WELT‐HEPATITIS‐TAG 2015 HEPATITIS E – die große Unbekannte Wenn überhaupt, dann ist Hepatitis E vielleicht als Reisekrankheit in Indien oder Afrika bekannt. Insbesondere die Industriestaaten haben sich lange in falscher Sicherheit gewogen. Denn nicht nur verunreinigtes Trinkwasser kann das Virus enthalten. In Deutschland ist es vor allem das Fleisch von Schweinen und auch die Tiere selbst, die das Virus übertragen. Schätzungsweise jeder 6. Bundesbürger hatte bereits Kontakt mit dem Virus. „Hepatitis E ist ein bisschen so wie Hepatitis A – Reisekrankheit, Ansteckung über Nahrung und verunreinigtes Trinkwasser, verbreitet vor allem in Afrika und Indien“ – so wurde Hepatitis E bislang von den Personen eingeschätzt, denen dieser Virustyp überhaupt bekannt war. Seit immer häufiger auf Hepatitis E getestet wird, steigen die gemeldeten Fallzahlen in Europa und auch in Deutschland allerdings rapide an. Inzwischen gehen Epidemiologen davon aus, dass schätzungsweise jeder 6. Bundesbürger bereits Kontakt mit dem Hepatitis‐E‐Virus hatte. In der Regel heilt die Infektion ohne Folgen von selbst aus und wird nicht chronisch. Ausnahmen gibt es allerdings auch. Insbesondere für chronisch Leberkranke, Schwangere oder Menschen mit einer Immunschwäche kann das Virus auch gefährlich werden. Infektionswege: die „üblichen Verdächtigen“ …. und Fleisch! Wasser: Hepatitis E kann durch kontaminiertes Wasser übertragen werden. Dies führt vor allem in Überschwemmungsgebieten in Südostasien häufig zu Hepatitis‐E‐Epidemien. Fäkalien/Schmierinfektion (fäkal‐oral): Hepatitis E ist über Fäkalien übertragbar. Bei mangelnder Hygiene (z.B. kein gründliches Händewaschen) kann das Virus so schnell verbreitet werden. Direkter Kontakt mit Infizierten: Hepatitis E kann u.U. auch durch enges Zusammenleben mit einem Infizierten übertragen werden. Sonstiges: Eine Übertragung über Blut/Blutprodukte ist selten, aber möglich. Situation in Deutschland: Achtung vor Schweinemett! Während global betrachtet, die Ansteckungsquellen der Hepatitis E durchaus mit denen der Hepatitis A vergleichbar sind, sieht es in Deutschland und Europa anders aus. Bei uns ist vor allem rohes Fleisch (z.B. Schweinemett) ein häufiger Übertragungsweg. Denn Hepatitis E kann über Tiere und deren Fleisch übertragen werden. Insbesondere der enge Kontakt zu Schweinen, Wildschweinen (und deren rohem Fleisch) birgt offensichtlich die Gefahr, sich mit dem Virus zu infizieren. Auch andere Wildtiere wie z.B. Rehe können das Virus übertragen. Dementsprechend haben Schweinezüchter sowie Jäger ein erhöhtes Risiko, sich mit Hepatitis E zu infizieren. Krankheitsverlauf: meistens mild – aber nicht immer…. Hepatitis E verläuft in über 99% der Fälle ohne auffällige Symptome und heilt folgenlos von selbst aus. Entsprechend wenige akute Infektionen werden offiziell gemeldet. 2013 wurden dem Robert‐ Koch‐Institut gerade einmal 500 Neuinfektionen in Deutschland gemeldet. Dem gegenüber stehen schätzungsweise 17% der Deutschen, die bereits eine Infektion durchgemacht und positive Antikörper haben. Auch wenn das Immunsystem fast immer alleine mit der Infektion fertig wird, ist das Virus nicht zu unterschätzen. Risiko für chronischen oder schweren Verlauf: Bislang sind vor allem drei Personengruppen bekannt, die ein erhöhtes Risiko haben, dass die Hepatitis E auch komplikationsreich verlaufen kann. Schwangere: Komplikationen bis hin zum akuten Leberversagen durch Hepatitis E wurden bei schwangeren Frauen (in Indien) beobachtet. Chronisch Leberkranke: Ist die Leber bereits durch andere Erkrankungen angegriffen, kann auch die Infektion mit Hepatitis E schwerer verlaufen. Bei Patienten, die bereits eine Leberzirrhose haben, besteht sogar Gefahr eines akuten Leberversagens. Patienten mit Immunschwäche: Liegt eine Immunschwäche vor (z.B. bei HIV‐Infektion) bzw. wird das Immunsystem durch Medikamente unterdrückt (z.B. nach Transplantation), kann die Infektion mit Hepatitis E chronisch werden und die Leber schwer schädigen. Symptome: Wenn sich die Hepatitis E bemerkbar macht, sind die Symptome ähnlich wie bei anderen Lebererkrankungen: Müdigkeit, dunkler Urin, Gelbfärbung von Haut oder Augen. Allerdings kann es bei