar,
VernetzungvonTrägernderJugendarbeitmitTrägernder
Behindertenhilfegelingtkaum,daallepersonellenRessourcen
ausgelastetsind,Fehlenderbzw.zukleinerAssistenzpool
Wirsehenoft,dassdieAngeboteaußerhalbunsererEinrichͲ
tungmitzuwenigSachverstandangebotenwerden,fehlendes
WissenumStrukturbedarfe,NochͲNichtͲWissenwieInklusion
umsetzbarseinkann,Personenbeidenenmedizinische
Kenntnisseerforderlichsind,sonderpädagogischesFachwissen
darfnichtverlorengehen,individuelleBehinderungenlassen
keinestandardisierteAbhilfezu,sondernbrauchtjeweilseine
Sonderlösung
Tabelle4:Nennung„Sonstiges“beiderFragenachdenwesentlichenHerausforderungenbeiderUmsetzungvonInklusion
BesondersinteressanteHinweiseinderTabelle4beziehensichaufdieÄngstevonElternbehinderterKinder
undJugendlicher.IndiesemZusammenhangistzuvermuten,dassdiefehlendeNachfragebzw.nochfehlenͲ
derBedarfanAngebotenfürKinderundJugendlichemitBehinderungmöglicherweiseauchdiesemUmstand
geschuldet ist. Aus diesem Grunde sollten sich ÖffentlichkeitsarbeitsͲ und Werbestrategien insbesondere
auch diesem Umstand annehmen und Eltern mit behinderten Kindern entsprechend zu informieren (vgl.
HandlungsempfehlungeninKapitel4)
ZukünftigestrategischePlänezur(weiteren)UmsetzungvonInklusionsowieabschießendeBemerkungen
AmEndedesFragebogenskonntendie570befragtenEinrichtungenbzw.OrganisationenimRahmeneiner
offenenFragenochangeben,welchestrategischenPlänesiefürdieweitereUmsetzungvonInklusionhaben
undwelcheThemendabeibestimmendseinkönnten.21DieverschiedenenNennungenmusstenzuKategoͲ
rienzusammengefasstwerden(vgl.Abbildung44).
Es zeigt sich, dass in knapp der Hälfte der Fälle keine konkreten strategischen Pläne existieren. Begründet
wird dies dadurch, dass es keine Nachfrage gibt oder dass die Angebote ohnehin bereits inklusiv angelegt
sindundkeineweiterenAnstrengungenunternommenwerdenmüssten.HäufigwirdauchaufdieCharakteͲ
ristikder(offenen)KinderͲundJugendarbeitverwiesen,dieaufgrundihrerLeitprinzipienohnehin„offen“für
alleKinderundJugendlicheist.IneinigenFällenwirdjedochauchauffehlendematerielle,finanzielleoder
zeitlicheRessourcenverwiesen.
BeidenjenigenAkteuren,diekonkretestrategischePlänebenannthaben,überwiegenBemühungeninRichͲ
tungAufͲundAusbauvonKooperationenbzw.VernetzungimStadtteil.KooperationenmitEinrichtungender
BehindertenhilfesowiemitFörderͲoderSonderschulenspielenhierbeieinewichtigeRolle.WeiterestrategiͲ
schePlänefokussierenhingegenaufeinegezieltereÖffentlichkeitsarbeit,SensibilisierungundBewusstseinsͲ
bildung (hier spielt auch die trägerinterne Bewusstseinsbildung eine Rolle), auf den Abbau von Barrieren
(hierbeiwurdeninsbesondereräumlicheBarrierengenannt)sowieaufmehrSchulungsͲundQualifizierungsͲ
maßnahmen, die Entwicklung von Leitbildern und entsprechenden Konzeptionen sowie – vereinzelt – auf
einepersonelleAufstockung(vgl.Abbildung44).
21
DiegenaueFormulierungderFragewar:„WelchestrategischenPläne/IdeenzumThemaInklusionhabenSiefürdieZukunft?WelͲ
cheAnstrengungen/AktivitätensindinIhrerOrganisation/IhrenOrganisationengeplant?“
83
0
10
20
30
40
50
60
70
Kooperationen/Kontakteaufbauen/intensivieren,
VernetzungimSozialraum
GezieltereWerbungunddirekteAnsprache,Sensibilisierung
undBewusststeinsbildung
Abbauvon(v.a.baulichen)Barrieren
Fortbildungen,Schulungen,Qualifizierungenfür
MitarbeiterInnen
KonzeptionsͲundLeitbildentwicklung
PersonelleAufstockungfürdiesenBereich(auch
Ehrenamtliche)
KeinekonkretePlanungaufgrundfehlenderNachfrageoder
bereitsbestehenderAngebote(Angebotebereitsinklusiv,
ggf.Angebote/ProjektebeiBedarf)
KeinekonkretePlanungaufgrundmangelnderRessourcen
KeinekonkretePlanung(ohneAngaben)
Abbildung44:StrategischePlänefürdieZukunft/GeplanteAnstrengungenoderAktivitätenzurUmsetzungvonInklusion(Angabenin
absolutenZahlenbein=198,Mehrfachantwortenmöglich)
ImmerwiederdeutlichwirddiezentraleBedeutungeinerzukünftigenNachfragenachsolchenAngeboten.
DiejenigenEinrichtungen,diekeinekonkretePlanungverfolgen,begründendieshäufigmiteinemdurchfehͲ
lendeNachfragebedingtenmangelndenBedarf.HingegenverweisenEinrichtungenundOrganisationen,die
inZukunftverstärktBemühungenzurUmsetzungvonInklusionanstrebenwollen,aufdieWichtigkeitvon
KooperationeneinerseitssowiegezielteWerbungundÖffentlichkeitsarbeitandererseits.DiesezentraleBeͲ
deutungvonBemühungenimThemenbereichÖffentlichkeitsarbeit,SensibilisierungundBewusstseinsbilͲ
dungwirdauchinderletztenFrageimOnlineͲFragebogennachdemUnterstützungsbedarfderEinrichtunͲ
genundOrganisationenbeider(weiteren)UmsetzungvonInklusiondeutlich:ImRahmeneineroffenen
FragewurdendieAkteureabschließenddanachgefragt,wasihnenhelfenwürde,damitmehrMenschenmit
BehinderungandenAngebotenteilnehmenkönnen.DiezusammengefasstenAussagenverdeutlichen,dass
nebenpersonellenRessourceninsbesondereKampagnenundöffentlichkeitswirksameStrategienhelfen
würden,dassmehrKinderundJugendlichemitBehinderungaufdieAngebotederKinderͲundJugendarbeit/
Jugendsozialarbeitaufmerksamwerden(vgl.Abbildung45).
84
0
10
20
30
40
50
60
70
adäquate/besserepersonelleAusstattung,höherer
Betreuungsschlüssel,zusätzlicheFachkräfte/Begleitpersonen
MaßnahmenzurVerbesserungderNachfrage
(Informationskampagnen,Öffentlichkeitsarbeit,Kommunikation,
Sensibilisierung)
UnterstützungbeimAbbauvonräumlichenBarrieren
FinanzielleUnterstützung(ohneweitereNennung)
SpezielleFortbildungen/Qualifizierungsangebote
StärkereVernetzungundmehrKooperationen
MehrBegegnungsmögichkeiten,AbbauvonSonderwegen
KonzeptionelleWeiterentwicklung
KeinekonkretenVorschläge,Verbesserungnichtnötig
Abbildung45:VerbesserungsvorschlägeundgewünschteUnterstützungbeiderUmsetzungvonInklusionn(Angabeninabsoluten
Zahlenbein=201,Mehrfachantwortenmöglich)
Danebenwirddie(vermutlichfinanzielle)UnterstützungbeimAbbauvonvorallemräumlichenBarrieren
sowieeinegenerelleUnterstützungalsnotwendigerachtet.SpezielleFortͲundWeiterbildungensowieSchuͲ
lungsmaßnahmen,diestärkereVernetzungundderAufbauvonKooperationenundeinekonzeptionelleWeiͲ
terentwicklungindenEinrichtungenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitwurdenebenfalls
genannt.EinzelneEinrichtungenundOrganisationenbetonenaberauchdieNotwendigkeiteinerVerändeͲ
runginderBehindertenhilfe,d.h.eineÖffnungzumSozialraumhinundeinAbbauvonSonderwegen(bezoͲ
genaufSonderͲundFörderschulen,AngebotederBehindertenhilfe,usw.).
DieseabschließendenAuswertungenverdeutlichen,dassnebenpersonellenundfinanziellenRessourcen
demgesamtenThemenspektrumNachfrage,Werbung,ÖffentlichkeitsarbeitundBewusstseinsbildunginsgeͲ
samteinewichtigeBedeutungimZugeeinerGesamtstrategiezurUmsetzungvonInklusioninderKinderͲ
undJugendarbeitzukommt.DiesgiltesbeiderEntwicklungeinerGesamtstrategiezurUmsetzungvonInkluͲ
sionindiesenHandlungsfeldernzuberücksichtigen(vgl.dazuauchHandlungsempfehlungen,Kapitel4).
85
2.2
ErgebnisseausdenTelefoninterviewsundFallstudien
WiebereitsinKapitel2.1.1beschrieben,konntenimRahmenderOnlineͲBefragungvonknapp200befragten
EinrichtungenundOrganisationenKontaktdatenfüreinanschließendesTelefoninterviewerfasstwerden.
Geplantwar,ausdiesemPoolanKontaktdateninsgesamt45Akteureauszuwählen,umvondiesendannin
FormtelefonischerInterviewsnochvertiefendeInformationenzubestimmtenAspektenzuerhalten.Befragt
wurdenausschließlichOrganisationenundEinrichtungen,dieErfahrungenmitKindernundJugendlichenmit
Behinderunghatten(d.h.AkteureausderTeilgruppen=418).Die45Interviewpartner/innenwurdenauf
BasiseinerKombinationderMerkmale„Handlungsfeld“und„DauerderErfahrungmitKindernundJugendliͲ
chenmitBehinderung“ausgewählt.DieAuswahlwurdegezieltgesteuert,umeinemöglichstgroßeBandbreiͲ
teverschiedenerHandlungsfeldermitunterschiedlichenErfahrungstiefenindieBefragungeinzubeziehen.
EntsprechendwurdenfürdieBefragungverschiedeneAkteureausdenBereichenOffeneArbeitmitKindern,
offeneJugendarbeit,kommunaleJugendpflege,Verbandsarbeit,JugendbildungsarbeitsowieJugendsozialarͲ
beitjeweilsunterschiedlichenErfahrungstiefenzugeordnetundmitHilfeeinerzweidimensionalenMatrix
(Handlungsfeld/DauerderErfahrung)eineAuswahlgetroffen.
ZielderTelefoninterviewswares,weitereundvertiefteInformationenüberdieHintergründe,AnforderunͲ
genundErfahrungenmitderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungzubekommen.Dazu
wurdeeinhalbstrukturierterGesprächsleitfadenentwickelt,dersowohlgeschlossene„Ankreuzfragen“als
auchoffeneFragenbeinhaltet.DieErfahrungenmitdenAngebotenwurdenhierbeimitHilfekonkreterBeiͲ
spieledokumentiert:JedebefragteEinrichtungbzw.Organisationwurdegebeten,diejeweilsbestehenden
Angebote,andenenauchKinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen,genauzubeschrieben.Dies
sollteesermöglichen,dieverschiedenenAngebotezusystematisieren.EinenweiterenSchwerpunktderTeͲ
lefoninterviewsbildenFragenzurkonkretenUmsetzung,zumEinbezugvonEhrenamtlichen,zudenjeweils
benötigtenRessourcensowiezuSchulungsbedarfen.InsgesamtbestehtderLeitfadensomitauszweiTeilen:
x
x
86
DieerstenFragendesGesprächsleitfadensbeziehensichaufdieInhalteundRahmenbedingungen
konkreterAngebote,andenen(auch)KinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen.Wenn
möglichsolltenhierbeimindestenszweiverschiedeneAngeboteexemplarischdurchgesprochen
werden(indenmeistenFällenkonntenauchtatsächlichzweiverschiedeneAngebotebenanntwerͲ
den).FürjedesAngebotwerdenhierzubestimmteInformationenerfasst,wieArtundInhaltderAnͲ
gebote,dieAnzahlderTeilnehmer/innenmitundohneBehinderung,diejeweilsvorkommendenBeͲ
hinderungsarten,diedurchführendenPersonen(HauptͲund/oderEhrenamtliche),dieErfahrungen
mitdiesenAngebotensowieKooperationspartnerundbenötigteRessourcen.ImRahmeneineroffeͲ
nenFragekönnenzudemnochInformationenzuden(EntstehungsͲ)HintergründendieserAngebote
bzw.zudenauslösendenFaktorenderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung
dokumentiertwerden.
DerzweiteTeildeshalbstandardisiertenLeitfadensumfasstFragenzuorganisatorischenundadmiͲ
nistrativenRahmenbedingungenbeiderUmsetzungdieserAngebote.Gefragtwirdbeispielsweise,
obeseine/nverantwortliche/nAnsprechpartner/infürKinderundJugendlichemitBehinderunggibt,
inwiefernbestehendeAngeboteverändertbzw.neueAngebotegeschaffenwerdenmussten,wieder
UnterstützungsbedarferuiertwirdundwerdieUnterstützungdannübernimmt,welcheKooperatioͲ
nenesgibtundwelcheRessourcen(darüberhinaus)benötigtwerden,obesspezifischeSchulungen
gab,inwiefernauchEhrenamtlicheindiePlanungundDurchführungeinbezogenwerden,undobdie
Angeboteexplizitbeworbenwerden.AbschließendistvonbesonderemInteresse,welchespezifische
StrategiedieEinrichtungenundOrganisationeninderZukunftverfolgen.
MitinsgesamtdreiInterviewpartner/innenfandenzudemnochergänzendepersönlicheInterviewsmiteiner
DauervonetwaeinerStundestatt,umeinzelneAspektenochzuvertiefen.DieseInterviewsdienenals„FallͲ
studien“undsollendazubeitragen,einrichtungsbezogendieHintergründeundRahmenbedingungender
TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungnochbesserzuverstehen.DieGesprächewurden
dahermiteinemrelativoffenenLeitfadengeführt,derimGrundenurImpulsfragenmitErzählstimulusbeinͲ
haltet.GefragtwurdebeispielsweisenochmalsnachdengenauenHintergründen,wieeszuderTeilnahme
vonKindernundJugendlichenmitBehinderungkam,undwiesichdieseTeilnahmedannentwickelthatte.
DergrößteTeilderFragendesLeitfadensbeziehtsichhingegenaufdieverschiedenenAngebotederEinrichͲ
tung.InsbesonderezurSystematisierungverschiedenerAngebotsformen(vgl.dazudieforschungsleitende
Frage3ausKapitel1.5sowieKapitel3.2)wareshilfreich,hierzunochmalsgenauereInformationenzuerhalͲ
ten.WeiterhinvonInteressewardiegenaueBeschreibungorganisatorischersowieinhaltlichͲdidaktischer
Rahmenbedingungen.ImKontextdieserErfahrungensollteauchherausgefundenwerden,welchepersonelͲ
len,zeitlichenundfinanziellenAufwendungenmitderPlanungundDurchführungderAngeboteinVerbinͲ
dungstehen.DerEinbezugvonEhrenamtlichensowiedieSchulungvonhauptͲundehrenamtlichenMitarbeiͲ
ter/innenspielteebenfallseinezentraleRollebeidiesenInterviews.DenAbschlussbildenFragenzumWisͲ
senstransfer,zurOrganisationderUnterstützungsowiezuKooperationenmitEltern,SchulenoderBehinderͲ
tenhilfeeinrichtungen.
BeiderAuswahldieservertiefendenGesprächegingvorallemdarum,Akteurezuidentifizieren,dieeinen
relativlangenundfundiertenErfahrungshintergrundmitderThematikhaben.Ausgewähltwurdenhierbei
eineEinrichtungausdemBereichderKinderͲundJugendkulturarbeitbzw.kulturellenBildung,eineOrganisaͲ
tionausdemBereichSportförderung,sowieeineEinrichtungderOffenenJugendarbeit.InzweiFällenkonnͲ
tendieGesprächefaceͲtoͲfacegeführtwerden,ineinemFallwurdeeinzweitesTelefoninterviewnachgeͲ
schaltet.DieErgebnissedieserGesprächefließenebenfallsindienachfolgendeAuswertungein,weildieInͲ
terviewpartner/innenderFallstudienauchgleichzeitigimVorfeldimRahmenderTelefoninterviewsbefragt
wurden.
ʹǤʹǤͳ ‡•…Š”‡‹„—‰†‡”–‹…Š’”‘„‡
Voninsgesamt570Akteuren,diesichanderOnlineͲBefragungbeteiligthabenundmindestensdieFrage
nachderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungbeantwortethaben,gabenknapp200
OrganisationenundEinrichtungenauchKontaktdatenfürdienachfolgendetelefonischeBefragungan.Aus
diesemPoolanpotenziellinFragekommendenAkteurenwurdeversucht,OrganisationenundEinrichtungen
ausmöglichstverschiedenenHandlungsfeldernzuidentifizieren(kommunale/offeneJugendarbeit,JugendͲ
verbandsarbeit,Jugendsozialarbeit,Bildungsstätten,usw.).Esgingsomitnichtdarum,dieimRahmender
OnlineͲBefragungerzielteGesamtverteilungdieserHandlungsfelderabzubilden,sonderngezieltmöglichst
verschiedeneHandlungsfelderindertelefonischenBefragungzuberücksichtigen.Diedadurcherreichten
AkteurelassensichfolgendenHandlungsfeldernzuordnen(vgl.Abbildung46;imFallevonDoppelzuordnung
erfolgtdieZuteilungnachvorrangigemHandlungsfeld):
87
0
5
10
15
OffeneKinderͲundJugendarbeit,kommunaleJugendpflege
undJugendförderung(offeneJugendarbeit,
Jugendfreizeitstätten)
Jugendverbandsarbeit(z.B.Sportvereine,Musikvereine,
Jugendverbände,kirchlicheJugendarbeit)
Jugendsozialarbeit(MobileJugendarbeit,Schulsozialarbeit,
Jugendberufshilfe)
OffeneArbeitmitKindern(pädagogischbetreute
Spielplätze,Spielmobile,Naturpädagogik)
KinderͲundJugendbildungsarbeit(z.B.Tagungshäuser,
Bildungsstätten,Kunstschulen,Musikschulen)
Abbildung46:VerteilungderimRahmenderTelefoninterviewsbefragtenAkteurenachHandlungsfelder(Angabeninabsoluten
Zahlen,n=45)
ʹǤʹǤʹ ‹–‡”‰”ò†‡—†—•ŽÚ•‡”ˆò”†‹‡–™‹…Ž—‰˜‘‰‡„‘–‡ˆò”‹†‡”—†—‰‡†Ž‹Ǧ
…Š‡‹–‡Š‹†‡”—‰
WiebeiderOnlineͲBefragungwurdeauchindenTelefoninterviewsundFallstudiennachdenHintergründen
undAuslösernderNutzungvonAngebotendurchKinderundJugendlichemitBehinderunggefragt,indieͲ
semFalljedochinFormeineroffenenFrage.Auchhierzeigtsich,dassdieInitiativedurchdieKinderund
JugendlichenmitBehinderungselbstoderdurchderenElternundAngehörige,sowiedieInitiativevonEinͲ
richtungenderBehindertenhilfebzw.SonderͲoderFörderschulendieHauptgründedarstellen.EineReihean
InterviewpassagenzeigtdieseAuslöserbeispielhaft:
„EinsehbehindertesMädchenwohntimStadtteil,kamselbstaufdenJugendtreffzu.Deshalbmachtsich
derJugendtreffaufdenWeg…“
„KinderkamenmitElternaufdieEinrichtungzu“
„Elternvereinewolltendiesundsoentstand(…)einegroßeBehindertensportgruppe“
„ElternderbehindertenKinderkamenaufunszu“
„JugendlicherkamaufdieEinrichtungzu“
„…weileseinedirekteAnfragevondenElterngab,dadieältereSchwesterauchschonbeiunswar“
„Lebenshilfekamaufunszu“
„Diakoniekamaufunszuundfragtenach“
„DerLehrer[einerSonderschule]kamaufunszuundbringtnotwendigepersonelleBetreuungmit“
IndenFallstudienwurdehierbeiauchineinemFallausführlichdavonberichtet,dassdieGeschwistervon
Kindernbzw.JugendlichenmitBehinderungeinewichtigeRollebeimZugangzuEinrichtungenderJugendarͲ
beiteinnehmen.BeispielsweisegehtdieTeilnahmeeinesKindesmitBehinderungaufdieSchwesterzurück,
diebereitsBesucher/ineinerEinrichtungist.
88
JedeviertebefragteEinrichtungbzw.OrganisationgibtaberauchalsBegründungdaseigeneSelbstverständͲ
nisunddieeigeneSelbstverpflichtungbzw.deneigenenArbeitsauftragalswesentlichenAuslösereinerinkluͲ
sivenÖffnungan.FolgendeInterviewpassagenverdeutlichendies:
„ProfilgibtVielfaltvor“
„WirhabendenfachlichenAnspruchderoffenenJugendarbeitfüralledazusein,einLernͲundBegegͲ
nungsfeldfüralle…“
„…dieErfahrung,dassKindermitBehinderungimSozialraumnichtpräsentsindundihreFreizeitoderdie
FeriennichtinsolchenFreizeitenoderNahraumverbringen,KindermitBehinderungsindimFerienproͲ
grammnichteinbezogen,InklusionmussimKindesalteranfangen,FreizeithatwichtigePotenziale.
EineRollespieltdarüberhinausaberauchdieInitiativedurchSchlüsselpersoneninderjeweiligenEinrichtung
(etwaaufgrundpersönlicherErfahrungen,frühererberuflicherTätigkeitenodereigenerBetroffenheiteinzelͲ
nerMitarbeiter/innenoderLeitungskräfte).
InsgesamtvierBegründungskontextekönnendaheridealtypischinpassiveundaktiveStrategiengetrennt
werden(vgl.Abbildung47).
0
2
4
6
8
10
12
14
InitiativedurchKinderundJugendlichemitBehinderung
bzw.durchEltern/Angehörige
InitiativedurchEinrichtungenderBehindertenhilfeoder
SonderͲ/Förderschulen
SelbstverständnisderEinrichtung,konzeptionelle
Ausrichtung
InitiativedurchLeitungodereinzelneMitarbeiter/innen
(eigeneErfahrungen,persönlicheBetroffenheit,vorherige
Berufstätigkeit)
Abbildung47:GründefürdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungandenAngebotenderbefragtenAkteure
(AngabeninabsolutenZahlen,n=45)
QuantitativgesehenüberwiegenBegründungskontexteinFormeiner„Reaktion“aufdiemehroderweniger
direkteAnfragevonKindernundJugendlichenmitBehinderungbzw.derenAngehörigenoderdurchEinrichͲ
tungenderBehindertenhilfebzw.Schulen(passiveStrategien).DassdieInitiativevonderEinrichtungbzw.
Organisationselbstausgeht(aktiveStrategie),kommtimVergleichetwasseltenervor.AusdiesemGrunde
bestätigendieErgebnisseausdenTelefoninterviewsundFallstudiendieBefundederOnlineͲBefragung:Die
TeilnahmegehtmeistaufdieInitiativeBetroffenerbzw.derenAngehörige(meistElternoderGeschwister)
zurück.EinewichtigeRollespielenweiterhinAnfragenvonbzw.KooperationenmitFörderͲundSonderschuͲ
lensowiemitEinrichtungenderBehindertenhilfe.SeltenerwerdenentsprechendeAktivitätenaktivvonSeiͲ
tenderEinrichtungenundOrganisationenunternommen,hierbeispieltdannauchhäufigdieeigeneBetrofͲ
fenheitodervorherigeberuflichebzw.außerberuflicheErfahrungeneinewichtigeRolle.DieTelefoninterͲ
viewsundFallstudienverdeutlichendarüberhinaus:WennEinrichtungen/Organisationenselbstindiese
Richtungaktivwerden,dannhängtdiesmeistmitdemEngagementbestimmterSchlüsselpersonenzusamͲ
men(z.B.Leitungskräfte,Mitarbeiter/innenmitentsprechenderVorerfahrung,usw.).
89
InsgesamtbestätigendaherauchdieseAuswertungen,dassdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmit
Behinderunghäufigeherein„Reagieren“aufdieNachfragevon(einzelnen)Betroffenenbzw.derenAngehöͲ
rigeist.ZudemwirdauchindiesemKontextdeutlich,warumessichhäufigeherum„Einzelfälle“handelt,die
andenAngebotenderKinderͲundJugendarbeitteilnehmen(AnfrageEinzelnerbzw.derEltern).
AufgrunddieserAuslösermusstendiebefragtenEinrichtungenundOrganisationenteilweiseneueStrategien
beiderAngebotsgestaltungundͲdurchführungentwickeln22.EinigeAkteuregabenhierbeian,dassdieAnͲ
geboteaufspezielleBedürfnisseundUnterstützungsbedarfeangepasst,erweitertoderverändertmussten:
„VorhandeneAngebotesindangepasstwordenfürdieErfordernissedergemischtenGruppe“
„DieAngebotewerdenstetneuaufdieFähigkeitenderGruppeausgerichtet“
„FürdenSchülermitAutismuswurdeeinRückzugsortfürdiePausengeschaffen“
VereinzeltwurdenaberauchneueAngeboteeingerichtet,wobeiderAspektderPartizipationundKonzeptͲ
entwicklunghiereinegroßeRollespielt:
„Angebotewurdenneugeschaffen,aufdenjeweiligenTeilnehmerausgerichtet“
„Angebotistneu,daherPlanung,wasallemachenkönnen“
„FürdieinklusiveArbeitgabeseineneueKonzeptionsentwicklungimHaus“
„EinJugendforumwirdgeradeeingerichtet,damitKidsselbstmitentscheidenkönnen“
„InklusivesTanzensollangebotenwerden,dasrichtetsichganznachdenTeilnehmern“
AufderanderenSeitelassensichaberEinrichtungenundOrganisationenfinden,dieihreAngebotenicht
grundsätzlichveränderthaben.Hiersollteeherdanachgeschautwerden,wieundunterwelchenBedingunͲ
genKinderundJugendlichemitBehinderunginbestehendeAngeboteinkludiertwerdenkonnten:
„WaspasstzudenFertigͲundFähigkeitensowieInteressendesjungenMenschen,aberkeinetotaleVerͲ
änderung“
„JedenzweitenDienstagläuftdasProgramm,manmussüberlegen,waskönnenbehinderteJugendliche,
wiekannmansieeinbeziehen?“
„WirschauenunsdieLeuteanundüberlegen,wasmitihnenmachbarist“
ʹǤʹǤ͵ ‡–ƒ‹ŽŽ‹‡”–‡‡–”ƒ…Š–—‰†‡”‰‡„‘–‡ˆò”‹†‡”—†—‰‡†Ž‹…Š‡‹–‡Š‹†‡”—‰
DieersteFrageindenTelefoninterviewszieltdaraufab,anhandexemplarischerAngebotenähereInformatiͲ
onenüberInhalteundRahmenbedingungenderAngebote,andenen(auch)KinderundJugendlichemit
Behinderungteilnehmen,zuerhalten.DaessichummehrereAngebotehandelnkann,wurdenjedochpro
Befragungseinheitmaximalzwei(exemplarische)Angeboteabgefragt.Alle45befragtenAkteurenannten
mindestensein(inklusives)Angebot,33Organisationen/Einrichtungenerwähntennocheinweiteres,zweites
Angebot.Zusammengerechnetwurdendahervon45befragtenAkteuren78Angebotegenannt.
DaessichhierbeiumeineoffeneFragehandelte,musstendieverschiedenenNennungenzunächsteinmal
kategorisiertundzusammengefasstwerden,umsoeinerquantitativenAuswertungzugänglichzusein(vgl.
