Willkommen in HESSEN WIE OFFEN KANN ICH SEIN? Selfies und die Kommunikation in sozialen Medien Unterrichtsvorschlag für die Klassenstufen 8 - 10 Deutsches Jugendherbergswerk Landesverband Hessen e.V. www.fit-fuer-schulfahrten.de Wie offen kann ich sein? Selfies und die Kommunikation in sozialen Medien Inhalt Zum Thema Ablauf: Unterrichtsideen Vorlagen Aufgabenblätter Interessante Online-Quellen Literaturliste Zum Thema Selfies gehören mittlerweile zur gängigen kulturellen Praxis in der Mediengesellschaft. Von sich selbst Bilder anzufertigen und diese über soziale Medien mit der Öffentlichkeit oder mit ausgesuchten Empfängern zu teilen, ist für viele zur Selbstverständlichkeit geworden. Besonders Jugendliche verwenden Selfies, um sich in Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Instagram zu präsentieren. Die digitalen Selbstbildnisse werden genutzt, um verschiedene Stile zu testen, in Rollen zu schlüpfen oder Reaktionen zu provozieren. Selfies stellen immer auch eine Aufforderung zu weiteren Kommunikation – eine Bewertung, ein Kompliment oder ein Signal der Kenntnisnahme – dar. Sie haben den Charakter einer bildlichen Nachricht, die den Empfängern einen Eindruck vermitteln sollen, wer man ist, wie es einem geht oder was einen beschäftigt. Diese kommunikative Bedeutung der Selfies ist Ausgangspunkt der hier versammelten Unterrichtsideen. In den Blick genommen wird besonders die Ebene der nonverbalen Kommunikation, die in Form von Posen, Gesten oder Körperhaltung eine Rolle spielt. Die körpersprachlichen Signale, deren Bedeutung und Wirkung, sind den Beteiligten – dem Abgebildeten wie auch dem Betrachter – oft nicht klar. Mit verschiedenen Übungen und Aktionen werden die Schülerinnen und Schüler zunächst für diese Ebene der Kommunikation sensibilisiert, damit sie bewusster mit ihren Bildern im Netz umgehen können. Hieran an schließt sich eine Auseinandersetzung über die für Jugendliche so wichtige Frage, wie offen und authentisch ihre Kommunikation in sozialen Medien sein kann. Anhand von improvisierten Rollenspielen gehen sie den Möglichkeiten und Risiken von Offenheit einerseits und Selbstvermarktung andererseits nach. Thematisiert wird dabei der schwierige Balanceakt zwischen Authentizität und Entblößung sowie zwischen Imagebildung und hohlem Schein. Die Jugendherbergen in Hessen bieten zahlreiche Programmangebote, in denen Schülerinnen und Schüler ihre Kommunikationsfähigkeiten spielerisch trainieren und in der Gruppe ausprobieren können. Hierbei können die Jugendlichen wichtige Erfahrungen machen, die zu einer bewussten und kompetenten Kommunikation beitragen. Auf diese Weise stellen die Angebote der Jugendherbergen eine wichtige Ergänzung zu diesem Unterrichtsvorschlag dar. 2 Ablauf: Unterrichtsideen Zeit Ablauf Didaktisch-methodischer Kommentar Material 45 Min. Einstieg: Selfies in sozialen Netzwerken Angeregt durch die kurzen Videos können die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Einschätzungen in die Diskussion einbringen. Die leitenden Fragestellungen können dazu anregen, über die Bedeutung von Selfies nicht nur als Instrument der Selbstdarstellung, sondern auch hinsichtlich ihrer kommunikativen Funktionen nachzudenken. Videos im Internet: Nach einer kurzen Erläuterung des Unterrichtsvorhabens werden mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam zwei kurze Videos zum Thema „Selfie“ geschaut. Anschließend wird über die Bedeutung von Selfies in den sozialen Netzwerken gesprochen. Hierbei sollen die Schülerinnen und Schüler auch auf ihre eigenen Erfahrungen und Einschätzungen eingehen und folgende Fragen besprechen: - Auf was achte ich bei der Erstel lung von Selfies und Profilbil dern? - Was ist mir wichtig dabei? - Was möchte ich zeigen und ausdrücken? - Welche Botschaft soll vermittelt werden? - Welchen Eindruck möchte ich machen? - Was zeigen Selfies über die abge bildete Person? Vor dem Hintergrund dieser Diskussion wird schließlich in einem zweiten Schritt der Frage nachgegangen, was Selfies und Profilbilder mit Kommunikation zu tun haben. 