Hepatitis E in einigen Fällen auch zu neurologischen Beschwerden kommen. Die Betroffenen leiden dann z.B. unter Nervenschmerzen oder auch Lähmungserscheinungen. Im Einzelfall bleiben neurologische Folgeschäden auch nach Ausheilung bestehen. Auch eine Beeinträchtigung der Niere oder Gefäßentzündungen sind in schweren Einzelfällen möglich. Behandlung: keine Standards – aber möglich. Eine Hepatitis‐E‐Infektion heilt in den allermeisten Fällen folgenlos von selbst aus; bei schweren Aktuverläufen oder chronischen Verläufen kann ein altes Medikament aus der Hepatitis‐C‐Therapie namens Ribavirin auch die Hepatitis E ausheilen; es ist aber für Hepatitis E nicht zugelassen und in der Regel auch nicht nötig. Bei Organtransplantierten mit Hepatitis E, die ihr Immunsystem mit Medikamenten unterdrücken, kann es mitunter schon reichen, wenn der Arzt die Dosis dieser Medikamente behutsam anpasst; das Immunsystem erwacht dann wieder und kann die Infektion oft aus eigener Kraft eliminieren. Prävention: Fleischkonsum überdenken Eine Infektion mit Hepatitis E kann in Deutschland vor allem durch den bewussten Umgang mit rohem (Schweine‐) Fleisch vermieden werden. Insbesondere Schwangere, chronisch Leberkranke und Patienten mit Immunschwäche (vor allem Organtransplantierte) sollten kein Schweinemett oder anderes ungekochtes Fleisch verzehren. Schweinefleisch sollte bei über 70°C gekocht oder durchgebraten werden. Auch enger Kontakt mit lebenden Hausschweinen, Wildschweinen und Wildtieren sollte, wenn möglich, vermieden werden. Eine Impfung gegen Hepatitis E gibt es nicht – zumindest nicht in Europa. In China existiert zwar ein Impfstoff gegen Hepatitis E, unklar ist allerdings, ob dieser auch gegen den europäischen Typ des Virus schützt. Es gibt verschiedene Typen des Hepatitis‐E‐Virus, welche man als Genotypen bezeichnet. Wer soll sich auf Hepatitis E testen lassen? Ein genereller Test auf eine (durchgemachte) Hepatitis‐E‐Infektion ist nicht nötig. Sinnvoll kann ein Test im Verdachtsfall sein, z.B. bei Symptomen mit Verdacht auf Hepatitis‐E‐Infektion Leberschäden ungeklärter Ursache erhöhten Leberwerten ungeklärter Ursache Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für den Test bei Verdacht auf eine Infektion. Fazit Hepatitis E verläuft in den allermeisten Fällen problemlos und heilt von selbst aus. Menschen mit besonderen Expositionsrisiken (Schweinezüchter, Jäger) oder einem erhöhten Risiko für schwere Verläufe (Schwangere, Immungeschwächte, chronisch Leberkranke) sollten sich durch Verhaltensmaßnahmen vor Ansteckung schützen. Bei Symptomen oder anderen Verdachtsmomenten bringt ein Test beim Arzt Klarheit. Welt‐Hepatitis‐Tag Der Welt‐Hepatitis‐Tag ist ein internationaler Aktionstag und findet jährlich am 28. Juli statt. 2010 erkannte die WHO‐Hauptversammlung Virushepatitis mit einer Resolution als globale Gesundheitsbedrohung an. Seit 2011 wird der Welt‐ Hepatitis‐Tag als offizieller Gesundheitstag der WHO durchgeführt. Das diesjährige Motto „HEPATITIS VERHINDERN – ES LIEGT AN DIR!“ setzt den Fokus auf unser eigenes Verhalten, damit es erst gar nicht zu einer Ansteckung mit Virushepatitis kommt. Kampagnenmaterial und weitere Informationen zum Welt‐Hepatitis‐Tag sind jetzt verfügbar auf www.welthepatitistag.info . In Deutschland klärt die Deutsche Leberhilfe e.V. über Schutz und Behandlung von Virushepatitis auf. Deutsche Leberhilfe e.V. Die Deutsche Leberhilfe e.V. ist eine bundesweit tätige Patientenorganisation. Wir arbeiten eng mit Fachärzten zusammen und „übersetzen“ medizinische Informationen so, dass sie auch für Laien verständlich sind. Mit unserer Informations‐ und Aufklärungsarbeit leisten wir Hilfe zur Selbsthilfe. Lebererkrankungen sind oft gut behandelbar, wenn man sie rechtzeitig entdeckt. Kontakt: Deutsche Leberhilfe e.V. Krieler Str. 100, 50935 Köln Telefon: 0221 / 28 299-80, Telefax: 0221 / 28 299-81 [email protected], www.leberhilfe.org Pressekontakt Als Ansprechpartner für ein evtl. Interview steht Ihnen Ingo van Thiel von der Deutschen Leberhilfe e.V. in Köln gerne zur Verfügung. Sie erreichen ihn direkt per Telefon unter der Nummer: 0221/28 29 991.
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