Inklusion von Menschen mit Behinderung in der Kinder- und Jugendarbeit sowie der Jugendsozialarbeit in Baden-Württemberg Eine Expertise im Rahmen des „Zukunftsplan Jugend“ Umschlag_Expertise_Ifas_2015.indd Alle Seiten 10.02.2016 12:10:03 „InklusionvonMenschenmitBehinderunginderKinderͲ undJugendarbeitsowiederJugendsozialarbeitinBadenͲ Württemberg“ Ͳ EineExpertise imAuftragdesMinisteriumsfürArbeitundSozialordnung, Familie,FrauenundSeniorenBadenͲWürttemberg ThomasMeyer InstitutfürangewandteSozialwissenschaften(Ifas)ander DualenHochschuleBadenͲWürttembergStuttgart,FakultätfürSozialwesen Rotebühlstraße131 70197Stuttgart Internet:www.ifasͲstuttgart.de Projektbearbeitung: ThomasMeyer, InstitutfürangewandteSozialwissenschaften(Ifas)anderDualenHochschuleBadenͲWürttembergStuttgart, FakultätfürSozialwesen FrankBaumeister, KUBUSe.V./Projektmanufaktur unterMitarbeitvonRobertWalkmannundDanielKoch(IfaS)sowieHannahNothsteinundAnnaWagner (KUBUSe.V.) Stuttgart,Januar2016 1 Inhaltsverzeichnis Gegenstand und Ziel der Expertise .................................................................................................................... 5 Ausgangslage .................................................................................................................................................................. 5 Aufbau der Expertise ...................................................................................................................................................... 8 1 Inklusion als Aufgabe und Chance für die Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit in Baden-Württemberg – eine Gegenstands- und Standortbestimmung ...................................... 11 1.1 Theoretische Betrachtungen zum Begriff Behinderung: Welcher Behinderungsbegriff liegt dem Bericht zugrunde? ............................................................................................................................................ 11 1.1.1 Behinderung als rechtliche, medizinische und soziale Kategorie ........................................................................ 11 1.1.2 Der Behinderungsbegriff in der UN-Behindertenrechtskonvention und in der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) ............................................................................... 13 1.1.3 Menschen mit Behinderung im Spannungsfeld zwischen Institutionalisierung und Deinstitutionalisierung ........ 15 1.2 Theoretische Betrachtungen zum Begriff Inklusion: Welches Inklusionsverständnis liegt dem Bericht zugrunde? ............................................................................................................................................ 16 1.2.1 Inklusion als menschenrechtsorientierte, sozialpolitische und pädagogische Forderung ................................... 16 1.2.2 Die zentralen Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention als Begründungszusammenhang für die Expertise ....................................................................................................................................................... 19 1.2.3 Inklusion als „doppelte“ Perspektive: Die Notwendigkeit, Person und Umwelt gleichzeitig in den Blick zu nehmen .......................................................................................................................................................... 20 1.3 Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit als Herausforderung und Chance .......... 22 1.3.1. Die zentrale Rolle von Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit bei der Umsetzung von Inklusion ........... 22 1.3.2 Stellenwert des Themas Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit sowie aktueller Forschungsstand ................................................................................................................................................ 23 1.3.3 Zugangsbarrieren für Kinder und Jugendliche mit Behinderung ......................................................................... 31 1.3.4 Leitideen zur Umsetzung von Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit – Der Index für Inklusion.................... 33 2 1.4 Exkurs: Kinder und Jugendliche mit Behinderung in Baden-Württemberg ................................................ 36 1.5 Zusammenfassung und forschungsleitende Fragestellungen der Expertise ............................................. 38 2 Ergebnisse aus den empirischen Erhebungen ............................................................................... 41 2.1 Ergebnisse der stichtagsbezogenen Online-Befragung von Organisationen der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit in Baden-Württemberg ............................................................................. 41 2.1.1 Vorgehensweise bei der Online-Befragung und Aufbau des Fragebogens......................................................... 41 2.1.2 Beschreibung der Stichprobe .............................................................................................................................. 46 2.1.3 Teilnahme von Kinder und Jugendliche mit Behinderung ................................................................................... 58 2.1.5 Genauere Betrachtung von Einrichtungen und Organisationen mit Teilnehmer/innen mit Behinderung............. 64 2.1.6 Bedeutung des Themas Inklusion in den befragten Einrichtungen und Organisationen ..................................... 72 2.2 Ergebnisse aus den Telefoninterviews und Fallstudien ................................................................................ 86 2.2.1 Beschreibung der Stichprobe .............................................................................................................................. 87 2.2.2 Hintergründe und Auslöser für die Entwicklung von Angeboten für Kinder und Jugendliche mit Behinderung ........................................................................................................................................................ 88 2.2.3 Detaillierte Betrachtung der Angebote für Kinder und Jugendliche mit Behinderung .......................................... 90 2.2.4 Genauere Angaben zu den Teilnehmer/innen mit Behinderung: Anzahl an Kindern und Jugendlichen mit Behinderung sowie Behinderungsarten ......................................................................................................... 92 2.2.5 Organisatorische Rahmenbedingungen der Angebotsgestaltung und -durchführung ......................................... 95 2.2.6 Bedarf an Wissen und Information, Fort- und Weiterbildungen........................................................................... 98 2.2.7 Öffentlichkeitsarbeit und Bewerbung der Angebote für Kinder und Jugendliche mit Behinderung ................... 101 2.2.8 Erfahrungen mit den Angeboten und zukünftige Planung ................................................................................. 102 2.3 Ergebnisse zur Gestaltung und Durchführung von Angeboten für Kinder und Jugendliche mit Behinderung – Eine typologische Einordnung ............................................................................................ 105 2.3.1 Typus a): „Inklusion im `Normalbetrieb´“ – Kenntnis des Unterstützungsbedarfs, Sicherung von Assistenz, Anpassung von Angeboten im Regelbetrieb/in alltäglichen Settings ............................................... 105 2.3.2 Typus b): „Zeitlich beschränkte Inklusion als Übungsfeld mit Eventcharakter“ – spezielle Angebote, Projekte, Freizeiten, Programmpunkte, Großveranstaltungen und Begegnungsmöglichkeiten ........................ 106 2.3.3 Typus c): „Mit gutem Vorbild voran gehen!“ – Sensibilisierung, Multiplikatorenprojekte sowie inklusive Team- und Organisationsentwicklung ............................................................................................................... 108 2.3.4 Typus d): „`Exklusive´ Angebote“ – spezielle „Nischenangebote“ für ausschließlich Kinder und Jugendliche mit Behinderung ............................................................................................................................ 109 3 3 Zusammenfassung der Ergebnisse aus den empirischen Analysen zur Teilnahme von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit und Antworten auf die forschungsleitenden Fragen ................................................ 110 3.1 Wie stellt sich die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in den befragten Einrichtungen und Organisationen dar? ...................................................................................................... 110 3.2 Was sind die Hintergründe dafür, dass Kinder und Jugendliche mit Behinderung an den Angeboten der befragten Einrichtungen und Organisationen teilnehmen bzw. nicht teilnehmen? ............ 111 3.3 Wie lassen sich die Angebote, an denen Kinder und Jugendliche mit Behinderung teilnehmen, charakterisieren? ............................................................................................................................................ 112 3.4 Welchen aktuellen und zukünftigen Stellenwert hat das Thema Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in Einrichtungen/Organisationen der Kinder- und Jugendarbeit bzw. Jugendsozialarbeit? ....................................................................................................................................... 114 4 Handlungsempfehlungen – Ein Modell zur Umsetzung von Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit in Baden-Württemberg ............................................................ 117 4.1 Aufbau einer öffentlichkeitswirksamen Strategie zur Erhöhung der Nachfrage, Elternarbeit, Kontaktstellen, Kooperationen und Vernetzung .......................................................................................... 120 4.2. Maßnahmen zur Förderung der internen Diskussion des Arbeitsauftrags und der Zuständigkeit; Förderung von Öffnungsprozessen .............................................................................................................. 122 4.3 Maßnahmen zur Förderung von Angebotsentwicklung und -erprobung, Erweiterung des Methodenrepertoires und der beruflichen Fachlichkeit .............................................................................. 124 4.4 Maßnahmen zur Förderung inklusiver Organisations- und Teamentwicklung, Schulungen, Wissensaustausch, multidisziplinäre Teams, Beschäftigung behinderter Personen ............................ 127 Literatur ........................................................................................................................................................... 131 4 GegenstandundZielderExpertise Ausgangslage MitRatifizierungdersogenanntenUNͲBehindertenrechtskonvention(„ÜbereinkommenüberdieRechtevon MenschenmitBehinderungen“)imJahr2006wurdendieRechtevonMenschenmitBehinderungsowieForͲ derungenzurVerbesserungihrerLebenssituationnachdrücklichausformuliert.DieKonventionstelltMenͲ schenmitBehinderungindenMittelpunkteinesinternationalenAbkommensundplädiertfürdieVerbesseͲ rungihrergesellschaftlichenTeilhabeinallenrelevantenLebensbereichendesmodernenLebens.Dabeistellt derBegriff„Inklusion“einKernelementdieserUNͲBehindertenrechtskonventiondarunddieAusformulieͲ rungderdamitverbundenenRechteundForderungenwirdalseigentlichesInnovationspotenzialdieserKonͲ ventiongesehen(vgl.beispielsweiseLindmeier2009).ZwarkanndieEngführungderVerwendungdesBeͲ griffsInklusionimKontextdesThemasBehinderungkritisiertwerden,allerdingssahensichinderVerganͲ genheitinsbesondereMenschenmitBehinderungimmerwiedermitAusgrenzungsͲundMarginalisierungserͲ fahrungenkonfrontiert.Vondahererschienesdringendnotwendig,dasssicheineMenschenrechtskonventiͲ onausdrücklichmitderVerbesserungderLebenssituationdieserPersonengruppebeschäftigt.1 DieForderungennacheinerVerbesserungderLebenssituationbehinderterMenschengehenallerdingsnicht erstaufdasVertragswerkderVereintenNationenzurück.AlsVorläuferdieserKonventionkönnenverschieͲ deneEntwicklungengenanntwerden,etwadieVerabschiedungderSalamancaErklärungimJahre1994,in derdasThemaInklusionvorallemfürdenBereichSchulezueinempolitischenThemaerhobenwurde.Der BeginnderUNͲBehindertenrechtskonventionbasiertweiterhinaufdemVorstoßeinzelnerLänder(v.a.MexiͲ koundNeuseeland),derschließlichimJahr2006zurVerabschiedungderKonventionführte.Am13.12.2006 beschlossschließlichdieGeneralversammlungderVereintenNationendieKonventionüberdieRechtevon MenschenmitBehinderung.KnappdreiJahrespäter,am26.März2009,tratdieseletztendlichauchin DeutschlandinKraft(vgl.Flieger/Schönwiese2011;Schulze2011;Baumann2010;vergleichehierzuebenso BMAS2011). MitderpointiertenHochstilisierungdesBegriffsInklusioninVerbindungmit„Menschenrechten“gehteine gesamtgesellschaftlicheBedeutungeinher.DieBehindertenrechtskonventionfordertdahereinevollumfängͲ licheInklusion(„fullinclusion“),d.h.MenschenmitBehinderungsindalsvollwertigeMitgliedereinerGesellͲ schaftmitallendazugehörigenBürgerrechtenundGrundfreiheitenzuverstehen.Gesamtgesellschaftlichsoll gesichertwerden,dassdieseMenschenrechteselbstbestimmt,barrierefreiundwennnötigauchmitUnterͲ stützungverwirklichtwerdenkönnen(vgl.Schulze2011,S.14f.;vgl.ebensoauchBMAS2009undAichele 2010).DieForderungnacheinemstärkeren„Einbezug“vonMenschenmitBehinderungingesellschaftlich relevanteLebensbereiche,alltäglicheBezügeundsozialeSystemerichtetsichdabeinichtnurandieAdresse derBehindertenhilfe,sondernbetrifftgleichermaßenallegesellschaftlichenAkteure.Diesbedeutet,dass InklusionalsbehinderungsͲ,bildungsͲundsozialpolitischeAufgabeumgesetztwerdenmuss(vgl.Markowetz 2010,S.19;Meyer2013). NebendenKernthemenBildungundArbeitbeziehensichdaherauchvieleBestandteilederUNͲBehindertenͲ rechtskonventionaufdasThemenspektrumInklusioninderGemeindebzw.Teilhabeamgesellschaftlichen undkulturellenLeben.HierbeizeigtsicheineDoppelperspektiveinderKonvention: 1 DiebesondereRelevanzderUNͲBehindertenrechtskonventionzeigtsichdarin,dasssieeineLückeinderTraditionderbisherverͲ fasstenMenschenrechtskonventionenschließt:Indenvergangenen60JahrenwurdenMenschenmitBehinderungiminternationalen Menschenrechtsdiskursnochwenigbeachtet.BeispielsweisefehlteinderAntiͲDiskriminierungsklauseldererstenMenschenrechtsͲ erklärungdieausdrücklicheErwähnungvonMenschenmitBehinderung,wohingegenAlter,GeschlechtundethnischeHerkunftexpliͲ ziterwähntwurden(vgl.Schulze2001,S.12.). 5 x x FormuliertwerdeneinerseitsForderungennachVerbesserungenimBildungswesen(Artikel24)und aufdemArbeitsmarkt(Artikel27)sowiezumAufͲundAusbauderMöglichkeitengemeindeintegrierͲ tenWohnens(Artikel19).EinSchwerpunktbildetweiterhindasRechtaufTeilhabeindenBereichen Sport,Kultur,ErholungundFreizeit(Artikel30).DieRechtevonKindernundJugendlichenmitBeͲ hinderungfindendarüberhinausexpliziteBeachtung(Artikel7).2 NebendiesenForderungenlassensichaberandererseitsauchHinweiseinderKonventionfinden,die demThemaInklusioneinepädagogischeundsozialpsychologischeDimensionverleihen.Sofordert beispielsweisederArtikel8verstärkteBemühungenzurBewusstseinsbildungfürdieBelangebehinͲ derterMenschenunddamiteineSensibilisierungderBevölkerung.AusdiesemGrundebeinhaltetdie UNͲBehindertenrechtskonventiongleichermaßendieVerpflichtungzumAbbaustrukturellerSonderͲ wegealsauchForderungenhinsichtlichvonBemühungeninRichtungeinesgesellschaftlichenUmͲ denkensundsozialenLernensinderBevölkerung. NahezuzeitgleichzurRatifizierungderUNͲBehindertenrechtskonventionwurdeinDeutschlandder13.KinͲ derͲundJugendberichtveröffentlicht,diesesMalmitdemFokusGesundheit.DasAnliegenvonbehinderten KindernundJugendlichenwurdedabeidurchgängigmitberücksichtigt.DurchdieAussagendes13.KinderͲ undJugendberichtssowieaufgrundderForderungenderBehindertenrechtskonventionrückteschließlichdie InklusionsdebatteauchzunehmendstärkerindenBlickpunktderJugendhilfe(vgl.Voigt2013,S.212).Fürdie KinderͲundJugendarbeitsowieJugendsoziarbeitsinddieobendargestelltenbeidenPerspektivengleicherͲ maßenrelevant:Indemaktuellentwickelten„IndexzurUmsetzungvonInklusionvonKindernundJugendliͲ chenmitBehinderung“gehtesbeispielsweiseeinerseitsumdieÖffnungderAngebote,wasaucheinenAbͲ bauvonZugangsbarrierenbedeutet.GleichzeitigistdieKinderͲundJugendarbeitaberauchaufgefordert, eine„inklusiveKultur“imSinnevonBewusstseinsbildungaufzubauenundzuetablieren(vgl.Meyer/KieslinͲ ger2014).ProzessederBewusstseinsbildungundSensibilisierungkönnensichdabeinach„innen“,alsoinͲ nerhalbvonEinrichtungen,VerbändenoderOrganisationenvollziehen,denkbaristaberauch,dassdieKinͲ derͲundJugendarbeitsowieJugendsozialarbeitdabeihilft,entsprechendeBildungsprozessebeiderBevölkeͲ runganzuregen,etwaimSinnevonAktionenzurSensibilisierungvonKindernundJugendlichenmitBehindeͲ rung.AusdiesemGrundeistdasThema„InklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderung“gleichͲ ermaßenHerausforderung(Öffnung,VeränderungvonStrukturenundAngeboten)alsauchChance(BeͲ wusstseinsbildung). DieHerausforderungenfürdieKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitergebensichausdenjeweiligen ArtikelnderUNͲBehindertenrechtskonvention.VonbesondererRelevanzsindhierbeidieArtikel7,24,19 und30:InArtikel7stehtvorallemdieGleichberechtigung,diefreieMeinungsäußerungsowiedieBeteiliͲ gungvonKindernmitBehinderungimVordergrund,Artikel24fokussiertaufeinestärkereInklusionvonKinͲ dernmitBehinderungimBildungssektor.IndenArtikeln19und30gehteshingegenumInklusionimGeͲ meinwesen,d.h.dassMenschenmitBehinderungebensodieMöglichkeithaben,ihreWohnungunddiejeͲ weiligeLebensformfreiwählenzukönnenundauchallekulturellenAngebote,alleErholungsͲ,SportͲund Freizeitangebote,sowiesämtlichegemeindenahenDienstleistungen,nutzenzukönnen,dieauchnichtbehinͲ dertenMenschenoffenstehen.Diesbedeutetdannauch,dasssichallerelevantenAkteureeinesGemeinweͲ sens(z.B.Vereine,Verbände,dieörtlicheSpielͲ,SportͲundKulturinfrastruktur,kommerzielleundnichtkomͲ merzielleFreizeiteinrichtungen)beiderUmsetzungvonInklusionengagierenundbeteiligensollen.AusdieͲ semGrundemüssenauchdieTrägerderKinderͲundJugendarbeitsowieJugendsozialarbeitihrebisherigen Angebotsstrukturen,ZugangswegeundTeilnahmevoraussetzungenüberprüfenundkritischhinterfragen. 2 DieBedürfnissevonKindernundJugendlichenmitBehinderungwurdenzwarbereitsinderimJahre1989beschlossenenKinderͲ rechtskonvention (CRC) in Artikel 23 berücksichtigt, allerdings mangelte es trotz der Unterzeichnung der Kinderrechtskonvention nachwievoraneinerkonsequentenUmsetzungderInklusionvonKindernmitBehinderung(vgl.Schulze2011,S.13) 6 DassInklusionaberaucheinChancefürdieKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitist,ergibtsichaus folgenderÜberlegung:Artikel8verweistbeispielsweiseexplizitaufdieBedeutungvonBewusstseinsprozesͲ seninderBevölkerung.IntendiertsindderAbbauvonVorbehaltenundBerührungsängstensowiedieVerͲ meidungkonkreterDiskriminierungsprozesse.DiessolleinhergehenmiteinerSensibilisierungfürdieBelange vonMenschenmitBehinderung,waswiederumeinerKulturderToleranzundUnterstützungdienlichist. InsofernwerdendieeherrechtlichͲsozialpolitischenForderungenderBehindertenrechtskonventionaneiniͲ genStellendurchsozialpsychologischeundpädagogischeÜberlegungenergänzt.Diesemehrdimensionale VorgehensweisehatauchimHinblickaufdieInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderungihren Grund:DamitdiesegleichberechtigtsämtlichegemeindenahenDienstleistungennutzenundihreFreizeit nachihrenInteressenundNeigungenentsprechendverbringenkönnen,müssenvorallemTeilhabehinderͲ nisse,BarrierensowieSonderwegesystematischabgebautwerden.Paralleldazusolltenaberauchderen UnterstützungsbedarfestetsimBlickbleibenundentsprechendistAkzeptanzvonVielfaltsowie„InklusionsͲ bereitschaft“inderBevölkerunggefragt.ZusätzlichzurÖffnungdesGemeinwesensunddemAbbauvon ZugangsbarrierenoderSonderwegenbestehtdaherimmerauchdieNotwendigkeiteinesAufbausgeeigneter UnterstützungsstrukturenundSensibilisierungineinemgegebenenSozialraum.DieVeränderungvongesellͲ schaftlichenStrukturenundRahmenbedingungenhinzueinerinklusivenGesellschaftumfasstdahergleichͲ ermaßensozialpolitische,infrastrukturellealsauchpädagogischeundsozialpsychologischeMaßnahmenund Interventionen(vgl.Meyer2013).FürdieKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitergibtsichdamitquaͲ sidieChance,eine„Vorreiterrolle“einnehmenzukönnen(vgl.hierzuauchDannenberg/Dorrance2010, 2011),weilindiesenBewusstseinsbildungsͲundSensibilisierungsprozesseneinhohesgesellschaftlichesPoͲ tentialfürTrägerderJugendhilfewurzelt.Aufgrunddesniedrigschwelligen,freiwilligen,ergebnisoffenenund partizipativenZugangskanndieKinderͲundJugendarbeitBegegnungenhervorragendinszenierenundmoͲ derieren.Aberauchnach„außen“hinkönnensolcheBildungswirkungenentfaltetwerden,etwainFormvon Aktionen,FreizeitenundVeranstaltungen.SowerdenwichtigesozialeLernprozesseinnerhalbvonEinrichͲ tungenundAngeboten,aberauchimSozialraummöglich. DiegenanntenÜberlegungenstehenindirektemEinklangmitdenvonRauschenbachu.a.(2010)beschriebeͲ nen„PotenzialenderJugendarbeit“.Bildungspotenziale,Verantwortungspotenziale,GemeinschaftspotenziaͲ leundIntegrationspotenzialebildengleichermaßenAusgangspunktalsauchZielsolcherinklusivenProzesse undVorhaben.DiesePotenzialekönntenhervorragenddafürgenutztwerden,InklusioninderPraxisumzuͲ setzenundgleichzeitigzurFörderungeinerinklusivenKulturinderGesellschaftbeizutragen.Ausdiesem Grundeverwundertesauch,dassdiefachlichenundpolitischenDebattenzumThemenbereichInklusionsich aktuellvorallemaufdieHandlungsfelderSchuleundKindertagesstättenkonzentrieren.Vielzuwenigwerden hingegendiePotenzialeinderKinderͲundJugendarbeitbzw.Jugendsozialarbeitdiskutiert.Soerfährtdieses HandlungsfeldbeispielsweiseauchimNationalenAktionsplanderBundesregierungzurVerwirklichungder UNͲBehindertenrechtskonventionnureinegeringeBeachtung.LediglichdasKapitel„InformationundPräͲ sentation“erwähntunterdemStichwort„Bildungsarbeit“dieMöglichkeit,dassKinderundJugendlichemit BehinderungimVereinslebenteilnehmenunddortihreInteressenverwirklichenkönnen.WasdieMöglichͲ keitengesellschaftlicherundpolitischerPartizipationbetrifft,wirdbeispielsweiseaufdasInstrumentvon KinderͲundJugendparlamentenverwiesen(vgl.Voigts2013,S.214). Allerdingsmusshierbeikritischreflektiertwerden,inwieferndieseBeteiligungsformwirklichgeeignetist,um eineumfassendeBeteiligungvonKindernundJugendlichenmitBehinderungzuermöglichen(zudenkenist beispielsweiseankognitiveBeeinträchtigungen).GundaVoigts(ebd.,S.214)siehtdabeidieGefahr,„dass derAnsprucheinerPartizipationvonKinderundJugendlichenmitBehinderungeninallensiebetreffenden AngelegenheitenhiermitvonBeginnanadabsurdumgeführtwird“. 7 Nebendieserpolitischen„Vernachlässigung“desThemaszeigtauchdieunmittelbarePraxis,dassnochwenig dokumentiertepraktischeErfahrungenmitderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungin derKinderͲundJugendarbeitbzw.Jugendsozialarbeitvorliegen.DiesverdeutlichtaucheineehernochüberͲ schaubareAnzahlanStudienoderOrientierungsͲundArbeitshilfenzudiesemThema(vgl.dazuausführlich Kapitel1.3.3).Recherchenzeigen,dasseszweieinschlägigeUntersuchungenzurTeilnahmevonKindernund JugendlichenmitBehinderunganAngebotenderKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitinDeutschͲ landgibt.DiesisteinmaleinebundesweiteBefragungvonJugendzentrenimRahmeneinerquantitativen ErhebungdesDeutschenJugendinstituts(Seckinger2014)sowieeinequalitativeStudiezurTeilnahmevon KindernundJugendlichenmitBehinderunginderJugendverbandsarbeit(Voigts2013).HingegenliegenhäuͲ figerErgebnissezumThemaLebensͲundFreizeitsituationvonKindern/JugendlichenmitBehinderungaus demBereichderEingliederungshilfe(z.B.Kieslinger/Meyer2014)oderaussonderpädagogischerundbehinͲ derungssoziologischerPerspektivenvor(z.B.Markowetz/Cloerkes2000;Stein/OrthmannBless2009). AusdengenanntenGründenistdasdurchdasbadenͲwürttembergischeSozialministeriumgeförderteVorͲ habeneinerBestandserhebunginklusiverAngeboteundAktivitätenimBereichderKinderͲundJugendarͲ beit/Jugendsozialarbeitausdrücklichzubegrüßen. AufbauderExpertise DieExpertisesollAuskunftüberbestehendeAngebote,aberauchüberzukünftigdenkbareundwünschensͲ werteAktivitätenzurUmsetzungvonInklusioninderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitgeben. DazuwerdenverschiedeneBefragungenmitTrägernderJugendarbeit/JugendsozialarbeitinBadenͲ Württembergdurchgeführt.AufBasisdieserBefragungensollenSchlussfolgerungenabgeleitetwerden,die dannalsHandlungsempfehlungenfüreinlandesweitesKonzeptzurInklusionvonKindernundJugendlichen mitBehinderunginderKinderͲundJugendarbeitundJugendsozialarbeitgenutztwerdenkönnen.VonAnͲ fangansollendabeialleFormenvonBehinderung(psychischeBeeinträchtigungen,körperlicheBehinderung, LernͲundgeistigeBehinderungen,Sinnesbeeinträchtigungen)berücksichtigtwerden.DieExpertisegliedert sichindreiTeile: 1) ZuBeginnerfolgteinetheoretischeAuseinandersetzungmitdemBegriffderBehinderungsowiemit demdieExpertiseleitendenInklusionsbegriff.ImAnschlussdaranwerdensowohltheoretischeÜberͲ legungenzudenAufgabenundHerausforderungeninderKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialͲ arbeitpräsentiert,alsauchdieErgebnissebestehenderUntersuchungenzurUmsetzungvonInklusiͲ oninderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitanalysiert.ZieldertheoretischenAuseinanͲ dersetzungistsowohldieKlärungdesBehinderungsͲundInklusionsbegriffsalsauchdieDefinition vonZugangsbarrieren,RahmenbedingungenundHerausforderungeneinerinklusivenPraxisinder KinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit.DasaufBasisdiesertheoretischenBestimmungentwiͲ ckelteWissenwirdzurEinordnungderErgebnissederBestandserhebungverwendet(siehePunkt2). 2) DenKernderExpertisebildenempirischeUntersuchungen,mitdemZiel,diebisherigenErfahrungen mitdemThemaInklusioninderKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitsystematischzudokuͲ mentieren.DieErgebnissebasiereninsbesondereaufeinerflächendeckendenOnlineͲBefragungmit AkteurenausallenrelevantenHandlungsfeldernderKinderͲundJugendarbeitbzw.JugendsozialarͲ beitinganzBadenͲWürttemberg(n=570).ZieldieserBefragungwares,einensystematischenÜberͲ blicküberdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungindenjeweiligenAngeboͲ tenundMaßnahmenzubekommen.VonbesonderemInteressesindzudemdieAnforderungenund Barrieren,diesichbeidieserTeilnahme/Inanspruchnahmestellen.AufBasisdieserflächendeckenͲ denUntersuchungwurdenanschließendnoch45TelefoninterviewssowiedreiFallstudienmitausͲ gewähltenAkteurendurchgeführt,umbestimmteAspekteundTrendaussagennochzuvertiefen. 8 3) DenAbschlussderExpertisebildenHandlungsempfehlungenzurweiterenkonzeptionellenAusgeͲ staltunginklusiverAngeboteundStrategien.HierzuwurdeeinModellentwickelt,dasfacettenreich dieAnforderungenbeiderUmsetzungeinerinklusivenPraxisabbildensoll.BestandteildesModells sinddievierEbenen„AufbaueineröffentlichkeitswirksamenStrategiezurErhöhungderNachfrage“, „interneDiskussiondesArbeitsauftragsundderZuständigkeit“,„EntwicklungundErprobunggeeigͲ neterAngebote,beruflicheFachlichkeitundMethodenrepertoire“sowie„AnstrengungenimBereich derOrganisationsentwicklung,AufbaueinerinklusivenOrganisationskultur“.FürallevierEbenen werdenentsprechendeHandlungsempfehlungenpräsentiert. DieempirischenUntersuchungen(Punkt2)bilden,wiegesagt,dasKernstückderExpertise.InsgesamtwurͲ denhierbeidreiAnalyseschrittedurchgeführt(vgl.Abbildung1): • • • Baustein1:Flächendeckende,badenͲwürttembergweiteBestandserhebungder„Praxis“vonInkluͲ sionvonKindernundJugendlichenmitBehinderunginEinrichtungenderKinderͲundJugendarbeit/ JugendsozialarbeitmittelseinerOnlineͲBefragung(Rücklauf:570Fragebögen).AnfänglichwargeͲ plant,dieBefragungübereinesystematischeStichprobenziehungnachHandlungsfeldernoder Landkreisendurchzuführen(z.B.QuotenstichprobeodergeschichteteStichprobe).NacheingehenͲ derDiskussionimProjektteamwurdejedochentschieden,dieBefragungmitHilfeeinerOnlineͲ BefragungnachdemSchneeballeffektvorzunehmen.Angeschriebenwurdendazu:Landesweite bzw.überregionaleDachverbändeundArbeitskreisederKinderͲundJugendarbeitsowieverschieͲ deneDachorganisationenvonJugendverbänden,derSchulsozialarbeitundderMobilenJugendarͲ beit.DieBefragungzieltedaraufab,einenerstenÜberblickdarüberzubekommen,welcheAkteure inderKinderͲundJugendarbeitsowieJugendsozialarbeitbereitsErfahrungenmitderInklusionvon Kindern/JugendlichenmitBehinderunghabenundwelcheErfahrungensiedabeigesammelthaben. EinweiteresZielistes,ausgewählteBeispieleidentifizierenzukönnen,diedannineinerzweiten Wellevertieftbefragtwerdenkonnten(sieheBaustein2und3). Baustein2(VertiefteBestandaufnahme):NachdererstenSichtungderErgebnissewurdenausgeͲ wählteAkteureimRahmenvonTelefoninterviewszumZweckederVertiefungeinigerFragestellunͲ generneutbefragt.DieAuswahldieserEinrichtungenundOrganisationenerfolgteaufBasisvorab definierterKriterien.Hauptkriteriumwardabei,dassbereitsErfahrungenmitderTeilnahmevon KindernundJugendlichenmitBehinderungvorliegenmussten.BeidenanderenAuswahlkriterien wurdedaraufgeachtet,möglichstvielfältigeBereicheabzudecken(z.B.unterschiedlicheHandlungsͲ felder,DauerderErfahrungenmitinklusivenAngeboten,verschiedeneFormenderBehinderung). DiesezweiteBestandsaufnahmedientderVertiefungausgewählterFragestellungen(z.B.Artder Aktivitäten,notwendigeVoraussetzungenundRahmenbedingungenbeiderDurchführung,usw.). Realisiertwurdeninsgesamt45TelefoninterviewsmiteinerDauervonca.30Ͳ45Minuten.Neben statistischenKennzahlenstehenhierbeiinsbesonderequalitativverwertbareInformationenim Zentrum,etwaimHinblickaufstrategischeFragenderPlanung,GestaltungundUmsetzungvon TeilhabemöglichkeitenfürKinderͲundJugendlichemitBehinderung,ArtderAngebote,ErfahrunͲ gen,FortͲundWeiterbildungsbedarfesowieEmpfehlungenandiePolitik.DietelefonischeBefraͲ gungwurdevollständigvomKooperationspartnerKUBUSe.V.durchgeführt. Baustein3:Vertiefte„Fallstudien“mitdreiausgewähltenAkteurenausdenBereichenJugendkulͲ turarbeit,offeneJugendarbeitundSportförderung.DieseFallstudiensollenzurVertiefungvonErͲ fahrungensowiezurDokumentationorganisatorischerundinhaltlicherVoraussetzungendienen. DieAuswahlbasiertaufHinweisenausdenTelefoninterviewsunddurchgeführtwurdendieFallͲ studiendannimRahmenvonausführlichen,etwaeinstündigenGesprächen(persönlich,telefoͲ nisch).DieErgebnissewerdenindieAuswertungderTelefoninterviewsmiteinbezogen. 9 Abbildung1:ForschungsdesignundAufbauderempirischenUntersuchungen ImAnschlussandieUntersuchungenerfolgteeinequantitativeAuswertungderOnlineͲBefragungsowieder TelefoninterviewsimHinblickaufbestimmteKennzahlen(z.B.ErfahrungenmitderTeilnahmevonKindern undJugendlichenmitBehinderung,AngebotsinhalteundͲstrukturen,benötigteRessourcen,FortͲundWeiͲ terbildungsaktivitäten,usw.).ErgänzenddazustehenaufgrundderTelefoninterviewsundfallspezifischen InterviewsauchnochqualitativeDatenzurVerfügung,dieimHinblickaufErfahrungen,Empfehlungen,usw. ausgewertetwerdenkönnen. AlsResultatderErhebungenkanneineZusammenstellungvonbestehendenErfahrungenerfolgen.EinwichͲ tigerAspektistdabeiauchdieAuseinandersetzungmitverschiedenenAngebotsformen.Diedokumentierten ErfahrungenkönnendaraufhinmitdenjeweiligenAngebotsformenverbundenundzueinerTypologieverͲ dichtetwerden.DadurchwerdenauchspezifischeFacettenderAngebotsnutzung(z.B.ArtundReichweite derAngebote,gemischtevs.selektierendeAngebote,ChancenundGrenzen)deutlich.AufBasisdieserZuͲ sammenstellungderErgebnissewerdenschließlichHandlungsempfehlungenzurFörderungvonMaßnahmen zur(weiteren)UmsetzungvonInklusioninderKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitinBadenͲ Württembergabgeleitet(Kapitel4).BestandteildieserEmpfehlungensindbeispielsweise: a) b) c) d) 10 dieNotwendigkeiteineröffentlichkeitswirksamenKampagnezurErhöhungderNachfrageundPräͲ senzvonKindernundJugendlichenmitBehinderunginOrganisationenundEinrichtungenderKinderͲ undJugendarbeit/Jugendsozialarbeit, dieFörderungvonorganisationsinternenAuseinandersetzungsprozessenmitdenForderungender UNͲBehindertenrechtskonventionundinderFolgemitentsprechendenÖffnungsprozessen, dieFörderungvonAngebotsentwicklungundͲerprobunginFormvonProjektensowieeinefachdiͲ daktischeundberufspolitischeFundierungaufBasisdesEinbezugsderrelevanten(FachͲ)Verbände, sowie dieUnterstützungintraͲundinterorganisationalerLernprozessedurchWissensaustausch,KooperatiͲ onundVernetzung.ExpliziterBestandteildieserEmpfehlungenistfernereinVorschlagzurInitiierung undGestaltungeinesFortbildungsprogrammsfürhauptamtlichundehrenamtlichTätigeinderKinͲ derͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit. 1 InklusionalsAufgabeundChancefürdieKinderǦundJugendarǦ beit/JugendsozialarbeitinBadenǦWürttemberg–eineGegenstandsǦ undStandortbestimmung 1.1 TheoretischeBetrachtungenzumBegriffBehinderung:WelcherBehindeǦ rungsbegriffliegtdemBerichtzugrunde? ͳǤͳǤͳ ǡ Behinderungkannrechtlich,medizinischoderauchsozialͲbzw.kulturwissenschaftlichdefiniertwerden.KlasͲ sischerweisespieltdiemedizinischeDiagnostikeinezentraleRollebeiderGewährungvonLeistungenund nimmtdaheraucheinenprominentenStellewertbeiderDefinitionvonBehinderungein.3Hierbeibesteht aucheinwichtigerZusammenhangzwischenderrechtlichenunddermedizinischenDefinition.Imneunten Sozialgesetzbuch(SGBIX)wirdBehinderungbeispielsweisefolgendermaßendefiniert: „Menschensindbehindert,wennihrekörperlicheFunktion,geistigeFähigkeitoderseelischeGesundheitmithoher Wahrscheinlichkeitlängerals6MonatevondemfürdasLebensaltertypischenZustandabweichenunddaherihre TeilhabeamLebeninderGesellschaftbeeinträchtigtist.(…).“(§2SGBIX,Absatz1;HervorhebungdurchT.M.) DieSchwächeneinersolchenmedizinischenundaucheherdefizitärenSichtweiseaufBehinderungwerden seitlangemdiskutiert.InderDefinitionwirddeutlich,dasskörperlicheFunktionsbeeinträchtigungen,geistige MinderleistungoderpsychischeErkrankungendieUrsachefürBeeinträchtigungenbeiderTeilhabeamLeben inderGemeinschaftsind–daraufverweistdasimobigenZitatmarkierteWörtchen„daher“.DieTeilhabeam LebeninderGemeinschaftistaberhäufignicht(nur)deswegenerschwert,weilMenschenkörperliche,geisͲ tigeoderseelischeBehinderungenhaben,sonderninsbesondereaufgrundbestimmterZugangsbarrierenund verwehrterTeilhabechancen. AuchderindenletztenJahrzehntenstattgefundeneAufͲundAusbaueineszwarhochdifferenziertenund effizientenabergleichzeitigauchseparierendenundaussonderndenAngebotsspektrumsderBehindertenhilͲ fewurzeltindiesermedizinischgeprägtenSichtweise,diesichletztendlichaufdenPrimatder„Behandlung“ beruft: „DasVerständnisvonBehinderungalsKrankheithatdazugeführt,dassder`Behandlung´alleweiterenBezügeder Person,insbesondereihreAnsprücheaufeineselbstbestimmteLebensführunguntergeordnetwerden.(…).DieZuͲ schreibungeinerBehinderunglöstdie`Behandlung´abvonderindividuellenLebenssituation,diedurcheineBeͲ einträchtigungundkonkreteBenachteiligungenundAusgrenzungenimAlltaggekennzeichnetist.(…).Derdurch einemedizinischdiagnostizierteBehinderungbegründeteUnterstützungsbedarf,hatdieEntstehungeinesaufBeͲ hinderungspezialisiertenSondersystemsbegünstigt,indemnichtRollevonMenschenmitBehinderungalsautoͲ nomeRechtssubjekte,sonderndieexpertendominierteBehandlungimVordergrundsteht.“(Rohrmann2014,S. 243f.) 3 DieOrientierunganeinemsolchenmedizinischenBehinderungsbegriffhatdeswegeneinesohoheBedeutung,weilLeistungsbeͲ rechtigungendamitverbundensind.DasMerkmal„Behinderung“stehtimGrundeengmitderBewilligungvonUnterstützungsleisͲ tungeninVerbindung.ZuverschiedenenLebensbereichen,etwaWohnen,Bildung,Arbeit,Freizeit,lassensichdannentsprechende Leistungsbausteineerschließen,diees–imSinnedersogenanntenEingliederungshilfe–MenschenmitBeeinträchtigungenermögliͲ chensollen,einLebenmitUnterstützungführenzukönnen.HierfürbekommensievonGesetzeswegenUnterstützunginFormvon einrichtungsgebundenenbzw.ambulantenLeistungenoderAssistenz. 11 EineAbkehrvondereherdefizitorientierten,medizinischenSichtweiseforderndaherVertreter/inneneiner sozialͲoderkulturwissenschaftlichenPerspektive.IndiesemVerständnisistBehinderungzuallerersteine sozialeKategoriebzw.Konstruktion,unddieTeilhabemöglichkeitenangesellschaftlichenVollzügenlassen Behinderungletztendlicherstmanifestwerden.DaherwirdaufeinenZusammenhangzwischenZuschreiͲ bungsprozessenunddendamiteinhergehendenAusgrenzungsdimensionenverwiesenundeinekritische AuseinandersetzungmitsolchenZuschreibungenliegtnahe.AusdiesemGrundebeschäftigensichVertreͲ ter/innensozialͲkonstruktivistischerund/oderkulturwissenschaftlicherDisziplinen(„DisabilityStudies“)mit derFrage,waseigentlichunter„Behinderung“zuverstehenist(vgl.hierzuetwaDederich2007,Kastl2010, Waldschmidt2005,2007,Windisch2014).BeispielsweisezeigensozialhistorischeStudien,dassderBegriff derBehinderungsichkeineswegsimmereinheitlichdarstellt(vgl.dazuexemplarischz.B.Vanja2007,HoffͲ mann2007,Mürner2003).ZentralistzudemdieErkenntnis,dassBehinderungvonUmweltfaktorenabhängt, sprich:vonTeilhabemöglichkeitenundBarrieren.ProgrammatischisthierbeiderLeitsatz:ManistnichtbeͲ hindert,manwird„behindert“(vgl.z.B.Schulze2011,S.15). WiestarkdieseEtikettierungsprozessewirken,wirddeutlich,wennmansichvergegenwärtig,wiedieBeanͲ tragungvonUnterstützungsleistungenmitdemEtikett„Behinderung“zusammenhängen: „UmZugangzudenLeistungenzuerhaltenwirdvonihnenverlangt,dasssieihreSituationderBenachteiligungmit derZuschreibungdesLabelsder`Behinderung´alsAbweichung`vondemfürdasLebensaltertypischenZustand´(§ 2SGBIX)anerkennenlassen,umZugangzudenUnterstützungsleistungenzuerhalten.“(Rohrmann2014,S.242) AuchwenndiesesozialͲkonstruktivistischeAuseinandersetzungmitdemBehinderungsbegriffzueinerbeͲ rechtigtenKritikundEntzauberungeinerreinmedizinischorientiertenBetrachtungsweisebeigetragenhaͲ ben,führendieweiterenÜberlegungendennochineingewissesDilemma:DiekritischeAuseinandersetzung mitderSichtweisedermedizinischenDiagnostiksowiemitdenAuswirkungenvongesellschaftlichenZuͲ schreibungsprozessenistzwarrichtigundwichtig.EineDekonstruktiondesBehinderungsbegriffsbeinhaltet aberauchdasParadoxon,dassMenschenmitBehinderungnurAnspruchaufLeistungenderBehindertenhilͲ fehaben,wenngleichzeitigeine„Behinderung“attestiertwird.DekonstruktionwürdedemnachstrenggeͲ nommenaucheinVerlustanLeistungsansprüchenbedeuten. DieUNͲBehindertenrechtskonventionverbindethingegenmedizinischemitsozialwissenschaftlichenAnnahͲ menundträgtdamiteinemganzheitlichenbioͲpsychoͲsozialenBehinderungsmodell(sieheKapitel1.1.2) Rechnung: „ZudenMenschenmitBehinderungzählenMenschen,dielangfristigekörperliche,seelische,geistigeoderSinnesͲ beeinträchtigungenhaben,welchesieinWechselwirkungmitverschiedenenBarrierenandervollen,wirksamen undgleichberechtigtenTeilhabeanderGesellschafthindernkönnen“(VereinteNationen2008,Artikel1,HervorͲ hebungdurchT.M.). EinsolchesBehinderungsverständnisistelementar,daessichvoneinerdefizitorientiertenSichtweise,und voneiner,inderPersondesbehindertenMenschenursächlichgesehenenProblematik,löst: „AlsBehinderunggeltendemnachSituationenundBedingungenderBeeinträchtigungenvonAktivitätenundder PartizipationmitBlickaufeineselbstbestimmteLebensführungaufgrundnegativerWechselwirkungenzwischen MenschenundihrersozialenundphysikalischenUmwelt(Kontextfaktoren).EntscheidendistsomitdieDimension derFolgenundnichtdieTatsacheeiner,wieimmerauchgearteten,StörungoderSchädigungkörperlicher,psychiͲ scheroderkognitiverFunktionenoderStrukturen.NichtdiePersonistbehindert,sonderndieSituationderBehinͲ derungentstehtdurchdienegativeWechselwirkungderGegebenheiteneinerPersonaufdereinenundderdes KontextesaufderanderenSeite.(…)Diesesoffene,andenFolgenorientierteVerständnislöstsichvomsozialͲ rechtlichenBehinderungsverständnis(…)“(Beck2013,S.136,HervorhebungdurchT.M.) 12 ͳǤͳǤʹ Ǧ Ǧ ¡ǡ ȋȌ DasVerständnis,dassBehinderungnurinWechselwirkungmiträumlichen,sozialen,sprachlichenoderandeͲ renumweltbezogenenBarrierengedeutetwerdenkann,ziehtsichdurchdengesamtenTextderBehinderͲ tenrechtskonventionderVereintenNationen: „(…)inderErkenntnis,dassdasVerständnisvonBehinderungsichständigweiterentwickeltunddassBehinderung ausderWechselwirkungzwischenMenschenmitBeeinträchtigungenundeinstellungsͲundumweltbedingtenBarͲ rierenentsteht,diesieandervollen,wirksamenundgleichberechtigtenTeilhabeanderGesellschafthindern,(…)“ (VereinteNationen2008,PräambelderUNͲBehindertenrechtskonvention) AuchindieserFormulierungderPräambelwirddie„WechselwirkungzwischenMenschenmitBeeinträchtiͲ gungenundeinstellungsͲundumweltbedingtenBarrieren“nochmalsdeutlichherausgestellt.Behinderungist dahernichteinfachnureine„Diagnose“,BehinderungentstehtfernerinständigerWechselwirkungmitder Umwelt,sprichmitBarrieren.DieseSichtweisebeziehtgleichermaßenaucheinSpektrumanTeilhabeͲund VerwirklichungschancenmitindieBetrachtungein. DiesesVerständnisstehtimKontexteinesParadigmenwechselsinderPolitikfürMenschenmitBehinderung sowieinHandlungsfeldernderBehindertenhilfe,welcherbereitsseitlängererZeitEingangindietheoretiͲ scheundpraktischeAuseinandersetzungmitdemBegriffBehinderunggefundenhat.DasinderUNͲ BehindertenrechtskonventionimZentrumstehendeBehinderungsverständnisspiegeltdabeiauchdasinnoͲ vativeBehinderungsmodellinderneuentwickelten„InternationalenKlassifikationderFunktionsfähigkeit, BehinderungundGesundheit“(InternationalClassificationofFunctioning,DisabilityandHealth–ICF)der Weltgesundheitsorganisationwieder(vgl.WHO2005)4,welchesvoneinerMehrdimensionalitätdesBehindeͲ rungsbegriffsausgeht.BehinderungentstehtindiesemModellimmeraufBasiseineskomplexenZusamͲ menwirkensvonkörperlichenEinschränkungensowieumweltͲundpersonenbezogenenFaktoren.DieweͲ sentlicheInnovationdiesesneuenKlassifikationsschemasist,dassdie„soziale“DimensionvonBehinderung zunehmendindenBlickpunktderBetrachtungenrückt.AusdiesemGrundewirdinderICFeineWendehin zueinem„bioͲpsychoͲsozialenBehinderungsmodell“eingeleitet. DieICFstelltdenAspektder„funktionalenGesundheit“inRelationzuUmweltfaktorenbesondersheraus. DerZustandderfunktionalenGesundheitwirdinderICFalsdasErgebnisderWechselwirkungzwischendem GesundheitsproblemeinerPerson(definiertnachICD)unddenKontextfaktorenaufgefasst.Einebedeutende RolleindiesemKonzeptspieltderBegriffder„Funktionsfähigkeit“.Funktionsfähigkeit(imEnglischen„funcͲ tioning“)wirddabeiwiefolgtdefiniert: „DerBegriffderFunktionsfähigkeiteinesMenschenumfasstalleAspektederfunktionalenGeͲ sundheit.EinePersonistfunktionalgesund,wenn–vordemHintergrundihrerKontextfaktorenͲ 1.ihrekörperlichenFunktionen(einschließlichdesmentalenBereichs)undKörperstrukturendeͲ neneinesgesundenMenschenentsprechen(KonzeptederKörperfunktionenundͲstrukturen), 2.siealldastutodertunkann,wasvoneinemMenschenohneGesundheitsproblem(ICD)erwarͲ tetwird(KonzeptderAktivitäten), 4 Die„InternationalClassificationofFunctioning,DisabilityandHealth“isteinKlassifikationsinstrumentderWHO,daszwarprimärfür denmedizinischenBereichentwickeltwurde,aberweitreichendeKonsequenzenfürdieAuseinandersetzungmitdemBegriffBehinͲ derunghat.Esgehtdarum,mithilfedesICFdieindividuellenAuswirkungeneinerKrankheitoderBehinderungimAlltagzuidentifizieͲ ren.GleichzeitigsollenmithilfedesICFaberbestimmteFaktoren(UmweltfaktorenundpersonenbezogeneFaktoren),diedarauf Einflussnehmen,mitberücksichtigtwerden. 13 3.sieihrDaseininallenLebensbereichen,dieihrwichtigsind,inderWeiseunddemUmfangentͲ faltenkann,wieesvoneinemMenschenohnegesundheitsbedingteBeeinträchtigungderKörperͲ funktionenoderͲstrukturenoderderAktivitätenerwartetwird(KonzeptderPartizipation[TeilhaͲ be]anLebensbereichen).“(WHO2005,S.4) DerBegriffder„Funktionsfähigkeit“(bzw.functioning)beinhaltetdahersowohldenAspektkörperlicher, geistigerundseelischerGesundheitalsauchdieMöglichkeitenzuAktivitätundTeilhabe.Damitwirdmit diesemVerständniseinereinmedizinischeBetrachtungsweiseverlassen.Schuntermann(2006)betonthierͲ zu: „ZusätzlichzudenbioͲmedizinischenAspekten(KörperfunktionenundͲstrukturen),diedieEbene desOrganismusbetreffen,werdenAspektedesMenschenalshandelndesSubjekt(Aktivitäten) undalsselbstbestimmtesundgleichberechtigtesSubjektinGesellschaftundUmwelt(Teilhabe) einbezogen.(...).DiegenanntenAspektegleichsamumhüllend,werdendieKontextfaktorender betreffendenPersonindieBetrachtungeinbezogen,d.h.alleexternenGegebenheitenderWelt,in derdiebetreffendePersonlebt(Umweltfaktoren),sowieihrepersönlichenEigenschaftenundAtͲ tribute(personenbezogeneFaktoren).(...).MitdembioͲpsychoͲsozialenModellwurdeeinbedeuͲ tenderParadigmenwechselvollzogen.FunktionaleProblemesindnichtmehrAttributeeinerPerͲ son,sondernsiesinddasnegativeErgebniseinerWechselwirkung.“(ebd.,S.2f.) InsgesamtbestehtindiesemMehrebenenmodelleineWechselwirkungzwischenbiologischenKomponenten, UmweltfaktorenundMöglichkeitenzurAktivitätsowieTeilhabechancen.GrafischkanndieWechselwirkung derindiesemModellinteragierendenVariablenwiefolgtdargestelltwerden: Gesundheitsproblem (Gesundheitsstörung oder Krankheit) Körperfunktionen und -strukturen Umweltfaktoren Partizipation [Teilhabe] Aktivitäten Personbezogene Faktoren Abbildung2:DasbioͲpsychosozialeBehinderungsmodellderICF(Quelle:WHO2005,S.23) IndemkomplexenModellderWHOwerdendieElementeTeilhabeundAktivitätnebendenmedizinischen Faktoren(körperlicheundpsychischeBeeinträchtigungen)alseingleichberechtigterFaktorzurErklärungvon Behinderungaufgenommen.DaessichindemModellumwechselseitigeDoppelpfeilehandelt,könnenalͲ lerdingsverschiedeneLesartenerfolgen:Körperliche,kognitiveund/oderpsychischeBeeinträchtigungen ziehennaturgemäßEinschränkungenindenBereichenTeilhabeundAktivitätnachsich.Aufderanderen SeitehabenEinschränkungeninderTeilhabeundbeidenMöglichkeitenzuAktivitätenimmerauchAuswirͲ kungenaufdiekörperlichen,kognitivenundpsychischenFähigkeitenundStrukturen.MitanderenWorten: BehinderungserfahrungenkönnenauchdurchfehlendeTeilhabemöglichkeitenundAktivitätenverstärkt, wennnichtsogarmitverursachtwerden.AusdiesemGrundekannBehinderungniemalsisoliertvonsozialen Kontextfaktorenaufgefasstwerden. 14 UnterschiedlicheAspekteinderLebensweltvonMenschenmitBehinderung(d.h.auchdieMöglichkeitender PartizipationundAktivität)beeinflussensichwechselseitig.EinewichtigeRollespielendabeidieUmweltfakͲ toren.InsbesonderedieseUmweltfaktorenkönnendazubeitragen,dassBeeinträchtigungenimAlltagindiviͲ duellsichtbarundspürbarwerden.AusdiesemGrundekanndieBereitstellungeinerbarrierefreienInfraͲ strukturkompensierendwirken.DasGleichegiltfürTeilhabechancensowieMöglichkeitenderAktivität.DieͲ seForderungenspiegelnsichwiederumimInklusionsparadigmadeutlichwieder(sieheKapitel1.1.3) FürdenvorliegendenBerichtbedeutetdieszweierlei:ErstensistmitdemBegriffBehinderungnichtnurein medizinischorientiertesVerständnisvonKörperstrukturen,geistigenFähigkeitenundseelischenZuständen gemeint,sonderngleichermaßenauchdieVerhinderungbzw.ErschwerungvonTeilhabeͲundVerwirkliͲ chungsmöglichkeiten.Zweitensisteswichtig,nichtnurMenschenimBlickzuhaben,dieeine„gesetzlich definierte“Behinderunghaben,sondernauchMenschenindieBetrachtungeinzubeziehen,diesogenannte „Behinderungserfahrungen“haben.DersogenannteGradderBehinderung(GdB)istzwareinwichtigesSeͲ lektionskritieriumzurIdentifizierungvonMenschenmitBehinderungineinerbestimmtenPopulation,jedoch kanndiesermedizinischͲrechtlichdefinierteGradderBehinderungnichtalleinAuskunftüberdieGesamtheit allervonBehinderungserfahrungenbetroffenenMenschengeben.ZudenkenistbeispielsweiseanMenschen mitpsychischenBeeinträchtigungen,diegleichermaßenAusgrenzungserfahrungenhaben,oderaberauchan KindermirBeeinträchtigungenoderEntwicklungsverzögerungen,beidenennochkeinGdBdiagnostiziert wurde.AusdiesemGrundefolgtderBerichteinemerweitertenVerständnisvonBehinderung,welchessich eherandemTerminus„Teilhabebedarf“orientiert. ͳǤͳǤ͵ Ǧ DiebeschriebenenPerspektivenaufdasMerkmalBehinderungeröffnenweitreichendesozialpolitischeForͲ derungen,wennmanbedenkt,dassdasLebenvonMenschenmitBehinderunghochgradigdurchInstitutioͲ nenbestimmtwarundnochist(vgl.exemplarischdazuCloerkes/Kastl2007).Dieses„NetzanInstitutionen“ spiegeltsichvoralleminvorstrukturiertenLebensläufenund„beschützenden“Umweltenwieder,vonsonͲ derpädagogischeBildungseinrichtungen,überWerkstättenfürbehinderteMenschenundstationären Wohneinrichtungen,bishinzuorganisiertenFreizeitaktivitäten.ProfessionstheoretischfindetdieseInstitutiͲ onalisierungihrenNiederschlaginstandardisiertenMethodenderUnterstützungundBetreuungbehinderter Menschen.InstitutionalisierungumfasstdahernichtnurEinrichtungenundOrganisationen,sonderngleichͲ ermaßensämtlicheObjektivierungsprozessehabitualisierterTätigkeiten,auchzuverstehenalsstandardisierͲ teundaufDauerangelegteHandlungsabläufe(vgl.Berger/Luckmann2009,S.56f.).Institutionenhaben schließlichwiederumdieKraft,sozialeKontrolleauszuüben,dieMenschenbeispielsweisedazu„zwingt“, EntscheidungennacheinembestimmtenMusterzutreffenundTätigkeitennacheinembestimmtenAblauf auszuüben(vgl.ebd.,S.58f.). FürdieBetrachtungdesBegriffsBehinderungistdiesesVerständniselementar,denndasLebenvonMenͲ schenmitBehinderungwirdnichtnurdurchEinrichtungenundOrganisationen,sondernauchdurchstandarͲ disierteUnterstützungssettingsbestimmt.AuchwennindenletztenJahrenvielfältigeEntwicklungeninder Behindertenhilfezuverzeichnenwaren,spieltderCharakterder„Institutionalisierung“durchausnocheine gewisseRolleinderLebensweltbehinderterMenschen.Deinstitutionalisierungsprozessezielendaherdarauf ab,vorstrukturierteLebenspläne,„Sonderwelten“sowiestandardisierteUnterstützungssettingskritischzu hinterfragen.Grunddafürist,dasssolche„besondernden“InstitutionalisierungenimmerauchAuswirkungen aufdasweitereLebenhaben.Diesesindnichtzuverwechselnmit„Exklusion“,wieRohrmann(2014)kritisch anmerkt.ErsprichthierunterBerufungaufdieAutorenGöbelundSchmidtvon„Hyperinklusion“(ebd,S. 241): 15 „DieLebenslagevonMenschenmitBehinderunglässtsichdurchihrestarkeAbhängigkeitvonSoͲ zialsystemenmitstarkennormativenVorgabenfürdieindividuelleLebensführungkeineswegsals Exklusionbeschreiben,sonderneherals`Hyperinklusion´,(…)Lebenssituationen,diedurcheine derartigeEinbindungineinFunktionssystemgeprägtsind,diedenZugangzuanderenFunktionsͲ systemenerschwerenoderblockieren.