3 Aspirational (02:36) http://vimeo.com/106807552 Das perfekte Selfie! (06:04) https://www.youtube.com/ watch?v=g3PU3kIbY-Q Zeit Ablauf Didaktisch-methodischer Kommentar Material 90 Min. Nonverbale Kommunikation und Selfies In einem ersten Schritt werden hierzu vier parallele Arbeitsgruppen gebildet. In Gruppenarbeit analysieren die Schülerinnen und Schüler Portraitfotos und Selfies aus einer Studie hinsichtlich ihrer kommunikativen Bedeutung und Wirkung. Für jede Arbeitsgruppe steht ein eigenes Aufgabenblatt mit unterschiedlichen Bildern zur Verfügung. Im Plenum werden schließlich die Ergebnisse der Arbeitsgruppen vorgestellt und mit der Bilderanalyse der Studie verglichen. Hierfür steht ein Lösungsbogen mit den Studienergebnissen zur Verfügung. Gemeinsam wird die Plausibilität der eigenen Analyse sowie die der Studie diskutiert. Selfies dienen nicht nur der Selbstdarstellung, sondern stellen mit ihren körpersprachlichen Signalen auch einen kommunikativen Akt gegenüber dem Betrachter dar. Die Schülerinnen und Schüler erhalten zunächst die Möglichkeit, vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen eigene Interpretationskriterien hierfür zu erarbeiten und anzuwenden. Allein dieser Prozess fördert eine analytische Haltung zu den Bildern in sozialen Netzwerken und sensibilisiert für die nonverbalen Kommunikationsebenen. Sowohl das Gespräch über mögliche Interpretationen (in den Arbeitsgruppen wie im Plenum) als auch die Konfrontation mit den Analyseergebnissen der Studie erweitern und vertiefen das Wissen der Schüler über mögliche Analyse- und Interpretationsansätze. Ein bewusster Umgang mit Bildern im Netz und ihrer kommunikativen Gehalte wird dadurch gefördert. Vorlage 1: „Nonverbale Kommunikation und Selfies“ Auf Basis einer kurzen Einführung in die Grundannahmen der nonverbalen Kommunikation mit Hilfe der Vorlage gehen die Schülerinnen und Schüler den körpersprachlichen Signalen der in Selfies und Portraitfotos dargestellten Personen nach und analysieren mögliche Bedeutungen und Wirkungen der Bilder. In einem ersten Schritt werden hierzu vier parallele Arbeitsgruppen gebildet. In Gruppenarbeit analysieren die Schülerinnen und Schüler Portraitfotos und Selfies aus einer Studie hinsichtlich ihrer kommunikativen Bedeutung und Wirkung. Für jede Arbeitsgruppe steht ein eigenes Aufgabenblatt mit unterschiedlichen Bildern zur Verfügung. Im Plenum werden schließlich die Ergebnisse der Arbeitsgruppen vorgestellt und mit der Bilderanalyse der Studie verglichen. Hierfür steht ein Lösungsbogen mit den Studienergebnissen zur Verfügung. Gemeinsam wird die Plausibilität der eigenen Analyse sowie die der Studie diskutiert. 4 Aufgabenblatt 1: „Arbeitsgruppe 1“ Aufgabenblatt2 : „Arbeitsgruppe 2“ Aufgabenblatt 3: „Arbeitsgruppe 3“ Aufgabenblatt 4: „Arbeitsgruppe 4“ Vorlage 2: „Lösungsbogen“ Zeit Ablauf Didaktisch-methodischer Kommentar Material 90-135 Min. Rollenspiel: Selfies Durch das Rollenspiel werden die Schülerinnen und Schüler anschaulich mit dem Verhältnis von formaler Rolle und persönlichem Selbst konfrontiert. Die gemeinsame Bewertung und Diskussion der erstellten Selfies dient dazu, hinsichtlich der Kommunikation in sozialen Medien einen weitergehenden Reflexionsprozess über Vor- und Nachteile von Offenheit und Authentizität einerseits und Selbstvermarktung und Imagebildung andererseits anzustoßen. Aufgabenblatt 5: „Rollenspiel und Diskussion: Selfies und die Kommunikation im Netz“ Die Schülerinnen und Schüler erstellen im Rahmen eines improvisierten Rollenspiels Selfies zu ausgewählten Rollentypen. Die fotografierten Selfies werden anschließend im Plenum präsentiert und hinsichtlich ihrer Stimmigkeit diskutiert. Im Rahmen der Diskussion setzen sie sich mit folgenden Fragen auseinander: - Was bedeutet es unterschied liche Rollen einzunehmen? - Was ist „echt“ und was ist gespielt? - Wie