Abbildung48)
Die zusammen gestellten Aussagen können nicht quantifiziert werden, da nicht immer ersichtlich ist, ob Angebote neu entwickelt wurden oder
bestehende Angebote lediglich modifiziert wurden.
22
90
0
5
10
15
20
25
SpezielleAngebote,Projekte,Wochenprogrammpunkte,
Begegnungsmöglichkeiten(z.B.Kochen,Basteln,inklsuive
SportͲ/Bewegungsangebote,inklusivesCafe,Discos,
Kindertreff,Workshops)
ArbeitmitKindern/JugendlichenmitBehinderungim
RahmenderalltäglichenArbeit(OffenerBereich,
Regelbetrieb,GruppenangebotedesoffenenBetriebs,
Schulsozialarbeit,Streetwork)
Ferienprogramm,Ferienaktion,Ferienfreizeit,Ausflüge,
Exkursionen
Inklusive(GroßͲ)Veranstaltungen(Spielaktionen,
Zirkusveranstaltung,Kinderspielstadt,Festivalsusw.)
AktivitätenaufderEbenedesPersonals(FSJ´lermit
Behinderung,FSJͲTandems,Schulungenvon
Ehrenamtlichen/Jugendleiter/innen,Trainer/innen)
SpezielleAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderung,
AngebotefürSonderͲ/Förderschulklassen(spezielleSportͲ
/FreizeitangebotefürbehinderteMenschen,
Behindertensportgruppen,familienentlastenderDienst)
Einzelfallhilfe,EinzelterminefürKinder/Jugendlichemit
Behinderung(z.B.imRahmenvonSchulsozialarbeit,Mobile
Jugendarbeit)
"Exklusive" AngeͲ
bote,spezielle
(Gruppen)AngeͲ
botenurfürKinder/
Jugendlichemit
Behinderung
Abbildung48:GenannteAngebotefürKinderͲundJugendlichemitBehinderung(AngabeninabsolutenZahlen,Mehrfachnennungen
bein=45)
DieZusammenfassungundKategorisierungderverschiedenenAngeboteverdeutlicht,dassessichmeistum
spezielleAngebote,Projekteoder(WochenͲ)Programmpunktehandelt,andenenKinderundJugendliche
mitBehinderungundohneBehinderungteilnehmen(n=21).KnappjedezweiteOrganisation/Einrichtung
benanntesolcheAngebote.AnzweiterStellefolgtjedochdieTeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBeͲ
hinderungimRahmendesalltäglichenBetriebs(offenerBereich,AlltagsarbeitinderSchuleoderMobilen
Jugendarbeit).EingroßerAnteildergenanntenAngeboteentfälltalsdrittgrößteKategorieaufdenBereich
Ferienprogramm,Ferienfreizeiten,FerienaktionensowieAusflügeundExkursionen(n=16).Deutlichseltener
sindinklusiveGroßveranstaltungenwieKinderspielstädte,Spieleaktionen,Festivalsusw..DesWeiteren
wurdennochAktivitätengenannt,diesichnichtdirektaufdieArbeitmitKinderundJugendlichemitBehinͲ
derungbeziehen,sondernaufdieQualifizierungundArbeitdesPersonalsindenbefragtenEinrichtunͲ
gen/Organisationen(FSJ´lermitBehinderung,FSJͲTandems,QualifizierungvonEhrenamtlichen,Trainern
usw.).
91
VondiesenfünfAngebotstypenabzugrenzensindjedochAngebote,dienichtalsinklusiveAngeboteverstanͲ
denwerdenkönnen,d.h.indeneneskeineMischungzwischenKindernundJugendlichenmitundohneBeͲ
hinderunggibt.EshandeltsichhierbeientwederumspezielleGruppenangebotefürausschließlichKindern
undJugendlichenmitBehinderung(Behindertensportgruppen,spezielleSportͲoderFreizeitangebotefür
GruppenvonbehindertenKindern/JugendlichensowiespezielleAngebotefürFörderͲundSonderschulen)
oderaberumEinzelfallhilfe/EinzelangebotefürKinder/JugendlichemitBehinderung(z.B.TrainingsfürAuͲ
tisten,EinzelangeboteimRahmenderSchulsozialarbeit).DieseAngebotekönnennichtalsinklusiveAngeboͲ
teverstandenwerden,undsindeherals„exklusive“AngebotefürKinderundJugendlichemitBehinderung
zudeuten.Immerhin16der78genanntenAngebotelassensichdiesen„exklusiven“Angebotenzuteilen.23
AllesinallemverdeutlichtdieAuswertung,dassKinderundJugendlichemitBehinderungschwerpunktmäßig
in„speziellen“SettingsanAngebotenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitteilnehmen.Zwargab
einenichtunerheblicheAnzahlanAkteuren(n=17)an,dassKinderundJugendlichemitBehinderungimReͲ
gelbetriebinkludiertsind,rechnetmanjedochdiespeziellenAngebote,ProjekteundProgrammpunkte
(n=21),dieFerienangebote(n=16)sowiedie(GroßͲ)Veranstaltungen(n=3)unddie„exklusivenAngebote“
(n=16)zusammen,soentfallendreiMalmehrNennungenauf„spezielle“Settings.EntsprechendwirddeutͲ
lich,dassdieseAngebotslandschaftdurchsporadischeundineinen„speziellen“RahmeneingebetteteAngeͲ
botedominiertwird.
ʹǤʹǤͶ ‡ƒ—‡”‡‰ƒ„‡œ—†‡‡‹Ž‡Š‡”Ȁ‹‡‹–‡Š‹†‡”—‰ǣœƒŠŽƒ‹†‡”—†
—‰‡†Ž‹…Š‡‹–‡Š‹†‡”—‰•‘™‹‡‡Š‹†‡”—‰•ƒ”–‡
FürjedesAngebotwurdeabgefragt,wievieleKinderundJugendlicheinsgesamtteilnehmen(Gesamtanzahl),
ergänzendsolltedannnochangegebenwerden,wievieledieserTeilnehmer/inneneineBehinderunghaben.
DaineinigenFällenSchätzungeninFormvonKorridoren(z.B.20Ͳ30oder10Ͳ15)abgegebenwurden,mussͲ
tendieseAngabenausauswertungstechnischenGründenumgerechnetwerden.DazuwurdestetsdieMitte
gewählt(z.B.bei20Ͳ30=25oder10Ͳ15=12,5).Vonden45befragtenEinrichtungenundOrganisationen
liegenzu69AngebotengenaueInformationenzudenTeilnahmezahlenvor(in9FällenkonntenkeineAngaͲ
bengemachtwerden,entweder,weildasAngeboterstanlief,oderweileskeineInformationendazugibt).
Indiesen69Angebotennahmeninsgesamtetwa7350KinderundJugendliche(Gesamtzahl)teil.Dabei
schwankendieZahlenzwischensechsund1.800Teilnehmer/innen.ImSchnittlassensichetwa107TeilnehͲ
mer/innenproAngebotberechnen.AllerdingswirddieserDurchschnittswertdurchwenigeAngebotemit
sehrhohenTeilnahmezahlen(einmal1.800Teilnehmer/innenundeinmal1.000Teilnehmer/innen)enorm
verzerrt.AusdiesemGrundebietetsichalternativderMedianan.DerMedianistdersogenanntemittlere
Wert,d.h.derWert,derdieoberen50%vondenunteren50%derWerteverteilungtrennt.DieserMedian
liegtimVergleichzumDurchschnittswertgeradeeinmalbei27,5Teilnehmer/innen.Diesbedeutet:DieHälfͲ
tedererfasstenAngebotehathöchstens27,5Teilnehmer/innen,dieandereHälfteentsprechendmehr.Die
TeilnahmezahlenlassensichdahersinnvollerweiseauchzuKlassenzusammenfassen,dabeiwirdersichtlich
dassdeutlichmehralsdieHälftederAngebote(61%)unter50Teilnehmer/innenhat(vgl.Abbildung49).
23 Eine genaue inhaltliche Analyse dieser Angebote verdeutlicht tatsächlich, dass es sich um spezielle Angebote für Gruppen von Kindern oder
Jugendlichen mit Behinderung handelt. Dies sind entweder spezielle Gruppenangebote, z.B. bei Sportvereinen (Behindertensport, spezielle Fußballgruppe o.Ä.), oder aber Gruppen von behinderten Kindern und Jugendlichen nutzen spezifische Einrichtungsangebote (z.B. Jugendhausveranstaltungen, Tanzprojekte, Nutzung des Tierangebots einer Einrichtung, Teilnahme an Freizeitangeboten usw.). In der Regel basiert diese Teilnahme auf
einer Kooperation mit Einrichtungen bzw. Diensten der Behindertenhilfe, die mit ihren Betreuten das Angebot aufsuchen und nutzen. Weiterhin werden Projekte mit Außenklassen von Sonder- oder Förderschulen im Rahmen von Schulkooperationen oder in der Schulsozialarbeit erwähnt, hierbei
sind aber keine nichtbehinderten Kinder und Jugendliche mit beteiligt. Genannt werden daneben Einzelbetreuungsmaßnahmen, etwa im Rahmen des
familienentlastenden Dienstes (was eine Leistung der Eingliederungshilfe darstellt!) oder als spezifischer Betreuungsprozess von Autisten im Rahmen der Schulsozialarbeit.
92
50%
40%
37,7%
33,3%
30%
20,3%
20%
8,7%
10%
0%
unter20
20bisunter50
50bisunter250
250undmehr
Abbildung49:AnzahlderTeilnehmer/inneninsgesamt(nachKlassen,AngabeninProzent)
DieAnzahlderimAnschlussandieseFrageerfasstenTeilnehmer/innenmitBehinderungbeläuftsichauf
insgesamtknapp600KinderundJugendlichemitBeeinträchtigung.DieSpannweiteerstrecktsichdabeivon
einemKind/JugendlichenmitBehinderungbishinzu70Teilnehmer/innenmitBeeinträchtigung.DerDurchͲ
schnittbeträgtdabeietwa9Kinder/JugendlichemitBehinderungjeAngebot.WieobenwirddieserDurchͲ
schnittswertdurcheinigegrößereGruppenbehinderterKinderundJugendlicheetwasverzerrt.EntspreͲ
chendbeläuftsichderMedianalsmittlererWertauf5,5.EntsprechendstelltsichdieVerteilungauchetwas
andersdaralsderMittelwertvermutenlässt:Alleinin43%derdokumentiertenAngebotenehmenweniger
als5KinderundJugendlichemitBehinderungteil(in18%allerAngebotehandeltessichsogarnurumein
einzigesKind/JugendlichenmitBehinderung).Inweiteren24%derFällesindeszwischen5und9TeilnehͲ
mer/innenmitBehinderung(vgl.Abbildung50).AllesinallembestätigtdieseAuswertung,dassessichhäufig
nurumeinzelneKinderundJugendlichemitBehinderunghandelt.24
50%
40%
30%
25,4%
23,9%
22,4%
20%
10%
17,9%
Nureinzelne
Kinderund
Jugendliche
mitBehinͲ
derung
10,4%
0%
unter5
5bisunter10
10bisunter20
20undmehr
Abbildung50:AnzahlderTeilnehmer/innenmitBehinderung(nachKlassen,AngabeninProzent)
24
DieswirdauchindenFallstudienbestätigt.AufgrundderAnfragenvonEltern,derInitiativeeinzelnerKinderundJugendlichermit
Behinderung, sowie der offensiven Bewerbung durch Schlüsselpersonen kommt es (zunächst) zu einer Teilnahme einzelner Kinder
undJugendlichen.EineRollespielenhierbeiauchBesucher/innen,dieGeschwistermitBehinderunghaben.
93
GemessenanderGesamtzahlallerTeilnehmer/innen(7350KinderundJugendliche)beläuftsichderAnteil
vonKindernundJugendlichenmitBehinderungaufetwa9%.25DieStreuungisthierbeijedochenormund
spiegeltdieobenbeschriebeneTeilnahmeeinzelnerbzw.wenigerKinderundJugendlichermitBehinderung
indenAngebotenwieder:ÜbereinDrittelderdokumentiertenAngeboteweisteinenAnteilvonunter10%
auf(inallein23%derFälleliegtderAnteilbeiunter5%),mehralsdieHälftederAngebotehateineMischung
vonetwa1:5odermehr(d.h.unter20%Teilnehmer/innenmitBehinderung).Abbildung51zeigtdieVerteiͲ
lungderjeweiligenAnteilsklassen.
50%
40%
30%
12,3%
21,5%
20%
12,3%
10%
7,7%
23,1%
unter
5%
12,3%
7,7%
3,1%
0%
unter10%
10%bisunter 20%bisunter 30%bisunter 50%bisunter 75%bisunter
20%
30%
50%
75%
100%
100%(kein
inklusives
Angebot)
Abbildung51:AnteilderTeilnehmer/innenmitBehinderunganallenTeilnehmer/innen(AngabeninProzent)
EinegenauereBetrachtungdesAnteilsanTeilnehmer/ͲinnenmitBehinderungzeigtzudem:DieserAnteil
mussnochetwasrelativiertwerden.SowurdenjaauchAngebotedokumentiert,andenenausschließlich
KinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen(„exklusive“Angebote,d.h.spezielleGruppen,EinzelbeͲ
treuungvonKindernundJugendlichenmitBehinderung,sieheauchAbbildung48oben).Daessichhierbei
imGrundenichtuminklusiveAngebotehandelt,müssendieseAngeboteausderBerechnungdesAnteilsan
KindernundJugendlichenmitBehinderunganallenTeilnehmer/innenstrenggenommenherausgerechnet
werden.HierzukönneninsgesamtachtAngeboteidentifiziertwerden,d.h.12%allerAngeboteweisenkeine
MischungzwischenKindernundJugendlichenmitundohneBehinderungauf(d.h.einAnteilvon100%TeilͲ
nehmer/innenmitBehinderung;vgl.Abbildung51).WürdemandiedortangegebenenTeilnehmer/innenͲ
Zahlennochherausrechnen,kämemanaufeineGesamtzahlvon484KinderundJugendlichemitBehindeͲ
rungininklusivenAngeboten,wasnureinemdurchschnittlichenAnteilvon6,6%anallenTeilnehmer/innen
entspricht.
DieimRahmenderTelefoninterviewsbefragtenAkteuresolltenweiterhinnochnähereAngabenzumPersoͲ
nenkreisderTeilnehmer/innenmitBehinderungmachen.DazuzähltinsbesonderedieArtderBehinderung
(fürjedesvondenbefragtenEinrichtungen/OrganisationengenannteAngebotsolltezusätzlichnochangegeͲ
benwerden,welcheBehinderungdieverschiedenenTeilnehmer/innenhaben).
25 Häufig wird empfohlen, inklusive Angebote eher mit einer kleineren Gruppe von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung durchzuführen (vgl.
Meyer/Kieslinger 2014, S. 160 sowie 170), entsprechend spiegelt sich auch in dieser Auswertung entsprechende Größenverhältnisse wieder.
94
ZumerstenAngebotwurdenhierbei43Angabenvon45Akteurengemacht,zumzweitenAngebot31AngaͲ
benvon33Akteuren.ZudemwarenMehrfachnennungenmöglich,sodassinsgesamt171NennungengeͲ
zähltwerdenkönnen.Zusammengerechnetzeigtsich,dassKinderundJugendlichemitgeistigerBehinderung
deutlichüberwiegen(knapp30%der171Nennungen),gefolgtvonkörperlichenBehinderungenund(25%)
undpsychischenBeeinträchtigungen(19%).26SinnesbeeinträchtigungenundLernbehinderungen(jeweils
13%)kommenhingegenseltenervor(Abbildung52).InsofernspiegelndiegenanntenBehinderungsartendie
ErgebnissederamtlichenStatistikzumVorkommenbestimmterArtenvonBehinderung(vgl.dazuKapitel
1.4)deutlichbesserwiederalsdieAuswertungderOnlineͲBefragung.DieAuswahlderInterviewpartner/
innenfürdieTelefoninterviewszeigtsichinBezugaufdiesesKriteriumüberraschendrepräsentativ.
0%
10%
20%
30%
40%
KörperlicheBehinderung
Sinnesbeeinträchtigung
GeistigeBehinderung
Lernbehinderung
Psychische/seelischeBehinderung
Abbildung52:GenannteBehinderungsartenindenjeweiligenAngeboten(AngabeninProzentnachAnzahlNennungen,MehrfachͲ
nennungenbein=45).
ʹǤʹǤͷ ”‰ƒ‹•ƒ–‘”‹•…Š‡ƒŠ‡„‡†‹‰—‰‡†‡”‰‡„‘–•‰‡•–ƒŽ–—‰—†Ǧ†—”…ŠˆòŠ”—‰
WeitereInformation,dieimKontextderAngeboteabgefragtwurde,warendieFragennachdenKooperatiͲ
onspartnernsowienachdenBetreuungspersonenbzw.welchePersonengruppenzuständigfürdieDurchͲ
führungderAngebotesind.AuchhierbeiwarenwiederumMehrfachnennungenmöglichunddieAngaben
müssensowohlfürdaserste(n=44)alsauchzweiteAngebot(n=31)zusammengerechnetwerden.
ZudenKooperationspartnerngibtesinsgesamt83Nennungen.HierbeiüberwiegenentwederKooperatiͲ
onspartnerausdemBereichderBehindertenhilfe(schwerpunktmäßigdieörtlicheVertretungderLebenshilfe
sowiediakonischeodercaritativeEinrichtungen)oderanderesozialeEinrichtungenundDienste(z.B.andere
TrägerderJugendarbeit/Jugendhilfe,Beratungsstellen,Familienzentren,usw.).Häufigwerdennochgenannt:
Schulen(insbesondereFörderͲoderSonderschulen)sowieVereine,VerbändeundSelbsthilfeͲoderInteresͲ
sensinitiativenvonbeispielsweiseElternmitbehindertenKindern(vgl.Abbildung53).DieAuswertungzuden
KooperationspartnernbestätigendabeiwiederumdieErkenntnisseausderOnlineͲUmfrage.SospielenEinͲ
richtungenundDienstederBehindertenhilfe,FörderͲundSonderschulensowieElterninitiativennichtnurals
AuslöserfüreineTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungeinegroßeRolle,sondernauch
(imWeiteren)alswichtigeKooperationspartner.
In den Gesprächen wurde dabei auffällig häufig Autismus sowie „Entwicklungsverzögerungen“ oder „Defizite“ genannt. Was die zuletzt genannten
Anmerkungen betrifft, so bleibt fraglich, inwiefern es sich hierbei um eine Behinderung nach SGB IX handelt.
26
95
0
5
10
15
20
25
Einrichtungen/Dienste/EinzelakteurederBehindertenhilfe
AnderesozialeEinrichtungen/Dienste(Beratungstellen,
andereTrägerderJugendarbeit,Jugendhilfe,etc)
Schulen(schwerpunktmäßigFörderͲ/Sonderschulen)
Vereine,Verbände,Selbsthilfe,Initiativen(v.a.
Elterninitiativen)
Sozialamt/Eingliederungshilfe,Jugendamt
PsychiatrischeKliniken/KinderͲundJugendpsychiatrie
Abbildung53:GenannteKooperationspartner(AngabeninabsolutenZahlen,Mehrfachnennungenmöglich).
BeiderFragenachdenzuständigenbzw.dasAngebotdurchführendenPersonengruppenkönneninsgesamt
121Nennungengezähltwerden.AlsAuswertungsergebniszeigtsich,dassdiegenanntenAngeboteschwerͲ
punktmäßigvonhauptamtlichenMitarbeiter/innendurchgeführtwerden(43%allergenanntenAngebote),
gefolgtvonehrenamtlichenMitarbeiter/innen(26%)undgemischtenTeams(11%).SeltensindjedochHonoͲ
rarkräftedamitbeauftragt,diesesindjedochauchingemischtenTeamsvertreten(vgl.Abbildung54).Unter
„gemischtenTeams“wurdemeisteineMischungan(sozialͲ)pädagogischqualifiziertenHauptamtlichenund
Honorarkräften,ehrenamtlichemBetreuungspersonalund/oderPraktikant/innen,FSJ`lersowieBundesfreiͲ
willigendienstegenannt.DanebenspielenaberauchexterneAngebotewiederfamilienentlastendeDienst
oderSchulbegleiter/inneneinewichtigeRolle.„SonstigeAkteure“sindhingegeninsbesondereexternenAsͲ
sistent/innenfürKinder/JugendlichemitBehinderung(z.B.Heilerziehungspfleger/innen,Heilpädagog/innen),
oderLehrer/innenausFörderͲ/SonderschulensowieBundesfreiwilligendienste,Praktikant/innenoder
FSJ´ler.
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
45%
EhrenamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen
HauptamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen
Honorarkräfte
TeamausunterschiedlichenKräften
SonstigeAkteure
Abbildung54:MitderDurchführungderAngebotebetrautePersonen(AngabeninProzentnachAnzahlNennungen,MehrfachnenͲ
nungenmöglich)
AuchdieseAuswertungbestätigtdieErgebnisseausderOnlineͲBefragung.DemnachscheinenAngebote,an
denen(auch)KinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen,einHandlungsfeldzusein,indemhauptͲ
amtlichePlanung,DurchführungundBetreuungeinegroßeRollespielen.
96
ImKontextdieserFragesolltendieEinrichtungenzudemnochgenauereAngabendazumachen,wiederEinͲ
satzvonEhrenamtlicheneingeschätztwird(ChancenundGrenzen).Hierzuliegenvon24befragtenAkteuren
solcheEinschätzungenvor.AlsChancendesEinsatzesvonEhrenamtlichenwerdenerwartungsgemäßvor
allemdieEntlastungderHauptamtlichen,höherePersonalressourcenundinderFolgeeinebessereUnterͲ
stützungderteilnehmendenKinderundJugendlichemitBehinderunggenannt:
„mehrMöglichkeiten,denPersonalschlüsselzuerhöhen“
„Finanziellnichtanderszulösen,KostenwärennichtsotragbarohneEhrenamtliche“
„BeiMenschenmitBehinderungistofteine1:1Betreuungerforderlich,daswäreohneEhrenamtfinanziͲ
ellnichtmachbar“
„TeilnahmevonKindernmitBehinderungwäresonstgarnichtmöglich“
NebendiesenVorteilenwerdenaberauchfürdieEhrenamtlichensowiefürdiebetreutenKinderundJuͲ
gendlichemitBehinderungChancengesehen.DieseChancenbeziehensichaufdieKontaktmöglichkeiten
zwischenKindernundJugendlichenmitundohneBehinderungsowieaufinformelleBildungsprozesse:
„JungeEhrenamtlichehabeneinegroßeChancesichauszuprobierenunddaranzuwachsen“
„SokannmandemgesellschaftlichenAuftrag,Behindertemiteinzubinden,gerechtwerden,Kontakte
knüpfen,miteinanderSpaßhaben…“
„Verantwortunglernen,darinheranwachsen,dasermöglichteineGesellschaftsveränderung“
„Behinderungwirdnormal!“
GrenzenimEinsatzvonEhrenamtlichenwerdenvorallemimHinblickaufdreiAspektegesehen:DasfehlenͲ
deWissen,drohendeÜberforderungundMotivationsverlust.FehlendesWissenwirdhierbeiauchhäufigmit
ÜberforderunginVerbindunggebracht:
„Ausbildungfehlt,daswirdgeradebeidemThemaInklusionsichtbar,dieToleranzgegenüberBehinderͲ
tenistdeshalbhäufiggefragt
„DasfachlicheWissenfehlt,vorallemimUmgangmitFehlverhalten.SiesindmitschwierigenKindern
auchmalüberfordert“
„GefahrderÜberforderung,schwermehrfachbehinderteKinderkönnenzurGrenzerfahrungwerden“
„fehlendeKompetenz,Überforderungistschnellda,vielStress,AngstvorderHerausforderung“
„…wennnichtausreichendSchulungundInfoszumThemaPflege,epileptischeAnfälleetc.vorhanden
sind,sonststelltdieseineschnelleÜberforderungderEhrenamtlichendar“
„AngebotesindalleinemitdenEhrenamtlichennichtzuschaffen,daspädagogischeGrundwissenvon
Hauptamtlichenistwichtig“
„ÜberforderungbeiSchwerbehindertenbzw.hoherzeitlicherAufwand.VorgesprächemitallenElternsind
wichtig,dennesgibtimmer`schwierige´Kinder.DieskanndasEhrenamtschnellanihreGrenzenbringen
„EhrenamtlichestoßenschnellanihreGrenzen.Jugendliche[mitBehinderung]suchenoftkörperlicheNäͲ
he,reagierensonderbar…“
NebendiesenWissensdefizitenund/oderÜberforderungsszenarienwirdaberauchderAspekteinesdrohenͲ
denMotivationsverlustsbeiehrenamtlichTätigenherausgestellt.EinsolcherMotivationsverlustkönntesich
beispielsweisedanneinstellen,wenndieUnterstützungvonKindernundJugendlichenmitBehinderungzu
zeitintensivwird,oderwenndieAngeboteaufgrundderhohenVerantwortungdenEhrenamtlichenselbst
keinenSpaßmehrmachenwürden:
97
„EhrenamtlichehabenoftdenAnspruch,dassihrAngebotgutzulaufenhatunddieKindermitFreude
dabeisind.(…).Esmusssobleiben,dassesSpaßmacht.Wenneszuanstrengendwird,werdenHauptamtͲ
licheeingeschaltetvorOrt,umz.B.dasWochenendezuentlasten“
„MancheDingewerdenschnellfalschaufgefasst,z.B.Kommentare,Reaktionen.EineÜbungrichtigauszuͲ
führenfordertsehrvielGeduldderÜbungsleiter.DasisteineGradwanderung“
ImKontextdiesesThemenblockswurdeindenGesprächenauchdeutlich,wiewichtigdieRessourcenfrage
ist,insbesondere,waspersonelleRessourcenbetrifft.SoverwiesendiebefragtenPersonenimmerwieder
aufeinen„höherenBetreuungsaufwand“oderaufdieNotwendigkeiteiner„Einzelbetreuung“bzw.von„perͲ
sönlicherAssistenz“.Dahingegenwürdeaber„keinzusätzlichesPersonal“zurVerfügungstehen.EinigeEinͲ
richtungenkönnendiesjedochentwedermitHonorarkräftenoderabermitHilfeeinerKooperationkompenͲ
sieren(z.B.mitEinrichtungenderBehindertenhilfeoderSchulen).WeiterhinspielenauchfinanzielleResͲ
sourceneinewichtigeRolle:VoneinigenAkteurenwurdeimmerwiederdaraufhingewiesen,dassaktuelle
AngebotemitProjektgeldernfinanziertwerden,unddieseAngeboteimFalledesAuslaufensderProjektlaufͲ
zeit„gefährdet“sind.EntsprechendwirdderWunschnachfinanziellerAbsicherungbzw.einer„FinanzspritͲ
ze“vielfachgeäußert.EinwichtigeRessourcesindfernernochdieRäumlichkeiten.SoverweiseneinigeAkͲ
teureaufdieProblematik,dasshäufigkeinebarrierefreienRäumezurVerfügungstehen.Dieswirdjedoch
teilweisedurchNutzungbzw.AnmietungenvonzurVerfügungstehendenSporthallen,Gebäudenoder
RäumlichkeitensowiedurchKooperationenkompensiert.
NebendiesenRessourcenfragenspieltauchdasThema„Wissen“und„Information“,v.a.überdiejeweiligen
UnterstützungsbedarfederKinderundJugendlichenmitBehinderungeinewichtigeRolle.Hierbeiwurde
vielfachbetont,dassmansichaufunterschiedlicheBedürfnisseeinstellenmussundentsprechendeInformaͲ
tionenüberbenötigteUnterstützungsͲundAssistenzbedarfeeinholensollte.DemAustauschmitdenEltern
kommthierbeidiewichtigsteBedeutungzu,gefolgtvon(EinzelͲ)GesprächenmitdenbetroffenenKindern
undJugendlichenselbst.IneinigenFällenwerdendiebenötigtenInformationenjedochauchüberdieSchuͲ
leneingeholt(z.B.Lehrer/innen,Schulbegleiter/innen)oderüberEinrichtungenderBehindertenhilfe.
