Auslandssemester am Flagler College in Florida: Ausgust bis Dezember 2015 Vor der Abreise Als Studentin der Amerikanistik wusste ich schon seit Beginn meines Studium, dass ich unbedingt ein Auslandssemester an einer amerikanischen Hochschulen absolvieren will. Im Winter 2014 begann der Bewerbungsprozess, welcher sich relativ unkompliziert und schnell gestaltete. Im Februar 2015 erhielt ich meine Zusage für das Flagler College in Florida. Somit hatte ich reichlich Zeit, mich um eine passende Versicherung, mein Visum und Unterkunft in den USA zu kümmern. Da ich und drei andere Studenten der Uni Würzburg die ersten Austauschschüler am Flagler College waren, gab es hier und da Organisationsschwierigkeiten und öfter einmal Unklarheiten über Wohnsituation, den Unterricht etc. Dies waren jedoch kleine Probleme, die einfach zu lösen waren und meine Formulare für das Visum sowie ein Termin bei der Botschaft in Frankfurt erhielt ich schnell. Ich schloss außerdem eine Auslandsversicherung im Internet ab, die im Monat ca. 55 Euro kostete und mit der ich bereits vorher gute Erfahrungen gemacht hatte. Außerdem sollte ich von Seiten des College vor Anreise meine Kurse auswählen; mindestens vier mit jeweils 3 ECTS (wie üblich am College), da das F1 Studenten Visum dies voraussetzt. Da jedoch nicht vorgeschrieben war welche Kurse zu belegen sind, konnte ich auch Kurse wählen, die nicht zu meinem eigentlichen Fachgebiet zählen. Natürlich kann man sich diese nicht für sein eigentliches Bachelor Studium anrechnen lassen, aber da ich mich schon im meinem letzten Semester befand und im großen und ganzen alle vorgeschrieben Kurse in Würzburg bereits absolviert hatte, bot sich mir die Möglichkeit, Einblick in andere Fachgebiete zu erlangen. Allerdings musste ich beim Auswählen darauf achten, ausschließlich Kurse zu belegen, die auf Anfänger Niveau unterrichtet werden und keine „prerequisites“ haben. Von diesen wurden aber sehr viele angeboten. Nachdem ich die offizielle Zusage vom Flagler College im Mai erhielt, sollte ich mich entscheiden, ob ich eine Unterkunft „on campus“ oder „off campus“ bevorzuge. Mit den anderen Austauschstudenten war ich mir schnell einig, dass wir alle zusammen nicht auf dem Campus wohnen wollen und deshalb suchte uns das College in Florida eine Unterkunft, die ca. 5 Minuten vom Campus entfernt lag. Die Hilfe bei der Wohnungssuche empfand ich als sehr hilfreich, denn so musste ich mich nicht vorab von Deutschland aus selbst darum kümmern, was oft umständlich sein kann. Anreise und Unterkunft Ich buchte mein Flugticket relativ spät und entschied mich nicht nach Jacksonville zu fliegen, obwohl der Flughafen in der Nähe von Saint Augustine und dem Flagler College liegt. Da die Flüge dorthin relativ teuer waren, landete ich in Fort Lauderdale zusammen mit einem weiteren Austauschstudent und so hatten wir die Gelegenheit uns den Süden Floridas anzuschauen bevor wir uns auf den Weg nach Saint Augustine machten, pünktlich zum Semesterstart und der Einführungswoche für alle neuen Studenten. Wie bereits erwähnt, organisierte das College vier einzelne Zimmer in einem AirBnB Haus und wir zahlten den selben Preis wie alle anderen Studenten, die im Semester auf dem Campus in „Dorms“ untergebracht sind. Ich hatte mein eigenes Zimmer mit Bad, die Küchenzeile teilten wir uns, sowie Waschmaschine und eine kleine Veranda. Mein Zimmer war echt super, jedoch gab es keinen Tisch und ein Aufenthaltsraum im Haus war leider auch nicht zu finden. Nach der Anreise musste ich zudem erst einmal mein Zimmer einrichten, weil keine Decke, Kopfkissen etc. vorhanden waren. Die Küche war auch eher spärlich ausgestattet, weshalb ich/wir in sämtliche Küchenutensilien investieren mussten. In zweien der insgesamt acht Zimmern, wohnten innerhalb der vier Monate verschiedene Gäste, was aber nie ein Problem darstelle. Außerdem mietete ich ein Fahrrad vom Vermieter, mit dem ich problemlos zum College und zum Einkaufen fahren konnten. Letztendlich wurde die Küche nur selten genutzt aufgrund des „Meal Plan“ in der Mensa am Campus. Studium Zum Studium selbst kann ich ausschließlich positives Feedback geben. Da ich zum ersten mal auch Kurse wählen konnte, die nicht im Studienverlaufsplan stehen, erlangte ich einen sehr guten Einblick in den Bereich der Politik, Psychologie und Soziologie. Jeder Kurs wurde von