authentisch kann man in Selfies sein? 90-135 Min. Essay: Spielraum von Offenheit und Authentizität im Netz Auf Basis ihrer mit dem Rollenspiel gemachten Erfahrungen mit Selbstdarstellungen in Selfies setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Spielraum von Offenheit und Authentizität in sozialen Netzwerken auseinander. Im Zentrum steht die für Jugendliche so wichtige Frage: Wie offen und authentisch kann und soll ich bei der Präsentation meiner Selbst im Netz sein? Die Erstellung eines Essays ist ein Aufgabenblatt 6: geeignetes Mittel, um Schülerin- „Essay“ nen und Schüler zur Entwicklung eigener Gedanken zu motivieren. Die Form des Essays erfordert eine persönliche Auseinandersetzung mit der Fragestellung. Die persönlichen Ansichten müssen argumentativ hergeleitet und in eine stringente Form gebracht werden. Die Schriftform erfordert die explizite Benennung von Gedachtem. Der Essay ist daher in der Lage, weitergehende Reflexionsprozesse zum Unterrichtsthema anzustoßen. 5 Zeit Ablauf Didaktisch-methodischer Kommentar Hierzu erhalten Schülerinnen und Schüler den Auftrag, einen kleinen Essay zu verfassen. Mit dem Konzept der „optimalen Authentizität“ der Psychoanalytikerin und Pädagogin Ruth Cohn erhalten sie Anregungen, wie sie mit dieser Frage angemessen umgehen können. Es bietet sich an, die Essays in einem Heft zusammenzustellen und die Sammlung an alle Schülerinnen und Schülern zu geben. Die erstellten Essays können dann im Plenum gemeinsam besprochen werden. 6 Material Vorlage 1 Nonverbale Kommunikation und Selfies Menschen kommunizieren nicht nur mittels Sprache, sondern auch mit Hilfe ihres Körpers. Jegliche Art von Kommunikation, die ohne Worte stattfindet, bezeichnet man als nonverbale Kommunikation. Der nonverbale Anteil einer Kommunikation ist sogar bedeutender als der verbale. Laut Studien sollen nonverbale Signale wie Mimik und Körperhaltung in einem Gespräch eine viel größere Wirkung haben, als das gesprochene Wort. Elemente der nonverbalen Kommunikation Die nonverbale Kommunikation besteht im Wesentlichen aus folgenden Elementen: - Mimik (z.B. Mundwinkel, Nasenflügel, Augenlider etc.) - Blick (z.B. direkt anschauen, wegschauen, Augen rollen etc.) - Gestik (z.B. ruhig, starr, nervös, ausholend, mit den Händen etc.) - Haltung (z.B. unsicherer oder fester Stand, schneller oder vorsichtiger Gang, aufrechte oder gebeugte Körperhaltung) - Äußeres/Stil (z.B. Kleidung, Frisur, Make-up, aber auch Konsumartikel, die einen bestimmten Lifestyle anzeigen) Mit körpersprachlichen Signalen werden Stimmungen und Gefühle ausgedrückt. Diese Signale werden oft gar nicht richtig bemerkt und wahrgenommen. Trotzdem können sie die Stimmung in einem Gespräch beeinflussen und Wirkungen bei den Gesprächspartnern auslösen. So wird ein ernsthaftes Gesicht als Signal für eine bedrohliche, zumindest „ernste“ Situation aufgefasst. Ein Lächeln hingegen stimmt uns wohlgesonnen und löst in der Regel Sympathien aus. Mit der Art und Weise unseres Auftretens, mit unserer Haltung oder unserem Äußeren oder Stil senden wir nicht nur Signale der Selbstdarstellung, sondern definieren auch – oft, ohne es richtig zu merken – unsere Beziehung zu anderen. Wir können damit zum Ausdruck bringen, ob wir dem anderen freundlich oder feindlich gesinnt sind, ob wir uns in der Beziehung als über- oder unterlegen empfinden und vieles mehr. Nonverbale Kommunikation und Selfies Auch in Selbstportraits wie den Selfies in den sozialen Netzwerken spielen nonverbale Signale eine wichtige Rolle. Mimik, Körperhaltung oder Gestik sind nicht nur ein Medium der Selbstdarstellung, sondern stellen zugleich ein Kommunikationsangebot an den Betrachter dar. Der Betrachter erhält nicht nur einen Eindruck von der dargestellten Person, sondern über die dargestellten nonverbalen Signale wird auch eine bestimmte Beziehung zu ihm gestiftet. So können Unterlegenheitsgesten des Abgebildeten dem Betrachter eine überlegene Blickposition zuweisen. 