ʹǤʹǤ͸ ‡†ƒ”ˆƒ‹••‡—†ˆ‘”ƒ–‹‘ǡ‘”–Ǧ—†‡‹–‡”„‹Ž†—‰‡
Insgesamt27von45befragtenEinrichtungenundOrganisationengebenan,dasssiebereitsandiversen
SchulungsmaßnahmenoderInformationsveranstaltungenzumThemenspektrumInklusionundBehindeͲ
rungteilgenommenhaben.DieseSchulungenrichtensichzwarhauptsächlichanHauptamtliche,aberauch
EhrenamtlichenehmensolcheAngebotewahr.DabeiüberwiegenspezielleFortͲundWeiterbildungenzu
verschiedenenFragestellungenrundumdasThemenspektrumInklusionundBehinderung.Diezweitgrößte
RollespielthingegendermehroderwenigerinformelleAustauschmitKooperationspartnern,insbesondere
mitKooperationspartnerausderBehindertenhilfe.Fachtage,VorträgeundReferatespieleneinekleinere
Rolle.DanebengebennocheineHandvollAkteurean,dasssieankeinenspeziellenSchulungenteilgenomͲ
menhaben,sonderndasbenötigteWissenübereinefrühereAusbildungund/oderBerufstätigkeiterwerben
konnten(vgl.Abbildung55).
DieBandbreiteanThemenistvielfältig.GenanntwerdenSchulungen/FortbildungenzuverschiedenenForͲ
menvonBehinderung(insbesondereAutismus,psychischeErkrankungenundADHSscheinenhierbeiwichtiͲ
geThemenzusein),Umgangmitherausforderndembzw.aggressivemVerhaltenundschwierigenSituatioͲ
nen,Vielfalt&Inklusion,Sensibilisierung,Barrierefreiheit,AssistenzundElternarbeit.
98
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
SpezielleFortͲundWeiterbildungen(Seminare,
Fortbildungen,Schulungen,Juleica)
WissensͲundErfahrungsaustauschüberKooperationspartner
(v.a.Behindetrenhilfe,Psychiatrie)
Fachtage,Themenabende,Vorträge
BenötigteQualifikationenliegenbereitsvor(vorherige
Ausbildung/Berufstätigkeit)
Abbildung55:AngabenzuFortͲundWeiterbildungenimThemenspektrumInklusionundBehinderung(AngabeninabsolutenZahlen)
Ergänzenddazusolltenochherausgefundenwerden,welcheSchulungsͲundFortbildungsthemenzukünftig
gewünschtbzw.alswichtigerachtetwerden.Hierwurdenvon33AkteurengenauereAngabenzusolchen
Themengemacht,12Einrichtungen/Organisationenverweisenjedochdarauf,dasssiekeinenBedarfhaben
(vgl.Abbildung56).Begründetwirddiesbeispielsweisedamit,dassdieThematikaufgrundderberuflichen
ErfahrungenvonMitarbeiter/innenabgedecktist,oderweilesentsprechendeKooperationspartnergibt,die
überdasbenötigteWissenunddieKompetenzenverfügen.
Alszukünftigrelevantebzw.gewünschteFortͲundWeiterbildungsthemenwerdenmitAbstandamhäufigsͲ
tenInformationenzuverschiedenenArtenvonBehinderungsowiezumjeweiligenUnterstützungsbedarf
genannt.Insgesamt15von45AkteurenbenanntendiesesThemenspektrum.AnzweiterunddritterStelle
folgendannFortͲundWeiterbildungenbzw.einWissensͲundInformationsbedarfzudenThemen„PlaͲ
nung/Gestaltungvon(inklusiven)AngebotenundMethoden“sowie„AllgemeineInformationenzumTheͲ
menspektrumInklusion“.Jeweils7und6befragteEinrichtungen/OrganisationennannteneinenFortbilͲ
dungsbedarfindiesenbeidenBereichen(vgl.Abbildung56).
0
5
10
15
20
InformationenzuBehinderungenundFormender
Unterstützung/Assistenz
PlanungundGestaltungvon(inklusiven)Angeboten,
Methoden,Sensibilisierung
AllgemeineInfornationenzumThemaInklusion,
Inklusionsverständnis
Erfahrungsaustauschzwischen
Organisationen/Einrichtungen,Fachtage
Finanzierungvon(inklusiven)Angeboten/Projekten
Elternarbeit
Sonstiges(rechtlicheFragen,FlüchtlingemitBehinderung)
KeinenFortbildungsbedarf(keinBedarf,
InformationsaustauschmitKooperationspartnern)
Abbildung56:GewünschteFortͲundWeiterbildungenimThemenspektrumInklusion/Behinderung(AngabeninabsolutenZahlen)
99
ImThemenspektrum„InformationenzuBehinderungenundFormenderUnterstützung/Assistenz“gehtes
primärumAufklärungüberspezifischeMerkmaleverschiedenerArtenvonBehinderungen,aberauchumdie
Frage,welche(VerhaltensͲ)AuffälligkeitenmiteinerspezifischenFormderBehinderungverbundensindund
welcheArtvonUnterstützungnötigist(dasThema„psychischeErkrankung“wirdalleinsechsMalgenannt,
UmgangmitautistischenKinderndreiMal).HinsichtlichdesThemasUnterstützungwirdimmerwiederauf
„geeigneteAssistenz“bzw.aufdieFragederUnterstützungssicherungundPlanung/GestaltungderAngebote
verwiesen.InsgesamtistbeidiesenThemenderZusammenhangzwischenArtderBehinderungunddem
jeweiligenUnterstützungsbedarfaufdereinenSeitesowiedenHerausforderungenindenjeweiligenAngeͲ
botenaufderanderenSeitezentral,sodassdiebeidenThemengebietenichtgetrenntvoneinandergesehen
werdenkönnen,wieauchdiefolgendenAussagenbeispielhaftverdeutlichen:
„(…)wiegeheichdamitum,wiemussichmeineAngeboteentsprechendandersplanen“
„WasbedeutenpsychischeStörungenfürdenGruppenprozessunddieGruppendynamik“
„(…)besserverstehenundwissen,wiedamitumzugehenistundwieessichfürdieGruppeauswirkt“
InformationenzurPlanungundGestaltungvonAngebotenwerdenvorallemdeswegengewünscht,weildie
Möglichkeitenvonräumlichenund/oderinhaltlichenAnpassungenhäufigunbekanntsindodermansicherͲ
gänzendeAnregungendazuwünscht.EindirekterBezugzurgewünschtenWissensvermittlungzudenverͲ
schiedenenArtenvonBehinderung(sieheoben)isthierdurchausgegeben:
„praktischeAnregungenwieichdasbewerkstellige,dieÜbungensozuverändern,dassaucheinSpastiker
daranSpaßhat“
„WaskannmanimJugendhausaninklusivenSpielangebotenmachen,wiekannmanRäumebesserfür
Rollstuhlfahrergestalten?“
„(…)Handwerkszeug,wiemanaufKindermiteinerBehinderungzugehensollundwiemansieineinebeͲ
stehendeGruppeintegrierenkann.(…).Sportstundenmüsstenandersaufgebautwerden,wegvomLeisͲ
tungsdenkenhinzumgemeinsamenSpiel“
AllgemeineInformationenzumThemaInklusionwünschensich6von45befragtenEinrichtungen/OrganisaͲ
tionen.Hierbeigehtesunteranderemauchdarum,ein„einheitliches“Inklusionsverständniszuklärenund
auchderFragenachzugehen,waseigentlich„gelungene“Inklusionausmacht.
NebendiesenFortͲundWeiterbildungsthemenwurdevoneinerHandvollAkteureauchnocheinAustausch
zwischenEinrichtungengewünscht,etwaimRahmenvonFachtagen:
„darüberinformieren,wasananderenStandortenschonläuft,auchwiediesefinanziertwerden,persoͲ
nellausgestattetsindusw.,mehrRichtungInfoveranstaltung
„Erfahrungsaustauschmitanderenwäreschön,neueWegefinden,andereKonzepteundWegefinden
WeitereWünschezuSchulungsthemenbeziehensichzuletztaufdieFinanzierungvon(inklusiven)AngeboͲ
ten,aufElternarbeitsowieaufdieThemenFlüchtlingemitBehinderungundrechtlicheFragen.
100
ʹǤʹǤ͹ Yˆˆ‡–Ž‹…Š‡‹–•ƒ”„‡‹–—†‡™‡”„—‰†‡”‰‡„‘–‡ˆò”‹†‡”—†—‰‡†Ž‹…Š‡‹–‡Ǧ
Š‹†‡”—‰
MehralsdieHälftederbefragtenEinrichtungenundOrganisationen(n=25;56%)habeneinenAnsprechpartͲ
nerfürInklusion,44%(n=20)verneinendies.DieAufgabeneinessolchenAnsprechpartnerserstreckensich
vonderKonzepterstellung,Organisation,FinanzierungundKoordinationderAngebote,überdieÖffentlichͲ
keitsarbeit,AnmeldungsformalitätensowiedieKontaktarbeitmitEltern,FamilienundKooperationspartnern
ausderBehindertenhilfebishinzumManagementderUnterstützungundSchulungvonEhrenamtlichen.
HäufigerwähntwirddabeivorallemdieFunktioneinerKontaktstellefürElternbehinderterKinderundJuͲ
gendlichensowiefürEinrichtungenderBehindertenhilfe.DieAnsprechpartnerfungierenaberauchalsMulͲ
tiplikatorundSprachrohrnachinnenundaußenundsollenbeispielsweisedas„Themavorantreiben“.
EtwadieHälftederAkteure(22von43;in2FällenfehlenAngaben)gibtweiterhinan,dassdieAngebote
auchexplizitalsinklusiveAngebotebeworbenwerden,49%(21von43)verneinendies.Dieverschiedenen
BewerbungsstrategienfürdieseAngeboteentsprechendabeizwardenüblichenStrategienderÖffentlichͲ
keitsarbeit.JedochspieltdieZusammenarbeitmitDienstenundEinrichtungenderBehindertenhilfe,diegeͲ
zielteInformationvonSchulen(v.a.SonderͲundFörderschulen)sowiedieAnsprachevonElternmitKindern
mitBehinderungeinewichtigeRolle.
0
2
4
6
8
10
12
14
16
GezielteZusammenarbeitmitEinrichtungen/Dienstender
Behindertenhilfe
WerbunganSonderͲ/Förderschulen
MundͲzuͲMundͲPropaganda,PersönlicherKontakt
Programmhefte,Flyer,Anzeigen,Gemeindeblatt
Internet(facebook,EͲMails)
DirekteAnsprachebeiEltern
Abbildung57:BewerbungvonAngebotenfürKinderundJugendlichemitBehinderung(AngabeninabsolutenZahlen,MehrfachnenͲ
nungenbein=22).
InsbesonderewasdieInformationvonElternbehinderterKinderbetrifft,sohatderAspektder„Sicherheit“
einewichtigeBedeutung,wieesauchexemplarischinderfolgendenAussagedeutlichwird:
„InklusionistschonimTextdesFlyers,zusätzlichFotosmitBeispielen,eswirdexplizitdaraufverwiesen,
dassAssistenzgewährleistetist.…“
DieEinrichtungenundOrganisationen,dieihreAngebotenichtexplizitbewerben(n=21)wurdenebenfalls
dazubefragt,warumsievoneineraktivenWerbungabsehen.Vondieseninsgesamt21Einrichtungen,die
ihreAngebotenichtfürKinder/JugendlichemitBehinderungbewerben,gaben18EinrichtungenauchGründe
an.DieHauptgründefürdasNichtbewerbenderAngeboteliegeneinerseitsindergutenbestehendenNachͲ
frage,andererseitsinderAngst,solcheAngebotemitdenbestehendenRessourcennichtbewältigenzukönͲ
nen,begründet(vgl.Abbildung58).In7FällenfehlendieBegründungenund2EinrichtungenverweisendaͲ
rauf,dasssieeigentlichgarkeineinklusivenAngebotehaben(sieheauchAbbildung48inKapitel2.2.3)
101
0
2
4
6
8
EsgibtkeinewirklicheninklusivenAngebote
KeineWerbungnötig,dagenugNachfrage(Einrichtungist
generelloffen,MundͲzuͲMundͲPropagandareichtaus,
JugendlichemitBehinderungkommenvonselbst)
FehlendeRessorucen(z.B.TeilnahmehatGrenzen,fehlende
Kompetenz,fehlendesPersonal,Unterstützungkannnicht
immergesichertwerden)
OhneweitereErklärung
Abbildung58:GründefürdieNichtbewerbungvonAngebotenfürKinderundJugendlichemitBehinderung(Angabeninabsoluten
Zahlen,Mehrfachnennungenbein=18).
ImZusammenhangmitdemThemaWerbungundÖffentlichkeitsarbeitwurdeauchgefragt,inwiefern
sprachlicheBarrierenbeiderAngebotsbewerbungundbeidenrelevantenInformationenberücksichtigtwerͲ
den(etwabeiderGestaltungvonFlyern).DieAuswertungdazuzeigt,dasseineBerücksichtigungvonsprachͲ
lichenBarrierenlediglichvonvierbefragtenAkteurenüberhaupterwähntwurde(hierbeivorallemleichte
Sprache),waswiederumbestätigt,dasssolcheBarrierenindenseltenstenFällenbeiderAngebotsplanung
präsentsind(vgl.dazuauchAbbildung41).DieVerwendungvonInformationeninleichterSprachewürde
sichjedochinvielerleiHinsichtauszahlen,wieauchdasfolgendeZitatverdeutlicht:
„EinfacheSpracheauchdeshalb,weilFlüchtlingeundMenschenmitMigrationshintergrundangesprochen
werdensollen“
ʹǤʹǤͺ ”ˆƒŠ”—‰‡‹–†‡‰‡„‘–‡—†œ—òˆ–‹‰‡Žƒ—‰
ImZusammenhangmitderBeschreibungderverschiedenenAngebotewurdendie45Einrichtungenund
Organisationennochdanachgefragt,wieihreErfahrungenmitdiesenAngebotensind(vgl.Abbildung59).
BeidenerstengenanntenAngeboteantworteten40von45AkteurenaufdieseFragen,beidenzweitenAnͲ
gebotenalle33Akteure(AnzahlNennungen:73).DieBewertungfälltdabeiinsgesamtsehrgutaus,lediglich
8%vergebenhierbeieineetwasschlechtereBewertung(„teils/teils“,„eherschlecht“).
80%
70%
65,8%
60%
50%
40%
26,0%
30%
20%
5,5%
10%
0%
Sehrgut
Ehergut
Teilsteils
2,7%
0,0%
Eherschlecht
Schlecht
Abbildung59:BewertungderAngebotefürKinderͲundJugendlichemitBehinderung(AngabeninProzent)
102
Inden45TelefoninterviewswurdediesepositiveEinschätzungauchinhaltlichbestätigt.VieleberichtendaͲ
von,dasssie„nurguteErfahrungen“gemachthaben,dassesfürdieanderenKinderundJugendlichen„kein
Problemwar“unddassanfänglichbestehendeHemmschwellenundBerührungsängstezunehmendabgeͲ
bautwerdenkonnten.DabeiwirdineinzelnenPassagendeutlich,dassesdurchausanfänglicheBerührungsͲ
ängstegab,dieabernachundnachindenHintergrundtraten:
„DieKinderstandenanfangsbefremdlichda,konntenmitRollifahrergarnichtsanfangen,nachdemMitͲ
tagessenwurdedasabereineGruppe,alleswartollundfürdenRollifahrerwaresderschönsteTagin
seinemLebengewesen“
„Wirwarenfroh,dassdieBesucherdasMädchennichtausgelachthaben,siekommtmitAssistenz,kann
nichtsprechenundbeginntgerademitGebärdensprache.EsgibtnochwenigeBerührungspunkteaberes
bessertsich“
EinewichtigeRollehierbeischeintjedochdieModerationdieserBegegnungensowieeinekonzeptionelle
PlanungdieserBegegnungenzuspielen,wiebeispielsweiseindemfolgendenZitatdeutlichwird:
„DieErfahrungenwarensehrunterschiedlich,amAnfangkeinKonzept,nurZusatzbetreuer,einBetreuer
vonderLebenshilfe,unddieKinder[mitBehinderung]warenetwasausgeschlossen.DaswurdenungeͲ
ändert,läuftjetztbesser…“
Von45befragtenAkteurenplanen29EinrichtungenundOrganisationenweitereAngebotefürKinderund
JugendlichemitBehinderung(entspricht64%),etwaeinDrittelverneintdies27.GenanntwerdenhierbeijeͲ
dochvorallemspezielleAngeboteoderProjekte(allein68%derNennungen).Hierunterfalleninsbesondere
Freizeitenbzw.AngeboteimRahmendesFerienprogramms,Tanzprojekte,erlebnisͲ,sportͲundtheaterpäͲ
dagogischeProjekte,einMädchengruppenangebotoderauchgrößereVeranstaltungenwieeininklusiverTag
deroffenenTür.28AmzweithäufigstengenanntwerdenAngebotezurSensibilisierungoderzurSicherung
vonAssistenz.HierbeigehtesbeispielsweiseumAktionenzurSensibilisierungderBevölkerungfürdieBelanͲ
gebehinderterMenschenoderumFSJͲTandems,bestehendausjungenMenschenmitundohneBehindeͲ
rung.NurwenigeEinrichtungenstrebenweiterhineinegenerelleÖffnungihrerAngeboteanundzweiEinͲ
richtungenbenennenAktivitätenzumAbbauvonBarrieren(vgl.Abbildung60).
0
5
10
15
20
25
SpezielleAngeboteundProjekte
AngeboteimBereichSensibilisierung,Öffentlichkeitsarbeit
undUnterstützung
GenerelleÖffnungderAngebote
AbbauvonBarrieren
Abbildung60:Planungweiterer(inklusiver)Angebote/AktivitätenfürKinderͲundJugendlichemitBehinderung(AngabeninabsoluͲ
tenZahlenbein=29)
Diejenigen Einrichtungen, die keine weiteren Angebote für Kinder und Jugendliche mit Behinderung planen, verweisen insbesondere auf fehlende
personelle Ressourcen als Hauptgrund. Eine gewisse Rolle spielt zudem das Thema „Flüchtlinge“, welches aktuell andere Themen völlig zu überlagern scheint.
28 In einzelnen Fällen ist jedoch nicht ganz klar, inwiefern es sich dabei zukünftig um inklusive, d.h. gemischte Angebote, oder eher um spezielle
Angebote für Gruppen von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung handeln wird.
27
103
ÄhnlichwieinderOnlineͲBefragungkonntendiebefragtenAkteureauchindenTelefoninterviewsundFallͲ
studienabschließendnochAnregungenundWünschezurweiterenUmsetzungvonInklusioninHandlungsͲ
felderderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitäußern.DabeizeigtsichentsprechendderErgebnisse
ausderOnlineͲBefragung(vgl.Abbildung42sowieTabelle3)ebenfallseindeutlichesÜbergewichtbeider
ProblematikfehlenderpersonellerundfinanziellerRessourcen:
„(…)großeFinanzierungsproblematik,mankämpftumjedenEuro.InklusivbedeutetMehraufwand,was
sichinArbeitsstundenniederschlägt.EskannnichtallesEhrenamtlichlaufen.DieGehälterimsozialenBeͲ
reichsindsoschlecht,dassdieMotivationoftfehltundProjekteamfehlendenEngagementdesPersonals
scheitern(…).Inklusionsprojektesindnichtnurals`GutͲMachͲProjekte´zusehen.“
„FördermittelsindAnreiz,abernichtaufDauerangelegt“
Deutlichwirdhierbeiauch,dassdiesepersonellenundfinanziellenRessourcenwiederumandereThemen
tangierenundeinewesentlicheRollebeieinerganzheitlichenUmsetzungvonInklusionspielen:
„AufstockungderpersonellenRessourcen,mehrZeitzumAufbauvonKooperationen“
„Werbenkönnenwirnicht,denndawärenwirpersonellschnellüberfordert“
NebendiesenForderungennachmehrpersonellenund/oderfinanziellenRessourcenwirdaberinsbesondere
indenTelefoninterviewsaufdieBedeutungeinergezieltenWerbung,vonBewusstseinsprozessenundentͲ
sprechendeöffentlichkeitswirksamenKampagnenverwiesen.DiesezentraleBedeutungvonAktivitätenzur
VerbesserungderNachfragevonKindernundJugendlichenmitBehinderungkonntebereitsbeiderAuswerͲ
tungderOnlineͲBefragungbeobachtetwerden(vgl.Abbildung44und45).EntsprechendeAussagenfinden
sichauchindenTelefoninterviews:
„KindermitBehinderungengehenoft`Sonderwege´(…).WiefindetmanKindermitBehinderungen?Sie
sindnichtwirklichpräsent,dieBereitschaftderElternmussvorhandensein“
„EinSelbstverständnis,dassKindermitEinschränkungenauchkommenkönnen,abereserforderteineguͲ
teElternarbeit.“
„(…)ambestenistes,wenndieElternunddasKindaufdieEinrichtungzukommenmiteinemkonkreten
Teilnahmewunsch“
„EserfordertvorallemeinUmdenken.EinMenschmitBehinderungmachteineSachenichtautomatisch
komplizierter.MenschenmitBehinderungensolltenmotiviertwerden,auchanganznormalenAktionen
undTreffenteilzunehmen.OftisteinegroßeHemmschwelleda,sichnachaußenzubewegen.BerühͲ
rungsängstemüssenabgebautwerden,aufbeidenSeiten.“
AbschließenderöffnetdieAuswertungderTelefoninterviewsjedochauchnocheineneuePerspektive:InsgeͲ
samtkommtderKinderͲundJugendarbeitsowiederJugendsozialarbeitnachAussageneinzelnerBefragter
nichtnurdieAufgabezu,KinderundJugendlichemitBehinderunginihrenAngebotenzuinkludieren,sonͲ
derngleichermaßenaucheinenBildungsauftraginRichtungSensibilisierungderGemeinschaftzuerfüllen:
„mehrgesellschaftlicheInklusion,immerwiedersichPhilosophiederInklusionklarmachen,Verständnis
fürInklusionindereigenenEinrichtungundinderGesellschaftwecken“
„weitereInstitutionenansprechen,motivieren.ZuvieleÄngstesindda“
„(…)EinstellungzumThemaändern,vielesindnochetwashilflos,wiegeheichmitBehindertenum?DarͲ
ausentstehtdanneineHaltung:`daskönnenwirdochgarnicht´.WirwollenaberVorbildsein(…).
104
2.3 ErgebnissezurGestaltungundDurchführungvonAngebotenfürKinderund
JugendlichemitBehinderung–EinetypologischeEinordnung
DieinKapitel2.2.2zurClusterungderverschiedenenAngeboteentwickelteSystematikkannabschließend
dafürgenutztwerden,dieindenTelefoninterviewsundFallstudiengenanntenErfahrungenunddamitverͲ
bundenenHerausforderungensystematischzusammenzufassenundimKontextderjeweiligenInhalteund
ZielederAngebotezuinterpretieren.DabeizeigensichindenverschiedenenAngebotsartenunterschiedliche
ErfahrungenundAnforderungen,dieimFolgendenzueinerTypologieverdichtetwerdensollen.
ʹǤ͵Ǥͳ ›’—•ƒȌǣǷŽ—•‹‘‹Ʈ‘”ƒŽ„‡–”‹‡„ƲDzȂ‡–‹•†‡•–‡”•–ò–œ—‰•„‡†ƒ”ˆ•ǡ‹…Š‡Ǧ
”—‰˜‘••‹•–‡œǡ’ƒ••—‰˜‘‰‡„‘–‡‹‡‰‡Ž„‡–”‹‡„Ȁ‹ƒŽŽ–¡‰Ž‹…Š‡‡––‹‰•
DieInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderungimRahmendesRegelbetriebs(offenerBereich,
alltäglicheArbeit)stellteinerseitseineArt„Königsdisziplin“beiderUmsetzungvonInklusioninderKinderͲ
undJugendarbeit/Jugendsozialarbeitdar,andererseitsbringtdieseaberauchdiegrößtenHerausforderunͲ
genmitsich.DieKernstrategiedabeiist,spezielleAngeboteweitestgehendzuvermeiden.Indenjeweiligen
AussagenzudiesemAngebotstypusspiegelnsichverschiedeneSchwierigkeiten,ProblemfelderundHerausͲ
forderungenwieder,diesichimGroßenundGanzenaufdievielfältigenUnterstützungsbedarfeundderen
KenntnissowieaufdieNotwendigkeiteinerSicherungvonAssistenzundBetreuungbeziehen.Zweitenszeigt
sichindiesemFeld,wiewichtigesist,dieAngeboteundAktivitätenandieBedarfederbehindertenKinder
undJugendlichenanzupassen.Auffallendistdrittens,dassessichhäufigumeinzelneKinderundJugendliche
mitBehinderunghandelt.DienachfolgendenInterviewpassagenverdeutlichendieseInterpretation29:
„EinJungemitgeistigerBehinderungwurdein[dasRegelangebot]aufgenommen.ErnimmtbeiallenVeranͲ
staltungenteilundistbegeistertdabei.DerJugendlichewarsogarimLeitungsteamundhatFreizeitenbeͲ
gleitet.“
„EinJugendlichermitDownSyndromistsehrguteingebunden,wirdvondenMädchenmitKüsschenbeͲ
grüßt.EristseitvielenJahrenschondabei,brauchtabermehrAufmerksamkeit.“
„Wirwarenfroh,dassdieBesucherdasMädchennichtausgelachthaben,siekommtmitAssistenz,kann
nichtsprechenundbeginntgerademitGebärdensprache,esgibtnochwenigeBerührungspunkteaberes
bessertsich.“
„HiernehmenzweiKindermitkörperlicherundgeistigerBehinderungteil.FürsiewirddasProgrammextra
angepasstundauchbeilangenWanderungenwirdeinWeggefunden,dasssiemitkönnen.“
AuchwennessichhierbeihäufigumEinzelfällehandelt,sosinddieseofteineArt„Auslöser“,dasssichEinͲ
richtungenundOrganisationenderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungnochstärker
öffnenundentsprechendeWegefindenmüssen,InklusionimRegelbetriebumzusetzen:
„ZudenErfahrungen:BeiderEingliederungderKidsgabeskeineProbleme.AllerdingsmachtsichderJuͲ
gendtreffgeradeerstaufdenWeginSachenInklusion.DerJugendtreffversuchtkeinespeziellenAngebote
zuschaffen,sondernniedrigschwelligeAngebotefüralleanzubieten.“
„Sehrgelungen,dasichdieBehindertenimHausdurchandereVeranstaltungengutauskennen,sichfrei
bewegenkönnenundsichselbstdieWorkshopsaussuchen.“
„SiesuchensichGruppierungenaus,wosieangenommenwerden.“
29 Die Interviewpassagen werden teilweise sinngemäß wiedergegeben, da einige Informationen handschriftlich mitgeschrieben wurden. Zudem soll
dadurch ermöglicht werden, eine größtmögliche Anonymität zu gewährleisten.