(…).DurchdieSondersystemederBehindertenhilfewerden ÜbergängeundZusammenhängevonLebensbereichenkonstruiert,diefürdasLebeninmodernen Gesellschaftenuntypischsind“ IndiesemVerständnisistnichtdasMerkmal„Behinderung“UrsachevonmangelndenTeilhabechancenund schlechterenEntwicklungsbedingungen,sondernderUmgangdamitimRahmenvonInstitutionalisierungen. AusdiesemGrundehängenDeinstitutionalisierungundInklusionzusammen:ErstderAbbauvon„Sonder“Ͳ InstitutionenermöglichtdemnachdieEinbeziehungingesellschaftlichrelevanteSysteme.Geradefürden hiervorliegendenBereichderLebenssituationvonKindernundJugendlichenmitBehinderungistdiesePerͲ spektivezentral,denngemäßdesobenskizzierten,mehrdimensionalenBehinderungsbegriffsspielenjainsͲ besonderedieTeilhabechancenundKontextfaktoreneinewichtigeRollebeiderManifestationvonBehindeͲ rung.Institutionalisierte„Sonderwege“wirkensichdemzufolgebereitsimKindesalternegativaufdieLeͲ benschancenvonKindernundJugendlichenmitBehinderungaus: „DennderBesuchvonSondereinrichtungenwirktsicherschwerendaufdenZugangzuaußerschuͲ lischen Regelangeboten, gerade auch in der Freizeit, aus (…), der Status `Sonderschulabgänger´ bzw.`sonderpädagogischförderungsbedürftig´mindert(…)dieChancenberuflicherTeilhabe,eine selbstbestimmte Lebensführung und die Eingebundenheit in soziale Netzwerke“ (Beck 2013, S. 137) GemäßdenAusführungenzumbioͲpsychoͲsozialenBehinderungsmodellderICFeröffnenDeinstitutionalisieͲ rungsprozessedaherauchweitreichendere,neueTeilhabeͲbzw.Partizipationsmöglichkeitenundtragenzur VerbesserungderLebenslagevonMenschenmitBehinderungbei. AufgrundderpolitischenVerpflichtungzumehrTeilhabevonMenschenmitBehinderungimgesellschaftliͲ chenGefügeergibtsichdieForderung,dasssichauchdieKinderͲundJugendarbeitbzw.dieJugendsozialarͲ beitandiesenEntwicklungenbeteiligtundDeinstitutionalisierungsprozessemitvorantreibt,indemsieihre DienstleistungenundAngebotefürdiesePersonengruppeöffnet. 1.2 TheoretischeBetrachtungenzumBegriffInklusion:WelchesInklusionsverǦ ständnisliegtdemBerichtzugrunde? ͳǤʹǤͳ ǡ ¡ DieobigeAuseinandersetzungmitdemBehinderungsbegriffinderUNͲBehindertenrechtskonventionundin derICFistTeileinerDiskussion,inderderBegriff„Behinderung“mehrundmehrinRichtungTeilhabeund Inklusiongelenktwird.Hierbeiwirddeutlich,dassspezifische„Sonderwege“sowieverwehrteTeilhabechanͲ cenundbestehendeBarrierenengmitdemPhänomenBehinderungzusammenhängenundsomitAusͲ gangspunktsozialpolitischerBemühungenwerdenmüssen. BereitsseiteinigenJahrenundverstärktseitdemInkrafttretenderUNͲBehindertenrechtskonventioninder BundesrepublikDeutschlandwirddieseDiskussionintensivunterVerwendungdesBegriffs„Inklusion“geͲ führt.ZwarerfährtdieserBegriffdurchdieUNͲBehindertenrechtskonventioneineEngführung,weilersich dortinersterLinieaufdieRechteundLebensumständevonMenschenmitBehinderungbezieht.Jedochist dieseEngführungdesBegriffes„Inklusion“durchauslegitim,dainsbesondereMenschenmitBehinderungin denletztenJahrzehntenzahlreicheMarginalisierungsͲundBesonderungserfahrungensammelnmussten: 16 „Menschen mit Behinderung sind(…) durch ihre stärkere Abhängigkeitvon Unterstützung in beͲ sonderer Weise von Risiken der Verletzung ihrer GrundͲ oder Menschenrechte durch staatliche MaßnahmenunddurchStigmatisierungbedroht.“(Rohrmann2014,S.243) ImFallevonMenschenmitBehinderungtrugdieSituationinderVergangenheitausdiesemGrundedazubei, eineMenschenrechtskonventionzuverabschieden,dieinsbesonderediesePersonengruppeindenBlick nimmt.Rohrmann(ebd.,S.244)sprichthiervon„MenschenrechtsverletzungenimSozialstaat“.Unabhängig davongehtesbeidemTerminusInklusionaberinersterLiniedarum,TeilhabeͲ,EntwicklungsͲundVerwirkliͲ chungschancenvonMenschenzusichern,dieaufgrundvorhandenerverͲbzw.behindernderStrukturenvon unterschiedlichstenExklusionsmechanismenbetroffensind.DieseFacetten–menschenrechtsorientierteund gleichzeitigsozialpolitischeForderungen–lassensichindenFormulierungenderUNͲBehindertenrechtsͲ konventionimmerwiederfinden.AusdiesemGrundeistsieauchwegweisendfürdieUmsetzungvonInkluͲ sionvonMenschenmitBehinderung. AllgemeinkannderBegriff„Inklusion“vondemlateinischenBegriff„inclusio“(alsVerb:„includere“)abgeleiͲ tetwerdenundbedeutetwörtlichübersetzt„Einschließung“oder„Enthaltensein“.Inklusionzieltdaherab aufdasEinbeziehenvon(EinzelͲ)TeileninundzueinemGanzenbzw.aufdenEinschlussallerTeileineinem Ganzen.InklusionbedeutetdaherimmerauchunbedingteZugehörigkeitundgesichertesozialeTeilhabe, undzwarvonAnfangan.IndiesemVerständniskanndasInklusionskonzeptalseine„Optimierung“odereine Art„erweitertesVerständnis“vonIntegrationgedeutetwerden(vgl.beispielsweiseHinz2003,2004,2010). InderFolgerichtensichdanndieArgumentegegeneinegesellschaftlicherzeugteAussonderungoderSelekͲ tion,beispielsweiseimSchulwesen.InklusionstelltdahereinGegenmodellzumselektierendenCharakterder bisherigenschulischenPraxisdar;InklusionistdahereinAnsatz, „deraufderBasisvonBürgerrechtenargumentiert,sichgegenjedegesellschaftlicheMarginalisierung wendet und somit allen Menschen das gleiche volle Recht auf individuelle Entwicklung und soziale TeilhabeungeachtetihrerpersönlichenUnterstützungsbedürfnissezugesichertsehenwill.FürdenBilͲ dungsbereichbedeutetdieseinenuneingeschränktenZugangunddieunbedingteZugehörigkeitzuallͲ gemeinenKindergärtenundSchulendessozialenUmfeldes,dievorderAufgabestehen,denindividuͲ ellenBedürfnissenallerzuentsprechenͲunddamitwirddemVerständnisderInklusionentsprechend jederMenschalsselbstverständlichesMitgliedderGemeinschaftanerkannt.“(Hinz2006,S.98) DieIdeederInklusiongehtfernervoneiner„Nichtteilbarkeit“einervonNaturausheterogenenGesellschaft aus.ModerneGesellschaftenbestehenniemalsnuraushomogenenGruppen,sondernsindgeradedurch ihreHeterogenitätgeprägt.DaVerschiedenheitquasi„normal“ist,machteineAufteilunginGruppenkeinen Sinn.Der„Mehrwert“desInklusionskonzeptsistdeswegenauchvorallemdarinsuchen,dasseindiskriminieͲ rendes„ZweiͲGruppenͲDenken“überwundenwerdenkann(Hinz2004/2010;kritischdazuWocken2010). DasEinbezogenͲSeiningesellschaftlichrelevanteTeilsystemestehtdabeistetsamBeginnjederweiteren Überlegung.Eswirdalsonichtversucht,MenschenmitBeeinträchtigungen„fit“füreinLebeninderGemeinͲ schaftzumachen,indemsieimRahmenvonSonderinstitutionenentsprechendbetreutundunterstütztwerͲ den(dieswürdedemsogenanntenIntegrationsparadigmaentsprechen).ImGrundewirddiePerspektive umgedreht:AmAnfangstehtimmerdieNotwendigkeiteinerEinbeziehung,dieswirdalsChanceerkannt,mit Vielfaltumzugehen.DieseEinbeziehungmachtdanneinenPerspektivenwechselnotwendig,indemgefordert wird,dasssichgesellschaftlicheStrukturendenspeziellenErfordernissenvonMenschenmitBehinderung anpassenmüssen(undnichtandersherum): „Es geht nicht nur darum, innerhalb bestehender Strukturen Raum zu schaffen auch für Behinderte, sondern gesellschaftliche Strukturen so zu gestalten und zu verändern, dass sie der realen Vielfalt menschlicherLebenslagen–geradeauchvonMenschenmitBehinderungen–vonvornhereinbessergeͲ rechtwerden.“(Aichele2008,S.12) 17 IndiesemZusammenhangistesebenaucherforderlich,sämtlicheBarrierenzurRealisierungdieserTeilhabe zubeseitigen.DerGedankederInklusionistdaherdeutlichweitergefasstalsderBegriffder„Integration“, weilerexplizitaucheineVeränderungbzw.WeiterentwicklungdergesellschaftlichenStrukturenfordert. UnterRückgriffaufVernorMuñoz(zwischen2004bis2010amtierenderUNͲSonderberichterstatterzum RechtaufBildung)lassensichdieKernaussagendesInklusionsparadigmaswiefolgtzusammenfassen(vgl. Lindmeier/Lindmeier2012,S.180).Inklusionistdemnach: x eineAntwortaufExklusion, x dieBerücksichtigungvonVerschiedenheit, x dieBekämpfungdiskriminierenderHaltungen, x dieSchaffungwertschätzenderGemeinschaften,sowie x dasVerständnisvonindividuellenUnterschiedenalsChance. DieseAufzählungverdeutlichteinerseitsdiemenschenrechtsorientierteReichweitedesThemas(Vermeidung vonExklusion,u.a.durchdenAbbauvonZugangsbarrieren),gleichzeitigverweistsieaberauchaufForderunͲ genvongesamtgesellschaftlicherunddamitsozialpolitischerRelevanz(BekämpfungdiskriminierenderHalͲ tung,SchaffungwertschätzenderGemeinschaften).IndenFormulierungen„BerücksichtigungvonVerschieͲ denheit“sowie„VerständnisvonindividuellenGemeinschaftenalsChance“tauchenzudemnochallgemeinͲ pädagogischebzw.sozialpsychologischeFacetteninderArgumentationauf.Insofernverbergensichnicht nurrechtlichͲsozialpolitischeForderungenhinterdemInklusionsbegriff,sonderngleichermaßenauchdie NotwendigkeitsozialerLernprozesseundderAufbaueinerinklusivenHaltunginderGesellschaft.Inklusion alspädagogischeForderungumfasstdabeididaktischeÜberlegungen,dieunterdenBegrifflichkeiten„InkluͲ sivePädagogik“oder„Inklusionspädagogik“zusammengefasstwerden.GemeinsamistdiesenAnsätzen,dass SieaufeineWertschätzungvonVielfaltabzielenundentsprechendesozialeLernprozessepädagogischinitiieͲ renbzw.moderierenwollen.DazugehörtderAbbauvonVorurteilenundBerührungsängsten,aberauchdie WertschätzunggegenüberdemAndersartigen.HeterogenitätundVielfaltsindindiesemVerständniskeine SchrankengesellschaftlichenZusammenlebens,sondernbedeutenvielmehrChanceundRessource(abgeseͲ hendavonistHeterogenitätundVielfaltindenmeistenmodernenGesellschaftenohnehineineRealität). DieIdeevonInklusionbasiertdaheraufnormativͲethischen,sozialpolitischenund(sozialͲ/sonderͲ)pädagoͲ gischmotiviertenForderungenundÜberlegungen.DieseMehrdimensionalitätbedeutet,dassInklusionnur danngelingenkann,wenneinerseitsgesellschaftlicheStrukturensogestaltetwerden,dasssiedenBedürfͲ nissenund,wennnötig,UnterstützungsbedarfenallerBürger/inneninpluralistischenGesellschaftenentͲ sprechen.DarüberhinausmüssendieseBürger/innendenInklusionsgedankenaberauchmittragen,d.h. gesellschaftlicheVeränderungenundInnovationensolltenmitentsprechendensozialenLernprozesseneinͲ hergehen.TreffendformulierenhierzuSeiffertundSteffens(2009):„InklusionistmehralsWohnenimStadtͲ teil“(ebd.,S.11).Letztendlichistdaherzuvermuten,dassdieUmsetzungvonInklusionnurdanngelingen kann,wennalledieseBetrachtungsebenen–d.h.rechtlichͲsozialpolitischeVeränderungenaufdereinen SeitesowiegesamtgesellschaftlicheLernprozesseaufderanderenSeite–gleichermaßenberücksichtigtwerͲ den.Diesimpliziertdannauch,dassInklusionbereitsamBesteninderLebensweltvonKindernundJugendliͲ chenansetzenmuss(vgl.Meyer2013) 18 ͳǤʹǤʹ Ǧ òǦ ò InderimJahr2006verabschiedetenUNͲBehindertenrechtskonvention(„ÜbereinkommenüberdieRechte vonMenschenmitBehinderungen“)wurdendieRechtesowieForderungenzurVerbesserungderLebenssiͲ tuationundTeilhabechancenvonMenschenmitBehinderungausdrücklichundfacettenreichthematisiert. BegriffewieBarrierefreiheit,Chancengleichheit,Inklusion,SelbstbestimmungundPartizipationkönnenals zentraleLeitbegriffederUNͲBRKverstandenwerden(vgl.Baumann2010). DaBehinderungimZugedesobenbeschriebenenParadigmenwechselsnichtmehralleinalsfunktionale Schädigung,sondernimmernurinWechselwirkungmitBeeinträchtigungenvonAktivitätsͲundTeilhabemögͲ lichkeitenbegriffenwerdenkann,istderAbbauvonBarrierensowiedieVerbesserunggesellschaftlicherTeilͲ habeeinKernanliegenderKonvention.AusdiesemGrundewirdinderKonventionbeispielsweisegefordert, dassKindernundJugendlichenmitBehinderungderBesuchvonRegelschulenermöglichtwerdensoll(Artikel 24).GleichesgiltfürdenAbbauvonZugangsbarrierenaufdemerstenArbeitsmarkt(Artikel27). BesondereRelevanzfürdieExpertisehabenjedochdieArtikel19und30inderBehindertenrechtskonventiͲ on.DortwirddieForderungformuliert,dassjedemMenschenmitBehinderung(oder:BehinderungserfahͲ rung)dieMöglichkeiteröffnetwerdensoll,nichtnurinderGemeindeintegriertzuleben,sondernauchalle Dienstleistungennutzenzukönnen,dieauchnichtbehindertenMenschenoffenstehen.5MenschenmitBeͲ hinderungsindsomitalsMitgliedereinerGesellschaftmitdendazugehörigenBürgerrechtenundGrundfreiͲ heitenzuverstehen.SomitstehtIhneneingleichberechtigterZugangzurallgemeinenInfrastruktur,zum institutionellenundaußerschulischenBildungssystem,zumsozialenundkulturellenLebensowiezurPolitik zu.EineweitereRelevanzfürdieseExpertisehatfernerderArtikel8,weilernebendenForderungeneiner besserenZugänglichkeitzugemeindenahenDienstleistungenundAngebotenexplizitauchaufdieBedeutung vonBewusstseinsprozesseninderBevölkerungverweist.Demnachistparalleldazubeizutragen,dassVorurͲ teileabgebautwerdenundsomitauchsozialeDiskriminierungsprozessevermiedenwerden. DamitMenschenmitBehinderunggleichberechtigtinderGemeindeleben,arbeitenundihreFreizeitverͲ bringenkönnen,müssenalsogesellschaftlicheAusgrenzungsprozesseundBarrierenabgebautwerden.ParalͲ leldazumussaberauchdieUnterstützungvonMenschenmitBehinderungimGemeinwesengewährleistet seinundgegebenenfallsdieAkzeptanzinderBevölkerungverbessertwerden.ZusätzlichzumAbbauvon BarrierenbestehtdaherimmerauchdieNotwendigkeiteinesAufbausgeeigneter(ambulanter)UnterstütͲ zungsstrukturen,dieÖffnungdesGemeinwesenssowiedieSensibilisierungundBeteiligungderBürgerinnen undBürger(inArtikel8derBehindertenrechtskonventionwirdbeispielsweiseexplizitaufdiese„BewusstͲ seinsbildung“undentsprechende„Kampagnen“verwiesen).DieVeränderungvongesellschaftlichenStruktuͲ renundRahmenbedingungenhinzueinerinklusivenGesellschaftumfasstdahergleichermaßensozialpolitiͲ sche,infrastrukturellealsauchpädagogischeundsozialpsychologischeMaßnahmenundInterventionen(vgl. Meyer2013).GemeinhinstelltdieVerwirklichungvonInklusiondahereinebehinderungsͲ,gesamtgesellͲ schaftsͲundbildungspolitischeAufgabedar(vgl.Markowetz2010,Meyer2013). 5 Artikel19(“UnabhängigeLebensführungundEinbeziehungindieGemeinschaft“)sowieArtikel30(„TeilhabeamkulturellenLeben sowieanErholung,FreizeitundSport“):Artikel19fordertbeispielsweisedasRechtbehinderterMenschenaufeinLebeninderGeͲ meinde.ExpliziterBestandteildiesesArtikelsist,dasssichallerelevantenEinrichtungenundDienstleistungeneinesGemeinwesens (z.B.auchVereine,Verbände,kommunaleKinderͲundJugendarbeit,kommerzielleundnichtkommerzielleFreizeiteinrichtungen, usw.)beiderUmsetzungvonInklusionengagierenundbeteiligensollen.Eingeschlossensinddaherausdrücklichauchallgemeine Dienstleistungen,dieallenMenschenineinemGemeinwesenoffenstehen.InArtikel30(„TeilhabeamkulturellenLebensowiean Erholung,FreizeitundSport“)wirdweiterhindirektaufdieNotwendigkeitvonInklusionindenBereichenSpiel,Freizeit,Sport,ErhoͲ lungundaußerschulischerBildungverwiesen. 19 Inklusionbedeutetinsgesamt(ZugangsͲ)BarrierenvollständigabzubauenundTeilhabechancenvollumfängͲ lichzuermöglichen.GemäßdemVerständnis,dassesnichtnurumrechtlichͲpolitischeVeränderungengeht, sind„BarrierenindenKöpfen“gleichermaßenindieserForderungeingeschlossen.MitZugangsbarrierensind daherkeinesfallsnurräumlicheBarrierengemeint,sonderngleichermaßenauchsprachlicheBarrieren,soziaͲ leBarrieren(wieBerührungsängste,Vorurteile,Diskriminierung),aufgabenbezogeneBarrieren(z.B.imHinͲ blickaufSportarten,Spielabläufe,usw.)oderinstitutionelleBarrierenwiebestimmteZugangsvoraussetzunͲ gen(etwafürdieMitgliedschaftineinemVereinoderfüreineTätigkeitaufdemallgemeinenArbeitsmarkt). InklusionbezeichnetalsoallgemeindasBestreben,einGemeinwesensozugestalten,dassalledarinlebenͲ denMenschenteilhabenkönnenundZugangzusämtlichenbedeutsamenLebensbereichenundDienstleisͲ tungenhaben.InklusiongehtdaherHandinHandmitderNotwendigkeitderÖffnungeinesSozialraumsfür MenschenmitBehinderung.DazumüssenBarrierenundZugangsvoraussetzungenabgebautwerdenunddie Bevölkerungmussggf.fürdieBelangevonMenschenmitBehinderungserfahrungensensibilisiertwerden. AufBasiseinersolchenkommunalenVerantwortungsollenFreizeitͲ,BildungsͲundBetätigungsmöglichkeiten inderGemeindeerschlossenundVernetzungenzwischenverschiedenensozialenEinrichtungeneinesGeͲ meinwesensangestoßenwerden(vgl.Seifert2008;Seifert/Steffens2009). ͳǤʹǤ͵ ǷDzǣǡ Ǧ IndenvorangegangenenAusführungenwirddeutlich:Inklusionistmehrals„nur“dasZugeständnisvon RechtenoderderAbbauvonSonderinstitutionen.InklusionalsreinstrukturelleVeränderung(imSinnevon Deinstitutionalisierung)verstanden,würdehierbeinochzukurzgreifen,denndie„Auflösung“vonSonderͲ wegenundSondereinrichtungenführtnochnichtautomatischzueinersozialenInklusionvonMenschenmit BehinderungindasgesellschaftlicheGefüge.ÄngstenundUnsicherheitenaufSeitenderMenschenmitBeͲ hinderung(oderderenAngehörigen)stehenBerührungsängsteundVorbehaltevonSeitenderBevölkerung gegenüber.VielegesellschaftlicheAkteurehattenaufgrundderbisherigenTrennungvonLebensweltenkaum odergarkeinenKontaktmitMenschenmitBehinderung–diesbetrifftauchdieinKapitel1.2.2angesproͲ chenenFreizeitͲ,SportͲ,BildungsͲundKulturangeboteimSozialraum.AufderanderenSeitebestehenaber auch„Sorgen“beiMenschenmitBehinderungbzw.derenAngehörigen.ZustarkwiegthiernochdasParaͲ digmaderobenbeschriebenenSonderwege,zugroßsinddieÄngste,obundinwiefernTeilnahmeͲundBetäͲ tigungsmöglichkeitenimSozialraumdenBedürfnissenundBedarfenbehinderterMenschenentsprechen. Zuletztfehltauchhäufigdas„Zutrauen“,alsMenschmitBehinderung(bzw.alsAngehörige)denWegzudieͲ sensozialräumlichenAngebotenzusuchen. ImHandlungsfeldderBehindertenhilfesinddieseEntwicklungenbereitsmehroderwenigerbekanntund werdeninKonzeptenaufgegriffen.SomüssenFachkräftederBehindertenhilfeversuchen,Ressourcenim Sozialraumzuerschließen,alsBrückenbauerzuörtlichenVereinenoderFreizeitangebotenzufungierenund ggf.relevantePersonengruppenzusensibilisieren.EntsprechenderhältinsbesonderedieSozialeArbeitals „Inklusionsmotor“zukünftigeinegemeinwesenorientierteAusrichtung: „VordiesemHintergrundistdasKnüpfen,ErhaltenundStabilisierenvongemeinwesenbezogenen NetzwerkeninderArbeitmitMenschenmitBehinderungvonhoherRelevanz.(…).WährendbisͲ langdiepädagogischorientierteBegleitungundUnterstützungdesIndividuumszurTeilhabeam allgemeinenLebenimVordergrundstand,istderRadiusderprofessionellenArbeitunterderZielͲ perspektiveInklusionumdieAufgabeerweitert,BedingungeninderGemeindezuschaffen,die Teilhabechancenstärken“(Seifert/Steffens2009,12). AufderanderenSeitegiltesaberauch,diesichimSinnesozialräumlicherInklusionverselbständigenden MenschenmitBehinderungauf„ihremWeg“indasGemeinwesenzuunterstützen: 20 „EinebevormundendeundfürsorgeorientierteUnterstützungspraxismusseinerKulturderpersoͲ nenzentriertenUnterstützungundeinemHöchstmaßanEmpowermentweichen.Menschenmit Behinderungenmüssenhierbeiermächtigtwerden,ihrLeben`selbstindieHand´zunehmen.DaͲ zugehörtauch,persönlicheVorliebenzuentdecken,einenindividuellenLebensstilzuzulassen, MitbestimmungsͲundEntscheidungsmöglichkeitenzuentwickelnundWegezuebnen,selbstbeͲ stimmtansubjektivrelevantenLebensbereichen–vorallemimGemeinwesen–teilhabenzukönͲ nen.“(Meyer2014a,S.36). InklusionvonMenschenmitBehinderungbedeutetalso,eineArt„doppeltePerspektive“einzunehmen.Imke Niediek(2010)hatdiesalsHerausforderungbenannt,„PersonundSozialraumgleichzeitigzudenken“(ebd., S.89).DieswirdauchdurchdieForderungenderUNͲBehindertenrechtskonventiongestützt.Aufdereinen SeitesindAkteureeinesGemeinwesensaufgefordert,ZugangsmöglichkeitenzuihrenAngebotenundDienstͲ leistungenzuerleichternbzw.zuschaffen,aufderanderenSeitemüssenMenschenmitBehinderung(bzw. imFallevonKindernundJugendlichendieAngehörigen)aberauchzurNutzungundTeilnahmeandiesen Angeboten„ermutigt“werden(vgl.Theunissen2014,S.253).Insofernentstehenfürinentsprechenden HandlungsfelderntätigenFachkräfteneueAufgaben,diemitdenSchlagwortenSozialraumorientierungund Personenorientierungumschriebenwerdenkönnen(vgl.dazuNiediek2010,Meyer2014a,2014b,TheunisͲ sen2014,ausführlich:Theunissen2012). DiesedoppeltePerspektivebedeutetfüralleAkteure,diesichderinklusivenIdeeöffnen,zweierlei:Aufder einenSeitemüssendieindividuellenBedürfnissesowie(UnterstützungsͲ)BedarfevonMenschenmitBeeinͲ trächtigunggenauindenBlickgenommenwerden.PersonenorientierungbedeutetdabeizunächstdasunͲ bedingteErnstnehmenderjeweiligenWünscheundBedürfnisse(SelbstbestimmungstehthierimZentrum). ZurRealisierungdieserWünscheundBedürfnissemussdannineinemzweitenSchrittüberlegtwerden,welͲ cheUnterstützungderjeweiligeMenschbrauchtundwiedieseumgesetztbzw.organisiertwerdenkann.Auf deranderenSeitesindparalleldazudiejeweiligensozialräumlichenBedingungenauszuloten.SozialraumoriͲ entierungbedeutethierbei,dassentsprechendeStruktureninderunmittelbarenoderauchweiterensoziaͲ lenUmweltdesMenschengeschaffenwerden,dieeineRealisierungderWünscheundBedürfnisseermögliͲ chen.HierzumüssengegebenenfallsRessourcenimSozialraumerschlossen,weitereAkteureeinbezogen oderauch„Brücken“insGemeinwesengebautwerden. AuchwasInklusionvonKindern/JugendlichenmitBehinderunginderKinderͲundJugendarbeitbzw.JugendͲ sozialarbeitbetrifft,istdieser„doppelte“Blickessentiell:AufdereinenSeitemüssendieFachkräftesowohl relevanteInformationenüberdieWünscheundBedürfnissealsauchüberdenjeweiligenUnterstützungsbeͲ darfderteilnehmendenjungenMenschenmitBehinderunghaben.GegebenenfallsmüsseninKooperation bzw.imAustauschmitAngehörigenoderDienstenderBehindertenhilfeentsprechendeInformationeneinͲ geholtwerden.Weiterhinistzuüberlegen,wiedenBedürfnissenundBedarfenentsprochenwerdenkann, eventuellauchinFormvonKooperationen.AufderanderenSeitesolltenbestehendeStrukturenundAngeͲ boteparallelimHinblickaufEignung,BarrierefreiheitundTeilhabemöglichkeitengeprüftwerden.EntspreͲ chendeRessourcenmüssenaktiviert,VeränderungenangegangenundgegebenenfallsmüssenandereBesuͲ cher/innenoderTeilnehmer/innenauchsensibilisiertbzw.vorbereitetwerden. UnabhängigdavonwirdimnächstenKapitelausführlichbegründet,dassdieHandlungsfelderderKinderͲund Jugendarbeitbzw.JugendsozialarbeitmitihrerAusrichtungaufinformelleBildungsprozesse,Begegnungen, Freizeitpädagogik,Spiel,Spaß,Geselligkeit,SportundKulturarbeithierbeieineSchlüsselrolleeinnehmen könnten,dennnirgendssonstfindenBegegnungenzwangloserundunkomplizierterstattalsdort.DerVorteil dieserHandlungsfelderistabernichtnurdiezwangloseZusammenkunftjungerMenschen,sondernauchdie konsequenteAlltagsnähesowiedieinteressensͲ,ressourcenͲundbedürfnisorientierteVorgehensweis.AufͲ grunddieserMerkmalewerdenProzesseinGanggesetzt,dieInklusionalssozialesLernfelderlebbarmachen. 21 1.3 InklusioninderKinderǦundJugendarbeit/JugendsozialarbeitalsHerausǦ forderungundChance ͳǤ͵ǤͳǤ ǦȀ AusdeninKapitel1.2genanntenGründenistinsbesonderedieKinderͲundJugendarbeitbzw.auchdieJuͲ gendsozialarbeiteinwichtigerMultiplikatorund„Motor“beiderUmsetzungvonInklusionimgesamtgesellͲ schaftlichenGefüge: „DieOffeneKinderͲundJugendarbeitistprädestiniertdafür,soziale,kulturelleundpersonaleBeͲ gegnungenstrukturellanzulegen,zuermöglichenundzuleben(…).DieOffeneKinderͲundJuͲ gendarbeitkannundmusssomitdieVorreiterrolleaufdemWegzurHerstellunginklusiverLernͲ weltenundTeilhabeaufdemWegzueinerGesellschaftderVielfaltspielen“(Dannenbeck/DorͲ race2011,S.210) ObenwurdebereitsaufdieVorteileeinerzwanglosenZusammenkunftjungerMenschenverwiesen,innerͲ halbdererinklusiveProzessealssozialesLernfeldumgesetztwerdenkönnen.DiederKinderͲundJugendarͲ beitinnewohnendenLeitprinzipienspielendabeieinegroßeRolle:Freiwilligkeit,Niedrigschwelligkeit,ZuͲ gänglichkeitfürallejungenMenschen,AlltagsͲundBedürfnisnähe,UmgangmitVielfalt,sowiedieErgebnisͲ offenheitvielerAngeboteermöglicheneinsolcheszwanglosesZusammenkommenjungerMenschen.Die BegegnungenlaufendabeiinangenehmerAtmosphäreab,wasdenPotenzialenzwischenmenschlicherKonͲ taktezuträglichistundzueinemAbbauvonBerührungsängstenundVorbehaltenbeiträgt.Gestütztwird dieseAnnahmedurchdiesogenannteKontakthypothesevonGordonAllport(ebd.1954;vgl.ebensoStürmer 2008).SeinerAnnahmennachverringertderpersönlicheKontaktzwischenverschiedenenGruppenVorurteiͲ leunddiskriminierendeVerhaltensweisen.Allerdingshängtdiesauchstarkdavonab,inwelcherSituation derKontaktstattfindet.ZusolchennegativenKontaktbedingungengehören(vgl.Jonas,Stroebe,Hewstone 2007,S.522): x x x dieKontaktsituationwirdalsbedrohlichempfunden(z.B.Wettbewerbssituationen) dieKontaktsituationfindetineinerunangenehmenAtmosphärestatt. derKontaktistnichthäufiggenug DemnachführtalsoderbloßeKontaktnichtalleinzueinemAbbauvonBerührungsängstenundVorurteilen. EsmüssenspezifischeBedingungenhinzukommen,durchdiederKontakterstzueinerVerringerungvon VorurteilenundsozialerDiskriminierungbeitragenkann,undeinigedieserBedingungensindindenHandͲ lungsfeldernderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeithochgradigerfüllt: x x x x eineangenehmeAtmosphäre keineWettbewerbssituation gleicherStatusallerTeilnehmer/innen(eswerdenkeineUnterschiedegemacht) BegleitungundUnterstützungdurchFachkräfteoderInstitutionen DesWeiterenisteswichtig,dassdieKontakteregelmäßigunddauerhaftstattfinden.DiesgiltesimHandͲ lungsfeldderKinderͲundJugendarbeitbzw.Jugendsozialarbeitnochstärkerzuberücksichtigen.Weiterhin sindübergeordneteZielewiedasArbeitenaneinemgemeinsamenProduktoderdieDurchführungvon GruppenaktivitätenohneWettbewerbscharakterzentral(positiveInterdependenz).WerdendiesePunkte berücksichtigt,könneninklusiveGruppenprozessesehrgutumgesetztwerden(vgl.Meyer2013). 22 DiesePotenzialehabenabernichtnurfürdieInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderunginder KinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitselbsteinewichtigeBedeutung,sietragenauchzurSensibiliͲ sierungundBewusstseinsbildunginderGesellschaftentscheidendbei.IndiesemZusammenhanggiltes,die AufgabederKinderͲundJugendarbeitsowiederJugendsozialarbeitindiesemKapitelgenauerzupräzisieren. ZuallererstergibtsichderAuftrag,diebestehendenAngebotefürKinderundJugendlichemitBehinderung zuöffnen.DieForderungnacheinersolchenÖffnungderLeistungenderJugendhilfefürKinderundJugendliͲ chemitBehinderungkannkonkretausArtikel19derUNͲBehindertenrechtskonventionabgeleitetwerden. DieallgemeinenAussagenindiesemArtikelimplizieren,„dassHilfenfürKinderundJugendlichenichtvon separatenEinrichtungenundDienstenangebotenwerden.KindernundJugendlichenmitBehinderungmuss dasgesamteSpektrumderLeistungenderJugendhilfeoffenstehen.AnzustrebenistdahernichteinesonͲ derpädagogischeErweiterungdesLeistungsangebots,sondernderAufbauvonprofessionellemWissenzur EntwicklunginklusiverStruktureninallenBereichenderJugendhilfe.“(Rohrmann2014,S.247)Daneben erfülltdieJugendhilfeaberimmerauchdenAuftrageineranwaltschaftlichenVertretungjungerMenschen. NebenderZugänglichkeitderAngebotekommtAkteurenderJugendarbeitdaheraucheinquasipolitischer Auftragzu:DieInteressensvertretungjungerMenschenmitBehinderungunddamitzusammenhängenddie SensibilisierungdesGemeinwesensfürdieBelangebehinderterKinderundJugendlicher. DerAuftragderoffenenKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitimHinblickaufdieUmsetzungvon InklusionundderForderungenderUNͲBehindertenrechtskonventionhatzweiSeitenundbeziehtsichauf: x x a)einenstärkerenEinbezugunddieBeteiligungvonKindernundJugendlichenmitBehinderungan ihrenAngeboten,sowie b),dieUnterstützungihrerBeteiligungsͲundAneignungsmöglichkeitenimSozialraumbzw.inden Kommunen. IndieserHinsichtkommtderKinderͲundJugendarbeiteineArtDoppelfunktionzu:SiemusseinerseitsversuͲ chen,dieTeilnahmedieserKinderundJugendlichenanihrenAngebotenundDienstleistungenzuerleichtern, andererseitsistsieaberauchaufgefordert,dieBeteiligungsmöglichkeitendieserPersonengruppekommuͲ nalpolitischzustärken(vgl.Beck2013,S.139).EsgehtkurzgesagtumdenAufbauinklusiverStruktureninͲ nerhalbderEinrichtungenundOrganisationen,genausoaberauchumSensibilisierungundBewusstseinsbilͲ dungimSozialraum.DamitkommtihrnichtnureineModerationsfunktion„nachinnen“(d.h.gegenüber anderenBesucher/innenoderTeilnehmer/innen),sondernaucheineBildungsfunktion„nachaußen“(SensiͲ bilisierungderBevölkerung,anwaltschaftlicheFunktion,usw.)zu. InsbesonderedieJugendverbandsarbeiterfüllthierbeihistorischbetrachteteineSchlüsselrolle,giltsiedoch alsInbegriffderJugendbeteiligung,fungiertalsSprachrohrderjungenMenschenunderfüllteinezentrale anwaltschaftlicheFunktion.DochinsbesondereindiesemBereichgibteseinengroßenNachholbedarf,was denEinbezugunddieVertretungvonKindernundJugendlichenmitBehinderungbetrifft: „JugendverbändegehörenzudenwenigenAkteuren,diedieInteressendieserKinderundJugendͲ lichenvehementunddurchgängigüberalleföderalenEbenenhinwegthematisierenundfürsie eintreten.Kritischangemerktwerdenmuss,dassdabeibisherKinderundJugendlichemitkörperliͲ chen,geistigenoderseelischenBehinderungenzuwenigimBlicksind.“(Voigts2013,S.215) ͳǤ͵Ǥʹ Ǧ Ȁ DiepolitischenForderungenunddamiteinhergehendeNotwendigkeitzurÖffnunggegenüberderPersonenͲ gruppebehinderterKinderundJugendlicheeinschließlicheinerentsprechendenSelbstverpflichtungderKinͲ 23 derͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitsolltenindenvorangegangenenKapitelndeutlichgewordensein. AlszentraleFragestelltsichdaher,inwieferndiesePerspektiven„mittlerweileinEmpfehlungenundKonzepͲ tenderoffenenund/oderverbandlichenKinderͲundJugendarbeitEinganggefundenhabenbeziehungsweise obsichdiesesArbeitsfeldnebenderbisherigenVerpflichtunggegenüberderKinderrechtskonventionder VereintenNationen(…)auchderBRKverschriebenhat“(Theunissen2014,S.253). Theunissen(ebd.)weistindiesemZusammenhangdaraufhin,dasseskeineeinschlägigenwissenschaftlichen StudienzudieserThematikgibt.TatsächlichverdeutlichenRecherchen,dasssichnebeneinzelnenUntersuͲ chungenzumStellenwertvonInklusioninEinrichtungenundOrganisationenderKinderͲundJugendarbeit sowiezurPräsenzundzurNutzungdieserAngebotedurchKinderundJugendlichemitBehinderung(beiͲ spielhaft:Voigts2013,Seckinger2014,Kieslinger/Meyer2014)nurwenigkonzeptionelleLiteraturfinden lässt.EinetiefergehendeAuseinandersetzungmitderFragederUmsetzungvonInklusionindiesemHandͲ lungsfeldbzw.konzeptionelleGrundlagenwerdennurinsehrvereinzelten,ausgewähltenPublikationenverͲ öffentlicht:Beispielhaftgenanntwerdenkönneneinmalder„IndexfürdieJugendarbeitzurInklusionvon KindernundJugendlichenmitBehinderung“6(vgl.Meyer/Kieslinger2014)sowiediebeidenArbeitshilfen „InklusioninderOffenenKinderͲundJugendarbeit–AnforderungenandiePraxis,Checkliste“(vgl.Oskamp 2013)und„allinklusive–PraxisderintegrativenJugendarbeit“(vgl.ForuminklusiverEvangelischerJugendͲ arbeit2007,vgl.Voigts2013).AlledreiPublikationenerfüllendenZweckeinerArbeitsͲbzw.Umsetzungshilfe undbeinhalteneineReiheanMethodenundBeispielen.VoneinzelnenVerbändenexistierenweiterhinspeͲ zielleOrientierungen,PositionspapiereundUmsetzungshilfen,etwavonderNaturfreundejugendDeutschͲ land(vgl.Drücker2009),vonderDeutschenJugendfeuerwehr(DeutscheJugendfeuerwehr2010)oderder aktuellvomDeutschenBehindertensportverband(2014)herausgegebene„IndexfürInklusionimunddurch Sport“.AufüberörtlicherEbenewurdezurUmsetzungvonInklusioninderJugendarbeiteineOrientierungsͲ hilfeveröffentlicht,diejedocheheralsPositionspapiermitzusammenfassendenHandlungsempfehlungen fungiert(vgl.BundesarbeitsgemeinschaftLandesjugendämter2012).DanebenlassensichnochweiterePubͲ likationenfinden,indenender/dieinteressierteLeser/inverschiedene„BestͲPracticeͲBeispiele“oderauch FortͲundWeiterbildungsmodulezumThemenspektrumInklusioninderKinderͲundJugendarbeitfindet(vgl. zumBeispiel:ArbeitskreisG5/LandeszentraleTrägergruppenderKinder,JugendͲundJugendsozialarbeitin NRW2015).WiederanderePublikationenbehandelnmethodischeFrageneinerinklusivenunddiversitätsͲ sensiblenPädagogikinderJugendarbeit,wobeiesaberhäufigallgemeinumdenUmgangmitVielfaltundum denAbbauvonDiskriminierungundRassismusgeht(vgl.zumBeispielDrückeru.a.2014).AusdemBereich derJugendsozialarbeitliegenhingegennurwenigePublikationenzudemThemenfeldvor,wederbezogen aufdiePräsenzundNutzungderAngebotedurchKinderundJugendlichemitBehinderung,nochalsUmsetͲ zungsͲoderArbeitshilfe.EinigegrundlegendeArtikelzumThemaInklusioninderJugendsozialarbeitfindet maninderPublikation„InklusioninHandlungsfeldernderJugendsozialarbeit“,dieinderReihe„Beiträgezur Jugendsozialarbeit“veröffentlichtwurde(vgl.KooperationsverbundJugendsozialarbeit2012).DieDarstelͲ lungenbeziehensichjedochvorallemaufdieFrageder„Zuständigkeit“unterderPerspektiveder„Stärken“ derJugendsozialarbeitsowieaufzukunftsweisendeStrategienunddieWeiterentwicklung(bestehender) Angebote.DiskutiertwerdenvorallemdieHerausforderungenbeiderInklusioninderSchule,beimÜberͲ gangSchuleundBerufsowiebeimJugendwohnen.ZentralistinsgesamtdieFrage,inwiefernder§13SGBVIII imSinneeinerinklusivenPraxisausgelegtwerdensollte. 6 Insbesondereaufden„IndexfürdieJugendarbeitzurInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderung“wirdindenanͲ schließendenKapitelnetwasausführlichereingegangen,daerimRahmeneinesdurchdasSozialministeriumBadenͲWürttemberg gefördertenForschungsprojekts„InklusionsoffensivefürdieJugendarbeit“entstandenist.DieErgebnissewerdeninKapitel1.3.4 ausführlicherdargestellt. 24 GrößerangelegteempirischeStudienzurTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderunganAnͲ gebotederKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitliegeninsgesamtnurvereinzeltvor.Vonbesonderer BedeutungfürdieseExpertisesindvorallemdieStudienvonVoigts(2013),Seckinger(2014)undKieslinͲ ger/Meyer(2014).DiejeweilsrelevantenErgebnissewerdenimFolgendenzusammenfassenddargestellt. DieerstehiervorgestellteStudievonSeckinger(2014)stütztsichaufeinebundesweiteBefragungvonJuͲ gendzentrenzurTeilnahmevonJugendlichenmitBehinderungandenAngebotendurchdasDeutscheJuͲ gendinstitut(DJI)imJahr2011.Befragtwurdendabei1.115Einrichtungen.FolgendeErgebnisselassensich zusammenfassen(vgl.Seckinger2014): x x x x Quantitativgesehengebenknapp60%derbefragtenJugendeinrichtungenan,dasssieauchBesuͲ cher/innenmitBehinderunghaben.AufderanderenSeitebedeutetdies,dassinfastjederzweiten befragtenEinrichtungkeineKinderundJugendlichemitBehinderungdieAngebotenutzen. DieEinrichtungen,dieauchBesucher/innenmitBehinderunghaben,gebenimSchnitteineAnzahl vonknapp13Nutzer/innenmitBeeinträchtigungenan.DerMedianbeträgtjedochnursiebenBesuͲ cher/innenmitBehinderung,d.h.mindestensdieHälftederbefragtenEinrichtungenhabensieben oderwenigerBesucher/innenmitBehinderung. WasdieverschiedenenBehinderungsartenbetrifft,sowirdamhäufigsten„Lernbehinderung“angeͲ geben.7WürdemanalleEinrichtungenherausrechnen,dieBesucher/innenmitLernbehinderunghaͲ ben,reduziertsichderAnteilanEinrichtungenmitNutzer/innenmitBehinderungauf48%. InteressantindiesemZusammenhangist,dasskaum„Probleme“imHinblickaufdieUmsetzungvon InklusionbeiderPersonengruppevonKindern/JugendlichenmitLernbehinderunggesehenwerden. AndersstelltsichdiesjedochbeidenPersonengruppenmitgeistigenBehinderungen,MehrfachbeͲ hinderungenundinsbesonderemitpsychischenBeeinträchtigungendar.HiersehenjeweilsmindesͲ tens60%derEinrichtungen,dieauchNutzer/innenmitBehinderunghaben„Schwierigkeiten“. EinrichtungenmitBesucher/innenmitBehinderungunterschiedensichvonEinrichtungenohneBesuͲ cher/innenmitBehinderungineinigenPunkten: x x x EinwichtigesKriteriumstelltdabeidashauptamtlichePersonaldar.InEinrichtungenmithauptamtliͲ chenMitarbeiter/innensindimVergleichhäufigerauchKinderundJugendlichemitBehinderung Nutzer/innenderAngebote. EineweitereAuffälligkeitist,dassBesucher/innenmitBehinderungenhäufigerinEinrichtungenzu findensind,dieAngebotefürjüngereZielgruppenvorhalten.InEinrichtungenmitAngebotenfürdas „klassische“JugendalterlassensichdieseBesucher/innenetwasseltenerfinden. EinendeutlichenUnterschiedzwischenEinrichtungenmitundohneNutzer/innenmitBehinderung gibtesauchimHinblickaufdie(räumliche)Barrierefreiheit.EinrichtungenmitBesucher/innenmit BehinderunghabenseltenerräumlicheBarrieren.InwieferndieseBarrierefreiheitzueinerstärkeren NutzungderAngebotedurchKinderundJugendlichemitBehinderungführt,oderobdieBesuche vonKindernundJugendlichenmitBehinderungzueinemAbbauvonBarrierenbeiträgt,istjedoch unklar.DieErgebnissedeutenjedochdaraufhin,dassBarrierefreiheiteineSignalwirkungerfüllt. 7 Hierbei ist kritisch anzumerken, dass „Lernbehinderung“ im Sinne medizinischer Diagnostik schwer zu bestimmen ist. Nach Cloerkes (2007, S. 94) wird eine „Lernbehinderung“ vor allem definiert durch die Aufnahme in eine entsprechende Schulform, d.h. in eine sogenannte Förderschule für Lernbehinderte. Diese Aufnahme hängt wiederum zusammen mit den jeweiligen Schulleistungen, die ein junger Mensch zeigt (Schulerfolg in der Regelschule gefährdet). Entsprechend sind die Unterschiede zwischen Lernschwierigkeiten (bzw. Schulschwierigkeiten) und einer „Behinderung“ graduell und im Gegensatz zu körperlichen oder geistigen Formen von Behinderung nur schwer objektiv messbar. Nach Cloerkes sind daher „Lernbehinderte eben die Schüler der Sonderschule für Lernbehinderte“ (ebd.). Weiterhin bestehen auffällige Zusammenhänge zwischen Lernbehinderung und folgenden Merkmalen: Bildungsferne und einkommensschwache Milieus, Migrationshintergrund, Familien mit hoher Kinderzahl, beengte Wohnverhältnisse und „schlechte Wohngegenden“ (ebd., S. 95). Aus diesem Grunde könnte die Wahrnehmung der in der oben genannten Studie befragten Personen auch geleitet sein von Vorstellungen über „Behinderung“, die keinesfalls einer im engeren Sinne definierten Behinderung entsprechen. 25 VonbesondererRelevanzistfernerdieFrage,anwelchenAngebotenKinderundJugendlichemitBehindeͲ rungteilnehmen.HintergrunddessenistdieforschungsleitendeAnnahme,dassderAufͲundAusbauvon AngebotenfürjungeMenschenmitBehinderunginsbesondereinFormspezieller,d.h.nichtͲinklusiver (GruppenͲ)Angeboteerfolgenwürde: „DennesgibteineganzeReihevonBeispielen,dieverdeutlichen,dassdieKinderundJugendliͲ chenmitBeeinträchtigungimJugendzentrummehroderwenigeruntersichbleiben.Esgibteinmal imMonateine`RolliͲDisko´,einenextraNachmittag,spezifischeFörderangeboteoderbesondere Ferienfahrten.Diesreichtnichtaus,umeinewirklicheInklusionzuerreichen.“(Seckinger2014, o.S.) HierbeizeigensichinteressanteErgebnisse:Zumeinenlassensichsowohl„inklusive“alsaucheherspezialiͲ sierteAngebotefinden.DieTeilnahmeam„offenenBereich“spieltdabeidiegrößteRolle(knapp37%der EinrichtungenmitNutzer/innenmitBehinderungbenenntdies).AnzweiterStellefolgenjedochspezielle Aktivitäten,dieehersporadischenCharakterhaben,etwaFerienfreizeitenoderAusflüge(knapp25%).Die dritthäufigsteAngebotsformsindKreativangebote(20%).DaswahrscheinlichbemerkenswertesteErgebnis istjedoch,dassderAnteilan„spezialisierten“AngebotenindenEinrichtungenhöherist,dieaucheinefür denUmgangmitbehindertenKindernundJugendlichenqualifizierteFachkraft(„Inklusionsfachkraft“)beͲ schäftigenbzw.miteinersolchenzusammenarbeiten(z.B.imRahmenvonKooperationenmitderBehinderͲ tenhilfe): „AbersobaldeinespeziellfürdieArbeitmitKindernundJugendlichenmitBeeinträchtigungen qualifizierteFachkraftvorhandenist,sinktderAnteilderJugendzentren,beidenendieseGruppe vonBesucherInnendenoffenenBetriebfürsichnutzt.UndderAnteil,indenendieKinderundJuͲ gendlichenmitBeeinträchtigungeinespezielleFörderungerfahren,steigttendenziellan.“(SeckinͲ ger2014,o.S.) DerEinbezugprofessionellerFachkräftezurUnterstützungvonKindernundJugendlichenmitBehinderung scheintalsoeherunproduktivfürdieUmsetzungvonInklusionzusein.AufderanderenSeiteistdieNutzung sonderͲbzw.behindertenpädagogischenWissensoftsehrwichtig,vorallemdann,wennsichEinrichtungen derKinderͲundJugendarbeitbzw.JugendsozialarbeiterstmalsderTeilnahmedurchdiesePersonengruppe öffnen.DesWeiterenführenKooperationenmitEinrichtungenderBehindertenhilfeauchzueinerhöheren Nutzungunddamitauch„Sichtbarmachung“vonjungenMenschenmitBehinderunginEinrichtungender KinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit. Unabhängigdavon,welche(professionelle)BegleitunginAngebotenderKinderͲundJugendarbeitvonNöten ist,sosindspezielleSettingsnichtperseschlechtzubewerten.AuchwenndieseAngebotenichtautomaͲ tischals„inklusiv“zuverstehensind,ermöglichensiedennochBegegnungenundtragenzurSensibilisierung bei.ImRahmensolcherAngebotewirdzumindestsignalisiert,dassKinderundJugendlichemitBehinderung durchausgemeindenaheDienstleistungennutzenkönnen(undauchsollen),dieallenanderenKindernund JugendlichenauchzurVerfügungstehen.ZudemermöglichensiedenjeweiligenEinrichtungenundOrganisaͲ tionen,„erste“ErfahrungenmitKindernundJugendlichenmitBehinderungzusammeln.Insofernsindsolche Angebote–trotzallerKritik–aufihreArtundWeisewichtigaufdemWegzueinerinklusivenKinderͲund Jugendarbeitbzw.Jugendsozialarbeit. DiezweiteStudie,diehierkurzvorgestelltwird,stellteineBefragungvonJugendverbändendar(Voigts 2013).DieJugendverbandsarbeitbildeteinbedeutendesHandlungsfeldderKinderundJugendarbeit,imͲ merhinwerdenüberdieHälftederAngeboteimBereichderKinderͲundJugendarbeitvonsolchenVerbänͲ denerbracht(vgl.Theunissen2014,S.253unterBerufungaufZahlendesBundesministeriumsfürFamilie, Senioren,FrauenundJugend2013). 26 DesWeiterenverfügenJugendverbändeundJugendringehäufigbereitsübereinelangjährigeTraditionder IntegrationvonKindernundJugendlichenmitBehinderung,vorallemimRahmenderFreizeitenarbeit.DritͲ tensistindiesemHandlungsfeldeineverstärkteOffenheitgegenüberdiesemThemenspektrumzubeobachͲ tenundeinigeVerbändehabenauchbereits„integrativeJugendgruppen“gegründet. UnabhängigdavonkannvoneinerflächendeckendenTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehindeͲ rungnichtgesprochenwerden.ImGegenteil:KinderundJugendlichemitBehinderung„verbringennachwie vorihreFreizeitentwederimelterlichenZuhauseoderineinerEinrichtungder`offenenBehindertenhilfe´für FreizeitͲundBildungsangebote“(vgl.ebd.,S.254). AlszentralesErgebnisderStudie„InklusionoderSegmentierung?EineAnalysederArbeitmitKinderninJuͲ gendverbänden“(zusammenfassenddargestelltinVoigts2013)zeigtsich,„dassKindermitkörperlichen, geistigenwieseelischenBehinderungeninJugendverbändenbisherunterrepräsentiertsind(Voigts2013,S. 215).DieStudiewurdemithilfequalitativerExperteninterviewsdurchgeführt,sodassdieAussagenzwar keinequantifizierbareAussagekrafthaben,diequalitativenAuswertungenverdeutlichenjedocheinigeAufͲ fälligkeiten(ebd.): x x x x x DieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungwirdnichtsystematischerhoben. AuchistdieArtundWeisederBeschäftigungmitdemThemaInklusionsehrunterschiedlichausgeͲ prägt.HierfindensichsowohlkonzeptionelleFundierungen(z.B.inFormvonArbeitshilfen,ArbeitsͲ kreisenoderͲgruppen)alsauchvölligfehlendesInteresse.Weiterhinmangelteshäufiganeinem einheitlichenVerständnisvonInklusion. WasdenEinbezugvonKindernundJugendlichenmitBehinderungindasAngebotsspektrumbetrifft, sospielenFerienfreizeiteneineHauptrolle.Grundhierfürist,dassKindermitundohneBehinderung aufgrunddessegregierendenSchulsystemswährendderSchulzeitmeistkeineBerührungspunkte haben(sieheauchKapitel1.3.3).Entsprechendfinden„KindermitBehinderungbisherkaumdenZuͲ gangzudenregelmäßigen,wöchentlichenAngebotenderJugendverbände(…).(FerienͲ)Freizeiten findenhingegenineinemZeitraumstatt,andemalleKinderfreivonSchulesindundvieleerwerbstäͲ tigeElterneinequalifizierteBetreuungfürihreKindersuchen“(ebd.). Behinderungwirdhäufignochmit„körperlichenEinschränkungen“assoziiert.DieszeigtsichauchdaͲ ran,dassaufWerbebroschürenoderͲflyernhäufigdasSymboleinesRollstuhlsverwendetwird.JeͲ dochgibtesAnzeichendafür,dasssichdiesesBilderweitert.GeistigeundpsychischeFormender BehinderungwerdenzunehmendmitinentsprechendeÜberlegungenaufgenommen. AllesinallemlässtsichdennocheinegroßeOffenheitfürdasThemabeidenbefragtenExpert/innen beobachtenunddieBereitschaft,mitinklusivenAngebotsformenzuexperimentierten,isthoch.WeiͲ terhinbefürwortendiebefragtenPersoneneineAufnahmedesThemasindieJuleicaͲSchulungen. EineentsprechendeSchulungvonEhrenamtlichenwirdalsnotwendigundunverzichtbarangesehen. DesWeiterenwirdderAustauschundAufbauvonKooperationensowiedasaktiveZugehenaufSonͲ derͲundFörderschulensowieaufElternverbändenalswichtigangesehen,insbesonderewasden EinbezugbehinderterKinderundJugendlicheinwöchentlichstattfindendeRegelangebotebetrifft. AbschließendstelltVoigts(2013,S.218)aufBasisdieserErgebnissefest,„dassdieselbstverständlicheEinbeͲ ziehungvonKindernundJugendlichenmitBehinderungeninAngebotederKinderͲundJugendarbeitinden Anfängensteckt.SieistdamitAbbilddergesellschaftlichenLage.“GefordertwirddahereinverstärkterfachͲ licherDiskursdarüber,„wiesichKinderͲundJugendarbeitaufdemWegzueineminklusivenGestaltungsͲ prinzipverändernmuss“(ebd.).Voigtsweistweiterhindaraufhin,dassdieKinderͲundJugendarbeitihrer anwaltschaftlichenFunktionundauchdemAuftragzurBeteiligungvonKindernundJugendlichenbesonders imHinblickaufdiesePersonengruppestärkernachkommenmuss: 27 „DasssichPartizipationsformenverändernmüssen,wirddeutlich–wiediesgeschehenmussund kann,stehtnochoffenimRaum.Einesistklar:KinderundJugendlichemitBehinderungen–und soweitvorhandenihreeigenständigenSelbstorganisationen–müssenindiesenDiskurseinbezoͲ genwerden.