7 Blick und Gesichtsausdruck in Selfies In Selbstportraits spielen Blick und Gesichtsausdruck des Abgebildeten eine besondere Rolle. Mit dem Blick stellt er Kontakt mit einem möglichen Betrachter – den er sich in der Phantasie vorstellt – her. Der Abgebildete bezieht den möglichen Betrachterblick in die Art und Weise seiner Selbstpräsentation ein und positioniert sich in Bezug auf das vorgestellte Gegenüber. Hierüber wird ein bestimmtes Blickverhältnis festgelegt und damit das Verhältnis von Betrachter und Abgebildeten bestimmt. Der Blick der abgebildeten Person fordert quasi den Betrachter auf, in seiner Vorstellung eine Verbindung mit ihr einzugehen. Je nach Blick und Gesichtsausdruck des Abgebildeten wird dem Betrachter eine bestimmte Blickposition zugewiesen. Die in einem Selfie abgebildete Person kann auf diese Weise ihr Verhältnis zum potenziellen Betrachter beispielsweise als über-, unterlegen oder „auf Augenhöhe“ inszenieren. Blick und Gesichtsausdruck in Selfies sind nicht zu unterschätzende, nonverbale Kommunikationssignale, deren Bedeutung und Wirkung den Beteiligten – dem Abgebildeten und dem Betrachter – nicht unbedingt bewusst sein müssen. Es lohnt sich daher, sie näher in den Blick zu nehmen. 8 Vorlage 2 Lösungsbogen Analyseergebnisse der Studie Auch in der erwähnten Studie wurden die Bilder der Arbeitsgruppen analysiert. Zum Vergleich mit euren Analysen hier die Ergebnisse der Studie:1 Zu den Bildern der Arbeitsgruppe 1 Analyseergebnisse der Studie zur möglichen Bedeutung: ERVING GOFFMAN interpretiert diese Schräghaltung des Kopfes als eine der verkleinernden und beugenden Gesten der Unterordnung: „Wir können wohl zwischen einer Schräghaltung des Körpers und einer Schräghaltung des Kopfes unterscheiden, aber die Konsequenzen sind in beiden Fällen etwa die gleichen. Die Kopfhöhe wird gegenüber den anderen, auch gegenüber dem Betrachter des Bildes, gesenkt.“ Dies lässt sich „als bereitwillige Unterordnung, als Ausdruck der Demut oder Unterwerfung, der Liebenswürdigkeit oder Beschwichtigung verstehen.“ Wichtig im Zusammenhang mit dem Schieflegen des Kopfes ist demnach, dass dadurch die Kopfhöhe und so auch die Augenhöhe des Abgebildeten gegenüber (…) dem späteren Betrachter gesenkt wird. Damit fällt diese Schräghaltung in die Kategorie der sich beugenden, schüchternen Gesten, mit denen sich die Person als bewusst harmlos inszenieren kann und zu verstehen gibt, dass von ihr keine Gefahr ausgeht. Diese Interpretationsrichtung wird durch das Lächeln gestützt, das ein unabdingbares und bedeutungstragendes Element dieser Pose (…) ist. Es kann (…) als Interaktionselement verstanden werden, das der Entschärfung und Verharmlosung von Situationen dient (…). 9 Nach DESMOND MORRIS geht die Schräghaltung des Kopfes auf die Trost suchende Bewegung zurück, die Kinder ausführen, wenn sie ihren Kopf an den Körper ihrer Eltern schmiegen. In diesem Zusammenhang kann sie einerseits als Zeichen für Schüchternheit und die Suche nach Schutz und Zuneigung, gleichzeitig aber auch als Zeichen der Unterordnung gedeutet werden. Im Anschluss daran steht das Schieflegen des Kopfes (…) für eine Selbstverniedlichung der Person, die mit dieser Pose kindlichen Darstellungsmustern zu entsprechen versucht, die als „süß“ empfunden werden. So ist es nicht verwunderlich, dass diese Geste gerade beim Flirten zum Einsatz kommt, wo sie als unschuldige bis kokette Pose von beiden Geschlechtern, jedoch von Frauen deutlich intensiver, genutzt wird. Zu den Bildern der Arbeitsgruppe 2 Analyseergebnisse der Studie zur möglichen Bedeutung: (…) Der Abgebildete positioniert sich hier selbst auf einem zur Kamera untergeordneten Niveau, was (…) ein Machtgefälle zwischen erhöhtem Betrachter und sich kleinmachendem Abgebildeten etabliert und (…) als Einladung an den Betrachter gesehen werden kann, auf den sich unterordnenden Abgebildeten herabzuschauen. In dieser Inszenierung kann dadurch kein gleichberechtigter Blickkontakt