Professoren unterrichtet, die früher einmal in ihrem Fachgebiet arbeiteten oder dies immer noch tun. Dies hat den Vorteil, dass viele praktische Erfahrungen in den Unterricht integriert werden und diesen interessant gestaltet. Im Gegensatz zu den Kursen, die ich in Würzburg besuchte, war die Platzanzahl in jedem Kurs sehr gering, sodass maximal 24 Studenten teilnehmen konnten. Durch meine Semester am Flagler College weiß ich nun, dass ich kleine und private Klassen definitiv bevorzuge. Die Professoren nahmen sich alle sehr viel Zeit für die Anliegen der Studenten und waren sichtlich an unserem Lernerfolg interessiert. Der Unterricht dort hat mich sehr an meine Schulzeit erinnert, da auch hier Diskussionen und aktive Mitarbeit im Vordergrund standen. Anders als in Deutschland, fanden die Kurse am College mehrmals wöchentlich statt. Entweder besuchte ich den Unterricht Montags/Mittwochs/Freitags für 50 Minuten oder Dienstags/Donnerstags für jeweils 1.5 Stunden. Ich gewöhnte mich sehr schnell an dieses Muster, was den Vorteil hat, dass man intensiver und nachhaltiger lernt. Der Lernaufwand erschien mir zu Beginn relativ aufwendig, was sich aber im Nachhinein nicht unbedingt bestätigte. In Amerika hat man, nicht wie in Deutschland, mehrere Klausuren und andere Hausaufgaben die sich über das Semester hinweg verteilen. Im Durchschnitt absolvierte ich pro Fach ca. 3 bis 4 Klausuren, eine Hausarbeit, kleinere Essays und sogenannte „Quizzes“. Am Semesterende findet dann die „Finals Week“ statt, in der man die letzte Klausur in jedem Fach schreibt. Diese ist westlich kürzer als in Deutschland weshalb man die Klausurenwoche in Amerika nicht wirklich mit der in Deutschland vergleichen kann. Außerdem gibt es eine strikte Anwesenheitspflicht, die auch mit in die Gesamtnote einbezogen werden kann. Integration, Land und Leute Von Beginn des Semesters bishin zum Ende wurde ich sehr gut betreut. Mein Koordinator, der für alle Austauschstudenten zuständig war, hat sich stets bemüht, alle Studenten in das College Leben zu integrieren und stand mir bei Problemen und Fragen zur Seite. Dies lässt sich auch für andere Professoren und Angestellte des Flagler College sagen und ich hatte während meiner Zeit dort immer das Gefühl Willkommen zu sein. Abgesehen von dem qualitativen Unterricht, bot das College noch einiges mehr für seine Studenten. Es gab eine Gym, die man benutzen konnte, einen Pool und verschiedene Fitness Angebote, wie z.B. Yoga und Zumba, TV's und Game Räume, Tischtennis und vieles mehr. Da das College lediglich ca. 2000 Studenten hat, gab es auch hier keine „Massenveranstaltungen“. In der Bibliothek konnte man immer ungestört lernen und ich stellte fest, dass man dort auch mit Fastfood und Kaffee willkommen war; strikte Regeln wie in Würzburg gab es nicht. Jede Woche fanden zudem verschiedene Veranstaltungen statt, die draußen oder im „student center“ stattfanden. Einige der Highlights waren die „Harry Potter Week“, der „Founders Day“ und die Sportveranstaltungen der Flagler Saints. Einmal im Monat konnten interessierte Studenten Vorträge von bekannten Journalisten oder Politikern besuchen, die aktuelle Themen, wie z.B. “Immigration” und die Wahlen 2016, ansprachen. Saint Augustine, der Ort des Colleges, ist die älteste Stadt in den USA und bietet einiges an Geschichte und Tourismus Attraktionen. Das Flagler College befindet sich genau im Zentrum der kleinen Stadt und ist eines der Hauptattraktionen. Der Strand befindet sich auch nicht allzu weit entfernt und ist mit dem Rad in ca. 30 Minuten erreichbar. In meiner Freizeit hatte ich so eine relativ große Auswahl an Aktivitäten und in den 4 Monaten wurde es nie langweilig. Gesamteindruck Mein Auslandssemester in Florida hat mir sehr gut gefallen und ich würde mich jeder Zeit wieder bewerben. Durch die neuen und vielseitigen Kurs, die ich belegen konnte, lernte ich sehr viel Neues und bin froh, dass ich erleben durfte, wie unterschiedlich die Uni in Deutschland ist. Obwohl das Flagler College lediglich ca. 2000 Studenten hat, lernte viele interessante Leute aus der ganzen Welt kennen. Für die Zukunft hoffe ich, dass die Programmdauer verlängert wird, da ein Semester doch relativ kurz war und ich gerne ein ganzes Studienjahr in Florida verbracht hätte. Bei Fragen: [email protected]
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