“(ebd.) DiedrittehiervorzustellendeUntersuchungzumThemenkomplexInklusioninderKinderͲundJugendarbeit wurdenichtausderPerspektivederJugendhilfedurchgeführt,sondernalsEntwicklungsprojektderEinglieͲ derungshilfe.ImRahmenverschiedener,durchdenKommunalverbandfürJugendundSozialesinBadenͲ Württemberg(KVJS)geförderten,ModellprojekteimBereichderEingliederungshilfebeschäftigtensicheiniͲ gedieserProjektemitdemThemenfeld„InklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderungimFreiͲ zeitbereich“.VorgestelltwerdendieErgebnissederbeidenTeilprojekte„InklusioninFreizeitangeboteund WegweiserFreizeitangebote“(einProjektimAlbͲDonauͲKreis)sowie„InklusionvonKindernundJugendliͲ chen“(einProjektimNeckarͲOdenwaldͲKreis).ZieldesProjektsimAlbͲDonauͲKreiswares,KinderundJuͲ gendlichemitBehinderunginlokaleFreizeitangebotezuvermitteln(diesgelangin22Fällen).IndemProjekt imNeckarͲOdenwaldͲKreiswurdehingegenderEinbezugvonKindernundJugendlichenmitBehinderungin Sommerferienfreizeiten(ca.15Ͳ20%Teilnehmer/innenmitBehinderung)sowiedieInklusionbehinderter JugendlicherindenOffenenTreffdesörtlichenJugendhauses(ca.5Ͳ10JugendlichemitBehinderungbeietͲ wa30Ͳ50nichtbehindertenBesucher/innen)erprobt.ImRahmendieserTeilprojektewurdenunteranderem auchAkteurederKinderͲundJugendarbeitimRahmenvonschriftlichen,telefonischenundpersönlichen Interviewsbefragt,alsauchverschiedeneBeobachtungsstudienundIntensivͲFallstudienimRahmeninklusiͲ verFreizeitangebotedurchgeführt.ErgänztwurdendieseUntersuchungendurchInterviewsmitElternvon KindernmitBehinderung(vgl.Kieslinger/Meyer2014).EinigeausgewählteErgebnissederwissenschaftlichen Begleitungwerdenzusammengefasstvorgestellt(vgl.ebd.S.154ff.): x x x x x 28 DieBefragungenverdeutlichen,dasskommunaleFreizeitanbietervorallemErfahrungmitderInkluͲ sioneinzelnerKinderundJugendlichermitBehinderunghaben.WeiterhinbeschränkensichErfahͲ rungenmitinklusivenAktivitätenbislangvorallemaufdasKindergartenaltersowieaufdenSchulbeͲ reich,insbesondereimFreizeitbereichundimVereinslebensindMenschenmitBehinderungunterͲ repräsentiert. AlsförderlicherweistsichdiePräsenzvon(großen)BehindertenhilfeeinrichtungeninderRegion, weildannMenschenmitBehinderungeherimStadtbildoderindenjeweiligenGemeindensichtbar sind.ZudemverfügensolcheEinrichtungenüberlangjährigeErfahrungmitderDurchführungvon FreizeitangebotenfürMenschenmitBehinderung.DiesesindfürKooperationenimFreizeitsektor äußerstnützlich. Anbieter,dieaufgemeinschaftlicheAktivitätensetzen(z.B.Pfadfinder,Jugendhäuser,etc.),sind tendenzielleherbereit,inklusiveAngeboteeinzurichten,alsAnbieter,dieauf„Einzelleistung“setzen (z.B.Sportvereine,Bildungsinstitutionen). DiejenigenFreizeiteinrichtungen,dieauchNutzer/innenmitBehinderunghaben,berichteninüber derHälftederFällevonErfahrungenmitKindernundJugendlichenmitkörperlichenBehinderungen. EtwaeinDritteldieserEinrichtungenhatTeilnehmer/innenmitgeistigenBehinderungenundnur 15%habenErfahrungenmitseelischbeeinträchtigtenKindernundJugendlichen.Einschränkend mussjedochangemerktwerden,dassseelischeBeeinträchtigungenhäufignichtals„Behinderung“ wahrgenommenwerden.ZudemwirdeinepsychischeErkrankungoftverschwiegen. DieAkzeptanzdernichtbehindertenKinderundJugendlichengegenüberKindernundJugendlichen mitBehinderungscheintvonderArtunddemSchweregradderBehinderungabhängigzusein.Des WeiterenwirktsichdasAlterdeutlichaufdieAkzeptanzundOffenheitgegenüberKinderundJuͲ gendlichenmitBehinderungaus:JejüngerdieKinderundJugendlichenbeidenKontaktsituationen sind,destogrößeristauchdieAkzeptanzundAufgeschlossenheit. x ElternvonKindernmitBehinderungerhoffensichvonlokalenFreizeitanbieternvorallemUnterstütͲ zungbeiderFreizeitgestaltungihrerKinderundKontaktezunichtbehindertenjungenMenschen.Bei ElternvonnichtbehindertenKindernundJugendlichenlassensichhingegenBerührungsängsteund Misstrauenbeobachten.DiesehabenzudemAngst,dassdieTeilnahmevonKindernundJugendliͲ chenmitBehinderungeinennegativenEinflussaufdie„Leistungen“ihrerKinderhabenkönnte. NebendiesenallgemeinenErkenntnissenkonnteimRahmenderProjekteeineganzeReiheanHinweisenzu „Gelingensfaktoren“fürdiePlanung,GestaltungundDurchführungvoninklusivenAngebotenherausgearbeiͲ tetwerden(vgl.ebd.,S.158ff): x x x x x x x x x x BeiderUmsetzungvoninklusivenFreizeitangebotenspielenausreichendeundgeeignetepersonelle RessourceneinewichtigeRolle.AuchdieKontinuitätdesBetreuerstammswirktsichpositivaus,weil soeinevertrauensvolleBeziehungaufgebautwerdenkann,dieesKindernundJugendlichenmitBeͲ hinderungermöglicht,sichzuöffnenundangstfreiandenAngebotenteilzunehmen. DieKenntnisdesjeweiligenUnterstützungsbedarfsistunabdingbar.DieseInformationensolltenüber Eltern,Schulenund/oderDienstleisterderBehindertenhilfeeingeholtwerden. InAngeboten,andenenmehrerePersonenmitBehinderungund/oderTeilnehmer/innenmitschweͲ renBehinderungenteilnehmen,isteineKooperationmitEinrichtungenoderDienstenderBehinderͲ tenhilfebzw.derAufbaumultidisziplinärerTeamszuempfehlen.SolcheKooperationenoderentͲ sprechendeTeamssindzudemwichtig,weilsiebetroffenenElternSicherheitgeben. DenBetreuer/innenindenFreizeitangebotenkommteinewichtigeVorbildfunktionzu,dennderen möglichstzwangloserUmgangmitbehindertenKindernundJugendlichenprägtdieWahrnehmung undVerhaltensweisennichtbehinderterTeilnehmer/innen.DerenVerhaltenträgtzueinemAbbau vonBerührungsängstenundVorurteilenbei.Entsprechendsolltenhauptamtlicheundehrenamtliche Mitarbeiter/innenunbedingtentsprechendgeschult,sensibilisiertundgecoachtwerden. KleinereGruppensindzubevorzugen.JenachArtderBehinderungsollteauchaufdenLärmpegelin denAngebotengeachtetwerden(z.B.beiautistischenKindern,KindernmitgeistigerBehinderung). NachhaltigerwirkenvorallemregelmäßigeKontakteundlängerfristigeAktionen.ErstdadurchkönͲ nenintensivierteInteraktionenzwischenbehindertenundnichtbehindertenTeilnehmer/innenunͲ terstütztwerden.KontinuitätwirktsichinjedemFallpositivaus.ImFallevonSommerferienfreizeiͲ tensolltedaherüberlegtwerden,wieauchunterjährige,ggf.wöchentlicheKontaktmöglichkeitengeͲ schaffenwerdenkönnen.AnsonstenbestehtdieGefahreinernur„zeitweisen“Inklusion. InhaltlichbesondersgeeignetsindAktivitäten,diea)aufdasErreicheneinesgemeinsamenZiels,b) aufneueErfahrungenfüralleTeilnehmer/innen,c)aufdieOffenheitdesErgebnisses,undc)aufeine zwangloseundangenehmeAtmosphäreohneLeistungsͲoderKonkurrenzdruck,setzen. FörderlichwirkensichfernerdieFreiwilligkeitsowiediePartizipationsmöglichkeitenindenAngeboͲ tenaus.KönnendieKinderundJugendlichenmitgestaltenundmitbestimmen,erleichtertdiesInterͲ aktionenzwischenKindernundJugendlichenmitundohneBehinderung. BeinichtbehindertenTeilnehmer/innen,diekeineodernurwenigeErfahrungenmitMenschenmit Behinderunghaben,sindentsprechendeSensibilisierungsmaßnahmennützlichundhilfreich(z.B.RolͲ lenspiele,SimulationenwieeinRollstuhlparcours,etc.) ZurRealisierungvoninklusivenFreizeitangebotenistinsbesonderederEinbezugundEinsatzvonehͲ renamtlichengagiertenjungenMenschenvorteilhaft.MöglichsindhierbeiderAufbauvonAssistenzͲ pools,persönlicheUnterstützerkreiseoderTandems.Ehrenamtlicheermöglichenabernichtnureine engmaschigereBetreuung,siefördernvorallemPeerͲBeziehungenzwischenjungenMenschenmit undohneBehinderung.HierbeibestehtabereineunbedingteNotwendigkeitzurQualifizierung,VorͲ bereitungundSensibilisierung. 29 DiewissenschaftlicheBegleitforschungzudiesenbeidenTeilprojektenverdeutlichtzudem,dasszwareinige kommunaleFreizeitanbieterausdemBereichderKinderͲundJugendarbeitbereitsErfahrungenmitderInͲ tegrationeinzelnerbehinderterKinderͲundJugendlicherhabenundzukünftigauchbereitsind,weitereinͲ klusiveFreizeitangeboteeinzurichten.AllerdingsbestehtbeidenbefragtenFreizeitanbieternnureinegerinͲ geBereitschaft,dieseAngeboteoffensivzubewerben.AugenscheinlichbestehenÄngste,dasssiealseinzige AnbieterfürsolcheAngebotewerbenkönntenundinfolgedessenvoneinerhohenAnzahlanpotenziellen Teilnehmer/innenmitBehinderungaufgesuchtwerdenkönnten.DamitinVerbindungstehtdieSorge,dass sieeinemetwaigen„Ansturm“vonbehindertenTeilnehmer/innennichtgerechtwerdenkönnten.DiebeͲ fragtenFreizeitanbieterberichtenhierbeivonorganisatorischenundpersonellenGrenzen,diedieDurchfühͲ rungsolcherAngeboteerschweren.Weiterhinbefürchtensie,dassdanndieTeilnahmevonnichtbehinderten KindernundJugendlichen(„Stammbesucher/innen)ausbleibt.Esistsomitwenigerstaunlich,dassbeinahezu allenbefragtenFreizeitanbieterneinegroßeUnsicherheitzubeobachtenist.DiebefragtenFreizeitdienstleisͲ terwünschensichdahermehrBeratungundUnterstützung(ebd.,S.156ff.). DieElternbefragungbestätigteinensolchen„Mangel“anÖffentlichkeitsarbeitzugeplantenoderbestehenͲ denFreizeitangebotenfürKinderundJugendlichemitBehinderung:SofühlensichdiebefragtenElternvon KindernmitBehinderung„hinsichtlichderMöglichkeiteninklusiverAngeboteaberauchbezüglichspezieller FreizeitaktivitätenfürKinderundJugendlichemitBehinderungzuweniginformiert“(ebd.,S.157).AusdieͲ semGrundespieltdieVerbesserungderBewerbungvoninklusivenAngebotenunddieÖffentlichkeitsarbeit vonkommunalenFreizeitanbieternindenEmpfehlungenderwissenschaftlichenBegleitforschungeinewichͲ tigeRolle.WeiterhinergebensichausdenErgebnissenunteranderemdieNotwendigkeiteinerKooperation zwischenJugendͲundBehindertenhilfeundvorallemeinBedarfanAnsprechpersonenfürdiekonkreteUmͲ setzungsolcherAngebote(ebd.,S.163). AllesinallemzeigtsichindenvorgestelltendreiUntersuchungen,dassimgesamtenThemenspektrumder KinderͲundJugendarbeitein„Nachholbedarf“inSachen„InklusionbehinderterKinderundJugendlicher“ besteht(vgl.Theunissen2014,S.254).AuchVoigts(2013,S.213ff.)konstatiert,dassdieInklusionvonKinͲ dernundJugendlichenmitBehinderungbishervorallemimKontextderSchulesowieimsozialrechtlichen Rahmen(z.B.dieDebatteumdiesogenannte„GroßenLösung“,d.h.dieZusammenlegungvonLeistungsanͲ sprüchenvonKindernundJugendlichenmitBehinderungimSGBVIII),diskutiertwird,einegenaueKlärung dersozialpädagogischenAufgabenzurVerbesserungderPartizipationdieserPersonengruppestündejedoch nochaus.EinwichtigerGrundhierfüristinderbisherigen„AusgliederunginSpezialangebote“zusuchen.Aus diesemGrundeistvorallemdieKinderͲundJugendarbeitaufgefordert,Zugangsbarrierenzuidentifizieren undMöglichkeitenzuschaffen,dieForderungenderUNͲBehindertenrechtskonventionumzusetzen.Dabei darfesabernichtnurumeinenEinbezugimBereichderFreizeitenarbeitgehen,auchwennsolcheFerienͲ freizeitenals„inklusiveIdeenschmieden“(ebd.,S.215)fungierenkönnen.DerZugangzuRegelangeboten mussgenausoimFokusstehen,daessichbeiFerienfreizeitennurumsporadischeAktionenmitEventcharakͲ terhandelt,dienurwenigAlltagsͲundSozialraumbezughaben.NebendemAbbauvonZugangsbarrieren wirdabervorallemaucheinenBedarfdaringesehen,diespeziellenBedürfnissebehinderterKinderundJuͲ gendlicheindiePlanungundDurchführungderAngeboteeinzubeziehen. HierbeiwerdenÄngstesichtbar,einerhohenAnzahlanTeilnehmer/innenund/oderspezifischenBedürfnisͲ sennichtgerechtzuwerden.AusdiesemGrundesindderWissensaustauschsowiedasaktiveZugehenauf FörderͲundSonderschulensowieaufdieElternbehinderterKinderessentiell.Theunissenempfiehltzudem verstärkteKooperationenmitEinrichtungen/DienstleisternderBehindertenhilfe(vgl.ebd.,S.255).Solche KooperationenermöglichensowohleinenWissensaustauschalsauchdieSicherungderbenötigtenUnterͲ stützung.ZudemvermittelnsieallenAkteuren–Fachkräften,Kindern/JugendlichenundEltern–Sicherheit (Kieslinger,Meyer2014,S.171). 30 ͳǤ͵Ǥ͵ ò DerZugangvonKindernundJugendlichenmitBehinderungzuAngebotenderKinderundJugendarbeitist aufgrundvielfältigerZugangsbarrierenhäufigerschwert.DabeisindkeineswegsnurZugangsbarrierenauf SeitenderEinrichtungenundAngebotederKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitgemeint,dieNutͲ zungdieserAngeboteistauchaufgrundderspezifischenLebenssituationbehinderterKinderundJugendliͲ cherschwierigerumzusetzen.InsofernmusszwischenBedingungenunterschiedenwerden,dieinderLeͲ benslagevonFamilienmitbehindertenKindernundJugendlichenwurzeln,undBedingungen,dieindenZuͲ gangsͲundNutzungsmöglichkeitenvonEinrichtungenderKinderͲundJugendarbeitzusuchensind.Folgende ProblemkonstellationenkönnenhierzuinAnlehnungandierelevanteLiteraturzusammengefasstwerden (vgl.ausführlichbeiBeck2013,vereinzelteInformationenbeiSeckinger2014undVoigts2013): 1) ErschwerteBedingungenaufgrundderLebenssituationvonKindern/JugendlichenmitBehinderung: x x x ZeitlicheundräumlicheEinschränkungenaufSeitenderKinder/JugendlichenmitBehinderung:SonͲ derbeschulung,TerminebeimedizinischenEinrichtungenund/oderderBesuchverschiedenerSonͲ dereinrichtungensowiehäufigganztägigeBetreuungsangebotesetzensowohlzeitlichealsauchsoziͲ alräumlicheGrenzen.VieleKindermitBehinderungbesuchenSchulen,dievonihremWohnortweit entferntliegenundmüssenlangeFahrtzeiteninKaufnehmen.InderschulfreienZeitstehenhäufig TherapietermineoderandereTerminebeimedizinischenEinrichtungenan.DieFreizeitverbringen siezudemmeistmitdenElternoderinspeziellenBetreuungssettings.DiesestrukturellenHürdenerͲ schwereneineregelmäßigeTeilnahmeanAngebotenderKinderͲundJugendarbeit. Hinzukommt,dassderAuslöserfüreineTeilnahmeansolchenAngeboten,insbesondereimBereich derJugendverbände,meistinZusammenhangmitPeerͲKontaktensteht.SolchePeerͲKontakteergeͲ bensichinderRegelaufgrunddesSchulbesuchsoderfindensichinderNachbarschaft.DieSchuleals „kontaktstiftendes“SettingdürftehierbeijedocheinewesentlicheRollespielen.AufgrundderLeͲ benslagebehinderterKinderundJugendlichesinddieseZugangsmöglichkeitenabererschwert,dasie durchdenBesuchvonFörderͲoderSonderschulen„inderRegelausihremSozialraumherausgezoͲ gen[sind].(…).Soistesschwer,FreundschaftenmitanderenKindernundJugendlichenimdirekten Wohnumfeldbzw.imLebensraumaußerhalbvonSchulezupflegen.DerZugangüberPeersindie AngebotederKinderͲundJugendarbeitentfällt.DasexkludierendeSchulsystemwirktbisindieZuͲ sammensetzungderTeilnehmendenvonKinderͲundJugendarbeithinein.“(Voigts2013,S.214). FinanzielleEinschränkungen,OrganisationsaufwandundkomplizierteBehördenangelegenheiten: HäufigerfordertdieWahrnehmungvon(inklusiven)FreizeitaktivitätenfürdieElterneinenfinanzielͲ lenoderorganisatorischenMehraufwand.Geldermüssenggf.beantragtwerden,Betreuungbzw.AsͲ sistenzmussorganisiertwerden,usw..Hinzukommt,dassesvorallembeiKindernundJugendlichen zweiunterschiedlicheLeistungsträgergibt,diejeweilsfürfinanzielleFragenund/oderfürdaszurVerͲ fügungstellenvonAssistenz(Sachleistung)zuständigsind:DieJugendhilfeimFalleseelischerBeeinͲ trächtigungenunddieSozialhilfeimFallevonkörperlichundgeistigbehindertenKindernundJuͲ gendliche(zurProblematikdieserleistungsrechtlichenTrennungvgl.Meysen2014).Entsprechende KlärungsprozessesowiediePlanungundOrganisationderUnterstützungerfordernvondenEltern nichtseltenenormvielKraftundZeit:„DieZuständigkeitstrennungderLeistungenunddiemöglichͲ erweisevorOrtbestehendenHürdenderInanspruchnahmeerklärenauch,warumElterndannauf FreizeitͲundKulturangebotevonSondereinrichtungenzurückgreifen.“(Beck2013,S.138f.) x EinhochdifferenziertesSpektrumanFreizeitangebotenundaußerschulischerBetreuungdurchspeziͲ elleEinrichtungenundDienstleistungenderBehindertenhilfe:InderBundesrepublikDeutschland 31 entstandinnerhalbderEingliederungshilfeeinflächendeckendesSystemanUnterstützungsangeboͲ tenfürMenschenmitBehinderung,indemauchderBereichKindheitabgedecktwurde(z.B.famiͲ lienunterstützenderDienst,spezielleFreizeitangebotediverserAnbieter).Dieser„BesonderungschaͲ rakter“istauchheutenochwirksamundspiegelthäufigdieWünscheundBedürfnissederEltern wieder,wassichinsbesonderedarinzeigt,dassElternvonKindernmitBehinderunggewisseÄngste, SorgenundUnsicherheitenverspüren,wennsieihrKindanRegelangebotenteilnehmenlassen.DieͲ seÄngsteundSorgen,ihrKindwürdenichtadäquatunterstützt,vernachlässigtodersogargemobbt werden,hindertvieleElternnachwievordaran,dieseAngeboteinAnspruchzunehmen. 2) EinschränkungenbeidenZugangsͲundNutzungsmöglichkeitenvonAngebotenderKinderͲundJugendͲ arbeitbzw.Jugendsozialarbeit: x x x x x 32 ZugangsbarrierenallerArt:VieleEinrichtungenoderAngebotesindschlichtundeinfachnichtoder nurschwererreichbarbzw.zugänglichfürbestimmtePersonengruppen.Gemeintsinddamitaber nichtnurräumlicheBarrieren,diedieErreichbarkeit,Zugänglichkeit,MobilitätundBewegungim Raumerschweren(z.B.TreppenimEingangsbereich,zuengeEingangstüren,TreppeninEinrichtunͲ gen,usw.),sonderngleichermaßenauchsprachlicheBarrieren(Informationensindnichtineinfacher Sprache),aufgabenbezogeneBarrieren(v.a.relevantinsportlichenbzw.leistungsbezogenenAngeͲ boten)odersonstigeTeilnahmevoraussetzungen(wiez.B.Werbung,Informationen,diesichnicht explizitanbestimmtePersonengruppenrichten,BedingungenfürMitgliedschaften,usw.). FunktionaleHindernisse,diedieNutzungbestimmterAngeboteerschweren:GemeintsindspezifiͲ scheBarrieren,dieinnerhalbvonEinrichtungen,AngebotenoderDienstleistungeneineRollespielen, beispielsweisediverseSpielmöglichkeitenaufpädagogischbetreutenSpielplätzen,Sportgeräteusw.. ImsozialräumlichenKontextwirdhäufigauchdeutlich,dassbeiderPlanungundGestaltungvon SpielplätzenundAktionsͲbzw.AneignungsräumenfürJugendlichedasThema„Behinderung“vielzu wenigmitbedachtwird. QuantitativeTeilnahmebeschränkungenbeiAngeboten(z.B.dassnureinzelneTeilnehmer/innenmit BehinderunganeinemAngebotteilnehmendürfen).DiesdürfteinsbesondereaufÄngsteundUnsiͲ cherheitenimHinblickaufdieSicherungvonUnterstützungzurückzuführensein.EinewichtigeRolle könnteaberauchspielen,dassKonflikteinnerhalbderGruppe,etwaaufgrundderLeistungsausrichͲ tungeinesAngebots(z.B.beieinemSportangebot),befürchtetwerden. Aufbauspezieller(GruppenͲ)Angebote:EineandereBeschränkungderTeilnahmean(RegelͲ)AngeͲ botenerfahrenKinderundJugendlichemitBehinderungaufgrunddesAufbausspeziellerunddamit auch„exklusiver“Gruppenangebote.SowerdenetwaspezielleSportgruppeneingerichtet(sogeͲ nannteBehindertensportgruppen)oderaberesfindenspezielleGruppenangeboteinEinrichtungen derOffenenKinderͲundJugendarbeitstatt(z.B.AngebotefürFörderͲundSonderschulklassenauf pädagogischbetreutenSpielplätzen,dieNutzungvonRäumlichkeiteninJugendhäusernfürDienstͲ leisterderBehindertenhilfe,usw.).Insgesamtistzubeobachten,dasseinigeEinrichtungenundOrͲ ganisationenderKinderͲundJugendarbeitspezialisierteAngeboteentwickelthaben,umso„TeilhaͲ be“vonKindernundJugendlichenmitBehinderungzuermöglichen.Strenggenommenhandeltes sichhierbeijedochnichtum„inklusiveAngebote“,daderCharakterderBesonderungaufrechterhalͲ tenwird:„DieseFormderIntegrationsförderungistzwareinwichtigesAngebotfürdieKinderbzw. JugendlichenmitBeeinträchtigungen,abersieträgtnichtodernurwenigzurInklusionbei,weildie NutzerInnenmitBeeinträchtigungenwiederüberwiegendnur`Spezialangebote´(…)inAnspruch nehmen(Seckinger2014,o.S.). FehlendeInformationenund/oderBewerbungsstrategienüberdieNutzungsmöglichkeitenvonAnͲ geboten:HäufigistKindernundJugendlichenmitBehinderungbzw.derenElterngarnichtbekannt, dassdieAngeboteoderzumindesteinTeilderAngeboteauchvondiesenKindern/JugendlichengeͲ nutztwerdenkönnen.Obenwurdebereitsskizziert,dassElternhäufigaufdashocheffizienteSystem professionellerBetreuungundUnterstützungvonKindernundJugendlichendurchDienstederBeͲ hindertenhilfevertrauen,auchwennessichummehroderweniger„exklusive“Angebotehandelt. Ängste,UnsicherheitensowiefehlendeInformationensinddahereinwichtigerAspekt,warumKinͲ derundJugendlichemitBehinderungdieAngebotederKinderͲundJugendarbeitbzw.JugendsozialͲ arbeitwenigernutzen.DiesgiltesmitHilfeentsprechenderÖffentlichkeitsarbeitaufzugreifenund Zugangsbarrierenebenfallsabzubauen. EinwichtigerPunktistweiterhin,dassselbstbeiengagierterÖffnunggegenüberdemThemaBehinderung undInklusionbeiFachkräftenvonfreizeitpädagogischenundaußerschulischenAngebotenhäufignochzu sehreinbestimmtesBildvonBehinderung(z.B.der/die„Rollstuhlfahrer/in“)vorherrschtunddarausentspreͲ chendeeinseitigeStrategien,etwadereinseitigeAbbauvonräumlichenBarrieren,resultiert.Abernichtnur bestimmteAssoziationenmitBehinderungkönneneinesolcheFokussierungaufeinzelneFormenvonBehinͲ derungundeinseitigeStereotypisierungennachsichziehen.HäufigwirdderstrategischeundoperativeUmͲ gangmitBehinderungauchbestimmtdurch(einzelne)ErfahrungenmitBesucher/innenund/oderTeilnehͲ mer/innenmitBehinderung.BeideEinflussgrößen,bestimmteAssoziationenmitBehinderungsowieEinzelerͲ fahrungen,führenhäufigzueinerPointierungderMaßnahmenundAusrichtungderAngeboteanmehroder wenigersingulärenBehinderungsformenundͲfolgen.Inklusiondarfallerdingsnichtnurals„Reagieren“auf EinzelanfragenundbestimmteVorgabenverstandenwerden.Inklusionbedeutetvielmehr,sichaufVielfalt einzustellenundentsprechendeAktivtätenundVorhabenaufbreiterBasiszukonzipierenundumzusetzen, erstdannisteine„AdressierungunterschiedlichbenachteiligterundbeeinträchtigterKinderundJugendliche durchdieOrganisationenundihreAngebote“(Beck2013,S.138)möglich. Zusammenfassendzeigtsich,dassverschiedeneKinderundJugendlichemitBehinderungganzunterschiedliͲ cheZugangsbarrierenerfahren.AusdiesemGrundgiltes,dieseZugangsbarrierenganzheitlichzubetrachten undabzubauen: „SokönnenesineinemFallVorurteilesein,dieeseinemKinderschweren,einAngebotwahrzuͲ nehmen,imanderendievomWohnortweitentfernteSonderbeschulung;nichtseltensindesInͲ formationsdefiziteüberdieZugänglichkeitoderaberfunktionaleHindernisse,diebezüglichder Nutzungbestehenkönnen(…)“(ebd.) ͳǤ͵ǤͶ ǦȂò IndenvorangegangenenKapitelnwurdedeutlich,dassdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBeͲ hinderungandenAngebotenundMaßnahmenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitunddie konkreteUmsetzunginklusiverAngebotemitverschiedenenProzessenaufunterschiedlichenEbenenverͲ bundensind.AusdiesemGrundeisteinemultiperspektivischeVorgehensweiseunterEinbezugeinerOrienͲ tierungandieserProzesssichtelementar.DieUmsetzungvonInklusionmussalsProzessbegriffenwerden, denesfacettenreichinsämtlichenBereicheneinerOrganisationumzusetzenundzuunterstützengilt.ModelͲ le,diesichandiesemProzesscharakterorientieren,sinddaherkurzfristigenLösungenzubevorzugen. 33 AusdiesemGrundewurdeindenletztenJahreneinInstrumentalsHandreichungundpraktischeImplemenͲ tierungshilfeentwickelt:Dersogenannte„IndexfürInklusion“.Diesen„IndexfürInklusion“gibtesmittlerͲ weilefürdenBereichSchule(Booth,Ainscow2000/2002,deutscheÜbersetzungdurchBoban,Hinz2003), fürKindertagesstätten(Booth,Ainscow,Kingston2006),fürdenBereichSport(DeutscherBehindertensportͲ verband2014)sowiezurVerbesserungvonInklusioninKommunen,den„KommunalenIndexfürInklusion (McDonald,Olley2002;MontagStiftungJugendundGesellschaft2011).ImKontexteinerdurchdasSozialͲ ministeriumBadenͲWürttemberggeförderten„InklusionsoffensivefürdieJugendarbeit“wurdeaucheine ersteArbeitshilfefürdieKinderͲundJugendarbeit,der„IndexfürdieJugendarbeitzurInklusionvonKindern undJugendlichenmitBehinderung“entwickelt(Meyer,Kieslinger2014,Onlineunter:www.inklumat.de). DerIndexfürInklusionistgleichzeitigeinOrientierungsleitfadenalsauchInstrumentzurSelbstevaluationzur UnterstützungderUmsetzungvonInklusion.DerzentraleGrundaufbaudiesesIndexistinallenFällendie zugrundeliegendeUnterteilungin„inklusiveStrukturen“,„inklusivePraktiken“und„inklusiveKulturen“(vgl. Abbildung3).DemnachgelingteineerfolgreicheUmsetzungvonInklusionnurdann,wenngleichermaßen alledreiEbeneneinesInklusionsprozesses–derAufbauinklusiverStrukturen(z.B.Barrierefreiheit),dieGeͲ währleistunginklusiverPraktiken(z.B.spezielleAngebote,Unterstützungsformen)sowiedieArbeitaneiner inklusivenKultur(z.B.Akzeptanz,Sensibilität,inklusivesDenken)–berücksichtigtwerden. Abbildung3:DerIndexfürInklusion(Quelle:Boban/Hinz2003,S.15) DieNutzungundHandhabungdesIndexfürInklusionverweistaufdieNotwendigkeiteinermehrdimensionaͲ lenUmsetzunginderPraxis.SosindeinerseitsstrukturelleWeichenzustellen,gleichzeitigmüssenaberauch entsprechendeKonzepteentwickeltwerden,dieeineTeilhabebeeinträchtigterPersonengruppeninnerhalb einerGemeinschaft,OrganisationoderInstitutionüberhaupterstermöglichen.ZumDrittensindBewusstͲ seinsbildungsprozesseunddieAuseinandersetzungmitdereigenenHaltungenanzustoßen,dieeineinklusive „Kultur“innerhalbdieserGemeinschaften,OrganisationenoderInstitutionenentstehenlassen. Der„IndexfürdieJugendarbeitzurInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderung“istimRahmen eineskooperativenPraxisforschungsprojektsentstanden.GemeinsammitdemKreisjugendringRemsMurr e.V.unddemKreisjugendringEsslingene.V.sollteimRahmenderProjektförderungdurchdasSozialministeͲ riumBadenͲWürttembergeinemöglichstpraxisnaheArbeitshilfezurPlanung,GestaltungundUmsetzung voninklusivenBemühungeninderKinderͲundJugendarbeitentwickeltwerden.AuslöserfürdieEntwicklung diesesInstrumentswarenzumeinendieRatifizierungderUNͲBehindertenrechtskonvention,andererseits derinderPraxiserkennbareBedarfnachInformationen,HandlungsempfehlungenundInstrumentenzur UmsetzungvonInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderunginderKinderͲundJugendarbeit. DieIdee,einenIndexfürdenBereichJugendarbeitzuentwickeln,wurdeschließlichinspiriertdurchdieoben genanntenArbeiteninternationalerundnationalerAutor/innen. 34 DieaktuellbestehendeVersiondes„IndexfürdieJugendarbeit“stelltallerdingsnocheine(erste)ArbeitsverͲ siondar,beinhaltetaberdennocheineVielfaltanEvaluationsitems,UmsetzungshilfenundHandlungsempͲ fehlungen.DerIndexfürdieJugendarbeitsolltealspraxisnahesundguthandhabbaresInstrumententwickelt werden,umEinrichtungenundOrganisationenderKinderͲundJugendarbeiteinenschnellenEinstiegindie Thematikzuermöglichen.AusdiesemGrundehandeltessichhierbeieherumeine„verkürzteVersion“im VergleichzudenhochkomplexenInstrumentenfürdieSchule,KindertagesstätteoderKommunen.Der„InͲ dexfürdieJugendarbeit“beinhaltetdabeisowohleinenFragekatalogzur(SelbstͲ)Evaluation(inFormeines elektronischenFragebogensunterwww.inklumat.de)sowieverschiedeneZielindikatoren,Umsetzungshilfen undBeispiele.EinigeAuszügeentlangderdreiDimensionenStrukturen,PraktikenundKulturensollenhier kurzundzusammenfassendpräsentiertwerden(vgl.ausführlichdazuMeyer/Kieslinger2014,S.35ff.): x x x DieEtablierung„inklusiverStrukturen/Leitlinien“umfasstdieDimensionen„eineEinrichtungfüralle entwickeln“sowie„UmgangmitVielfaltorganisieren“.DieentsprechendenIndikatorenzur(SelbstͲ) EvaluationsowiedieUmsetzungsempfehlungenbeziehensichinsbesondereaufdenAbbauvonBarͲ rierenundeineinklusiveAngebotsplanung.Gezeigtwirdhierbei,welcheVoraussetzungenundRahͲ menbedingungengeschaffenwerdenmüssen,damitEinrichtungenundOrganisationenihreZuͲ gangsbarrierenidentifizierenbzw.abbauenundihre(bestehenden)Angebotereflektierenundggf. modifizieren.DazuwirdeinKataloganVorschlägenundEvaluationsitemsangeboten(ebd.,S.46ff.). ImBereich„inklusivePraxis“sinddieDimensionen„AktivitätenundAngebotegestalten“sowie„UnͲ terstützungsichernundRessourcenmobilisieren“zusammengefasst.DieseEbenefokussiertschließͲ lichaufdiekonkreteGestaltungundDurchführungvonAngeboten,wobeidieThemenInformationen überundSicherungvonUnterstützung,dieBerücksichtigungvonVielfaltundderAbbauvonBerühͲ rungsängsten,diePartizipationsmöglichkeitenAller,sowiedasErschließenundNutzenvonRessourͲ ceneinewichtigeRollespielen.PräsentiertwerdenIndikatorenundEmpfehlungenzurkonkreten AngebotsplanungundͲgestaltungsowieimHinblickaufdiebenötigtenUnterstützungsstrukturen undkontaktförderlichenBedingungen(ebd.,S.48ff.). ZumAufbau„inklusiverKulturen“inEinrichtungenundOrganisationenderKinderͲundJugendarbeit sindinsbesonderedieDimensionen„Gemeinschaftbilden“und„inklusiveWerteverankern“releͲ vant.DiePlanungundModerationvonBegegnungenzwischenKindernundJugendlichenmitund ohneBehinderungsindhierbeiZielundAusgangspunktzugleich.ZurVorbereitungundBegleitung dieserKontaktsituationensollteneinigeRahmenbedingungenbeachtetwerden,zudenenentspreͲ chendeIndikatorenundUmsetzungshilfenpräsentiertwerden(z.B.Sensibilisierungsaktionen,WisͲ sensvermittlung,MaßnahmenzurGestaltungvonKontaktsituationen,VorschlägefürSchulungsmaßͲ nahmen,Öffentlichkeitsarbeit).ErgänzendsindOrganisationenundEinrichtungenaberauchmitHilͲ federIndikatorenaufgefordert,sichkritischmitderjeweiligenEinrichtungsͲbzw.OrganisationskulͲ turzubeschäftigen,etwaimHinblickaufOffenheit,AkzeptanzvonVielfalt,RespektundWillkomͲ menskultur(ebd.,S.43ff.). ZusätzlichzudiesenLeitindikatorenundUmsetzungshilfenbeinhaltetder„IndexfürdieJugendarbeit“eine ZusammenstellunganEmpfehlungenzurGestaltungundUmsetzunginklusiverÖffnungsprozesseinEinrichͲ tungenundOrganisationen(vgl.ebd.,S.50ff.).DieseEmpfehlungenorientierensichdabeiandemProzessͲ modelldesIndexfürInklusionfürdieSchuleundKindertageseinrichtungen.Unterschiedenwerdendabei fünfPhasen:1)„MitdenIndikatorenbeginnen“,2)„DieEinrichtungssituationbeleuchten“,3)„EineninklusiͲ venPlanentwerfen“,4)„DeninklusivenPlanindiePraxisumsetzen“sowie5)„DenIndexͲProzessevaluieͲ ren“.DasProzessmodellistdabeialszirkulärzuverstehen,sodassaufunterschiedlichenEbenenangesetzt werdenkann.DenAbschlussderArbeitshilfebildendannnochverschiedeneBeispieleundUmsetzungsvorͲ schläge. 35 1.4 Exkurs:KinderundJugendlichemitBehinderunginBadenǦWürttemberg Genaue Angaben über die Anzahl behinderter Kinder und Jugendlicher in BadenͲWürttemberg liegen vor allemaufBasisdersystematischenErfassungvonKindernundJugendlichenmiteineranerkanntenSchwerͲ behinderungvor.8AktuelleZahlenzuKindern/JugendlichenmitBehinderunglassensichhierbeivorallemin PublikationendesStatistischenLandesamts(2014)sowiedesSozialministeriumsBadenͲWürttemberg(2013) finden. IneinerPublikationzurLebenssituationvonKindernmitBehinderung(HerausgegebenvomMinisteriumfür Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren BadenͲWürttemberg, 2013) wird eine Anzahl von mehr als 22.000 Kindern mit einer amtlich festgestellten Schwerbehinderung unter 18 Jahren angegeben (Zahlen von 2011). Damit haben etwa 1,2% aller Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in BadenͲ Württemberg eine Schwerbehinderung.9 (vgl. ebd., S. 3) Da eine Schwerbehinderung jedoch durch einen amtlichfestgestelltenGradderBehinderungvonmindestens50definiertist,sindBehinderungsformenmit einem Grad der Behinderung von unter 50 in der amtlichen Statistik nicht erfasst. Gerade im KindesͲ und Jugendalter lassen sich aber eine Fülle an Entwicklungsverzögerungen und Ͳbeeinträchtigungen finden, die abernichtinderStatistikauftauchen.VermutlichistalsoderProzentsatzanKindern/Jugendlichenmiteiner körperlichen, psychischen oder geistigen Beeinträchtigung bzw. Entwicklungsverzögerung (d.h. mit einem GdBvonunter50)deutlichhöher.DaraufdeutetauchdieTatsachehin,dass6,3%allerSchulkinderinBadenͲ Württemberg einen sogenannten sonderpädagogischen Förderbedarf haben (Angaben in ebd., S. 4). DemͲ nach liegt der Anteil an Kindern/Jugendlichen mit einer Behinderung, Beeinträchtigung bzw. EntwicklungsͲ verzögerung (unabhängig vom GdB) etwa 5 Mal höher als in der Schwerbehindertenstatistik ausgewiesen. Reinrechnerischwürdendamitüber100.000behindertebzw.voneinerBehinderungbedrohteKinderund JugendlicheinBadenͲWürttembergleben. Im Folgenden wird dennoch mit den Zahlen der amtlichen Schwerbehindertenstatistik gerechnet, da nur hierzu valide Daten vorliegen. Gemäß dieser Statistik über die Anzahl schwerbehinderter Menschen in BaͲ denͲWürttembergvon2013zeigtsich,dass38.579Kinder,JugendlicheundjungeErwachseneunter25JahͲ ren10 einen Schwerbehindertenausweis besitzen.11 Dies entspricht knapp 4% aller Menschen mit einem SchwerbehindertenausweisinBadenͲWürttemberg(GesamtanzahlallerMenschenmitSchwerbehindertenͲ ausweis:981.538).Kinderunter15Jahrenstellenmit17.032KindernhierbeinureinenAnteilvon1,7%(vgl. StatistischesLandesamt2014).Erklärt werdenkanndiesdamit, dassdieAnzahlSchwerbehindertermitzuͲ nehmendem Alter systematisch ansteigt (eine Hauptursache dafür ist die Zunahme an chronischen ErkranͲ kungenundkörperlichenBeeinträchtigungenimAlter).AlleindieAltersgruppeder65ͲJährigenundÄlteren hatmit538.933PersoneneinenAnteilvon55%anallenSchwerbehinderteninBadenͲWürttemberg. EinegenauereBetrachtungdieserknapp40.000Kinder,JugendlicheundjungeErwachseneunter25Jahren zeigtjedochzweiAuffälligkeitenundUnterschiedezudenälterenAltersgruppen(vgl.ebd.): Eine Schwerbehinderung wird definiert über einen Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50. Ein solchermaßen festgestellter Grad der Behinderung von 50 oder höher berechtigt dann zu einem Schwerbehindertenausweis. Die Anzahl der Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis wird dabei bei den Versorgungsämtern registriert. Die Versorgungsämter melden wiederum den Statistischen Landesämtern diese Zahlen. 9 Es wird auch darauf verwiesen, dass die Anzahl an Kindern und Jugendlichen mit einer Schwerbehinderung in den letzten zehn Jahren (Zeitraum 2001 bis 2011) um mehr als 16% angestiegen ist. 10 Die Statistik differenziert hier zwischen folgenden Altersgruppen: unter 4 Jahren, 4 bis unter 6 Jahren, 6 bis unter 15 Jahren, 15 bis unter 18 Jahren, sowie 18 bis unter 25 Jahren. In der folgenden Berechnung werden auch die jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren einbezogen, da diese ebenfalls eine wichtige Zielgruppe der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit in Baden-Württemberg darstellen. 8 11 Analog der oben dargestellten Schätzung ist der Anteil unter Einbezug aller Kinder/Jugendlichen mit sogenanntem sonderpädagogischem Förderbedarf jedoch etwa 5 Mal höher. Demnach müssten knapp 200.000 junge Menschen unter 25 Jahren in Baden-Württemberg leben. 36 x x ZumeinenistderAnteilmännlicherjungerMenschenmiteinerSchwerbehinderungindieserAltersͲ spanneüberproportionalhoch.InderAltersgruppederKindermitSchwerbehinderungunter15JahͲ renfindensichfastdoppeltsovielemännlicheKinderwieweiblicheKinder(10.080männlicheund 6.952weiblicheKindermitSchwerbehinderung).DiesesVerhältnisnähertsichdannmitsteigendem Alterzunehmendan.InderAltersgruppeder15bisunter25ͲJährigenfindensichaberimmernoch mehrJungenalsMädchen(12.455männlicheund9.092weiblicheJugendlichemitSchwerbehindeͲ rung).ImVerhältnisistdieserUnterschiedebeiderältestenAltersgruppe(65Jahreundälter)nicht mehrsostarkvorhanden(275.062Männerund263.871Frauen).ImVergleichzuälterenAltersgrupͲ pensindalsomännlicheKinder/JugendlichedeutlichstärkervoneinerBehinderungbetroffen. BetrachtetmansystematischdasVorkommenbestimmterBehinderungsarten12,sozeigtsicheinekͲ latanter Unterschied zwischen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf der einen Seite unddenAltersgruppenüber25JahrenaufderanderenSeite.InderjüngerenAltersgruppeunter25 Jahren machen körperliche Behinderungen (inklusive organische Erkrankungen) lediglich 25% der Behinderungsarten aus, der größte Anteil entfällt hingegen auf LernͲ und geistige Behinderungen (33%). Psychische Erkrankungen/Störungen (inklusive Suchterkrankungen) bilden einen Anteil von 14% und Sinnesbeeinträchtigungen (HörͲ und Sehbehinderungen) machen etwa 9% aus. Der Rest entfälltauf„SonstigeBehinderungen“(„anderweitignichteinzuordnendeoderungenügendbezeichͲ neteBehinderungen“).DiesesVerhältnisstelltsichbeidenälterenAltersgruppen(25Jahreundälter) völlig anders dar: Hier beträgt der Anteil von Menschen mit einer körperlichen Behinderung allein 61%, gefolgt von psychischen Erkrankungen/Störungen und Suchterkrankungen (knapp 19%). SinͲ nesbeeinträchtigungenhabeneinenAnteilvonetwa9%undLernͲbzw.geistigeBehinderungennur von3%.Etwa8%entfallenaufsonstigeBehinderungen(vgl.dazuAbbildung4). 100% SonstigeBehinderungen 90% 80% PsychischeErkrankungen/ Störungen(inkl. Suchterkrankungen) 70% 60% LernͲundgeistige Behinderungen 50% 40% Sinnesbeeinträchtigungen (HörͲundSehbehinderungen) 30% 20% KörperlicheBehinderungen (inklusiveorganische Erkrankungen) 10% 0% unter25Jahren 25Jahreundälter Abbildung 4: Prozentuale Verteilung der Behinderungsarten bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Vergleich zu älteren Altersgruppen (Quelle: Statistisches Landesamt 2014, eigene Berechnungen mit dem zur Verfügung gestellten ExcelͲ Datensatz). Im Falle von Mehrfachbehinderungen wird in der Statistik die Art der Behinderung anhand der sogenannten „vorrangigen“ oder „schwersten“ Behinderung gemessen. 12 37 BehinderungenstellensichalsoimKindesͲ,JugendͲundfrühenErwachsenenalterandersdaralsimErwachͲ senenalterbzw.imhohenAlter.DasThemaBehinderungistinjungenJahreneherbestimmtdurchmännliͲ cheKinder/JugendlichesowiedurcheineÜberrepräsentanzvonLernͲundgeistigenBehinderungen.KörperͲ licheFormenderBehinderungspielenhingegeneineimVergleichzuälterenAltersgruppennachrangigeRolͲ le.DieseVerteilunghatfürdievorliegendeExpertisevondahereinewichtigeBedeutung,weilsiedenBlick aufeinganzheitlicheresVerständnisvonBarrierenlenkensollte.AlleinderAbbauvonräumlichenBarrieren wirdderHeterogenitätvonBehinderung,insbesondereimKindesͲundJugendalter,nichtgerecht(häufig werdenlediglichräumlicheBarrierenmit„Behinderung“assoziiert).Mindestensgenausowichtigsindaber auchsprachlicheBarrieren(z.B.fehlendeInfosinleichterSprache,Bebilderung),sozialeBarrieren(wieVorͲ behalteundBerührungsängste),aufgabenbezogeneBarrieren(z.B.wasdieArtundInhaltevonAngeboten betrifft)sowieBarrierenfürsinnesbeeinträchtigteMenschen(z.B.fehlendeInfosinBlindenschrift,BebildeͲ rung,usw.) WasdieLebenssituationvonFamilienmitKindernmitBehinderungbetrifft,soistdiesehäufiggeprägtdurch einhohesMaßanZeitrestriktionen(vgl.dazuauchKapitel1.3.3).BesuchendieKinderFörderͲoderSonderͲ schulen,sobefindensichdiesehäufignichtinderunmittelbarenWohnumgebung.Entsprechendkönnen größereFahrtwegeentstehen.DesWeiterenistdieErziehungundPflegeeinesbehindertenKindesmiteiͲ nemhohenZeitaufwandverbunden.FernerfallenoftTermineaufgrundvontherapeutischenoderärztlichen Behandlungenan.AberauchdieökonomischeundsozialeSituationdieserFamilienistnichtunproblemaͲ tisch:HäufigistdieVereinbarkeitzwischenFamilieundBerufdeutlicherschwertundinderFolgekannnur einElternteilarbeiten.DanebenziehtdieBehinderungdesKindesunterUmständenauchpsychischeBelasͲ tungenfürdieElternnachsich.DiesäußertsichsowohlaufderPaarebenealsauchimHinblickaufsoziale Einbindung.ElternberichtenvonAusgrenzungserfahrungenunddemVermeidenvonKontaktsituationen, von„ständigenErklärungenundRechtfertigungenaufgrundderVerhaltensweiseneinesbehindertenKindes, dievonanderenMenschenoftmalsmissverstandenwerden“sowie„davon,dassKontaktsituationenzuanͲ derenElternsehreingeschränktbisgarnichtvorhandenseien“(vgl.Kieslinger/Meyer2014,S.157). DerEinbezugvonKindernundJugendlichenmitBehinderunginAngeboteder(lokalen)KinderͲundJugendͲ arbeit/JugendsozialarbeitistdaherauchmiteinerEntlastungundVerbesserungderLebensbedingungenvon FamilienmitbehindertenKindernverbunden. 1.5 ZusammenfassungundforschungsleitendeFragestellungenderExpertise DievorangegangenenAuseinandersetzungenverdeutlicheneinerseitsdie(sozialͲ)politischenForderungen, diemitderRatifizierungderUNͲBehindertenrechtskonventionverbundensind,undsichdamitgleichermaͲ ßenanEinrichtungenundOrganisationenderKinderͲundJugendarbeitsowieJugendsozialarbeitrichten. DamiteinhergehtdierechtlicheaberauchmoralischeNotwendigkeiteinerÖffnunggegenüberderPersoͲ nengruppebehinderterKinderundJugendliche.WünschenswertsinddarüberhinausentsprechendeSelbstͲ verpflichtungen.AndererseitsbietetdieseÖffnungaberauchimmenseChancen,weilinkeinemanderen HandlungsfeldBegegnungenzwangͲundkonkurrenzloserablaufenalsindenBildungsͲundFreizeitangeboͲ tenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit.Zuvermutenistdaher,dassderKinderͲundJugendarͲ beitbzw.auchderJugendsozialarbeiteinewichtigeBedeutungbeiderUmsetzungvonInklusionimgesamtͲ gesellschaftlichenKontextzukommt:KontakteundBegegnungenerfolgenineinemangenehmenSettingund dieseKontaktekönnenmehrundmehrzueinerNormalitätwerden.InklusiveProzessekönnendaherhervorͲ ragendimRahmenpädagogischbetreutersozialerLernfelderumgesetztwerden.DesWeiterenwerden FreundschaftennichtnurinderSchulegeschlossen,sonderninsbesondereinderFreizeit. 38 DiewesentlichenLeitprinzipienderKinderͲundJugendarbeitsowiederJugendsozialarbeitͲNiedrigschwelͲ ligkeit,ZugänglichkeitfürallejungenMenschen,Freiwilligkeit,AlltagsͲ,LebensweltͲundBedürfnisorientieͲ rung,derUmgangmitVielfalt,sowiedieErgebnisoffenheitvielerAngebote–bietenhierbeieingeeignetes SettingfürsolcheBegegnungenundLernprozesse.Zuvermutenistweiterhin,dassOrganisationenundEinͲ richtungenderKinderͲundJugendarbeitbzw.derJugendsozialarbeitdieInklusioninanderenBereichenunͲ terstützenkönnen,etwaimGemeinwesen,inderSchuleoderbeimÜbergangvonderSchuleindenBeruf. ImmerhingehörenSozialraumorientierung,schulunterstützendeAngebotesowiedieFörderungimÜbergang SchuleundBerufzudenKernkompetenzenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit.DerentspreͲ chende„Auftrag“deroffenenKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitbeiderUmsetzungvonInklusion wurdedaherbereitsinKapitel1.3.1detailliertausformuliertundhatzweiFacetten: x x ErstensgehtesumeinenstärkerenEinbezugundeinebessereBeteiligungvonKindernundJugendliͲ chenmitBehinderungandenAngebotenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit. ZweitenssollenKinderͲundJugendlicheinihrenBeteiligungsͲundAneignungsmöglichkeiteningeͲ sellschaftlichrelevantenSystemenundOrganisationensowieimSozialraumbzw.indenKommunen unterstütztwerden. InsgesamtistesfürdiekonsequenteUnterstützungsolcherinklusivenProzessejedochwichtig,dassdieKonͲ takteundBegegnungenregelmäßig,dauerhaftundnachhaltigstattfinden.ErstrebenswertistdaherinsbeͲ sonderederEinbezugvonKindernundJugendlichenmitBehinderungindenRegelbetrieb,denOffenenBeͲ reichbzw.inalltäglicheSettings.HäufigwerdensolcheBegegnungenabernochzusehralsaußeralltägliche Erfahrungbzw.imRahmenvonspeziellenAngebotenermöglicht(z.B.imRahmenvonFerienfreizeiten,ProͲ jekten,Veranstaltungen,KooperationenoderWorkshops;vgl.dazuauchKapitel1.3.2).DieGefahrbeisolͲ cheneinmalig,sporadischoderunregelmäßigstattfindendenAngebotenist,dassdieKontaktͲundBegegͲ nungsmöglichkeitenbeschränktsindundzudemKinderundJugendlichemitBehinderunghäufig„untersich bleiben“.AusdiesemGrundeistdiegenaueBetrachtungundggf.VeränderungderbestehendenAngebotsͲ strukturessentiellfürdie(weitere)UmsetzungvonInklusionbeeinträchtigterodervonBehinderungbedrohͲ terKinderundJugendlicherinHandlungsfeldernderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit. WeiterhinverdeutlichendiebisherigenErfahrungen(vgl.Kapitel1.3.2),dassnichtalleEinrichtungenund OrganisationenderKinderͲundJugendarbeitbereitsüberErfahrungenmitdiesemPersonenkreisverfügen. WennErfahrungenbestehen,sodominierenKinderundJugendlichemitLernbehinderungenoderpsychiͲ schenBeeinträchtigungen,wobeinichtimmerklarist,obessichhierbeiumBehinderungenimsozialrechtliͲ chenSinnehandelt(sieheFußnote7).DesWeiterenzeigtesichindengenanntenUntersuchungen(Kapitel 1.3.2),dasssichdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungbislangaufeinzelnePersonen bzw.aufkleineGruppenbeschränkt.DieseErfahrungensowiedieAnzahlderteilnehmendenKinderund JugendlichenmitBehinderunggiltesauchindieserExpertisezuklären. LetztendlichspielenauchderStellenwertunddieWichtigkeitdesThemas„InklusionvonKindernundJuͲ gendlichenmitBehinderung“inHandlungsfeldernderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeiteine zentraleRollefürdievorliegendeExpertise.DiebisherigenErfahrungen(Kapitel1.3.2)verdeutlichen,dasses hiereinegroßeBandbreitegibt.EinigeOrganisationensetzensichbereitsintensivmitderThematikauseiͲ nanderoderhabenauchbereits(erste)konzeptionelleÜberlegungenundLeitzieleausformuliert.BeiandeͲ renAkteurenzeigtsichhingegeneinbishernochfehlendesInteresse.VieleAkteurebesitzendarüberhinaus nureinegeringeBereitschaft,solcheAngeboteoffensivzubewerben.Zudemmangelteshäufiganeinem einheitlichenVerständnisvonInklusion.EinweitererwichtigerBefundistderZusammenhangzwischendem AbbauvonBarrierenundderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung(„Sogwirkung“,vgl. Kapitel1.3.2).DemThemaAbbauvonBarrierenkommtdaherebenfallseineBedeutungzu. 39 AlszentraleForschungszielefürdieempirischenUntersuchungenimRahmenderExpertisekönnendaher folgendevierforschungsleitendeFragenformuliertwerden: 1) WiestelltsichdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderunginEinrichtungenund OrganisationenderKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitinBadenͲWürttembergdar?Erfasst werdensollenhierbei,wievieleAkteurebereitsNutzer/innenmitBehinderunghaben,umwieviele Nutzer/innenessichhierbeizahlenmäßighandelt,undwelcheBehinderungsartenvorkommen.Von Interesseistweiterhin,obesbezüglichdieserTeilnahmeUnterschiedezwischenverschiedenen HandlungsfeldernundTätigkeitsschwerpunktenderbefragtenEinrichtungen/Organisationengibt. Fernersollauchanalysiertwerden,obeseinenZusammenhangzwischenderGrößederOrganisatioͲ nen(gemessenanderAnzahlhauptamtlichBeschäftigter)unddieserTeilnahmegibt. 2) WassinddieHintergründefürdieTeilnahmebzw.NichtͲTeilnahmevonKindernundJugendlichen mitBehinderungandenAngebotenderKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitinBadenͲ Württemberg?Hierbeigiltesbesonderszuklären,obesbestimmteauslösendeFaktorenfürdie TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderunggibt,undwelcheFaktorenimBesonderen dazubeigetragenhaben,dassdiesePersonengruppedieAngebotenutzt.AufderanderenSeitesoll aberauchimFalleeinerNichtͲTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungherausgeͲ fundenwerden,wasdieGründedafürsind.ImZusammenhangmitdieserzweitenforschungsleitenͲ denFrageistvonbesonderemInteresse,inwieferndieAngeboteauchaktivfürdiesenPersonenkreis beworbenwerdenundob(weitere)Angebotegeplantsind,andenenKinderundJugendlichemit Behinderungteilnehmenkönnen. 3) WielassensichdieAngebote,andenenKinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen,chaͲ rakterisieren.NebenderFrage,wiediePlanungundDurchführungsolcherAngeboteorganisiert werden,spieltindiesemKontexteinebesondereRolle,obessicheherum„spezielle“Angebote handeltoderobKinderundJugendlichemitBehinderungauchimRegelbetriebbzw.imOffenenBeͲ reichpräsentsind.DieverschiedenenAngebotesollenhierzugenauanalysiert,dokumentiertundin eineTypologieeingeordnetwerden.EineweitereFacettedieserdrittenforschungsleitendenPerͲ spektiveistdieFragenachbesondersgeeignetenAngebotenfürdiesenPersonenkreis. 4) WelchenaktuellenundzukünftigenStellenwerthatdasThemaInklusionvonKindernundJugendliͲ chenmitBehinderunginEinrichtungen/OrganisationenderKinderͲundJugendarbeitbzw.JugendsoͲ zialarbeitinBadenͲWürttemberg?GefragtwirdhierbeinachdenbisherigenBerührungspunktenmit demThema,nachbereitserfolgtensowiezukünftiggewünschtenQualifizierungsmaßnahmenfürdie Mitarbeiter/innen(diesbetrifftgleichermaßenauchehrenamtlicheKräfte),nachdemAbbauvon BarrierensowienachbenötigtenRessourcenundderzukünftigenUmsetzungsstrategie. 40 2 ErgebnisseausdenempirischenErhebungen 2.1 ErgebnissederstichtagsbezogenenOnlineǦBefragungvonOrganisationen derKinderǦundJugendarbeit/JugendsozialarbeitinBadenǦWürttemberg ʹǤͳǤͳ Ǧ DieOnlineͲBefragungwurdealsflächendeckende,badenͲwürttembergweiteBestandserhebungzurTeilnahͲ me von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung an den Angeboten von Einrichtungen, Organisationen und Projekten der KinderͲ und Jugendarbeit sowie Jugendsozialarbeit durchgeführt. Ursprünglich war geͲ plant, die Befragung über eine systematische Stichprobenziehung vorzunehmen. Diskutiert wurde hierbei zunächst sowohl eine Stichprobenziehung nach Handlungsfeldern als auch nach Landkreisen (ggf. als QuoͲ tenstichprobeodergeschichteteStichprobe).LetztendlichfieldieEntscheidungaberaufeinevollumfängliche BefragungmöglichstvielerAkteureausallenHandlungsfeldernundLandkreisen.DieBefragungsolltemithilͲ fe der Weiterverteilung des OnlineͲFragebogens durch entsprechende Multiplikatoren erfolgen („SchneeͲ balleffekt“).HierzuwurdenallerelevantenDachorganisationenangeschriebenundumdieflächendeckende VerteilungdesOnlineͲFragebogensgebeten. Da es sich bei dieser OnlineͲBefragung nicht um ein hypothesenüberprüfendes Forschungsdesign handelt, sondern um eine Bestandserhebung mit deskriptivem Charakter, ist eine solche Vorgehensweise, d.h. der VerzichtaufeineStichprobenziehung,gerechtfertigt.DerVorteildieserVorgehensweisebestehtschließlich zum einen darin, möglichst viele verschiedene Akteursgruppen mit unterschiedlichen Organisationsformen zuerreichen(anderBefragungsolltensichbeispielsweisesowohlOrganisationenaufLandesebeneundauf StadtͲoderKreisebene,alsauchEinrichtungen,StandorteoderUnterabteilungenaufkommunalebzw.örtliͲ cherEbenebeteiligen).Zumanderenkonntesoauchsichergestelltwerden,dasskeineOrganisationenoder Einrichtungen „vergessen“ werden, da davon auszugehen ist, dass die allermeisten relevanten Akteure in verschiedenen Arbeitsgruppen und Ͳgemeinschaften, Ringen oder Dachverbänden organisiert sind. AngeͲ schrieben wurden daher sämtliche landesweiten bzw. überregionalen Dachverbände und Arbeitskreise der KinderͲ und Jugendarbeit bzw. Jugendverbandsarbeit sowie Dachorganisationen von Sportverbänden. Um öffentlicheundfreieTrägergleichermaßenzuberücksichtigen,wurdennebendengenanntenüberregionaͲ lenZusammenschlüssenauchderKommunalverbandfürJugendundSozialesinBadenͲWürttemberg(KVJS), derDachverbandder kommunalenJugendarbeitin BadenͲWürttembergsowiedie drei Gremien LandkreisͲ tag, Städtetag und Gemeindetag angeschrieben. Im Bereich der Jugendsozialarbeit erfolgte die Verteilung überDachorganisationenausdemBereichderöffentlichenundfreienWohlfahrtspflegesowieüberdieLanͲ desarbeitsgemeinschaftenJugendsozialarbeit/MobileJugendarbeitunddaslandesweiteNetzwerkSchulsoziͲ alarbeit.DieVerteilungsstrategiekannAbbildung5entnommenwerden. 