auf Augenhöhe stattfinden (…). Eine weitere Bedeutungsdimension erhalten gerade Porträtfotos aus dieser Perspektive, die oft besonderen Wert auf die Hervorhebung der Augen legen. Durch die Veränderung der Proportionen aus der Aufsicht wirken die Teile des Gesichts, die der Kamera am nächsten sind, größer, was zu einer perspektivisch bedingten Betonung der Merkmale des Kindchenschemas führt: Stirn und besonders Augen erscheinen größer, die Gesichtsmerkmale verschieben sich insgesamt optisch nach unten und Nase und Kinn wirken durch die größere Entfernung zum Kameraobjektiv perspektivisch bedingt kleiner. Solche Inszenierungen appellieren möglicherweise - die Erkenntnisse der Biologie zur Wirkung des Kindchenschemas zugrunde gelegt - an Fürsorge und Zuneigung und können auch zur Steigerung der empfundenen Attraktivität eines solchen Gesichts führen. 10 Zu den Bildern der Arbeitsgruppe 3 Analyseergebnisse der Studie zur möglichen Bedeutung: Geschieht das seitliche Neigen des Kopfes (…) aus einer leicht nach hinten angehobenen Haltung des Kopfes, wird das Augenniveau des Abgebildeten nach MORRIS nicht verringert, sondern optisch erhöht. Mit einer solchen Haltung kann möglicherweise versucht werden, dem Betrachter eine untergeordnete Blickposition zuzuweisen, indem der Abgebildete - ohne tatsächlich einen höheren Standpunkt innezuhaben - die Haltung des von oben Herabschauenden einnimmt. „Der Erfolg dieser Bewegung hängt davon ab, dass die Augenhöhe etwas hinaufrutscht, was die Illusion von mehr Körpergröße vermittelt.“ (MORRIS) Nach MORRIS ist dies Zeichen der hoch getragenen Nase des Snobs, was besonders als Symbol für Selbstbewusstsein, Hochmut und herausfordernde Überheblichkeit, aber auch Trotz, gedeutet werden kann und im Gegensatz zum unterwürfigen Kopfsenken steht. Durch ein Vorschieben des Kinns kann das in der Geste enthaltene herausfordernde Element weiter betont werden. Oft wird allerdings der Kopf nicht wirklich angehoben, sondern aus der gerade aufgerichteten Position zur Seite geneigt. Durch den ernsten Gesichtsausdruck hat dies (…) etwas Locker-legeres oder auch etwas Unbeeindrucktes, das sich der Unterordnung zu verwehren scheint und dem Blick der Kamera mit einer gewissen Gleichgültigkeit oder auch Distanz entgegentritt. 11 Zu den Bildern der Arbeitsgruppe 4 Analyseergebnisse der Studie zur möglichen Bedeutung: Die Kombination einer selbstbewusst-aufgerichteten Körperhaltung mit einem geraden Blick und einem expressionslosen Gesicht ohne das freundliche Lächeln vermittelt zusammen den Eindruck einer unnahbaren und in sich abgeschlossenen Überlegenheit und Stärke. Der direkte, fast durchdringende Blick könnte als abwehrende Geste oder Zeichen einer coolen Distanziertheit interpretiert werden, die nichts von sich preisgibt und zudem die Aufforderung enthält, die hergestellte Distanz zu wahren und den gesteckten Privatrahmen nicht zu verletzen. (…) Wird die Blickintensität durch einen harten, direkten und durchdringenden Blick noch gesteigert, kann die Pose auch als Herausforderung oder sogar Drohung verstanden werden. (...) Vor dem psychoanalytischen Hintergrund der Arbeit könnte die Pose auch als eine Inszenierung verstanden werden, mit der der Abgebildete dem Blick des Blickregimes scheinbar unbeeindruckt und selbstsicher - „ohne mit der Wimper zu zucken“ standzuhalten versucht. Der unbewegte Blick in die Kamera etabliert einen Blickkontakt, der in einer sozialen Situation wahrscheinlich bald durch ein Abwenden des Blicks unterbrochen würde. Gebannt auf ein Bild stellt er einen durchdringenden und starken Blick dar, der in seiner Souveränität scheinbar nicht zu untergraben ist. 1) Quelle: Rebekka Balsam, Selbstinszenierung durch Fotografie. Die Pose als Mittel der Selbstdarstellung am Beispiel von Studi-VZ, Boizenburg 2009, S. 107-152. 