105
DabeiführteineTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungim„Regelbetrieb“zuvielfältigen
Herausforderungen,diegelöstwerdenmüssen.HierbeisinddieFragederRessourcen,dieSicherungder
BetreuungsowiedieBarrierefreiheitelementar:
„WirhabenselbsteineRampefürzweiRollstuhlfahrergebaut,dieEinrichtungstehtjedemoffen,wirleben
Inklusion.“
„DasZusammenseinderJugendlichenläuftsehrgut,esistjedocheinegroßeHerausforderungfürdieMitͲ
arbeiter.DieRessourcen,umsichadäquatumdieJugendlichenzukümmern,fehlenmeist.“
„Betreuungsaufwandistwesentlichhöher,Regelnmüssenöfterserklärtwerden,Zusammenspielklappt
abertoll.BeidenTierenistVorsichtgeboten,esistimmereineBetreuungspersonvorOrt.“
„BeidenKindernmitBehinderungwarenesfastallesEinzelbetreuungsfälleaufgrundstarkerkörperlicher
Einschränkungen.“
NebendenSchwierigkeitenimHinblickaufAssistenz,RessourcenundAufgabenprofilwirdaberauchein
wichtigerAspektvonInklusionim„Regelbetrieb“genannt:SokönnteeineNichtanpassungvonAngeboten
und/odereine„fehlende“individuelleBetreuungauchdazuführen,dassKinderundJugendlichemitBehinͲ
derungindenGruppen„untergehen“oderdieLustandenAngebotenverlieren:
„WiekannichmitMenschenmitgeistigerBehinderungmusikalischarbeiten?Siesindimpulsiver,nichtso
ausdauernd,verlierenschnelldieLust.“
„MenschenmitBehinderunggehenleichtindenGruppenunterundhörendeshalbschnellwiederauf.“
ʹǤ͵Ǥʹ
›’—•„ȌǣǷ‡‹–Ž‹…Š„‡•…Š”¡–‡Ž—•‹‘ƒŽ•o„—‰•ˆ‡Ž†‹–˜‡–…Šƒ”ƒ–‡”DzȂ•’‡Ǧ
œ‹‡ŽŽ‡‰‡„‘–‡ǡ”‘Œ‡–‡ǡ”‡‹œ‡‹–‡ǡ”‘‰”ƒ’—–‡ǡ
”‘阇”ƒ•–ƒŽ–—‰‡—†‡Ǧ
‰‡‰—‰•Ú‰Ž‹…Š‡‹–‡
DieserTypusvonAngebotenfürKinderundJugendlichemitBehinderungsetztimGrundeaufeineprojektͲ
förmigeGestaltungderBegegnungssituationen.DazugehörenverschiedeneProjekte,Workshops,WochenͲ
programmpunkteaberauchGroßveranstaltungenwieKinderspielstädte,dieMitwirkunganStadt(teil)festen
sowieFerienfreizeiten.AlsvorteilhaftwerdendabeivorallemderCharakterderAußeralltäglichkeit,der„AbͲ
geschlossenheit“sowieder„Eventcharakter“derjeweiligenAktiongesehen,weilverschiedeneAngebote
erprobtwerdenkönnenund„Erfolge“kurzfristigerkennbarsind.Alsnachteiligeingeschätztwerdenjedoch
dieanfallendenPlanungsaufgaben,derhäufigkurzfristigzuerbringendeKraftaktsowiedieUnberechenbarͲ
keitdes(ProjektͲ)Verlaufs.InsgesamtstehtundfälltdieDurchführungsolcherspeziellenAngebote,Projekte
undProgrammpunktemiteinermöglichstdurchdachtenPlanungderAktivitäten,derAbklärungbenötigter
RessourcensowiederFlexibilitätderBeteiligten.EinigeAussagenausdenInterviewsverdeutlichensowohl
dieVorteile(Eventcharakter,kurzfristigeErfolge)alsauchdieHerausforderungen(Planungsfragen,benötigte
Flexibilität):
„EinTaggemeinsamFußballspielenohneDruck,nurzumSpaß,GesundeKinderstandenanfangsbefremdͲ
lichda,konntenmitRollifahrergarnichtsanfangen,nachdemMittagesseneineGruppe,alleswartollund
fürdenRollifahrerwaresderschönsteTaginseinemLebengewesen.“
„HatallenBeteiligtenSpaßgemacht,wirhabengemeinsameinMusicalaufgeführt,sindauchschauspieleͲ
rischinErscheinunggetreten.“
„NachtwanderungwareinErlebnis,dasvielesonichtkannten.“
106
„SeitzweiJahrengibtes[dasAngebot],diesesJahrwaresgrößer,Logistikschwieriger,daAnreisemitöfͲ
fentlichenVerkehrsmitteln.ZusammenarbeitmitderSchulewardankdesEngagementseineseinzelnen
Lehrersgut.DieFinanzierungwarschwierig,dadieSchuleunkooperativwarundkeineKostenübernehmen
wollte.EswarvielEinsatzgefordertbeiderUnterstützungderbehindertenKinder.“
„SchwierigkeitengibteseherstrukturellerArt,dassz.B.einKünstlercateringparallelzumCafévorbereitet
werdenmuss,vompädagogischenKonzeptherabersehrgut.“
DieindiesenAktivitätengeschildertenHerausforderungenentsprechenimGrundeauchdenAnforderungen
aneineInklusionindenRegelbetrieb:EsgehthierbeiauchumRessourcen,SicherungvonUnterstützung
sowieAnpassungderAngebote.
„SpannendeundtolleArbeit,warbishereineBereicherung,manmussabervielesmehrfacherklärenund
vereinfachen.“
„Manschautsituationsbedingtobesmöglichist.ImVorfeldmussmandasKindmiteinerBehinderungerst
kennenlernen.“
„InsbesondereKinder[ohneBehinderung],dieschonlängerdabeisind,entwickelnBereitschaftzurehrenͲ
amtlichenAssistenz,auchElternvonbehindertenKindernarbeitenehrenamtlichmit.“
„IndenGruppenmitKindernoderJugendlichenmiteinerBehinderungarbeitendreiBetreuerbei15Ͳ20
Teilnehmern.DavonistimmernureinTeilnehmermitEinschränkung.InderRegelkommteinBetreueraus
derFamilieoderEinrichtungmit.“
WiesichindenletztenbeidenPassagenbereitszeigt,scheinendieElternderTeilnehmer/innenmitBehindeͲ
rungeinegroßeRollezuspielen.DiesewerdenindasUnterstützungssettingeinbezogenundüberdiesewerͲ
deninderRegelauchdiebenötigenInformationenüberdenUnterstützungsbedarfeingeholt:
„Elternmüssenmiteinbezogenwerden,dieFrageist:wiewerdenInfostransportiert?“
„LebendigeundspannendeAngebote,nurguteErfahrungen.DieElternwünschensichmehrsolcheAngeͲ
bote,manmusssichaufalleBedürfnisseeinstellen.“
„EskommtimmeraufdieKidsundderenFamiliean.BeiSchwierigkeitenmussmandahinterhersein,das
Familiensystemmiteinbeziehen.ImBereichInklusionmussmanseinAngebotimmerwiederüberprüfen
undneueBereicheabdeckenoderanpassen.Manmussaberauchwissen,wasmansichzutrauenkann.
HierfüristdieElternarbeitwichtig.ManmussständigimGesprächbleiben!“
ZudiesemTypusgehörenfernerspezielle(FerienͲ)Freizeiten,AusflügeoderFerienprogrammpunktewie
Kinderspielstädte.AuslösereinerTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungkanndabeibeiͲ
spielsweisesein,dassehrenamtlichtätigeKinderoderJugendlicheGeschwistermitBehinderunghabenund
diesezudenentsprechendenProgrammangebotenmitbringen:
„Beiüber100Ehrenamtlichen,diebeiunsmitarbeiten,gibtesoftwelche,dieeigeneGeschwisteroderanͲ
dereAngehörigemitBehinderunghaben.EskommenalleFormenderBehinderungvor.“
InsgesamtzeichnetsichdieserTypusanAktivitätendurchAußeralltäglichkeit,Abgeschlossenheitsowiedurch
einenbesondershohen„Eventcharakter“aus.ImGegensatzzurInklusionindenRegelbetriebhabendiese
kurzfristigenAktivitätenjedochdenNachteil,dasssienichtnachhaltigwirken:häufighandeltessichbeiͲ
spielsweiseumwenigeStundeninderWocheoderimFallevonFerienfreizeitenoderGroßveranstaltungen
umeinmaligeEventsmiteinerDauervonwenigenTagenoderWochen.
107
ZudembestehtdieGefahr,dassdieteilnehmendenKinderundJugendlichenmitBehinderungauchinnerhalb
desAngebotssepariertwerden:
„DieErfahrungenwarensehrunterschiedlich,amAnfangkeinKonzept,nurZusatzbetreuer.DieBetreuer
vonderLebenshilfeunddieKinderwarendaheretwasausgeschlossen.Daswurdenungeändert,läuftjetzt
besser.“
ʹǤ͵Ǥ͵
›’—•…ȌǣǷ‹–‰—–‡‘”„‹Ž†˜‘”ƒ‰‡Š‡ǨDzȂ‡•‹„‹Ž‹•‹‡”—‰ǡ—Ž–‹’Ž‹ƒ–‘”‡’”‘Œ‡Ǧ
–‡•‘™‹‡‹Ž—•‹˜‡‡ƒǦ—†”‰ƒ‹•ƒ–‹‘•‡–™‹…Ž—‰
DerdritteTypusstelltinderTypologieeineBesonderheitdar,weilesbeidiesenAktivitätennichtdirektum
dieInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderungindiejeweiligenAngebotegeht.Stattdessen
zielendieVorhabenundProjektedaraufab,Inklusionals„Haltung“zuetablieren.Dazugehörenvorallem
Sensibilisierungsaktivitäten,Multiplikatorenprojekte(z.B.Inklusionsbotschafter)oderTandemͲModelle.Mit
HilfesolcherProjekteundAktionensolldieinklusiveIdeebeispielsweiseindenjeweiligenOrganisationen
(z.B.inSchulen)oderimSozialraumsichtbarundnachaußentransportiertwerden:
„UnserZielistes,MultiplikatorenalsInklusionsexpertenundInklusionsbotschafterzugewinnenundauszuͲ
bilden.DazuschulenwirMitarbeiter/innenundEhrenamtliche.“
„Zielistes,einzelneSchülerzumotivieren,sichzu„IncluͲAngels“ausbildenzulassen.SieerhaltenSchulunͲ
genimUmgangmitMenschenmitBehinderungundwerdendannineinemTandemmiteinemMenschen
mitBehinderungeingesetzt,umdiesenbeiseinerFreizeitgestaltungzubegleiten.“
DergezieltenSchulungvonjungenMenschen,etwaalsehrenamtlichTätige,kommthierbeieinebesondere
Bedeutungzu:
„HohesMaßanAnfangsbetreuung,Schulungensindextremwichtig“
„LehrerhabenihreSchüler[nachdemLehrgang]nichtwiedererkannt,sotollwardasErlebnis.AllekomͲ
menauseinerRegionundsolleneinenschönenTagmiteinanderverbringen.“
InsgesamtsinddieseAktivitätennichtzuunterschätzenundbeider(weiteren)UmsetzungvonInklusionvon
KindernundJugendlichenmitBehinderunginderKinderͲundJugendarbeitsehrwichtig.WiebereitsinKapiͲ
tel1.2sowieinKapitel1.3.1gezeigtwurde,habendieBewusstseinsbildungsowieSensibilisierungentspreͲ
chenderPersonengruppenparallelzuÖffnungvonAngebotenundAktivitäteneinewesentlicheBedeutung.
InsofernkommtderKinderͲundJugendarbeitbzw.JugendsozialarbeitnichtnurdieAufgabezu,dieZugänge
ihrerAngebotezuöffnenundeinestärkereBeteiligungvonKindernundJugendlichenzuermöglichen.DaneͲ
bengehtesaberimmerauchumeinenBildungsauftrag,indemalleBesucher/innenundTeilnehmer/innen
fürdieBelangebehinderterMenschensensibilisiertwerdenundVielfaltalsnormalempfundenwird.Somit
könnendieKinderͲundJugendarbeitsowiedieJugendsozialarbeitaucheinenwichtigenBeitragzurgesamtͲ
gesellschaftlichenRealisierunginklusiverLebensweltenleisten.DiesgiltinsbesondereauchimSinnevon
Gemeinwesenorientierung,AngebotenimKontextSchule,Förderungvon(politischer)Partizipationinden
KommunensowiezurVerbesserungderChancenbehinderterKinderundJugendlicherinSchuleundAusbilͲ
dung.
108
ʹǤ͵ǤͶ
›’—• †Ȍǣ ǷƮšŽ—•‹˜‡Ʋ ‰‡„‘–‡Dz Ȃ •’‡œ‹‡ŽŽ‡ Ƿ‹•…Š‡ƒ‰‡„‘–‡Dz ˆò” ƒ—••…ŠŽ‹‡éŽ‹…Š
‹†‡”—†—‰‡†Ž‹…Š‡‹–‡Š‹†‡”—‰
BeidemletztenTypushandeltessichstrenggenommennichtuminklusive,d.h.gemischteAngebote.HierunͲ
tergefasstsindspezielle(GruppenͲ)AngeboteundSettingsfürKinderundJugendlichemitBehinderungsoͲ
wiefallorientierteEinzelhilfe,etwaspezielle„Trainings“fürKinderundJugendlichemitBehinderung.Im
RahmenvonKooperationenmitFörderͲundSonderschulen,ElternverbändenoderBehindertenhilfeeinrichͲ
tungennutzenbeispielsweiseeinzelnePersonenoderGruppenvonKindernundJugendlichenmitBehindeͲ
rungAngebotederKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit.DieskönnenAngeboteinJugendhäusern
oderJugendtreffssein(etwadieNutzungvonRäumen),oderaberauchspezielleGruppenbeiSportvereinen
(z.B.sogenannteBehindertensportgruppen).DieAngebotefindendannnichtseltenzuspeziellenZeiten,in
speziellenSettingsoderinspeziellenRäumlichkeitenstatt.
„DieGruppenfindendasAngebotklasse.WirvereinbarenregelmäßigeTermine.EsgibteinegroßeAnfrage
undimmerwiederneueKooperationspartner.“
„[DieGruppen]kommenalleregelmäßig,siemachenallesmit,soweiteskörperlichmöglichist.DieTeilͲ
nehmerbrauchenvielEinzelbetreuungauchbeimUmkleiden.DieGruppewarauchbeidenwürttembergiͲ
schenMeisterschaftenvertreten.“
DanebenwerdenaucheinzelfallorientierteAktivitätengenannt,wiespezielleTrainings(SozialesKompetenzͲ
training)oderdieBeratungvonundArbeitmiteinzelnenSchüler/innen(z.B.mitAutismus).
„Kompetenztraining,Einzelschulung,intensiveEinzelbetreuung…“
„EinzelfallhilfebrauchtvielmehrZeit.EsläuftgutnachdemBeziehungsaufbauaber[KindermitBehindeͲ
rung]werdenleichtzurKlette.“
DieserAngebotstypushatVorͲundNachteile.AlsVorteilewurdehäufigbenannt,dassdamitzumindest„ersͲ
teBrücken“zuentsprechendenRegelangebotengebautwerdenkönnen.KinderͲundJugendlichemitBehinͲ
derung(bzw.derenEltern)lernenJugendtreffs,Aktivspielplätze,VereineoderandereAngebotederKinderͲ
undJugendarbeit/Jugendsozialarbeitkennen.DiesespeziellenAngebotewerdendaherhäufiggenutzt,um
einebestimmtePersonengruppe(etwaSchüler/inneneinerFörderͲoderSonderschule)mitdenAngeboten
vertrautzumachen.DieHoffnungbestehtdanndarin,dassdieseKinderundJugendlichendanninZukunft
aucheigeninitiativbzw.selbstständigdieAngebotenutzen.DieRealitätzeigthierbeijedoch,dassdiesselten
geschieht.Grunddafürist,dassdierelevantenPersonengruppenhäufigdenWegindieentsprechendeEinͲ
richtungnichtalleinefinden,d.h.ohnefremdeUnterstützungnichtbewerkstelligenkönnen.Oftwohnensie
weitentfernt(dasEinzugsgebietvonFörderͲoderSonderschulenistmeistsehrgroß),oderabersiehaben
geradeaufgrundderseparierendenAngeboteauchkeineKontakteindenEinrichtungen,diesiezumBesuch
desRegelbetriebsanimierenkönnten.GenaudarinwurzelndaherauchdieNachteiledieserAngebote.
InsgesamtentsprechendieseAngeboteeherdemIntegrationsparadigma,weilsiedaraufabzielen,Kindern
undJugendlichenmitBehinderungeineTeilnahmeineinem„künstlichen“Settingzuermöglichen,odersie
sozusagen`fit´fürdiejeweiligenSettingszumachen.EineAnpassungder(RegelͲ)Angebotefindethingegen
seltenstatt.AusdiesemGrundesinddieseAngebotsformen–trotzdergenanntenVorteile–besonderskriͲ
tischzubetrachten.
109
3
ZusammenfassungderErgebnisseausdenempirischenAnalysenzur
TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderunginder
KinderǦundJugendarbeit/JugendsozialarbeitundAntwortenaufdie
forschungsleitendenFragen
3.1
WiestelltsichdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehindeǦ
rungindenbefragtenEinrichtungenundOrganisationendar?
DieempirischenBefragungenverdeutlichen,dassdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehindeͲ
runginEinrichtungenundOrganisationenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitzwardurchaus
gegeben,abernochkeineflächendeckendeSelbstverständlichkeitist.DieszeigtsichvoralleminderZusamͲ
menstellungfolgenderUntersuchungsergebnisse:
x
x
x
BeietwadreiViertelder570befragtenEinrichtung/Organisation(73%)nehmenauchKinderundJuͲ
gendlichemitBehinderungandenAngebotenteil.EtwajedevierteEinrichtung/OrganisationhatalͲ
lerdings(aktuell)keineNutzer/innenmitBehinderung.DiesesGrößenverhältnisentsprichtinetwa
auchdenErgebnissenähnlicherBefragungen:IneinerbundesweitenBefragungvonJugendtreffs
wirdderAnteilvonEinrichtungenmitTeilnehmer/innenmitBehinderungmitknapp60%angegeben
(vgl.Seckinger2014;vgl.dazuKapitel1.3.2),inBefragungenvonFreizeitͲ,SportͲundKultureinrichͲ
tungeninverschiedenenStadtͲundLandkreisenbewegtsichderAnteilanOrganisationenundEinͲ
richtungenmitErfahrungenmitTeilnehmer/innenmitBehinderungzwischen70%undetwa75%
(sieheKapitel2.1.3).
AuchwennindreiViertelderbefragtenEinrichtungenKinderundJugendlichemitBehinderungan
denAngebotenpartizipieren,handeltsichmeistumeinzelneKinderundJugendlichebzw.umkleineͲ
reGruppen.DieTeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderungfindetdaherbisherehernoch
ineinzelnenFällenstatt.AuchdiesesErgebnisentsprichtdenBefundenähnlicherStudien(vgl.KapiͲ
tel1.3.2).
DieaufBasisderAuswertungderOnlineͲBefragungamhäufigstenvorkommendenBehinderungsarͲ
tensindLernbehinderungenundpsychischeErkrankungen,seltenernehmenKinderundJugendliche
mitgeistigenBehinderungenoderSinnesbeeinträchtigungenandenAngebotenteil.DamitbestätiͲ
gendieErgebnisseebenfallseinigeBefundeähnlicherBefragungen(vgl.Kapitel1.3.2).Zuvermuten
istjedoch,dass„Lernbehinderung“und/oder„psychischeErkrankungen“mitbestimmtenVerhalͲ
tensͲundEinstellungsauffälligkeitengleichgesetztwerdenundessichbeidiesenKindernundJuͲ
gendlichenmöglicherweisenichtimmerperDefinitionumPersonenmiteinerBehinderungimsozialͲ
rechtlichenSinnehandelndürfte.DamitwürdesichvermutlichdieangegebeneAnzahlvonteilnehͲ
mendenKindernundJugendlichen„mitBehinderung“auchnochetwasreduzieren.DieTelefoninterͲ
viewsrelativierendiesesÜbergewichtvonLernbehinderungenundpsychischenErkrankungenauch
tatsächlichetwas:Beidiesen45befragtenAkteurenspielengeistigeBehinderungensowieSinnesbeͲ
einträchtigungeneinedeutlichgrößereRolle.AmhäufigstennehmenandenimRahmenderTelefonͲ
interviewsuntersuchtenAngebotenKinderundJugendlichemitgeistigenBehinderungen,gefolgt
vonkörperlichenBehinderungenundseelischenErkrankungenteil.
Nebendiesen„quantitativen“Befunden,diesozusageninderSummederBefragungsergebnisseheraussteͲ
chen,lassensicheineReiheanUnterschiedenhinsichtlichderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmit
Behinderungfeststellen,dieindiesemKapitelebenfallszusammengefasstwerdensollen:
110
x
x
x
3.2
BezüglichderNutzungvonAngebotendurchKinderundJugendlichemitBehinderunglassensich
handlungsfeldspezifischeUnterschiedefeststellen:ImVergleichamseltenstennehmenKinderund
JugendlichemitBehinderunginAngebotenvonAkteurenausdenBereichen„KommunaleJugendͲ
pflege,Jugendreferat,Jugendförderung“und„Schulsozialarbeit“teil.DieHandlungsfelder„JugendͲ
freizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit“,„MobileJugendarbeit,Streetwork“,„JugendverͲ
bandsarbeit“sowiediekirchlicheJugendarbeitnehmeneineMittelpositionein.HingegenpartizipieͲ
renKinderundJugendlichemitBehinderungsehrhäufiganAngebotenausdenBereichenkünstleͲ
rischͲmusischeBildung,TagungshäuserundJugendbildungsstätten,Jugendberufshilfesowieinder
offenenArbeitmitKindern.
AuchbeidenTätigkeitsschwerpunktengibtesUnterschiede:Akteure,dieschulbezogeneUnterstütͲ
zunganbieten,gabenamhäufigstenan,dasssiekeineNutzer/innenmitBehinderunghaben.Danach
folgenAkteuremitdenTätigkeitsschwerpunktenTraditionsͲundBrauchtumspflege,politischeBilͲ
dung,Sport/BewegungundhandwerklichesGestalten.AmhäufigstenistderKontaktzuKindernund
JugendlichenmitBehinderunghingegenbeiAkteurenmitdenSchwerpunktenZirkuspädagogik,TheͲ
aterpädagogik,NaturundTiere,Tanz,kreatives/künstlerischesGestalten,MusikundGesang,sowie
insbesondereReisenundTourismus.DieAuswertungenverdeutlichen,dassdieTeilnahmevonKinͲ
dernundJugendlichenmitBehinderungindenHandlungsͲundTätigkeitsfeldernhöherist,diesich
auffreizeitͲundkulturpädagogischeAktivitätenunddamitauchaufAktivitätenohne(EinzelͲ)LeisͲ
tungsbezugundmiteinergewissenErgebnisoffenheitbeziehen.InAngeboten,diesichstärkerauf
Leistungssystemebeziehen,sindimVerhältnisgesehenwenigerKinderundJugendlichemitBehindeͲ
rungpräsent.AuchdieseErgebnissebestätigendieErkenntnisseandererStudien(vgl.Kapitel1.3.2).
GroßeEinrichtungen/Organisationen(gemessenanderAnzahlhauptamtlichBeschäftigter)haben
eherNutzer/innenmitBehinderungalskleinereEinheiten.DasGleichegiltfürdieAnzahlEhrenamtliͲ
cher.DafürgibtesdreiverschiedeneDeutungen:Erstenskönntediesdamitzusammenhängen,dass
größereTrägereingrößeresSpektrumanAngebotenhaben.Zweitensistaberauchdenkbar,dass
solcheEinrichtungeneingrößeresEinzugsgebiethaben.DiedritteErklärungverweistaufentspreͲ
chendepersonelleRessourcen,diebeigrößerenOrganisationenkompensierendwirkenkönnen.
WassinddieHintergründedafür,dassKinderundJugendlichemitBehinǦ
derungandenAngebotenderbefragtenEinrichtungenundOrganisationen
teilnehmenbzw.nichtteilnehmen?
DiezweitezentraleUntersuchungsfrageist,wasdieGründefürdieNichtteilnahmebzw.dieAuslöserfür
eineTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungsind.FolgendeErkenntnisselassensich
hierbeizusammenfassen:
x
x
HauptgrundfürdieNichtͲTeilnahmeistdiefehlendeNachfrage.DasseskeineNachfragevonKinͲ
dern/JugendlichenmitBehinderungbzw.derenAngehörigengab,kreuztenallein86%allerEinrichͲ
tungenohneNutzer/innenmitBehinderungan.
EtwaeinDrittelbenanntediefehlendeBarrierefreiheitalsGrunddafür,dasskeineKinderundJuͲ
gendlichemitBehinderungandenAngebotenteilnehmen.DieseÜberbetonungvonfehlenderBarriͲ
erefreiheitalsGrundfürdieNichtnutzungvonKindernundJugendlichenmitBehinderungverdeutͲ
licht,dassderBegriff„Behinderung“vorallemmiträumlichenBarrierenbzw.mitkörperlichenBeͲ
hinderungenassoziiertwird.RäumlicheBarrierenstellenhingegenkeinHindernisfürLernͲundgeisͲ
tigbehinderteMenschensowiefürpsychischbeeinträchtigteMenschendar.
111
x
x
x
x
3.3
BetrachtetmandieEinrichtungenmitNutzer/innenmitBehinderungsozeigtsich:DieTeilnahme
gehtmeistaufdieInitiativeBetroffenerbzw.derenAngehörige(meistElternoderGeschwister)zuͲ
rück.EtwasseltenerwerdenentsprechendeAktivitätenaktivvonSeitenderEinrichtungenundOrͲ
ganisationenunternommen.WenndiesderFallist,dannspielenmeistdieeigeneBetroffenheitoder
vorherigeberuflichebzw.außerberuflicheErfahrungenvonMitarbeiter/inneneinewichtigeRolle.In
diesemZusammenhangzeigtsichzudem:WennEinrichtungen/OrganisationenselbstindieseRichͲ
tungaktivwerden,dannhängtdiesmeistmitdemEngagementbestimmterSchlüsselpersonenzuͲ
sammen(z.B.Leitungskräfte,Mitarbeiter/innenmitentsprechenderVorerfahrung,usw.).EinegewisͲ
seRollespielenweiterhinAnfragenvonbzw.KooperationenmitFörderͲundSonderschulensowie
mitEinrichtungenderBehindertenhilfe.InsbesonderedieErgebnisseausdenTelefoninterviewsund
Fallstudienverdeutlichenzudem,dassKinderundJugendlichemitBehinderunghäufigdurchihreGeͲ
schwister„mitgenommen“werdenoderaberaufgrundderAnfragederElternandenAngeboten
teilnehmen.Dieserklärtauch,warumessichhäufignurum„Einzelfälle“handelt.Insofernscheintdie
UmsetzungvonInklusioneherein„Reagieren“aufdieNachfragevon(einzelnen)Betroffenenbzw.
derenAngehörigeundwenigereinaktives„Agieren“vonSeitenderEinrichtungenzusein.
EntsprechendgeringfälltauchderAnteilanEinrichtungen/Organisationenaus,dieangeben,dasssie
ihreAngeboteaktivfürKinder/JugendlichemitBehinderungbewerben.Nur15%allerbefragtenEinͲ
richtungen/OrganisationenbewerbenalleihreAngebote,undweitere25%tundiesfüreinenTeilder
Angebote. Insgesamt 60% verfolgen keine aktive Werbestrategie. Selbst bei den Einrichtungen, die
bereitsTeilnehmer/innenmitBehinderunghaben,fälltdieserAnteilnichtsehrgroßaus.Auchinden
Telefoninterviewszeigtsich:EtwadieHälftederAkteure(51%)gibtan,dassdieAngeboteauchexͲ
plizitalsinklusiveAngebotebeworbenwerden,49%verneinendies.
DieseeherverhalteneaktiveUmsetzungsstrategiewirdauchdarindeutlich,dassnuretwa60%der
befragtenEinrichtungen(weitere)Angeboteplanen,andenenauchKinderundJugendlichemitBeͲ
hinderung teilnehmen können. Hierbei planen vor allem die Einrichtungen weitere Angebote, die
auchaktuellNutzer/innenmitBehinderunghaben.DieserstatistischsignifikanteZusammenhanglegt
dieSchlussfolgerungnahe,dassder(regelmäßige)KontaktzuKindern/JugendlichenmitBehinderung
auchdazuführt,aktivweitereSchrittezurUmsetzungvonInklusionzugehen.HintergrundsindverͲ
mutlichpositiveErfahrungenundderAbbauvonBerührungsängstenundVorbehalten,wasdanndie
Bereitschafterhöht,weitereAngebotefürKinderundJugendlichemitBehinderungeinzurichten.