41 Abbildung5:VerteilerfürdieOnlineͲBefragung(DachorganisationenvonöffentlichenTrägernsowiefreienTrägern) GezieltangeschriebenwurdenfernernochfolgendeOrganisationen:BundderJugendfarmenundAktivspielͲ plätzee.V.,InternationaleBegegnunginGemeinschaftsdienstene.V.,LandesarbeitsgemeinschaftSpielmobile BadenͲWürttemberg e.V., Paritätisches Jugendwerk BadenͲWürttemberg e.V., Landesarbeitsgemeinschaft KinderinteressenBaden–Württemberge.V. DieBefragungfandimZeitraumzwischendem22.Juni2015unddem31.August2015statt.Dazuwurdeper EͲMaileinBegleittextsowieLinkzudemOnlineͲFragebogenandiegenanntenMultiplikatorenverschickt.Die 42 MultiplikatorensolltendanndieseEͲMail(d.h.BegleittextundLinkzumFragebogen)anihreMitgliedsorganiͲ sationen und relevanten Kontakte weiterverschicken. Zudem konnten sich aber auch die überregionalen AkteureanderBefragungbeteiligen.EntsprechendistderFragebogensoaufgebaut,dassjedeOrganisation bzw.EinrichtungamAnfangihrenOrganisationsgrad–d.h.ZusammenschlussaufLandesebene,Akteureauf StadtͲoderLandkreisebene,einzelneVereine,Einrichtungen,StandorteoderUnterabteilungauflokalerEbeͲ ne–angebenkonnte(sieheauchweiterunten:AufbaudesFragebogens).MitHilfedieserVorgehensweise gelangeineBeteiligungvoninsgesamt570Akteuren(sieheAbbildung6). EineOnlineͲBefragungerlaubteinegenaueDokumentationdarüber,wievieleAkteuredenLinkzumFrageͲ bogenaktivierten,wievieleAkteureschließlichbegonnenhaben,denFragebogenauszufüllen,undwieviele AkteuredenFragebogenauchbiszumEndebeantwortethaben.DenLinkzumOnlineͲFragebogenaktiviert (d.h. angeklickt) haben fast 1.500 Organisationen und Einrichtungen. Mindestens die erste Seite wurde schließlich von etwa 800 Akteuren ausgefüllt. Den Fragebogen beendet haben hingegen 436 Akteure (vgl. Abbildung6).FürdieAuswertungverwendetwerdenkönneninsgesamtn=570Fragebögen,dennindiesen 570DatensätzenwurdemindestensdieFragenachderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinͲ derungbeantwortet(dieseFrageistessentiellfürdieInterpretationderErgebnisse). Abbildung6:RücklaufderOnlineͲBefragungimZeitverlauf(Befragungszeitraum:22.06bis31.08.2015) Die Gründe dafür, warumdie restlichen knapp 1.000 Akteure, die den Link zum Fragebogen zwar geöffnet haben, den Fragebogen aber nicht weiter ausfüllten, sind unklar. Eine Interpretation könnte sein, dass das Thema„TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung“keineRelevanzindiesenEinrichtungen undOrganisationenhat.Denneskannberechtigterweiseangenommenwerden,dasssichAkteureohneentͲ sprechendeErfahrungennichtangesprochengefühlthattenund möglicherweiseauchkeineNotwendigkeit daringesehenhaben,sichanderOnlineͲUmfrageweiterzubeteiligen.EntsprechendwärediesalsHinweis zu werten, dass knapp zwei Drittel der angefragten Akteure keine oder nur geringe Erfahrungen und/oder AffinitätzudemThemahat. ZielderBefragungwares,einen(ersten)Überblickdarüberzubekommen,welcheAkteureinderKinderͲund Jugendarbeit sowie Jugendsozialarbeit bereits Erfahrung mit der Teilnahme von Kindern/Jugendlichen mit 43 Behinderunghabenundwelchesiedabeigesammelthaben.DerFragebogenbestehtdabeiausdreiTeilen: ImerstenTeilwerdenorganisationsͲbzw.einrichtungsspezifischeDetailsabgefragt,imzweitenTeildesFraͲ gebogensstehtdasThema„TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung“imMittelpunkt,und derdritteTeilumfasstallgemeineFragenzumThemenspektrumInklusion,Barrierefreiheitsowiezukünftige StrategienundHerausforderungen. OrganisationsǦundeinrichtungsspezifischeDaten ZuBeginndesFragebogenssollensichdieantwortendenAkteureeinemvondreiPfadenzuordnen.ZurAusͲ wahlstehen: x x x Dachverband, Geschäftsstelle, zentrale Verwaltung, Zusammenschluss, Arbeitskreis/Arbeitsgruppe aufLandesͲ/Bezirksebene Zentrale Geschäftsstelle/Zusammenschluss auf KreisͲ oder Stadtebene, Organisation mit mehreren Mitgliedsverbänden/Unterabteilungen/Standorten Mitgliedsverein/Ͳverband,einzelneEinrichtung,UnterabteilungoderStandortaufkommunalerEbeͲ ne DieseZuordnungbestimmtdannauchdenweiterenVerlaufdesFragebogens(sounterscheidensichteilweiͲ seeinzelneFormulierungenundAntwortvorgabenjenachOrganisationsgrad). WeitereFragenindiesemFragekomplexbeziehensichebenfallsaufverschiedeneZuordnungen: x x x EineregionalenZuordnungzumjeweiligenStadtͲoderLandkreis(imFallevonüberregionalenOrgaͲ nisationengibteshierzusätzlichdieAnkreuzmöglichkeit„überregional/landesweit“), EinehandlungsfeldspezifischeZuordnungmitderMöglichkeitzuMehrfachnennungen.AnkreuzoptiͲ onen sind: a) Kommunale Jugendpflege, Jugendreferat, Jugendförderung; b) Jugendfreizeitstätten, Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit;c)Jugendverbandsarbeit(Jugendverband,Jugendring);d)Offene Arbeit mit Kindern (Jugendfarmen, Aktivspielplätze, Spielmobilarbeit); e) Mobile Jugendarbeit, Streetwork;f)Schulsozialarbeit;g)Jugendberufshilfe;h)religiöse/kirchlicheJugendarbeit,kirchliche Gemeindejugendarbeit;i)Tagungshäuser,Jugendbildungsstätten,Jugendheime;j)JugendkunstschuͲ len,Musikschulen,Zirkuspädagogik,Theaterpädagogikundk)andereSchwerpunkte. Eine inhaltliche Zuordnung zu bestimmten Tätigkeitsschwerpunkten, bei denen ebenfalls die MögͲ lichkeitzuMehrfachnennungenbesteht.DiezurVerfügungstehendenAntwortvorgabensind:kreatiͲ ves/künstlerisches Gestalten, Kulturarbeit, handwerkliches Gestalten, Basteln, Werken, ErlebnispäͲ dagogik,Theaterpädagogik,Zirkuspädagogik,Tanz, Spiel, Musik, Gesang,Sport/Bewegung, schulbeͲ zogeneUnterstützung(Hausaufgabenhilfe,AG´s),HilfenamÜbergangSchuleundBeruf,Glaube,ReͲ ligion, Weltanschauung, Natur, Tiere, NaturͲ und Umweltpädagogik, Reisen, Tourismus, FerienbeͲ treuung,Freizeiten,Information,Wissen,Politik,PolitischeBildung,TraditionsͲundBrauchtumspfleͲ ge,SelbsthilfezuspezifischenThemen,geschlechtsspezifischeAngebote,sowiesonstigeFelder. DieseZuordnungenermöglichensowohleinehandlungsfeldͲalsauchtätigkeitsbezogeneAuswertung(siehe Auswertungen in den folgenden Kapiteln). Neben diesen Zuordnungen wird ferner noch die Anzahl der hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen sowie der Honorarkräfte abgefragt. Weiterhin von Interesse sind Angaben zu den Zielgruppen (nach Alter) sowie zur Bewerbungsstrategie und Erreichbarkeit derAngebote. 44 TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung Der nachfolgende Themenkomplex beschäftigt sich ausschließlich mit Detailfragen zu den Erfahrungen mit der Teilnahme von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung. Die erste Frage stellt dabei die zentralste FragederOnlineͲUmfragedar.Hierwirdvornewegdanachgefragt,obdieAngeboteauchvonKindernund JugendlichenmitBehinderunggenutztwerden(Antwortvorgaben:JaundNein).DiejeweiligeAntwortkateͲ gorie„Ja“oder„Nein“bestimmtdanndenweiterenVerlaufderFragenindiesemTeildesFragebogens: x x ImFallevon„Nein“folgtgleichimAnschlussdieFragenachdenGründen.HierzuwerdenverschieͲ deneAntwortmöglichkeitenangeboten,z.B.es gab/gibt keineNachfragevon Kindern/Jugendlichen mit Behinderung bzw. deren Angehörigen; fehlendes Personal/zu geringe personelle Kapazitäten; Kinder/JugendlichemitBehinderungwerdenüberdiebisherigeWerbestrategieundÖffentlichkeitsͲ arbeit nicht oder nur schwer erreicht; fehlendes Wissen/fehlende Qualifikationen/Kompetenzen; Angebote/Einrichtungistnichtbarrierefrei;OrganisationderAssistenzschwierig/besondererBetreuͲ ungsaufwand; Organisation/Durchführung der Angebote wäre zu aufwändig; Berührungsängste/ VorbehaltevonSeitenandererTeilnehmer/innen;usw.HierbeisindMehrfachnennungenmöglich. Im Falle von „Ja“ folgen hingegen verschiedene Fragen, z.B. zur Anzahl der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen mit Behinderung, zu den Behinderungsarten, zur Organisation und Durchführung derAngebote,wasdieGründefürdieTeilnahmesindbzw.waren,wiehäufigKinderundJugendliche mitBehinderungdieseAngebotenutzen,wielangeesdieseAngeboteschongibt,welcheAngebote sichbesonderseignen,undobspezielleSchulungendurchgeführtwurden. AllgemeineFragenzumThemenspektrumInklusionundBehinderung ImletztenTeildesFragebogenswerdenallgemeineFragenzumThemenspektrumInklusion,Barrierefreiheit undBehinderunggestellt.DieseFragenrichtensichwiederanalleAkteure(d.h.auchanAkteure,diekeine Teilnehmer/innenmitBehinderunghaben): x x x IneinererstenFragewirdnachden„Berührungspunkten“mitdemThemaInklusiongefragt(MehrͲ fachnennungenmöglich).DieAntwortkategoriensindhierbeisogewählt,dasssievon„grundlegenͲ demWissen“bishinzueineraktivenundvertieftenAuseinandersetzungmitdemThemareichen. DiezweiteFragebeschäftigtsichhingegenmitverschiedenenBarrieren.EssollherausgefundenwerͲ den, welche Barrieren bereits abgebaut wurden bzw. welche Priorität der Abbau von Barrieren in denbefragtenEinrichtungen/Organisationenhat.Gezieltwirdhierbeinachräumlichen,sprachlichen, sozialen,aufgabenbezogenenundBarrierenfürsinnesbeeinträchtigteMenschengefragt. DieletztenFragenbeziehensichhingegenaufzukünftigrelevanteHerausforderungenunddiestraͲ tegischePlanung.Gefragtwirdbeispielsweisedanach,ob(weitere)Angebote,andenenauchKinder undJugendlichemitBehinderungteilnehmenkönnen,geplantsind(offeneFrage).EbensoistvonInͲ teresse,worindiewesentlichenHerausforderungenbeiderUmsetzungvonInklusioninderKinderͲ undJugendarbeitbzw.JugendsozialarbeitgesehenwerdenundwelchestrategischenÜberlegungen diezukünftigePlanungbestimmen.DenAbschlussbildeteineoffeneFragezuAnregungen,VerbesseͲ rungsvorschlägenund/oderWünschenfürdieZukunft. AmEndedesFragebogenskönnendieantwortendenAkteureauffreiwilligerBasisnochdiverseKontaktdaͲ tenhinterlassen.Hintergrunddessenist,dassaufBasisdieserOnlineͲBefragungausgewählteOrganisationen undEinrichtungenidentifiziertwerdensollten,diedannineinerzweitenWelleimRahmenvonTelefoninterͲ viewsvertieftbefragtwerden.Vondeninsgesamt436OrganisationenundEinrichtungen,diedenFrageboͲ genbiszumEndeausgefüllthaben,gaben191Akteure(44%)auchihreKontaktdatenanundstehendamitin derzweitenBefragungsrundefüreinTelefoninterviewzurVerfügung(sieheKapitel2.2) 45 ʹǤͳǤʹ DieersteundzweiteSeitedesOnlineͲFragebogensbeinhaltenvorallemFragen,diederBeschreibungder Stichprobedienten.HierwurdezumeinendieZuordnungderbefragtenEinrichtung/Organisationzueinem derdreiPfade(DachverbandaufBundeslandebene,ZusammenschlussaufLandkreisͲ/Stadtebene,EinzelͲ standort/Mitgliedsverein/ͲverbandauförtlicherEbene)abgefragt.ZumanderensolltenverschiedeneeinͲ richtungsͲbzw.organisationsbezogeneInformationenerfasstwerden,wiez.B.dieZuordnungzudiversen Handlungsfeldern,dieAnzahlderMitarbeiter/innen(differenziertnachhauptamtlichenundehrenamtlichen Mitarbeiter/innensowieHonorarkräfte),dieThemenschwerpunktederjeweiligenAngeboteundDienstleisͲ tungensowiedieZugehörigkeitzueinembestimmtenLandkreis.ErstnachdiesenAngabentrenntderOnliͲ neͲFragebogenzwischenOrganisationen/Einrichtungen,beidenenauchKinder/JugendlichenmitBehindeͲ rungandenAngebotenteilnehmenunddenjenigen,diekeineNutzer/innenmitBehinderunghaben.Im FolgendenwirddaherzunächstdieGesamtstichprobedargestellt,inKapitel2.1.3wirddanneinegenauere AnalysederTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungerfolgen. FürdiestatistischeAnalysewerdeninsgesamtn=570Fragebögenverwendet.Zwarhabenca.800Akteure begonnen,denFragebogenauszufüllen,AngabenzurTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehindeͲ runghabenjedochnur570Akteuregemacht.DaesinsbesondereumdieseInformationgeht,könnendie restlichen230Akteurenichtweiterberücksichtigtwerden(hierliegenkeineverwertbarenInformationen zumThemaEinbezugvonKindern/JugendlichenmitBehinderungvor). OrganisationsgradderbefragtenEinrichtungenundOrganisationen DieVerteilungdieser570Einrichtungen/OrganisationenaufdiedreiabgefragtenOrganisationsgradestellt sichwiefolgtdar(vgl.Abbildung7): 0% 20% Dachverbände/Dachorganisationen,landesweit(n=71): 12% ZentraleGeschäftsstelle/KommunalerTräger,KreisͲ /Stadtebene(n=108): 19% (MitgliedsͲ)Verein,Standort,Unterabteilung,örtlicheEbene (n=391): 40% 60% 80% 100% 69% Abbildung7:BefragteAkteurenachOrganisationsgrad(bein=570) DemnachantwortetenzuüberzweiDrittelAkteure,dieaufregionalerEbeneagieren,d.h.einzelne(MitͲ glieds)VereineoderͲverbände,einzelneStandorteoderUnterabteilungenauförtlicherEbene.Anzweiter StellefolgendannAkteure,dieZusammenschlüsseaufKreisͲoderStadtebenedarstellen,d.h.KreisͲoder Stadtjugendringe,kommunaleTrägeraufLandkreisͲoderStadtebene,usw..Mit12%sindjedochauchAkteuͲ re,dieverschiedeneEinrichtungenoderOrganisationenaufLandesebenevertreten,relativstarkinderBeͲ fragungvertreten.DieserelativhoheAnzahlanlandesweitagierendenOrganisationenistsicherderVorgeͲ hensweisederBefragunggeschuldet(SchneeballͲEffekt). 46 InsgesamtergibtsichhierbeifolgendeProblematik:DieaufLandesebeneund/oderKreisͲ/StadtebeneagieͲ rendenOrganisationenrepräsentierennatürlicheineVielfaltan(EinzelͲ)AkteurenauflokalerEbene(also einzelneVereine/Verbände,Standorte,Unterabteilungen,usw.).Insofernkannessein,dasssichAngaben sozusagen„doppeln“.EinBeispielhierfür:SowohleinLandesverbandsowiedieZusammenschlüsseaufKreisͲ oderStadtebene,alsaucheinenichtidentifizierbareAnzahlanEinzelakteurenantwortenaufdieFragenach derTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungmit„ja“.EntsprechendwirddanndieAnzahl der„JaͲStimmen“dreifachgezählt,obwohldieLandesͲalsauchZusammenschlüssenaufKreisͲoderStadtͲ ebenestellvertretendfürihreMitgliedsorganisationenantworten. UmdiesenEffektzuvermeiden,müssendieAuswertungenbeieinzelnenThemenbereichendahergetrennt nachdenjeweiligendreiPfadendurchgeführtwerden.AusdiesemGrundewerdenmanchmaldieErgebnisse separat,d.h.getrenntnachPfadA,BundC,ausgewiesen. RegionaleVerteilungderbefragtenEinrichtungenundOrganisationen DienächsteFragebeziehtsichaufdieZuordnungzuden44StadtͲundLandkreiseninBadenͲWürttemberg. DieAuswertungzeigt,dasssichAkteureausallen44LandͲundStadtkreiseninBadenͲWürttembergander Befragungbeteiligthaben.InsofernspiegeltderRücklaufzumindestAngabenausallenbadenͲwürttembergͲ ischenLandͲundStadtkreisenwieder(vgl.Abbildung8;Angabenbeziehensichaufn=532,in38Fällenwurde „landesweit/überregional“angegeben). AllerdingssinddieAngabenausdenverschiedenenRegionenineinzelnenFällenetwasverzerrt.BeispielsͲ weisesindAkteureausdemAlbͲDonauͲKreisstärkervertretenalsvonderBevölkerungsstärkehervergleichͲ bargroßeLandkreise(etwaderBodenseekreis).13BesonderswenigeFragebögenwurdendarüberhinausin BadenͲBadenausgefüllt.DieseUnterschiederelativierensichjedochwiedereinwenig,wennmandenAnteil anKindernundJugendlichen(unter21Jahren)indenverschiedenenStadtͲundLandkreisenbetrachtet(vgl. dazuDegeru.a.2015,77f.unterBerufungaufDatendesStatistischenLandesamtsBadenͲWürttembergvon 2010):SoistderAnteilanKindernundJugendlichenimAlbͲDonauͲKreisbeispielsweisebesondershoch, währenderinBadenͲBadenbesondersniedrigist. 13 Laut Internetrecherchen hat der Bodenseekreis etwa 207.000 Einwohner/innen und der Alb-Donau-Kreis etwa 188.000 Einwohner/innen (Datenschätzung 2013, vgl. http://www.citypopulation.de/php/germany-badenwurttemberg_d.php) 47 0 5 10 15 20 25 30 35 40 AlbͲDonauͲKreis BadenͲBaden Biberach Böblingen Bodenseekreis BreisgauͲHochschwarzwald Calw Emmendingen Enzkreis Esslingen FreiburgimBreisgau Freudenstadt Göppingen Heidelberg Heidenheim HeilbronnLandkreis HeilbronnStadtkreis Hohenlohekreis KarlsruheLandkreis KarlsruheStadtkreis Konstanz Lörrach Ludwigsburg MainͲTauberͲKreis Mannheim NeckarͲOdenwaldͲKreis Ortenaukreis Ostalbkreis Pforzheim Rastatt Ravensburg RemsͲMurrͲKreis Reutlingen RheinͲNeckarͲKreis Rottweil SchwäbischHall SchwarzwaldͲBaarͲKreis Sigmaringen Stuttgart Tübingen Tuttlingen Ulm Waldshut Zollernalbkreis überregional/landesweit Abbildung8:RücklaufderOnlineͲBefragungnachLandkreisen(AngabeninabsolutenZahlen) AbgesehenvoneinigenAbweichungen,wasdieRelationenimHinblickaufBevölkerungsstärkebetrifft,sind insgesamtdiebevölkerungsstärkstenStadtͲbzw.LandkreiseauchinderStichprobeentsprechendstarkverͲ treten(etwaStuttgart,KarlsruheLandkreis,Ludwigsburg,RemsͲMurrͲKreis).Abbildung9zeigtdieVerhältnisͲ seimVergleich(umgerechnetinProzentwerte). 48 0,0% AlbͲDonauͲKreis BadenͲBaden Biberach Böblingen Bodenseekreis BreisgauͲHochschwarzwald Calw Emmendingen Enzkreis Esslingen FreiburgimBreisgau Freudenstadt Göppingen Heidelberg Heidenheim HeilbronnLandkreis HeilbronnStadtkreis Hohenlohekreis KarlsruheLandkreis KarlsruheStadtkreis Konstanz Lörrach Ludwigsburg MainͲTauberͲKreis Mannheim NeckarͲOdenwaldͲKreis Ortenaukreis Ostalbkreis Pforzheim Rastatt Ravensburg RemsͲMurrͲKreis Reutlingen RheinͲNeckarͲKreis Rottweil SchwäbischHall SchwarzwaldͲBaarͲKreis Sigmaringen Stuttgart Tübingen Tuttlingen Ulm Waldshut Zollernalbkreis 2,0% 4,0% 6,0% 8,0% StichprobeOnlineͲBefragung realeBevölkerungsstärke (Datenvon2013) Abbildung9:VergleichderAnteilederrealenBevölkerungsstärkeindenLandkreisenundderStichprobe(AnteilederrealenBevölkeͲ rungsstärkevgl.http://www.citypopulation.de/php/germanyͲbadenwurttemberg_d.php) AuchindieserGegenüberstellungvonBevölkerungsstärkeundRepräsentanzinderStichprobelassensich einigeUnterschiedeggf.mithilfedesunterschiedlichenAnteilsanKindernundJugendlichenindenjeweiligen StadtͲundLandkreisenerklären.BeispielsweisesinddieLandkreiseAlbͲDonauͲKreis,Sigmaringen,Waldshut undTuttlingenimVergleichzurBevölkerungsstärkerelativstarkinderStichprobevertreten. 49 DieseLandkreisehabenwiederumaberu.a.einenüberdurchschnittlichhohenAnteilanKindernundJugendͲ licheninBadenͲWürttemberg.EinigeandereLandkreise,dievonderBevölkerungsstärkeherinderStichproͲ beunterrepräsentiertsind,weisenhingegeneinenunterdurchschnittlichenAnteilanKindernundJugendliͲ chenauf,etwaderSchwarzwaldͲBaarͲKreis,derRheinͲNeckarͲKreis,dieLandkreiseRastatt,Ludwigsburg, HeidenheimundEsslingensowiedieStadtkreisePforzheim,Mannheim,LörrachundinsbesondereBadenͲ Baden(DatenausDegeru.a.2015,77f.). AnzahlderMitarbeiter/innenindenbefragtenEinrichtungenundOrganisationen DiebefragtenOrganisationensolltendarüberhinausangeben,wievielePersonenbeiIhnenbeschäftigtsind. DieFrageerfasste–mitAusnahmederjenigenEinrichtungen,diesichdemPfadA(Dachverband,DachorgaͲ nisationaufLandesebene)zugeordnethaben14–sowohlhauptamtlichBeschäftigte,ehrenamtlichBeschäftigͲ tealsauchHonorarkräfte. ImDurchschnittsindbeiallen570befragtenOrganisationen/Einrichtungenetwa20hauptamtlicheMitarbeiͲ ter/innenbeschäftigt.DieStreuungistjedochenormgroßundentsprechendwirdderDurchschnittswert(20 Mitarbeiter/innen)durcheinpaarwenige,sehrhoheBeschäftigtenzahlenverzerrt:einzelneOrganisation verfügenbeispielsweiseübermehrerehunderthauptamtlichBeschäftigte.DerMedian(dersogenannte „mittlere“Wert“)relativiertdaherdenDurchschnittswertundliegtbeilediglichzweihauptamtlichenMitarͲ beiter/innen,d.h.allein50%derbefragtenEinrichtungen/Organisationenbeschäftigtnureinenoderzwei hauptamtlicheMitarbeiter/innen.AusdiesemGrundebietetessichan,auchdieentsprechendeVerteilung genaueranzusehen.DieseVerteilungzeigt,dassessichvonderBeschäftigtenzahlhergesehenmehrheitlich um„kleine“Organisationen/Einrichtungenhandelt(vgl.Abbildung10):75der570befragtenOrganisationen (13%)gabenhierbeian,dasssiegarkeine/nhauptamtliche/nMitarbeiterinhaben.DieMehrheitbeschäftigt eine/noderzweihauptamtlicheMitarbeiter/innen(220von570bzw.39%).Weitereknapp30%(n=169)der 570befragtenInstitutionenundOrganisationenhabenzwischen3und9hauptamtlicheMitarbeiter/innen undnur106Akteure(19%)beschäftigen10undmehrHauptamtliche.Insgesamtgesehenarbeitenbeimehr alsderHälftederbefragtenOrganisationenundEinrichtungenwenigeralsdreihauptamtlicheMitarbeiͲ ter/innen.InsofernspiegeltderMediandieVerteilungbesserwiederalsderDurchschnittswert. 140 120 100 80 60 40 20 0 keinehauptamtlichen Mitarbeiter/innen ein/e hauptamtliche/r Mitarbeiter/in zweihauptamtliche Mitarbeiter/innen 3Ͳ4hauptamtliche Mitarbeiter/innen 5Ͳ9hautamtliche Mitarbeiter/innen 10undmehr hauptamtliche Mitarbeiter/innen Abbildung10:VerteilungderAnzahlhauptamtlicherBeschäftigterinabsolutenZahlen 14 BeiDachverbänden/DachorganisationenaufLandesebenewurdedieAnzahlderEhrenamtlichennichtabgefragt. 50 IndieseVerteilungsindsowohlkleinereEinrichtungenalsauchGeschäftsstellenoderDachorganisationenauf StadtͲ,KreisͲoderLandesebenemiteingerechnet.DifferenziertnachdiesendreiPfadenzeigtsicheinetwas anderesBild(Abbildung11).BeidenkleinerenEinrichtungen/Organisationenauförtlicherbzw.regionaler Ebenehabenfast60%höchstenszweihauptamtlicheMitarbeiter/innen,etwa30%zwischendreiundneun Hauptamtlicheundnur13%beschäftigen10odermehrMitarbeiter/innen.DiesesVerhältnisstelltsichzwar beiDachorganisationenaufStadtͲ,KreisͲoderLandesebeneleichtandersdar,dennochhatauchhieretwa 40%dieserOrganisationenwenigerals3hauptamtlicheMitarbeiter/innen. 0% 20% 40% 60% 80% 100% EinzelneEinrichtungen/Standorteauf örtlicherEbene bis2hauptamtliche Mitarbeiter/innen Dachverbände/Dachorganisationen aufKreisͲ/Stadtebene 3bis9hauptamtliche Mitarbeiter/innen Dachverbände/Dachorganisationen aufLandesebene 10undmehr hauptamtliche Mitarbeiter/innen Gesamt Abbildung11:VerteilungderAnzahlhauptamtlicherBeschäftigternachOrganisationsgrad(AngabeninProzent) DasgleichegiltfürehrenamtlicheMitarbeiter/innen.DiebefragtenOrganisationen/Einrichtungen(ohnePfad A:Dachverbände/DachorganisationenaufLandesebene;sieheFußnote14)arbeitenimGesamtschnittmit durchschnittlich22ehrenamtlichenMitarbeiter/innenzusammen.DaderMedianjedoch„0“beträgt,zeigt sichauchhier,dassderGesamtschnittdurcheinigesehrhoheAngaben(Maximum:2.530Ehrenamtliche) enormverzerrtist.Über50%derbefragtenAkteurebeziehtdahergarkeineEhrenamtlichenindieArbeitein (Vgl.Abbildung12,absoluteZahlenbein=499,ohnePfadA). 300 250 200 150 100 50 0 keineehrenamtlichen ein/eehrenamtliche zweiehrenamtliche Mitarbeiter/innen Mitarbeiter/in Mitarbeiter/innen 3Ͳ4ehrenamtliche Mitarbeiter/innen 5Ͳ9ehrenamtliche Mitarbeiter/innen 10undmehr ehrenamtliche Mitarbeiter/innen Abbildung12:VerteilungderAnzahlehrenamtlicherMitarbeiter/inneninabsolutenZahlen AuchhierzeigteineDifferenzierungnachOrganisationsformkleinereUnterschiede.InbeidenFällen(die AnzahlEhrenamtlicherwurdebeiDachverbänden/DachorganisationenaufLandesebenenichterhoben)wird deutlich,dassmehralsdieHälftederbefragtenEinrichtungennichtmitEhrenamtlichenzusammenarbeiten (Abbildung13). 51 0% 50% EinzelneEinrichtungen/Standorteauf örtlicherEbene 100% keineEhrenamtlichen Dachverbände/Dachorganisationenauf KreisͲ/Stadtebene 1bis9ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen 10undmehr hauptamtliche Mitarbeiter/innen Gesamt Abbildung13:VerteilungderAnzahlehrenamtlicherMitarbeiter/innennachOrganisationsgrad(AngabeninProzent) ZuletztzeigtauchdieAuswertungzurAnzahlanHonorarkräften,dassmehrheitlichnichtaufHonorarkräfte zurückgegriffenwird.ZwararbeitenimGesamtschnitt5,6HonorarkräfteindenbefragtenInstitutionen,jeͲ dochbeträgtauchhierderMedian0,d.h.inmindestens50%derFällewerdenkeineHonorarkräfteeingeͲ setzt.DasMaximumbeträgthier500Honorarkräfte.DieVerteilungbestätigtdies:ÜberzweiDrittelderbeͲ fragtenEinrichtungenbeschäftigtkeineHonorarkräfte,inetwa20%arbeitenbiszu9Honorarkräfteinden befragtenOrganisationen/Einrichtungenundnurin10%derFällewerden10odermehrHonorarkräfteeinͲ gesetzt(vgl.Abbildung14). 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 keineHonorarkräfte ein/eHonorarkraft zweiHonorarkräfte 3Ͳ4Honorarkräfte 5Ͳ9Honorarkräfte 10undmehr Honorarkräfte Abbildung14:VerteilungderAnzahlanHonorarkräfteninabsolutenZahlen EinedifferenzierteAuswertungnachOrganisationsformbestätigtinallendreiFormendieseVerteilung:Etwa zweiDrittelderAkteurearbeitengarnichtmitHonorarkräftenundetwadreiViertelhabenhöchstenszwei Honorarkräfte.EinegrößereAnzahlanHonorarkräftenspieltimGrundehauptsächlichbeiüberregionalen OrganisationeneineRolle(Abbildung15). 52 0% 20% 40% 60% 80% 100% EinzelneEinrichtungen/Standorteauf örtlicherEbene Dachverbände/Dachorganisationen aufKreisͲ/Stadtebene Dachverbände/Dachorganisationen aufLandesebene keineHonorarkräfte 1bis9Honorarkräfte 10undmehr Honorarkräfte Gesamt Abbildung15:VerteilungderAnzahlanHonorarkräftenachOrganisationsgrad(AngabeninProzent) VerteilungderjeweiligenHandlungsfelderinderStichprobe EineweitereFragezieltdaraufab,diebefragtenAkteurebestimmtenHandlungsfeldernderKinderͲund Jugendarbeitbzw.Jugendsozialarbeitzuzuordnen.MitHilfeeinesMehrfachantwortenͲSetssolltendiebeͲ fragtenOrganisationenundEinrichtungenangeben,inwelchenHandlungsfeldernsieaktivsind.Dahierbei Mehrfachnennungenmöglichwaren,übersteigtdieAnzahlderNennungendietatsächlicheAnzahlderbeͲ fragtenAkteure.Aufinsgesamt564Organisationen/Einrichtungen(fehlendeAngaben:6)entfallendabei 1.011Nennungen,d.h.etwa2NennungenimSchnitt.Abbildung16zeigtdieprozentualeHäufigkeitderjeͲ weilsgenanntenHandlungsfelder,gemessenanderAnzahlallerantwortendenEinrichtungenundOrganisaͲ tionen.DemnachordnetsichfastjedezweitebefragteOrganisation/EinrichtungdemHandlungsfeld„JugendͲ freizeitstätte,Jugendtreff,OffeneJugendarbeit“zu.AmzweithäufigstengenanntwurdedanndasHandͲ lungsfeld„Schulsozialarbeit“(etwajededrittebefragteEinrichtung/Organisation).KnappjedevierteEinrichͲ tung/OrganisationkreuztedasHandlungsfeld„KommunaleJugendpflege,Jugendreferat,Jugendförderung“ anundjeweilsetwa15%derbefragtenAkteureordnetsichdenHandlungsfeldern„Jugendverbandsarbeit“15, „OffeneArbeitmitKindern“sowie„MobileJugendarbeit,Streetwork“zu.AufdierestlichenHandlungsfelder entfallendannwenigerals10%.AllerdingswurdenvonetwajederfünftenbefragtenEinrichtung/OrganisaͲ tionnoch„sonstigeSchwerpunkte“genannt.DieAngabendazuerstreckensichvonspeziellenAngebotenaus demBereichderKinderͲundJugendarbeit(z.B.Kulturarbeit,Konzerte,Medienpädagogik,Kooperationenmit undDienstleistungenfürSchulen,sportpädagogischeAngebote,Selbstverwaltung)überandereDiensteaus demBereichderJugendhilfe(z.B.Kindertageseinrichtungen,HilfenzurErziehung,stationäreWohngruppen) bishinzuanderenHandlungsfeldernderSozialenArbeit(z.B.Beratungsstellen,Familienzentren,ArbeitsförͲ derung,Gemeinwesenarbeit,Flüchtlingsarbeit)odersogarAngebotenausdemBereichderBehindertenhilfe bzw.Eingliederungshilfe(z.B.offeneHilfen,spezielleFreizeitangebotefürMenschenmitBehinderung,famiͲ lienentlastenderDienst,Frühförderung,stationäreundteilstationäreEingliederungshilfe,RehabilitationsͲ sport).InsbesonderedieNennungvonAngebotenausdemBereichderEingliederungshilfe(SGBIX)verdeutͲ licht,dasssichanderBefragungauchTrägerderBehindertenhilfebeteiligthabenkönnten(17Nennungen könnenderEingliederungshilfezugeordnetwerden,wasetwa3%allerbefragtenAkteureentspricht16). Unter der Rubrik Jugendverbandsarbeit konnten die befragten Akteure in Form einer offenen Frage noch weitere Angaben machen. Es zeigt sich hierbei, dass es sich schwerpunktmäßig um sport-, interessens- und bildungsbezogene sowie kirchliche Verbände handelt (z.B. Sportverbände/vereine, Pfadfinder, Rettungsorganisationen, Jugendbildung im Bereich Musik, Kunst, Kreatives, politische Verbände sowie kirchliche Jugendarbeit). Im Bereich von Dachverbänden spielen hingegen vor allem Jugendringe und verschiedene Arbeitsgemeinschaften eine wichtige Rolle. 16 Damit würde sich der Anteil an Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit, in denen auch Kinder und Jugendliche mit Behinderung an den Angeboten teilnehmen, etwas relativieren, da es sich in ca. 3% der Fälle sowieso um (Behindertenhilfe)-) Einrichtungen mit speziellen Angeboten für Menschen mit Behinderung handelt. 15 53 0% 10% 20% 30% 40% 50% KommunaleJugendpflege,Jugendreferat, Jugendförderung Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit Jugendverbandsarbeit(Jugendverband,Jugendring) OffeneArbeitmitKindern(Jugendfarmen, Aktivspielplätze,Spielmobilarbeit) MobileJugendarbeit,Streetwork Schulsozialarbeit Jugendberufshilfe Religiöse/kirchlicheJugendarbeit,kirchliche Gemeindejugendarbeit Tagungshäuser,Jugendbildungsstätten,Jugendheime Jugendkunstschulen,Musikschulen,Zirkuspädagogik, Theaterpädagogik AndereSchwerpunkte Abbildung16:RücklaufderOnlineͲBefragungnachHandlungsfeldern(AngabeninProzentanallenFällen,MehrfachnennungenmögͲ lich) DaessichbeidieserFrageumeinMehrfachantwortensethandelt,istnatürlichvonInteresse,obdiebefragͲ tenEinrichtungen/InstitutionenhäufigKombinationenangebenundwennja,welche.ZurBetrachtungder verschiedenenKombinationsmöglichkeitenbietetsicheineKonfigurationsfrequenzanalyse.DiesesAnalyseͲ verfahrenzieltdaraufab,diejeweiligenHäufigkeitenverschiedenerKombinationenzuberechnen.Weiterhin ermöglichtdiesesVerfahrenauch,dieseHäufigkeitenimHinblickaufsignifikanteUnterschiedezutesten, sprich:inwiefernbestimmteKombinationen„überzufällig“vorkommen(d.h.signifikantvoneinererwarteten Häufigkeitsverteilung,inderdieMerkmalevoneinanderunabhängigsind,abweichen).ErgebnisderAnalyse istdanneineDarstellungderhäufigstenKombinationensowieeinerEinschätzungdazu,inwieferndiese Kombinationen„überzufällig“sind(vgl.Bortz2005,S.175ff.) DieseBetrachtungzeigtzuallererst,dassEinzelnennungen,d.h.einzelneHandlungsfelderohneKombination mitanderenBereichen,amhäufigstenvorkommen:Allein93der570AkteurerechnetsichnurdemHandͲ lungsfeld„Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit“undweitere80Akteureausschließlich demHandlungsfeld„Schulsozialarbeit“zu(vgl.Abbildung17).AuchdieanderenHandlungsfelderwerden häufigeinzeln,d.h.nichtinKombinationmitanderenHandlungsfeldern,genannt.DiehäufigstenKombinatiͲ onen(Nennungenübern=10)sindschließlich: x x x x 54 KommunaleJugendpflege,Jugendreferat,Jugendförderung+Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OfͲ feneJugendarbeit Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit+Schulsozialarbeit Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit+OffeneArbeitmitKindern(Jugendfarmen, Aktivspielplätze,Spielmobilarbeit) KommunaleJugendpflege,Jugendreferat,Jugendförderung+Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OfͲ feneJugendarbeit+Schulsozialarbeit AllegenanntenKombinationenkommenmehrals10MalinderStichprobevor.WeitereKombinationenerͲ reichendieseHöhenichtundwerdeninderAbbildung17nichtaufgeführt(insgesamtgibtesetwa74verͲ schiedeneKombinationeninderStichprobe). 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit* Einzelnennungen Schulsozialarbeit* Jugendverbandsarbeit(Jugendverband,Jugendring)* KommunaleJugendpflege,Jugendreferat, Jugendförderung* OffeneArbeitmitKindern(Jugendfarmen,Aktivspielplätze, Spielmobilarbeit) Religiöse/kirchlicheJugendarbeit,kirchliche Gemeindejugendarbeit* MobileJugendarbeit,Streetwork Kombinationen KommunaleJugendpflege,Jugendreferat,Jugendförderung +Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit+ Schulsozialarbeit* Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit+ OffeneArbeitmitKindern(Jugendfarmen,… KommunaleJugendpflege,Jugendreferat,Jugendförderung +Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit… *statistischsignifikanteAbweichungvondererwartetenHäufigkeit Abbildung17:RücklaufderOnlineͲBefragungnachHandlungsfeldern(KombinationeninabsolutenZahlen) TätigkeitsschwerpunktederbefragtenEinrichtungenundOrganisationen EinedarananschließendeFrage,dieebenfallszurBeschreibungderStichprobedient,beziehtsichaufdie Tätigkeitsschwerpunkte.HierkonntendiebefragtenEinrichtungen/OrganisationenwiederauseinerVielfalt anMöglichkeitenwählen(Mehrfachnennungen).Voninsgesamt543antwortendenAkteuren(fehlendeNenͲ nungen:27)wurdenhierbei4.373Tätigkeitsschwerpunkteangekreuzt,diesentspricht8NennungenjeOrgaͲ nisation/Einrichtung.WieAbbildung18verdeutlicht,beziehensichdieNennungenaufeineFülleanThemen. Amhäufigstengenanntwerdendabeikreatives/künstlerischessowiehandwerklichesGestalten,Basteln, usw.sowieErlebnispädagogik,Spiel,SportundBewegung,Ferienbetreuung/FreizeitenundWissensvermittͲ lung/Informationen(mehralsjedezweiteOrganisation/EinrichtungnanntendieseTätigkeitsfelder).Eine großeRollespielenweiterhinHilfenamÜbergangSchuleundBeruf,schulbezogeneUnterstützung(z.B. Hausaufgabenhilfen)undgeschlechtsspezifischeGruppen.IndengenanntenThemenspiegeltsichdabei wiederumdieDominanzvonJugendfreizeitstätten,JugendtreffsundOffenerJugendarbeitsowieSchulsozialͲ arbeitwieder(sieheAbbildung16). 55 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Kreatives/künstlerischesGestalten,Kulturarbeit HandwerklichesGestalten,Basteln,Werken Erlebnispädagogik Theaterpädagogik Zirkuspädagogik Tanz Spiel Musik,Gesang Sport/Bewegung SchulbezogeneUnterstützung(Hausaufgabenhilfe,AG´s) HilfenamÜbergangSchuleundBeruf Glaube,Religion,Weltanschauung Natur,Tiere,NaturͲundUmweltpädagogik Reisen,Tourismus Ferienbetreuung,Freizeiten Wissensvermittlung,Information Politik,PolitischeBildung TraditionsͲundBrauchtumspflege SelbsthilfezuspezifischenThemen GeschlechtsspezifischeGruppen(JungenͲund… Sonstiges Abbildung18:RücklaufderOnlineͲBefragungnachTätigkeitsschwerpunkten(AngabeninProzentanallenFällen,MehrfachnennunͲ genmöglich) Unter„Sonstiges“genanntwurdenhäufig„Beratung“bzw.„Einzelfallhilfe“(n=18),„Prävention“bzw.„präͲ ventiveAngebote“(n=13),dieFörderungverschiedenerLebensͲundAlltagskompetenzen(z.B.Kochen/geͲ sundeErnährung,Alltagskompetenz,Alltagsfragen,Begleitung,u.a.;n=11),diverseTrainingsmaßnahmen, insbesondereimHinblickaufsozialeKompetenzen(n=10),internationaleJugendarbeitundBegegnung(n=4), sowiemedienpädagogischeAngebote(n=7),heilpädagogischeund/odertherapeutischeMaßnahmen(n=2) oderkünstlerischeFörderung(n=2).Nebendiesen,aufdiedirekteArbeitmitKindernundJugendlichenbezoͲ genenAngeboten,nannteneinigeAkteurenochkooperationsorientierteAktivitäten(z.B.Kooperationenmit Schulen,Klassenprojekteu.a.;n=5),gemeindeorientierteAngebote(z.B.gemeinwesenorientierteProjekte, FörderungdesbürgerschaftlichenEngagements,Gremienarbeit;n=9)sowieSchulungen,Fortbildungenund BeratungsangebotefürMitarbeiter/innenundEhrenamtlicheinderKinderͲundJugendarbeit(n=8). BeidieserFragezeigteineKonfigurationsfrequenzanalyse(sieheoben)imGegensatzzudenHandlungsfelͲ dern,dassEinzelnennungen(d.h.Akteure,dienureinenTätigkeitsbereichangeben)sehrvielseltenervorͲ kommen.EinzelnennungenkommenimGrundenurindendreiBereichen„Sport/Bewegung“,„FerienbeͲ treuung/Freizeiten“sowie„Musik/Gesang“gehäuftvor.AnsonstenerschöpftsichdieVerteilungininsgeͲ samtknapp350verschiedenenKombinationen,sodasseinestatistischeZusammenfassungwiebeiden HandlungsfeldernkaumSinnmacht. 56 Zielgruppen,ÖffentlichkeitsarbeitundErreichbarkeit DieletzteFrage,diederBeschreibungderGesamtstichprobedient,istdieFragenachden(primären)ZielͲ gruppennachAlter.AuchhierbeikonntenwiederummehrereOptionenangekreuztwerden(MehrfachnenͲ nungen).VondenaufdieseFrageantwortenden547Einrichtungen/Organisationen(fehlendenNennungen: 23)wurdendabeiknapp1.500Nennungenabgegeben,d.h.etwa2,7NennungenjeAkteur.Diehäufigste ZielgruppestellendabeiJugendlicheimAlterzwischen14und17Jahrendar,gefolgtvonSchulkindernzwiͲ schen7und13Jahren.HäufiggenanntwurdenweiterhinjungeErwachseneüber18Jahren(vgl.Abbildung 19). 0% 20% 40% 60% 80% 100% Kleinkinderunter3Jahren Vorschulkindervon3bis6Jahren Schulkindervon7bis13Jahren Jugendlichevon14und17Jahren JungeErwachsenevon18bis27Jahren Abbildung19:PrimäreZielgruppederbefragtenOrganisationenundEinrichtungen(AngabeninProzentanallenFällen,MehrfachͲ nennungenmöglich) EineKonfigurationsfrequenzanalyse(sieheoben)zeigtauchhiereineFülleanKombinationen,wobeisichdie häufigstenbeidenKombinationenaufAngebotefüra)dieAltersgruppenSchulkinder,Jugendlicheundjunge Erwachsene(n=213)sowieaufb)SchulkinderundJugendliche(n=121)beziehen. SpezielldieEinrichtungen/Organisationen,diesichdenPfadenBundCzugeordnethaben(d.h.Zentrale Geschäftsstellen,kommunaleTrägeraufKreisͲ/StadtebenesowieeinzelneMitgliedsvereineoderͲverbände, einzelneStandorteoderUnterabteilungenauförtlicherEbene)wurdennochdanachgefragt,wiesieihre Angebotebewerben(Dachverbände/DachorganisationenaufLandesebenewurdenhierzunichtbefragt). EntsprechendstütztsichdieAuswertungnichtaufn=570Akteure,sondernauf499EinrichtungenundOrgaͲ nisationen.BeworbenwerdendieAngebotedabeimehrheitlichmittelsschriftlicherStrategien,d.h.durch Broschüren,Programmhefte,Zeitung/Gemeindeblatt,PressesowieFlyer,Plakate,Aushänge,AusschreibunͲ genundInternetzugänge.Unter„Sonstiges“wurdenweiterhinnochzweizentraleAspektegenannt,nämlich a)derpersönlicheKontaktbzw.MundͲzuͲMundͲPropagandasowieb)dieVermittlungdurchbzw.KooperatiͲ onmitdiversen(sozialen)EinrichtungenundInstitutionen.DaessichhierbeiumlediglichzweineueAuspräͲ gungenhandelt,werdensieinderAuswertungnichtmehrunter„Sonstiges“geführtundseparatausgewieͲ sen(vgl.Abbildung20). 57 0% 20% 40% 60% 80% 100% Zeitung,Presse,Gemeindeblatt,Broschüren Flyer,Plakate,Aushänge,Ausschreibungen Internet,eigeneHomepage/EͲMails SozialeNetzwerke(z.B.Facebook,Twitter, SchülerVz/StudiVz,YouTube,WhatsApp) PersönlicheAnsprache,MundͲzuͲMundͲPropaganda, DirekterKontakt,Infoveranstaltung ÜberVermittlungDritter(Beratungsstellen,Schulen, Artzpraxen,sozialeDienste/Eirnichtungen) Abbildung20:WerbungundÖffentlichkeitsarbeitderbefragtenOrganisationenundEinrichtungen(AngabeninProzentanallen Fällen,Mehrfachnennungenmöglich) LediglichdieEinrichtungen,diesichPfadC(alsoeinzelneMitgliedsvereine,Standorte,Unterabteilungen) zugeordnethaben,wurdenabschließendnochgefragt,wiedieAngeboteerreichtwerdenkönnen(n=391). DiehäufigsteNennungwarhierbei„zuFußbzw.mitdemFahrrad“gefolgtvon„ÖffentlicheVerkehrsmittel“ und„PrivatePKWs“.SelbstorganisierteFahrdienstespielenhingegeneinegeringereRolle(vgl.Abbildung21). Unter„Sonstiges“wurdevorallemdaraufhingewiesen,dassderZugangnichtüberdieKommͲStrukturerͲ folgt,sonderndieAngeboteinentsprechendenRäumlichkeiten(z.B.inSchulen,AnwesenheitvorOrt)stattͲ findenbzw.dieMitarbeiter/innendieJugendlichenaufsuchen(etwaimFalleMobilerJugendarbeit). 0% 20% 40% 60% 80% 100% ZuFuß/mitdemFahrrad ÖffentlicheVerkehrsmittel(Bus,Bahn). PrivatesKfz(z.B.durchEltern). DurchvonIhnenorganisierteFahrdienste. Sonstiges Abbildung21:ErreichbarkeitderAngebotederbefragtenOrganisationenundEinrichtungen(AngabeninProzentanallenFällen, Mehrfachnennungenmöglich) ʹǤͳǤ͵ Überalle570befragtenEinheitenhinwegwerdenbei418von570befragtenAkteuren(73%)dieAngebote auchvonKindernundJugendlichenmitBehinderunggenutzt.Entsprechendnehmenbei152Akteurenkeine KinderundJugendlichemitBehinderungteil.InsgesamtbewegtsichalsoderAnteilderEinrichtungenohne Nutzer/innen mit Behinderung bei 27%, d.h. jede vierte befragte Organisation/Einrichtung hat keine TeilͲ nehmer/innenmitBehinderung.17 Der Anteil an Einrichtungen/Organisationen der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit, in denen auch Kinder und Jugendliche mit Behinderung an Angeboten teilnehmen, könnte noch etwas geringer sein, da – wie bereits oben dargestellt – etwa 3% der befragten Akteure Angebote aus dem Bereich der Eingliederungshilfe erbringt und damit vermutlich dem Handlungsfeld Behindertenhilfe zuzuordnen ist (vgl. dazu auch Fußnote 16). 17 58 Die Anteile spiegeln insgesamt die Werte ähnlicher Befragungen wieder. In verschiedenen Befragungen in Forschungsprojekten zum Thema „Kontakte zu Menschen mit Behinderung im Freizeitbereich“ lassen sich vergleichbare Größenverhältnisse erkennen. So bewegen sich die Werte in Befragungen im Rahmen eines durch den KVJS finanzierten Forschungsprojekts in der Stadt Heidelberg und dem Landkreis Ravensburg in der Größenordnung zwischen 25% und 30%, d.h. mindestens jede vierte befragte Freizeiteinrichtung hat keine Erfahrungen mit Nutzer/innen mit Behinderung (Meyer, Kieslinger, noch unveröffentlicht). In einer Befragung im Rahmen eines durch die Stadt Esslingen finanzierten Forschungsprojekts „Auf dem Weg zu eineminklusivenEsslingen“gabenebenfallsetwa30%derbefragtenAkteureimBereichFreizeit,Sportund Kulturan,dasssiekeineNutzer/innenmitBehinderunghaben(Meyer,Strähle,Bell,nochunveröffentlicht). TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungnachOrganisationsgrad Was diese prozentuale Verteilung von 73% Einrichtungen/Organisationen mit Erfahrungen mit KinͲ dern/JugendlichenmitBehinderungund27%ohnesolcheErfahrungenbetrifft,sofallenbeieinerdifferenͲ ziertenBetrachtungeinigeUnterschiedeauf.BeispielsweisedifferierendieAngabenzurTeilnahmevonKinͲ dernundJugendlichenmitBehinderungerheblichnachOrganisationsgrad(vgl.Abbildung22) 100% 90% 18,0% 16,0% 31,0% 80% Nein,keine Nutzer/innenmit Behinderung 70% 60% 50% 40% 82,0% 84,0% 69,0% 30% 20% Ja,auch Teilnehmer/innen mitBehinderung 10% 0% Dachverbände/ Dachorganisationen, landesweit(n=71): ZentraleGeschäftsstelle/ KommunalerTräger,KreisͲ/ Stadtebene(n=108): (MitgliedsͲ)Verein,Standort, Unterabteilung,örtlicheEbene (n=391): Abbildung22:TeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderungnachOrganisationsform(AngabeninProzent) Wie diese Unterschiede zu interpretieren sind, ist nicht ganz klar. Eine mögliche Deutung wäre, dass die Dachverbände und/oder Geschäftsstellen auf LandesͲ bzw. LandkreisͲ/Stadtebene eine „optimistischere“ Vorstellung von der VorͲOrtͲPraxis haben. Entsprechend wären die Informationen der lokalen (MitgliedsͲ) Vereine,StandorteoderUnterabteilungenalsrealistischereinzuschätzen.EineandereDeutungkönnteaber auch sein, dass Zusammenschlüsse auf LandesͲ oder KreisͲ/Stadtebene auch überregionale Projekte und VorhabeninihreEinschätzungmiteinrechnen,dievondenAkteurenvorOrtnichtalsrelevanterachtetoder unbekanntsind.InbeidenFällenlässtsichaufjedenFalleineDiskrepanzvonetwa15%erkennen. Der Anteil an Kindern und Jugendlichen mit Behinderung lässt sich neben der Gegenüberstellung der drei OrganisationsgradeaberauchnochimHinblickaufdreiweitereMerkmaledifferenzieren:DemHandlungsͲ feld, den Tätigkeitsschwerpunkten, sowie der Anzahl der Beschäftigten (d.h. HauptͲ und Ehrenamtliche, Honorarkräfte werden in dieser Analyse nicht berücksichtigt). Bei den Handlungsfedern und TätigkeitsͲ schwerpunkten handelt es sich zwar in beiden Fällen um Mehrfachantwortensets, so dass die Ergebnisse keine direkte Schlussfolgerung auf ein isoliertes Handlungsfeld bzw. einen Tätigkeitsschwerpunkt zulassen (viele Einrichtungen/Organisationen benannten ja mehrere Handlungsfelder bzw. Tätigkeitsschwerpunkte). 59 DennochlieferteineKreuztabellierungdieserMehrfachantwortensetszumindestHinweiseaufUnterschiede indenHandlungsfeldernundTätigkeitsschwerpunkten.WasdieAnzahlderBeschäftigtenbetrifft,somüssen diesezuKlassenzusammengefasstwerden,umsoeineKreuztabellierungzuermöglichen. TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungnachHandlungsfeld Eine differenzierte Auswertung nach Handlungsfeldern zeigt als erstes, dass Akteure die (neben anderen Feldern)vorallemdieArbeitsfelder„Jugendberufshilfe“,„Jugendkunstschulen,Musikschulen,ZirkuspädagoͲ gik, Theaterpädagogik“ sowie „Tagungshäuser, Jugendbildungsstätten, Jugendheime“ angekreuzt haben, auch überproportional häufig Nutzer/innen mit Behinderung haben (90% und mehr). Relativ hohe Anteile haben ferner die Handlungsfelder „Jugendverbandsarbeit“, „Offene Arbeit mit Kindern“ und „religiöͲ se/kirchliche Jugendarbeit“. Im Gegensatz dazu ist der Anteil der Akteure, die angaben, dass sie auch TeilͲ nehmer/innen mit Behinderung haben, insbesondere in den Handlungsfeldern „Kommunale Jugendpflege, Jugendreferat, Jugendförderung“ und „Schulsozialarbeit“ besonders niedrig. Eine Mittelposition nehmen Organisationen und Einrichtungen ein, die (neben anderen Feldern) „Jugendfreizeitstätten, Jugendtreffs, OffeneJugendarbeit“sowie„MobileJugendarbeit,Streetwork“angekreuzthaben(vgl.Abbildung23). 0% KommunaleJugendpflege, Jugendreferat,Jugendförderung 100% 27,0% 21,7% 81,4% 18,6% 75,0% 25,0% 70,5% Jugendberufshilfe 29,5% 93,5% 78,4% Tagungshäuser, Jugendbildungsstätten,Jugendheime 6,5% 21,6% 90,0% Jugendkunstschulen,Musikschulen, Zirkuspädagogik,Theaterpädagogik Gesamt 80% 33,8% 78,3% OffeneArbeitmitKindern (Jugendfarmen,Aktivspielplätze,… Religiöse/kirchlicheJugendarbeit, kirchlicheGemeindejugendarbeit 60% 73,0% Jugendverbandsarbeit (Jugendverband,Jugendring) Schulsozialarbeit 40% 66,2% Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs, OffeneJugendarbeit MobileJugendarbeit,Streetwork 20% 10,0% 94,1% 73,0% Ja,auchTeilnehmer/innenmitBehinderung 5,9% 27,0% Kein,keineNutzer/innenmitBehinderung Abbildung23:TeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderungnachHandlungsfeldern(AngabeninProzent,ohne„Sonstiges“) DieseBetrachtungmussauchvordemHintergrundinterpretiertwerden,dasseinigedieserHandlungsfelder häufigisoliert,d.h.nichtinKombinationmitanderenHandlungsfeldern,genanntwurden(vorallemdieFelͲ der„Jugendfreizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit“und„Schulsozialarbeit“,vgl.Abbildung17). InsofernspiegelndieAngabenimHandlungsfeldSchulsozialarbeitaucheinenGroßteildieserTrägerwieder. 60 WarumAkteureausdemBereichSchulsozialarbeit(bislang)nochwenigeNutzer/innenmitBehinderunghaͲ ben,könntevorallemaneinernochmangelndenUmsetzungvonInklusioninderSchuleliegen. TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungnachTätigkeitsschwerpunkt DesWeiterenbietetsicheineDifferenzierungnachTätigkeitsschwerpunktenan:BesondershoheAnteilean Akteuren,dieauchNutzer/innenmitBehinderunghabenerreichenhierdieTätigkeitsschwerpunkte„ReiͲ sen/Tourismus“,„TheaterͲ“und„Zirkuspädagogik“,„Tanz“,„Natur,Tiere,NaturͲundUmweltpädagogik“ sowiekreativeundmusischeAngebote.ImVerhältnisdazulassensichdiegeringstenAnteilebeidenAkteuͲ renbeobachten,die(nebenanderen)dieTätigkeitsfelder„handwerklichesGestalten“,„Sport/Bewegung“, „Politik/politischeBildung“,„TraditionundBrauchtumspflege“undvorallem„schulbezogeneUnterstützung“ angekreuzthaben(vgl.Abbildung24). 0% Kreatives/künstlerischesGestalten,Kulturarbeit 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 79,1% 20,9% HandwerklichesGestalten,Basteln,Werken 75,2% 24,8% Erlebnispädagogik 76,2% 23,8% Theaterpädagogik 86,4% 13,6% Zirkuspädagogik 86,7% 13,3% Tanz Spiel Musik,Gesang 80,1% 19,9% 24,0% 76,0% 79,2% 20,8% Sport/Bewegung 75,2% 24,8% SchulbezogeneUnterstützung(Hausaufgabenhilfe,AG´s) 73,3% 26,7% HilfenamÜbergangSchuleundBeruf Glaube,Religion,Weltanschauung 23,7% 76,3% 78,8% Natur,Tiere,NaturͲundUmweltpädagogik 82,1% Reisen,Tourismus 21,2% 17,9% 93,8% 6,3% Ferienbetreuung,Freizeiten 75,7% 24,3% AußerschulischeBildung,Information,Wissen 76,5% 23,5% Politik,PolitischeBildung 75,0% 25,0% TraditionsͲundBrauchtumspflege 74,4% 25,6% SelbsthilfezuspezifischenThemen 79,6% 20,4% GeschlechtsspezifischeGruppen(JungenͲundMädchenarbeit) 78,4% 21,6% Ja,auchTeilnehmer/innenmitBehinderung Kein,keineNutzer/innenmitBehinderung Abbildung24:TeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderungnachTätigkeitsfeldern(AngabeninProzent,ohne„Sonstiges“) 61 DieErgebnissesinddurchausinteressant,sospiegelnsiedieobengenanntenUnterschiedebeidenHandͲ lungsfeldernwieder.SchulbezogeneUnterstützungkorrespondiertbeispielsweisemitdemHandlungsfeld Schulsozialarbeit.AufderanderenSeitesind„Reisen/Tourismus“,„TheaterͲ“und„Zirkuspädagogik“,„Tanz“, „Natur,Tiere,NaturͲundUmweltpädagogik“sowiekreativeundmusischeAngebotestärkerverortetinden Handlungsfeldern„Jugendkunstschulen,Musikschulen,Zirkuspädagogik,Theaterpädagogik“sowie„TaͲ gungshäuser,Jugendbildungsstätten,Jugendheime“und„OffeneArbeitmitKindern“. ZusammenfassendverdeutlichendieAuswertungen,dassdieNutzungderAngebotedurchKinderundJuͲ gendlichemitBehinderungindenHandlungsͲundTätigkeitsfeldernhöherist,diesichauffreizeitͲundkulͲ turpädagogischeAktivitätenunddamitauchaufAktivitätenohne(EinzelͲ)LeistungsbezugundmiteinergeͲ wissenErgebnisoffenheitbeziehen.InAngeboten,diesichstärkeraufLeistungssystemebeziehen,sindim VerhältnisgesehenwenigerKinderundJugendlichemitBehinderungpräsent.Inwiefernsichdiegenannten AngebotebesseroderschlechterzurUmsetzungvonInklusioneignen,lässtsichdamitabernochnichtbeͲ antworten. TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungnachAnzahlderMitarbeiter/innen DieletztebivariateBetrachtungderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungandenAngeͲ botenderbefragtenEinrichtungenundOrganisationenbefasstsichmitdenUnterschiedenbeidenBeschäfͲ tigtenzahlen.ZunächstzeigteinVergleichzwischenderTeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehindeͲ rungundderAnzahlhauptamtlicherBeschäftigter,dassdieseTeilnahmesystematischmitderAnzahl Hauptamtlicheransteigt(vgl.Abbildung25).18InsbesonderebeikleinenEinrichtungen/Organisationenfindet sicheinhoherAnteilanAkteuren,diekeineNutzer/innenmitBehinderunghaben(34%). 0% bis10Hauptamtliche 10bis99Hauptamtliche 20% 40% 60% 66,4% 100% 33,6% 79,8% 100bis999Hauptamtliche 20,2% 95,9% 1000Hauptamtlicheundmehr Geamt 80% 4,1% 100,0% 26,7% 73,3% ja,auchTeilnehmer/innenmitBehinderung nein,keineNutzer/innenmitBehinderung Abbildung25:TeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderungnachAnzahlhauptamtlichbeschäftigtenMitarbeiter/innen (AngabeninProzent) EineBetrachtungdifferenziertnachAnzahlEhrenamtlicherzeigtdasgleichePhänomen(ohnePfadA,dahier dieAnzahlEhrenamtlichernichterfasstwurde).AuchhiersteigendieAnteilederEinrichtungenundOrganiͲ sationen,dieauchNutzer/innenmitBehinderunghaben,mitsteigenderAnzahlEhrenamtlichersystematisch an.19Wieobenlassensichinsbesonderedort,womitwenigenEhrenamtlichenzusammengearbeitetwird, besondershoheAnteileanEinrichtungenundOrganisationenfinden,diekeineTeilnehmer/innenmitBehinͲ derunghaben(vgl.Abbildung26). 18 19 Die Unterschiede zwischen den Klassen sind dabei mit p<0,05 statistisch hoch signifikant. Auch bei dieser Auswertung sind die Unterschiede zwischen den Klassen mit p<0,05 hoch signifikant. 62 0% bis5Ehrenamtliche 5bis20Ehrenamtliche 20bis100Ehrenamtliche 20% 40% 80% 100% 31,3% 68,7% 71,8% 28,2% 82,8% 100undmehrEhrenamtliche Gesamt 60% 17,2% 96,0% 27,9% 72,1% ja,auchTeilnehmer/innenmitBehinderung 4,0% nein,keineNutzer/innenmitBehinderung Abbildung26:TeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderungnachAnzahlehrenamtlicherMitarbeiter/innen(Angabenin Prozent,ohneDachverbände) AllesinallemverdeutlichendiebeidenbivariatenAnalysenzumZusammenhangzwischenBeschäftigtenzahͲ lenundderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung,dass„größere“Einrichtungenund OrganisationeneherauchNutzer/innenmitBehinderunghaben.Dieskönnteeinerseitsdamitzusammen hängen,dassdieseTrägereingrößeresSpektrumanAngebotenhaben(undentsprechendauchsolcheAnͲ gebotevorhaltenkönnen).EinzweiterGrundkönnteaberauchsein,dasssolcheEinrichtungeneingrößeres Einzugsgebiethaben.DrittensverweistdiesesErgebnisaberauchaufentsprechendepersonelleRessourcen, diebeiinklusivenAngebotenanfallenkönnen. CharakteristikavonEinrichtungenohneNutzer/innenmitBehinderung DiejenigenEinrichtungen/Organisationen,diekeineNutzer/innenmitBehinderunghaben,wurdengesonͲ dertdanachgefragt,welcheGründedieshat.AuseinemKatalogverschiedenerGründewurdendabeiim Schnittetwa2Antwortmöglichkeitenangekreuzt(Mehrfachantworten:310Nennungenbein=140,fehlende Nennungen:12).AlsHauptgrundfüreineNichtͲTeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderungwird vorallemgenannt,dasseskeineNachfragevonKindern/JugendlichenmitBehinderungbzw.derenAngehöͲ rigengab(vgl.Abbildung27).Allein86%allerEinrichtungenohneNutzer/innenmitBehinderungkreuzten dieseAntwortvorgabean.EinegewisseRollespielendanebennochdieGründe„EinrichtungistnichtbarrieͲ refrei“(32%),„fehlendesPersonal/zugeringepersonelleKapazitäten“,„Kinder/JugendlichemitBehinderung werdenüberbisherigeWerbestrategie/Öffentlichkeitsarbeitnichterreicht“(jeweils21%)sowie„TeilnehͲ mer/innenmüssenbestimmteVoraussetzungenmitbringen,umdasAngebot/dieEinrichtungnutzenzukönͲ nen“(15%).InsbesonderediefehlendeBarrierefreiheitalsBegründungfüreineNichtͲTeilnahmevonKindern undJugendlichenmitBehinderungverdeutlicht,dassderBegriff„Behinderung“vorallemmiträumlichen Barrierenbzw.mitkörperlichenBehinderungenassoziiertwird.RäumlicheBarrierenstellenhingegenkein HindernisfürLernͲundgeistigbehinderteMenschensowiepsychischbeeinträchtigteMenschendar. 