12 Aufgabenblatt 1 Arbeitsgruppe 1 In einer wissenschaftlichen Studie wurden Fotografien von Mitgliedern eines sozialen Netzwerkes untersucht und hinsichtlich ihrer nonverbalen Kommunikationssignale und Inszenierungsmuster analysiert. Hierbei handelt es sich um Bilder, wie sie in Form von Profilbildern oder Selfies in jedem sozialen Netzwerk vorkommen. Unter anderem wurden folgende Bilder analysiert:1 In der Studie wird die Form der Bilder wie folgt beschrieben: In den Bildern „ist der Körper meist frontal der Kamera zugewandt bzw. leicht abgewandt, sodass eine Schulter in den Vordergrund rückt. Aus dieser Position wird der Kopf entweder leicht nach vorne und zur Seite oder nur zur Seite geneigt und der Betrachter aus dieser leicht abgesenkten Blickposition heraus entweder etwas unsicher oder offen und freundlich angelächelt. Der Blick der Kamera (…)befindet sich im Verhältnis zum Abgebildeten auf gleicher Höhe, was zunächst eine Gleichwertigkeit der Blickpartner suggeriert, da sich der Abgebildete durch die Perspektive der Kamera weder über noch unterordnet und somit auf Augenhöhe präsentiert. Durch das Neigen des Kopfes senkt er aber sein Blickniveau im Vergleich zu dem der Kamera wieder leicht ab und nimmt damit doch eine etwas untergeordnete Blickposition ein.“ 1 Versucht in eurer Arbeitsgruppe eine Analyse der dargestellten Bilder vorzunehmen und beantwortet folgende Fragen: - - - - - - Wie wirken die dargestellten Personen auf euch? Was sagen Blick, Gesichtsausdruck und Körperhaltung aus? Welches Verhältnis stiften sie zum Betrachter? Welche Stimmung oder Situation wird vermittelt? Welche Eigenschaften scheinen die dargestellten Personen zu haben? Was fällt euch sonst noch alles auf? 1) Quelle: Rebekka Balsam, Selbstinszenierung durch Fotografie. Die Pose als Mittel der Selbstdarstellung am Beispiel von Studi-VZ, Boizenburg 2009, S. 107-152. 13 Aufgabenblatt 2 Arbeitsgruppe 2 In einer wissenschaftlichen Studie wurden Fotografien von Mitgliedern eines sozialen Netzwerkes untersucht und hinsichtlich ihrer nonverbalen Kommunikationssignale und Inszenierungsmuster analysiert. Hierbei handelt es sich um Bilder, wie sie in Form von Profilbildern oder Selfies in jedem sozialen Netzwerk vorkommen. Unter anderem wurden folgende Bilder analysiert:1 In der Studie wird die Form der Bilder wie folgt beschrieben: Das Charakteristische dieser Bilder „ist eine Betrachterperspektive von oben. Durch die perspektivische Verkürzung erscheint der Abgebildete oft etwas kleiner und die Proportionen des Körpers sind teilweise - je nach Winkel der Aufsicht - etwas verändert. Zusätzlich ist der Körper oft leicht nach vorne gebeugt und der Kopf nach vorne oder zur Seite geneigt. Durch die Perspektive aus der Aufsicht nimmt der Abgebildete einen der Kamera untergeordneten Standpunkt ein. Damit weist er auch dem späteren Betrachter einen erhöhten und damit stärkeren Standpunkt zu, aus dem dieser auf ihn herabschauen kann.“ 1 Versucht in eurer Arbeitsgruppe eine Analyse der dargestellten Bilder vorzunehmen und beantwortet folgende Fragen: - Wie wirken die dargestellten Personen auf euch? - Was sagen Blick, Gesichtsausdruck und Körperhaltung aus? - Welches Verhältnis stiften sie zum Betrachter? - Welche Stimmung oder Situation wird vermittelt? - Welche Eigenschaften scheinen die dargestellten Personen zu haben? - Was fällt euch sonst noch alles auf? 1) Quelle: Rebekka Balsam, Selbstinszenierung durch Fotografie. Die Pose als Mittel der Selbstdarstellung am Beispiel von Studi-VZ, Boizenburg 2009, S. 107-152. 14 Aufgabenblatt 3 Arbeitsgruppe 3 In einer wissenschaftlichen Studie wurden Fotografien von Mitgliedern eines sozialen Netzwerkes untersucht und hinsichtlich ihrer nonverbalen Kommunikationssignale und Inszenierungsmuster analysiert. Hierbei handelt es sich um Bilder, wie sie in Form von Profilbildern oder Selfies in jedem sozialen Netzwerk vorkommen. Unter anderem wurden folgende Bilder analysiert:1 In der Studie wird die Form der Bilder wie folgt beschrieben: In den Bildern „wird der Körper meist frontal der Kamera zugewendet und der Kopf leicht zur Seite geneigt. Aus dieser Position wird der Betrachter mit einem unbestimmten bis abwehrenden Gesichtsausdruck fixiert.