AuffallendbeiderFragenachderzukünftigenPlanungvonAngebotenfürKinderundJugendlichemit
Behinderung ist ferner, dass diejenigen Einrichtungen, die keine (weiteren) Angebote planen, eine
mangelndeNachfragebzw.mangelndenBedarfalsBegründungangeben.Verwiesenwirdindiesem
Zusammenhangauchhäufigdarauf,dassesbereitsAngebotefürdieseKinderundJugendlichegibt
(gemeintsinddabeiAngebotevonEinrichtungenoderDienstenderBehindertenhilfe).RessourcenͲ
fragensowiemangelndeBarrierefreiheitspielenhingegeneinegeringereRolle.DasThemamangelnͲ
deNachfragesowiederZugangzurPersonengruppeKinderundJugendlichemitBehinderungspielt
dahereineSchlüsselrollebeiderUmsetzungvonInklusioninderKinderͲundJugendarbeit/JugendͲ
sozialarbeit. Vermutlich würde die Bereitschaft zur Einrichtung (weiterer) inklusiver Angebote steiͲ
gen,wenneseineentsprechendeNachfrageundPräsenzgibt.
WielassensichdieAngebote,andenenKinderundJugendlichemitBehinǦ
derungteilnehmen,charakterisieren?
EinweitererSchwerpunktderBefragungenistdiegenaueBetrachtungderAngeboteundAktivitäten,an
denenKinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen.HierbeizeigensichfolgendeAuffälligkeiten:
112
x
x
x
x
InallenBefragungenwirddeutlich,dassdieAngeboteschwerpunktmäßigvonhauptamtlichenMitͲ
arbeiter/innenoderineinemTeambestehendausHauptamtlichemundEhrenamtlichemdurchgeͲ
führtwerden.BetreuungssettingsmitHonorarkräftensowiedurchausschließlichehrenamtlicheMitͲ
arbeiter/innenwerdensehrvielseltenergenutzt.Angebote,andenenKinderundJugendlichemit
Behinderungteilnehmen,sinddemnachschwerpunktmäßigeinHandlungsfeld,indemdiePlanung,
GestaltungundDurchführungdurchHauptamtlicheeinegroßeRollespielt.Ehrenamtlichewerden
zwaralsChanceundBereicherunggesehen(höhererBetreuungsschlüssel,mehrMöglichkeiten,UmͲ
setzungvonInklusioninPeerͲBeziehungen),einerausschließlichenBetreuungdurchEhrenamtliche
begegnendiebefragtenPersonenabermitdeutlicherSkepsis.GrundhierfürsindÜberforderungund
inderFolgeMotivationsverlust.Weiterhinwirdder(sozialͲ)pädagogischenKompetenzvonhauptͲ
amtlichenFachkräfteneineentscheidendeWichtigkeitbeidieserFragezugemessen.
EinehoheBedeutungbeiderPlanungundUmsetzungvonAngebotenfürKinderundJugendlichemit
BehinderunghatdasThema„Wissen“bzw.„Informationen“überdiejeweiligenUnterstützungsbeͲ
darfederteilnehmendenKinderundJugendliche.EntsprechendeInformationenüberbenötigteUnͲ
terstützungsͲundAssistenzbedarfemüssendaherstetseingeholtwerden.DemAustauschmitden
ElternkommthierbeidiegrößteBedeutungzu,gefolgtvon(EinzelͲ)Gesprächenmitdenbetroffenen
KindernundJugendlichenselbst.DiebenötigtenInformationenkönnenjedochauchüberSchulen
(z.B.Lehrer/innen,Schulbegleiter/innen)oderüberentsprechendeEinrichtungenderBehindertenͲ
hilfeeingeholtwerde.AuchausdiesemGrundesindKooperationenäußerstwichtig.
InhaltichbesonderszueignenscheinensichnachMeinungderbefragtenEinrichtungenundOrganiͲ
sationenkreative,handwerklicheundmusikalischeAngebote,Spiel,Sport,Bewegung,ErlebnispädaͲ
gogik, Theaterpädagogik, Zirkuspädagogik, Tanz sowie Natur, Tiere, Umwelt und Ferienfreizeiten.
DieseErgebnissespiegelnauchdieBefundeähnlicherUntersuchungenwieder(vgl.Kapitel2.1.3und
2.1.5). Eine geringere „Eignung“ wird hingegen schulbezogener Unterstützung, Hilfen im Übergang
Schule und Beruf, sowie Angeboten aus den Themenbereichen politische Bildung, WissensvermittͲ
lung/Information,TraditionͲundBrauchtumspflege,GlaubeundWeltanschauungsowiegeschlechtsͲ
spezifischenGruppenzugesprochen.InteressantisthierbeivorallemdasÜbergewichtanschulͲund
bildungsbezogenen Angeboten bei diesen negativen Einschätzungen. Möglicherweise schlagen sich
in diesen „Bewertungen“ defizitäre Denkmuster im Hinblick auf die kognitive Leistung behinderter
Menschendurch.ZudemverweistdieseEinschätzungaufdie(noch)marginaleBedeutungderschuliͲ
schen Inklusion und des Themas „Inklusion in Ausbildung und Beschäftigung“. Die KinderͲ und JuͲ
gendarbeitbzw.JugendsozialarbeitmusssichdiesenThemenjedochdringendöffnen,zumalschuliͲ
scheInklusionundTeilhabeamArbeitslebenzudenKernherausforderungenbeiderUmsetzungvon
Inklusionzählen.
AuffallendandenuntersuchtenAngebotenistabervorallem,dassessichamhäufigstenumspezielͲ
le,mehroderwenigerinklusiveAngebotefürKinderͲundJugendlichemitundohneBehinderung
handelt(spezielleProjekte,Freizeiten,spezielleWochenprogrammpunkte,Veranstaltungen).Sowohl
inderOnlineͲBefragungalsauchindenTelefoninterviewswerdensehrhäufigkurzfristigeEventsund
zeitlichebefristeteAktivitäten,wieFerienfreizeiten,Workshops,Projekte,o.Ä.,genannt.Auchdie
AntwortenaufdieFragenachinderZukunftgeplanten(weiteren)Angebotenverdeutlichtdiese
DominanzsporadischerundkurzfristigerEvents:SowerdensowohlinderOnlineͲBefragungalsauch
indenTelefoninterviewsvorallemFreizeitenbzw.AngeboteimRahmendesFerienprogramms,speͲ
zielleSportangebote,AngeboteimkreativͲkünstlerischͲmusischenBereich,Tanzprojekte,sowienaͲ
turͲ,theaterͲunderlebnispädagogischeAngeboteerwähnt.InsbesonderewasdieDominanzvonFeͲ
rienfreizeitenalsAngebotsformfürinklusiveGruppenbetrifft,bestätigendieErgebnissederBefraͲ
gungenauchandereStudien(vgl.Kapitel1.2.3.).
113
x
x
3.4
DieserTrendwirdbesondersdeutlichindenTelefoninterviews:MehralsdieHälftederimRahmen
derTelefoninterviewsbefragten45AkteurebenanntesolcheAngebote.DieInklusionindenRegelͲ
betriebbzw.indenalltäglichenAblaufspielthingegeneineetwaskleinereRolle:38%derbefragten
AkteuregebendiesalsZielderAngebotevor.DanebenwurdenaberauchvieleexklusiveAktivitäten
(spezielleGruppenangebote,andenennurKinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen)soͲ
wieAngebote,diesichaneinzelneKinderundJugendlichemitBehinderungrichten(Einzelhilfe,speͲ
zielleTrainings)dokumentiert:EtwaeinDrittelderbefragtenAkteurebenanntesolcheAngebote.
AllesinallemverdeutlichtinsbesonderedieAuswertungderTelefoninterviews,dassKinderundJuͲ
gendlichemitBehinderungschwerpunktmäßigin„speziellen“SettingsanAngebotenderKinderͲund
Jugendarbeit/Jugendsozialarbeitteilnehmen.ZwargabeinenichtunerheblicheAnzahlanAkteuren
an,dassKinderundJugendlichemitBehinderungimRegelbetriebinkludiertwerden,rechnetman
jedochdiespeziellenAngebote,Projekte,Programmpunkte,Ferienangebote,Veranstaltungensowie
die„exklusiven“(Gruppen)Angebotezusammen,soentfallendreiMalmehrNennungenaufdiese
„speziellen“Settings.Entsprechendwirddeutlich,dassdiedokumentierteAngebotslandschaftdurch
sporadischeundineinen„speziellen“RahmeneingebetteteAngebotedominiertwird.
WelchenaktuellenundzukünftigenStellenwerthatdasThemaInklusion
vonKindernundJugendlichenmitBehinderunginEinrichtungen/OrganiǦ
sationenderKinderǦundJugendarbeitbzw.Jugendsozialarbeit?
DieletzteUntersuchungsfrageist,welchenaktuellenundzukünftigenStellenwertdasThemaInklusionfür
diebefragtenEinrichtungenundOrganisationenhat.HierbeispielendiejeweiligenBerührungspunktemit
demThema,dieQualifizierungderMitarbeiter/innen,derAbbauvonBarrierensowiediebenötigtenResͲ
sourcenunddiezukünftigePlanungundUmsetzungsstrategieeinewichtigeRolle.FolgendeErgebnisselasͲ
sensichhierzuzusammenfassen:
x DieBerührungspunktezumThemenbereichInklusionundBehinderungbeschränkensichaufGrundͲ
kenntnisseundbasierenhäufigaufKooperationenmitSonderͲundFörderschulenbzw.EinrichtunͲ
genderBehindertenhilfe.DassEinrichtungenundOrganisationenselbstVeranstaltungenzudem
ThemadurchführenoderMitarbeiter/innenanVeranstaltungenundSchulungenzudenrelevanten
Thementeilnehmen,kommtvergleichsweiseseltenvor.Insgesamtistdaherfestzuhalten,dasssich
dieBerührungspunktemitdemThemaInklusionundBehinderungbisheraufGrundkenntnisseoder
Kooperationenreduzierenlassen.Eineoffensivereund/oderaktivereAuseinandersetzungmitdem
ThemawürdesichvermutlicherstdurcheinehöhereNachfragebzw.stärkerePräsenzvonKindern
undJugendlichenmitBehinderungeinstellen(sieheoben).
x BeidenEinrichtungen,dieauchTeilnehmer/innenmitBehinderunghaben,wirddeutlich,dassdie
Behindertenhilfe,FörderͲundSonderschulensowieElterninitiativennichtnuralsAuslöserfürdie
TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungeinegroßeRollespielen,sondernauchals
wichtigeKooperationspartner.DerNutzendieserKooperationenbestehtzumeineninderÜbernahͲ
mevonPflegeͲundBetreuungsaufgabenbeidenAngeboten(z.B.inFormvonKooperationsprojekͲ
tenoderderehrenamtlichenMithilfebetroffenerEltern),zumanderenprofitierendieEinrichtungen
derKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitvondiesenKooperationenaberauchimHinblick
aufdenWissensaustauschüberdiejeweiligenUnterstützungsͲundAssistenzbedarfe.Alternativzu
SchulungendienendieseKooperationendabeiauchalsinformelleWissensquelle.
114
x
x
x
x
DieOnlineͲBefragungzeigt,dassnur20%derEinrichtungen/OrganisationenmitNutzer/innenmit
BehinderungkonkreteSchulungendurchgeführthaben.DabeiwerdenaberaucheinigeSchulungsͲ
maßnahmengenannt,diekeinenerkennbarenBezugzumThemenspektrumInklusionundBehindeͲ
runghaben(würdemandieseSchulungsmaßnahmenohneBezugzumgenanntenThemenspektrum
herausrechnen,reduziertsichdieAnzahlangenanntenSchulungsmaßnahmennochmalsdeutlich).
BetrachtetmandierelevantenSchulungen,sozeigensichdreiSchwerpunkte:Grundlagenwissen
zumThemenspektrumInklusion,InformationzuverschiedenenFormenvonBehinderungundden
damitzusammenhängendenUnterstützungsbedarfen(häufigwirdhierAutismusundpsychischeStöͲ
rungengenannt),sowieSchulungenvonEhrenamtlichenoderFSJ`lern(Inklusionsbegleiter,FerienͲ
freizeiten,usw.).SeltenerspielendieThemenbereichePersönlicheAssistenzundOrganisationder
UnterstützungeineRolle.Zuvermutenist,dassdieseUnterstützungmitHilfevonKooperationenoͲ
derdurchAngehörigevonBetroffenenabgedecktwird(sieheoben).AuchindenTelefoninterviews
wirddeutlich,dassinwenigeralsderHälftederFällekonkreteFortͲundWeiterbildungsmaßnahmen
wahrgenommenwurden.DanebenspieltdermehroderwenigerinformelleAustauschmitKooperaͲ
tionspartnern,insbesonderemitKooperationspartnernausderBehindertenhilfe,ebenfallseinegeͲ
wisseRolle.WasdieThemenvonSchulungenbzw.Fortbildungenbetrifft,sowerdendieBefundeder
OnlineͲBefragungweitestgehendbestätigt:EsdominierendieThemenInklusion,Barrierefreiheit,AsͲ
sistenzsowievorallemGrundlagenwissenzuverschiedenenFormenvonBehinderung(insbesondere
Autismus,psychischeErkrankungenundADHS).GenanntwerdenaberauchThemen,dieaufdenersͲ
tenBlicknichtsmitderInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderungzutunhaben,beiͲ
spielweiseUmgangmitherausforderndembzw.aggressivemVerhaltenundschwierigenSituationen
sowieElternarbeit.
IndenTelefoninterviewswurdendarüberhinausauchzukünftigrelevantebzw.gewünschteFortͲ
undWeiterbildungsthemenerfragt.DiemitAbstandgrößteRollespielenhierbeiInformationenzu
verschiedenenArtenvonBehinderungunddendamitinVerbindungstehendenUnterstützungsbeͲ
darfen.AnzweiterunddritterStellefolgenFortͲundWeiterbildungenzudenThemen„Planung/GeͲ
staltungvon(inklusiven)Angeboten“sowie„AllgemeineInformationenzumThemenspektrumInkluͲ
sion“.NebendiesenFortͲundWeiterbildungsthemenwurdevoneinpaarAkteurenauchnochder
Wunschgeäußert,VeranstaltungenoderFachtagefürdenAustauschzwischenEinrichtungendurchͲ
zuführen(gegenseitigInformieren,neueWegefinden,andereKonzeptekennenlernen).
BeimThemaAbbauvonBarrierenkonzentrierensichdieAnstrengungenbislangvorallemaufsoziaͲ
le,aufgabenbezogeneundräumlicheBarrieren.SprachlicheBarrierensowieBarrierenfürsinnesbeͲ
einträchtigteKinderundJugendlichesindnochwenigimFokus.Vermutlichhängteinsolcherrelativ
einseitigerBarrierenabbaueinerseitsmitbestimmten„Assoziationen“zumThemaBehinderungzuͲ
sammen,zumanderenkönnteaberauchdiestärkerePräsenzbestimmterPersonengruppendafür
verantwortlichsein.DiesdecktsichauchmitderbishernochniedrigenKontakthäufigkeitzuPersoͲ
nengruppenmitgeistigerBehinderungundSinnesbeeinträchtigung.DainklusiveBemühungenjeͲ
dochalsvorausschauendesBemühenzumAbbauallerBarrierenverstandenwerdenmüssen,sind
hiernochwichtigeSchrittesowohlimHinblickaufSensibilisierungfürdieseBarrierenalsauchzum
Abbaudieserzugehen.DennbeieinemVernachlässigenoderIgnorierendieserBarrierenwerden
MenschenmitgeistigenBehinderungenoderSinnesbeeinträchtigungenauchnichtden„Weg“indieͲ
seEinrichtungenfinden.DamitgehtdanneinestrukturelleAusgrenzungandererBehinderungsarten
einher.DementsprechendisteineSensibilisierungderrelevantenAkteurefürdieVielfaltvonBehinͲ
derungerforderlich:InklusionerforderteinenganzheitlichenBickaufBarrieren,dieesumfassend
abzubauengilt.
DiewichtigstenHerausforderungenfürdieZukunftwerdenvorallemimHinblickaufpersonelle,
räumlicheundökonomischeRessourcengesehen,gefolgtvoneiner(noch)mangelndenNachfrage
115
x
x
x
116
durchKinderundJugendlichemitBehinderungbzw.diemangelndeErreichbarkeitdieserKinderund
JugendlichenmitherkömmlichenWerbestrategien.Barrierefreiheit,BerührungsängsteodermanͲ
gelndesWissenbzw.fehlendeKompetenzenimUmgangmitMenschenmitBehinderungenspielen
einegeringereRolle.ImVergleichzwischenEinrichtungenundOrganisationenmitundohneKinder
bzw.JugendlichemitBehinderungzeigtsich,dassdiefehlendeNachfragevorallemvondenAkteuͲ
ren,dieaktuellauchkeineNutzer/innenmitBehinderunghaben,alswesentlicheHerausforderung
gesehenwird.
BeiderFragenachzukünftigenStrategienundgeplanten(weiteren)AngebotenfürKinderundJuͲ
gendlichemitBehinderungwirddeutlich,dassknappdieHälftederbefragtenEinrichtungenundOrͲ
ganisationenkeinekonkretenPlänehat.AlsBegründungwerdenauchhiermangelndeRessourcen
sowieeinefehlendeNachfrageangegeben.HingegenverweisenEinrichtungenundOrganisationen,
dieinZukunftverstärktBemühungenzurUmsetzungvonInklusiontätigenwollen,aufdieWichtigͲ
keitvonKooperationen(v.a.mitSonderͲundFörderschulensowiemitDienstleisternderBehinderͲ
tenhilfe)einerseits,sowieaufgezielteWerbungundÖffentlichkeitsarbeitandererseits.ImmerwieͲ
derwirdindiesenKontextenauchdeutlich,dassdiefehlendeNachfragemöglicherweiseauchmit
derUnwissenheitunddenÄngstenvonElternmitKindernundJugendlichenmitBehinderungzuͲ
sammenhängenkönnte.AusdiesemGrundesolltensicheineverstärkteÖffentlichkeitsͲundWerͲ
bestrategieinsbesondereauchdiesenÄngstenundInformationsdefizitenannehmenundElternmit
behindertenKindernentsprechendinformieren.
EininteressanterBefunddertelefonischenInterviewsindiesemZusammenhangist,dassmehrals
dieHälftederbefragtenEinrichtungenundOrganisationen,dieauchTeilnehmer/innenmitBehindeͲ
runghaben,eine/nAnsprechpartner/in,eineKontaktpersonodereineArt„Kümmerer“fürdieUmͲ
setzungvonInklusionhaben.DieAufgabenerstreckensichvonderKonzepterstellung,Organisation,
FinanzierungundKoordinationderAngebote,überdieÖffentlichkeitsarbeit,Anmeldungensowie
KontaktarbeitmitEltern,FamilienundKooperationspartnernausderBehindertenhilfebishinzum
ManagementderUnterstützungundSchulungvonEhrenamtlichen.DaherfungierendiesePersonen
alsMultiplikatorundSprachrohrnachinnenundaußenundsollenbeispielsweisedasThemaweiter
„vorantreiben“.AlswichtigwirdvorallemdieFunktioneinerKontaktstellefürElternvonKindern
undJugendlichenmitBehinderungsowiefürSchulenundEinrichtungenderBehindertenhilfegeseͲ
hen.EinesolcheFunktionkannalszukunftsweisendfürdieUmsetzunginklusiverAngeboteinder
KinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitherausgestelltwerden.
AbschließendwirdvondenbefragtenEinrichtungenundOrganisationensowohlinderOnlineͲ
BefragungalsauchindenTelefoninterviewsundFallstudienzur(weiteren)UmsetzungvonInklusion
UnterstützungsbedarfimHinblickauf(v.a.finanzielle)RessourcensowiebezüglicheinerVerbesseͲ
rungderNachfragevonKindernundJugendlichenformuliert.ZentralistdabeidasAnliegen,Kinder
undJugendlichemitBehinderungsowieinsbesonderederenElternüberdieMöglichkeitenindiesem
Handlungsfeldzuinformieren.EntsprechendeKampagnenundöffentlichkeitswirksameStrategien
könntenhelfen,dassmehrKinderundJugendlichemitBehinderungaufdieAngebotederKinderͲ
undJugendarbeit/Jugendsozialarbeitaufmerksamwerdenunddiesenachfragen.
4
Handlungsempfehlungen–EinModellzurUmsetzungvonInklusionin
derKinderǦundJugendarbeit/JugendsozialarbeitinBadenǦ
Württemberg
DieaufBasisderLiteraturanalyse(Kapitel1)sowiedernachfolgendenempirischenBefragungen(Kapitel2)
abzuleitendenHandlungsempfehlungenzur(weiteren)UmsetzungvonInklusionvonKindernundJugendliͲ
chenmitBehinderunginOrganisationen,EinrichtungenundProjektenderKinderͲundJugendarbeitbzw.
JugendsozialarbeitinBadenͲWürttemberglassensichnuralsmehrdimensionalesModellbeschreiben.InsbeͲ
sonderedieErgebnissederempirischenUntersuchungenverdeutlicheneinkomplexesZusammenspielverͲ
schiedenerHerausforderungenundRahmenbedingungenaufverschiedenenEbenen.DieseHerausforderunͲ
genwerdenimFolgendengenauerbeschrieben,umaufdieserBasisentsprechendeHandlungsempfehlungen
ausformulierenzurkönnen.
Abbildung61verdeutlichtdieverschiedenenHerausforderungenalsWirkungskreislauf.DerKreislaufbesteht
dabeiausvierThemencluster,dienachfolgendgenauerdargestelltwerden.Diejeweiligen,wechselseitig
ausgerichtetenPfeilesymbolisierendabeidieAbhängigkeitdereinzelnenThemenbereichevoneinander.
DickerePfeilebedeuten,dassdieBearbeitungdereinenHerausforderungeinewichtigeBedingungfürdie
BewältigungdernachfolgendenHerausforderung(en)ist.DiedünnerenPfeileverweisenhingegendarauf,
dassdieVeränderungenbzw.VerbesserungenallernachfolgendenHerausforderungenwiederumpositiven
EinflussaufdievorherigenSchrittehabenundbeiderweiterenBewältigungdieserHerausforderungenhilfͲ
reichsind.InsofernistdasAgierenaufverschiedenenEbenendurchaussinnvollundnotwendig.Indiesem
VerständnismussInklusionstetsalsProzessverstandenwerden.30
Abbildung61:Herausforderungenbeider(weiteren)UmsetzungvonInklusioninderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit
30 Für die strukturierte Umsetzung von Inklusion in einzelnen Einrichtungen und Organisationen wurde bereits im „Index für die Jugendarbeit zur
Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung“ ein hilfreiches Prozessmodell mit entsprechenden Handlungsempfehlungen entwickelt.
Auch hier wird deutlich, dass Inklusion als langwieriger Prozess begriffen werden muss, der Anstrengungen auf verschiedenen Ebenen erfordert (vgl.
Meyer/Kieslinger 2014). Dieser Index hat jedoch einrichtungs- bzw. organisationsspezifische Relevanz und kann nicht unmittelbar auf die in dieser
Expertise herauszuarbeitenden Empfehlungen für eine umfassende, landesweite Strategie zur Umsetzung von Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit angewendet werden. Gleichwohl eignet sich der Index für einzelne, interessierte Akteure.
117
AufBasisderLiteraturanalyse(v.a.Kapitel1.3.2und1.3.3)sowieausdenBefundenderempirischenBefraͲ
gungenkonntenvierverschiedeneHerausforderungsbündelabgeleitetwerden,diezusammenfassendals
„Prioritäten“dargestelltwerden:
x
PrioritätIͲStrategischeAusrichtungundÖffentlichkeitsarbeit:Immerwiederwirddeutlich,dassdie
fehlendeNachfragebzw.eindarausresultierender,„mangelnder“Bedarf,alsBegründungdafürgeͲ
nanntwird,dasskeineKinderͲundJugendlichemitBehinderungandenAngebotenteilnehmen.WeiͲ
terhinzeigtdiegenauereBetrachtungvonEinrichtungenundOrganisationenmitNutzer/innenmit
Behinderung,dassdiesehäufigeigeninitiativbzw.aufgrundvonAnfragendurchdieEltern,dieAngeͲ
botewahrnehmen.EbensospielenKooperationenmitSonderͲundFörderschulenund/odermitEinͲ
richtungenderBehindertenhilfeeinewichtigeRolleals„Auslöser“.WaszukünftigeHerausforderunͲ
genbetrifft,werdenhäufig„mangelndeNachfrage“bzw.„fehlenderBedarf“genannt.IndiesemZuͲ
sammenhangwirddeutlich,dassKinderundJugendlichemitBehinderungden„Weg“inEinrichtunͲ
genderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitaugenscheinlichnochschwerfinden.Gründe
dafürwurdeninsbesondereinKapitel1.3.3benannt(z.B.ÜberdominanzvonAngebotenausderBeͲ
hindertenhilfe,ÄngsteundSorgenderEltern).EinewesentlicheHerausforderungbestehtdaherin
derVerbesserungvonInformationspolitikundÖffentlichkeitsarbeit.Alssinnvollkönntensichauch
InformationsͲoderKontaktstellensowieAnsprechpartner/innen,insbesonderefürbetroffeneElͲ
tern,erweisen.DavieleKommunenaktuellGeschäftsstellenfürInklusionund/oderentsprechende
Kontaktstellen(v.a.imBereichderEingliederungshilfe)einrichten,sindeineZusammenarbeitmit
diesenStellenundggf.aucheinegemeinsameKoordinationderAnstrengungensinnvoll.
x
PrioritätII–ZuständigkeitsklärungundfachlichesSelbstverständnis:MitdenErkenntnissenzuPrioͲ
ritätIinVerbindungstehteinhäufigzubeobachtendesmangelndesbzw.fehlendesInteresseaneiͲ
ner(weiteren)ÖffnungvonAngeboten.DieszeigtsichvorallemindergeringausgeprägtenPraxis
derAngebotsbewerbungsowieineinereherverhaltendenBereitschaft,weitereAngebotezuentwiͲ
ckeln.ZudemscheintdiePersonengruppevonKindernundJugendlichenmitBehinderung(noch)
nichtwirklichalsrelevanteZielgruppefürdieAngebotederKinderͲundJugendarbeitbegriffenzu
werden.Grunddafüristzumeinen,dassesbereitseinhochdifferenziertesAngebotsspektruman
FreizeitͲ,SportͲundBildungsangebotenfürdiePersonengruppevonMenschenmitBehinderungin
HandlungsfeldernderBehindertenhilfegibt(dieBefragungvonEinrichtungenohneNutzer/innenmit
Behinderungverdeutlichtdies,daalsBegründunghäufigangegebenwurde,esgäbebereitsAngeboͲ
teimSozialraum).DiesverführtdannaberauchzuderAnnahme,„manwärenichtzuständig“.Zum
anderenträgtaberauchdiebereitsobendargestellt„mangelndeNachfrage“zueinersolchen
Schlussfolgerungbeibzw.verstärktentsprechendeAnnahmen.AufgrundderForderungenderUNͲ
Behindertenrechtskonvention(insbesondereArtikel19und30,Vgl.Kapitel1.2.2)sinddieseAnnahͲ
menjedochnichtmehrhaltbarundmüssenunbedingtabgebautwerden.EinewichtigeRollespielen
danebensicheraberauchpersonelle,zeitlicheoderfinanzielleBedenken,dieszeigendieBefraͲ
gungsergebnisseebenso.UnabhängigdavonsindjedochAnstrengungenzuunternehmen,umdiese
ZuständigkeitsklärungimSinnederForderungenderUNͲBehindertenrechtskonvention(Teilhabe
amgesellschaftlichenundkulturellenLeben)zuunterstützenundinderFolgezueiner(weiteren)
ÖffnungderAngebotspalettebeizutragen,selbstverständlichimRahmenderbenötigtenpersonelͲ
lenundfinanziellenMöglichkeiten.ZurUnterstützungdieserProzessekönntenerstensProjektezur
BewusstseinsbildungfürdieseZuständigkeitsͲundAuftragsklärunginitiiertwerden,zweitenssind
geeigneteRahmenbedingungenzuschaffen(personelleundggf.finanzielleRessourcen)unddrittens
sind–vorallemwasdieseRahmenbedingungenbetrifft–eineVernetzungundKooperationenmit
(bestehenden)AnbieternderBehindertenhilfeanzustoßenundzufördern.