63 0% 20% 40% 60% 80% Esgab/gibtkeineNachfragevonKindern/Jugendlichenmit Behinderungbzw.derenAngehörigen. FehlendesPersonal/zugeringepersonelleKapazitäten. Kinder/JugendlichemitBehinderungwerdenüberdie bisherigeWerbestrategieundÖffentlichkeitsarbeitnicht… FehlendesWissen/fehlendeQualifikationen/Kompetenzen. Angebote/Einrichtungistnichtbarrierefrei. OrganisationderAssistenzschwierig/besonderer Betreuungsaufwand Organisation/DurchführungderAngebotewärezu aufwändig. Organisation/DurchführungderAngebotewärezuteuer. Teilnehmer/innenmüssenbestimmteVoraussetzungen mitbringen,umdasAngebot/dieEinrichtungnutzenzu… Berührungsängste/VorbehaltevonSeitenanderer Teilnehmer/innen. Berührungsängste/VorbehaltevonSeitender Fachkräfte/Ehrenamtlichen. Sonstiges Abbildung27:GründefürdieNichtͲTeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderung(AngabeninProzentbein=140,MehrfachͲ antwortenmöglich) Unter„Sonstiges“wurdendarüberhinauseinigeGründegenannt,diesichweiteren,neuenKategorienzuͲ ordnenlassen.Amhäufigstenwurdehierbeigenannt,dasseskeineKinderundJugendlicheindernäheren Umgebung(imStadtteil,inderSchule)gebenwürde(n=4),sowiedassesspezielleEinrichtungen/Angebote fürKinderundJugendlichemitBehinderunginderRegion/imStadtteilgibt,dieden„Bedarf“bereitsabdeͲ ckenwürden(n=4). ʹǤͳǤͷ Ȁ EinrichtungenundOrganisationen,dieaufdieFragenachderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmit Behinderung „ja“ angekreuzt haben (n=418), wurden noch weitere Fragen gestellt. Dabei ist insbesondere von Interesse, wie groß diese Gruppe der behinderten Nutzer/innen ist, welche Behinderungsarten besonͲ ders stark vertreten sind, wie es zu der Teilnahme kam (z.B. Kontaktaufnahme), ob die Angebote speziell beworben werden, wer die Angebote hauptsächlich durchführt und ob dazu spezielle Schulungen zu den ThemenInklusionundBehinderungwahrgenommenbzw.durchgeführtwurden. AnzahlderteilnehmendenKinderundJugendlichemitBehinderung Die erste Frage nach der zahlenmäßigen Anzahl von Teilnehmer/innen mit Behinderung differenziert zwiͲ schendenPfadenA,BundC.Dachorganisationen/DachverbändenaufLandesebenewurdenhierbeiandere Größenverhältnisse im OnlineͲFragebogen zur Auswahl gestellt als zentralen Geschäftsstellen/kommunalen Trägern auf KreisͲ/ Stadtebene und lokalen (MitgliedsͲ)Vereinen, Standorten oder Unterabteilungen. Die AnzahlderTeilnehmer/innenmitBehinderungwurdedabeiinFormvonKlassenabgefragt. 64 DieOrdinalskalenunterscheidensichjenachPfad.BeidenDachorganisationen/DachverbändenaufLandesͲ ebenebildetdieKlasse„unter20Kinder/JugendlichemitBehinderung“diekleinsteKlasse,beidenzentralen Geschäftsstellen/kommunalen Trägern auf KreisͲ/Stadtebene war dies die Ausprägung „unter 10 KinͲ der/Jugendliche mit Behinderung“ und bei den (MitgliedsͲ)Vereinen, Standorten oder Unterabteilungen wurde die Klasse „unter 5 Kinder/Jugendliche mit Behinderung“ als kleinste Ausprägung angeboten. AbbilͲ dung28zeigtdiejeweiligeVerteilung. 0% Mitgliedsverein/Ͳverband,einzelneEinrichtung, UnterabteilungoderStandortaufkommunalerEbene ZentraleGeschäftsstelle/ZusammenschlussaufKreisͲoder Stadtebene,Organisationmitmehreren Mitgliedsverbänden/Unterabteilungen/Standorten Dachverband,Geschäftsstelle,zentraleVerwaltung, Zusammenschluss,Arbeitskreis/ArbeitsgruppeaufLandesͲ /Bezirksebene 20% 40% <5 60% 80% 5Ͳ9 <10 <20 100% 10Ͳ19 >20 20Ͳ 49 >50 10Ͳ19 20Ͳ49 50Ͳ99 >100 Abbildung28:AnzahlderTeilnehmer/innenmitBehinderungnachOrganisationsgrad(AngabeninProzent) UnabhängigvondemjeweiligenPfadverdeutlichtdieAuswertung,dassdieAngeboteinallendreiOrganisaͲ tionsgraden eher von kleineren Gruppen behinderter Kinder und Jugendlicher bzw. von „Einzelfällen“ geͲ nutztwerden: x x x PfadCͲ(MitgliedsͲ)Verein,Standort,UnterabteilungauförtlicherEbene:FastdieHälftedieserEinͲ richtungen/Organisationen(49%)kreuztediekleinsteKategoriean,d.h.dasswenigeralsfünfKinͲ der/JugendlichemitBehinderungandenAngebotenteilnahmen.Weitere23%gebeneineAnzahl zwischenfünfundneunKindern/JugendlichemitBehinderungan. PfadBͲZentraleGeschäftsstellen/kommunaleTrägeraufKreisͲ/Stadtebene:Knapp60%kreuzten hierdiekleinesteKategoriean,d.h.dasswenigerals10Kinder/JugendlichemitBehinderungdieAnͲ gebotenutzen. PfadAͲDachverbände/DachorganisationenaufLandesebene:Etwa63%kreuztenhierbeidiekleinste Kategoriean,d.h.dasswenigerals20Kinder/JugendlichemitBehinderungandenAngebotenteilͲ nehmen. EszeigtsichalsounabhängigvomjeweiligenPfad,dassdieTeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinͲ derungeherineinzelnenFällenbzw.inkleinerenGruppenstattfindet. DauerderErfahrungmitKindernundJugendlichenmitBehinderung Weiterhinwurdegefragt,wielangeesschonAngebotefürKinderundJugendlichemitBehinderunginden jeweiligen Einrichtungen und Organisationen gibt (n=350, fehlende Nennungen: 68). Die Auswertung zeigt, dass mehrheitlich bereits schon seit längerem (über 5 Jahre) solche Aktivitäten angeboten werden. Allein 47%derbefragtenEinrichtungenundOrganisationenhabenbereitsseitmehrals10Jahrenentsprechende Angebote(vgl.Abbildung29). 65 60% 47,4% 50% 40% 29,1% 30% 20% 10% 18,6% 4,9% 0% Seitwenigeralseinem Jahr 1Ͳ4Jahre 5Ͳ9Jahre mehrals10Jahre Abbildung29:DauerderErfahrungmitderTeilnahmemitKindern/JugendlichenmitBehinderung(AngabeninProzent) ArtenvonBehinderungen UmdieGrößenverhältnissederjeweiligenBehinderungsartengenauererfassenzukönnen,wurdendie418 OrganisationenundEinrichtungenzujederBehinderungsartgefragt,wiehäufigsieKontakthaben(OrdiͲ nalskalamitvierAusprägungen:regelmäßig,sporadisch,selten,nie).DieAuswertungderAusprägung„reͲ gelmäßigerKontaktzu…“zeigthierbei,dassdieamhäufigstenvertreteneGruppeKinder/Jugendlichemit Lernbehinderungsind20,gefolgtvonKindernundJugendlichenmitpsychischenBeeinträchtigungenundkörͲ perlichenBehinderungen.GeistigeBehinderungensowieSinnesbeeinträchtigungenkommenvergleichsweise seltenvor(vgl.Abbildung30): 0% 10% Lernbehinderung 20% 30% 40% 50% 60% 70% Dachverband/ Dachorganisation PsychischeErkrankung KörperlicheBehinderung ZentraleGeschäftsstelle/ kommunalerTräger Kreis/Stadt GeistigeBehinderung Sinnesbeeinträchtigung Verein,Einzelstandort, Unterabteilung SonstigeBehinderung Abbildung30:ArtenvonBehinderungenbeidenTeilnehmer/innenmitBehinderungnachOrganisationsgrad(AngabeninProzent) DieAbbildungverdeutlichtnichtnurdieGrößenverhältnisse,sondernauchkleinereUnterschiedebeiden AngabendereinzelnenAkteursgruppen.BeispielsweisewirdderAnteilangeistigbehindertenKindernund JugendlichenentwedervongrößerenOrganisationenunterͲodervonkleinerenOrganisationenüberschätzt. AndersherumistesbeikörperlichenBehinderungenundpsychischenErkrankungen.Insgesamtverdeutlicht dieTrennungnachPfadenaber,dassdieSchätzungen–wasdieGrößenverhältnissebetrifft–dochrelativ ähnlichsind. 20 Siehe in diesem Zusammenhang auch die kritischen Anmerkungen zur Diagnose Lernbehinderung in Fußnote 7. 66 Die Dominanz von Kindern und Jugendlichen mit Lernbehinderung stellt sich im Übrigen anders dar, wenn mandieverschiedenenHandlungsfelderbetrachtet.ImBereichderJugendberufshilfeistderAnteilderjeniͲ gen,dieangaben,regelmäßigKontaktzudieserGruppezuhaben,besondershoch.Akteure,diesichdiesem Handlungsfeld zugeordnet haben, gaben zu über 70% an, dass sie regelmäßig Kontakt zu lernbehinderten Kindern und Jugendlichen haben (weitere 22% haben zumindest sporadischen Kontakt). Zum Vergleich: Im HandlungsfeldJugendverbandsarbeitbeläuftsichderAnteilanAkteurenmitregelmäßigemKontaktzulernͲ behindertenKindern/Jugendlichenaufnur41%undimBereichderkommunalenJugendarbeitsowieJugendͲ freizeitstätten/offeneJugendarbeitsinddies57%bzw.60%. HintergründederTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung EineweitereFrage,diedenEinrichtungenmitNutzer/innenmitBehinderung(n=418)gestelltwurde,wardie FragenachdenGründenbzw.AuslösernfürdieseTeilnahme.DieFragewurdeinFormeinesMehrfachantͲ wortensetsgestellt,wobeivon358Akteuren(fehlendeNennungen:60)insgesamt898NennungenabgegeͲ ben wurden, d.h. im Schnitt 2,5 Gründe. Der hauptsächliche Hintergrund dieser Teilnahme/Nutzung durch KinderundJugendlichemitBehinderungistdabeidieaktiveKontaktaufnahme/AnfragedurchdieBetroffeͲ nen selbst bzw. deren Angehörige. Jeweils über die Hälfte der hier antwortenden Organisationen/ EinrichͲ tungennanntendieseAuslöser(Abbildung31).NimmtmannochKooperationen/AnfragenvonEinrichtungen der Behindertenhilfe sowie von FörderͲ/Sonderschulen und Selbsthilfeverbänden mit hinzu, nehmen die Anfragen von außen einen dominierenden Stellenwert ein (allein 81% aller Nennungen entfallen auf diese Gründe).EineaktiveBewerbungderAngebotedurchdieOrganisation/Einrichtungselbstwirdnurvonknapp jedem vierten Akteur angegeben und Vorgaben durch Träger/Dachverband/Kommune spielen kaum eine Rolle(lediglich12%derNennungenentfallenaufaktiveInitiativevonSeitenderEinrichtungenoderdesTräͲ gers). 0% 20% 40% 60% 80% EigeneInitiative/AnfragevonKindern/Jugendlichenmit Behinderung. Anfragen/KontaktedurchAngehörigevon Kindern/JugendlichenmitBehinderung. Kooperationenmit/AnfragenvonEinrichtungender Behindertenhilfe. Kooperationenmit/AnfragenvonSelbsthilfeͲ/ BetroffenenorganisationenvonMenschenmitBehinderung. Kooperationenmit/AnfragenvonSonderͲ/Förderschulen. AktiveAusschreibungen/Werbung,aktive Öffentlichkeitsarbeit. VorgabendurchdenTräger/Dachverband/Kommune. Sonstiges Abbildung31:GründefürdieTeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderung(AngabeninProzentbein=358,MehrfachnenͲ nungenmöglich) Unter Sonstiges genannt wurden vor allem Aktivitäten in und mit (RegelͲ)Schulen (n=23). So ergaben sich insbesondere aufgrund von Schulprojekten, (BetreuungsͲ) Angebote für Schulklassen bzw. im Rahmen der SchulsozialarbeitKontaktezuKindernundJugendlichenmitBehinderunginnennenswertemUmfang. 67 Eine kleinere Rolle spielten ferner noch Anfragen bzw. Vermittlungen durch andere soziale Einrichtungen (Beratungsstellen,Jugendämter)sowiedurchdieArbeitsagentur(n=10).DesWeiterenwurdennochprivate bzw. persönliche Kontakte zu Kindern/Jugendliche mit Behinderung (n=5) und eine berufsfeldspezifische Verpflichtung (n=3) als Gründe genannt. Insofern bestätigen die unter „Sonstiges“ zusammen gefassten GründeebenfallsdenbereitsobenskizziertenTrend,dassdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmit Behinderung eher durch Akteure von „außen“ und weniger durch aktive Bewerbung bzw. Erweiterung des Angebotsspektrumsangestoßenwerden.InsgesamtlässtsichdaherdieVermutungableiten,dassdiebefragͲ tenAkteureeheraufAnfragenunddie(EigenͲ)InitiativerelevanterPersonengruppenreagierenundweniger imSinneeinerinklusivenÖffnungagieren. BewerbungvonAngebotenfürKinderundJugendlichemitBehinderung EntsprechenddieserErgebnissefälltauchderAnteilderEinrichtungen/Organisationen,dieangeben,dasssie ihreAngeboteaktivfürKinder/JugendlichemitBehinderungbewerben,ehergeringaus.Nur15%derhier relevanten Einrichtungen/Organisationen bewerben ihre Angebote speziell für Kinder und Jugendliche mit Behinderungundweitere25%tundiesfüreinenTeilderAngebote.Insgesamt60%verfolgenhierbeikeine aktiveWerbestrategie(Abbildung32). 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% ja,alleAngebote ja,einTeilderAngebote nein,Angebotewerdennicht speziellbeworben Abbildung32:Aktive/ExpliziteBewerbungderAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderung(AngabeninProzent) RahmenbedingungenderDurchführungvonAngebotenfürKinderundJugendlichemitBehinderung Die Angebote selbst werden größtenteils durch Hauptamtliche durchgeführt (in über 80% der Fälle, vgl. Abbildung33).Dennochgabenknapp50%dieserEinrichtungenan,dassdieAngebote(auch)vonEhrenamtͲ lichendurchgeführtwerden.HonorarkräftespielenhingegeneinekleinereRolle. 100% 80% 60% 40% 20% 0% HauptamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen Honorarkräfte EhrenamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen Abbildung33:AngabenzurpersonellenDurchführungderAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderung(AngabeninProzentan allenFällen,Mehrfachnennungenmöglich) 68 Eine Betrachtung der spezifischen Kombinationen mit Hilfe einer Konfigurationsfrequenzanalyse verdeutͲ licht, dass die Mehrheit der Angebote ausschließlich von Hauptamtlichen durchgeführt wird. Auch bei den Kombinationen überwiegen solche mit Hauptamtlichen. Insgesamt zeigt sich hierbei, dass in mehr als 85% derFälleHauptamtlicheindieAngebotsdurchführunginvolviertsind,wenigerals15%derAkteuregabennur EhrenamtlicheodernurHonorarkräftebzw.eineKombinationausbeideman(vgl.Abbildung34). Kombinationen Einzelnennungen 0 20 40 60 80 100 120 140 HauptamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen* EhrenamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen* Honorarkräfte HauptamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen+Honorarkräfte+ EhrenamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen* HauptamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen+Ehrenamtliche Mitarbeiter/Ͳinnen* HauptamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen+Honorarkräfte Honorarkräfte+EhrenamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen *statistischsignifikanteAbweichungvondererwartetenHäufigkeit Abbildung34:AngabenzurpersonellenDurchführungderAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderung(Kombinationen) FortǦundWeiterbildungaufgrundderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung Spezifische Schulungen zum Thema Inklusion/Behinderung wurden nur von 80 Einrichtungen angegeben (entsprichtknapp20%allerOrganisationen/Einrichtungen,dieauchNutzer/innenmitBehinderunghaben). ImOnlineͲFragebogenkonntenhierbeibiszudreiverschiedeneSchulungenangegebenwerden(Textfelder). Dabeinannten80Einrichtungeneine(spezifische)Schulung,45nocheineweitereund20Akteureeinedritte Schulung.Insgesamtwerdenalso145verschiedeneSchulungsthemengenannt. DieThemendieserSchulungenbeziehensichgrobzusammengefasstaufvierThemenbereich:Amhäufigsten werden SchulungsͲ bzw. FortͲ und Weiterbildungsmaßnahmen genannt, die sich entweder auf allgemeine Informationen,Grundlagenbzw. GrundkenntnissezumThemenspektrumInklusion (inklusiveHilfestellungen zur Umsetzung von Inklusion), oder auf spezifische Wissensvermittlung zum Umgang mit Behinderungen (bzw.zudenverschiedenenBehinderungsarten)unddenjeweilsrelevanten UnterstützungsbedarfenbezieͲ hen. Eine dritte Kategorie mit weniger Nennungen umfasst darüber hinaus spezifische SchulungsͲ und BilͲ dungsmaßnahmen für Jugendleiter/innen, Assistenzkräfte oder TandemͲ und Patenmodelle (z.B. zwischen behinderten und nichtbehinderten Teilnehmer/innen). Zusätzlich werden aber auch einige SchulungsmaßͲ nahmen erwähnt, die keinen erkennbaren Bezug zum Themenspektrum Inklusion und Behinderung haben (n=44).Würdemandiese44Schulungsmaßnahmen,diekeineZuordnungermöglichenund/oderkeinenBeͲ zug zum genannten Themenspektrum aufweisen, herausrechnen, beläuft sich die Anzahl der genannten SchulungsmaßnahmenzumThemenspektrumInklusionundBehinderungnurnochauf101.Dajedochnicht bekannt ist, inwiefern sich diese Nennungen doch (indirekt) auf das relevante Themenspektrum beziehen, verbleibensieinderAuswertung,werdenabergesondertaufgeführt.InderfolgendenAuflistung(Tabelle1) findensichBeispielefürdievierkategorisiertenSchulungsaktivitäten: 69 Kategorisierung BezeichnungderSchulungsmaßnahmen Grundlagen/Grundkenntnisse zum Themenspektrum Inklusion, Barrierefreiheit, Vielfalt und Diversity sowie allgemeine UmͲ setzungshilfen BehinderungundInklusion,GrundlagenzuIntegrationundInklusiͲ on,AbbauvonBarrieren,VielfaltundInklusion,FachtagzurInklusiͲ on, Forum für Inklusion, Index für Inklusion, Diversitybewusste Bildung, Diversity Training, Inklusion auf Freizeiten, Inklusive HalͲ tung, Inklusion in der Kita, Kompetenz für Inklusion, MenschenͲ rechte – all inklusiv, leichter Sprache, Abbau von Barrieren, die Rolle von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft, „Es ist normal verschieden zu sein“, Geschichten aus dem Leben von Menschen mit Behinderung, Rollstuhltraining, Sensibilisierung, „Washeißtesbehindertzusein“,Selbstbildvs.Fremdbild,ReflexiͲ on, "Accesibility of international workcamps“, „Inclusion of volunͲ teers with special needs“, Geschichte der Behindertenpädagogik, anthroposophischeBehindertenarbeit,etc. Umgang mit Behinderungen, Sicherheit im Umgang mit GehandiͲ capten,UmgangimSchulalltagmitSehbehinderungen,Umgangmit Kindern mit Behinderungen, Einführung in den Bereich Pflege, Umgang mit besonderen Bedarfen, Umgang mit traumatisierten KindernundJugendlichen,individuelleVerhaltensweisenverstehen lernen,spezielleBehinderungsarten,AspergerSyndrom,Autismus, Epilepsie, seelische Behinderungen, Umgang mit autistischer StöͲ rung, Fortbildungen zu bestimmten Beeinträchtigungen, KrankͲ heitsbilder, Umgang mit herausforderndem Verhalten, Einweisung durch Lebenshilfe o. AWO, Elternarbeit mit Familien behinderter Kinder,etc. Inklusionsassistenz, Inklusionsbegleitung, inklusive JugendleiterͲ ausbildung, Partnerschaft zwischen Menschen mit und ohne BeͲ hinderungen, Juleica, FSJͲSeminar, Freizeitassistenz, FerienfreizeiͲ tenmitMenschenmitBehinderungen,Assistenz SpezifischeWissensvermittlung zum Umgang mit Behinderungen, Behinderungsarten und UnterͲ stützungsbedarfen Schulung/Ausbildung für Jugendleiter/innen, InklusionͲ sassistent/innen, InklusionsbegleiͲ ter/innen,Juleica SonstigeSchulungsmaßnahmen ohne Zuordnung bzw. erkennbaͲ ren Bezug zum Themenspektrum BehinderungundInklusion Erste Hilfe, sexualpädagogische Projekttage, Präventionsangebote zu Gewalt, Drogenprävention, Kindeswohl, Sexualität, AufsichtsͲ pflicht,rechtlicheFragen,Basketballtraining,Annahmedereigenen Stärken, Arbeit mit der Gruppe, Musikgestaltung, körperliche VerͲ änderungeninderPubertät,Selbstbestimmung,SchiedsrichterausͲ bildung,sexuelleRechte,Gartenbau,Mädchenarbeit,Winterzirkus, Mitarbeiterseminare,AktionenmitVereinen,etc. Häufigkeit Nennungen 54 38 9 44 Tabelle1:GenannteSchulungsaktivitäteninderOnlineͲBefragung BesondersgeeigneteAngebotefürKinderundJugendlichemitBehinderung Zum Abschluss wurden die 418 Einrichtungen/Organisationen mit Nutzer/innen mit Behinderung noch daͲ nach gefragt, welche Arten von Angeboten sie generell für besonders geeignet halten, damit Kinder und Jugendliche mit Behinderung teilnehmen können. Der Auswahlkatalog (Mehrfachantworten möglich) entͲ sprichtdabeidenanfangsabgefragtenTätigkeitsschwerpunkten(vgl.Abbildung18).Insgesamtwurdenhier von 351 Akteuren (fehlende Nennungen: 67) 2.885 Angaben angekreuzt, d.h. etwas mehr als 8 TätigkeitsͲ schwerpunktewerdenimSchnittfürbesonders„geeignet“gehalten.DieAuswertungzeigt,dassinsbesondeͲ rekreative,handwerklicheundmusikalischeAngebotesowieSpiel,Sport,Bewegung,Erlebnispädagogikund Ferienfreizeitenalsbesonders„geeignet“herausgestelltwerden(dieseAngebotewerdenvonüber50%der auf diese Frage antwortenden Akteure genannt). Des Weiteren scheinen sich Angebote aus den Bereichen Theaterpädagogik,TanzsowieNatur,Tiere,Umweltgutzueignen(Werteüber40%).Als„weniger“geeignet werdeninsbesonderegenannt:Zirkuspädagogik,schulbezogeneUnterstützung,HilfenamÜbergangSchuleͲ Beruf,Glaube,Religion,Weltanschauung,Reisen/Tourismus,Wissensvermittlung,politischeBildung,TraditiͲ on/Brauchtumspflege,SelbsthilfeundgeschlechtsspezifischeAngebote(vgl.Abbildung35). 70 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Kreatives/künstlerischesGestalten,Kulturarbeit HandwerklichesGestalten,Basteln,Werken Erlebnispädagogik Theaterpädagogik Zirkuspädagogik Tanz Spiel Musik,Gesang Sport/Bewegung SchulbezogeneUnterstützung(Hausaufgabenhilfe,AG´s) HilfenamÜbergangSchuleundBeruf Glaube,Religion,Weltanschauung Natur,Tiere,NaturͲundUmweltpädagogik Reisen,Tourismus Ferienbetreuung,Freizeiten Wissensvermittlung,Information,Bildung Politik,PolitischeBildung TraditionsͲundBrauchtumspflege SelbsthilfezuspezifischenThemen GeschlechtsspezifischeGruppen(JungenͲund… Sonstiges Abbildung35:GeeigneteAngebotefürTeilnehmer/innenmitBehinderungnachTätigkeitsschwerpunkten(AngabeninProzentbei n=351,Mehrfachnennungenmöglich) Unter„Sonstiges“wurdevorallemnochmalsherausgestellt,dasssich–mitderentsprechendenUnterstütͲ zungunddendafürbenötigtenRessourcen–imGrundealleThemenfelderfürKinderundJugendlichemit Behinderung eignen. Ferner sei dies aber auch abhängig von der Person und der Art der Behinderung. Es findensichdanebenaberauchnocheinpaarNennungen,dienochmalsexplizitaufdieChancenfreizeitpädaͲ gogischerundkreativͲmusischerAngeboteverweisen. DasssichvorallemkreativeundmusikalischeAngebote,Spiel,Sport,BewegungundFerienfreizeiten,TheaͲ terpädagogik,TanzsowienaturͲundumweltpädagogischeAngeboteinbesonderemMaßefürinklusiveAktiͲ vitäteneignen,bestätigtzumeinendieAuswertungenzurAnzahlanAkteuren,dieauchKinderundJugendliͲ chemitBehinderungunterihrenNutzer/innenhaben(vgl.Abbildung24),zumanderenfindensichentspreͲ chendeHinweiseauchin anderenUntersuchungen (vgl.Kieslinger,Meyer2014).Etwasverwundertjedoch dierelativgeringeNennungvonZirkuspädagogik,denninsbesonderedieZirkuspädagogikwirdineinerUnͲ tersuchung verschiedener inklusiver Angebote im Rahmen eines Forschungsprojekts im NeckarͲOdenwaldͲ Kreisalsbesonderesgeeignetherausgestellt(ebd.,S.160ff.).AuchinderAuswertungzumAnteilvonAkteuͲ ren,dieauchKinderundJugendlichemitBehinderungunterihrenNutzer/innenhaben,spieltderThemenͲ schwerpunktZirkuspädagogikeinewichtigeRolle(vgl.Abbildung24). 71 Die geringe Bedeutung schulbezogener Unterstützung und von Angeboten im Übergang Schule und Beruf verweist hingegen auf die (noch) marginale Bedeutung einer Unterstützung der schulischen Inklusion und des Themas „Inklusion in Ausbildung und Beschäftigung“ durch Einrichtungen/Organisationen der KinderͲ und Jugendarbeit bzw. Jugendsozialarbeit. Die KinderͲ und Jugendarbeit bzw. Jugendsozialarbeit muss sich diesen Themen jedoch dringend öffnen, zumal schulische Inklusion und Teilhabe am Arbeitsleben zu den KernherausforderungenderUmsetzungvonInklusionzählen. Weiterhin verwundern die geringe Bedeutung von Angeboten aus dem Bereich Glaube/Weltanschauung, Tradition und Brauchtumspflege sowie Wissensvermittlung, politische Bildung und geschlechtsspezifische Angebote.Zumeinenschlagensichindieser„Bewertung“möglicherweisedefizitäreDenkmusterimHinblick aufdiekognitiveLeistungbehinderterMenschendurch,zumanderenwirdaugenscheinlichKindernundJuͲ gendlichen mit Behinderung die Bedeutung jugendtypischer Entwicklungsaufgaben aberkannt. Dies erklärt vermutlich, dass Angeboten zur Unterstützung geschlechtsspezifischer Entwicklungen sowie zur AuseinanͲ dersetzung mit gesellschaftlichen WertͲ und Moralvorstellungen eine geringere „Geeignetheit“ zugesproͲ chenwird. ʹǤͳǤ Die nachfolgenden Fragen wurden wiederum allen Akteuren, d.h. Einrichtungen/Organisationen mit und ohneNutzer/innenmitBehinderung,gestellt(Gesamtgruppen=570).IndenabschließendenFragengehtes insbesonderedarumherauszufinden,ob(weitere)inklusiveAktivitäteninderZukunftgeplantwerden,welͲ che Berührungspunkte die einzelnen Organisationen/Einrichtungen mit dem Thema Inklusion haben und welcheBarrierenbereitsabgebautwurden.ZumAbschlusswurdennochzweioffeneFragenzudennotwenͲ digen Rahmenbedingungen bei der Umsetzung von Inklusion in der Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit sowie zurstrategischenPlanunggestellt. Planungvon(weiteren)Angeboten,andenenKinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen DieersteFragezieltdaraufabherauszufinden,inwiefern(weitere)AngeboteinderZukunftgeplantsind,an denen(auch)KinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmenkönnen.DieseFragesolltennichtnurdie Einrichtungen beantworten, die bereits solche Angebote vorhalten, sondern auch die Organisationen und Einrichtungen, die keine Nutzer/innen mit Behinderung haben. Auf diese Frage nach (weiteren) inklusiven AngeboteninderZukunftantwortetennur421von570Einrichtungen/Akteuren. Knappüber60%dieserOrganisationenplantinZukunft(weitere)Angebote,mehralseinDrittel(38%)verͲ neintdies.VergleichtmanhierdiedreiOrganisationsebenengibtesgroßeUnterschiedebeidiesenAngaben (vgl.Abbildung36).DemnachplanenOrganisationenaufLandesebeneeher(weitere)AngebotealsAkteure auf örtlicher/lokaler Ebene. Möglicherweise spiegeln sich in diesen Angebote eher strategische Interessen, dieinderRealitätderArbeit„vorOrt“nichtihreEntsprechungfinden.Markantistdaher,dass„nur“57%der befragten Einzelvereine/Ͳverbände, Standorte oder Unterabteilung (weitere) inklusive Angebote in der ZuͲ kunftplanen. 72 100% 20% 28% 80% 43% 60% 40% 80% 72% 57% 20% Keineweiteren Angebotegeplant,an denen(auch) Kinder/Jugendlichemit Behinderungteilnehmen können WeitereAngebote geplant,andenen(auch) Kinder/Jugendlichemit Behinderungteilnehmen können 0% Dachverband/ Dachorganisation ZentraleGeschäftsstelle/ kommunalerTräger Kreis/Stadt Verein,Einzelstandort, Unterabteilung Abbildung36:PlanungweitererAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderungnachOrganisationsgrad(AngabeninProzent) ImZusammenhangmitdieserzukünftigenBereitschaftdrängtsichdieFrageauf,welchenEinflussdieaktuelͲ leTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderunghierbeihabenkönnte.EinebivariateKreuztabͲ ellierung des Merkmals „Bereitschaft zu weiteren Angeboten, an denen auch Kinder und Jugendliche mit Behinderungteilnehmenkönnen“mitdemMerkmal„TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehindeͲ rungandenAngeboten“zeigteineverblüffendeAuffälligkeit:WährenddiejenigenAkteure,dieaktuellauch Nutzer/innenmitBehinderunghaben,zu75%angeben,auchinZukunftsolcheAngebotevorhaltenzuwolͲ len,verneinendies71%inderGruppederAkteureohneNutzer/innenmitBehinderung(vgl.Abbildung37). DieserUnterschiedistmitp<0,05statistischhochsignifikant. 100% 24,6% 80% 70,8% 60% 40% KeineweiterenAngebote geplant,andenen(auch) Kinder/Jugendlichemit Behinderungteilnehmen können WeitereAngebote geplant,andenen(auch) Kinder/Jugendlichemit Behinderungteilnehmen können 75,4% 20% 29,2% 0% Ja,auchTeilnehmer/innenmitBehinderung Nein,keineNutzer/innenmitBehinderung Abbildung37:PlanungweitererAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderungnachTeilnahmevonKindern/Jugendlichenmit Behinderung(AngabeninProzent,alledreiPfade;n=421) 73 InsgesamtbetrachtetscheintesalsoeinenZusammenhangzwischendenVariablen„KontaktezuKindern undJugendlichenmitBehinderung“und„PlanungweitererAngebote“zugeben.BestehenKontakte,so werdenauchhäufigweiterführendeÜberlegungenzurPlanungvonspeziellenAngebotengetätigt.WiegeͲ naudieserZusammenhangzuinterpretierenist,istnichtganzklar,daaufgrunddesvorliegendenDesigns keineUrsacheͲWirkungsͲAnalysemöglichist(HenneͲEiͲProblematik).ImGrundegibteszweiDeutungen:Die höhereBereitschaftzurDurchführungsolcherAngebotegehtmöglicherweisemiteinerentsprechenden NachfragevonSeitenbehinderterKinderundJugendlichen(bzw.derenAngehörigen)einher.AufderandeͲ renSeitewäreaberauchdenkbar,dassAkteure,dieKontaktmitKindernundJugendlichenmitBehinderung haben(z.B.aufgrundvonpositivenErfahrungen),eherdazuneigen,auchweitereAngeboteeinzurichten. LetztereswürdederKontakthypothesevonAllport(1954)entsprechen:KontakteführenzueinemAbbauvon Berührungsängsten).DieTatsache,dassdiejenigenAkteure,dieauchTeilnehmer/innenmitBehinderung haben,überproportionalhäufigaucheineBereitschaftzu(weiteren)Angebotehaben,dürftealsBestätigung fürdiezweiteDeutunggesehenwerden.DieentscheidendeSchlussfolgerungwäredann:der(regelmäßige) KontaktmitKindern/JugendlichenmitBehinderungführtggf.zupositivenErfahrungenundträgtzueinem AbbauvonBerührungsängstenundVorbehaltenbei,sodassdiesdieBereitschafterhöht,weitereAngebote fürKinderundJugendlichemitBehinderungeinzurichten. ErgänzendzuderFragenachderzukünftigenPlanungvon(weiteren)Angeboten,solltendiebefragtenAkͲ teurenocheineBegründungfürihreAntwortgeben:imFalle„ja“wurdenachdenkonkretgeplantenAngeͲ botengefragt,imFalle„nein“sollteerklärtwerden,warumkeineAngebotegeplantsind.DieseBegründunͲ genundAngabenwurdeninFormeineroffenenFrageerfasst,sodassdieVielfaltanAntwortenzuKategoͲ rienbzw.Themenclusternzusammengefasstwerdenmussten.Abbildung38zeigtdieBegründungenderjeniͲ genEinrichtungen,diezukünftigkeineinklusivenAngeboteplanenundAbbildung39fassthingegendieAnͲ gabenvonEinrichtungenzusammen,dieinZukunft(weitere)inklusiveAngeboteumsetzenwollen. Im Falle derjenigen Einrichtungen und Organisationen, die keine inklusiven Angebote planen, verdeutlicht die Auswertung, dass es schwerpunktmäßig um einen mangelnden Bedarf bzw. um fehlende Anfragen/ NachfragenvonKindernundJugendlichenmitBehinderunggeht.HierbeispieltaucheineRolle,dassesbeͲ reitsandereAnbieterundDienstleisterinderRegiongibt,dieAngebotefürKinderundJugendlichemitBeͲ hinderung vorhalten (v.a. Einrichtungen und Dienste der Behindertenhilfe). Am zweithäufigsten lassen sich Antworten zusammenfassen, in denen Einrichtungen betonen, dass Inklusion aktuell „kein Thema“ für die Einrichtungistbzw.dassandereSchwerpunktundandereZielgruppenimVordergrundstehen(z.B.schulbeͲ zogeneDienstleistungenoderEinzelfallhilfe).EinegewisseRollespieltweiterhindasThemaRessourcen,etͲ wa mangelnde Zeit, fehlendes Personal oder nicht ausreichende finanzielle Budgets. Quantitativ gesehen werden hierbei insbesondere mangelnde personelle Ressourcen herausgestellt. Dass die Einrichtung nicht barrierefreiist,hathingegennureinemarginaleBedeutung.DesWeiterengebenaberaucheinigeEinrichͲ tungenundOrganisationenan,dassdieAngeboteohnehinbereits(größtenteils)inklusivsind,unddeswegen keineweiterenAngebotegeplantwerdenmüssen(vgl.Abbildung38). 74 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 FehlenderBedarf,keineNachfrage,bereitsandereAnbieter vorhanden Inklusion(noch)keinThema,andereSchwerpunkte,andere Zielgruppen Fehlende/mangelndeRessourcen(zeitlich,personell, materiell) Keine/mangelndeBarrierefreiheit Angebotesindbereits(größtenteils)inklusiv Abbildung38:GründevonOrganisationen/Einrichtungen,diekeineweiterenAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderung planen(AngabeninabsolutenZahlen,Mehrfachnennungenmöglich) Fasst man diese kategorisierten Nennungen nochmals zu lediglich drei „Begründungstypen“ zusammen, so zeigtsichfolgendeVerteilung: a) DerhäufigsteGrundedafür,dasskeine(weiteren)Angebotegeplantsind,istdiefehlendeRelevanz desThemasaufgrundmangelnderNachfrageundBedarfsowie(vermutlichdadurchbedingt)andere Schwerpunktsetzungen. Insgesamt fast zwei Drittel dieser Nennungen entfallen auf diese BegrünͲ dungen b) Amzweithäufigstenwerden„Ressourcenfragen“genannt,etwafehlendezeitliche,personelleundfiͲ nanzielleRessourcenodermangelndeBarrierefreiheit(derAbbauvonBarrierenwürdejawiederum Ressourcenbeanspruchen).Etwa22%derNennungenkönnendiesemBegründungstypuszugeordnet werden. c) Der dritte Begründungstypus verweist auf eine bereits bestehende Öffnung und Erfahrungen mit Vielfalt.Etwa8%derNennungenentfallenaufdieseBegründungen. InsgesamtbestätigtdieseVerteilungnochmalsdiezentraleBedeutungvonErfahrungenundKontaktenmit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung (siehe Abbildung 37 oben). Auffallend häufig geben diejenigen Einrichtungen,diekeineinklusivenAngeboteplanen,an,dasseskeinenBedarfgibtbzw.dasThemakeinen Stellenwerthat.DieswiederumgehtvermutlichmitderfehlendenPräsenzvonKindernundJugendlichenmit Behinderungeinher.EntsprechendwürdedieBereitschaftzu(weiteren)inklusivenAngebotensteigen,wenn es eine solche Nachfrage und damit Präsenz geben würde. Aus diesem Grunde ist auch zu überlegen, entͲ sprechende Kampagnen anzuregen,umdieseNachfragezuerhöhen(beispielsweisebei ElternvonKindern undJugendlichenmitBehinderung,vgl.dazuauchHandlungsempfehlungeninKapitel4). Einrichtungen,die(weitere)Angeboteplanen,gebenindenmeistenFällenkonkreteIdeenfürsolcheAngeͲ bote an (vgl. Abbildung 39). Dabei dominieren jedoch insbesondere Freizeiten sowie andere Angebote im RahmendesFerienprogramms(alleindieHälftederhiergenanntenAngebote),gefolgtvonSportangeboten, AngebotenimkreativͲkünstlerischͲmusischenBereich,naturͲunderlebnispädagogischeAngeboten,PartiziͲ pationsprojektenundsonstigenfreizeitpädagogischenAngeboten. 75 Knapp 30% der Nennungen entfallen weiterhin auf das Anliegen, generell alle bestehenden Angebote zu öffnenbzw.InklusionimRegelbetrieb(z.B.imoffenenBereich)anzustreben.Etwa16%derNennungenverͲ weisen hingegen auf den Status quo, d.h. bestehende Angebote und Kooperationen sollen weitergeführt oderausgebautwerden(beidenKooperationenhandeltessichmeistumKooperationenmitEinrichtungen oderDienstleisternderBehindertenhilfe).NurwenigeEinrichtungenstrebenweiterhindenAbbauvon(v.a. räumlichen)BarrierenanundineinpaarFällenkonntendieAngabennichtweiterzugeordnetwerden.ZuͲ letztbetonenauchhiereineHandvollEinrichtungen,dasssiekeinekonkretenPlänehätten,weileskeinen Bedarf/keineNachfragefürsolcheAngebotegibt(vgl.Abbildung39). 0 50 100 150 KonkreteInformationenzugeplantenAngeboten Ferienprogramm,Freizeiten,Veranstaltungen Sportangebote KüstlerischͲmusischeAngebote,Kulturarbeit NaturͲunderlebnispädagogischeAngebote Partizipationsprojekte SonstigefreizeitpädagogischeAngebote GrundsätzlicheÖffnungallerAngebote,Inklusionim Regelbetriebbzw.imoffenenBereich WeiterführungundAusbauderbestehendenAngeboteund Kooperationen AbbauvonBarrieren Sonstiges KeinekonkretenPläne,keineNachfrage,keinBedarf,esgibt andereAnbieter Abbildung39:AngabenvonOrganisationen/Einrichtungen,dieinZukunftweitereAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderung planen(AngabeninabsolutenZahlen,Mehrfachnennungenmöglich) Die Auswertung zu den geplanten Angeboten, an denen auch Kinder und Jugendliche teilnehmen können, verweistaufeinezentraleAuffälligkeit:DieMehrheitderNennungenentfallenaufspezifischeAngebotein mehroderweniger„speziellen“Settings.DeutlichwirddiesvorallemanderDominanzvonAngeboteninder Ferienzeit(Sommerferienprogramm,Ferienfreizeiten,usw.).GenanntwerdendarüberhinausspezielleGrupͲ penangeboteimsportlichen,künstlerischͲmusischensowieerlebnispädagogischenBereich.Inwiefernessich hierbeium„wirkliche“inklusiveGruppenangeboteodernurum„spezielle“AngebotefürKinderundJugendͲ lichemitBehinderunghandelt(z.B.Behindertensportgruppen,FreizeitfürbehinderteKinder),kannmitdem vorliegendenDatenmaterialnichtbeantwortetwerden.ZumindestdürfteessichindenallermeistenFällen umAngebotehandeln,diea)einmaligbzw.sporadischstattfinden,undb)einengewissenErlebnischarakter aufweisen.Inwieferndiesejedochdazubeitragen,dassdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenzueiner Normalitätwird(beispielsweiseimRegelbetrieb),bleibtabzuwarten.ZumindestistdiePlanungvonspezifiͲ schenSettingsunterdiesemGesichtspunktauchkritischzusehen(vgl.dazuHandlungsempfehlungen). 76 StellenwertdesThemasInklusionindenbefragtenEinrichtungen Auf die Frage, welche Berührungspunkte die befragten Organisationen mit dem Thema Inklusion haben, antworteten462Akteure(fehlendeNennungen:108).AuchhierwurdeeinMehrfachantwortensetangeboͲ ten,sodassdieAnzahlderNennungendieAnzahlderFälleübersteigt(1.194Nennungenbei462Akteuren, d.h.2,6NennungenjeAkteur).DieAuswertungzeigt,dassdiemeistenNennungenaufdieAusprägung„wir habengrundlegendeInfosüberdieThemenInklusion,Behinderung,LebenssituationvonMenschenmitBeͲ hinderung“entfallen:Knapp80%derbefragenEinrichtungen/OrganisationenkreuztedieseAntwortvorgabe an.AnzweiterunddritterStellefolgendannKooperationenmitFörderͲ/SonderschulensowieEinrichtungen derBehindertenhilfe(53%und43%).DassdieEinrichtungenundOrganisationenselbstVeranstaltungenzu demThemadurchführenoderMitarbeiter/innenanVeranstaltungenzudenrelevantenThementeilnehmen, kommtvergleichsweiseseltenvor.SeltenistauchdieZusammenarbeitmitBetroffenenverbändenoderdas BeschäftigenvonMitarbeiter/innenmitBehinderung(vgl.Abbildung40) 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% WirhabengrundlegendeInfosüberdieThemenInklusion, Behinderung,LebenssituationenvonMenschenmit Behinderung. UnsereMitarbeiterInnennehmenanVeranstaltungenzum ThemaBehinderungund/oderInklusionteil. WirführenselbstVeranstaltungenzumThemaInklusion und/oderLebenmitBehinderungdurch. WirarbeitenmitEinrichtungenderBehindertenhilfe zusammenbzw.sindmitdieseninKontakt. WirarbeitenmitInitiativen,Selbsthilfegruppenoder VereinenvonMenschenmitBehinderungzusammen. WirarbeitenmitSonderͲ/Förderschulenzusammenbzw. sindmitdieseninKontakt. BeiunsarbeitenauchMitarbeiterInnenmiteiner Behinderung. Abbildung40:BerührungspunktezumThemaInklusionundBehinderungbeidenbefragtenEinrichtungen/Organisationen(Angaben inProzentbein=462,Mehrfachnennungenmöglich) Insgesamtistdaherfestzuhalten,dasssichdieBerührungspunktemitdemThemaInklusionundBehinderung auf Grundkenntnisse oder Kooperationen reduzieren. Seltener findet eine offensive oder aktive AuseinanͲ dersetzungmitderThematikstatt. AbbauvonBarrieren WasdenAbbauverschiedenerBarrierenindenbefragtenEinrichtungenbetrifft,sozeigtsicheineüberdeutͲ licheKonzentrationaufdenAbbausozialerBarrierenundaufgabenbezogenerBarrierensowiebedingtauch räumlicher Barrieren. Im Hinblick auf diese Barrieren wurden bereits vielfältige Anstrengungen unternomͲ men.AnderssiehtdiesbeiBarrierenfürsinnesbeeinträchtigteKinder/JugendlichesowiesprachlicheBarrieͲ renaus.HierlassensichnochkaumAnstrengungenfinden(vgl.Abbildung41). 77 0% 20% 40% 60% 80% 100% KlimaderToleranz FörderungvonBegegnungen Soziale Barrieren InklusivesLeitbild VorgabenGleichbehandlung AnpassungAnforderungen AnforderͲ ungen UnterschiedlicheZielvorgaben Haltegriffe/Handläufe Aufzug BreiteTürrahmen Räumliche Barrieren Rampe ElektrischeTüren BarrierefreieToilette Schilder,Bebilderung Sprachliche Barrieren LeichteSprache Gebärdendolmetscher SinnesͲ barrieren Bodenleitsysteme Blindenschrift Barrierengrößtenteils/zumTeilabgebaut Barrierenkaum/garnichtabgebaut Abbildung41:BisherumgesetzterAbbauvonBarrierenindenbefragtenOrganisationenundEinrichtungen(AngabeninProzent) Im Kontext der verschiedenen Arten von Barrieren konnten die befragten Akteure in einer offenen Frage nochweitereAspektebenennenoderdiverseAnmerkungenzudiesemThemaabgeben.DieZusammenstelͲ lungdieserAnmerkungenzeigtTabelle2: ArtderBarrieren Anmerkungen SozialeBarrieren x Projekte/FortbildungenzumAbbausozialerBarrieren(Projektemit Klassen,FortbildungenzumThemaAntirassismusetc.) x DirekteundoffeneAnsprachevonjungenMenschenmitseelischen Behinderungen x Respekt und Toleranz innerhalb der Einrichtung gegenüber jedem Individuum x AngebotesindoffenfüralleMenschen x BevorzugungvonMenschenmitBehinderungbeiderBerufseinstelͲ lung x RegelngeltenfürallePersonengleich x Angebote/UnterstützungfürMenschenmitgeringemEinkommen x Anpassung durch zusätzliches Personal (zusätzliche MitarbeiterInͲ Anforderungen/aufgaͲ 78 Häufigkeit Nennungen 10 8 benbezogeneBarrieren RäumlicheBarrieren SprachlicheBarrieren BarrierenfürsinnesbeͲ einträchtigteMenschen nenfürAssistenz) x Anpassung durch individuelle Förderung (jeder nach seinen MögͲ lichkeiten,zieldifferenteAngebote) x Programme/Angebote werden gleichberechtigt von allen TeilnehͲ mernentschieden x AnpassungdurchInklusionsklasseninnerhalbderSchulen x Starre BewertungsͲ und Qualifikationsmaßstäbe in öffentlichen Organisationen behindern die umfängliche Umsetzung diversitätsͲ bewussteBildungundFörderung x Einrichtungistebenerdigbzw.befindetsichimErdgeschoss x DerZugangistbarrierefrei x (AußenͲ)Geländeistbarrierefrei x WirhabenkeineeigenenRäume/Angebotefindendraußenstatt x RäumlicheBarrierensindärgerlichabernichtoberstePriorität x WirhabenkeinGeldfürBaumaßnahmen/keinefinanziellenMittel vorhandenfürdenAbbauvonBarrieren x ZugangsbarrierensindbereitsinAngriffgenommen x DirekteAnsprache x LehrganginleichterSprache x Kommunikationshilfsmittel x Piktogramme x WirarbeitenaneinerKonzeptioninleichterSprache x Rückgriff auf Personen zur Unterstützung (gebärdenunterstützte Kommunikation) x Schalldämmung x großeBeschriftung x StimmeimAufzug x BarrierefreieHomepage 33 5 7 Tabelle2:AnmerkungenzurThema„AbbauvonBarrieren“(AngabeninabsolutenZahlen) InsgesamtverdeutlichtdieBetrachtungdesAbbausvonBarrieren,dassdieBelangevongeistigbehinderten undsinnesbeeinträchtigtenMenschenbislangnurwenigantizipiertwurden.SowohlinAbbildung41alsauch inderTabelle2zeigtsich,dassräumlicheBarriereneinenweitausgrößerenStellenwerteinnehmen,alsetwa sprachlicheBarrierenoderBarrierenfürMenschenmitSinnesbeeinträchtigung.Diesdecktsichauchmitder geringerenKontakthäufigkeitmitdiesenPersonengruppen(Abbildung30).DainklusiveBemühungenjedoch nichtnurineinem„Reagieren“bestehensollten,sondernalsvorausschauendesAbbauenspezifischerBarrieͲ renverstandenwerdenmüssen,sindhiernochwichtigeSchrittesowohlimHinblickaufSensibilisierung,als auchzumAbbauentsprechenderBarrierenzugehen. Letztendlichsindvermutlichauchbestimmte„Bilder“vonBehinderungAuslösereinerÜberkonzentrationauf räumliche Barrieren. Nicht selten werden vor allem Menschen mit körperlichen Behinderungen mit dem Begriff„Behinderung“assoziiert.Dieskönntedazuführen,dasssichdierelevantenAkteurevorallemaufdie Inklusion von Menschen mit einer körperlichen Behinderung konzentrieren. Eine andere Möglichkeit wäre aberauch,dassdieNachfragevonMenschenmitanderenBehinderungengeringerausfälltbzw.fehlt.UnabͲ hängigdavon,welcheLesartzutrifft,istzuüberlegen,welcheFolgendiesePraxishat.DennbeieinemVerͲ nachlässigen oder Ignorieren anderer Barrieren werden Menschen mit geistigen Behinderungen oder SinͲ nesbeeinträchtigungenauchnichtden„Weg“indieseEinrichtungenfinden.DamitgehtdanneinestrukturelͲ leAusgrenzungandererBehinderungsarteneinher.DementsprechendisteineSensibilisierungderrelevanten AkteurefürdieVielfaltvonBehinderungerforderlich:InklusionistmehralsderEinbezugvonMenschenmit einerkörperlichenBehinderung.InklusiongehteinhermiteinerganzheitlichenPerspektiveaufBarrieren,die esumfassendundimVorfeldabzubauengilt. 79 WesentlicheHerausforderungenbeider(weiteren)UmsetzungvonInklusion AufdieFrage,wasdiewesentlichenHerausforderungenzurweiterenUmsetzungvonInklusioninderKinͲ derͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitsind,antwortetennur443der570Befragten.DiehäufigsteNenͲ nungen (knapp 60% aller Befragten) bezog sich dabei auf die fehlenden personellen und/oder finanziellen Ressourcen(fehlendesPersonal/geringepersonelleKapazitäten).EtwajedezweiteEinrichtung/Organisation verwiesdarauf,dassdieEinrichtung/dieAngebotenichtbarrierefreisind,gefolgtvonderHerausforderung, Assistenzzuorganisierenbzw.einenhöherenBetreuungsaufwandstemmenzumüssen(49%).Einegewisse Rolle spielen weiterhin fehlendes Wissen/fehlende Kompetenzen (45%) und mangelnde Nachfrage (34%) bzw.diemangelndeErreichbarkeitdieserKinderundJugendlichenmitdenherkömmlichenWerbestrategien (34%).EinüberraschendgroßerTeilnanntezudem,dassdieTeilnehmer/innenbestimmteVoraussetzungen mitbringen müssen (26%) und dass es Berührungsängste von Seiten der anderen Teilnehmer/innen geben könnte(26%).Abbildung42zeigtdieVerteilung. 0% 20% 40% 60% EsgibtkeineNachfragevonKindern/Jugendlichenmit Behinderungbzw.derenAngehörigen. FehlendesPersonal/zugeringepersonelleKapazitäten. Kinder/JugendlichemitBehinderungwerdenüberdiebisherige WerbestrategieundÖffentlichkeitsarbeitnichtodernurschwer erreicht. FehlendesWissen/fehlendeQualifikationen/Kompetenzen. Angebote/Einrichtungistnichtbarrierefrei. OrganisationderAssistenzschwierig/besonderer Betreuungsaufwand Organisation/DurchführungderAngebotewärezuaufwändig. Organisation/DurchführungderAngebotewärezuteuer. Teilnehmer/innenmüssenbestimmteVoraussetzungen mitbringen,umdasAngebot/dieEinrichtungnutzenzukönnen. Berührungsängste/VorbehaltevonSeitenanderer Teilnehmer/innen. Berührungsängste/VorbehaltevonSeitender Fachkräfte/Ehrenamtlichen. Sonstiges Abbildung42:WesentlicheHerausforderungenbeiderUmsetzungvonInklusion(AngabeninProzentbein=443,Mehrfachantworten möglich) DieverschiedenenAussagenausAbbildung42könnenzusätzlichzuThemenclusternzusammengefasstwerͲ den,umdiezentralenHerausforderungennochetwasmehrverdeutlichenzukönnen.DieDarstellungdazu erfolgtjedochinAnlehnungandieAnzahlderNennungen,umsodieAngabenauf100%zustandardisieren. Tabelle3zeigtdieVerteilungdifferenziertnachThemenclustern. 80 Demnach werden vor allem Ressourcen als wesentliche Herausforderung herausgestellt (34% der NennunͲ gen).EinegroßeRollespielthierbeivorallemdasThemaAssistenz.AnzweiterStellefolgtdanndasThemenͲ spektrum„MangelndeNachfrage“mitknapp20%derNennungen.Barrierefreiheit,mangelndesWissenund Berührungsängstebildenzusammenetwa25%derNennungenundaufgabenbezogeneBarrierenweitere8%. Ressourcen: FehlendesPersonal/zugeringepersonelleKapazitäten. OrganisationderAssistenzschwierig/besondererBetreuungsaufwand Organisation/DurchführungderAngebotewärezuaufwändig. Organisation/DurchführungderAngebotewärezuteuer. Summe: MangelndeNachfrage/Zugang Esgab/gibtkeineNachfragevonKindern/JugendlichenmitBehinderungbzw.deren Angehörigen. Kinder/JugendlichemitBehinderungwerdenüberdiebisherigeWerbestrategieund Öffentlichkeitsarbeitnichtodernurschwererreicht. Summe: Barrierefreiheit Angebote/Einrichtungistnichtbarrierefrei. Wissen/Qualifikation FehlendesWissen/fehlendeQualifikationen/Kompetenzen. Berührungsängste Berührungsängste/VorbehaltevonSeitenandererTeilnehmer/innen. Berührungsängste/VorbehaltevonSeitenderFachkräfte/Ehrenamtlichen. Summe: AufgabenbezogeneBarrieren Teilnehmer/innenmüssenbestimmteVoraussetzungenmitbringen,umdasAngebot/die Einrichtungnutzenzukönnen. Sonstiges Sonstiges Anzahl Prozent Nennungen Nennungen 263 217 44 50 574 15,8% 13,0% 2,6% 3,0% 34,4% 151 9,1 168 319 10,1 19,2 221 13,3 201 12,1 115 63 178 6,9 3,8 10,7 130 7,8 41 2,5 Tabelle3:WesentlicheHerausforderungenbeiderUmsetzungvonInklusion(nachThemenclustern;AnzahlNennungenundProzent derNennungen,Mehrfachantwortenmöglich) ImVergleichzudenGründenfürdieNichtteilnahme(sieheAbbildung27inKapitel2.1.3)zeigtsich,dassdie fehlendeNachfragevonSeitenderBetroffenenfürdiejenigenOrganisationen,dieauchKinder/Jugendliche mitBehinderungbetreuen,einedeutlichkleinereRollespielt.HingegenwerdendieBedeutungvonRessourͲ cen undvor allemdieAssistenz,dasWissen/dieQualifikationsowiedieBerührungsängsteimVergleichals sehr viel wichtiger eingeschätzt als dies Einrichtungen/Organisationen tun, die keine Nutzer/innen mit BeͲ hinderung haben. Abbildung 43 verdeutlicht diese Unterschiede in der Wahrnehmung von EinrichtunͲ gen/OrganisationenmitundohneNutzer/innenmitBehinderung. 81 0% 20% 40% 60% 80% 100% EsgibtkeineNachfragevonKindern/Jugendlichenmit Behinderungbzw.derenAngehörigen. FehlendesPersonal/zugeringepersonelleKapazitäten. Kinder/JugendlichemitBehinderungwerdenüberdie bisherigeWerbestrategieundÖffentlichkeitsarbeitnicht odernurschwererreicht. FehlendesWissen/fehlende Qualifikationen/Kompetenzen. Angebote/Einrichtungistnichtbarrierefrei. OrganisationderAssistenzschwierig/besonderer Betreuungsaufwand Organisation/DurchführungderAngebotewärezu aufwändig. Organisation/DurchführungderAngebotewärezuteuer. Teilnehmer/innenmüssenbestimmteVoraussetzungen mitbringen,umdasAngebot/dieEinrichtungnutzenzu können. Berührungsängste/VorbehaltevonSeitenanderer Teilnehmer/innen. AkteuremitNutzerInnenmit Behinderung(n=418) AkteureohneNutzerInnenmit Behinderung(n=152) Berührungsängste/VorbehaltevonSeitender Fachkräfte/Ehrenamtlichen. Sonstiges Abbildung43:WesentlicheHerausforderungenbeiderUmsetzungvonInklusionnachAkteurenmitundohneTeilnehmer/innenmit Behinderung(AngabeninProzent,Mehrfachantwortenmöglich) Unter„Sonstiges“wurdenimGrundekeinenneuenBegründungengenannt,sonderndiebereitsindenAntͲ wortkategorien vorgegebenen Nennungen noch etwas konkretisiert. Die Angaben unter „Sonstiges“ bezieͲ hen sich allerdings ausschließlich auf die Berührungsängste, auf die befürchteten „Ressourcenprobleme“ sowieauffehlendesKnowͲhow.Tabelle4gibteinenÜberblicküberdiejeweiligenNennungen: ZuordnungzuKategorien BeispielhafteNennungen BerührungsängsteundmangelndeErfahrungauf beidenSeiten(n=14) BerührungsängstederEltern,BerührungsängstederElternvon JugendlichenmitBehinderungen,FamilienmitKindernmit Behinderungtrauensichmanchmalnicht,ihrKindzunormaͲ lenAngebotenzuschicken,JugendlichemitBehinderungen werdenvonElternoderanderenEinrichtungenbetreut,so dasssiewenigerausdemRahmenfallen,Unsicherheitinder KommunikationundBegegnung,Einfühlungsvermögender FachkräfteindiebesondereBetreuungistdringenderforderͲ lich,getrennteLebensweltenverfestigen,reproduzierenund multiplizierensich,nachwievornochstarkeTrennungder LebensweltenvonKindernundJugendlichenmitundohne Behinderungen,UnterschiedlicheBiographieninseparierenͲ denErziehungsͲundBildungseinrichtungen,GefahrderverͲ stecktenDiskriminierunggeistigbehinderterMenschenkann nichtausgeschlossenwerden,möglicheKonkurrenzsituation. 