“ Durch die Neigung des Kopfes wird die Höhe des eigenen Blicks gegenüber dem Blick des Betrachters verringert und „damit eine tendenziell untergeordnete Blickposition eingenommen.“ 1 Versucht in eurer Arbeitsgruppe eine Analyse der dargestellten Bilder vorzunehmen und beantwortet folgende Fragen: - Wie wirken die dargestellten Personen auf euch? - Was sagen Blick, Gesichtsausdruck und Körperhaltung aus? - Welches Verhältnis stiften sie zum Betrachter? - Welche Stimmung oder Situation wird vermittelt? - Welche Eigenschaften scheinen die dargestellten Personen zu haben? - Was fällt euch sonst noch alles auf? 1) Quelle: Rebekka Balsam, Selbstinszenierung durch Fotografie. Die Pose als Mittel der Selbstdarstellung am Beispiel von Studi-VZ, Boizenburg 2009, S. 107-152. 15 Aufgabenblatt 4 Arbeitsgruppe 4 In einer wissenschaftlichen Studie wurden Fotografien von Mitgliedern eines sozialen Netzwerkes untersucht und hinsichtlich ihrer nonverbalen Kommunikationssignale und Inszenierungsmuster analysiert. Hierbei handelt es sich um Bilder, wie sie in Form von Profilbildern oder Selfies in jedem sozialen Netzwerk vorkommen. Unter anderem wurden folgende Bilder analysiert:1 16 In der Studie wird die Form der Bilder wie folgt beschrieben: In den Bildern „wendet die Person meist den Oberkörper frontal zur Kamera. Ist der Oberkörper im Bild gut sichtbar, so ist er aufgerichtet und gerade. Der Kopf ist fast immer, auch bei einer leichten Drehung des Oberkörpers, wieder frontal zur Kamera gerichtet, sodass das ganze Gesicht, und nicht etwa nur ein 3/4-Profil, von vorne sichtbar ist. Der Abgebildete befindet sich in Augenhöhe“ zum Blick des Betrachters und „blickt direkt in die Kamera.“ 1 Versucht in eurer Arbeitsgruppe eine Analyse der dargestellten Bilder vorzunehmen und beantwortet folgende Fragen: - Wie wirken die dargestellten Personen auf euch? - Was sagen Blick, Gesichtsausdruck und Körperhaltung aus? - Welches Verhältnis stiften sie zum Betrachter? - Welche Stimmung oder Situation wird vermittelt? - Welche Eigenschaften scheinen die dargestellten Personen zu haben? - Was fällt euch sonst noch alles auf? 1) Quelle: Rebekka Balsam, Selbstinszenierung durch Fotografie. Die Pose als Mittel der Selbstdarstellung am Beispiel von Studi-VZ, Boizenburg 2009, S. 107-152. 17 Aufgabenblatt 5 Rollenspiel und Diskussion: Selfies und die Kommunikation im Netz Aufgabe in diesem Rollenspiel ist es, Selfies zu unterschiedlichen Rollen zu erstellen. Folgende Rollen werden dargestellt: - Politiker/-in - Fußballstar - ein typisches Mädchen in eurem Alter - ein typischer Junge in eurem Alter Stellt euch vor, dass diese sich auf ihrer persönlichen Profilseite in einem sozialen Netzwerk wie z.B. Facebook oder Instagram mit einem Selfie präsentieren. Jede Rolle wird vier mal mit unterschiedlichen Darstellern fotografiert. Insgesamt werden also 16 Selfies mit 4x4 abgebildeten Rollen erstellt. Benötigt werden - Darsteller - Fotografen - Ausstatter sowie - Beobachter. Es werden vier Schülerinnen und Schüler gesucht, die jeweils alle vier genannten Rollen darstellen. Andere Schüler übernehmen das Fotografieren. Für jede Darstellerin und jeden Darsteller gibt es einen Fotografen. Die Fotografen erhalten von den Darstellern Anweisungen, wie sie das Bild fotografieren sollen (Ausschnitt, Entfernung, Perspektive, Einstellung etc.). Darsteller und Fotografen werden außerdem von Ausstattern begleitet. Die Ausstatter kümmern sich um die Inszenierung und Gestaltung und klären, welches Mobiliar, welche Kleidungsstücke, welche Gegenstände etc. ins Bild kommen. Da nicht viel Zeit zur Verfügung steht, muss hierbei improvisiert und sich auf das beschränkt werden, was gerade zur Verfügung steht. Die Teams werden außerdem von Beobachtern begleitet, die die Überlegungen und Anweisungen der Darsteller notieren, um sie später