118
x
PrioritätIIIͲPädagogischeKonzepte,Angebotsentwicklung:DieErhöhungderNachfragevonSeiten
derjungenMenschenmitBehinderung(bzw.derenAngehörigen)sowieeinedamiteinhergehende
ZuständigkeitsklärungundÖffnungvonAngebotenführtzurnächstenHerausforderung:DieEntwickͲ
lunggeeigneterKonzepteund/oderÖffnung,Anpassungbzw.VeränderungvonAngeboten.Bisher
bestehtnochzusehrdieTendenz,„spezielle“(GruppenͲ)AngeboteoderSettingsfürdenPersonenͲ
kreisderKinderundJugendlichemitBehinderungeinzurichten.EinegroßeRollespielenhierbeispoͲ
radischeodereinmalige„Events“wieFerienfreizeiten,Projekte,WorkshopsoderVeranstaltungen.
DieTelefoninterviewsverdeutlichendarüberhinaus,dassetwa20%derdokumentiertenAngebote
sichausschließlichanjungeMenschenmitBehinderungrichten(„exklusiveAngebote“),etwainForm
vonspeziellenGruppen(z.B.Behindertensportgruppen),durchRaumnutzung,alsKooperationenmit
FörderͲundSonderschulenoderinFormvonEinzelbetreuung.DiesePraxismussaberpädagogisch
fundiertenunddidaktischneugestalteten,„wirklichen“inklusivenAngebotenweichen.Ansonsten
bestehtdieGefahreinerreinenFortsetzungbisherigerseparierenderFreizeitͲ,SportͲundBildungsͲ
angebotefürMenschenmitBehinderung,nurinanderenKontexten.GeradedieKinderͲundJugendͲ
arbeitbzw.JugendsozialarbeitbesitztjedochdasPotenzial(undauchdenAuftrag),mitdieserPraxis
zubrechenundjungenMenschenmitundohneBehinderungpositiveBegegnungenundKontaktezu
ermöglichen.DiesesPotenzialistbislangnochlangenichtausgeschöpft,undesmüssenhierzuentͲ
sprechendeAngebotsformen,Didaktikensowie(pädagogisch)betreuteSettingsgeschaffenwerden.
„Wirkliche“inklusiveAngeboteinderKinderͲundJugendarbeitscheinennochzusehrinden„KinͲ
derschuhen“zusteckenundessindgeeigneteMethodenundMaßnahmenzurPlanung,Gestaltung
undDurchführungsolcherBegegnungen,auchunterEinbezuggruppenpädagogischerÜberlegunͲ
gen,zuentwickelnundderenReichweiteundNachhaltigkeitauszuloten.Diesgiltesentsprechend
berufspolitischundfachdidaktischzufördern.
x
PrioritätIV–OrganisationsͲundTeamentwicklung:AllevorangegangenenHerausforderungenfinͲ
denschließlichihreEntsprechungineinerinklusivausgerichtetenOrganisationsͲundTeamentwickͲ
lung.EinesolcheOrganisationsͲundTeamkulturwirktwiederumaufdieanderendreiHandlungsbeͲ
reiche–StrategischeAusrichtungundÖffentlichkeitsarbeit,Zuständigkeitsklärungundfachliches
Selbstverständnis,pädagogischeKonzepteundAngebotsentwicklung–unmittelbarzurück.DieBeͲ
fragungenverdeutlichenhierbeieinennochbestehendenMangelanfundierterorganisationsͲoder
teamspezifischerAuseinandersetzungmitdenMöglichkeiteneinerinklusivenKinderͲundJugendarͲ
beit(natürlichimSinneeinerInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderung).DieBerühͲ
rungspunktebeschränkensichbisherauf„Grundlagenwissen“oderKooperationenmitSchulenund/
oderEinrichtungenderBehindertenhilfe.EinweitererBelegdafürist,dassentsprechendeEntwickͲ
lungenhäufignuraufdieInitiative(noch)einzelnerSchlüsselpersonenzurückgehen.AuchSchulunͲ
genzudiesemThemenspektrumsindehernocheineSeltenheitunddieFragenzuzukünftigenStraͲ
tegienundPlanungenverdeutlicheneineehernochabwartendeHaltung.Insgesamt,dieszeigendie
DatenanvielenStellen,scheinendiebefragtenEinrichtungenundOrganisationeneheraufdieInitiaͲ
tiveEinzelneroderaufKooperationsanfragenzu„reagieren“.Einoffensivesoderauchaktives„AgieͲ
ren“lässtsichsehrvielseltenerbeobachten.EntsprechendsindweitereAnstrengungenzuunterͲ
nehmen,einenProzessderinklusivenOrganisationsͲundTeamentwicklunginderKinderͲundJuͲ
gendarbeit/Jugendsozialarbeitanzustoßen.ZudenkenistanFortͲundWeiterbildungsmaßnamen,
aberauchaneinenstärkerenWissensaustauschzwischenverschiedenenHandlungsfeldern(z.B.
AkteurenausJugendͲundBehindertenhilfe)sowiedieFörderungvonKooperationenundmultidisͲ
ziplinärenTeams.DarüberhinausisteinePlattformzumErfahrungsaustauschhilfreich(z.B.inForm
vonFachtagen).BesondereBedeutunghatfernerdieBeschäftigungvonhauptͲoderehrenamtliͲ
chenMitarbeiter/innenmitBehinderung,weildiesdieKulturderEinrichtungenentscheidendprägt.
119
DieimRahmendieserExpertisezuerarbeitendenHandlungsempfehlungenfüreineumfassendeStrategiezur
UmsetzungvonInklusionvonKindernundJugendlicheninHandlungsfeldernderKinderͲundJugendarbeit/
JugendsozialarbeitinBadenͲWürttembergmüssendaherandiesenHerausforderungenansetzen.Dieim
FolgendenvorzuschlagendenMaßnahmenundUmsetzungshilfensinddaherdenbeschriebenenvierEbenen
zugeordnet(vgl.Abbildung62):
Abbildung62:MaßnahmenundAnstrengungenzurFörderungvonInklusioninderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit
4.1
AufbaueineröffentlichkeitswirksamenStrategiezurErhöhungderNachǦ
frage,Elternarbeit,Kontaktstellen,KooperationenundVernetzung
WiesichindervorangehendenAuseinandersetzunggezeigthat,spieltdieNachfragevonKindernundJuͲ
gendlichenmitBehinderungbzw.derenAngehörigeneinewesentlicheRolleundbildetdaherdenAusgangsͲ
punktderHandlungsempfehlungen.ZuempfehlensinddabeivierverschiedeneUmsetzungsschritte:
1) Aufbaueinerlandesweiten,öffentlichkeitswirksamenInformationsͲundSensibilisierungskampagͲ
nezurBewerbungderPotenzialederKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitbeiderUmsetͲ
zungvonInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderung.
2) EntwicklungvonHandreichungen,Leitfädenund/oderSchulungsmaßnahmenzur(NeuͲ)Gestaltung
organisationsͲbzw.einrichtungsspezifischerÖffentlichkeitsͲundElternarbeit.
3) EinrichtungvonlokalenoderüberregionalenInformationsͲoderKontaktstellenbzw.AnsprechpartͲ
ner/innenfürKinderundJugendlichemitBehinderungsowieinsbesonderefürbetroffeneEltern.
4) VernetzungmitbereitsbestehendenStrukturen(z.B.GeschäftsstellenfürInklusion,kommunaleAnͲ
sprechpartner/innenimBereichderEingliederungshilfe)undAnbietern(z.B.Einrichtungenund
DienstederBehindertenhilfe)zurUnterstützungeinerumfassendenInformationspolitikfürBetroffeͲ
nebzw.derenAngehörige.
120
DieviergenanntenMaßnahmenbeziehensichinsbesondereaufdieErkenntnis,dassvielenKindernundJuͲ
gendlichenmitBehinderungund/oderderenElterndieMöglichkeiteneinerTeilnahmeanAngebotender
KinderͲundJugendarbeithäufignichtbewusstsind.EineElternbefragungimRahmeneinesdurchdenKVJS
gefördertenModellprojektsbestätigtdies:ElternbehinderterKinderfühlensichhinsichtlichderMöglichkeiͲ
teninklusiverAngeboteaberauchbezüglichspeziellerSportͲ,BildungsͲoderFreizeitmöglichkeitenaußerhalb
derBehindertenhilfezuweniginformiert(vgl.Kieslinger/Meyer2014,S.157).Darüberhinausspielenaber
auchÄngsteundSorgenvonElterneinewichtigeRolle,diedazuführen,dassdieKindereherinspeziellen
Settingsbetreutwerden.DrittensgibtesbereitseinigeAngebote(imBereichderEingliederungshilfe),so
dassdieKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeithiernichtinKonkurrenztretensollte,sondernsichals
ergänzendesAngebotund/oderalsKooperationspartneranbietensollte.InallendreiFällenkanneinegezielͲ
telandesweiteInformationsͲundSensibilisierungskampagnedabeihelfen,dieseInformationsdefiziteund
UnsicherheitenzubeseitigensowieKooperationenanzustoßen.WichtigistesdabeiaufdiePotenzialeder
KinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitaufmerksamzumachen.
ParallelistaberaucheineVerbesserungderjeweilsspezifischenÖffentlichkeitsarbeiteinzelnerOrganisatiͲ
onenundEinrichtungenanzustreben.Einrichtungsinternkommtnebendieser(verbesserten)ÖffentlichͲ
keitsarbeitabervorallemdergezieltenElternarbeiteinezusätzlichwichtigeBedeutungzu.DieElternbefraͲ
gungimNeckarͲOdenwaldkreisverdeutlicht,dassbetroffeneElternvieleÄngsteundSorgenhaben,diesich
„aufmöglicheDiskriminierungenundAusgrenzungsprozesseihrerKindersowieaufdieSorge,dassihreKinͲ
dernichtangemessenversorgtundbetreutwerden“(ebd.,S.162)beziehen.InhalteinersolchenElternarbeit
könntedabeidieAbklärungdesUnterstützungsbedarfs(z.B.mitHilfeeinesspeziellenFragebogens),dieKläͲ
rungderÄngsteundBedenken,sowiedieDemonstrationvon„Sicherheit“durchfundiertesWissensein.Im
BereichSchule(z.B.Schulsozialarbeit)istdarüberhinausdieEtablierungeines„inklusivenElternabends“
oderElterntreffsfürElternvonKindernmitundohneBehinderungdenkbar,umsodenProzessderschuliͲ
schenInklusionunterstützen.DiskutiertwerdenkönnenbeispielsweiseBefürchtungen,VorurteileundBeͲ
rührungsängstebezüglichdesThemasBehinderung.DarüberhinauskönnenaberauchwichtigesozialeKonͲ
takteundmöglichweiseFreundschaftenzwischendenElternentstehen.Sowohlzur(NeuͲ)Gestaltungvon
Öffentlichkeitsarbeit,alsauchfürdieElternarbeitkönntenentsprechendeHandreichungen,Leitfäden
und/oderSchulungsmaßnahmen(sieheauchKapitel4.4.)fürFachkräftederKinderͲundJugendarͲ
beit/Jugendsozialarbeitentwickeltoderangebotenwerden.
BefragungenvonElternbehinderterKinderverdeutlichenzudem,dasssichdieseeine/nAnsprechpartner/in
und/odereineKontaktstellewünschen,überdiesieeinerseitsInformationenzuinklusivenAngebotenbzw.
Freizeitmöglichkeitenerhalten,sowieandererseitsFragenderFinanzierungund/oderUnterstützungklären
können.Einsolcher„Kümmerer“könntedarüberhinausaucheineArtVermittlungsrolleübernehmen(vgl.
exemplarischKieslinger/Meyer2014,S.157sowieMeyer/Strähle/Bell,nochunveröffentlicht).Sinnvollistes,
wenneinesolcheStelledirektbeiderKommuneangesiedeltist(fürdieKindertagesbetreuunggibtesbereits
ähnlicheStellen).DieFragederjeweiligenZuständigkeitundFinanzierung(Eingliederungshilfe,Jugendhilfe)
wärehierbeinatürlichnochzuklären(siehedenfolgendenAbschnitt).Darüberhinausmachtesaberauch
Sinn,wennjedeeinzelneOrganisationoderEinrichtungübereine/nsolche/nAnsprechpartner/inverfügt.
AktuellrichtenKommuneninBadenͲWürttembergvielerortsbereitssolcheKontaktͲoderAnlaufstellenein
(GeschäftsstellenfürInklusion,kommunaleAnsprechpartner/innen).DiesesindjedochmeistimBereichder
Eingliederungshilfe(z.B.beidenSozialämtern)angesiedelt.SolcheKontaktstellensindbeispielsweisefürdie
AnliegenbetroffenerElternzuständig,dieArbeitbestehtjedochauchimBereitstellenentsprechenderInͲ
formationen.SowohlderAlbͲDonauͲKreisalsauchdieStadtHeidelberghabenhierzubeispielsweiseaktuell
sogenannte„Freizeitwegweiser“fürMenschenmitBehinderungaufgebaut(vgl.Kieslinger/Meyer2014;
Meyer/Kieslinger,nochunveröffentlicht).
121
UmDoppelstrukturenzuvermeiden,istessinnvoll,SynergieeffektezunutzenundeineVernetzung,ZuͲ
sammenarbeitsowieeinegemeinsameKoordinationderAnstrengungenzwischenSozialͲundJugendhilfe
anzustoßen.WeitergedachtistdasThemaInklusioneigentlicheinämterübergreifendesThemaundgehört
sowohlindieSozialͲalsauchJugendhilfeplanung.DanebensindauchandereAbteilungenvonRelevanz,
etwadieStadtentwicklung.
ZusätzlichzueinersolchenkooperativenPlanungundErschließunginklusiverSettingsdarfundkanndieBeͲ
hindertenhilfenichtvergessenwerden.AuchhiersindVernetzungensowiegemeinsameVorhabenundProͲ
jektezufördern.Esgehtnichtnurdarum,„Konkurrenzgefühle“zuvermeiden.DerspezifischeNutzensolcher
KooperationenwurzeltinsbesondereimWissensaustausch(sieheauchKapitel4.4.)undindenMöglichkeiͲ
tenderBeteiligungProfessionellerausderBehindertenhilfe(z.B.beiderPlanungundDurchführungentͲ
sprechenderAngebote).AusdiesemGrundeplädiertauchTheunissen(2014,S.255)füreineVerbesserung
derZusammenarbeitzwischenTrägernderKinderͲundJugendarbeitaufdereinenSeitesowieAnbieternder
BehindertenhilfeaufderanderenSeite.HintergrunddessensindzumeinendieVorteileeineswechselseitiͲ
genWissensͲundInformationsaustauschs,zumanderenkönnensoaberauchVorbehalteabgebautwerden
(esbestehennachwievorinsbesonderevonTrägernderBehindertenhilfegewisseVorbehaltegegenüber
derKinderͲundJugendarbeitinBezugaufdieFachlichkeitunddas„knowhow“imUmgangmitMenschen
mitBehinderung).Daneben–unddiesdürftederwichtigsteNutzensein–gibteinesolcheKooperationmit
ProfessionellenderBehindertenhilfedenbetroffenenEltern„Sicherheit“undträgtzueinemAbbauvonBeͲ
rührungsängstenundSorgenbei(vgl.Kieslinger/Meyer2014,S.158).
4.2. MaßnahmenzurFörderungderinternenDiskussiondesArbeitsauftrags
undderZuständigkeit;FörderungvonÖffnungsprozessen
DiezweiteHandlungsebene,dieunmittelbarmitderNachfragezusammenhängtundaufdieseauchwieder
zurückwirkt,istdieEbenederKlärungdesArbeitsauftragsundderZuständigkeitsowiedieFörderungeiner
(weiteren)ÖffnungvonAngeboten.HintergrundeinersolchenAuseinandersetzungsindinsbesonderedie
Artikel19und30derUNͲBehindertenrechtskonvention.IndenBefragungenwurdenjedochnebenderAnͲ
nahme,man„wärenichtzuständig“,weilesbereitsAngeboteimSozialraumgäbe,immerwiederBedenken
geäußert,dasseine(weitere)ÖffnungpersonelleundfinanzielleMehraufwendungennachsichziehenwürͲ
den,dienicht,odernurbedingt,zustemmensind.AusdiesemGrundebeziehensichdieimFolgendenreleͲ
vantenHandlungsempfehlungenaufdreiUmsetzungsschritte:
1) MaßnahmenundKampagnenzurBewusstseinsbildungundSensibilisierungderFachkräfteundOrͲ
ganisationenzurAuseinandersetzungmitdenForderungenderUNͲBehindertenrechtskonvention
undzurKlärungvonZuständigkeitenundArbeitsauftrag.
2) Förderungeiner(weiteren)Öffnungvon(RegelͲ)AngebotenfürKinderundJugendlichemitBehindeͲ
rungdurchSchaffunggeeigneterRahmenbedingungen(u.a.ProjektezurErprobungvonMethoden
zumAufbaupersonenenzentrierterUnterstützungsformen).
3) InitiierungundFörderungvonKooperationsprojektensowiegemeinsamerKonzeptentwicklungzwiͲ
schenEinrichtungenderBehindertenhilfeundderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit,u.a.
mitdemZiel,dieobengenannten„geeigneten“Rahmenbedingungenzuschaffen.
WasdenerstenSchrittbetrifft,sowäreerstenszuempfehlen,entsprechendeKampagnenzurAuseinanderͲ
setzungmitderUNͲBehindertenrechtskonventionunddenArtikeln19und30anzustoßen.SolcheKampagͲ
nenkönnenamBesteninFormvonTopͲDownͲProzessen,d.h.überDachorganisationen,„insRollen“geͲ
brachtwerden.AberauchdieJugendhilfeausschüssekönntenhierzugenutztwerden.
122
Ergänzendundunterstützendkönnteeszweitenssinnvollsein,entsprechendeLeitbilderoderSelbstverͲ
pflichtungenalsMusterfüreinesolcheAuseinandersetzungzuentwickelnundzurVerfügungzustellen.
FachlichundberufspolitischgehtesdrittensinsbesondereumdieAuseinandersetzungmitdenjeweiligen
ZielenundInhalteneinerinklusivagierendenKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit(„ArbeitsaufͲ
trag“).Frageneiner„inklusivenPädagogik“,deranwaltschaftlichenFunktionfürjungeMenschenmitBehinͲ
derung,sowieeinePerspektivenerweiterungderSozialͲundGemeinwesenorientierunginRichtungBehinͲ
dertenhilfeundFörderͲbzw.Sonderschulensindhierelementar.EntsprechendistauchhiereineFörderung
dieserAuseinandersetzunginnerhalbundzwischenderrelevantenFachverbändeanzustoßen(z.B.inForm
vonProjekten,siehedazuauchausführlichKapitel4.3).
EinweitererwichtigerSchrittistdanndieFörderungkonkreterÖffnungsprozesse.DieÄngsteundSorgen
derbefragtenEinrichtungenundOrganisationenbeziehensichdabeiinsbesondereaufpersonelleundfinanͲ
zielleRessourcen.ZwarsinddieseÄngsteernstzunehmen,jedochwäreessimpel,andieserStelleeinfach
nur„mehrGeld“zufordern.TatsächlichsindinklusiveAngebotemiteinempersonellenund/oderfinanziellen
Mehraufwandverbunden,häufigkönnendieseaberkompensiertwerdendurchentsprechende(informelle)
UnterstützungssettingsodergeeigneteRahmenbedingungenundKooperationen.DergezielteEinbezugvon
(geschulten)EhrenamtlichensowiederAufbauvonsogenannten„Unterstützerkreisen“bzw.„BegleitkreiͲ
sen“sindMöglichkeiten,personenzentrierteUnterstützungsmöglichkeitenfürjungeMenschenmitBehindeͲ
rungzuschaffen(aktuellführtderKreisjugendringRemsͲMurrhierzueinModellprojektdurch:www.jugendͲ
arbeitͲrm.de/kreisjugendringͲremsͲmurrͲev/projekte/begleitkreise).SolcheinformellenUnterstützungssetͲ
tingskönnenauchdurchsogenannte„AssistenzͲPools“abgesichertwerden.Vorhabenwie„InklusionsbeͲ
gleiter/innen“,„IncluͲAngels“,„InklusionͲKulturͲFreizeitͲBegleiter“undandereehrenamtlichbasiertenUnͲ
terstützungsmöglichkeiten(vgl.dazubeispielsweisedasFörderprogramderBadenͲWürttembergStiftung
unter:www.bwstiftung.de/gesellschaftͲkultur/programme/gesundheitͲinklusionͲgewaltpraevention/inkluͲ
sionsbegleiter)sindpolitischweiterauszubauenbzw.zufördern.ZudemsindvieledieserMöglichkeiten
auchnochunbekannt,sodassentsprechendeSchulungenzudenMöglichkeitenpersonenzentrierterUnterͲ
stützungsplanungangebotenwerdensollten(siehedazuauchKapitel4.4.).
DanebenbietensichaberauchKooperationenmitEinrichtungenundDienstenderBehindertenhilfean,die
imRahmenderEingliederungshilfeentsprechendeAssistenzanbietenkönnten.Dabeiistdringenddaraufzu
achten,dassesbeidiesenKooperationennichtzu„separierenden“AngebotenoderNischenangeboten
kommt(z.B.„bloße“RaumnutzungoderspezielleGruppenangebote).ZuempfehlenisteineFörderungentͲ
sprechenderKooperationsprojekte,dieaufVernetzung,gemeinsameKonzeptͲundAngebotsentwicklung
sowieaufdieUmsetzunggeeignetermethodischerunddidaktischerÜberlegungensetzt.Letztendlichgehtes
immerumdieEinbindungjungerMenschenmitBehinderungimSozialraum,ausdiesemGrundesindsolche
Kooperationsprojektedringendzufördern,auchum„Konkurrenzgefühlen“vorzubeugen.InZukunftsollte
damitdeutlicherwerden,dassAngebotefürKinderundJugendlichemitBehinderungnichtnurdurchspezielͲ
leDienstleistererbracht,sonderngleichermaßenauchvonAkteurendesallgemeinenSozialͲundBildungsͲ
systemsmitgetragenwerdenkönnen(diesentsprichtauchdenForderungenderUNͲBehindertenrechtsͲ
konvention).KooperationenzwischenBehindertenhilfeundanderenkommunalenAkteurensindaberunabͲ
dingbar,denndas(sonderͲ)pädagogischeKnowͲhowbleibthierbeistetsgefragt(vgl.Markowetz2010,S.
19).InsofernistdietragendeSäulederSozialͲbzw.GemeinwesenorientierunginderKinderͲundJugendarͲ
beitbzw.JugendsozialarbeitumeineentsprechendePerspektiveunddenAufbauvonKooperationenzu
erweitern.EinesolcheGemeinwesenorientierungvermindertwiederumVereinsamungoderIsolationvon
MenschenmitBehinderungundträgtzuSelbstwertsteigerungbei(vgl.dazuTheunissen2009,S.386ff.;SeiͲ
fert2008,S.3).Letztendlichwerdendadurch„FreizeitͲ,BildungsͲundArbeitsmöglichkeiteninderGemeinͲ
de“(Seifert2008,S.12)ermöglicht,diezurReduzierungvonAusgrenzungsprozessenbeitragen.
NebenderkonkretenUnterstützungvorOrtmüssenaberauchvieleandereAspektewieMobilität,ErreichͲ
123
barkeit,AbbauvonBarrierenusw.berücksichtigtwerden.AuchhierzusindentsprechendeRahmenbedinͲ
gungenundggf.Projektenochzufördernbzw.anzustoßen.BislangbeziehensichdiemeistenProjekteeher
aufeinmaligeEvents;spannenderdürftedieFragewerden,wieMobilität,ZugänglichkeitundUnterstützung
inRegelbetriebenermöglichtwerden.
4.3
MaßnahmenzurFörderungvonAngebotsentwicklungundǦerprobung,ErǦ
weiterungdesMethodenrepertoiresundderberuflichenFachlichkeit
DieÜberlegungenzurErhöhungderNachfrageaufdererstenHandlungsebenesowiedieForderungenzur
KlärungvonZuständigkeitundArbeitsauftragaufderzweitenHandlungsebeneführenzumnächstenSchritt,
zurgezieltenFörderungvonAngebotsentwicklungundͲerprobung.EinesolcheFörderungsollauchdazu
beitragen,eingeeignetesMethodenrepertoiresowieeineentsprechendeberuflicheFachlichkeitimFeldder
InklusionbehinderterKinderundJugendlicherauszubilden.
WiesichinderobigenAuseinandersetzunggezeigthat,sinddiemeistenderdokumentiertenAngebote,an
denenKinderundJugendlicheteilnehmen,als„spezielle“odersogar„exklusive“Angebotezuverstehen.
Insofernlässtsichaktuellehereine„Fortsetzung“bisheriger,undzumTeilauchseparierender,FreizeitͲ,
SportͲundBildungsangebotefürKinderundJugendlichemitBehinderungbeobachten.UmdiesePraxiszu
verändern,sindzweiSchritteaufzweiverschiedenenEbenennötig:
x
x
FachdidaktischistdieEntwicklungundErprobungvoninklusivenAngebotsformenzufördern.Diese
FörderungkanninFormvonProjektmittelnerfolgen,paralleldazukönnteaberaucheinegezielte
BeratungundBegleitung(inFormvonFachberatung,Supervision)sowiegebündelteInformationen
(z.B.alsInformationsplattform,ZusammenstellungvonBeispielen)zurVerfügunggestelltwerden.
BerufspolitischsindebenfallsentsprechendeWeichenzustellen,diedazubeitragen,eineselektive
odersogarseparierendePraxiszuvermeiden.EntsprechendsolltenberufsfeldspezifischeFachverͲ
bändemit„insBoot“geholtwerden,weilsiealsMultiplikatorengenutztwerdenkönnen,unddamit
dazubeitragen,die„Idee“derInklusioninverschiedeneBereichedesSozialͲundBildungswesenszu
verbreiten.Auchhiersind(überregionale)Projektfinanzierungund/oderFachberatungendenkbar.
DieLiteraturanalyseverdeutlichteimmerwieder,dassgeradedieKinderͲundJugendarbeitbzw.JugendsoziͲ
alarbeitdasPotenzialbesitzt,einebisherigeselektivebzw.separierendePraxisaufzubrechenundjungen
MenschenmitundohneBehinderungpositiveBegegnungenundKontaktezuermöglichen.Dannenbeckund
Dorrance(2011,S.210)sprechenderKinderͲundJugendarbeithierbeisogareine„Vorreiterrolle“zu.