82 MangelndefinanzielleundpersonelleRessourcen (n=13) FehlendesKnowͲhow(n=5) EsgibtkeinewirklichgeklärteSituationbezüglichFinanzierung vonHelferinnenundHelfer,InklusiondarfkeineKostenreduͲ zierungwerden,mangelndeFinanzierungdurchdenKostenͲ trägerderEingliederungshilfe,VorgabederLandesregierung: Inklusionkostenneutral–dasgehtnicht!,FinanzierungerforͲ derlicherbaulicherMaßnahmenunderforderlichenPersonals, zuwenigZeitfürintensivereBetreuung,Jungscharfreizeit wärenichtfürMenschenmitBeeinträchtigungrealisierbar, VernetzungvonTrägernderJugendarbeitmitTrägernder Behindertenhilfegelingtkaum,daallepersonellenRessourcen ausgelastetsind,Fehlenderbzw.zukleinerAssistenzpool Wirsehenoft,dassdieAngeboteaußerhalbunsererEinrichͲ tungmitzuwenigSachverstandangebotenwerden,fehlendes WissenumStrukturbedarfe,NochͲNichtͲWissenwieInklusion umsetzbarseinkann,Personenbeidenenmedizinische Kenntnisseerforderlichsind,sonderpädagogischesFachwissen darfnichtverlorengehen,individuelleBehinderungenlassen keinestandardisierteAbhilfezu,sondernbrauchtjeweilseine Sonderlösung Tabelle4:Nennung„Sonstiges“beiderFragenachdenwesentlichenHerausforderungenbeiderUmsetzungvonInklusion BesondersinteressanteHinweiseinderTabelle4beziehensichaufdieÄngstevonElternbehinderterKinder undJugendlicher.IndiesemZusammenhangistzuvermuten,dassdiefehlendeNachfragebzw.nochfehlenͲ derBedarfanAngebotenfürKinderundJugendlichemitBehinderungmöglicherweiseauchdiesemUmstand geschuldet ist. Aus diesem Grunde sollten sich ÖffentlichkeitsarbeitsͲ und Werbestrategien insbesondere auch diesem Umstand annehmen und Eltern mit behinderten Kindern entsprechend zu informieren (vgl. HandlungsempfehlungeninKapitel4) ZukünftigestrategischePlänezur(weiteren)UmsetzungvonInklusionsowieabschießendeBemerkungen AmEndedesFragebogenskonntendie570befragtenEinrichtungenbzw.OrganisationenimRahmeneiner offenenFragenochangeben,welchestrategischenPlänesiefürdieweitereUmsetzungvonInklusionhaben undwelcheThemendabeibestimmendseinkönnten.21DieverschiedenenNennungenmusstenzuKategoͲ rienzusammengefasstwerden(vgl.Abbildung44). Es zeigt sich, dass in knapp der Hälfte der Fälle keine konkreten strategischen Pläne existieren. Begründet wird dies dadurch, dass es keine Nachfrage gibt oder dass die Angebote ohnehin bereits inklusiv angelegt sindundkeineweiterenAnstrengungenunternommenwerdenmüssten.HäufigwirdauchaufdieCharakteͲ ristikder(offenen)KinderͲundJugendarbeitverwiesen,dieaufgrundihrerLeitprinzipienohnehin„offen“für alleKinderundJugendlicheist.IneinigenFällenwirdjedochauchauffehlendematerielle,finanzielleoder zeitlicheRessourcenverwiesen. BeidenjenigenAkteuren,diekonkretestrategischePlänebenannthaben,überwiegenBemühungeninRichͲ tungAufͲundAusbauvonKooperationenbzw.VernetzungimStadtteil.KooperationenmitEinrichtungender BehindertenhilfesowiemitFörderͲoderSonderschulenspielenhierbeieinewichtigeRolle.WeiterestrategiͲ schePlänefokussierenhingegenaufeinegezieltereÖffentlichkeitsarbeit,SensibilisierungundBewusstseinsͲ bildung (hier spielt auch die trägerinterne Bewusstseinsbildung eine Rolle), auf den Abbau von Barrieren (hierbeiwurdeninsbesondereräumlicheBarrierengenannt)sowieaufmehrSchulungsͲundQualifizierungsͲ maßnahmen, die Entwicklung von Leitbildern und entsprechenden Konzeptionen sowie – vereinzelt – auf einepersonelleAufstockung(vgl.Abbildung44). 21 DiegenaueFormulierungderFragewar:„WelchestrategischenPläne/IdeenzumThemaInklusionhabenSiefürdieZukunft?WelͲ cheAnstrengungen/AktivitätensindinIhrerOrganisation/IhrenOrganisationengeplant?“ 83 0 10 20 30 40 50 60 70 Kooperationen/Kontakteaufbauen/intensivieren, VernetzungimSozialraum GezieltereWerbungunddirekteAnsprache,Sensibilisierung undBewusststeinsbildung Abbauvon(v.a.baulichen)Barrieren Fortbildungen,Schulungen,Qualifizierungenfür MitarbeiterInnen KonzeptionsͲundLeitbildentwicklung PersonelleAufstockungfürdiesenBereich(auch Ehrenamtliche) KeinekonkretePlanungaufgrundfehlenderNachfrageoder bereitsbestehenderAngebote(Angebotebereitsinklusiv, ggf.Angebote/ProjektebeiBedarf) KeinekonkretePlanungaufgrundmangelnderRessourcen KeinekonkretePlanung(ohneAngaben) Abbildung44:StrategischePlänefürdieZukunft/GeplanteAnstrengungenoderAktivitätenzurUmsetzungvonInklusion(Angabenin absolutenZahlenbein=198,Mehrfachantwortenmöglich) ImmerwiederdeutlichwirddiezentraleBedeutungeinerzukünftigenNachfragenachsolchenAngeboten. DiejenigenEinrichtungen,diekeinekonkretePlanungverfolgen,begründendieshäufigmiteinemdurchfehͲ lendeNachfragebedingtenmangelndenBedarf.HingegenverweisenEinrichtungenundOrganisationen,die inZukunftverstärktBemühungenzurUmsetzungvonInklusionanstrebenwollen,aufdieWichtigkeitvon KooperationeneinerseitssowiegezielteWerbungundÖffentlichkeitsarbeitandererseits.DiesezentraleBeͲ deutungvonBemühungenimThemenbereichÖffentlichkeitsarbeit,SensibilisierungundBewusstseinsbilͲ dungwirdauchinderletztenFrageimOnlineͲFragebogennachdemUnterstützungsbedarfderEinrichtunͲ genundOrganisationenbeider(weiteren)UmsetzungvonInklusiondeutlich:ImRahmeneineroffenen FragewurdendieAkteureabschließenddanachgefragt,wasihnenhelfenwürde,damitmehrMenschenmit BehinderungandenAngebotenteilnehmenkönnen.DiezusammengefasstenAussagenverdeutlichen,dass nebenpersonellenRessourceninsbesondereKampagnenundöffentlichkeitswirksameStrategienhelfen würden,dassmehrKinderundJugendlichemitBehinderungaufdieAngebotederKinderͲundJugendarbeit/ Jugendsozialarbeitaufmerksamwerden(vgl.Abbildung45). 84 0 10 20 30 40 50 60 70 adäquate/besserepersonelleAusstattung,höherer Betreuungsschlüssel,zusätzlicheFachkräfte/Begleitpersonen MaßnahmenzurVerbesserungderNachfrage (Informationskampagnen,Öffentlichkeitsarbeit,Kommunikation, Sensibilisierung) UnterstützungbeimAbbauvonräumlichenBarrieren FinanzielleUnterstützung(ohneweitereNennung) SpezielleFortbildungen/Qualifizierungsangebote StärkereVernetzungundmehrKooperationen MehrBegegnungsmögichkeiten,AbbauvonSonderwegen KonzeptionelleWeiterentwicklung KeinekonkretenVorschläge,Verbesserungnichtnötig Abbildung45:VerbesserungsvorschlägeundgewünschteUnterstützungbeiderUmsetzungvonInklusionn(Angabeninabsoluten Zahlenbein=201,Mehrfachantwortenmöglich) Danebenwirddie(vermutlichfinanzielle)UnterstützungbeimAbbauvonvorallemräumlichenBarrieren sowieeinegenerelleUnterstützungalsnotwendigerachtet.SpezielleFortͲundWeiterbildungensowieSchuͲ lungsmaßnahmen,diestärkereVernetzungundderAufbauvonKooperationenundeinekonzeptionelleWeiͲ terentwicklungindenEinrichtungenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitwurdenebenfalls genannt.EinzelneEinrichtungenundOrganisationenbetonenaberauchdieNotwendigkeiteinerVerändeͲ runginderBehindertenhilfe,d.h.eineÖffnungzumSozialraumhinundeinAbbauvonSonderwegen(bezoͲ genaufSonderͲundFörderschulen,AngebotederBehindertenhilfe,usw.). DieseabschließendenAuswertungenverdeutlichen,dassnebenpersonellenundfinanziellenRessourcen demgesamtenThemenspektrumNachfrage,Werbung,ÖffentlichkeitsarbeitundBewusstseinsbildunginsgeͲ samteinewichtigeBedeutungimZugeeinerGesamtstrategiezurUmsetzungvonInklusioninderKinderͲ undJugendarbeitzukommt.DiesgiltesbeiderEntwicklungeinerGesamtstrategiezurUmsetzungvonInkluͲ sionindiesenHandlungsfeldernzuberücksichtigen(vgl.dazuauchHandlungsempfehlungen,Kapitel4). 85 2.2 ErgebnisseausdenTelefoninterviewsundFallstudien WiebereitsinKapitel2.1.1beschrieben,konntenimRahmenderOnlineͲBefragungvonknapp200befragten EinrichtungenundOrganisationenKontaktdatenfüreinanschließendesTelefoninterviewerfasstwerden. Geplantwar,ausdiesemPoolanKontaktdateninsgesamt45Akteureauszuwählen,umvondiesendannin FormtelefonischerInterviewsnochvertiefendeInformationenzubestimmtenAspektenzuerhalten.Befragt wurdenausschließlichOrganisationenundEinrichtungen,dieErfahrungenmitKindernundJugendlichenmit Behinderunghatten(d.h.AkteureausderTeilgruppen=418).Die45Interviewpartner/innenwurdenauf BasiseinerKombinationderMerkmale„Handlungsfeld“und„DauerderErfahrungmitKindernundJugendliͲ chenmitBehinderung“ausgewählt.DieAuswahlwurdegezieltgesteuert,umeinemöglichstgroßeBandbreiͲ teverschiedenerHandlungsfeldermitunterschiedlichenErfahrungstiefenindieBefragungeinzubeziehen. EntsprechendwurdenfürdieBefragungverschiedeneAkteureausdenBereichenOffeneArbeitmitKindern, offeneJugendarbeit,kommunaleJugendpflege,Verbandsarbeit,JugendbildungsarbeitsowieJugendsozialarͲ beitjeweilsunterschiedlichenErfahrungstiefenzugeordnetundmitHilfeeinerzweidimensionalenMatrix (Handlungsfeld/DauerderErfahrung)eineAuswahlgetroffen. ZielderTelefoninterviewswares,weitereundvertiefteInformationenüberdieHintergründe,AnforderunͲ genundErfahrungenmitderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungzubekommen.Dazu wurdeeinhalbstrukturierterGesprächsleitfadenentwickelt,dersowohlgeschlossene„Ankreuzfragen“als auchoffeneFragenbeinhaltet.DieErfahrungenmitdenAngebotenwurdenhierbeimitHilfekonkreterBeiͲ spieledokumentiert:JedebefragteEinrichtungbzw.Organisationwurdegebeten,diejeweilsbestehenden Angebote,andenenauchKinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen,genauzubeschrieben.Dies sollteesermöglichen,dieverschiedenenAngebotezusystematisieren.EinenweiterenSchwerpunktderTeͲ lefoninterviewsbildenFragenzurkonkretenUmsetzung,zumEinbezugvonEhrenamtlichen,zudenjeweils benötigtenRessourcensowiezuSchulungsbedarfen.InsgesamtbestehtderLeitfadensomitauszweiTeilen: x x 86 DieerstenFragendesGesprächsleitfadensbeziehensichaufdieInhalteundRahmenbedingungen konkreterAngebote,andenen(auch)KinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen.Wenn möglichsolltenhierbeimindestenszweiverschiedeneAngeboteexemplarischdurchgesprochen werden(indenmeistenFällenkonntenauchtatsächlichzweiverschiedeneAngebotebenanntwerͲ den).FürjedesAngebotwerdenhierzubestimmteInformationenerfasst,wieArtundInhaltderAnͲ gebote,dieAnzahlderTeilnehmer/innenmitundohneBehinderung,diejeweilsvorkommendenBeͲ hinderungsarten,diedurchführendenPersonen(HauptͲund/oderEhrenamtliche),dieErfahrungen mitdiesenAngebotensowieKooperationspartnerundbenötigteRessourcen.ImRahmeneineroffeͲ nenFragekönnenzudemnochInformationenzuden(EntstehungsͲ)HintergründendieserAngebote bzw.zudenauslösendenFaktorenderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderung dokumentiertwerden. DerzweiteTeildeshalbstandardisiertenLeitfadensumfasstFragenzuorganisatorischenundadmiͲ nistrativenRahmenbedingungenbeiderUmsetzungdieserAngebote.Gefragtwirdbeispielsweise, obeseine/nverantwortliche/nAnsprechpartner/infürKinderundJugendlichemitBehinderunggibt, inwiefernbestehendeAngeboteverändertbzw.neueAngebotegeschaffenwerdenmussten,wieder UnterstützungsbedarferuiertwirdundwerdieUnterstützungdannübernimmt,welcheKooperatioͲ nenesgibtundwelcheRessourcen(darüberhinaus)benötigtwerden,obesspezifischeSchulungen gab,inwiefernauchEhrenamtlicheindiePlanungundDurchführungeinbezogenwerden,undobdie Angeboteexplizitbeworbenwerden.AbschließendistvonbesonderemInteresse,welchespezifische StrategiedieEinrichtungenundOrganisationeninderZukunftverfolgen. MitinsgesamtdreiInterviewpartner/innenfandenzudemnochergänzendepersönlicheInterviewsmiteiner DauervonetwaeinerStundestatt,umeinzelneAspektenochzuvertiefen.DieseInterviewsdienenals„FallͲ studien“undsollendazubeitragen,einrichtungsbezogendieHintergründeundRahmenbedingungender TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungnochbesserzuverstehen.DieGesprächewurden dahermiteinemrelativoffenenLeitfadengeführt,derimGrundenurImpulsfragenmitErzählstimulusbeinͲ haltet.GefragtwurdebeispielsweisenochmalsnachdengenauenHintergründen,wieeszuderTeilnahme vonKindernundJugendlichenmitBehinderungkam,undwiesichdieseTeilnahmedannentwickelthatte. DergrößteTeilderFragendesLeitfadensbeziehtsichhingegenaufdieverschiedenenAngebotederEinrichͲ tung.InsbesonderezurSystematisierungverschiedenerAngebotsformen(vgl.dazudieforschungsleitende Frage3ausKapitel1.5sowieKapitel3.2)wareshilfreich,hierzunochmalsgenauereInformationenzuerhalͲ ten.WeiterhinvonInteressewardiegenaueBeschreibungorganisatorischersowieinhaltlichͲdidaktischer Rahmenbedingungen.ImKontextdieserErfahrungensollteauchherausgefundenwerden,welchepersonelͲ len,zeitlichenundfinanziellenAufwendungenmitderPlanungundDurchführungderAngeboteinVerbinͲ dungstehen.DerEinbezugvonEhrenamtlichensowiedieSchulungvonhauptͲundehrenamtlichenMitarbeiͲ ter/innenspielteebenfallseinezentraleRollebeidiesenInterviews.DenAbschlussbildenFragenzumWisͲ senstransfer,zurOrganisationderUnterstützungsowiezuKooperationenmitEltern,SchulenoderBehinderͲ tenhilfeeinrichtungen. BeiderAuswahldieservertiefendenGesprächegingvorallemdarum,Akteurezuidentifizieren,dieeinen relativlangenundfundiertenErfahrungshintergrundmitderThematikhaben.Ausgewähltwurdenhierbei eineEinrichtungausdemBereichderKinderͲundJugendkulturarbeitbzw.kulturellenBildung,eineOrganisaͲ tionausdemBereichSportförderung,sowieeineEinrichtungderOffenenJugendarbeit.InzweiFällenkonnͲ tendieGesprächefaceͲtoͲfacegeführtwerden,ineinemFallwurdeeinzweitesTelefoninterviewnachgeͲ schaltet.DieErgebnissedieserGesprächefließenebenfallsindienachfolgendeAuswertungein,weildieInͲ terviewpartner/innenderFallstudienauchgleichzeitigimVorfeldimRahmenderTelefoninterviewsbefragt wurden. ʹǤʹǤͳ Voninsgesamt570Akteuren,diesichanderOnlineͲBefragungbeteiligthabenundmindestensdieFrage nachderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungbeantwortethaben,gabenknapp200 OrganisationenundEinrichtungenauchKontaktdatenfürdienachfolgendetelefonischeBefragungan.Aus diesemPoolanpotenziellinFragekommendenAkteurenwurdeversucht,OrganisationenundEinrichtungen ausmöglichstverschiedenenHandlungsfeldernzuidentifizieren(kommunale/offeneJugendarbeit,JugendͲ verbandsarbeit,Jugendsozialarbeit,Bildungsstätten,usw.).Esgingsomitnichtdarum,dieimRahmender OnlineͲBefragungerzielteGesamtverteilungdieserHandlungsfelderabzubilden,sonderngezieltmöglichst verschiedeneHandlungsfelderindertelefonischenBefragungzuberücksichtigen.Diedadurcherreichten AkteurelassensichfolgendenHandlungsfeldernzuordnen(vgl.Abbildung46;imFallevonDoppelzuordnung erfolgtdieZuteilungnachvorrangigemHandlungsfeld): 87 0 5 10 15 OffeneKinderͲundJugendarbeit,kommunaleJugendpflege undJugendförderung(offeneJugendarbeit, Jugendfreizeitstätten) Jugendverbandsarbeit(z.B.Sportvereine,Musikvereine, Jugendverbände,kirchlicheJugendarbeit) Jugendsozialarbeit(MobileJugendarbeit,Schulsozialarbeit, Jugendberufshilfe) OffeneArbeitmitKindern(pädagogischbetreute Spielplätze,Spielmobile,Naturpädagogik) KinderͲundJugendbildungsarbeit(z.B.Tagungshäuser, Bildungsstätten,Kunstschulen,Musikschulen) Abbildung46:VerteilungderimRahmenderTelefoninterviewsbefragtenAkteurenachHandlungsfelder(Angabeninabsoluten Zahlen,n=45) ʹǤʹǤʹ òÚò òǦ WiebeiderOnlineͲBefragungwurdeauchindenTelefoninterviewsundFallstudiennachdenHintergründen undAuslösernderNutzungvonAngebotendurchKinderundJugendlichemitBehinderunggefragt,indieͲ semFalljedochinFormeineroffenenFrage.Auchhierzeigtsich,dassdieInitiativedurchdieKinderund JugendlichenmitBehinderungselbstoderdurchderenElternundAngehörige,sowiedieInitiativevonEinͲ richtungenderBehindertenhilfebzw.SonderͲoderFörderschulendieHauptgründedarstellen.EineReihean InterviewpassagenzeigtdieseAuslöserbeispielhaft: „EinsehbehindertesMädchenwohntimStadtteil,kamselbstaufdenJugendtreffzu.Deshalbmachtsich derJugendtreffaufdenWeg…“ „KinderkamenmitElternaufdieEinrichtungzu“ „Elternvereinewolltendiesundsoentstand(…)einegroßeBehindertensportgruppe“ „ElternderbehindertenKinderkamenaufunszu“ „JugendlicherkamaufdieEinrichtungzu“ „…weileseinedirekteAnfragevondenElterngab,dadieältereSchwesterauchschonbeiunswar“ „Lebenshilfekamaufunszu“ „Diakoniekamaufunszuundfragtenach“ „DerLehrer[einerSonderschule]kamaufunszuundbringtnotwendigepersonelleBetreuungmit“ IndenFallstudienwurdehierbeiauchineinemFallausführlichdavonberichtet,dassdieGeschwistervon Kindernbzw.JugendlichenmitBehinderungeinewichtigeRollebeimZugangzuEinrichtungenderJugendarͲ beiteinnehmen.BeispielsweisegehtdieTeilnahmeeinesKindesmitBehinderungaufdieSchwesterzurück, diebereitsBesucher/ineinerEinrichtungist. 88 JedeviertebefragteEinrichtungbzw.OrganisationgibtaberauchalsBegründungdaseigeneSelbstverständͲ nisunddieeigeneSelbstverpflichtungbzw.deneigenenArbeitsauftragalswesentlichenAuslösereinerinkluͲ sivenÖffnungan.FolgendeInterviewpassagenverdeutlichendies: „ProfilgibtVielfaltvor“ „WirhabendenfachlichenAnspruchderoffenenJugendarbeitfüralledazusein,einLernͲundBegegͲ nungsfeldfüralle…“ „…dieErfahrung,dassKindermitBehinderungimSozialraumnichtpräsentsindundihreFreizeitoderdie FeriennichtinsolchenFreizeitenoderNahraumverbringen,KindermitBehinderungsindimFerienproͲ grammnichteinbezogen,InklusionmussimKindesalteranfangen,FreizeithatwichtigePotenziale. EineRollespieltdarüberhinausaberauchdieInitiativedurchSchlüsselpersoneninderjeweiligenEinrichtung (etwaaufgrundpersönlicherErfahrungen,frühererberuflicherTätigkeitenodereigenerBetroffenheiteinzelͲ nerMitarbeiter/innenoderLeitungskräfte). InsgesamtvierBegründungskontextekönnendaheridealtypischinpassiveundaktiveStrategiengetrennt werden(vgl.Abbildung47). 0 2 4 6 8 10 12 14 InitiativedurchKinderundJugendlichemitBehinderung bzw.durchEltern/Angehörige InitiativedurchEinrichtungenderBehindertenhilfeoder SonderͲ/Förderschulen SelbstverständnisderEinrichtung,konzeptionelle Ausrichtung InitiativedurchLeitungodereinzelneMitarbeiter/innen (eigeneErfahrungen,persönlicheBetroffenheit,vorherige Berufstätigkeit) Abbildung47:GründefürdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungandenAngebotenderbefragtenAkteure (AngabeninabsolutenZahlen,n=45) QuantitativgesehenüberwiegenBegründungskontexteinFormeiner„Reaktion“aufdiemehroderweniger direkteAnfragevonKindernundJugendlichenmitBehinderungbzw.derenAngehörigenoderdurchEinrichͲ tungenderBehindertenhilfebzw.Schulen(passiveStrategien).DassdieInitiativevonderEinrichtungbzw. Organisationselbstausgeht(aktiveStrategie),kommtimVergleichetwasseltenervor.AusdiesemGrunde bestätigendieErgebnisseausdenTelefoninterviewsundFallstudiendieBefundederOnlineͲBefragung:Die TeilnahmegehtmeistaufdieInitiativeBetroffenerbzw.derenAngehörige(meistElternoderGeschwister) zurück.EinewichtigeRollespielenweiterhinAnfragenvonbzw.KooperationenmitFörderͲundSonderschuͲ lensowiemitEinrichtungenderBehindertenhilfe.SeltenerwerdenentsprechendeAktivitätenaktivvonSeiͲ tenderEinrichtungenundOrganisationenunternommen,hierbeispieltdannauchhäufigdieeigeneBetrofͲ fenheitodervorherigeberuflichebzw.außerberuflicheErfahrungeneinewichtigeRolle.DieTelefoninterͲ viewsundFallstudienverdeutlichendarüberhinaus:WennEinrichtungen/Organisationenselbstindiese Richtungaktivwerden,dannhängtdiesmeistmitdemEngagementbestimmterSchlüsselpersonenzusamͲ men(z.B.Leitungskräfte,Mitarbeiter/innenmitentsprechenderVorerfahrung,usw.). 89 InsgesamtbestätigendaherauchdieseAuswertungen,dassdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmit Behinderunghäufigeherein„Reagieren“aufdieNachfragevon(einzelnen)Betroffenenbzw.derenAngehöͲ rigeist.ZudemwirdauchindiesemKontextdeutlich,warumessichhäufigeherum„Einzelfälle“handelt,die andenAngebotenderKinderͲundJugendarbeitteilnehmen(AnfrageEinzelnerbzw.derEltern). AufgrunddieserAuslösermusstendiebefragtenEinrichtungenundOrganisationenteilweiseneueStrategien beiderAngebotsgestaltungundͲdurchführungentwickeln22.EinigeAkteuregabenhierbeian,dassdieAnͲ geboteaufspezielleBedürfnisseundUnterstützungsbedarfeangepasst,erweitertoderverändertmussten: „VorhandeneAngebotesindangepasstwordenfürdieErfordernissedergemischtenGruppe“ „DieAngebotewerdenstetneuaufdieFähigkeitenderGruppeausgerichtet“ „FürdenSchülermitAutismuswurdeeinRückzugsortfürdiePausengeschaffen“ VereinzeltwurdenaberauchneueAngeboteeingerichtet,wobeiderAspektderPartizipationundKonzeptͲ entwicklunghiereinegroßeRollespielt: „Angebotewurdenneugeschaffen,aufdenjeweiligenTeilnehmerausgerichtet“ „Angebotistneu,daherPlanung,wasallemachenkönnen“ „FürdieinklusiveArbeitgabeseineneueKonzeptionsentwicklungimHaus“ „EinJugendforumwirdgeradeeingerichtet,damitKidsselbstmitentscheidenkönnen“ „InklusivesTanzensollangebotenwerden,dasrichtetsichganznachdenTeilnehmern“ AufderanderenSeitelassensichaberEinrichtungenundOrganisationenfinden,dieihreAngebotenicht grundsätzlichveränderthaben.Hiersollteeherdanachgeschautwerden,wieundunterwelchenBedingunͲ genKinderundJugendlichemitBehinderunginbestehendeAngeboteinkludiertwerdenkonnten: „WaspasstzudenFertigͲundFähigkeitensowieInteressendesjungenMenschen,aberkeinetotaleVerͲ änderung“ „JedenzweitenDienstagläuftdasProgramm,manmussüberlegen,waskönnenbehinderteJugendliche, wiekannmansieeinbeziehen?“ „WirschauenunsdieLeuteanundüberlegen,wasmitihnenmachbarist“ ʹǤʹǤ͵ ò DieersteFrageindenTelefoninterviewszieltdaraufab,anhandexemplarischerAngebotenähereInformatiͲ onenüberInhalteundRahmenbedingungenderAngebote,andenen(auch)KinderundJugendlichemit Behinderungteilnehmen,zuerhalten.DaessichummehrereAngebotehandelnkann,wurdenjedochpro Befragungseinheitmaximalzwei(exemplarische)Angeboteabgefragt.Alle45befragtenAkteurenannten mindestensein(inklusives)Angebot,33Organisationen/Einrichtungenerwähntennocheinweiteres,zweites Angebot.Zusammengerechnetwurdendahervon45befragtenAkteuren78Angebotegenannt. DaessichhierbeiumeineoffeneFragehandelte,musstendieverschiedenenNennungenzunächsteinmal kategorisiertundzusammengefasstwerden,umsoeinerquantitativenAuswertungzugänglichzusein(vgl. Abbildung48) Die zusammen gestellten Aussagen können nicht quantifiziert werden, da nicht immer ersichtlich ist, ob Angebote neu entwickelt wurden oder bestehende Angebote lediglich modifiziert wurden. 22 90 0 5 10 15 20 25 SpezielleAngebote,Projekte,Wochenprogrammpunkte, Begegnungsmöglichkeiten(z.B.Kochen,Basteln,inklsuive SportͲ/Bewegungsangebote,inklusivesCafe,Discos, Kindertreff,Workshops) ArbeitmitKindern/JugendlichenmitBehinderungim RahmenderalltäglichenArbeit(OffenerBereich, Regelbetrieb,GruppenangebotedesoffenenBetriebs, Schulsozialarbeit,Streetwork) Ferienprogramm,Ferienaktion,Ferienfreizeit,Ausflüge, Exkursionen Inklusive(GroßͲ)Veranstaltungen(Spielaktionen, Zirkusveranstaltung,Kinderspielstadt,Festivalsusw.) AktivitätenaufderEbenedesPersonals(FSJ´lermit Behinderung,FSJͲTandems,Schulungenvon Ehrenamtlichen/Jugendleiter/innen,Trainer/innen) SpezielleAngebotefürKinder/JugendlichemitBehinderung, AngebotefürSonderͲ/Förderschulklassen(spezielleSportͲ /FreizeitangebotefürbehinderteMenschen, Behindertensportgruppen,familienentlastenderDienst) Einzelfallhilfe,EinzelterminefürKinder/Jugendlichemit Behinderung(z.B.imRahmenvonSchulsozialarbeit,Mobile Jugendarbeit) "Exklusive" AngeͲ bote,spezielle (Gruppen)AngeͲ botenurfürKinder/ Jugendlichemit Behinderung Abbildung48:GenannteAngebotefürKinderͲundJugendlichemitBehinderung(AngabeninabsolutenZahlen,Mehrfachnennungen bein=45) DieZusammenfassungundKategorisierungderverschiedenenAngeboteverdeutlicht,dassessichmeistum spezielleAngebote,Projekteoder(WochenͲ)Programmpunktehandelt,andenenKinderundJugendliche mitBehinderungundohneBehinderungteilnehmen(n=21).KnappjedezweiteOrganisation/Einrichtung benanntesolcheAngebote.AnzweiterStellefolgtjedochdieTeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBeͲ hinderungimRahmendesalltäglichenBetriebs(offenerBereich,AlltagsarbeitinderSchuleoderMobilen Jugendarbeit).EingroßerAnteildergenanntenAngeboteentfälltalsdrittgrößteKategorieaufdenBereich Ferienprogramm,Ferienfreizeiten,FerienaktionensowieAusflügeundExkursionen(n=16).Deutlichseltener sindinklusiveGroßveranstaltungenwieKinderspielstädte,Spieleaktionen,Festivalsusw..DesWeiteren wurdennochAktivitätengenannt,diesichnichtdirektaufdieArbeitmitKinderundJugendlichemitBehinͲ derungbeziehen,sondernaufdieQualifizierungundArbeitdesPersonalsindenbefragtenEinrichtunͲ gen/Organisationen(FSJ´lermitBehinderung,FSJͲTandems,QualifizierungvonEhrenamtlichen,Trainern usw.). 91 VondiesenfünfAngebotstypenabzugrenzensindjedochAngebote,dienichtalsinklusiveAngeboteverstanͲ denwerdenkönnen,d.h.indeneneskeineMischungzwischenKindernundJugendlichenmitundohneBeͲ hinderunggibt.EshandeltsichhierbeientwederumspezielleGruppenangebotefürausschließlichKindern undJugendlichenmitBehinderung(Behindertensportgruppen,spezielleSportͲoderFreizeitangebotefür GruppenvonbehindertenKindern/JugendlichensowiespezielleAngebotefürFörderͲundSonderschulen) oderaberumEinzelfallhilfe/EinzelangebotefürKinder/JugendlichemitBehinderung(z.B.TrainingsfürAuͲ tisten,EinzelangeboteimRahmenderSchulsozialarbeit).DieseAngebotekönnennichtalsinklusiveAngeboͲ teverstandenwerden,undsindeherals„exklusive“AngebotefürKinderundJugendlichemitBehinderung zudeuten.Immerhin16der78genanntenAngebotelassensichdiesen„exklusiven“Angebotenzuteilen.23 AllesinallemverdeutlichtdieAuswertung,dassKinderundJugendlichemitBehinderungschwerpunktmäßig in„speziellen“SettingsanAngebotenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitteilnehmen.Zwargab einenichtunerheblicheAnzahlanAkteuren(n=17)an,dassKinderundJugendlichemitBehinderungimReͲ gelbetriebinkludiertsind,rechnetmanjedochdiespeziellenAngebote,ProjekteundProgrammpunkte (n=21),dieFerienangebote(n=16)sowiedie(GroßͲ)Veranstaltungen(n=3)unddie„exklusivenAngebote“ (n=16)zusammen,soentfallendreiMalmehrNennungenauf„spezielle“Settings.EntsprechendwirddeutͲ lich,dassdieseAngebotslandschaftdurchsporadischeundineinen„speziellen“RahmeneingebetteteAngeͲ botedominiertwird. ʹǤʹǤͶ Ȁǣ FürjedesAngebotwurdeabgefragt,wievieleKinderundJugendlicheinsgesamtteilnehmen(Gesamtanzahl), ergänzendsolltedannnochangegebenwerden,wievieledieserTeilnehmer/inneneineBehinderunghaben. DaineinigenFällenSchätzungeninFormvonKorridoren(z.B.20Ͳ30oder10Ͳ15)abgegebenwurden,mussͲ tendieseAngabenausauswertungstechnischenGründenumgerechnetwerden.DazuwurdestetsdieMitte gewählt(z.B.bei20Ͳ30=25oder10Ͳ15=12,5).Vonden45befragtenEinrichtungenundOrganisationen liegenzu69AngebotengenaueInformationenzudenTeilnahmezahlenvor(in9FällenkonntenkeineAngaͲ bengemachtwerden,entweder,weildasAngeboterstanlief,oderweileskeineInformationendazugibt). Indiesen69Angebotennahmeninsgesamtetwa7350KinderundJugendliche(Gesamtzahl)teil.Dabei schwankendieZahlenzwischensechsund1.800Teilnehmer/innen.ImSchnittlassensichetwa107TeilnehͲ mer/innenproAngebotberechnen.AllerdingswirddieserDurchschnittswertdurchwenigeAngebotemit sehrhohenTeilnahmezahlen(einmal1.800Teilnehmer/innenundeinmal1.000Teilnehmer/innen)enorm verzerrt.AusdiesemGrundebietetsichalternativderMedianan.DerMedianistdersogenanntemittlere Wert,d.h.derWert,derdieoberen50%vondenunteren50%derWerteverteilungtrennt.DieserMedian liegtimVergleichzumDurchschnittswertgeradeeinmalbei27,5Teilnehmer/innen.Diesbedeutet:DieHälfͲ tedererfasstenAngebotehathöchstens27,5Teilnehmer/innen,dieandereHälfteentsprechendmehr.Die TeilnahmezahlenlassensichdahersinnvollerweiseauchzuKlassenzusammenfassen,dabeiwirdersichtlich dassdeutlichmehralsdieHälftederAngebote(61%)unter50Teilnehmer/innenhat(vgl.Abbildung49). 23 Eine genaue inhaltliche Analyse dieser Angebote verdeutlicht tatsächlich, dass es sich um spezielle Angebote für Gruppen von Kindern oder Jugendlichen mit Behinderung handelt. Dies sind entweder spezielle Gruppenangebote, z.B. bei Sportvereinen (Behindertensport, spezielle Fußballgruppe o.Ä.), oder aber Gruppen von behinderten Kindern und Jugendlichen nutzen spezifische Einrichtungsangebote (z.B. Jugendhausveranstaltungen, Tanzprojekte, Nutzung des Tierangebots einer Einrichtung, Teilnahme an Freizeitangeboten usw.). In der Regel basiert diese Teilnahme auf einer Kooperation mit Einrichtungen bzw. Diensten der Behindertenhilfe, die mit ihren Betreuten das Angebot aufsuchen und nutzen. Weiterhin werden Projekte mit Außenklassen von Sonder- oder Förderschulen im Rahmen von Schulkooperationen oder in der Schulsozialarbeit erwähnt, hierbei sind aber keine nichtbehinderten Kinder und Jugendliche mit beteiligt. Genannt werden daneben Einzelbetreuungsmaßnahmen, etwa im Rahmen des familienentlastenden Dienstes (was eine Leistung der Eingliederungshilfe darstellt!) oder als spezifischer Betreuungsprozess von Autisten im Rahmen der Schulsozialarbeit. 92 50% 40% 37,7% 33,3% 30% 20,3% 20% 8,7% 10% 0% unter20 20bisunter50 50bisunter250 250undmehr Abbildung49:AnzahlderTeilnehmer/inneninsgesamt(nachKlassen,AngabeninProzent) DieAnzahlderimAnschlussandieseFrageerfasstenTeilnehmer/innenmitBehinderungbeläuftsichauf insgesamtknapp600KinderundJugendlichemitBeeinträchtigung.DieSpannweiteerstrecktsichdabeivon einemKind/JugendlichenmitBehinderungbishinzu70Teilnehmer/innenmitBeeinträchtigung.DerDurchͲ schnittbeträgtdabeietwa9Kinder/JugendlichemitBehinderungjeAngebot.WieobenwirddieserDurchͲ schnittswertdurcheinigegrößereGruppenbehinderterKinderundJugendlicheetwasverzerrt.EntspreͲ chendbeläuftsichderMedianalsmittlererWertauf5,5.EntsprechendstelltsichdieVerteilungauchetwas andersdaralsderMittelwertvermutenlässt:Alleinin43%derdokumentiertenAngebotenehmenweniger als5KinderundJugendlichemitBehinderungteil(in18%allerAngebotehandeltessichsogarnurumein einzigesKind/JugendlichenmitBehinderung).Inweiteren24%derFällesindeszwischen5und9TeilnehͲ mer/innenmitBehinderung(vgl.Abbildung50).AllesinallembestätigtdieseAuswertung,dassessichhäufig nurumeinzelneKinderundJugendlichemitBehinderunghandelt.24 50% 40% 30% 25,4% 23,9% 22,4% 20% 10% 17,9% Nureinzelne Kinderund Jugendliche mitBehinͲ derung 10,4% 0% unter5 5bisunter10 10bisunter20 20undmehr Abbildung50:AnzahlderTeilnehmer/innenmitBehinderung(nachKlassen,AngabeninProzent) 24 DieswirdauchindenFallstudienbestätigt.AufgrundderAnfragenvonEltern,derInitiativeeinzelnerKinderundJugendlichermit Behinderung, sowie der offensiven Bewerbung durch Schlüsselpersonen kommt es (zunächst) zu einer Teilnahme einzelner Kinder undJugendlichen.EineRollespielenhierbeiauchBesucher/innen,dieGeschwistermitBehinderunghaben. 93 GemessenanderGesamtzahlallerTeilnehmer/innen(7350KinderundJugendliche)beläuftsichderAnteil vonKindernundJugendlichenmitBehinderungaufetwa9%.25DieStreuungisthierbeijedochenormund spiegeltdieobenbeschriebeneTeilnahmeeinzelnerbzw.wenigerKinderundJugendlichermitBehinderung indenAngebotenwieder:ÜbereinDrittelderdokumentiertenAngeboteweisteinenAnteilvonunter10% auf(inallein23%derFälleliegtderAnteilbeiunter5%),mehralsdieHälftederAngebotehateineMischung vonetwa1:5odermehr(d.h.unter20%Teilnehmer/innenmitBehinderung).Abbildung51zeigtdieVerteiͲ lungderjeweiligenAnteilsklassen. 50% 40% 30% 12,3% 21,5% 20% 12,3% 10% 7,7% 23,1% unter 5% 12,3% 7,7% 3,1% 0% unter10% 10%bisunter 20%bisunter 30%bisunter 50%bisunter 75%bisunter 20% 30% 50% 75% 100% 100%(kein inklusives Angebot) Abbildung51:AnteilderTeilnehmer/innenmitBehinderunganallenTeilnehmer/innen(AngabeninProzent) EinegenauereBetrachtungdesAnteilsanTeilnehmer/ͲinnenmitBehinderungzeigtzudem:DieserAnteil mussnochetwasrelativiertwerden.SowurdenjaauchAngebotedokumentiert,andenenausschließlich KinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen(„exklusive“Angebote,d.h.spezielleGruppen,EinzelbeͲ treuungvonKindernundJugendlichenmitBehinderung,sieheauchAbbildung48oben).Daessichhierbei imGrundenichtuminklusiveAngebotehandelt,müssendieseAngeboteausderBerechnungdesAnteilsan KindernundJugendlichenmitBehinderunganallenTeilnehmer/innenstrenggenommenherausgerechnet werden.HierzukönneninsgesamtachtAngeboteidentifiziertwerden,d.h.12%allerAngeboteweisenkeine MischungzwischenKindernundJugendlichenmitundohneBehinderungauf(d.h.einAnteilvon100%TeilͲ nehmer/innenmitBehinderung;vgl.Abbildung51).WürdemandiedortangegebenenTeilnehmer/innenͲ Zahlennochherausrechnen,kämemanaufeineGesamtzahlvon484KinderundJugendlichemitBehindeͲ rungininklusivenAngeboten,wasnureinemdurchschnittlichenAnteilvon6,6%anallenTeilnehmer/innen entspricht. DieimRahmenderTelefoninterviewsbefragtenAkteuresolltenweiterhinnochnähereAngabenzumPersoͲ nenkreisderTeilnehmer/innenmitBehinderungmachen.DazuzähltinsbesonderedieArtderBehinderung (fürjedesvondenbefragtenEinrichtungen/OrganisationengenannteAngebotsolltezusätzlichnochangegeͲ benwerden,welcheBehinderungdieverschiedenenTeilnehmer/innenhaben). 25 Häufig wird empfohlen, inklusive Angebote eher mit einer kleineren Gruppe von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung durchzuführen (vgl. Meyer/Kieslinger 2014, S. 160 sowie 170), entsprechend spiegelt sich auch in dieser Auswertung entsprechende Größenverhältnisse wieder. 94 ZumerstenAngebotwurdenhierbei43Angabenvon45Akteurengemacht,zumzweitenAngebot31AngaͲ benvon33Akteuren.ZudemwarenMehrfachnennungenmöglich,sodassinsgesamt171NennungengeͲ zähltwerdenkönnen.Zusammengerechnetzeigtsich,dassKinderundJugendlichemitgeistigerBehinderung deutlichüberwiegen(knapp30%der171Nennungen),gefolgtvonkörperlichenBehinderungenund(25%) undpsychischenBeeinträchtigungen(19%).26SinnesbeeinträchtigungenundLernbehinderungen(jeweils 13%)kommenhingegenseltenervor(Abbildung52).InsofernspiegelndiegenanntenBehinderungsartendie ErgebnissederamtlichenStatistikzumVorkommenbestimmterArtenvonBehinderung(vgl.dazuKapitel 1.4)deutlichbesserwiederalsdieAuswertungderOnlineͲBefragung.DieAuswahlderInterviewpartner/ innenfürdieTelefoninterviewszeigtsichinBezugaufdiesesKriteriumüberraschendrepräsentativ. 0% 10% 20% 30% 40% KörperlicheBehinderung Sinnesbeeinträchtigung GeistigeBehinderung Lernbehinderung Psychische/seelischeBehinderung Abbildung52:GenannteBehinderungsartenindenjeweiligenAngeboten(AngabeninProzentnachAnzahlNennungen,MehrfachͲ nennungenbein=45). ʹǤʹǤͷ Ǧ ò WeitereInformation,dieimKontextderAngeboteabgefragtwurde,warendieFragennachdenKooperatiͲ onspartnernsowienachdenBetreuungspersonenbzw.welchePersonengruppenzuständigfürdieDurchͲ führungderAngebotesind.AuchhierbeiwarenwiederumMehrfachnennungenmöglichunddieAngaben müssensowohlfürdaserste(n=44)alsauchzweiteAngebot(n=31)zusammengerechnetwerden. ZudenKooperationspartnerngibtesinsgesamt83Nennungen.HierbeiüberwiegenentwederKooperatiͲ onspartnerausdemBereichderBehindertenhilfe(schwerpunktmäßigdieörtlicheVertretungderLebenshilfe sowiediakonischeodercaritativeEinrichtungen)oderanderesozialeEinrichtungenundDienste(z.B.andere TrägerderJugendarbeit/Jugendhilfe,Beratungsstellen,Familienzentren,usw.).Häufigwerdennochgenannt: Schulen(insbesondereFörderͲoderSonderschulen)sowieVereine,VerbändeundSelbsthilfeͲoderInteresͲ sensinitiativenvonbeispielsweiseElternmitbehindertenKindern(vgl.Abbildung53).DieAuswertungzuden KooperationspartnernbestätigendabeiwiederumdieErkenntnisseausderOnlineͲUmfrage.SospielenEinͲ richtungenundDienstederBehindertenhilfe,FörderͲundSonderschulensowieElterninitiativennichtnurals AuslöserfüreineTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungeinegroßeRolle,sondernauch (imWeiteren)alswichtigeKooperationspartner. In den Gesprächen wurde dabei auffällig häufig Autismus sowie „Entwicklungsverzögerungen“ oder „Defizite“ genannt. Was die zuletzt genannten Anmerkungen betrifft, so bleibt fraglich, inwiefern es sich hierbei um eine Behinderung nach SGB IX handelt. 26 95 0 5 10 15 20 25 Einrichtungen/Dienste/EinzelakteurederBehindertenhilfe AnderesozialeEinrichtungen/Dienste(Beratungstellen, andereTrägerderJugendarbeit,Jugendhilfe,etc) Schulen(schwerpunktmäßigFörderͲ/Sonderschulen) Vereine,Verbände,Selbsthilfe,Initiativen(v.a. Elterninitiativen) Sozialamt/Eingliederungshilfe,Jugendamt PsychiatrischeKliniken/KinderͲundJugendpsychiatrie Abbildung53:GenannteKooperationspartner(AngabeninabsolutenZahlen,Mehrfachnennungenmöglich). BeiderFragenachdenzuständigenbzw.dasAngebotdurchführendenPersonengruppenkönneninsgesamt 121Nennungengezähltwerden.AlsAuswertungsergebniszeigtsich,dassdiegenanntenAngeboteschwerͲ punktmäßigvonhauptamtlichenMitarbeiter/innendurchgeführtwerden(43%allergenanntenAngebote), gefolgtvonehrenamtlichenMitarbeiter/innen(26%)undgemischtenTeams(11%).SeltensindjedochHonoͲ rarkräftedamitbeauftragt,diesesindjedochauchingemischtenTeamsvertreten(vgl.Abbildung54).Unter „gemischtenTeams“wurdemeisteineMischungan(sozialͲ)pädagogischqualifiziertenHauptamtlichenund Honorarkräften,ehrenamtlichemBetreuungspersonalund/oderPraktikant/innen,FSJ`lersowieBundesfreiͲ willigendienstegenannt.DanebenspielenaberauchexterneAngebotewiederfamilienentlastendeDienst oderSchulbegleiter/inneneinewichtigeRolle.„SonstigeAkteure“sindhingegeninsbesondereexternenAsͲ sistent/innenfürKinder/JugendlichemitBehinderung(z.B.Heilerziehungspfleger/innen,Heilpädagog/innen), oderLehrer/innenausFörderͲ/SonderschulensowieBundesfreiwilligendienste,Praktikant/innenoder FSJ´ler. 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% EhrenamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen HauptamtlicheMitarbeiter/Ͳinnen Honorarkräfte TeamausunterschiedlichenKräften SonstigeAkteure Abbildung54:MitderDurchführungderAngebotebetrautePersonen(AngabeninProzentnachAnzahlNennungen,MehrfachnenͲ nungenmöglich) AuchdieseAuswertungbestätigtdieErgebnisseausderOnlineͲBefragung.DemnachscheinenAngebote,an denen(auch)KinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen,einHandlungsfeldzusein,indemhauptͲ amtlichePlanung,DurchführungundBetreuungeinegroßeRollespielen. 96 ImKontextdieserFragesolltendieEinrichtungenzudemnochgenauereAngabendazumachen,wiederEinͲ satzvonEhrenamtlicheneingeschätztwird(ChancenundGrenzen).Hierzuliegenvon24befragtenAkteuren solcheEinschätzungenvor.AlsChancendesEinsatzesvonEhrenamtlichenwerdenerwartungsgemäßvor allemdieEntlastungderHauptamtlichen,höherePersonalressourcenundinderFolgeeinebessereUnterͲ stützungderteilnehmendenKinderundJugendlichemitBehinderunggenannt: „mehrMöglichkeiten,denPersonalschlüsselzuerhöhen“ „Finanziellnichtanderszulösen,KostenwärennichtsotragbarohneEhrenamtliche“ „BeiMenschenmitBehinderungistofteine1:1Betreuungerforderlich,daswäreohneEhrenamtfinanziͲ ellnichtmachbar“ „TeilnahmevonKindernmitBehinderungwäresonstgarnichtmöglich“ NebendiesenVorteilenwerdenaberauchfürdieEhrenamtlichensowiefürdiebetreutenKinderundJuͲ gendlichemitBehinderungChancengesehen.DieseChancenbeziehensichaufdieKontaktmöglichkeiten zwischenKindernundJugendlichenmitundohneBehinderungsowieaufinformelleBildungsprozesse: „JungeEhrenamtlichehabeneinegroßeChancesichauszuprobierenunddaranzuwachsen“ „SokannmandemgesellschaftlichenAuftrag,Behindertemiteinzubinden,gerechtwerden,Kontakte knüpfen,miteinanderSpaßhaben…“ „Verantwortunglernen,darinheranwachsen,dasermöglichteineGesellschaftsveränderung“ „Behinderungwirdnormal!“ GrenzenimEinsatzvonEhrenamtlichenwerdenvorallemimHinblickaufdreiAspektegesehen:DasfehlenͲ deWissen,drohendeÜberforderungundMotivationsverlust.FehlendesWissenwirdhierbeiauchhäufigmit ÜberforderunginVerbindunggebracht: „Ausbildungfehlt,daswirdgeradebeidemThemaInklusionsichtbar,dieToleranzgegenüberBehinderͲ tenistdeshalbhäufiggefragt „DasfachlicheWissenfehlt,vorallemimUmgangmitFehlverhalten.SiesindmitschwierigenKindern auchmalüberfordert“ „GefahrderÜberforderung,schwermehrfachbehinderteKinderkönnenzurGrenzerfahrungwerden“ „fehlendeKompetenz,Überforderungistschnellda,vielStress,AngstvorderHerausforderung“ „…wennnichtausreichendSchulungundInfoszumThemaPflege,epileptischeAnfälleetc.vorhanden sind,sonststelltdieseineschnelleÜberforderungderEhrenamtlichendar“ „AngebotesindalleinemitdenEhrenamtlichennichtzuschaffen,daspädagogischeGrundwissenvon Hauptamtlichenistwichtig“ „ÜberforderungbeiSchwerbehindertenbzw.hoherzeitlicherAufwand.VorgesprächemitallenElternsind wichtig,dennesgibtimmer`schwierige´Kinder.DieskanndasEhrenamtschnellanihreGrenzenbringen „EhrenamtlichestoßenschnellanihreGrenzen.Jugendliche[mitBehinderung]suchenoftkörperlicheNäͲ he,reagierensonderbar…“ NebendiesenWissensdefizitenund/oderÜberforderungsszenarienwirdaberauchderAspekteinesdrohenͲ denMotivationsverlustsbeiehrenamtlichTätigenherausgestellt.EinsolcherMotivationsverlustkönntesich beispielsweisedanneinstellen,wenndieUnterstützungvonKindernundJugendlichenmitBehinderungzu zeitintensivwird,oderwenndieAngeboteaufgrundderhohenVerantwortungdenEhrenamtlichenselbst keinenSpaßmehrmachenwürden: 97 „EhrenamtlichehabenoftdenAnspruch,dassihrAngebotgutzulaufenhatunddieKindermitFreude dabeisind.(…).Esmusssobleiben,dassesSpaßmacht.Wenneszuanstrengendwird,werdenHauptamtͲ licheeingeschaltetvorOrt,umz.B.dasWochenendezuentlasten“ „MancheDingewerdenschnellfalschaufgefasst,z.B.Kommentare,Reaktionen.EineÜbungrichtigauszuͲ führenfordertsehrvielGeduldderÜbungsleiter.DasisteineGradwanderung“ ImKontextdiesesThemenblockswurdeindenGesprächenauchdeutlich,wiewichtigdieRessourcenfrage ist,insbesondere,waspersonelleRessourcenbetrifft.SoverwiesendiebefragtenPersonenimmerwieder aufeinen„höherenBetreuungsaufwand“oderaufdieNotwendigkeiteiner„Einzelbetreuung“bzw.von„perͲ sönlicherAssistenz“.Dahingegenwürdeaber„keinzusätzlichesPersonal“zurVerfügungstehen.EinigeEinͲ richtungenkönnendiesjedochentwedermitHonorarkräftenoderabermitHilfeeinerKooperationkompenͲ sieren(z.B.mitEinrichtungenderBehindertenhilfeoderSchulen).WeiterhinspielenauchfinanzielleResͲ sourceneinewichtigeRolle:VoneinigenAkteurenwurdeimmerwiederdaraufhingewiesen,dassaktuelle AngebotemitProjektgeldernfinanziertwerden,unddieseAngeboteimFalledesAuslaufensderProjektlaufͲ zeit„gefährdet“sind.EntsprechendwirdderWunschnachfinanziellerAbsicherungbzw.einer„FinanzspritͲ ze“vielfachgeäußert.EinwichtigeRessourcesindfernernochdieRäumlichkeiten.SoverweiseneinigeAkͲ teureaufdieProblematik,dasshäufigkeinebarrierefreienRäumezurVerfügungstehen.Dieswirdjedoch teilweisedurchNutzungbzw.AnmietungenvonzurVerfügungstehendenSporthallen,Gebäudenoder RäumlichkeitensowiedurchKooperationenkompensiert. NebendiesenRessourcenfragenspieltauchdasThema„Wissen“und„Information“,v.a.überdiejeweiligen UnterstützungsbedarfederKinderundJugendlichenmitBehinderungeinewichtigeRolle.Hierbeiwurde vielfachbetont,dassmansichaufunterschiedlicheBedürfnisseeinstellenmussundentsprechendeInformaͲ tionenüberbenötigteUnterstützungsͲundAssistenzbedarfeeinholensollte.DemAustauschmitdenEltern kommthierbeidiewichtigsteBedeutungzu,gefolgtvon(EinzelͲ)GesprächenmitdenbetroffenenKindern undJugendlichenselbst.IneinigenFällenwerdendiebenötigtenInformationenjedochauchüberdieSchuͲ leneingeholt(z.B.Lehrer/innen,Schulbegleiter/innen)oderüberEinrichtungenderBehindertenhilfe. ʹǤʹǤ ǡǦ Insgesamt27von45befragtenEinrichtungenundOrganisationengebenan,dasssiebereitsandiversen SchulungsmaßnahmenoderInformationsveranstaltungenzumThemenspektrumInklusionundBehindeͲ rungteilgenommenhaben.DieseSchulungenrichtensichzwarhauptsächlichanHauptamtliche,aberauch EhrenamtlichenehmensolcheAngebotewahr.DabeiüberwiegenspezielleFortͲundWeiterbildungenzu verschiedenenFragestellungenrundumdasThemenspektrumInklusionundBehinderung.Diezweitgrößte RollespielthingegendermehroderwenigerinformelleAustauschmitKooperationspartnern,insbesondere mitKooperationspartnerausderBehindertenhilfe.Fachtage,VorträgeundReferatespieleneinekleinere Rolle.DanebengebennocheineHandvollAkteurean,dasssieankeinenspeziellenSchulungenteilgenomͲ menhaben,sonderndasbenötigteWissenübereinefrühereAusbildungund/oderBerufstätigkeiterwerben konnten(vgl.Abbildung55). DieBandbreiteanThemenistvielfältig.GenanntwerdenSchulungen/FortbildungenzuverschiedenenForͲ menvonBehinderung(insbesondereAutismus,psychischeErkrankungenundADHSscheinenhierbeiwichtiͲ geThemenzusein),Umgangmitherausforderndembzw.aggressivemVerhaltenundschwierigenSituatioͲ nen,Vielfalt&Inklusion,Sensibilisierung,Barrierefreiheit,AssistenzundElternarbeit. 98 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 SpezielleFortͲundWeiterbildungen(Seminare, Fortbildungen,Schulungen,Juleica) WissensͲundErfahrungsaustauschüberKooperationspartner (v.a.Behindetrenhilfe,Psychiatrie) Fachtage,Themenabende,Vorträge BenötigteQualifikationenliegenbereitsvor(vorherige Ausbildung/Berufstätigkeit) Abbildung55:AngabenzuFortͲundWeiterbildungenimThemenspektrumInklusionundBehinderung(AngabeninabsolutenZahlen) Ergänzenddazusolltenochherausgefundenwerden,welcheSchulungsͲundFortbildungsthemenzukünftig gewünschtbzw.alswichtigerachtetwerden.Hierwurdenvon33AkteurengenauereAngabenzusolchen Themengemacht,12Einrichtungen/Organisationenverweisenjedochdarauf,dasssiekeinenBedarfhaben (vgl.Abbildung56).Begründetwirddiesbeispielsweisedamit,dassdieThematikaufgrundderberuflichen ErfahrungenvonMitarbeiter/innenabgedecktist,oderweilesentsprechendeKooperationspartnergibt,die überdasbenötigteWissenunddieKompetenzenverfügen. Alszukünftigrelevantebzw.gewünschteFortͲundWeiterbildungsthemenwerdenmitAbstandamhäufigsͲ tenInformationenzuverschiedenenArtenvonBehinderungsowiezumjeweiligenUnterstützungsbedarf genannt.Insgesamt15von45AkteurenbenanntendiesesThemenspektrum.AnzweiterunddritterStelle folgendannFortͲundWeiterbildungenbzw.einWissensͲundInformationsbedarfzudenThemen„PlaͲ nung/Gestaltungvon(inklusiven)AngebotenundMethoden“sowie„AllgemeineInformationenzumTheͲ menspektrumInklusion“.Jeweils7und6befragteEinrichtungen/OrganisationennannteneinenFortbilͲ dungsbedarfindiesenbeidenBereichen(vgl.Abbildung56). 0 5 10 15 20 InformationenzuBehinderungenundFormender Unterstützung/Assistenz PlanungundGestaltungvon(inklusiven)Angeboten, Methoden,Sensibilisierung AllgemeineInfornationenzumThemaInklusion, Inklusionsverständnis Erfahrungsaustauschzwischen Organisationen/Einrichtungen,Fachtage Finanzierungvon(inklusiven)Angeboten/Projekten Elternarbeit Sonstiges(rechtlicheFragen,FlüchtlingemitBehinderung) KeinenFortbildungsbedarf(keinBedarf, InformationsaustauschmitKooperationspartnern) Abbildung56:GewünschteFortͲundWeiterbildungenimThemenspektrumInklusion/Behinderung(AngabeninabsolutenZahlen) 99 ImThemenspektrum„InformationenzuBehinderungenundFormenderUnterstützung/Assistenz“gehtes primärumAufklärungüberspezifischeMerkmaleverschiedenerArtenvonBehinderungen,aberauchumdie Frage,welche(VerhaltensͲ)AuffälligkeitenmiteinerspezifischenFormderBehinderungverbundensindund welcheArtvonUnterstützungnötigist(dasThema„psychischeErkrankung“wirdalleinsechsMalgenannt, UmgangmitautistischenKinderndreiMal).HinsichtlichdesThemasUnterstützungwirdimmerwiederauf „geeigneteAssistenz“bzw.aufdieFragederUnterstützungssicherungundPlanung/GestaltungderAngebote verwiesen.InsgesamtistbeidiesenThemenderZusammenhangzwischenArtderBehinderungunddem jeweiligenUnterstützungsbedarfaufdereinenSeitesowiedenHerausforderungenindenjeweiligenAngeͲ botenaufderanderenSeitezentral,sodassdiebeidenThemengebietenichtgetrenntvoneinandergesehen werdenkönnen,wieauchdiefolgendenAussagenbeispielhaftverdeutlichen: „(…)wiegeheichdamitum,wiemussichmeineAngeboteentsprechendandersplanen“ „WasbedeutenpsychischeStörungenfürdenGruppenprozessunddieGruppendynamik“ „(…)besserverstehenundwissen,wiedamitumzugehenistundwieessichfürdieGruppeauswirkt“ InformationenzurPlanungundGestaltungvonAngebotenwerdenvorallemdeswegengewünscht,weildie Möglichkeitenvonräumlichenund/oderinhaltlichenAnpassungenhäufigunbekanntsindodermansicherͲ gänzendeAnregungendazuwünscht.EindirekterBezugzurgewünschtenWissensvermittlungzudenverͲ schiedenenArtenvonBehinderung(sieheoben)isthierdurchausgegeben: „praktischeAnregungenwieichdasbewerkstellige,dieÜbungensozuverändern,dassaucheinSpastiker daranSpaßhat“ „WaskannmanimJugendhausaninklusivenSpielangebotenmachen,wiekannmanRäumebesserfür Rollstuhlfahrergestalten?“ „(…)Handwerkszeug,wiemanaufKindermiteinerBehinderungzugehensollundwiemansieineinebeͲ stehendeGruppeintegrierenkann.(…).Sportstundenmüsstenandersaufgebautwerden,wegvomLeisͲ tungsdenkenhinzumgemeinsamenSpiel“ AllgemeineInformationenzumThemaInklusionwünschensich6von45befragtenEinrichtungen/OrganisaͲ tionen.Hierbeigehtesunteranderemauchdarum,ein„einheitliches“Inklusionsverständniszuklärenund auchderFragenachzugehen,waseigentlich„gelungene“Inklusionausmacht. NebendiesenFortͲundWeiterbildungsthemenwurdevoneinerHandvollAkteureauchnocheinAustausch zwischenEinrichtungengewünscht,etwaimRahmenvonFachtagen: „darüberinformieren,wasananderenStandortenschonläuft,auchwiediesefinanziertwerden,persoͲ nellausgestattetsindusw.,mehrRichtungInfoveranstaltung „Erfahrungsaustauschmitanderenwäreschön,neueWegefinden,andereKonzepteundWegefinden WeitereWünschezuSchulungsthemenbeziehensichzuletztaufdieFinanzierungvon(inklusiven)AngeboͲ ten,aufElternarbeitsowieaufdieThemenFlüchtlingemitBehinderungundrechtlicheFragen. 100 ʹǤʹǤ Y ò Ǧ MehralsdieHälftederbefragtenEinrichtungenundOrganisationen(n=25;56%)habeneinenAnsprechpartͲ nerfürInklusion,44%(n=20)verneinendies.DieAufgabeneinessolchenAnsprechpartnerserstreckensich vonderKonzepterstellung,Organisation,FinanzierungundKoordinationderAngebote,überdieÖffentlichͲ keitsarbeit,AnmeldungsformalitätensowiedieKontaktarbeitmitEltern,FamilienundKooperationspartnern ausderBehindertenhilfebishinzumManagementderUnterstützungundSchulungvonEhrenamtlichen. HäufigerwähntwirddabeivorallemdieFunktioneinerKontaktstellefürElternbehinderterKinderundJuͲ gendlichensowiefürEinrichtungenderBehindertenhilfe.DieAnsprechpartnerfungierenaberauchalsMulͲ tiplikatorundSprachrohrnachinnenundaußenundsollenbeispielsweisedas„Themavorantreiben“. EtwadieHälftederAkteure(22von43;in2FällenfehlenAngaben)gibtweiterhinan,dassdieAngebote auchexplizitalsinklusiveAngebotebeworbenwerden,49%(21von43)verneinendies.Dieverschiedenen BewerbungsstrategienfürdieseAngeboteentsprechendabeizwardenüblichenStrategienderÖffentlichͲ keitsarbeit.JedochspieltdieZusammenarbeitmitDienstenundEinrichtungenderBehindertenhilfe,diegeͲ zielteInformationvonSchulen(v.a.SonderͲundFörderschulen)sowiedieAnsprachevonElternmitKindern mitBehinderungeinewichtigeRolle. 0 2 4 6 8 10 12 14 16 GezielteZusammenarbeitmitEinrichtungen/Dienstender Behindertenhilfe WerbunganSonderͲ/Förderschulen MundͲzuͲMundͲPropaganda,PersönlicherKontakt Programmhefte,Flyer,Anzeigen,Gemeindeblatt Internet(facebook,EͲMails) DirekteAnsprachebeiEltern Abbildung57:BewerbungvonAngebotenfürKinderundJugendlichemitBehinderung(AngabeninabsolutenZahlen,MehrfachnenͲ nungenbein=22). InsbesonderewasdieInformationvonElternbehinderterKinderbetrifft,sohatderAspektder„Sicherheit“ einewichtigeBedeutung,wieesauchexemplarischinderfolgendenAussagedeutlichwird: „InklusionistschonimTextdesFlyers,zusätzlichFotosmitBeispielen,eswirdexplizitdaraufverwiesen, dassAssistenzgewährleistetist.…“ DieEinrichtungenundOrganisationen,dieihreAngebotenichtexplizitbewerben(n=21)wurdenebenfalls dazubefragt,warumsievoneineraktivenWerbungabsehen.Vondieseninsgesamt21Einrichtungen,die ihreAngebotenichtfürKinder/JugendlichemitBehinderungbewerben,gaben18EinrichtungenauchGründe an.DieHauptgründefürdasNichtbewerbenderAngeboteliegeneinerseitsindergutenbestehendenNachͲ frage,andererseitsinderAngst,solcheAngebotemitdenbestehendenRessourcennichtbewältigenzukönͲ nen,begründet(vgl.Abbildung58).In7FällenfehlendieBegründungenund2EinrichtungenverweisendaͲ rauf,dasssieeigentlichgarkeineinklusivenAngebotehaben(sieheauchAbbildung48inKapitel2.2.3) 101 0 2 4 6 8 EsgibtkeinewirklicheninklusivenAngebote KeineWerbungnötig,dagenugNachfrage(Einrichtungist generelloffen,MundͲzuͲMundͲPropagandareichtaus, JugendlichemitBehinderungkommenvonselbst) FehlendeRessorucen(z.B.TeilnahmehatGrenzen,fehlende Kompetenz,fehlendesPersonal,Unterstützungkannnicht immergesichertwerden) OhneweitereErklärung Abbildung58:GründefürdieNichtbewerbungvonAngebotenfürKinderundJugendlichemitBehinderung(Angabeninabsoluten Zahlen,Mehrfachnennungenbein=18). ImZusammenhangmitdemThemaWerbungundÖffentlichkeitsarbeitwurdeauchgefragt,inwiefern sprachlicheBarrierenbeiderAngebotsbewerbungundbeidenrelevantenInformationenberücksichtigtwerͲ den(etwabeiderGestaltungvonFlyern).DieAuswertungdazuzeigt,dasseineBerücksichtigungvonsprachͲ lichenBarrierenlediglichvonvierbefragtenAkteurenüberhaupterwähntwurde(hierbeivorallemleichte Sprache),waswiederumbestätigt,dasssolcheBarrierenindenseltenstenFällenbeiderAngebotsplanung präsentsind(vgl.dazuauchAbbildung41).DieVerwendungvonInformationeninleichterSprachewürde sichjedochinvielerleiHinsichtauszahlen,wieauchdasfolgendeZitatverdeutlicht: „EinfacheSpracheauchdeshalb,weilFlüchtlingeundMenschenmitMigrationshintergrundangesprochen werdensollen“ ʹǤʹǤͺ ò ImZusammenhangmitderBeschreibungderverschiedenenAngebotewurdendie45Einrichtungenund Organisationennochdanachgefragt,wieihreErfahrungenmitdiesenAngebotensind(vgl.Abbildung59). BeidenerstengenanntenAngeboteantworteten40von45AkteurenaufdieseFragen,beidenzweitenAnͲ gebotenalle33Akteure(AnzahlNennungen:73).DieBewertungfälltdabeiinsgesamtsehrgutaus,lediglich 8%vergebenhierbeieineetwasschlechtereBewertung(„teils/teils“,„eherschlecht“). 80% 70% 65,8% 60% 50% 40% 26,0% 30% 20% 5,5% 10% 0% Sehrgut Ehergut Teilsteils 2,7% 0,0% Eherschlecht Schlecht Abbildung59:BewertungderAngebotefürKinderͲundJugendlichemitBehinderung(AngabeninProzent) 102 Inden45TelefoninterviewswurdediesepositiveEinschätzungauchinhaltlichbestätigt.VieleberichtendaͲ von,dasssie„nurguteErfahrungen“gemachthaben,dassesfürdieanderenKinderundJugendlichen„kein Problemwar“unddassanfänglichbestehendeHemmschwellenundBerührungsängstezunehmendabgeͲ bautwerdenkonnten.DabeiwirdineinzelnenPassagendeutlich,dassesdurchausanfänglicheBerührungsͲ ängstegab,dieabernachundnachindenHintergrundtraten: „DieKinderstandenanfangsbefremdlichda,konntenmitRollifahrergarnichtsanfangen,nachdemMitͲ tagessenwurdedasabereineGruppe,alleswartollundfürdenRollifahrerwaresderschönsteTagin seinemLebengewesen“ „Wirwarenfroh,dassdieBesucherdasMädchennichtausgelachthaben,siekommtmitAssistenz,kann nichtsprechenundbeginntgerademitGebärdensprache.EsgibtnochwenigeBerührungspunkteaberes bessertsich“ EinewichtigeRollehierbeischeintjedochdieModerationdieserBegegnungensowieeinekonzeptionelle PlanungdieserBegegnungenzuspielen,wiebeispielsweiseindemfolgendenZitatdeutlichwird: „DieErfahrungenwarensehrunterschiedlich,amAnfangkeinKonzept,nurZusatzbetreuer,einBetreuer vonderLebenshilfe,unddieKinder[mitBehinderung]warenetwasausgeschlossen.DaswurdenungeͲ ändert,läuftjetztbesser…“ Von45befragtenAkteurenplanen29EinrichtungenundOrganisationenweitereAngebotefürKinderund JugendlichemitBehinderung(entspricht64%),etwaeinDrittelverneintdies27.GenanntwerdenhierbeijeͲ dochvorallemspezielleAngeboteoderProjekte(allein68%derNennungen).Hierunterfalleninsbesondere Freizeitenbzw.AngeboteimRahmendesFerienprogramms,Tanzprojekte,erlebnisͲ,sportͲundtheaterpäͲ dagogischeProjekte,einMädchengruppenangebotoderauchgrößereVeranstaltungenwieeininklusiverTag deroffenenTür.28AmzweithäufigstengenanntwerdenAngebotezurSensibilisierungoderzurSicherung vonAssistenz.HierbeigehtesbeispielsweiseumAktionenzurSensibilisierungderBevölkerungfürdieBelanͲ gebehinderterMenschenoderumFSJͲTandems,bestehendausjungenMenschenmitundohneBehindeͲ rung.NurwenigeEinrichtungenstrebenweiterhineinegenerelleÖffnungihrerAngeboteanundzweiEinͲ richtungenbenennenAktivitätenzumAbbauvonBarrieren(vgl.Abbildung60). 0 5 10 15 20 25 SpezielleAngeboteundProjekte AngeboteimBereichSensibilisierung,Öffentlichkeitsarbeit undUnterstützung GenerelleÖffnungderAngebote AbbauvonBarrieren Abbildung60:Planungweiterer(inklusiver)Angebote/AktivitätenfürKinderͲundJugendlichemitBehinderung(AngabeninabsoluͲ tenZahlenbein=29) Diejenigen Einrichtungen, die keine weiteren Angebote für Kinder und Jugendliche mit Behinderung planen, verweisen insbesondere auf fehlende personelle Ressourcen als Hauptgrund. Eine gewisse Rolle spielt zudem das Thema „Flüchtlinge“, welches aktuell andere Themen völlig zu überlagern scheint. 28 In einzelnen Fällen ist jedoch nicht ganz klar, inwiefern es sich dabei zukünftig um inklusive, d.h. gemischte Angebote, oder eher um spezielle Angebote für Gruppen von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung handeln wird. 27 103 ÄhnlichwieinderOnlineͲBefragungkonntendiebefragtenAkteureauchindenTelefoninterviewsundFallͲ studienabschließendnochAnregungenundWünschezurweiterenUmsetzungvonInklusioninHandlungsͲ felderderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitäußern.DabeizeigtsichentsprechendderErgebnisse ausderOnlineͲBefragung(vgl.Abbildung42sowieTabelle3)ebenfallseindeutlichesÜbergewichtbeider ProblematikfehlenderpersonellerundfinanziellerRessourcen: „(…)großeFinanzierungsproblematik,mankämpftumjedenEuro.InklusivbedeutetMehraufwand,was sichinArbeitsstundenniederschlägt.EskannnichtallesEhrenamtlichlaufen.DieGehälterimsozialenBeͲ reichsindsoschlecht,dassdieMotivationoftfehltundProjekteamfehlendenEngagementdesPersonals scheitern(…).Inklusionsprojektesindnichtnurals`GutͲMachͲProjekte´zusehen.“ „FördermittelsindAnreiz,abernichtaufDauerangelegt“ Deutlichwirdhierbeiauch,dassdiesepersonellenundfinanziellenRessourcenwiederumandereThemen tangierenundeinewesentlicheRollebeieinerganzheitlichenUmsetzungvonInklusionspielen: „AufstockungderpersonellenRessourcen,mehrZeitzumAufbauvonKooperationen“ „Werbenkönnenwirnicht,denndawärenwirpersonellschnellüberfordert“ NebendiesenForderungennachmehrpersonellenund/oderfinanziellenRessourcenwirdaberinsbesondere indenTelefoninterviewsaufdieBedeutungeinergezieltenWerbung,vonBewusstseinsprozessenundentͲ sprechendeöffentlichkeitswirksamenKampagnenverwiesen.DiesezentraleBedeutungvonAktivitätenzur VerbesserungderNachfragevonKindernundJugendlichenmitBehinderungkonntebereitsbeiderAuswerͲ tungderOnlineͲBefragungbeobachtetwerden(vgl.Abbildung44und45).EntsprechendeAussagenfinden sichauchindenTelefoninterviews: „KindermitBehinderungengehenoft`Sonderwege´(…).WiefindetmanKindermitBehinderungen?Sie sindnichtwirklichpräsent,dieBereitschaftderElternmussvorhandensein“ „EinSelbstverständnis,dassKindermitEinschränkungenauchkommenkönnen,abereserforderteineguͲ teElternarbeit.“ „(…)ambestenistes,wenndieElternunddasKindaufdieEinrichtungzukommenmiteinemkonkreten Teilnahmewunsch“ „EserfordertvorallemeinUmdenken.EinMenschmitBehinderungmachteineSachenichtautomatisch komplizierter.MenschenmitBehinderungensolltenmotiviertwerden,auchanganznormalenAktionen undTreffenteilzunehmen.OftisteinegroßeHemmschwelleda,sichnachaußenzubewegen.BerühͲ rungsängstemüssenabgebautwerden,aufbeidenSeiten.“ AbschließenderöffnetdieAuswertungderTelefoninterviewsjedochauchnocheineneuePerspektive:InsgeͲ samtkommtderKinderͲundJugendarbeitsowiederJugendsozialarbeitnachAussageneinzelnerBefragter nichtnurdieAufgabezu,KinderundJugendlichemitBehinderunginihrenAngebotenzuinkludieren,sonͲ derngleichermaßenaucheinenBildungsauftraginRichtungSensibilisierungderGemeinschaftzuerfüllen: „mehrgesellschaftlicheInklusion,immerwiedersichPhilosophiederInklusionklarmachen,Verständnis fürInklusionindereigenenEinrichtungundinderGesellschaftwecken“ „weitereInstitutionenansprechen,motivieren.ZuvieleÄngstesindda“ „(…)EinstellungzumThemaändern,vielesindnochetwashilflos,wiegeheichmitBehindertenum?DarͲ ausentstehtdanneineHaltung:`daskönnenwirdochgarnicht´.WirwollenaberVorbildsein(…). 104 2.3 ErgebnissezurGestaltungundDurchführungvonAngebotenfürKinderund JugendlichemitBehinderung–EinetypologischeEinordnung DieinKapitel2.2.2zurClusterungderverschiedenenAngeboteentwickelteSystematikkannabschließend dafürgenutztwerden,dieindenTelefoninterviewsundFallstudiengenanntenErfahrungenunddamitverͲ bundenenHerausforderungensystematischzusammenzufassenundimKontextderjeweiligenInhalteund ZielederAngebotezuinterpretieren.DabeizeigensichindenverschiedenenAngebotsartenunterschiedliche ErfahrungenundAnforderungen,dieimFolgendenzueinerTypologieverdichtetwerdensollen. ʹǤ͵Ǥͳ ȌǣǷƮƲDzȂòǡ Ǧ ǡȀ¡ DieInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderungimRahmendesRegelbetriebs(offenerBereich, alltäglicheArbeit)stellteinerseitseineArt„Königsdisziplin“beiderUmsetzungvonInklusioninderKinderͲ undJugendarbeit/Jugendsozialarbeitdar,andererseitsbringtdieseaberauchdiegrößtenHerausforderunͲ genmitsich.DieKernstrategiedabeiist,spezielleAngeboteweitestgehendzuvermeiden.Indenjeweiligen AussagenzudiesemAngebotstypusspiegelnsichverschiedeneSchwierigkeiten,ProblemfelderundHerausͲ forderungenwieder,diesichimGroßenundGanzenaufdievielfältigenUnterstützungsbedarfeundderen KenntnissowieaufdieNotwendigkeiteinerSicherungvonAssistenzundBetreuungbeziehen.Zweitenszeigt sichindiesemFeld,wiewichtigesist,dieAngeboteundAktivitätenandieBedarfederbehindertenKinder undJugendlichenanzupassen.Auffallendistdrittens,dassessichhäufigumeinzelneKinderundJugendliche mitBehinderunghandelt.DienachfolgendenInterviewpassagenverdeutlichendieseInterpretation29: „EinJungemitgeistigerBehinderungwurdein[dasRegelangebot]aufgenommen.ErnimmtbeiallenVeranͲ staltungenteilundistbegeistertdabei.DerJugendlichewarsogarimLeitungsteamundhatFreizeitenbeͲ gleitet.“ „EinJugendlichermitDownSyndromistsehrguteingebunden,wirdvondenMädchenmitKüsschenbeͲ grüßt.EristseitvielenJahrenschondabei,brauchtabermehrAufmerksamkeit.“ „Wirwarenfroh,dassdieBesucherdasMädchennichtausgelachthaben,siekommtmitAssistenz,kann nichtsprechenundbeginntgerademitGebärdensprache,esgibtnochwenigeBerührungspunkteaberes bessertsich.“ „HiernehmenzweiKindermitkörperlicherundgeistigerBehinderungteil.FürsiewirddasProgrammextra angepasstundauchbeilangenWanderungenwirdeinWeggefunden,dasssiemitkönnen.“ AuchwennessichhierbeihäufigumEinzelfällehandelt,sosinddieseofteineArt„Auslöser“,dasssichEinͲ richtungenundOrganisationenderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungnochstärker öffnenundentsprechendeWegefindenmüssen,InklusionimRegelbetriebumzusetzen: „ZudenErfahrungen:BeiderEingliederungderKidsgabeskeineProbleme.AllerdingsmachtsichderJuͲ gendtreffgeradeerstaufdenWeginSachenInklusion.DerJugendtreffversuchtkeinespeziellenAngebote zuschaffen,sondernniedrigschwelligeAngebotefüralleanzubieten.“ „Sehrgelungen,dasichdieBehindertenimHausdurchandereVeranstaltungengutauskennen,sichfrei bewegenkönnenundsichselbstdieWorkshopsaussuchen.“ „SiesuchensichGruppierungenaus,wosieangenommenwerden.“ 29 Die Interviewpassagen werden teilweise sinngemäß wiedergegeben, da einige Informationen handschriftlich mitgeschrieben wurden. Zudem soll dadurch ermöglicht werden, eine größtmögliche Anonymität zu gewährleisten. 105 DabeiführteineTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungim„Regelbetrieb“zuvielfältigen Herausforderungen,diegelöstwerdenmüssen.HierbeisinddieFragederRessourcen,dieSicherungder BetreuungsowiedieBarrierefreiheitelementar: „WirhabenselbsteineRampefürzweiRollstuhlfahrergebaut,dieEinrichtungstehtjedemoffen,wirleben Inklusion.“ „DasZusammenseinderJugendlichenläuftsehrgut,esistjedocheinegroßeHerausforderungfürdieMitͲ arbeiter.DieRessourcen,umsichadäquatumdieJugendlichenzukümmern,fehlenmeist.“ „Betreuungsaufwandistwesentlichhöher,Regelnmüssenöfterserklärtwerden,Zusammenspielklappt abertoll.BeidenTierenistVorsichtgeboten,esistimmereineBetreuungspersonvorOrt.“ „BeidenKindernmitBehinderungwarenesfastallesEinzelbetreuungsfälleaufgrundstarkerkörperlicher Einschränkungen.“ NebendenSchwierigkeitenimHinblickaufAssistenz,RessourcenundAufgabenprofilwirdaberauchein wichtigerAspektvonInklusionim„Regelbetrieb“genannt:SokönnteeineNichtanpassungvonAngeboten und/odereine„fehlende“individuelleBetreuungauchdazuführen,dassKinderundJugendlichemitBehinͲ derungindenGruppen„untergehen“oderdieLustandenAngebotenverlieren: „WiekannichmitMenschenmitgeistigerBehinderungmusikalischarbeiten?Siesindimpulsiver,nichtso ausdauernd,verlierenschnelldieLust.“ „MenschenmitBehinderunggehenleichtindenGruppenunterundhörendeshalbschnellwiederauf.“ ʹǤ͵Ǥʹ ȌǣǷ ¡o DzȂǦ ǡǡǡǡ éǦ Ú DieserTypusvonAngebotenfürKinderundJugendlichemitBehinderungsetztimGrundeaufeineprojektͲ förmigeGestaltungderBegegnungssituationen.DazugehörenverschiedeneProjekte,Workshops,WochenͲ programmpunkteaberauchGroßveranstaltungenwieKinderspielstädte,dieMitwirkunganStadt(teil)festen sowieFerienfreizeiten.AlsvorteilhaftwerdendabeivorallemderCharakterderAußeralltäglichkeit,der„AbͲ geschlossenheit“sowieder„Eventcharakter“derjeweiligenAktiongesehen,weilverschiedeneAngebote erprobtwerdenkönnenund„Erfolge“kurzfristigerkennbarsind.Alsnachteiligeingeschätztwerdenjedoch dieanfallendenPlanungsaufgaben,derhäufigkurzfristigzuerbringendeKraftaktsowiedieUnberechenbarͲ keitdes(ProjektͲ)Verlaufs.InsgesamtstehtundfälltdieDurchführungsolcherspeziellenAngebote,Projekte undProgrammpunktemiteinermöglichstdurchdachtenPlanungderAktivitäten,derAbklärungbenötigter RessourcensowiederFlexibilitätderBeteiligten.EinigeAussagenausdenInterviewsverdeutlichensowohl dieVorteile(Eventcharakter,kurzfristigeErfolge)alsauchdieHerausforderungen(Planungsfragen,benötigte Flexibilität): „EinTaggemeinsamFußballspielenohneDruck,nurzumSpaß,GesundeKinderstandenanfangsbefremdͲ lichda,konntenmitRollifahrergarnichtsanfangen,nachdemMittagesseneineGruppe,alleswartollund fürdenRollifahrerwaresderschönsteTaginseinemLebengewesen.“ „HatallenBeteiligtenSpaßgemacht,wirhabengemeinsameinMusicalaufgeführt,sindauchschauspieleͲ rischinErscheinunggetreten.“ „NachtwanderungwareinErlebnis,dasvielesonichtkannten.“ 106 „SeitzweiJahrengibtes[dasAngebot],diesesJahrwaresgrößer,Logistikschwieriger,daAnreisemitöfͲ fentlichenVerkehrsmitteln.ZusammenarbeitmitderSchulewardankdesEngagementseineseinzelnen Lehrersgut.DieFinanzierungwarschwierig,dadieSchuleunkooperativwarundkeineKostenübernehmen wollte.EswarvielEinsatzgefordertbeiderUnterstützungderbehindertenKinder.“ „SchwierigkeitengibteseherstrukturellerArt,dassz.B.einKünstlercateringparallelzumCafévorbereitet werdenmuss,vompädagogischenKonzeptherabersehrgut.“ DieindiesenAktivitätengeschildertenHerausforderungenentsprechenimGrundeauchdenAnforderungen aneineInklusionindenRegelbetrieb:EsgehthierbeiauchumRessourcen,SicherungvonUnterstützung sowieAnpassungderAngebote. „SpannendeundtolleArbeit,warbishereineBereicherung,manmussabervielesmehrfacherklärenund vereinfachen.“ „Manschautsituationsbedingtobesmöglichist.ImVorfeldmussmandasKindmiteinerBehinderungerst kennenlernen.“ „InsbesondereKinder[ohneBehinderung],dieschonlängerdabeisind,entwickelnBereitschaftzurehrenͲ amtlichenAssistenz,auchElternvonbehindertenKindernarbeitenehrenamtlichmit.“ „IndenGruppenmitKindernoderJugendlichenmiteinerBehinderungarbeitendreiBetreuerbei15Ͳ20 Teilnehmern.DavonistimmernureinTeilnehmermitEinschränkung.InderRegelkommteinBetreueraus derFamilieoderEinrichtungmit.“ WiesichindenletztenbeidenPassagenbereitszeigt,scheinendieElternderTeilnehmer/innenmitBehindeͲ rungeinegroßeRollezuspielen.DiesewerdenindasUnterstützungssettingeinbezogenundüberdiesewerͲ deninderRegelauchdiebenötigenInformationenüberdenUnterstützungsbedarfeingeholt: „Elternmüssenmiteinbezogenwerden,dieFrageist:wiewerdenInfostransportiert?“ „LebendigeundspannendeAngebote,nurguteErfahrungen.DieElternwünschensichmehrsolcheAngeͲ bote,manmusssichaufalleBedürfnisseeinstellen.“ „EskommtimmeraufdieKidsundderenFamiliean.BeiSchwierigkeitenmussmandahinterhersein,das Familiensystemmiteinbeziehen.ImBereichInklusionmussmanseinAngebotimmerwiederüberprüfen undneueBereicheabdeckenoderanpassen.Manmussaberauchwissen,wasmansichzutrauenkann. HierfüristdieElternarbeitwichtig.ManmussständigimGesprächbleiben!“ ZudiesemTypusgehörenfernerspezielle(FerienͲ)Freizeiten,AusflügeoderFerienprogrammpunktewie Kinderspielstädte.AuslösereinerTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungkanndabeibeiͲ spielsweisesein,dassehrenamtlichtätigeKinderoderJugendlicheGeschwistermitBehinderunghabenund diesezudenentsprechendenProgrammangebotenmitbringen: „Beiüber100Ehrenamtlichen,diebeiunsmitarbeiten,gibtesoftwelche,dieeigeneGeschwisteroderanͲ dereAngehörigemitBehinderunghaben.EskommenalleFormenderBehinderungvor.“ InsgesamtzeichnetsichdieserTypusanAktivitätendurchAußeralltäglichkeit,Abgeschlossenheitsowiedurch einenbesondershohen„Eventcharakter“aus.ImGegensatzzurInklusionindenRegelbetriebhabendiese kurzfristigenAktivitätenjedochdenNachteil,dasssienichtnachhaltigwirken:häufighandeltessichbeiͲ spielsweiseumwenigeStundeninderWocheoderimFallevonFerienfreizeitenoderGroßveranstaltungen umeinmaligeEventsmiteinerDauervonwenigenTagenoderWochen. 107 ZudembestehtdieGefahr,dassdieteilnehmendenKinderundJugendlichenmitBehinderungauchinnerhalb desAngebotssepariertwerden: „DieErfahrungenwarensehrunterschiedlich,amAnfangkeinKonzept,nurZusatzbetreuer.DieBetreuer vonderLebenshilfeunddieKinderwarendaheretwasausgeschlossen.Daswurdenungeändert,läuftjetzt besser.“ ʹǤ͵Ǥ͵ ȌǣǷǨDzȂǡǦ Ǧ DerdritteTypusstelltinderTypologieeineBesonderheitdar,weilesbeidiesenAktivitätennichtdirektum dieInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderungindiejeweiligenAngebotegeht.Stattdessen zielendieVorhabenundProjektedaraufab,Inklusionals„Haltung“zuetablieren.Dazugehörenvorallem Sensibilisierungsaktivitäten,Multiplikatorenprojekte(z.B.Inklusionsbotschafter)oderTandemͲModelle.Mit HilfesolcherProjekteundAktionensolldieinklusiveIdeebeispielsweiseindenjeweiligenOrganisationen (z.B.inSchulen)oderimSozialraumsichtbarundnachaußentransportiertwerden: „UnserZielistes,MultiplikatorenalsInklusionsexpertenundInklusionsbotschafterzugewinnenundauszuͲ bilden.DazuschulenwirMitarbeiter/innenundEhrenamtliche.“ „Zielistes,einzelneSchülerzumotivieren,sichzu„IncluͲAngels“ausbildenzulassen.SieerhaltenSchulunͲ genimUmgangmitMenschenmitBehinderungundwerdendannineinemTandemmiteinemMenschen mitBehinderungeingesetzt,umdiesenbeiseinerFreizeitgestaltungzubegleiten.“ DergezieltenSchulungvonjungenMenschen,etwaalsehrenamtlichTätige,kommthierbeieinebesondere Bedeutungzu: „HohesMaßanAnfangsbetreuung,Schulungensindextremwichtig“ „LehrerhabenihreSchüler[nachdemLehrgang]nichtwiedererkannt,sotollwardasErlebnis.AllekomͲ menauseinerRegionundsolleneinenschönenTagmiteinanderverbringen.“ InsgesamtsinddieseAktivitätennichtzuunterschätzenundbeider(weiteren)UmsetzungvonInklusionvon KindernundJugendlichenmitBehinderunginderKinderͲundJugendarbeitsehrwichtig.WiebereitsinKapiͲ tel1.2sowieinKapitel1.3.1gezeigtwurde,habendieBewusstseinsbildungsowieSensibilisierungentspreͲ chenderPersonengruppenparallelzuÖffnungvonAngebotenundAktivitäteneinewesentlicheBedeutung. InsofernkommtderKinderͲundJugendarbeitbzw.JugendsozialarbeitnichtnurdieAufgabezu,dieZugänge ihrerAngebotezuöffnenundeinestärkereBeteiligungvonKindernundJugendlichenzuermöglichen.DaneͲ bengehtesaberimmerauchumeinenBildungsauftrag,indemalleBesucher/innenundTeilnehmer/innen fürdieBelangebehinderterMenschensensibilisiertwerdenundVielfaltalsnormalempfundenwird.Somit könnendieKinderͲundJugendarbeitsowiedieJugendsozialarbeitaucheinenwichtigenBeitragzurgesamtͲ gesellschaftlichenRealisierunginklusiverLebensweltenleisten.DiesgiltinsbesondereauchimSinnevon Gemeinwesenorientierung,AngebotenimKontextSchule,Förderungvon(politischer)Partizipationinden KommunensowiezurVerbesserungderChancenbehinderterKinderundJugendlicherinSchuleundAusbilͲ dung. 108 ʹǤ͵ǤͶ Ȍǣ ǷƮƲ Dz Ȃ Ƿ Dz ò é BeidemletztenTypushandeltessichstrenggenommennichtuminklusive,d.h.gemischteAngebote.HierunͲ tergefasstsindspezielle(GruppenͲ)AngeboteundSettingsfürKinderundJugendlichemitBehinderungsoͲ wiefallorientierteEinzelhilfe,etwaspezielle„Trainings“fürKinderundJugendlichemitBehinderung.Im RahmenvonKooperationenmitFörderͲundSonderschulen,ElternverbändenoderBehindertenhilfeeinrichͲ tungennutzenbeispielsweiseeinzelnePersonenoderGruppenvonKindernundJugendlichenmitBehindeͲ rungAngebotederKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit.DieskönnenAngeboteinJugendhäusern oderJugendtreffssein(etwadieNutzungvonRäumen),oderaberauchspezielleGruppenbeiSportvereinen (z.B.sogenannteBehindertensportgruppen).DieAngebotefindendannnichtseltenzuspeziellenZeiten,in speziellenSettingsoderinspeziellenRäumlichkeitenstatt. „DieGruppenfindendasAngebotklasse.WirvereinbarenregelmäßigeTermine.EsgibteinegroßeAnfrage undimmerwiederneueKooperationspartner.“ „[DieGruppen]kommenalleregelmäßig,siemachenallesmit,soweiteskörperlichmöglichist.DieTeilͲ nehmerbrauchenvielEinzelbetreuungauchbeimUmkleiden.DieGruppewarauchbeidenwürttembergiͲ schenMeisterschaftenvertreten.“ DanebenwerdenaucheinzelfallorientierteAktivitätengenannt,wiespezielleTrainings(SozialesKompetenzͲ training)oderdieBeratungvonundArbeitmiteinzelnenSchüler/innen(z.B.mitAutismus). „Kompetenztraining,Einzelschulung,intensiveEinzelbetreuung…“ „EinzelfallhilfebrauchtvielmehrZeit.EsläuftgutnachdemBeziehungsaufbauaber[KindermitBehindeͲ rung]werdenleichtzurKlette.“ DieserAngebotstypushatVorͲundNachteile.AlsVorteilewurdehäufigbenannt,dassdamitzumindest„ersͲ teBrücken“zuentsprechendenRegelangebotengebautwerdenkönnen.KinderͲundJugendlichemitBehinͲ derung(bzw.derenEltern)lernenJugendtreffs,Aktivspielplätze,VereineoderandereAngebotederKinderͲ undJugendarbeit/Jugendsozialarbeitkennen.DiesespeziellenAngebotewerdendaherhäufiggenutzt,um einebestimmtePersonengruppe(etwaSchüler/inneneinerFörderͲoderSonderschule)mitdenAngeboten vertrautzumachen.DieHoffnungbestehtdanndarin,dassdieseKinderundJugendlichendanninZukunft aucheigeninitiativbzw.selbstständigdieAngebotenutzen.DieRealitätzeigthierbeijedoch,dassdiesselten geschieht.Grunddafürist,dassdierelevantenPersonengruppenhäufigdenWegindieentsprechendeEinͲ richtungnichtalleinefinden,d.h.ohnefremdeUnterstützungnichtbewerkstelligenkönnen.Oftwohnensie weitentfernt(dasEinzugsgebietvonFörderͲoderSonderschulenistmeistsehrgroß),oderabersiehaben geradeaufgrundderseparierendenAngeboteauchkeineKontakteindenEinrichtungen,diesiezumBesuch desRegelbetriebsanimierenkönnten.GenaudarinwurzelndaherauchdieNachteiledieserAngebote. InsgesamtentsprechendieseAngeboteeherdemIntegrationsparadigma,weilsiedaraufabzielen,Kindern undJugendlichenmitBehinderungeineTeilnahmeineinem„künstlichen“Settingzuermöglichen,odersie sozusagen`fit´fürdiejeweiligenSettingszumachen.EineAnpassungder(RegelͲ)Angebotefindethingegen seltenstatt.AusdiesemGrundesinddieseAngebotsformen–trotzdergenanntenVorteile–besonderskriͲ tischzubetrachten. 109 3 ZusammenfassungderErgebnisseausdenempirischenAnalysenzur TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderunginder KinderǦundJugendarbeit/JugendsozialarbeitundAntwortenaufdie forschungsleitendenFragen 3.1 WiestelltsichdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehindeǦ rungindenbefragtenEinrichtungenundOrganisationendar? DieempirischenBefragungenverdeutlichen,dassdieTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehindeͲ runginEinrichtungenundOrganisationenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitzwardurchaus gegeben,abernochkeineflächendeckendeSelbstverständlichkeitist.DieszeigtsichvoralleminderZusamͲ menstellungfolgenderUntersuchungsergebnisse: x x x BeietwadreiViertelder570befragtenEinrichtung/Organisation(73%)nehmenauchKinderundJuͲ gendlichemitBehinderungandenAngebotenteil.EtwajedevierteEinrichtung/OrganisationhatalͲ lerdings(aktuell)keineNutzer/innenmitBehinderung.DiesesGrößenverhältnisentsprichtinetwa auchdenErgebnissenähnlicherBefragungen:IneinerbundesweitenBefragungvonJugendtreffs wirdderAnteilvonEinrichtungenmitTeilnehmer/innenmitBehinderungmitknapp60%angegeben (vgl.Seckinger2014;vgl.dazuKapitel1.3.2),inBefragungenvonFreizeitͲ,SportͲundKultureinrichͲ tungeninverschiedenenStadtͲundLandkreisenbewegtsichderAnteilanOrganisationenundEinͲ richtungenmitErfahrungenmitTeilnehmer/innenmitBehinderungzwischen70%undetwa75% (sieheKapitel2.1.3). AuchwennindreiViertelderbefragtenEinrichtungenKinderundJugendlichemitBehinderungan denAngebotenpartizipieren,handeltsichmeistumeinzelneKinderundJugendlichebzw.umkleineͲ reGruppen.DieTeilnahmevonKindern/JugendlichenmitBehinderungfindetdaherbisherehernoch ineinzelnenFällenstatt.AuchdiesesErgebnisentsprichtdenBefundenähnlicherStudien(vgl.KapiͲ tel1.3.2). DieaufBasisderAuswertungderOnlineͲBefragungamhäufigstenvorkommendenBehinderungsarͲ tensindLernbehinderungenundpsychischeErkrankungen,seltenernehmenKinderundJugendliche mitgeistigenBehinderungenoderSinnesbeeinträchtigungenandenAngebotenteil.DamitbestätiͲ gendieErgebnisseebenfallseinigeBefundeähnlicherBefragungen(vgl.Kapitel1.3.2).Zuvermuten istjedoch,dass„Lernbehinderung“und/oder„psychischeErkrankungen“mitbestimmtenVerhalͲ tensͲundEinstellungsauffälligkeitengleichgesetztwerdenundessichbeidiesenKindernundJuͲ gendlichenmöglicherweisenichtimmerperDefinitionumPersonenmiteinerBehinderungimsozialͲ rechtlichenSinnehandelndürfte.DamitwürdesichvermutlichdieangegebeneAnzahlvonteilnehͲ mendenKindernundJugendlichen„mitBehinderung“auchnochetwasreduzieren.DieTelefoninterͲ viewsrelativierendiesesÜbergewichtvonLernbehinderungenundpsychischenErkrankungenauch tatsächlichetwas:Beidiesen45befragtenAkteurenspielengeistigeBehinderungensowieSinnesbeͲ einträchtigungeneinedeutlichgrößereRolle.AmhäufigstennehmenandenimRahmenderTelefonͲ interviewsuntersuchtenAngebotenKinderundJugendlichemitgeistigenBehinderungen,gefolgt vonkörperlichenBehinderungenundseelischenErkrankungenteil. Nebendiesen„quantitativen“Befunden,diesozusageninderSummederBefragungsergebnisseheraussteͲ chen,lassensicheineReiheanUnterschiedenhinsichtlichderTeilnahmevonKindernundJugendlichenmit Behinderungfeststellen,dieindiesemKapitelebenfallszusammengefasstwerdensollen: 110 x x x 3.2 BezüglichderNutzungvonAngebotendurchKinderundJugendlichemitBehinderunglassensich handlungsfeldspezifischeUnterschiedefeststellen:ImVergleichamseltenstennehmenKinderund JugendlichemitBehinderunginAngebotenvonAkteurenausdenBereichen„KommunaleJugendͲ pflege,Jugendreferat,Jugendförderung“und„Schulsozialarbeit“teil.DieHandlungsfelder„JugendͲ freizeitstätten,Jugendtreffs,OffeneJugendarbeit“,„MobileJugendarbeit,Streetwork“,„JugendverͲ bandsarbeit“sowiediekirchlicheJugendarbeitnehmeneineMittelpositionein.HingegenpartizipieͲ renKinderundJugendlichemitBehinderungsehrhäufiganAngebotenausdenBereichenkünstleͲ rischͲmusischeBildung,TagungshäuserundJugendbildungsstätten,Jugendberufshilfesowieinder offenenArbeitmitKindern. AuchbeidenTätigkeitsschwerpunktengibtesUnterschiede:Akteure,dieschulbezogeneUnterstütͲ zunganbieten,gabenamhäufigstenan,dasssiekeineNutzer/innenmitBehinderunghaben.Danach folgenAkteuremitdenTätigkeitsschwerpunktenTraditionsͲundBrauchtumspflege,politischeBilͲ dung,Sport/BewegungundhandwerklichesGestalten.AmhäufigstenistderKontaktzuKindernund JugendlichenmitBehinderunghingegenbeiAkteurenmitdenSchwerpunktenZirkuspädagogik,TheͲ aterpädagogik,NaturundTiere,Tanz,kreatives/künstlerischesGestalten,MusikundGesang,sowie insbesondereReisenundTourismus.DieAuswertungenverdeutlichen,dassdieTeilnahmevonKinͲ dernundJugendlichenmitBehinderungindenHandlungsͲundTätigkeitsfeldernhöherist,diesich auffreizeitͲundkulturpädagogischeAktivitätenunddamitauchaufAktivitätenohne(EinzelͲ)LeisͲ tungsbezugundmiteinergewissenErgebnisoffenheitbeziehen.InAngeboten,diesichstärkerauf Leistungssystemebeziehen,sindimVerhältnisgesehenwenigerKinderundJugendlichemitBehindeͲ rungpräsent.AuchdieseErgebnissebestätigendieErkenntnisseandererStudien(vgl.Kapitel1.3.2). GroßeEinrichtungen/Organisationen(gemessenanderAnzahlhauptamtlichBeschäftigter)haben eherNutzer/innenmitBehinderungalskleinereEinheiten.DasGleichegiltfürdieAnzahlEhrenamtliͲ cher.DafürgibtesdreiverschiedeneDeutungen:Erstenskönntediesdamitzusammenhängen,dass größereTrägereingrößeresSpektrumanAngebotenhaben.Zweitensistaberauchdenkbar,dass solcheEinrichtungeneingrößeresEinzugsgebiethaben.DiedritteErklärungverweistaufentspreͲ chendepersonelleRessourcen,diebeigrößerenOrganisationenkompensierendwirkenkönnen. WassinddieHintergründedafür,dassKinderundJugendlichemitBehinǦ derungandenAngebotenderbefragtenEinrichtungenundOrganisationen teilnehmenbzw.nichtteilnehmen? DiezweitezentraleUntersuchungsfrageist,wasdieGründefürdieNichtteilnahmebzw.dieAuslöserfür eineTeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungsind.FolgendeErkenntnisselassensich hierbeizusammenfassen: x x HauptgrundfürdieNichtͲTeilnahmeistdiefehlendeNachfrage.DasseskeineNachfragevonKinͲ dern/JugendlichenmitBehinderungbzw.derenAngehörigengab,kreuztenallein86%allerEinrichͲ tungenohneNutzer/innenmitBehinderungan. EtwaeinDrittelbenanntediefehlendeBarrierefreiheitalsGrunddafür,dasskeineKinderundJuͲ gendlichemitBehinderungandenAngebotenteilnehmen.DieseÜberbetonungvonfehlenderBarriͲ erefreiheitalsGrundfürdieNichtnutzungvonKindernundJugendlichenmitBehinderungverdeutͲ licht,dassderBegriff„Behinderung“vorallemmiträumlichenBarrierenbzw.mitkörperlichenBeͲ hinderungenassoziiertwird.RäumlicheBarrierenstellenhingegenkeinHindernisfürLernͲundgeisͲ tigbehinderteMenschensowiefürpsychischbeeinträchtigteMenschendar. 111 x x x x 3.3 BetrachtetmandieEinrichtungenmitNutzer/innenmitBehinderungsozeigtsich:DieTeilnahme gehtmeistaufdieInitiativeBetroffenerbzw.derenAngehörige(meistElternoderGeschwister)zuͲ rück.EtwasseltenerwerdenentsprechendeAktivitätenaktivvonSeitenderEinrichtungenundOrͲ ganisationenunternommen.WenndiesderFallist,dannspielenmeistdieeigeneBetroffenheitoder vorherigeberuflichebzw.außerberuflicheErfahrungenvonMitarbeiter/inneneinewichtigeRolle.In diesemZusammenhangzeigtsichzudem:WennEinrichtungen/OrganisationenselbstindieseRichͲ tungaktivwerden,dannhängtdiesmeistmitdemEngagementbestimmterSchlüsselpersonenzuͲ sammen(z.B.Leitungskräfte,Mitarbeiter/innenmitentsprechenderVorerfahrung,usw.).EinegewisͲ seRollespielenweiterhinAnfragenvonbzw.KooperationenmitFörderͲundSonderschulensowie mitEinrichtungenderBehindertenhilfe.InsbesonderedieErgebnisseausdenTelefoninterviewsund Fallstudienverdeutlichenzudem,dassKinderundJugendlichemitBehinderunghäufigdurchihreGeͲ schwister„mitgenommen“werdenoderaberaufgrundderAnfragederElternandenAngeboten teilnehmen.Dieserklärtauch,warumessichhäufignurum„Einzelfälle“handelt.Insofernscheintdie UmsetzungvonInklusioneherein„Reagieren“aufdieNachfragevon(einzelnen)Betroffenenbzw. derenAngehörigeundwenigereinaktives„Agieren“vonSeitenderEinrichtungenzusein. EntsprechendgeringfälltauchderAnteilanEinrichtungen/Organisationenaus,dieangeben,dasssie ihreAngeboteaktivfürKinder/JugendlichemitBehinderungbewerben.Nur15%allerbefragtenEinͲ richtungen/OrganisationenbewerbenalleihreAngebote,undweitere25%tundiesfüreinenTeilder Angebote. Insgesamt 60% verfolgen keine aktive Werbestrategie. Selbst bei den Einrichtungen, die bereitsTeilnehmer/innenmitBehinderunghaben,fälltdieserAnteilnichtsehrgroßaus.Auchinden Telefoninterviewszeigtsich:EtwadieHälftederAkteure(51%)gibtan,dassdieAngeboteauchexͲ plizitalsinklusiveAngebotebeworbenwerden,49%verneinendies. DieseeherverhalteneaktiveUmsetzungsstrategiewirdauchdarindeutlich,dassnuretwa60%der befragtenEinrichtungen(weitere)Angeboteplanen,andenenauchKinderundJugendlichemitBeͲ hinderung teilnehmen können. Hierbei planen vor allem die Einrichtungen weitere Angebote, die auchaktuellNutzer/innenmitBehinderunghaben.DieserstatistischsignifikanteZusammenhanglegt dieSchlussfolgerungnahe,dassder(regelmäßige)KontaktzuKindern/JugendlichenmitBehinderung auchdazuführt,aktivweitereSchrittezurUmsetzungvonInklusionzugehen.HintergrundsindverͲ mutlichpositiveErfahrungenundderAbbauvonBerührungsängstenundVorbehalten,wasdanndie Bereitschafterhöht,weitereAngebotefürKinderundJugendlichemitBehinderungeinzurichten. AuffallendbeiderFragenachderzukünftigenPlanungvonAngebotenfürKinderundJugendlichemit Behinderung ist ferner, dass diejenigen Einrichtungen, die keine (weiteren) Angebote planen, eine mangelndeNachfragebzw.mangelndenBedarfalsBegründungangeben.Verwiesenwirdindiesem Zusammenhangauchhäufigdarauf,dassesbereitsAngebotefürdieseKinderundJugendlichegibt (gemeintsinddabeiAngebotevonEinrichtungenoderDienstenderBehindertenhilfe).RessourcenͲ fragensowiemangelndeBarrierefreiheitspielenhingegeneinegeringereRolle.DasThemamangelnͲ deNachfragesowiederZugangzurPersonengruppeKinderundJugendlichemitBehinderungspielt dahereineSchlüsselrollebeiderUmsetzungvonInklusioninderKinderͲundJugendarbeit/JugendͲ sozialarbeit. Vermutlich würde die Bereitschaft zur Einrichtung (weiterer) inklusiver Angebote steiͲ gen,wenneseineentsprechendeNachfrageundPräsenzgibt. WielassensichdieAngebote,andenenKinderundJugendlichemitBehinǦ derungteilnehmen,charakterisieren? EinweitererSchwerpunktderBefragungenistdiegenaueBetrachtungderAngeboteundAktivitäten,an denenKinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen.HierbeizeigensichfolgendeAuffälligkeiten: 112 x x x x InallenBefragungenwirddeutlich,dassdieAngeboteschwerpunktmäßigvonhauptamtlichenMitͲ arbeiter/innenoderineinemTeambestehendausHauptamtlichemundEhrenamtlichemdurchgeͲ führtwerden.BetreuungssettingsmitHonorarkräftensowiedurchausschließlichehrenamtlicheMitͲ arbeiter/innenwerdensehrvielseltenergenutzt.Angebote,andenenKinderundJugendlichemit Behinderungteilnehmen,sinddemnachschwerpunktmäßigeinHandlungsfeld,indemdiePlanung, GestaltungundDurchführungdurchHauptamtlicheeinegroßeRollespielt.Ehrenamtlichewerden zwaralsChanceundBereicherunggesehen(höhererBetreuungsschlüssel,mehrMöglichkeiten,UmͲ setzungvonInklusioninPeerͲBeziehungen),einerausschließlichenBetreuungdurchEhrenamtliche begegnendiebefragtenPersonenabermitdeutlicherSkepsis.GrundhierfürsindÜberforderungund inderFolgeMotivationsverlust.Weiterhinwirdder(sozialͲ)pädagogischenKompetenzvonhauptͲ amtlichenFachkräfteneineentscheidendeWichtigkeitbeidieserFragezugemessen. EinehoheBedeutungbeiderPlanungundUmsetzungvonAngebotenfürKinderundJugendlichemit BehinderunghatdasThema„Wissen“bzw.„Informationen“überdiejeweiligenUnterstützungsbeͲ darfederteilnehmendenKinderundJugendliche.EntsprechendeInformationenüberbenötigteUnͲ terstützungsͲundAssistenzbedarfemüssendaherstetseingeholtwerden.DemAustauschmitden ElternkommthierbeidiegrößteBedeutungzu,gefolgtvon(EinzelͲ)Gesprächenmitdenbetroffenen KindernundJugendlichenselbst.DiebenötigtenInformationenkönnenjedochauchüberSchulen (z.B.Lehrer/innen,Schulbegleiter/innen)oderüberentsprechendeEinrichtungenderBehindertenͲ hilfeeingeholtwerde.AuchausdiesemGrundesindKooperationenäußerstwichtig. InhaltichbesonderszueignenscheinensichnachMeinungderbefragtenEinrichtungenundOrganiͲ sationenkreative,handwerklicheundmusikalischeAngebote,Spiel,Sport,Bewegung,ErlebnispädaͲ gogik, Theaterpädagogik, Zirkuspädagogik, Tanz sowie Natur, Tiere, Umwelt und Ferienfreizeiten. DieseErgebnissespiegelnauchdieBefundeähnlicherUntersuchungenwieder(vgl.Kapitel2.1.3und 2.1.5). Eine geringere „Eignung“ wird hingegen schulbezogener Unterstützung, Hilfen im Übergang Schule und Beruf, sowie Angeboten aus den Themenbereichen politische Bildung, WissensvermittͲ lung/Information,TraditionͲundBrauchtumspflege,GlaubeundWeltanschauungsowiegeschlechtsͲ spezifischenGruppenzugesprochen.InteressantisthierbeivorallemdasÜbergewichtanschulͲund bildungsbezogenen Angeboten bei diesen negativen Einschätzungen. Möglicherweise schlagen sich in diesen „Bewertungen“ defizitäre Denkmuster im Hinblick auf die kognitive Leistung behinderter Menschendurch.ZudemverweistdieseEinschätzungaufdie(noch)marginaleBedeutungderschuliͲ schen Inklusion und des Themas „Inklusion in Ausbildung und Beschäftigung“. Die KinderͲ und JuͲ gendarbeitbzw.JugendsozialarbeitmusssichdiesenThemenjedochdringendöffnen,zumalschuliͲ scheInklusionundTeilhabeamArbeitslebenzudenKernherausforderungenbeiderUmsetzungvon Inklusionzählen. AuffallendandenuntersuchtenAngebotenistabervorallem,dassessichamhäufigstenumspezielͲ le,mehroderwenigerinklusiveAngebotefürKinderͲundJugendlichemitundohneBehinderung handelt(spezielleProjekte,Freizeiten,spezielleWochenprogrammpunkte,Veranstaltungen).Sowohl inderOnlineͲBefragungalsauchindenTelefoninterviewswerdensehrhäufigkurzfristigeEventsund zeitlichebefristeteAktivitäten,wieFerienfreizeiten,Workshops,Projekte,o.Ä.,genannt.Auchdie AntwortenaufdieFragenachinderZukunftgeplanten(weiteren)Angebotenverdeutlichtdiese DominanzsporadischerundkurzfristigerEvents:SowerdensowohlinderOnlineͲBefragungalsauch indenTelefoninterviewsvorallemFreizeitenbzw.AngeboteimRahmendesFerienprogramms,speͲ zielleSportangebote,AngeboteimkreativͲkünstlerischͲmusischenBereich,Tanzprojekte,sowienaͲ turͲ,theaterͲunderlebnispädagogischeAngeboteerwähnt.InsbesonderewasdieDominanzvonFeͲ rienfreizeitenalsAngebotsformfürinklusiveGruppenbetrifft,bestätigendieErgebnissederBefraͲ gungenauchandereStudien(vgl.Kapitel1.2.3.). 113 x x 3.4 DieserTrendwirdbesondersdeutlichindenTelefoninterviews:MehralsdieHälftederimRahmen derTelefoninterviewsbefragten45AkteurebenanntesolcheAngebote.DieInklusionindenRegelͲ betriebbzw.indenalltäglichenAblaufspielthingegeneineetwaskleinereRolle:38%derbefragten AkteuregebendiesalsZielderAngebotevor.DanebenwurdenaberauchvieleexklusiveAktivitäten (spezielleGruppenangebote,andenennurKinderundJugendlichemitBehinderungteilnehmen)soͲ wieAngebote,diesichaneinzelneKinderundJugendlichemitBehinderungrichten(Einzelhilfe,speͲ zielleTrainings)dokumentiert:EtwaeinDrittelderbefragtenAkteurebenanntesolcheAngebote. AllesinallemverdeutlichtinsbesonderedieAuswertungderTelefoninterviews,dassKinderundJuͲ gendlichemitBehinderungschwerpunktmäßigin„speziellen“SettingsanAngebotenderKinderͲund Jugendarbeit/Jugendsozialarbeitteilnehmen.ZwargabeinenichtunerheblicheAnzahlanAkteuren an,dassKinderundJugendlichemitBehinderungimRegelbetriebinkludiertwerden,rechnetman jedochdiespeziellenAngebote,Projekte,Programmpunkte,Ferienangebote,Veranstaltungensowie die„exklusiven“(Gruppen)Angebotezusammen,soentfallendreiMalmehrNennungenaufdiese „speziellen“Settings.Entsprechendwirddeutlich,dassdiedokumentierteAngebotslandschaftdurch sporadischeundineinen„speziellen“RahmeneingebetteteAngebotedominiertwird. WelchenaktuellenundzukünftigenStellenwerthatdasThemaInklusion vonKindernundJugendlichenmitBehinderunginEinrichtungen/OrganiǦ sationenderKinderǦundJugendarbeitbzw.Jugendsozialarbeit? DieletzteUntersuchungsfrageist,welchenaktuellenundzukünftigenStellenwertdasThemaInklusionfür diebefragtenEinrichtungenundOrganisationenhat.HierbeispielendiejeweiligenBerührungspunktemit demThema,dieQualifizierungderMitarbeiter/innen,derAbbauvonBarrierensowiediebenötigtenResͲ sourcenunddiezukünftigePlanungundUmsetzungsstrategieeinewichtigeRolle.FolgendeErgebnisselasͲ sensichhierzuzusammenfassen: x DieBerührungspunktezumThemenbereichInklusionundBehinderungbeschränkensichaufGrundͲ kenntnisseundbasierenhäufigaufKooperationenmitSonderͲundFörderschulenbzw.EinrichtunͲ genderBehindertenhilfe.DassEinrichtungenundOrganisationenselbstVeranstaltungenzudem ThemadurchführenoderMitarbeiter/innenanVeranstaltungenundSchulungenzudenrelevanten Thementeilnehmen,kommtvergleichsweiseseltenvor.Insgesamtistdaherfestzuhalten,dasssich dieBerührungspunktemitdemThemaInklusionundBehinderungbisheraufGrundkenntnisseoder Kooperationenreduzierenlassen.Eineoffensivereund/oderaktivereAuseinandersetzungmitdem ThemawürdesichvermutlicherstdurcheinehöhereNachfragebzw.stärkerePräsenzvonKindern undJugendlichenmitBehinderungeinstellen(sieheoben). x BeidenEinrichtungen,dieauchTeilnehmer/innenmitBehinderunghaben,wirddeutlich,dassdie Behindertenhilfe,FörderͲundSonderschulensowieElterninitiativennichtnuralsAuslöserfürdie TeilnahmevonKindernundJugendlichenmitBehinderungeinegroßeRollespielen,sondernauchals wichtigeKooperationspartner.DerNutzendieserKooperationenbestehtzumeineninderÜbernahͲ mevonPflegeͲundBetreuungsaufgabenbeidenAngeboten(z.B.inFormvonKooperationsprojekͲ tenoderderehrenamtlichenMithilfebetroffenerEltern),zumanderenprofitierendieEinrichtungen derKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitvondiesenKooperationenaberauchimHinblick aufdenWissensaustauschüberdiejeweiligenUnterstützungsͲundAssistenzbedarfe.Alternativzu SchulungendienendieseKooperationendabeiauchalsinformelleWissensquelle. 114 x x x x DieOnlineͲBefragungzeigt,dassnur20%derEinrichtungen/OrganisationenmitNutzer/innenmit BehinderungkonkreteSchulungendurchgeführthaben.DabeiwerdenaberaucheinigeSchulungsͲ maßnahmengenannt,diekeinenerkennbarenBezugzumThemenspektrumInklusionundBehindeͲ runghaben(würdemandieseSchulungsmaßnahmenohneBezugzumgenanntenThemenspektrum herausrechnen,reduziertsichdieAnzahlangenanntenSchulungsmaßnahmennochmalsdeutlich). BetrachtetmandierelevantenSchulungen,sozeigensichdreiSchwerpunkte:Grundlagenwissen zumThemenspektrumInklusion,InformationzuverschiedenenFormenvonBehinderungundden damitzusammenhängendenUnterstützungsbedarfen(häufigwirdhierAutismusundpsychischeStöͲ rungengenannt),sowieSchulungenvonEhrenamtlichenoderFSJ`lern(Inklusionsbegleiter,FerienͲ freizeiten,usw.).SeltenerspielendieThemenbereichePersönlicheAssistenzundOrganisationder UnterstützungeineRolle.Zuvermutenist,dassdieseUnterstützungmitHilfevonKooperationenoͲ derdurchAngehörigevonBetroffenenabgedecktwird(sieheoben).AuchindenTelefoninterviews wirddeutlich,dassinwenigeralsderHälftederFällekonkreteFortͲundWeiterbildungsmaßnahmen wahrgenommenwurden.DanebenspieltdermehroderwenigerinformelleAustauschmitKooperaͲ tionspartnern,insbesonderemitKooperationspartnernausderBehindertenhilfe,ebenfallseinegeͲ wisseRolle.WasdieThemenvonSchulungenbzw.Fortbildungenbetrifft,sowerdendieBefundeder OnlineͲBefragungweitestgehendbestätigt:EsdominierendieThemenInklusion,Barrierefreiheit,AsͲ sistenzsowievorallemGrundlagenwissenzuverschiedenenFormenvonBehinderung(insbesondere Autismus,psychischeErkrankungenundADHS).GenanntwerdenaberauchThemen,dieaufdenersͲ tenBlicknichtsmitderInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderungzutunhaben,beiͲ spielweiseUmgangmitherausforderndembzw.aggressivemVerhaltenundschwierigenSituationen sowieElternarbeit. IndenTelefoninterviewswurdendarüberhinausauchzukünftigrelevantebzw.gewünschteFortͲ undWeiterbildungsthemenerfragt.DiemitAbstandgrößteRollespielenhierbeiInformationenzu verschiedenenArtenvonBehinderungunddendamitinVerbindungstehendenUnterstützungsbeͲ darfen.AnzweiterunddritterStellefolgenFortͲundWeiterbildungenzudenThemen„Planung/GeͲ staltungvon(inklusiven)Angeboten“sowie„AllgemeineInformationenzumThemenspektrumInkluͲ sion“.NebendiesenFortͲundWeiterbildungsthemenwurdevoneinpaarAkteurenauchnochder Wunschgeäußert,VeranstaltungenoderFachtagefürdenAustauschzwischenEinrichtungendurchͲ zuführen(gegenseitigInformieren,neueWegefinden,andereKonzeptekennenlernen). BeimThemaAbbauvonBarrierenkonzentrierensichdieAnstrengungenbislangvorallemaufsoziaͲ le,aufgabenbezogeneundräumlicheBarrieren.SprachlicheBarrierensowieBarrierenfürsinnesbeͲ einträchtigteKinderundJugendlichesindnochwenigimFokus.Vermutlichhängteinsolcherrelativ einseitigerBarrierenabbaueinerseitsmitbestimmten„Assoziationen“zumThemaBehinderungzuͲ sammen,zumanderenkönnteaberauchdiestärkerePräsenzbestimmterPersonengruppendafür verantwortlichsein.DiesdecktsichauchmitderbishernochniedrigenKontakthäufigkeitzuPersoͲ nengruppenmitgeistigerBehinderungundSinnesbeeinträchtigung.DainklusiveBemühungenjeͲ dochalsvorausschauendesBemühenzumAbbauallerBarrierenverstandenwerdenmüssen,sind hiernochwichtigeSchrittesowohlimHinblickaufSensibilisierungfürdieseBarrierenalsauchzum Abbaudieserzugehen.DennbeieinemVernachlässigenoderIgnorierendieserBarrierenwerden MenschenmitgeistigenBehinderungenoderSinnesbeeinträchtigungenauchnichtden„Weg“indieͲ seEinrichtungenfinden.DamitgehtdanneinestrukturelleAusgrenzungandererBehinderungsarten einher.DementsprechendisteineSensibilisierungderrelevantenAkteurefürdieVielfaltvonBehinͲ derungerforderlich:InklusionerforderteinenganzheitlichenBickaufBarrieren,dieesumfassend abzubauengilt. DiewichtigstenHerausforderungenfürdieZukunftwerdenvorallemimHinblickaufpersonelle, räumlicheundökonomischeRessourcengesehen,gefolgtvoneiner(noch)mangelndenNachfrage 115 x x x 116 durchKinderundJugendlichemitBehinderungbzw.diemangelndeErreichbarkeitdieserKinderund JugendlichenmitherkömmlichenWerbestrategien.Barrierefreiheit,BerührungsängsteodermanͲ gelndesWissenbzw.fehlendeKompetenzenimUmgangmitMenschenmitBehinderungenspielen einegeringereRolle.ImVergleichzwischenEinrichtungenundOrganisationenmitundohneKinder bzw.JugendlichemitBehinderungzeigtsich,dassdiefehlendeNachfragevorallemvondenAkteuͲ ren,dieaktuellauchkeineNutzer/innenmitBehinderunghaben,alswesentlicheHerausforderung gesehenwird. BeiderFragenachzukünftigenStrategienundgeplanten(weiteren)AngebotenfürKinderundJuͲ gendlichemitBehinderungwirddeutlich,dassknappdieHälftederbefragtenEinrichtungenundOrͲ ganisationenkeinekonkretenPlänehat.AlsBegründungwerdenauchhiermangelndeRessourcen sowieeinefehlendeNachfrageangegeben.HingegenverweisenEinrichtungenundOrganisationen, dieinZukunftverstärktBemühungenzurUmsetzungvonInklusiontätigenwollen,aufdieWichtigͲ keitvonKooperationen(v.a.mitSonderͲundFörderschulensowiemitDienstleisternderBehinderͲ tenhilfe)einerseits,sowieaufgezielteWerbungundÖffentlichkeitsarbeitandererseits.ImmerwieͲ derwirdindiesenKontextenauchdeutlich,dassdiefehlendeNachfragemöglicherweiseauchmit derUnwissenheitunddenÄngstenvonElternmitKindernundJugendlichenmitBehinderungzuͲ sammenhängenkönnte.AusdiesemGrundesolltensicheineverstärkteÖffentlichkeitsͲundWerͲ bestrategieinsbesondereauchdiesenÄngstenundInformationsdefizitenannehmenundElternmit behindertenKindernentsprechendinformieren. EininteressanterBefunddertelefonischenInterviewsindiesemZusammenhangist,dassmehrals dieHälftederbefragtenEinrichtungenundOrganisationen,dieauchTeilnehmer/innenmitBehindeͲ runghaben,eine/nAnsprechpartner/in,eineKontaktpersonodereineArt„Kümmerer“fürdieUmͲ setzungvonInklusionhaben.DieAufgabenerstreckensichvonderKonzepterstellung,Organisation, FinanzierungundKoordinationderAngebote,überdieÖffentlichkeitsarbeit,Anmeldungensowie KontaktarbeitmitEltern,FamilienundKooperationspartnernausderBehindertenhilfebishinzum ManagementderUnterstützungundSchulungvonEhrenamtlichen.DaherfungierendiesePersonen alsMultiplikatorundSprachrohrnachinnenundaußenundsollenbeispielsweisedasThemaweiter „vorantreiben“.AlswichtigwirdvorallemdieFunktioneinerKontaktstellefürElternvonKindern undJugendlichenmitBehinderungsowiefürSchulenundEinrichtungenderBehindertenhilfegeseͲ hen.EinesolcheFunktionkannalszukunftsweisendfürdieUmsetzunginklusiverAngeboteinder KinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitherausgestelltwerden. AbschließendwirdvondenbefragtenEinrichtungenundOrganisationensowohlinderOnlineͲ BefragungalsauchindenTelefoninterviewsundFallstudienzur(weiteren)UmsetzungvonInklusion UnterstützungsbedarfimHinblickauf(v.a.finanzielle)RessourcensowiebezüglicheinerVerbesseͲ rungderNachfragevonKindernundJugendlichenformuliert.ZentralistdabeidasAnliegen,Kinder undJugendlichemitBehinderungsowieinsbesonderederenElternüberdieMöglichkeitenindiesem Handlungsfeldzuinformieren.EntsprechendeKampagnenundöffentlichkeitswirksameStrategien könntenhelfen,dassmehrKinderundJugendlichemitBehinderungaufdieAngebotederKinderͲ undJugendarbeit/Jugendsozialarbeitaufmerksamwerdenunddiesenachfragen. 