UmdiesesPotenzialauszuschöpfen,müssenjedochentsprechendeAngebotsformen,Didaktikensowie(päͲ
dagogisch)betreuteSettingsentwickeltunderprobtwerden.HierzukönntenProjektgelderzurVerfügung
gestelltwerden,weilsolcheVorhabenambesteninFormvonProjektenerprobtundevaluiertwerdenkönͲ
nen(ProjektehabendenVorteil,dassSieInnovationenanstoßenhelfenundeinentsprechenderkurzfristiger
PersonalͲundMitteleinsatzplanͲundumsetzbarwird).DieBewilligungvonModellͲundQualifizierungsproͲ
jektenimRahmendesdurchdasMinisteriumfürArbeitundSozialordnung,Familie,FrauenundSeniorenin
BadenͲWürttembergimRahmendesZukunftsplanJugendinitiierten„FörderprogrammsInklusion“isthierzu
einwichtigerSchrittindierichtigeRichtung.31
Das „Förderprogramm Inklusion“ wurde parallel zur Fertigstellung der vorliegenden Expertise gestartet. Sowohl bei der Ausschreibung des Förderprogramms als auch bei der Vergabe der Projektgelder flossen bereits einige Erkenntnisse der Expertise ein. Weitere Informationen zum Förderprogramm unter: www.inklumat.de/projekte/foerderprogramm-inklusion.
31
124
BeiderVergabevonProjektgeldernsowiederProjektevaluationistjedochinsbesonderedaraufzuachten,
dassessichbeidenbewilligtenProjektennichtumseparierendeoderexklusiveSettingshandelt.Derdazu
eingerichteteProjektbeiratwirdhierzuSorgetragenmüssen.
Zusätzlich(oderauchalternativdazu)stelltsichdiefachlicheBetreuungundBegleitungsolcherVorhaben
durchbestimmteSchlüsselpersonenoderunterstützendeStellensowiedasBereitstellenvonentsprechenͲ
denInformationenzurGestaltungundDurchführunginklusiverAngebotealshilfreichdar:BeiderPlanung
sowieDurchführungdesinklusivenSommerferienprogrammsineinemdurchdenKVJSgefördertenModellͲ
projektsdesNeckarͲOdenwaldͲKreiseswurdeesbeispielsweisealssehrwichtigerachtet,dasseineberatenͲ
deundkoordinierendePersondiePlanungbegleitenunddieFreizeitenanbieteraufdieKontaktsituationen
mitdenbehindertenKindernvorbereitenkonnte.AlshilfreichwurdevondenbefragtenFreizeitenanbietern
zudemeingeschätzt,wennsieInformationenzugeeigneten,inklusionsförderlichenSpielenundAktivitäten
sowiezuverschiedenenArtenvonBehinderungerhalten(vgl.Kieslinger/Meyer2014,S.163).Ausdiesem
GrundeistsowohldieEinrichtungeinersolchenberatendenStelle,ggf.aufüberregionaleroderLandesebeͲ
ne,und/oderdiefinanzielleFörderungentsprechenderBeratungsͲundSupervisionstätigkeitenfürOrganiͲ
sationenundEinrichtungenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitzuempfehlen.Darüberhinaus
wäredieEinrichtungundWeiterentwicklungeiner(ggf.internetgestützten)Informationsplattformmit
vielfältigenInformationenzurPlanung,GestaltungundDurchführunginklusiverAktivitätensowiemitdiverͲ
sen„BestͲPracticeͲBeispielen“äußersthilfreich.ImRahmenderdurchdasMinisteriumfürArbeitundSozialͲ
ordnung,Familie,FrauenundSenioreninBadenͲWürttemberggeförderten„InklusionsoffensivefürdieJuͲ
gendarbeit“wurdebereitseinsolchesinternetgestütztes„Tool“aufgebaut:DerINKLUMAT(Onlineunter:
www.inklumat.de).Nebendembereitsbeschriebenen„IndexfürdieJugendarbeitzurInklusionvonKindern
undJugendlichenmitBehinderung“(vgl.Kapitel1.3.4)findensichdortaucheinigebeispielhafteMethoden.
NachAuslaufenderProjektförderungwäreesjedochwünschenswert,dieseInformationsplattformweiter
ausbauenundnutzbarmachenzukönnen.
DiezweiteEbeneindiesemHandlungskontextstellenberufsfeldspezifischeoderͲübergreifende(FachͲ)VerͲ
bändedar.DerenMultiplikatorenwirkungkanndafürgenutztwerden,diejeweiligenErkenntnisseundForͲ
derungensowohlnach„innen“,d.h.gegenüberihrenMitgliedsorganisationen,alsauchnach„außen“,d.h.in
andereSysteme(z.B.Schulen,andereHandlungsfelderderSozialenArbeit)zutransportieren.SietragendaͲ
herentscheidenddazubei,die„Idee“derInklusionunddiedamitinVerbindungstehendenHerausforderunͲ
geninverschiedeneBereichedesSozialͲundBildungswesenszutragen.AuchhierzuistdieBereitstellung
vonProjektmittelnund/oderFachberatungmöglicherweisehilfreich.
InsbesonderezurUmsetzungvonInklusioninderSchulekönntenFachverbändederKinderͲundJugendarͲ
beitsowiederSchulsozialarbeitunterstützendwirken,indemsieeinerseitsentsprechendePositionenund
DienstleistungenfürSchulenentwickeln,undandererseitsgeeigneteKonzepteundfachlicheHandreichunͲ
genfürEinrichtungen,OrganisationenoderFachkräfteanbieten.DiePotenzialesolcherschulunterstützenͲ
denDienstleistungenodervonkonkreterSchulsozialarbeitwürdensichvorallemaufdiesozialeInklusion
behinderterKinderundJugendlicherindasKlassengefügebeziehen(z.B.mitHilfegruppenͲodererlebnisͲ
pädagogischerMethoden).AberaucheineMithilfebeider(zukünftigen)Gestaltungvon„inklusiven“UnterͲ
richtsmethodenwäredenkbar,etwaimSinne„inklusiverPädagogik“bzw.„Inklusionspädagogik“.Solche
Ansätzezielendaraufab,HeterogenitätalsBereicherungwahrzunehmenundeinwichtigesLernzielvoninͲ
klusiverPädagogikistes,VielfaltundPluralitätalsNormalitätundRessourcezubegreifen.Dazugehörendie
AkzeptanzverschiedensterPersonengruppen,derAbbauvonVorurteilenundBerührungsängstensowiedie
WertschätzunggegenüberdemAndersartigen(vgl.Meyer2013).DieseBetrachtungsweiseistkeinvöllig
neuerAnsatzundkannmitder„PädagogikderVielfalt“vonPrengelodermitfrüherenintegrationspädagogiͲ
schenTheorieansätzenverglichenwerden(vgl.Antor/Bleidick2006,S.99;sieheauchGrüber2010,S.10f.).
125
KerneinersolchenPädagogikist„kooperativesSpielen,LernenundArbeitenalleraufihrenunterschiedliͲ
chenindividuellenNiveausamgemeinsamenGegenstand“(Hinz2008,S.41).DerVorteilfürSchulenwäre:
DiesesinklusiveLeitprinzipbetrifftnichtnurMenschenmitBehinderung,sondernauchanderegesellschaftͲ
liche(Rand)ͲGruppen(vgl.Flieger/Schönwiese2011,S.29).
EbensoinderSchule,aberauchinanderenKontexten,sindfürdieUmsetzunginklusiverAngeboteundLernͲ
weltenfachlicheKompetenzenzurModerationvonBegegnungenundentsprechendenGruppenprozessen
besonderswichtigundsolltenimRahmeneinerberufspolitischenAusrichtungvorangetriebenwerden.HierͲ
zuistinsbesonderesozialpsychologischesWissenbedeutsamunddasVoranbringeneinertheoretischenund
praktischenFundierungwäreebenfallsSachederFachverbände.EgalinwelchenKontexten,dieUmsetzung
vonInklusionumfasststetsauchdenUmgangmitVorurteilenundBerührungsängstensowieStrategienzur
VermeidungvonKonfliktenund/oderDiskriminierungsprozessenzwischenverschiedenenGruppen.AusdieͲ
semGrundeistdasWissenüberGruppenprozesseeinunabdingbaresWerkzeugimUmgangmitinklusiven
Maßnahmen(v.a.dieKenntniseinstellungsverändernderoderkonfliktreduzierenderMaßnahmenundInterͲ
ventionen).DiesgiltimÜbrigenauchfürSituationen,indenenz.B.jungeMenschenausverschiedenenMiliͲ
eusodermitunterschiedlichemkulturellemHintergrundaufeinandertreffen.EinstellungenlassensichbeiͲ
spielsweisedurchkognitivwirksameAppelleoderInformationennichtsoeinfachändern.NebenderklassiͲ
schen„Überzeugungsarbeit“durchAufklärungoderInformationenkommtderaffektivenEbenesowieder
VerhaltensebeneeinewichtigeBedeutungzu.Nuttin(1975)beschreibtinseinemAufsatz„EinstellungsändeͲ
rungundRollenspiel“beispielsweise,dassEinstellungsveränderungensehrgutdurchdieEinnahmeeiner
anderenRolleunddamiteinerneuartigenbzw.anderenPerspektivebewirktwerdenkönnen.ImRollenspiel
wirdbewusst,wiesichdienachgespieltePersonfühlt,etwaaufgrundvonDiskriminierungen.Ausdiesem
GrundeeignetsichvorallemdasRollenspieloderähnlicheSensibilisierungsmaßnahmenzurEinstellungsänͲ
derung,weilGefühleprovoziertundSituationen„spielend“erlebtwerden:
„ImRollstuhlfahren,füreinebestimmteZeitblind,gehörlosoderarmamputiertzuseinfördertdieSensibiͲ
litätfürdieoftschwierigeLebenssituationbehinderterMenschen.Dabeigehteswenigerumdieprimäre
BehinderungserfahrungalsvielmehrumdasNacherlebendervielfältigensozialenKonsequenzenvonBeͲ
hinderung,(…).“(Cloerkes2007,S.151)
EntsprechendeMethoden(wiez.B.Rollstuhlparcours,Dunkelaktionen,theaterpädagogischeProjekte,usw.)
könntenzurUnterstützungvonInklusioninverschiedenenKontexten(z.B.inderSchule)verstärktangeboten
werden.ZumAbbauvonIntergruppendiskriminierunggibtesaberauchweitereStrategien,dieentwederauf
dieGestaltungderKontaktsituationselbstoderaberaufdenAbbauvonKategorisierungsprozessenund
Gruppenidentitätensetzen(ausführlichJonas,Stroebe,Hewstone2007,S.521ff.Otten,Matschke2008;
Petersen2008;Petersen/Blank2008;Stürmer2008.).DazugehörenbeispielsweisedasArbeitenaneinem
gemeinsamen,übergeordnetenZielunddieVermeidungvonKonkurrenzsituationen,gemeinsameundneuͲ
artigeErfahrungenfüralleTeilnehmer/innen,eineangenehmeGestaltungderKontaktsituation,dasBeͲ
wusstmachenvonGemeinsamkeitensowiedieDekonstruktionvonGruppenidentitäten.
Zusammenfassendbedeutetdies,dasssowohlauffachdidaktischeralsauchaufberufspolitischerEbeneden
MöglichkeitenundChanceninklusiverPädagogiksowiesozialpsychologischfundierterModerationvon
GruppenprozesseninZukunfteineverstärkteBedeutungzukommenmuss.EinwichtigesFeldhierfüreröffnet
sichvorallemfürTrägerderSchulsozialarbeit,aberauchfürandereTrägerderJugendhilfe,diemitSchulen
kooperierenundDienstleistungenanbieten.
126
DarüberhinauskönntendiesepädagogischenKompetenzenaberauchfürdasThemenfeldÜbergangSchule
undBerufbzw.Ausbildungsförderungrelevantsein,dennverschiedeneErfahrungenzeigen,dassdiesoziale
IntegrationvonMenschenmitBehinderunginBetriebeoderUnternehmenhäufigsehrvielschwierigeristals
dasErlernendereigentlichenArbeitsinhalte(vgl.Hohmeier2007).ErgänzendzurPraktikaͲoderAusbilͲ
dungsplatzfindungstelltdaherdiesozialeInklusionvonJugendlichenmitBehinderungindasbetriebliche
GefügeeinewesentlicheHerausforderungdar.InklusionkommtauchhierohneSensibilisierungderBelegͲ
schaftundBeratungderBetriebe/Unternehmennichtaus.ImBereichderBehindertenhilfewurdenhierzu
bereitssehrguteErfahrungenmitdemModellderUnterstütztenBeschäftigungbzw.mitHilfedessogenannͲ
tenJobCoachinggemacht(vgl.ebd.).ErfolgreicheBeispielezurInklusionvonlernͲundgeistigbehinderten
sowiepsychischerkranktenJugendlichenliegenbereitsvor(ausführlicheBeispieleunter:BundesarbeitsgeͲ
meinschaftfürUnterstützteBeschäftigung2009,2011,2014;Hohn2011sowieunterwww.hamburgerͲ
arbeitsassistenz.de).DiesesMethodenrepertoiregiltesbeispielsweiseinderJugendberufshilfefürdiespeziͲ
elleGruppevonJugendlichenmitBehinderungaufzugreifenundauszubauen.
4.4
MaßnahmenzurFörderunginklusiverOrganisationsǦundTeamentwickǦ
lung,Schulungen,Wissensaustausch,multidisziplinäreTeams,BeschäftiǦ
gungvonMitarbeiter/innenmitBehinderung
DieletzteDimensionderHandlungsempfehlungenbeziehtsichaufAktivitätenundVorhabenaufintraͲund
interorganisationalerEbene.LetztendlichspieltdieseDimensionebenfallseinewichtigeRolleindembeͲ
schriebenenWirkungskreislauf(vgl.Abbildung61und62),dasiesowohldurchVeränderungenaufdenvoͲ
rangegangenenEbenendirektbeeinflusstwird,gleichzeitigwirktsieaberauchaufdieseEbenenzurück.
AusgangspunktdieserviertenHandlungsebeneistdieBeobachtung,dassvielebefragteEinrichtungenund
OrganisationenbislangeheraufdieInitiativeeinzelnerKinderundJugendlichermitBehinderungbzw.deren
GeschwisteroderaufAnfragenvonbetroffenenEltern„reagieren“.DanebenspielenKooperationenmit
SchulenoderBehindertenhilfeeinrichtungeneineRolle.Umabereinaktives„Agieren“sowieeinevertiefte
AuseinandersetzungmitdemThemaInklusionunddieEntwicklungvonLeitbildernoderKonzeptionenanzuͲ
stoßen,sindentsprechendeOrganisationsͲundTeamentwicklungsprozesseanzuregenundzufördern.Die
EmpfehlungenbeziehensichhierbeiaufdreiSchritte:
1) InitiierungundBereitstellungentsprechenderFortͲundWeiterbildungsmaßnahmenfürFachkräfte
und/oderEhrenamtlichederKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitzumZweckedesKompeͲ
tenzerwerbsundintraorganisationalenLernens.
2) InitiierungundFörderungeinesumfassendenWissensaustauscheszwischenOrganisationenund
Einrichtungen(sowohlzwischenAkteurenderJugendhilfealsauchmitanderenArbeitsfeldern)zum
ZweckederOrientierungundinterorganisationalenLernens,ergänztbzw.unterstütztdurchdenAufͲ
undAusbauvonKooperationenund/odermultidisziplinärenTeams.
3) GezielteFörderungderBeschäftigungvonMitarbeiter/innenmitBehinderungimRahmenverschieͲ
denerBeschäftigungsformen(hauptamtlicheMitarbeiter/innen,Praktikant/innen,FSJ,BFD,ehrenͲ
amtlichTätige).
GezielteFortͲundWeiterbildungsowohlfürhauptamtlichesPersonalalsauchfürEhrenamtlicheimTheͲ
menbereichInklusionundBehinderungistaufgrundfehlenderErfahrungenundmangelnderfachlicherheilͲ
bzw.sonderpädagogischerKompetenzensinnvollundnotwendig(vgl.Theunissen2014,S.255).Darüber
hinaussindsolcheSchulungenaberauchwichtigals„Motor“fürinnerorganisationaleAustauschͲundLernͲ
prozesse.
127
AusdiesemGrundeisteinentsprechendesFortbildungsprogrammzuerarbeiten,welchesnichtnurWissen
zuundüberBehinderungenbereitsstellt,sonderngleichermaßenauchAspektederPlanung,Gestaltungund
DurchführungrelevanterAngebote(sieheKapitel4.3.)sowiezurÖffnungundinklusivenEntwicklungder
jeweiligenOrganisationbzw.Einrichtung.FolgendeThemenbereichesollteeinFortbildungsprogrammbeinͲ
haltenundggf.inFormverschiedenerund/oderaufeinanderaufbauenderModuleanbieten:
ThemenblockIͲGrundlagenzumThemenspektrumInklusionundUNͲBehindertenrechtskonvention
1) GrundlagenrundumdasThemenspektrumInklusion(wasistInklusion?WorinbestehtderUnterͲ
schiedzuIntegration?WasmachtdenPerspektivenwechselaus?WasistderIndexfürInklusion,
usw.).
2) DieBehindertenrechtskonventionundausgewählteArtikelderUNͲBRKmitRelevanzfürdieKinderͲ
undJugendarbeitbzw.Jugendsozialarbeit(HintergrundderBehindertenrechtskonvention,BehindeͲ
rungsͲundTeilhabeverständnisderUNͲBRK,speziell:Artikel19,27,30).
3) WasbedeutetBarrierefreiheitundwelcheBarrierengibtes(wichtig:SensibilisierungundWahrnehͲ
mungvonverschiedenenBarrieren;nebenräumlichenBarrierengibtesauchsprachliche,soziale,
aufgabenbezogeneBarrierensowieBarrierenfürsinnesbeeinträchtigteMenschen).
4) DerIndexfürInklusionalsganzheitlicheStrategie(AufbaudesIndexfürInklusion,ArbeitmitdemInͲ
dex,derIndexfürSchulen,KitasundJugendarbeit,BedeutungderdreiEbenenStrukturen,Praktiken
undKultur,InklusionalsProzess).
ThemenblockII–InformationenzumThemenspektrumBehinderungundUnterstützung
1) DieLebensweltvonKindernundJugendlichenmitBehinderung(LebenssituationvonFamilienmit
behindertenKindern,ZugangsͲundTeilnahmebarrierenvonFamilienbzw.KindernundJugendlichen
mitBehinderung,relevanteUnterstützungsleistungenundHandlungsfelderderBehindertenhilfe,reͲ
levanteBerufsgruppen,usw.)
2) LeistungenfürMenschenmitBehinderungundRechtsgrundlagen(rechtlicheDefinitionvonBehindeͲ
rung,DefinitionundMerkmal„Schwerbehinderung“,SGBIX,verschiedeneLeistungenderEingliedeͲ
rungshilfe:LeistungenzurTeilhabeamgesellschaftlichenLeben,TeilhabeamArbeitsleben,PersönliͲ
chesBudget,usw.).
3) InterdisziplinäreZugängezumThemaBehinderung(MedizinischesBehinderungsmodel,soziologiͲ
schesVerständnisvonBehinderung,dasbioͲpsychosozialeModellvonBehinderunginderICF,
WechselwirkungvonBehinderungundUmweltfaktoren,DisabilityStudies)
4) VerschiedeneFormenvonBehinderungenundpädagogischeAnsätze(Einordnungkörperlicher,geisͲ
tigerundseelischerBehinderungensowieSinnesbeeinträchtigungen,UmgangmitspezifischenVerͲ
haltensweisen,Behindertenpädagogik).
ThemenblockIII–KonkreteMethodenundTechnikenzurUmsetzungvoninklusivenAngeboteninder
KinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitsowiezurUnterstützungvoninklusivenProzessen
1) PädagogischeMethodenzurUmsetzungvonInklusion(PädagogikderVielfaltundDiversityMaͲ
nagement,MethodenzumpädagogischenUmgangmitVielfalt,VielfaltalsBereicherungerleben,
usw.).
2) Sensibilisierungsmaßnahmen(Rollenspiele,Simulationen,Plakataktionen,innovativeSensibilisieͲ
rungsaktivitäten,Bewusstseinsschärfung,Improtheater,ReflexionvonStigmatisierungsprozessen,
GeschichtenausdemLebenbehinderterMenschen,usw.)
128
3) SozialpsychologischeMethodenzurModerationvonGruppenprozessen(Umgangmitdem„FremͲ
den“,StigmaͲTheorie,Kontakthypothese,Intergruppendiskriminierung,AbbauvonVorurteilenund
Berührungsängsten)
4) „DieHerausforderungPersonundUmweltgleichzeitigzudenken“:SozialraumorientierungundEmͲ
powerment(EmpowermentͲStrategien,Ressourcenorientierung,BrückenbaueninsGemeinwesen,
VernetzungundKooperation,UnterstützungvonAneignungsprozesse)
5) PersönlicheZukunftsplanung/bürgerzentrierteUnterstützungsplanung(MAPSͲMethode,PATHͲ
Methode,ArbeitmitUnterstützerkreisen,EinbezugvonAssistenzkräften,ArbeitmitEhrenamtliͲ
chen).
6) KooperationsmöglichkeitenmitEinrichtungenderBehindertenhilfeund/oderSonderͲ/Förderschulen
(AufbauvonKooperationen,gemeinsamePlanungvonAngeboten,gemeinsameUnterstützungsplaͲ
nung,FortͲundWeiterbildungsmöglichkeiten)
ThemenblockIV–InklusiveOrganisationsentwicklung,organisatorischeundinhaltlicheRahmenbedingunͲ
genbeiderUmsetzunginklusiverAngebote
1) InklusiveKonzeptͲundAngebotsplanung(MerkmaleinklusiverundkontaktförderlicherAngebote,
organisatorischeRahmenbedingungen,Leistungsorientierungvs.Gemeinschaftsorientierung,MerkͲ
malderErgebnisoffenheit,PotenzialeimSport,usw.)
2) SicherungundOrganisationvonAssistenz(Inklusionsassistenz,Inklusionsbegleitung,inklusiveJuͲ
gendleiterausbildung,Partnerschaft/TandemszwischenMenschenmitundohneBehinderungen,
FSJͲTandems,Freizeitassistenz)
3) AbbauvonBarrierenalsdidaktischesVorhaben(IdentifizierungvonBarrierengemeinsammitKinͲ
dernundJugendlichen,SpielerischeSensibilisierungfürBarrierenwieRolliparcours,Dunkelaktionen,
usw.)
4) Elternarbeit(AbbauvonÄngsten,gemeinsamesEntwickelnvonUnterstützungskonzepten)
5) Öffentlichkeitsarbeit,geeigneteWerbestrategienfürinklusiveAngebote,KooperationenundVernetͲ
zung
6) InklusiveOrganisationsentwicklung(MerkmaleeinerinklusivenOrganisationskultur,Arbeitmitdem
IndexfürInklusion)
DerzweiteSchrittbeinhaltetdieInitiierungundFörderungeinesmehroderwenigerorganisiertenWisͲ
sensaustauchszuverschiedenenErfahrungenmitinklusivenAngebotenund/oderzu„BestͲPracticeͲBeiͲ
spielen“.EinsolcherWissensaustauschwurdeauchvoneinzelnenAkteureninderBefragunggewünscht.
DabeimüssendreiEbenenunterschiedenwerden:
x
x
Erstensistessinnvoll,einenWissensaustauschzwischenOrganisationenundEinrichtungenderKinͲ
derͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitininstitutionellerFormanzubieten.DieskönnenregelmäͲ
ßige„PraxisͲFachtage“odergemeinsameWorkshopssein.Denkbaristaucheinehierzugeeignete
Internetplattform(z.B.derINKLUMAT)odereinNewsletter,derregelmäßigüberErfahrungenund
Umsetzungsbeispieleberichtet.EinensolchenAustauschgiltespolitischsowiefinanziellabzusichern.
ZweitensistaberaucheinAustauschzwischenAkteurenderKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialͲ
arbeitundOrganisationen/InstitutionenderSonderpädagogikbzw.Behindertenhilfehilfreich,zumal
eshierbeinichtnurumeinenWissensaustauschgehenwürde,sonderngleichermaßenauchVernetͲ
zungenund/oderkonkreteKooperationenangestoßenwerdenkönnen.Auchhierzueignensichvor
allemgemeinsameFachtageoderForen.AufpolitischerEbenewäreeineZusammenarbeitzwischen
JugendhilfeundEingliederungshilfesinnvoll.AufplanerischerEbenekönntenzudemgemeinsame
AngeboteoderAktivitätenentwickeltwerden(JugendhilfeͲundSozialplanung).
129
x
DrittensistderAufͲundAusbauvonKooperationenzwischenJugendhilfeundBehindertenhilfebzw.
Sonderpädagogikanzustoßenund/oderzufördern,etwaimRahmeneinerProjektfinanzierung(KoͲ
operationsprojekte).ImRahmensolcherProjekteundauchdarüberhinausistfürspezielleVorhaben
denkbar,dassmultidisziplinäreTeamsaufgebautwerden,diegemeinsamKonzepteundAngebote
entwickelnundumsetzen.
AlsdritterSchrittwirdabschließenddiegezielteFörderungderBeschäftigungvonMitarbeiter/innenmit
Behinderungempfohlen.HierzuliegenbishernochkaumErfahrungenvor.ImehrenamtlichenBereichsowie
imBereichderFreiwilligendienste(z.B.sogenannteFSJͲTandems)sindsolcheBeschäftigungsmodellejedoch
vielversprechend(derKJRRemsMurrführthierzuaktuelleinProjektdurch,genauereInfosunter:www.
jugendarbeitͲrm.de/kreisjugendringͲremsͲmurrͲev/projekte/ehrenamtstandemͲfsjͲtandem).DerEinbezug
unddieArbeitmitEhrenamtlichenmitBehinderungsowiedieUmsetzungentsprechenderFreiwilligenͲ
dienstedurch(junge)MenschenmitBehinderungträgtnichtnurzupositivenPeerͲKontaktenbei,erprägt
auchdieKultureinerEinrichtungoderOrganisationnachhaltig.InsbesondereaberdieBeschäftigungvon
HauptamtlichenmitBehinderungwürdejedochdie„Königsdisziplin“darstellen.Hiersindentsprechende
MöglichkeitenundpolitischeAnreizezuschaffen.
130
Literatur
Aichele,V.(2008):DieUNͲBehindertenrechtskonventionundihrFakultativprotokoll.EinBeitragzurRatifikaͲ
tionsdebatte.DeutschesInstitutfürMenschenrechte,PolicyPaperNo.9,Berlin.Onlineunter:
www.institutͲfuerͲmenschenrechte.de/uploads/tx_commerce/policy_paper_9_die_un_behindertenͲ
rechtskonvention_und_ihr_fakultativprotokoll.pdf.
Aichele,V.(2010):DieUNͲBehindertenrechtskonvention:Inhalt,Umsetzungund„Monitoring“.In:
NewsletterWegweiserBürgergesellschaft8/2010.Onlineunter:
www.buergergesellschaft.de/fileadmin/pdf/gastbeitrag_aichele_100430_b.pdf.
Allport,G.W.(1954):Thenatureofprejudice.AddisonWesley,Reading,MA.
Antor,G./Bleidick,U.(Hrsg.)(2006):HandlexikonderBehindertenpädagogik.2.,überarbeiteteunderweiterͲ
teAuflage.SchlüsselbegriffeausTheorieundPraxis.KohlhammerVerlag,Stuttgart.
ArbeitskreisG5/LandeszentraleTrägergruppenderKinder,JugendͲundJugendsozialarbeitinNRW(2015):
UnderConstruction.G5Inklusionsprojekt(Projektdokumentation),Düsseldorf2015.Onlineunter:
www.pjwͲnrw.de/progs/toe/pjw/content/e458/e4979/e14925/e17372/e17356/UnderConstruction_GeͲ
samtDokumentation.pdf.
Baumann,K.(2010):RückenwindfürsozialethischeGrundanliegen.In:Caritas(Hrsg.):NeueCaritas.Inklusion
…mussnochaufdenLehrplan.Jg.111,Heft12/2012;S.9Ͳ14.
Beck,Ulrich(1986):Risikogesellschaft.AufdemWegineineandereModerne.SuhrkampVerlag,Frankfurt
a.M.
Berger,P.L./Luckmann,T.(2009):DiegesellschaftlicheKonstruktionderWirklichkeit.EineTheoriederWisͲ
senssoziologie(22.Auflage).FischerTaschenbuchVerlag,Frankfurta.M.