4 Handlungsempfehlungen–EinModellzurUmsetzungvonInklusionin derKinderǦundJugendarbeit/JugendsozialarbeitinBadenǦ Württemberg DieaufBasisderLiteraturanalyse(Kapitel1)sowiedernachfolgendenempirischenBefragungen(Kapitel2) abzuleitendenHandlungsempfehlungenzur(weiteren)UmsetzungvonInklusionvonKindernundJugendliͲ chenmitBehinderunginOrganisationen,EinrichtungenundProjektenderKinderͲundJugendarbeitbzw. JugendsozialarbeitinBadenͲWürttemberglassensichnuralsmehrdimensionalesModellbeschreiben.InsbeͲ sonderedieErgebnissederempirischenUntersuchungenverdeutlicheneinkomplexesZusammenspielverͲ schiedenerHerausforderungenundRahmenbedingungenaufverschiedenenEbenen.DieseHerausforderunͲ genwerdenimFolgendengenauerbeschrieben,umaufdieserBasisentsprechendeHandlungsempfehlungen ausformulierenzurkönnen. Abbildung61verdeutlichtdieverschiedenenHerausforderungenalsWirkungskreislauf.DerKreislaufbesteht dabeiausvierThemencluster,dienachfolgendgenauerdargestelltwerden.Diejeweiligen,wechselseitig ausgerichtetenPfeilesymbolisierendabeidieAbhängigkeitdereinzelnenThemenbereichevoneinander. DickerePfeilebedeuten,dassdieBearbeitungdereinenHerausforderungeinewichtigeBedingungfürdie BewältigungdernachfolgendenHerausforderung(en)ist.DiedünnerenPfeileverweisenhingegendarauf, dassdieVeränderungenbzw.VerbesserungenallernachfolgendenHerausforderungenwiederumpositiven EinflussaufdievorherigenSchrittehabenundbeiderweiterenBewältigungdieserHerausforderungenhilfͲ reichsind.InsofernistdasAgierenaufverschiedenenEbenendurchaussinnvollundnotwendig.Indiesem VerständnismussInklusionstetsalsProzessverstandenwerden.30 Abbildung61:Herausforderungenbeider(weiteren)UmsetzungvonInklusioninderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit 30 Für die strukturierte Umsetzung von Inklusion in einzelnen Einrichtungen und Organisationen wurde bereits im „Index für die Jugendarbeit zur Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung“ ein hilfreiches Prozessmodell mit entsprechenden Handlungsempfehlungen entwickelt. Auch hier wird deutlich, dass Inklusion als langwieriger Prozess begriffen werden muss, der Anstrengungen auf verschiedenen Ebenen erfordert (vgl. Meyer/Kieslinger 2014). Dieser Index hat jedoch einrichtungs- bzw. organisationsspezifische Relevanz und kann nicht unmittelbar auf die in dieser Expertise herauszuarbeitenden Empfehlungen für eine umfassende, landesweite Strategie zur Umsetzung von Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit angewendet werden. Gleichwohl eignet sich der Index für einzelne, interessierte Akteure. 117 AufBasisderLiteraturanalyse(v.a.Kapitel1.3.2und1.3.3)sowieausdenBefundenderempirischenBefraͲ gungenkonntenvierverschiedeneHerausforderungsbündelabgeleitetwerden,diezusammenfassendals „Prioritäten“dargestelltwerden: x PrioritätIͲStrategischeAusrichtungundÖffentlichkeitsarbeit:Immerwiederwirddeutlich,dassdie fehlendeNachfragebzw.eindarausresultierender,„mangelnder“Bedarf,alsBegründungdafürgeͲ nanntwird,dasskeineKinderͲundJugendlichemitBehinderungandenAngebotenteilnehmen.WeiͲ terhinzeigtdiegenauereBetrachtungvonEinrichtungenundOrganisationenmitNutzer/innenmit Behinderung,dassdiesehäufigeigeninitiativbzw.aufgrundvonAnfragendurchdieEltern,dieAngeͲ botewahrnehmen.EbensospielenKooperationenmitSonderͲundFörderschulenund/odermitEinͲ richtungenderBehindertenhilfeeinewichtigeRolleals„Auslöser“.WaszukünftigeHerausforderunͲ genbetrifft,werdenhäufig„mangelndeNachfrage“bzw.„fehlenderBedarf“genannt.IndiesemZuͲ sammenhangwirddeutlich,dassKinderundJugendlichemitBehinderungden„Weg“inEinrichtunͲ genderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitaugenscheinlichnochschwerfinden.Gründe dafürwurdeninsbesondereinKapitel1.3.3benannt(z.B.ÜberdominanzvonAngebotenausderBeͲ hindertenhilfe,ÄngsteundSorgenderEltern).EinewesentlicheHerausforderungbestehtdaherin derVerbesserungvonInformationspolitikundÖffentlichkeitsarbeit.Alssinnvollkönntensichauch InformationsͲoderKontaktstellensowieAnsprechpartner/innen,insbesonderefürbetroffeneElͲ tern,erweisen.DavieleKommunenaktuellGeschäftsstellenfürInklusionund/oderentsprechende Kontaktstellen(v.a.imBereichderEingliederungshilfe)einrichten,sindeineZusammenarbeitmit diesenStellenundggf.aucheinegemeinsameKoordinationderAnstrengungensinnvoll. x PrioritätII–ZuständigkeitsklärungundfachlichesSelbstverständnis:MitdenErkenntnissenzuPrioͲ ritätIinVerbindungstehteinhäufigzubeobachtendesmangelndesbzw.fehlendesInteresseaneiͲ ner(weiteren)ÖffnungvonAngeboten.DieszeigtsichvorallemindergeringausgeprägtenPraxis derAngebotsbewerbungsowieineinereherverhaltendenBereitschaft,weitereAngebotezuentwiͲ ckeln.ZudemscheintdiePersonengruppevonKindernundJugendlichenmitBehinderung(noch) nichtwirklichalsrelevanteZielgruppefürdieAngebotederKinderͲundJugendarbeitbegriffenzu werden.Grunddafüristzumeinen,dassesbereitseinhochdifferenziertesAngebotsspektruman FreizeitͲ,SportͲundBildungsangebotenfürdiePersonengruppevonMenschenmitBehinderungin HandlungsfeldernderBehindertenhilfegibt(dieBefragungvonEinrichtungenohneNutzer/innenmit Behinderungverdeutlichtdies,daalsBegründunghäufigangegebenwurde,esgäbebereitsAngeboͲ teimSozialraum).DiesverführtdannaberauchzuderAnnahme,„manwärenichtzuständig“.Zum anderenträgtaberauchdiebereitsobendargestellt„mangelndeNachfrage“zueinersolchen Schlussfolgerungbeibzw.verstärktentsprechendeAnnahmen.AufgrundderForderungenderUNͲ Behindertenrechtskonvention(insbesondereArtikel19und30,Vgl.Kapitel1.2.2)sinddieseAnnahͲ menjedochnichtmehrhaltbarundmüssenunbedingtabgebautwerden.EinewichtigeRollespielen danebensicheraberauchpersonelle,zeitlicheoderfinanzielleBedenken,dieszeigendieBefraͲ gungsergebnisseebenso.UnabhängigdavonsindjedochAnstrengungenzuunternehmen,umdiese ZuständigkeitsklärungimSinnederForderungenderUNͲBehindertenrechtskonvention(Teilhabe amgesellschaftlichenundkulturellenLeben)zuunterstützenundinderFolgezueiner(weiteren) ÖffnungderAngebotspalettebeizutragen,selbstverständlichimRahmenderbenötigtenpersonelͲ lenundfinanziellenMöglichkeiten.ZurUnterstützungdieserProzessekönntenerstensProjektezur BewusstseinsbildungfürdieseZuständigkeitsͲundAuftragsklärunginitiiertwerden,zweitenssind geeigneteRahmenbedingungenzuschaffen(personelleundggf.finanzielleRessourcen)unddrittens sind–vorallemwasdieseRahmenbedingungenbetrifft–eineVernetzungundKooperationenmit (bestehenden)AnbieternderBehindertenhilfeanzustoßenundzufördern. 118 x PrioritätIIIͲPädagogischeKonzepte,Angebotsentwicklung:DieErhöhungderNachfragevonSeiten derjungenMenschenmitBehinderung(bzw.derenAngehörigen)sowieeinedamiteinhergehende ZuständigkeitsklärungundÖffnungvonAngebotenführtzurnächstenHerausforderung:DieEntwickͲ lunggeeigneterKonzepteund/oderÖffnung,Anpassungbzw.VeränderungvonAngeboten.Bisher bestehtnochzusehrdieTendenz,„spezielle“(GruppenͲ)AngeboteoderSettingsfürdenPersonenͲ kreisderKinderundJugendlichemitBehinderungeinzurichten.EinegroßeRollespielenhierbeispoͲ radischeodereinmalige„Events“wieFerienfreizeiten,Projekte,WorkshopsoderVeranstaltungen. DieTelefoninterviewsverdeutlichendarüberhinaus,dassetwa20%derdokumentiertenAngebote sichausschließlichanjungeMenschenmitBehinderungrichten(„exklusiveAngebote“),etwainForm vonspeziellenGruppen(z.B.Behindertensportgruppen),durchRaumnutzung,alsKooperationenmit FörderͲundSonderschulenoderinFormvonEinzelbetreuung.DiesePraxismussaberpädagogisch fundiertenunddidaktischneugestalteten,„wirklichen“inklusivenAngebotenweichen.Ansonsten bestehtdieGefahreinerreinenFortsetzungbisherigerseparierenderFreizeitͲ,SportͲundBildungsͲ angebotefürMenschenmitBehinderung,nurinanderenKontexten.GeradedieKinderͲundJugendͲ arbeitbzw.JugendsozialarbeitbesitztjedochdasPotenzial(undauchdenAuftrag),mitdieserPraxis zubrechenundjungenMenschenmitundohneBehinderungpositiveBegegnungenundKontaktezu ermöglichen.DiesesPotenzialistbislangnochlangenichtausgeschöpft,undesmüssenhierzuentͲ sprechendeAngebotsformen,Didaktikensowie(pädagogisch)betreuteSettingsgeschaffenwerden. „Wirkliche“inklusiveAngeboteinderKinderͲundJugendarbeitscheinennochzusehrinden„KinͲ derschuhen“zusteckenundessindgeeigneteMethodenundMaßnahmenzurPlanung,Gestaltung undDurchführungsolcherBegegnungen,auchunterEinbezuggruppenpädagogischerÜberlegunͲ gen,zuentwickelnundderenReichweiteundNachhaltigkeitauszuloten.Diesgiltesentsprechend berufspolitischundfachdidaktischzufördern. x PrioritätIV–OrganisationsͲundTeamentwicklung:AllevorangegangenenHerausforderungenfinͲ denschließlichihreEntsprechungineinerinklusivausgerichtetenOrganisationsͲundTeamentwickͲ lung.EinesolcheOrganisationsͲundTeamkulturwirktwiederumaufdieanderendreiHandlungsbeͲ reiche–StrategischeAusrichtungundÖffentlichkeitsarbeit,Zuständigkeitsklärungundfachliches Selbstverständnis,pädagogischeKonzepteundAngebotsentwicklung–unmittelbarzurück.DieBeͲ fragungenverdeutlichenhierbeieinennochbestehendenMangelanfundierterorganisationsͲoder teamspezifischerAuseinandersetzungmitdenMöglichkeiteneinerinklusivenKinderͲundJugendarͲ beit(natürlichimSinneeinerInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderung).DieBerühͲ rungspunktebeschränkensichbisherauf„Grundlagenwissen“oderKooperationenmitSchulenund/ oderEinrichtungenderBehindertenhilfe.EinweitererBelegdafürist,dassentsprechendeEntwickͲ lungenhäufignuraufdieInitiative(noch)einzelnerSchlüsselpersonenzurückgehen.AuchSchulunͲ genzudiesemThemenspektrumsindehernocheineSeltenheitunddieFragenzuzukünftigenStraͲ tegienundPlanungenverdeutlicheneineehernochabwartendeHaltung.Insgesamt,dieszeigendie DatenanvielenStellen,scheinendiebefragtenEinrichtungenundOrganisationeneheraufdieInitiaͲ tiveEinzelneroderaufKooperationsanfragenzu„reagieren“.Einoffensivesoderauchaktives„AgieͲ ren“lässtsichsehrvielseltenerbeobachten.EntsprechendsindweitereAnstrengungenzuunterͲ nehmen,einenProzessderinklusivenOrganisationsͲundTeamentwicklunginderKinderͲundJuͲ gendarbeit/Jugendsozialarbeitanzustoßen.ZudenkenistanFortͲundWeiterbildungsmaßnamen, aberauchaneinenstärkerenWissensaustauschzwischenverschiedenenHandlungsfeldern(z.B. AkteurenausJugendͲundBehindertenhilfe)sowiedieFörderungvonKooperationenundmultidisͲ ziplinärenTeams.DarüberhinausisteinePlattformzumErfahrungsaustauschhilfreich(z.B.inForm vonFachtagen).BesondereBedeutunghatfernerdieBeschäftigungvonhauptͲoderehrenamtliͲ chenMitarbeiter/innenmitBehinderung,weildiesdieKulturderEinrichtungenentscheidendprägt. 119 DieimRahmendieserExpertisezuerarbeitendenHandlungsempfehlungenfüreineumfassendeStrategiezur UmsetzungvonInklusionvonKindernundJugendlicheninHandlungsfeldernderKinderͲundJugendarbeit/ JugendsozialarbeitinBadenͲWürttembergmüssendaherandiesenHerausforderungenansetzen.Dieim FolgendenvorzuschlagendenMaßnahmenundUmsetzungshilfensinddaherdenbeschriebenenvierEbenen zugeordnet(vgl.Abbildung62): Abbildung62:MaßnahmenundAnstrengungenzurFörderungvonInklusioninderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit 4.1 AufbaueineröffentlichkeitswirksamenStrategiezurErhöhungderNachǦ frage,Elternarbeit,Kontaktstellen,KooperationenundVernetzung WiesichindervorangehendenAuseinandersetzunggezeigthat,spieltdieNachfragevonKindernundJuͲ gendlichenmitBehinderungbzw.derenAngehörigeneinewesentlicheRolleundbildetdaherdenAusgangsͲ punktderHandlungsempfehlungen.ZuempfehlensinddabeivierverschiedeneUmsetzungsschritte: 1) Aufbaueinerlandesweiten,öffentlichkeitswirksamenInformationsͲundSensibilisierungskampagͲ nezurBewerbungderPotenzialederKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitbeiderUmsetͲ zungvonInklusionvonKindernundJugendlichenmitBehinderung. 2) EntwicklungvonHandreichungen,Leitfädenund/oderSchulungsmaßnahmenzur(NeuͲ)Gestaltung organisationsͲbzw.einrichtungsspezifischerÖffentlichkeitsͲundElternarbeit. 3) EinrichtungvonlokalenoderüberregionalenInformationsͲoderKontaktstellenbzw.AnsprechpartͲ ner/innenfürKinderundJugendlichemitBehinderungsowieinsbesonderefürbetroffeneEltern. 4) VernetzungmitbereitsbestehendenStrukturen(z.B.GeschäftsstellenfürInklusion,kommunaleAnͲ sprechpartner/innenimBereichderEingliederungshilfe)undAnbietern(z.B.Einrichtungenund DienstederBehindertenhilfe)zurUnterstützungeinerumfassendenInformationspolitikfürBetroffeͲ nebzw.derenAngehörige. 120 DieviergenanntenMaßnahmenbeziehensichinsbesondereaufdieErkenntnis,dassvielenKindernundJuͲ gendlichenmitBehinderungund/oderderenElterndieMöglichkeiteneinerTeilnahmeanAngebotender KinderͲundJugendarbeithäufignichtbewusstsind.EineElternbefragungimRahmeneinesdurchdenKVJS gefördertenModellprojektsbestätigtdies:ElternbehinderterKinderfühlensichhinsichtlichderMöglichkeiͲ teninklusiverAngeboteaberauchbezüglichspeziellerSportͲ,BildungsͲoderFreizeitmöglichkeitenaußerhalb derBehindertenhilfezuweniginformiert(vgl.Kieslinger/Meyer2014,S.157).Darüberhinausspielenaber auchÄngsteundSorgenvonElterneinewichtigeRolle,diedazuführen,dassdieKindereherinspeziellen Settingsbetreutwerden.DrittensgibtesbereitseinigeAngebote(imBereichderEingliederungshilfe),so dassdieKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeithiernichtinKonkurrenztretensollte,sondernsichals ergänzendesAngebotund/oderalsKooperationspartneranbietensollte.InallendreiFällenkanneinegezielͲ telandesweiteInformationsͲundSensibilisierungskampagnedabeihelfen,dieseInformationsdefiziteund UnsicherheitenzubeseitigensowieKooperationenanzustoßen.WichtigistesdabeiaufdiePotenzialeder KinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitaufmerksamzumachen. ParallelistaberaucheineVerbesserungderjeweilsspezifischenÖffentlichkeitsarbeiteinzelnerOrganisatiͲ onenundEinrichtungenanzustreben.Einrichtungsinternkommtnebendieser(verbesserten)ÖffentlichͲ keitsarbeitabervorallemdergezieltenElternarbeiteinezusätzlichwichtigeBedeutungzu.DieElternbefraͲ gungimNeckarͲOdenwaldkreisverdeutlicht,dassbetroffeneElternvieleÄngsteundSorgenhaben,diesich „aufmöglicheDiskriminierungenundAusgrenzungsprozesseihrerKindersowieaufdieSorge,dassihreKinͲ dernichtangemessenversorgtundbetreutwerden“(ebd.,S.162)beziehen.InhalteinersolchenElternarbeit könntedabeidieAbklärungdesUnterstützungsbedarfs(z.B.mitHilfeeinesspeziellenFragebogens),dieKläͲ rungderÄngsteundBedenken,sowiedieDemonstrationvon„Sicherheit“durchfundiertesWissensein.Im BereichSchule(z.B.Schulsozialarbeit)istdarüberhinausdieEtablierungeines„inklusivenElternabends“ oderElterntreffsfürElternvonKindernmitundohneBehinderungdenkbar,umsodenProzessderschuliͲ schenInklusionunterstützen.DiskutiertwerdenkönnenbeispielsweiseBefürchtungen,VorurteileundBeͲ rührungsängstebezüglichdesThemasBehinderung.DarüberhinauskönnenaberauchwichtigesozialeKonͲ takteundmöglichweiseFreundschaftenzwischendenElternentstehen.Sowohlzur(NeuͲ)Gestaltungvon Öffentlichkeitsarbeit,alsauchfürdieElternarbeitkönntenentsprechendeHandreichungen,Leitfäden und/oderSchulungsmaßnahmen(sieheauchKapitel4.4.)fürFachkräftederKinderͲundJugendarͲ beit/Jugendsozialarbeitentwickeltoderangebotenwerden. BefragungenvonElternbehinderterKinderverdeutlichenzudem,dasssichdieseeine/nAnsprechpartner/in und/odereineKontaktstellewünschen,überdiesieeinerseitsInformationenzuinklusivenAngebotenbzw. Freizeitmöglichkeitenerhalten,sowieandererseitsFragenderFinanzierungund/oderUnterstützungklären können.Einsolcher„Kümmerer“könntedarüberhinausaucheineArtVermittlungsrolleübernehmen(vgl. exemplarischKieslinger/Meyer2014,S.157sowieMeyer/Strähle/Bell,nochunveröffentlicht).Sinnvollistes, wenneinesolcheStelledirektbeiderKommuneangesiedeltist(fürdieKindertagesbetreuunggibtesbereits ähnlicheStellen).DieFragederjeweiligenZuständigkeitundFinanzierung(Eingliederungshilfe,Jugendhilfe) wärehierbeinatürlichnochzuklären(siehedenfolgendenAbschnitt).Darüberhinausmachtesaberauch Sinn,wennjedeeinzelneOrganisationoderEinrichtungübereine/nsolche/nAnsprechpartner/inverfügt. AktuellrichtenKommuneninBadenͲWürttembergvielerortsbereitssolcheKontaktͲoderAnlaufstellenein (GeschäftsstellenfürInklusion,kommunaleAnsprechpartner/innen).DiesesindjedochmeistimBereichder Eingliederungshilfe(z.B.beidenSozialämtern)angesiedelt.SolcheKontaktstellensindbeispielsweisefürdie AnliegenbetroffenerElternzuständig,dieArbeitbestehtjedochauchimBereitstellenentsprechenderInͲ formationen.SowohlderAlbͲDonauͲKreisalsauchdieStadtHeidelberghabenhierzubeispielsweiseaktuell sogenannte„Freizeitwegweiser“fürMenschenmitBehinderungaufgebaut(vgl.Kieslinger/Meyer2014; Meyer/Kieslinger,nochunveröffentlicht). 121 UmDoppelstrukturenzuvermeiden,istessinnvoll,SynergieeffektezunutzenundeineVernetzung,ZuͲ sammenarbeitsowieeinegemeinsameKoordinationderAnstrengungenzwischenSozialͲundJugendhilfe anzustoßen.WeitergedachtistdasThemaInklusioneigentlicheinämterübergreifendesThemaundgehört sowohlindieSozialͲalsauchJugendhilfeplanung.DanebensindauchandereAbteilungenvonRelevanz, etwadieStadtentwicklung. ZusätzlichzueinersolchenkooperativenPlanungundErschließunginklusiverSettingsdarfundkanndieBeͲ hindertenhilfenichtvergessenwerden.AuchhiersindVernetzungensowiegemeinsameVorhabenundProͲ jektezufördern.Esgehtnichtnurdarum,„Konkurrenzgefühle“zuvermeiden.DerspezifischeNutzensolcher KooperationenwurzeltinsbesondereimWissensaustausch(sieheauchKapitel4.4.)undindenMöglichkeiͲ tenderBeteiligungProfessionellerausderBehindertenhilfe(z.B.beiderPlanungundDurchführungentͲ sprechenderAngebote).AusdiesemGrundeplädiertauchTheunissen(2014,S.255)füreineVerbesserung derZusammenarbeitzwischenTrägernderKinderͲundJugendarbeitaufdereinenSeitesowieAnbieternder BehindertenhilfeaufderanderenSeite.HintergrunddessensindzumeinendieVorteileeineswechselseitiͲ genWissensͲundInformationsaustauschs,zumanderenkönnensoaberauchVorbehalteabgebautwerden (esbestehennachwievorinsbesonderevonTrägernderBehindertenhilfegewisseVorbehaltegegenüber derKinderͲundJugendarbeitinBezugaufdieFachlichkeitunddas„knowhow“imUmgangmitMenschen mitBehinderung).Daneben–unddiesdürftederwichtigsteNutzensein–gibteinesolcheKooperationmit ProfessionellenderBehindertenhilfedenbetroffenenEltern„Sicherheit“undträgtzueinemAbbauvonBeͲ rührungsängstenundSorgenbei(vgl.Kieslinger/Meyer2014,S.158). 4.2. MaßnahmenzurFörderungderinternenDiskussiondesArbeitsauftrags undderZuständigkeit;FörderungvonÖffnungsprozessen DiezweiteHandlungsebene,dieunmittelbarmitderNachfragezusammenhängtundaufdieseauchwieder zurückwirkt,istdieEbenederKlärungdesArbeitsauftragsundderZuständigkeitsowiedieFörderungeiner (weiteren)ÖffnungvonAngeboten.HintergrundeinersolchenAuseinandersetzungsindinsbesonderedie Artikel19und30derUNͲBehindertenrechtskonvention.IndenBefragungenwurdenjedochnebenderAnͲ nahme,man„wärenichtzuständig“,weilesbereitsAngeboteimSozialraumgäbe,immerwiederBedenken geäußert,dasseine(weitere)ÖffnungpersonelleundfinanzielleMehraufwendungennachsichziehenwürͲ den,dienicht,odernurbedingt,zustemmensind.AusdiesemGrundebeziehensichdieimFolgendenreleͲ vantenHandlungsempfehlungenaufdreiUmsetzungsschritte: 1) MaßnahmenundKampagnenzurBewusstseinsbildungundSensibilisierungderFachkräfteundOrͲ ganisationenzurAuseinandersetzungmitdenForderungenderUNͲBehindertenrechtskonvention undzurKlärungvonZuständigkeitenundArbeitsauftrag. 2) Förderungeiner(weiteren)Öffnungvon(RegelͲ)AngebotenfürKinderundJugendlichemitBehindeͲ rungdurchSchaffunggeeigneterRahmenbedingungen(u.a.ProjektezurErprobungvonMethoden zumAufbaupersonenenzentrierterUnterstützungsformen). 3) InitiierungundFörderungvonKooperationsprojektensowiegemeinsamerKonzeptentwicklungzwiͲ schenEinrichtungenderBehindertenhilfeundderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit,u.a. mitdemZiel,dieobengenannten„geeigneten“Rahmenbedingungenzuschaffen. WasdenerstenSchrittbetrifft,sowäreerstenszuempfehlen,entsprechendeKampagnenzurAuseinanderͲ setzungmitderUNͲBehindertenrechtskonventionunddenArtikeln19und30anzustoßen.SolcheKampagͲ nenkönnenamBesteninFormvonTopͲDownͲProzessen,d.h.überDachorganisationen,„insRollen“geͲ brachtwerden.AberauchdieJugendhilfeausschüssekönntenhierzugenutztwerden. 122 Ergänzendundunterstützendkönnteeszweitenssinnvollsein,entsprechendeLeitbilderoderSelbstverͲ pflichtungenalsMusterfüreinesolcheAuseinandersetzungzuentwickelnundzurVerfügungzustellen. FachlichundberufspolitischgehtesdrittensinsbesondereumdieAuseinandersetzungmitdenjeweiligen ZielenundInhalteneinerinklusivagierendenKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeit(„ArbeitsaufͲ trag“).Frageneiner„inklusivenPädagogik“,deranwaltschaftlichenFunktionfürjungeMenschenmitBehinͲ derung,sowieeinePerspektivenerweiterungderSozialͲundGemeinwesenorientierunginRichtungBehinͲ dertenhilfeundFörderͲbzw.Sonderschulensindhierelementar.EntsprechendistauchhiereineFörderung dieserAuseinandersetzunginnerhalbundzwischenderrelevantenFachverbändeanzustoßen(z.B.inForm vonProjekten,siehedazuauchausführlichKapitel4.3). EinweitererwichtigerSchrittistdanndieFörderungkonkreterÖffnungsprozesse.DieÄngsteundSorgen derbefragtenEinrichtungenundOrganisationenbeziehensichdabeiinsbesondereaufpersonelleundfinanͲ zielleRessourcen.ZwarsinddieseÄngsteernstzunehmen,jedochwäreessimpel,andieserStelleeinfach nur„mehrGeld“zufordern.TatsächlichsindinklusiveAngebotemiteinempersonellenund/oderfinanziellen Mehraufwandverbunden,häufigkönnendieseaberkompensiertwerdendurchentsprechende(informelle) UnterstützungssettingsodergeeigneteRahmenbedingungenundKooperationen.DergezielteEinbezugvon (geschulten)EhrenamtlichensowiederAufbauvonsogenannten„Unterstützerkreisen“bzw.„BegleitkreiͲ sen“sindMöglichkeiten,personenzentrierteUnterstützungsmöglichkeitenfürjungeMenschenmitBehindeͲ rungzuschaffen(aktuellführtderKreisjugendringRemsͲMurrhierzueinModellprojektdurch:www.jugendͲ arbeitͲrm.de/kreisjugendringͲremsͲmurrͲev/projekte/begleitkreise).SolcheinformellenUnterstützungssetͲ tingskönnenauchdurchsogenannte„AssistenzͲPools“abgesichertwerden.Vorhabenwie„InklusionsbeͲ gleiter/innen“,„IncluͲAngels“,„InklusionͲKulturͲFreizeitͲBegleiter“undandereehrenamtlichbasiertenUnͲ terstützungsmöglichkeiten(vgl.dazubeispielsweisedasFörderprogramderBadenͲWürttembergStiftung unter:www.bwstiftung.de/gesellschaftͲkultur/programme/gesundheitͲinklusionͲgewaltpraevention/inkluͲ sionsbegleiter)sindpolitischweiterauszubauenbzw.zufördern.ZudemsindvieledieserMöglichkeiten auchnochunbekannt,sodassentsprechendeSchulungenzudenMöglichkeitenpersonenzentrierterUnterͲ stützungsplanungangebotenwerdensollten(siehedazuauchKapitel4.4.). DanebenbietensichaberauchKooperationenmitEinrichtungenundDienstenderBehindertenhilfean,die imRahmenderEingliederungshilfeentsprechendeAssistenzanbietenkönnten.Dabeiistdringenddaraufzu achten,dassesbeidiesenKooperationennichtzu„separierenden“AngebotenoderNischenangeboten kommt(z.B.„bloße“RaumnutzungoderspezielleGruppenangebote).ZuempfehlenisteineFörderungentͲ sprechenderKooperationsprojekte,dieaufVernetzung,gemeinsameKonzeptͲundAngebotsentwicklung sowieaufdieUmsetzunggeeignetermethodischerunddidaktischerÜberlegungensetzt.Letztendlichgehtes immerumdieEinbindungjungerMenschenmitBehinderungimSozialraum,ausdiesemGrundesindsolche Kooperationsprojektedringendzufördern,auchum„Konkurrenzgefühlen“vorzubeugen.InZukunftsollte damitdeutlicherwerden,dassAngebotefürKinderundJugendlichemitBehinderungnichtnurdurchspezielͲ leDienstleistererbracht,sonderngleichermaßenauchvonAkteurendesallgemeinenSozialͲundBildungsͲ systemsmitgetragenwerdenkönnen(diesentsprichtauchdenForderungenderUNͲBehindertenrechtsͲ konvention).KooperationenzwischenBehindertenhilfeundanderenkommunalenAkteurensindaberunabͲ dingbar,denndas(sonderͲ)pädagogischeKnowͲhowbleibthierbeistetsgefragt(vgl.Markowetz2010,S. 19).InsofernistdietragendeSäulederSozialͲbzw.GemeinwesenorientierunginderKinderͲundJugendarͲ beitbzw.JugendsozialarbeitumeineentsprechendePerspektiveunddenAufbauvonKooperationenzu erweitern.EinesolcheGemeinwesenorientierungvermindertwiederumVereinsamungoderIsolationvon MenschenmitBehinderungundträgtzuSelbstwertsteigerungbei(vgl.dazuTheunissen2009,S.386ff.;SeiͲ fert2008,S.3).Letztendlichwerdendadurch„FreizeitͲ,BildungsͲundArbeitsmöglichkeiteninderGemeinͲ de“(Seifert2008,S.12)ermöglicht,diezurReduzierungvonAusgrenzungsprozessenbeitragen. NebenderkonkretenUnterstützungvorOrtmüssenaberauchvieleandereAspektewieMobilität,ErreichͲ 123 barkeit,AbbauvonBarrierenusw.berücksichtigtwerden.AuchhierzusindentsprechendeRahmenbedinͲ gungenundggf.Projektenochzufördernbzw.anzustoßen.BislangbeziehensichdiemeistenProjekteeher aufeinmaligeEvents;spannenderdürftedieFragewerden,wieMobilität,ZugänglichkeitundUnterstützung inRegelbetriebenermöglichtwerden. 4.3 MaßnahmenzurFörderungvonAngebotsentwicklungundǦerprobung,ErǦ weiterungdesMethodenrepertoiresundderberuflichenFachlichkeit DieÜberlegungenzurErhöhungderNachfrageaufdererstenHandlungsebenesowiedieForderungenzur KlärungvonZuständigkeitundArbeitsauftragaufderzweitenHandlungsebeneführenzumnächstenSchritt, zurgezieltenFörderungvonAngebotsentwicklungundͲerprobung.EinesolcheFörderungsollauchdazu beitragen,eingeeignetesMethodenrepertoiresowieeineentsprechendeberuflicheFachlichkeitimFeldder InklusionbehinderterKinderundJugendlicherauszubilden. WiesichinderobigenAuseinandersetzunggezeigthat,sinddiemeistenderdokumentiertenAngebote,an denenKinderundJugendlicheteilnehmen,als„spezielle“odersogar„exklusive“Angebotezuverstehen. Insofernlässtsichaktuellehereine„Fortsetzung“bisheriger,undzumTeilauchseparierender,FreizeitͲ, SportͲundBildungsangebotefürKinderundJugendlichemitBehinderungbeobachten.UmdiesePraxiszu verändern,sindzweiSchritteaufzweiverschiedenenEbenennötig: x x FachdidaktischistdieEntwicklungundErprobungvoninklusivenAngebotsformenzufördern.Diese FörderungkanninFormvonProjektmittelnerfolgen,paralleldazukönnteaberaucheinegezielte BeratungundBegleitung(inFormvonFachberatung,Supervision)sowiegebündelteInformationen (z.B.alsInformationsplattform,ZusammenstellungvonBeispielen)zurVerfügunggestelltwerden. BerufspolitischsindebenfallsentsprechendeWeichenzustellen,diedazubeitragen,eineselektive odersogarseparierendePraxiszuvermeiden.EntsprechendsolltenberufsfeldspezifischeFachverͲ bändemit„insBoot“geholtwerden,weilsiealsMultiplikatorengenutztwerdenkönnen,unddamit dazubeitragen,die„Idee“derInklusioninverschiedeneBereichedesSozialͲundBildungswesenszu verbreiten.Auchhiersind(überregionale)Projektfinanzierungund/oderFachberatungendenkbar. DieLiteraturanalyseverdeutlichteimmerwieder,dassgeradedieKinderͲundJugendarbeitbzw.JugendsoziͲ alarbeitdasPotenzialbesitzt,einebisherigeselektivebzw.separierendePraxisaufzubrechenundjungen MenschenmitundohneBehinderungpositiveBegegnungenundKontaktezuermöglichen.Dannenbeckund Dorrance(2011,S.210)sprechenderKinderͲundJugendarbeithierbeisogareine„Vorreiterrolle“zu. UmdiesesPotenzialauszuschöpfen,müssenjedochentsprechendeAngebotsformen,Didaktikensowie(päͲ dagogisch)betreuteSettingsentwickeltunderprobtwerden.HierzukönntenProjektgelderzurVerfügung gestelltwerden,weilsolcheVorhabenambesteninFormvonProjektenerprobtundevaluiertwerdenkönͲ nen(ProjektehabendenVorteil,dassSieInnovationenanstoßenhelfenundeinentsprechenderkurzfristiger PersonalͲundMitteleinsatzplanͲundumsetzbarwird).DieBewilligungvonModellͲundQualifizierungsproͲ jektenimRahmendesdurchdasMinisteriumfürArbeitundSozialordnung,Familie,FrauenundSeniorenin BadenͲWürttembergimRahmendesZukunftsplanJugendinitiierten„FörderprogrammsInklusion“isthierzu einwichtigerSchrittindierichtigeRichtung.31 Das „Förderprogramm Inklusion“ wurde parallel zur Fertigstellung der vorliegenden Expertise gestartet. Sowohl bei der Ausschreibung des Förderprogramms als auch bei der Vergabe der Projektgelder flossen bereits einige Erkenntnisse der Expertise ein. Weitere Informationen zum Förderprogramm unter: www.inklumat.de/projekte/foerderprogramm-inklusion. 31 124 BeiderVergabevonProjektgeldernsowiederProjektevaluationistjedochinsbesonderedaraufzuachten, dassessichbeidenbewilligtenProjektennichtumseparierendeoderexklusiveSettingshandelt.Derdazu eingerichteteProjektbeiratwirdhierzuSorgetragenmüssen. Zusätzlich(oderauchalternativdazu)stelltsichdiefachlicheBetreuungundBegleitungsolcherVorhaben durchbestimmteSchlüsselpersonenoderunterstützendeStellensowiedasBereitstellenvonentsprechenͲ denInformationenzurGestaltungundDurchführunginklusiverAngebotealshilfreichdar:BeiderPlanung sowieDurchführungdesinklusivenSommerferienprogrammsineinemdurchdenKVJSgefördertenModellͲ projektsdesNeckarͲOdenwaldͲKreiseswurdeesbeispielsweisealssehrwichtigerachtet,dasseineberatenͲ deundkoordinierendePersondiePlanungbegleitenunddieFreizeitenanbieteraufdieKontaktsituationen mitdenbehindertenKindernvorbereitenkonnte.AlshilfreichwurdevondenbefragtenFreizeitenanbietern zudemeingeschätzt,wennsieInformationenzugeeigneten,inklusionsförderlichenSpielenundAktivitäten sowiezuverschiedenenArtenvonBehinderungerhalten(vgl.Kieslinger/Meyer2014,S.163).Ausdiesem GrundeistsowohldieEinrichtungeinersolchenberatendenStelle,ggf.aufüberregionaleroderLandesebeͲ ne,und/oderdiefinanzielleFörderungentsprechenderBeratungsͲundSupervisionstätigkeitenfürOrganiͲ sationenundEinrichtungenderKinderͲundJugendarbeit/Jugendsozialarbeitzuempfehlen.Darüberhinaus wäredieEinrichtungundWeiterentwicklungeiner(ggf.internetgestützten)Informationsplattformmit vielfältigenInformationenzurPlanung,GestaltungundDurchführunginklusiverAktivitätensowiemitdiverͲ sen„BestͲPracticeͲBeispielen“äußersthilfreich.ImRahmenderdurchdasMinisteriumfürArbeitundSozialͲ ordnung,Familie,FrauenundSenioreninBadenͲWürttemberggeförderten„InklusionsoffensivefürdieJuͲ gendarbeit“wurdebereitseinsolchesinternetgestütztes„Tool“aufgebaut:DerINKLUMAT(Onlineunter: www.inklumat.de).Nebendembereitsbeschriebenen„IndexfürdieJugendarbeitzurInklusionvonKindern undJugendlichenmitBehinderung“(vgl.Kapitel1.3.4)findensichdortaucheinigebeispielhafteMethoden. NachAuslaufenderProjektförderungwäreesjedochwünschenswert,dieseInformationsplattformweiter ausbauenundnutzbarmachenzukönnen. DiezweiteEbeneindiesemHandlungskontextstellenberufsfeldspezifischeoderͲübergreifende(FachͲ)VerͲ bändedar.DerenMultiplikatorenwirkungkanndafürgenutztwerden,diejeweiligenErkenntnisseundForͲ derungensowohlnach„innen“,d.h.gegenüberihrenMitgliedsorganisationen,alsauchnach„außen“,d.h.in andereSysteme(z.B.Schulen,andereHandlungsfelderderSozialenArbeit)zutransportieren.SietragendaͲ herentscheidenddazubei,die„Idee“derInklusionunddiedamitinVerbindungstehendenHerausforderunͲ geninverschiedeneBereichedesSozialͲundBildungswesenszutragen.AuchhierzuistdieBereitstellung vonProjektmittelnund/oderFachberatungmöglicherweisehilfreich. InsbesonderezurUmsetzungvonInklusioninderSchulekönntenFachverbändederKinderͲundJugendarͲ beitsowiederSchulsozialarbeitunterstützendwirken,indemsieeinerseitsentsprechendePositionenund DienstleistungenfürSchulenentwickeln,undandererseitsgeeigneteKonzepteundfachlicheHandreichunͲ genfürEinrichtungen,OrganisationenoderFachkräfteanbieten.DiePotenzialesolcherschulunterstützenͲ denDienstleistungenodervonkonkreterSchulsozialarbeitwürdensichvorallemaufdiesozialeInklusion behinderterKinderundJugendlicherindasKlassengefügebeziehen(z.B.mitHilfegruppenͲodererlebnisͲ pädagogischerMethoden).AberaucheineMithilfebeider(zukünftigen)Gestaltungvon„inklusiven“UnterͲ richtsmethodenwäredenkbar,etwaimSinne„inklusiverPädagogik“bzw.„Inklusionspädagogik“.Solche Ansätzezielendaraufab,HeterogenitätalsBereicherungwahrzunehmenundeinwichtigesLernzielvoninͲ klusiverPädagogikistes,VielfaltundPluralitätalsNormalitätundRessourcezubegreifen.Dazugehörendie AkzeptanzverschiedensterPersonengruppen,derAbbauvonVorurteilenundBerührungsängstensowiedie WertschätzunggegenüberdemAndersartigen(vgl.Meyer2013).DieseBetrachtungsweiseistkeinvöllig neuerAnsatzundkannmitder„PädagogikderVielfalt“vonPrengelodermitfrüherenintegrationspädagogiͲ schenTheorieansätzenverglichenwerden(vgl.Antor/Bleidick2006,S.99;sieheauchGrüber2010,S.10f.). 125 KerneinersolchenPädagogikist„kooperativesSpielen,LernenundArbeitenalleraufihrenunterschiedliͲ chenindividuellenNiveausamgemeinsamenGegenstand“(Hinz2008,S.41).DerVorteilfürSchulenwäre: DiesesinklusiveLeitprinzipbetrifftnichtnurMenschenmitBehinderung,sondernauchanderegesellschaftͲ liche(Rand)ͲGruppen(vgl.Flieger/Schönwiese2011,S.29). EbensoinderSchule,aberauchinanderenKontexten,sindfürdieUmsetzunginklusiverAngeboteundLernͲ weltenfachlicheKompetenzenzurModerationvonBegegnungenundentsprechendenGruppenprozessen besonderswichtigundsolltenimRahmeneinerberufspolitischenAusrichtungvorangetriebenwerden.HierͲ zuistinsbesonderesozialpsychologischesWissenbedeutsamunddasVoranbringeneinertheoretischenund praktischenFundierungwäreebenfallsSachederFachverbände.EgalinwelchenKontexten,dieUmsetzung vonInklusionumfasststetsauchdenUmgangmitVorurteilenundBerührungsängstensowieStrategienzur VermeidungvonKonfliktenund/oderDiskriminierungsprozessenzwischenverschiedenenGruppen.AusdieͲ semGrundeistdasWissenüberGruppenprozesseeinunabdingbaresWerkzeugimUmgangmitinklusiven Maßnahmen(v.a.dieKenntniseinstellungsverändernderoderkonfliktreduzierenderMaßnahmenundInterͲ ventionen).DiesgiltimÜbrigenauchfürSituationen,indenenz.B.jungeMenschenausverschiedenenMiliͲ eusodermitunterschiedlichemkulturellemHintergrundaufeinandertreffen.EinstellungenlassensichbeiͲ spielsweisedurchkognitivwirksameAppelleoderInformationennichtsoeinfachändern.NebenderklassiͲ schen„Überzeugungsarbeit“durchAufklärungoderInformationenkommtderaffektivenEbenesowieder VerhaltensebeneeinewichtigeBedeutungzu.Nuttin(1975)beschreibtinseinemAufsatz„EinstellungsändeͲ rungundRollenspiel“beispielsweise,dassEinstellungsveränderungensehrgutdurchdieEinnahmeeiner anderenRolleunddamiteinerneuartigenbzw.anderenPerspektivebewirktwerdenkönnen.ImRollenspiel wirdbewusst,wiesichdienachgespieltePersonfühlt,etwaaufgrundvonDiskriminierungen.Ausdiesem GrundeeignetsichvorallemdasRollenspieloderähnlicheSensibilisierungsmaßnahmenzurEinstellungsänͲ derung,weilGefühleprovoziertundSituationen„spielend“erlebtwerden: „ImRollstuhlfahren,füreinebestimmteZeitblind,gehörlosoderarmamputiertzuseinfördertdieSensibiͲ litätfürdieoftschwierigeLebenssituationbehinderterMenschen.Dabeigehteswenigerumdieprimäre BehinderungserfahrungalsvielmehrumdasNacherlebendervielfältigensozialenKonsequenzenvonBeͲ hinderung,(…).“(Cloerkes2007,S.151) EntsprechendeMethoden(wiez.B.Rollstuhlparcours,Dunkelaktionen,theaterpädagogischeProjekte,usw.) könntenzurUnterstützungvonInklusioninverschiedenenKontexten(z.B.inderSchule)verstärktangeboten werden.ZumAbbauvonIntergruppendiskriminierunggibtesaberauchweitereStrategien,dieentwederauf dieGestaltungderKontaktsituationselbstoderaberaufdenAbbauvonKategorisierungsprozessenund Gruppenidentitätensetzen(ausführlichJonas,Stroebe,Hewstone2007,S.521ff.Otten,Matschke2008; Petersen2008;Petersen/Blank2008;Stürmer2008.).DazugehörenbeispielsweisedasArbeitenaneinem gemeinsamen,übergeordnetenZielunddieVermeidungvonKonkurrenzsituationen,gemeinsameundneuͲ artigeErfahrungenfüralleTeilnehmer/innen,eineangenehmeGestaltungderKontaktsituation,dasBeͲ wusstmachenvonGemeinsamkeitensowiedieDekonstruktionvonGruppenidentitäten. Zusammenfassendbedeutetdies,dasssowohlauffachdidaktischeralsauchaufberufspolitischerEbeneden MöglichkeitenundChanceninklusiverPädagogiksowiesozialpsychologischfundierterModerationvon GruppenprozesseninZukunfteineverstärkteBedeutungzukommenmuss.EinwichtigesFeldhierfüreröffnet sichvorallemfürTrägerderSchulsozialarbeit,aberauchfürandereTrägerderJugendhilfe,diemitSchulen kooperierenundDienstleistungenanbieten. 126 DarüberhinauskönntendiesepädagogischenKompetenzenaberauchfürdasThemenfeldÜbergangSchule undBerufbzw.Ausbildungsförderungrelevantsein,dennverschiedeneErfahrungenzeigen,dassdiesoziale IntegrationvonMenschenmitBehinderunginBetriebeoderUnternehmenhäufigsehrvielschwierigeristals dasErlernendereigentlichenArbeitsinhalte(vgl.Hohmeier2007).ErgänzendzurPraktikaͲoderAusbilͲ dungsplatzfindungstelltdaherdiesozialeInklusionvonJugendlichenmitBehinderungindasbetriebliche GefügeeinewesentlicheHerausforderungdar.InklusionkommtauchhierohneSensibilisierungderBelegͲ schaftundBeratungderBetriebe/Unternehmennichtaus.ImBereichderBehindertenhilfewurdenhierzu bereitssehrguteErfahrungenmitdemModellderUnterstütztenBeschäftigungbzw.mitHilfedessogenannͲ tenJobCoachinggemacht(vgl.ebd.).ErfolgreicheBeispielezurInklusionvonlernͲundgeistigbehinderten sowiepsychischerkranktenJugendlichenliegenbereitsvor(ausführlicheBeispieleunter:BundesarbeitsgeͲ meinschaftfürUnterstützteBeschäftigung2009,2011,2014;Hohn2011sowieunterwww.hamburgerͲ arbeitsassistenz.de).DiesesMethodenrepertoiregiltesbeispielsweiseinderJugendberufshilfefürdiespeziͲ elleGruppevonJugendlichenmitBehinderungaufzugreifenundauszubauen. 4.4 MaßnahmenzurFörderunginklusiverOrganisationsǦundTeamentwickǦ lung,Schulungen,Wissensaustausch,multidisziplinäreTeams,BeschäftiǦ gungvonMitarbeiter/innenmitBehinderung DieletzteDimensionderHandlungsempfehlungenbeziehtsichaufAktivitätenundVorhabenaufintraͲund interorganisationalerEbene.LetztendlichspieltdieseDimensionebenfallseinewichtigeRolleindembeͲ schriebenenWirkungskreislauf(vgl.Abbildung61und62),dasiesowohldurchVeränderungenaufdenvoͲ rangegangenenEbenendirektbeeinflusstwird,gleichzeitigwirktsieaberauchaufdieseEbenenzurück. AusgangspunktdieserviertenHandlungsebeneistdieBeobachtung,dassvielebefragteEinrichtungenund OrganisationenbislangeheraufdieInitiativeeinzelnerKinderundJugendlichermitBehinderungbzw.deren GeschwisteroderaufAnfragenvonbetroffenenEltern„reagieren“.DanebenspielenKooperationenmit SchulenoderBehindertenhilfeeinrichtungeneineRolle.Umabereinaktives„Agieren“sowieeinevertiefte AuseinandersetzungmitdemThemaInklusionunddieEntwicklungvonLeitbildernoderKonzeptionenanzuͲ stoßen,sindentsprechendeOrganisationsͲundTeamentwicklungsprozesseanzuregenundzufördern.Die EmpfehlungenbeziehensichhierbeiaufdreiSchritte: 1) InitiierungundBereitstellungentsprechenderFortͲundWeiterbildungsmaßnahmenfürFachkräfte und/oderEhrenamtlichederKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitzumZweckedesKompeͲ tenzerwerbsundintraorganisationalenLernens. 2) InitiierungundFörderungeinesumfassendenWissensaustauscheszwischenOrganisationenund Einrichtungen(sowohlzwischenAkteurenderJugendhilfealsauchmitanderenArbeitsfeldern)zum ZweckederOrientierungundinterorganisationalenLernens,ergänztbzw.unterstütztdurchdenAufͲ undAusbauvonKooperationenund/odermultidisziplinärenTeams. 3) GezielteFörderungderBeschäftigungvonMitarbeiter/innenmitBehinderungimRahmenverschieͲ denerBeschäftigungsformen(hauptamtlicheMitarbeiter/innen,Praktikant/innen,FSJ,BFD,ehrenͲ amtlichTätige). GezielteFortͲundWeiterbildungsowohlfürhauptamtlichesPersonalalsauchfürEhrenamtlicheimTheͲ menbereichInklusionundBehinderungistaufgrundfehlenderErfahrungenundmangelnderfachlicherheilͲ bzw.sonderpädagogischerKompetenzensinnvollundnotwendig(vgl.Theunissen2014,S.255).Darüber hinaussindsolcheSchulungenaberauchwichtigals„Motor“fürinnerorganisationaleAustauschͲundLernͲ prozesse. 127 AusdiesemGrundeisteinentsprechendesFortbildungsprogrammzuerarbeiten,welchesnichtnurWissen zuundüberBehinderungenbereitsstellt,sonderngleichermaßenauchAspektederPlanung,Gestaltungund DurchführungrelevanterAngebote(sieheKapitel4.3.)sowiezurÖffnungundinklusivenEntwicklungder jeweiligenOrganisationbzw.Einrichtung.FolgendeThemenbereichesollteeinFortbildungsprogrammbeinͲ haltenundggf.inFormverschiedenerund/oderaufeinanderaufbauenderModuleanbieten: ThemenblockIͲGrundlagenzumThemenspektrumInklusionundUNͲBehindertenrechtskonvention 1) GrundlagenrundumdasThemenspektrumInklusion(wasistInklusion?WorinbestehtderUnterͲ schiedzuIntegration?WasmachtdenPerspektivenwechselaus?WasistderIndexfürInklusion, usw.). 2) DieBehindertenrechtskonventionundausgewählteArtikelderUNͲBRKmitRelevanzfürdieKinderͲ undJugendarbeitbzw.Jugendsozialarbeit(HintergrundderBehindertenrechtskonvention,BehindeͲ rungsͲundTeilhabeverständnisderUNͲBRK,speziell:Artikel19,27,30). 3) WasbedeutetBarrierefreiheitundwelcheBarrierengibtes(wichtig:SensibilisierungundWahrnehͲ mungvonverschiedenenBarrieren;nebenräumlichenBarrierengibtesauchsprachliche,soziale, aufgabenbezogeneBarrierensowieBarrierenfürsinnesbeeinträchtigteMenschen). 4) DerIndexfürInklusionalsganzheitlicheStrategie(AufbaudesIndexfürInklusion,ArbeitmitdemInͲ dex,derIndexfürSchulen,KitasundJugendarbeit,BedeutungderdreiEbenenStrukturen,Praktiken undKultur,InklusionalsProzess). ThemenblockII–InformationenzumThemenspektrumBehinderungundUnterstützung 1) DieLebensweltvonKindernundJugendlichenmitBehinderung(LebenssituationvonFamilienmit behindertenKindern,ZugangsͲundTeilnahmebarrierenvonFamilienbzw.KindernundJugendlichen mitBehinderung,relevanteUnterstützungsleistungenundHandlungsfelderderBehindertenhilfe,reͲ levanteBerufsgruppen,usw.) 2) LeistungenfürMenschenmitBehinderungundRechtsgrundlagen(rechtlicheDefinitionvonBehindeͲ rung,DefinitionundMerkmal„Schwerbehinderung“,SGBIX,verschiedeneLeistungenderEingliedeͲ rungshilfe:LeistungenzurTeilhabeamgesellschaftlichenLeben,TeilhabeamArbeitsleben,PersönliͲ chesBudget,usw.). 3) InterdisziplinäreZugängezumThemaBehinderung(MedizinischesBehinderungsmodel,soziologiͲ schesVerständnisvonBehinderung,dasbioͲpsychosozialeModellvonBehinderunginderICF, WechselwirkungvonBehinderungundUmweltfaktoren,DisabilityStudies) 4) VerschiedeneFormenvonBehinderungenundpädagogischeAnsätze(Einordnungkörperlicher,geisͲ tigerundseelischerBehinderungensowieSinnesbeeinträchtigungen,UmgangmitspezifischenVerͲ haltensweisen,Behindertenpädagogik). ThemenblockIII–KonkreteMethodenundTechnikenzurUmsetzungvoninklusivenAngeboteninder KinderͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitsowiezurUnterstützungvoninklusivenProzessen 1) PädagogischeMethodenzurUmsetzungvonInklusion(PädagogikderVielfaltundDiversityMaͲ nagement,MethodenzumpädagogischenUmgangmitVielfalt,VielfaltalsBereicherungerleben, usw.). 2) Sensibilisierungsmaßnahmen(Rollenspiele,Simulationen,Plakataktionen,innovativeSensibilisieͲ rungsaktivitäten,Bewusstseinsschärfung,Improtheater,ReflexionvonStigmatisierungsprozessen, GeschichtenausdemLebenbehinderterMenschen,usw.) 128 3) SozialpsychologischeMethodenzurModerationvonGruppenprozessen(Umgangmitdem„FremͲ den“,StigmaͲTheorie,Kontakthypothese,Intergruppendiskriminierung,AbbauvonVorurteilenund Berührungsängsten) 4) „DieHerausforderungPersonundUmweltgleichzeitigzudenken“:SozialraumorientierungundEmͲ powerment(EmpowermentͲStrategien,Ressourcenorientierung,BrückenbaueninsGemeinwesen, VernetzungundKooperation,UnterstützungvonAneignungsprozesse) 5) PersönlicheZukunftsplanung/bürgerzentrierteUnterstützungsplanung(MAPSͲMethode,PATHͲ Methode,ArbeitmitUnterstützerkreisen,EinbezugvonAssistenzkräften,ArbeitmitEhrenamtliͲ chen). 6) KooperationsmöglichkeitenmitEinrichtungenderBehindertenhilfeund/oderSonderͲ/Förderschulen (AufbauvonKooperationen,gemeinsamePlanungvonAngeboten,gemeinsameUnterstützungsplaͲ nung,FortͲundWeiterbildungsmöglichkeiten) ThemenblockIV–InklusiveOrganisationsentwicklung,organisatorischeundinhaltlicheRahmenbedingunͲ genbeiderUmsetzunginklusiverAngebote 1) InklusiveKonzeptͲundAngebotsplanung(MerkmaleinklusiverundkontaktförderlicherAngebote, organisatorischeRahmenbedingungen,Leistungsorientierungvs.Gemeinschaftsorientierung,MerkͲ malderErgebnisoffenheit,PotenzialeimSport,usw.) 2) SicherungundOrganisationvonAssistenz(Inklusionsassistenz,Inklusionsbegleitung,inklusiveJuͲ gendleiterausbildung,Partnerschaft/TandemszwischenMenschenmitundohneBehinderungen, FSJͲTandems,Freizeitassistenz) 3) AbbauvonBarrierenalsdidaktischesVorhaben(IdentifizierungvonBarrierengemeinsammitKinͲ dernundJugendlichen,SpielerischeSensibilisierungfürBarrierenwieRolliparcours,Dunkelaktionen, usw.) 4) Elternarbeit(AbbauvonÄngsten,gemeinsamesEntwickelnvonUnterstützungskonzepten) 5) Öffentlichkeitsarbeit,geeigneteWerbestrategienfürinklusiveAngebote,KooperationenundVernetͲ zung 6) InklusiveOrganisationsentwicklung(MerkmaleeinerinklusivenOrganisationskultur,Arbeitmitdem IndexfürInklusion) DerzweiteSchrittbeinhaltetdieInitiierungundFörderungeinesmehroderwenigerorganisiertenWisͲ sensaustauchszuverschiedenenErfahrungenmitinklusivenAngebotenund/oderzu„BestͲPracticeͲBeiͲ spielen“.EinsolcherWissensaustauschwurdeauchvoneinzelnenAkteureninderBefragunggewünscht. DabeimüssendreiEbenenunterschiedenwerden: x x Erstensistessinnvoll,einenWissensaustauschzwischenOrganisationenundEinrichtungenderKinͲ derͲundJugendarbeit/JugendsozialarbeitininstitutionellerFormanzubieten.DieskönnenregelmäͲ ßige„PraxisͲFachtage“odergemeinsameWorkshopssein.Denkbaristaucheinehierzugeeignete Internetplattform(z.B.derINKLUMAT)odereinNewsletter,derregelmäßigüberErfahrungenund Umsetzungsbeispieleberichtet.EinensolchenAustauschgiltespolitischsowiefinanziellabzusichern. ZweitensistaberaucheinAustauschzwischenAkteurenderKinderͲundJugendarbeit/JugendsozialͲ arbeitundOrganisationen/InstitutionenderSonderpädagogikbzw.Behindertenhilfehilfreich,zumal eshierbeinichtnurumeinenWissensaustauschgehenwürde,sonderngleichermaßenauchVernetͲ zungenund/oderkonkreteKooperationenangestoßenwerdenkönnen.Auchhierzueignensichvor allemgemeinsameFachtageoderForen.AufpolitischerEbenewäreeineZusammenarbeitzwischen JugendhilfeundEingliederungshilfesinnvoll.AufplanerischerEbenekönntenzudemgemeinsame AngeboteoderAktivitätenentwickeltwerden(JugendhilfeͲundSozialplanung). 129 x DrittensistderAufͲundAusbauvonKooperationenzwischenJugendhilfeundBehindertenhilfebzw. Sonderpädagogikanzustoßenund/oderzufördern,etwaimRahmeneinerProjektfinanzierung(KoͲ operationsprojekte).ImRahmensolcherProjekteundauchdarüberhinausistfürspezielleVorhaben denkbar,dassmultidisziplinäreTeamsaufgebautwerden,diegemeinsamKonzepteundAngebote entwickelnundumsetzen. AlsdritterSchrittwirdabschließenddiegezielteFörderungderBeschäftigungvonMitarbeiter/innenmit Behinderungempfohlen.HierzuliegenbishernochkaumErfahrungenvor.ImehrenamtlichenBereichsowie imBereichderFreiwilligendienste(z.B.sogenannteFSJͲTandems)sindsolcheBeschäftigungsmodellejedoch vielversprechend(derKJRRemsMurrführthierzuaktuelleinProjektdurch,genauereInfosunter:www. jugendarbeitͲrm.de/kreisjugendringͲremsͲmurrͲev/projekte/ehrenamtstandemͲfsjͲtandem).DerEinbezug unddieArbeitmitEhrenamtlichenmitBehinderungsowiedieUmsetzungentsprechenderFreiwilligenͲ dienstedurch(junge)MenschenmitBehinderungträgtnichtnurzupositivenPeerͲKontaktenbei,erprägt auchdieKultureinerEinrichtungoderOrganisationnachhaltig.InsbesondereaberdieBeschäftigungvon HauptamtlichenmitBehinderungwürdejedochdie„Königsdisziplin“darstellen.Hiersindentsprechende MöglichkeitenundpolitischeAnreizezuschaffen. 130 Literatur Aichele,V.(2008):DieUNͲBehindertenrechtskonventionundihrFakultativprotokoll.EinBeitragzurRatifikaͲ tionsdebatte.DeutschesInstitutfürMenschenrechte,PolicyPaperNo.9,Berlin.Onlineunter: www.institutͲfuerͲmenschenrechte.de/uploads/tx_commerce/policy_paper_9_die_un_behindertenͲ rechtskonvention_und_ihr_fakultativprotokoll.pdf. 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