Boban,I./Hinz,A.(2003)(Hrsg.):IndexfürInklusion.LernenundTeilhabeinderSchulederVielfaltentwiͲ
ckeln.MartinͲLutherͲUniversitätHalleͲWittenberg,Halle(Saale).Onlineunter:www.eenet.org.uk/reͲ
sources/docs/Index%20German.pdf.
Booth,T./Ainscow,M.(Eds.)(2000/2002):IndexforInclusion.DevelopingLearningandParticipationin
Schools.CSIE,Bristol.Onlineunter:www.eenet.org.uk/resources/docs/Index%20English.pdf.
Booth,T./Ainscow,M./Kingston,D.(2006):IndexfürInklusion(TageseinrichtungenfürKinder).Lernen,PartiͲ
zipationundSpielinderinklusivenKindertageseinrichtungentwickeln.DeutschsprachigeAusgabe.HerͲ
ausgegebenvonderGewerkschaftErziehungundWissenschaft,Frankfurt.Onlineunter:
www.eenet.org.uk/resources/docs/Index%20EY%20German2.pdf.
Bortz,J.(2005):StatistikfürHumanͲundSozialwissenschaftler(6.Auflage).SpringerMedizinVerlag,HeidelͲ
berg.
BundesarbeitsgemeinschaftfürUnterstützteBeschäftigung(2009)(Hrsg.):SchwerpunktthemaUnterstützte
BeschäftigungͲKonzeptundMaßnahme.Impulse,Nr.49,Heft1/2019.
BundesarbeitsgemeinschaftfürUnterstützteBeschäftigung(2011)(Hrsg.):JobCoaching:Qualifizierenund
LernenimBetrieb.Schwerpunkt:BetrieblicheTeilhabevonMenschenmitpsychischerErkrankung.WeiͲ
131
terbildungsunterlagen,Hamburg.Onlineunter:www.bagͲub.de/dl/publikationen/Modul_Job_Coaching_
PSY.pdf
BundesarbeitsgemeinschaftfürUnterstützteBeschäftigung(2014)(Hrsg.):SchwerpunktthemaÜbergang
Schule–Beruf.Impulse,Nr.69,Heft2/2014.
BundesarbeitsgemeinschaftLandesjugendämter(2012):InklusioninderKinderͲundJugendarbeit.OrientieͲ
rungenzurUmsetzungderUNͲBehindertenrechtskonvention.Beschlossenaufder113.Arbeitstagungder
BundesarbeitsgemeinschaftLandesjugendämtervom7.Bis9.November2012inKöln.Onlineunter:
www.bagljae.de/downloads/113_inklusionͲinͲderͲkinderͲͲundͲjugendarbeit_.pdf.
BundesministeriumfürArbeitundSoziales(2009):ÜbereinkommenüberdieRechtevonMenschenmitBeͲ
hinderung.OnlineimInternet:www.bmas.de/DE/Themen/TeilhabeͲbehinderterͲMenschen/PolitikͲfuerͲ
beͲhinderteͲMenschen/UebereinkomͲmenͲderͲVereintenͲNationen/rechteͲvonͲmenschenͲmitͲ
behinderungenͲlangtext.html.
BundesministeriumfürArbeitundSoziales(2011).NationalerAktionsplanderBundesregierungzurUmsetͲ
zungdesÜbereinkommensderVereintenNationenüberdieRechtevonMenschenmitBehinderungen.
UnserWegineineinklusiveGesellschaft.OnlineimInternet:www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/
a740ͲaktionsplanͲbundesregierung.html.
CloerkesG.(2007):SoziologiederBehinderten.EineEinführung(3.Auflage).UniversitätsverlagWinter,EditiͲ
onS,Heidelberg.
Cloerkes,G./Kastl,J.M.(2007)(Hrsg.):LebenundArbeitenuntererschwertenBedingungen.Menschenmit
BehinderungimNetzderInstitutionen(MaterialienzurSoziologiederBehinderten,Bd3).UniversitätsverͲ
lagWinter,EditionS,Heidelberg.
Dannenbeck,C./Dorrance,C.(2010):Inklusion–Teilhabefüralle.Verschiedenheitandersdenken.In:K3Ͳ
DasMagazindesKreisjugendringMünchenͲStadt.SchwerpunktthemaInklusion,13.Jg.,Heft8/2010,S.
15Ͳ16.
Dannenbeck,C./Dorrance,C.(2011):InklusioninEinrichtungenderKinderͲundJugendarbeit–einFortbilͲ
dungsmodul.In:Flieger,P./Schönwiese,V.(Hrsg.):MenschenrechteͲIntegrationͲInklusion.AktuellePerͲ
spektivenausderForschung.KlinkhardtVerlag,BadHeilbrunn,S.205Ͳ211.
Dederich,M.(2007):Körper,KulturundBehinderung.EineEinführungindieDisabilityStudies.Transkript
Verlag,Bielefeld.
Deger,P./Jerg,J./Puhr,K.(2015):InklusionvonKindernundJugendlichenmiteinerBehinderunginallgemeiͲ
nenEinrichtungenderKindertagesbetreuungundSchulen.EineUntersuchungzurPraxisderGewährung
vonLeistungenderEingliederungshilfeinBadenͲWürttembergunterEinbeziehungderstrukturellenRahͲ
menbedingungenvonInklusion.Abschlussbericht(Reihe:KVJSForschung,herausgegebenvomKommuͲ
nalverbandfürJugendundSozialesBadenͲWürttemberg).Stuttgart,April2014.
DeutscheJugendfeuerwehr(2010)(Hrsg.):InklusioninderJugendfeuerwehr.ZugängefürKinderundJugendͲ
lichemitundohneBehinderungindieJugendfeuerwehren.Berlin.Onlineunter:
www.jugendfeuerwehr.de/fileadmin/user_upload/DJF/Von_A_bis_Z/Arbeitsheft_Inklusion.pdf.
132
DeutscherBehindertensportverbande.V./NationalParalympicCommitteeGermany(2014)(Hrsg.):Indexfür
InklusionimunddurchSport.EinWegweiserzurFörderungderVielfaltimorganisiertenSportinDeutschͲ
land.Selbstverlag,Frechen.Onlineunter:www.dbsͲnpc.de/sportͲindexͲfuerͲinklusion.html.
Drücker,A.(2009):ReisenfürAlle!Tipps,MethodenundFördermöglichkeiten,umReisenfüralleKinderund
Jugendlichenzuermöglichen.EinPraxisleitfaden.HerausgegebenvonderNaturfreundejugendDeutschͲ
lande.V.,Berlin.
Drücker,A./Reindlmeier,K./Sinoplu,A./Totter,E.(2014)(Hrsg.):Diversitätsbewusste(internationale)JuͲ
gendarbeit.EineHandreichung.Transfere.V./InformationsͲundDokumentationszentrumfürAntirassisͲ
musarbeite.V.(IDA),DüsseldorfundKöln.
Flieger,P./Schönwiese,V.(2011):DieUNͲKonventionüberdieRechtevonMenschenmitBehinderung.Eine
HerausforderungfürdieIntegrationsͲundInklusionsforschung.In:Flieger,P./Schönwiese,V.(Hrsg.):
MenschenrechteͲIntegrationͲInklusion.AktuellePerspektivenausderForschung.KlinkhardtVerlag,Bad
Heilbrunn,S.27Ͳ38.
ForuminklusiverevangelischerJugendarbeit(2007)(Hrsg.):Allinclusive.PraxisderintegrativenJugendarͲ
beit.ArbeitsgemeinschaftderEvangelischenJugendinderBundesrepublikDeutschlande.V.,Hannover.
Grüber,K.(2010):Esistnormal,verschiedenzusein.In:Caritas(Hrsg.):NeueCaritas.Inklusion–wirkriegen
dashin.Jg.111,Heft22/2010;S.9Ͳ11.
Hinz,A.(2003):DieDebatteumIntegrationundInklusion–GrundlagefüraktuelleKontroverseninBehinderͲ
tenpolitikundSonderpädagogik?In:SonderpädagogischeFörderung48/2003,S.330Ͳ347.
Hinz,A.(2004):VomsonderpädagogischenVerständnisderIntegrationzumintegrationspädagogischenVerͲ
ständnisderInklusion!?In:Schnell,I./Sander,A.(Hrsg.):InklusivePädagogik.Klinkhardt,BadHeilbrunn,S.
41Ͳ74.
Hinz,A.(2006):Inklusion.In:Antor,G./Bleidick,U.(Hrsg.):HandlexikonderBehindertenpädagogik.SchlüsͲ
selbegriffeausTheorieundPraxis.2.erweiterteAusgabe.KohlhammerVerlag,Stuttgart,S.97–99.
Hinz,A.(2008):Inklusion–historischeEntwicklungslinienundinternationaleKontexte.In:Hinz,A./Körner,I./
Niehoff,U.(Hrsg.):VonderIntegrationzurInklusion.Grundlagen–Perspektiven–Praxis.LebenshilfeͲ
Verlag,Marburg,S.33Ͳ52.
Hinz,A.(2010):AktuelleErträgederDebatteumInklusion–worinbestehtder‚Mehrwert’gegenüberInͲ
tegration?In:EvangelischeStiftungAlsterdorf,KatholischeHochschulefürSozialwesenBerlin(Hrsg.):
Enablingcommunity.AnstößefürPolitikundsozialePraxis.AlsterdorfVerlag,Hamburg.
Hoffmann,T.(2007):ArbeitundEntwicklung–ZurInstitutionalisierunggeistigerBehinderungim19.JahrͲ
hundert.In:Cloerkes,G./Kastl,J.M.(Hrsg.):LebenundArbeitenuntererschwertenBedingungen.MenͲ
schenmitBehinderungimNetzderInstitutionen(MaterialienzurSoziologiederBehinderten,Bd3).UniͲ
versitätsverlagWinter,Heidelberg,S.101Ͳ124.
Hohmeier,J.(2007):UnterstützteAusbildungundBeschäftigung.NeueWegeinderberuflichenIntegration
vonMenschenmitBehinderungen.In:Cloerkes,G./Kastl,J.M.(Hrsg.):LebenundArbeitenuntererͲ
schwertenBedingungen–MenschenmitBehinderungenimNetzderInstitutionen(MaterialienzurSozioͲ
logiederBehinderten,Bd3).UniversitätsverlagWinter,EditionS,Heidelberg,S.143Ͳ170.
133
Hohn,K.(2011):DerWegindenBerufͲQualifizierungsͲundArbeitsmöglichkeitenfürMenschenmitLernͲ
schwierigkeiten.Erschienen2009inderReihe„Impulse“,Nr.47.HerausgegebenvonderBundesarbeitsͲ
gemeinschaftfürUnterstützteBeschäftigunge.V.(BAGUB),Hamburg.Onlineunter:www.bagͲ
ub.de/dl/publikationen/Der_Weg_in_den_Beruf.pdf
Jonas,K./Stroebe,W./Hewstone,M.(Hrsg.)(2007):Sozialpsychologie.EineEinführung.5.,vollständigüberͲ
arbeiteteAuflage.SpringerMedizinVerlag,Heidelberg.
Kastl,J.M.(2007):Einleitung.In:Cloerkes,G./Kastl,J.M.(Hrsg.):LebenundArbeitenuntererschwertenBeͲ
dingungen.MenschenmitBehinderungimNetzderInstitutionen(MaterialienzurSoziologiederBehinͲ
derten,Bd3).UniversitätsverlagWinter,Heidelberg,S.7Ͳ14.
Kastl,J.M.(2010):EinführungindieSoziologiederBehinderung.VSVerlagfürSozialwissenschaften,WiesbaͲ
den.
Kieslinger,C./Meyer,T.(2014):AbschlussberichtderwissenschaftlichenBegleitforschungderModellprojekte
„NeueBausteineinderEingliederungshilfeII“(Baustein1.7:„InklusioninFreizeitangeboteundWegweiͲ
serFreizeitangebote“undBaustein1.8:„InklusionvonKindernundJugendlichen“)durchdasInstitutfür
angewandteSozialwissenschaften(IfaS).In:KommunalverbandfürJugendundSozialesBadenͲWürttemͲ
berg(Hrsg.):InklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderungimFreizeitbereich.NeueBausteine
inderEingliederungshilfe.KVJS,Stuttgart2014,S.142Ͳ174.Downloadunter:www.kvjs.de/soziales/forͲ
schungͲundͲprojekte/bausteineͲderͲeingliederungshilfe.html?eID=dam_frontend_push&docID=6735.
KooperationsverbundJugendsozialarbeit(2012):InklusioninHandlungsfeldernderJugendsozialarbeit.BeiͲ
trägezurJugendsozialarbeit,Ausgabe2/2012.HerausgegebenvonderBundesarbeitsgemeinschaftKathoͲ
lischeJugendsozialarbeite.V.,Berlin.Onlineunter:www.inklusionerleben.de/app/download/109012
99224/JS_Beitraege2_web%281%29.pdf?t=1418660260.
Lindmaier,C.(2009):TeilhabeundInklusion.In:Teilhabe.DieFachzeitschriftderLebenshilfe,1/2009,48Jg.,
S.4Ͳ10.
Lindmeier,B./Lindmeier,C.(2012):PädagogikbeiBehinderungundBenachteiligung.BandI.Stuttgart.
Markowetz, R. (2010): Inklusion ist kein Etikettenschwindel. In: Caritas (Hrsg.): Neue Caritas.Inklusion…
mussnochaufdenLehrplan.Jg.111,Heft12/2012;S.16Ͳ20.
Markowetz,R./Cloerkes,G.(2000)(Hrsg.):FreizeitimLebenbehinderterMenschen.TheoretischeGrundlaͲ
genundsozialintegrativePraxis.UniversitätsverlagWinter,EditionS,Heidelberg.
McDonald,V./Olley,D.(2002):AspiringtoInclusion.AHandbookforCouncilsandotherOrganisations.DeͲ
velopedfromtheIndexforInclusionbyT.Booth&M.Ainscow.SuffolkCountyCouncil,Ipswich:Online
unter:www.suffolk.gov.uk/CouncilAndDemocracy/EqualityAndDiversity/AspiringToInclusion.htm.
Meyer,T.(2013):Wernichtausgegrenztwird,mussauchnichtintegriertwerden.In:Thomas,P.M./CalmͲ
bach,M.:JugendlicheLebenswelten.PerspektivenfürPolitik,PädagogikundGesellschaft.SpringerSpektͲ
rum,Heidelberg,S.243Ͳ268.
Meyer,T.(2014a):InformelleBildungimSozialraum–ÜberlegungenzurNotwendigkeiteinerPerspektivenͲ
erweiterunginderInklusionsdebatte.In:PädagogischeImpulse,ZeitschriftdesVerbandsSonderpädagoͲ
gikBadenͲWürttemberg(vds),47.Jg.,Heft1/2014,S.21Ͳ51.
134
Meyer,T.(2014b):InformelleBildungsprozesseimSozialraum–ein(vergessenes)ThemainderInklusionsͲ
debatte?In:LernenFördern.ZeitschriftimInteressevonMenschenmitLernbehinderungen,34.Jg.,Heft
1/2014,S.4Ͳ25.
Meyer,T./Kieslinger,C.(2014):IndexfürdieJugendarbeitzurInklusionvonKindernundJugendlichenmit
Behinderung.EineArbeitshilfe.InstitutfürangewandteSozialwissenschaften(IfaS),Onlinepublikation,
Stuttgart.Downloadunter:www.inklumat.de/sites/default/files/downloads/indexͲfuerͲdieͲjugendarbeitͲ
zurͲinklusionͲvonͲkindernͲundͲjugendlichenͲmitͲbehinderungͲstandͲoktoberͲ2014.pdf.
Meyer,T./Kieslinger,C.(nochnichtveröffentlicht):AbschlussberichtderwissenschaftlichenBegleitforschung
derModellprojekte„NeueBausteineinderEingliederungshilfeIII“durchdasInstitutfürangewandteSoͲ
zialwissenschaften(IfaS).In:KommunalverbandfürJugendundSozialesBadenͲWürttemberg(Hrsg.):
NeueBausteinederEingliederungshilfeIII.KVJS,Stuttgart(voraussichtlicheVeröffentlichung:2016).
Meyer,T./Strähle,C./Bell,M.(nochnichtveröffentlicht):WissenschaftlicheBegleitungdesProjekts„Aufdem
WegzueinemInklusivenEsslingen“.HandlungsempfehlungenzurTeilhabeplanungfürMenschenmitBeͲ
hinderunginderStadtEsslingenaufBasiseinerempirischbegründetenBestandserhebungvonTeilhabeͲ
bedürfnissenundͲmöglichkeiten.Ergebnisbericht.InstitutfürangewandteSozialwissenschaften,StuttͲ
gart(voraussichtlicheVeröffentlichung:2016).
Meysen,Thomas(2014):GesamtzuständigkeitimSGBVIII.In:neuepraxis,ZeitschriftfürSozialarbeit,SozialͲ
pädagogikundSozialpolitik,44.Jg.,Heft3/2014,S.220Ͳ232.
MinisteriumfürArbeitundSozialordnung,Familie,FrauenundSeniorenBadenͲWürttemberg(2013):LeͲ
benssituationvonKindernmitBehinderung.Report„FamilieninBadenͲWürttemberg“4/2013,Stuttgart.
Onlineunter:www.fafoͲbw.de/BevoelkGebiet/FaFo/familien_in_BW/R20134.pdf.
MontagStiftungJugendundGesellschaft(2011)(Hrsg.):InklusionvorOrt.DerKommunaleIndexfürInklusiͲ
on–einPraxishandbuch.EigenverlagdesDeutschenVereinsfüröffentlicheundprivateFürsorge,Berlin.
Mürner,C.(2003):MedienͲundKulturgeschichtebehinderterMenschen.SensationslustundSelbstbestimͲ
mung.BeltzVerlag,Weinheimu.a.
Niediek,I.(2010):ÜberdieHerausforderung,PersonundSozialraumgleichzeitigzudenken.In:Stein,A.Ͳ
D/Krach,S./Niediek,I.(Hrsg.):IntegrationundInklusionaufdemWeginsGemeinwesen.MöglichkeitsͲ
räumeundPerspektiven.KlinkhardtVerlag,BadHeilbrunn,S.89Ͳ96.
Nuttin,J.M.(1975):EinstellungsänderungundRollenspiel.In:Moscovici,S.(Hrsg.):Forschungsgebieteder
Sozialpsychologie.EineEinführungfürdasHochschulstudium,Band1.FischerAthenäumTaschenbücher
Verlag,Frankfurta.M.,S.103Ͳ154.
Otten,S./Matschke,C.(2008):Dekategorisierung,RekategorisierungunddasModellwechselseitigerDiffeͲ
renzierung.In:Petersen,L.E.;Six,B.(Hrsg.):Stereotyp,VorurteilundsozialeDiskriminierung.Theorien,
BefundeundInterventionen.BeltzVerlagPVU,Weinheim/Basel,S.292Ͳ300.
Oskamp,A.(2013):InklusioninderOffenenKinderͲundJugendarbeit.AnforderungenandiePraxis,ChecklisͲ
te.ImBlickpunktͲArbeitshilfenfürTrägerundLeitunginderOffenenKinderͲundJugendarbeit.HerausͲ
gegebenvonderLandesarbeitsgemeinschaftKath.OffeneKinderͲundJugendarbeitNRW,Köln.Online
unter:http://inipreis13.pjwͲnrw.de/progs/doku/inipr13/content/e5931/e7826/e8992/IMBLICKPUNKTͲ
Inklusion2013.pdf.
135
Petersen,L.E.(2008):DieTheoriedersozialenIdentität.In:Petersen,L.E.;Six,B.(Hrsg.):Stereotyp,Vorurteil
undsozialeDiskriminierung.Theorien,BefundeundInterventionen.BeltzVerlagPVU,Weinheim/Basel
2008,S.223Ͳ230.
Petersen,L.E./Blank,H.(2008):DasParadigmaderminimalenGruppe.In:Petersen,L.E.;Six,B.(Hrsg.):SteͲ
reotyp,VorurteilundsozialeDiskriminierung.Theorien,BefundeundInterventionen.BeltzVerlagPVU,
Weinheim/Basel2008,S.200Ͳ213.
Rauschenbach,T./Borrmann,S./Düx,W.;Liebig,R./Pothman,J./Züchner,I.(2010):LageundZukunftderKinͲ
derͲundJugendarbeitinBadenͲWürttemberg.EineExpertise.Dortmundu.a.,März2010.
Rohrmann,A.(2014):InklusionalsAnspruchundGestaltungsauftrag.EinkritischerBlickaufdieSozialeArͲ
beit.In:neuepraxis,ZeitschriftfürSozialarbeit,SozialpädagogikundSozialpolitik,44.Jg.,Heft3/2014,S.
240Ͳ251.
Seckinger,M.(2014):JugendzentrenalsOrtederInklusion–ausgewählteErgebnisseeinerbundesweiten
Erhebung.Beitragim"info1Ͳ14"vonDr.MikeSeckinger,LeiterderFachgruppeStrukturenderKinderͲ
undJugendhilfeamDeutschenJugendinstitute.V.inMünchen.OnlineveröffentlichungaufderHomepage
desParitätischenJugendwerksNRW.Onlineunter:www.pjwͲnrw.de/content/e458/e4979/e14925/e15
913/index_ger.html.
Seifert,M.(2008):Inklusion–neueHerausforderungenfürBehindertenhilfe,Stadtentwicklungundandere
lokaleAkteure.(Vortragaufder11.FachtagungderFachschulefürSozialwesenFachrichtungHeilerzieͲ
hungspflegederJohannesͲAnstaltenMosbach).
Seifert,M./Steffens,B.(2009):DasGemeinwesenmitdenken.DieInklusionsdebatteanderSchnittstellezwiͲ
schenBehindertenhilfeundSozialerArbeit.In:Teilhabe.DieFachzeitschriftderLebenshilfe,48Jg.,Heft
1/2009,S.11Ͳ17.
Schulze,M.(2011):Menschenrechtefüralle.DieKonventionüberdieRechtevonMenschenmitBehindeͲ
rung.In:Flieger,P./Schönwiese,V.(Hrsg.):MenschenrechteͲIntegrationͲInklusion.AktuellePerspektiͲ
venausderForschung.KlinkhardtVerlag,BadHeilbrunn,S.11Ͳ25.
Schuntermann,M.(2006):DieInternationaleKlassifikationderFunktionsfähigkeit,BehinderungundGeͲ
sundheit(ICF)derWeltgesundheitsorganisation(WHO).Kurzeinführung.DeutscheRentenversicherung
Bund,Berlin.
StatistischesLandesamtBadenͲWürttemberg(2014):SchwerbehinderteMenscheninBadenͲWürttemberg
am31.Dezember2013.In:StatistischeBerichteBadenͲWürttemberg,ÖffentlicheSozialleistungen.ArtiͲ
kelͲNr.386213001,KIII–2j/13vom18.12.2014.StatistischesLandesamtBadenͲWürttemberg,Stuttgart.
Onlineunter:http://www.statistik.badenͲwuerttemberg.de/veroeffentl/Statistische_Berichte/
3862_11001.pdf.
Stein,R./OrthmannBless,D.(2009)(Hrsg.):PrivateLebensgestaltungbeiBehinderungenundBenachteiliͲ
gungenimKindesͲundJugendalter(BasiswissenSonderpädagogik).SchneiderVerlagHohengehren,BaltͲ
mannsweiler.
Stürmer,S.(2008):DieKontakthypothese.In:Petersen,L.E.;Six,B.(Hrsg.):Stereotyp,Vorurteilundsoziale
Diskriminierung.Theorien,BefundeundInterventionen.BeltzVerlagPVU,Weinheim/Basel,S.283Ͳ291.
136
Theunissen,G.(2009):EmpowermentundInklusionbehinderterMenschen.EineEinführunginHeilpädagoͲ
gikundSozialeArbeit.2.Auflage.LambertusͲVerlag,Freiburgi.Br..
Theunissen,G.(2012):LebensweltbezogeneBehindertenarbeit.EineEinführungindiePraxis.LambertusͲ
Verlag,Freiburgi.Br.
Theunissen,G.(2014):EmpowermentundInklusioninderKinderͲundJugendarbeit.PerspektivenzurUmͲ
setzungderBehindertenrechtskonvention.In:neuepraxis,ZeitschriftfürSozialarbeit,Sozialpädagogik
undSozialpolitik,44.Jg.,Heft3/2014,S.252Ͳ265.
Vanja,C.(2007):VomHospitalzumBetreutenWohnen–DieinstitutionelleVersorgungbehinderterMenͲ
schenseitdemspätenMittelalter.In:Cloerkes,G./Kastl,J.M.(Hrsg.):LebenundArbeitenuntererschwerͲ
tenBedingungen.MenschenmitBehinderungimNetzderInstitutionen(MaterialienzurSoziologieder
Behinderten,Bd3).UniversitätsverlagWinter,Heidelberg,S.79Ͳ100.
VereinteNationen(2008):ÜbereinkommenüberdieRechtevonMenschenmitBehinderungen.In:BundesͲ
gesetzblattJahrgang2008,TeilII,Nr.35(2008):GesetzzudemÜbereinkommenderVereintenNationen
vom13.Dezember2006überdieRechtevonMenschenmitBehinderungen,Bonn,31.Dezember2008.
Onlineunter:www.un.org/Depts/german/uebereinkommen/ar61106Ͳdbgbl.pdf.
Voigts,G.(2012):InklusionalszentralesGestaltungsprinzipevangelischerKinderͲundJugendarbeit–Ein
Plädoyer.In:aejͲInformation01/2012.EvangelischesInfoportal,KindheitͲJugend–Bildung.Onlineunter:
www.evangelischeͲjugend.de/fileadmin/user_upload/aej/Inklusion/Downloads/Allgemein/13_07_30_InͲ
klusion_als_gesellschaftliches_Gestaltungsprinzip_evangelischer_KinderͲ_und_Jugendarbeit.pdf.
Voigts,G(2013).:PartizipationvonKindernundJugendlichenmitBehinderungeninderKinderͲundJugendͲ
arbeit.AufdemWegzueineminklusivenGestaltungsprinzip.In:Teilhabe.DieFachzeitschriftderLebensͲ
hilfe,52Jg.,Heft1/2013,S.212Ͳ219.Onlineunter:www.berlin.de/imperia/md/content/batempelhof
schoeneberg/abtjugfamsport/jugendhilfeͲschule/artikel_aus_wissenschaft_und_forschung_gunda_
voigts_1.Pdf.
Waldschmidt,A.(2005):DisabilityStudies:Individuelles,sozialesund/oderkulturellesModellvonBehindeͲ
rung?In:PsychologieundGesellschaftskritik,29.Jg.,Heft1/2005,S.9Ͳ13.
Waldschmidt,A./Schneider,W.(2007):DisabilityStudies,KultursoziologieundSoziologiederBehinderung.
ErkundungenineinemneuenForschungsfeld.TranskriptVerlag,Bielefeld.
Windisch,M(2014):Behinderung–Geschlecht–SozialeUngleichheit.IntersektionellePerspektiven(GesellͲ
schaftderUnterschiede,Bd.17).TranscriptVerlag,Bielefeld.
WHO(2005):ICF–InternationaleKlassifikationderFunktionsfähigkeit,BehinderungundGesundheit.HerͲ
ausgegebenvomDeutschenInstitutfürMedizinischeDokumentationundInformation(DIMDI),WHOͲ
KooperationszentrumfürdasSystemInternationalerKlassifikationen;WHOGenf,StandOktober2005.
Wocken,H.(2010):IntegrationundInklusion.EinVersuch,dieIntegrationvorderAbwertungunddieInkluͲ
sionvorTräumereienzubewahren.In:Stein,A./Niediek,I./Krach,S.(Hrsg.):IntegrationundInklusionauf
demWeginsGemeinwesen.MöglichkeitenundPerspektiven.KlinkhardtVerlag,BadHeilbrunn,S.204Ͳ
234.
137