vortragen zu können. Die Darsteller müssen sich zu den verschiedenen Rollen außerdem überlegen, mit welchen Posen, Gesten und Körperhaltungen sie die verschiedenen Rollen präsentieren möchten. Darüber hinaus müssen sie sich gemeinsam mit den Ausstattern Gedanken machen, vor welchem Hintergrund (z.B. in der Klasse, im Flur, vor einer Wand, auf dem Schulhof etc.) und mit welchen Accessoires (z.B. mit Buch, mit Mütze, mit Tasche, mit Blume etc.) sie sich passend zur Rolle fotografieren lassen möchten. Wichtig ist, dass alle Darsteller und Darstellerinnen versuchen, der jeweiligen Rolle möglichst nahe zu kommen – gemäß ihrer Auffassung, was dieser Rolle entspricht. 18 Die Gruppen aus Darstellern, Fotografen, Ausstattern und Beobachtern arbeiten parallel. Für die Produktion eines Fotos stehen jeweils 10 Minuten zur Verfügung. Die gesamte Fotosession sollte also in ca. 40 Minuten abgeschlossen werden. Bereitet anschließend die Fotos für eine Präsentation für den Beamer oder das Smartboard vor der gesamten Klasse vor. Die Selfies aller Darsteller sollten nach den verschiedenen Rollen geordnet und nacheinander gezeigt werden, um die Darstellung der jeweiligen Rolle vergleichen zu können. Zunächst werden die vier Bilder zur Rolle „Politiker/-in“ präsentiert, dann die zur Rolle „Fußballstar“ usw. Die jeweiligen Beobachter schildern die Überlegungen zu den Bildern und greifen dabei auf ihre gemachten Notizen zurück. Nach jeder Bilderreihe zu den jeweiligen Rollen, werden die gezeigten Bilder gemeinsam diskutiert. Diskutiert während der Präsentation der Bilder folgende Fragestellungen: - Welche Selfies waren zur jeweiligen Rolle passend? Welche nicht? - Welche Bedeutung hat die Persönlichkeit des Darstellers? - Kann es Rollen ohne persönliche Anteile überhaupt geben? Besprecht nach der Präsentation im Plenum dann folgende Fragen: - Welche Rollen spielt ihr, wenn ihr Selfies von euch macht? - Was hat die dargestellte Rolle mit euch zu tun? Was ist echt und was ist gespielt? - Was könnt und wollt ihr zeigen und was versteckt ihr lieber hinter der Rolle? 19 Aufgabenblatt 6: Essay Erstelle einen kleinen Essay zu den Vor- und Nachteilen von Offenheit und Wahrhaftigkeit einerseits und Selbstvermarktung und Imagebildung in sozialen Netzwerken andererseits. Gehe dabei folgender Frage nach: Wie offen und authentisch kann und soll ich im Netz sein? Eine Anregung für dein Essay kann das Konzept der „optimalen Authentizität“ der Psychoanalytikerin und Pädagogin Ruth Cohn sein. Optimale Authentizität „Zur Authentizität gehört – erst einmal – zweierlei: Das eine ist, mir möglichst klar zu werden über meine eigenen Gefühle, Motivationen und Gedanken, mir also sozusagen nichts vorzumachen. Das andere ist, das, was ich sagen will, ganz klar anzusprechen. Zur Klarheit gehört, dass ich es so sage, dass es beim anderen ankommen kann. Der andere hat ja ein Empfangsgerät“, das möglicherweise nicht auf mich eingestellt ist, auf das, was ich „sende“, und wie ich es „sende“. Ich muss also versuchen, mir vorzustellen, wie das, was in mir vorgeht, vom anderen gehört wird. Ich habe einmal formuliert: Nicht alles, was echt ist, will ich sagen, doch was ich sage soll echt sein. Für mich ist Offenheit nicht etwas, was von Anfang an zwischen Menschen möglich ist, sondern etwas, was vorsichtig erworben und gelernt werden muss. Das kann man nicht sofort und mit Gewalt. Ich glaube allerdings, dass sogar in der allerbesten Beziehung immer noch verschlossene Bereiche übrigbleiben. Ich kann mir keine Beziehung vorstellen, in der totale Offenheit zu jeder Zeit möglich und zu ertragen ist. Ich unterscheide deshalb zwischen optimaler und maximaler Authentizität. Die Richtlinie ist: Das, was sich an persönlicher Erfahrung im Inneren ereignet, mit optimaler innerer Ehrlichkeit und kommunikativer Klarheit – also authentisch – dem Partner mitzuteilen. Optimale Authentizität hat immer selektiven Charakter; maximale, d.h. absolute Aufrichtigkeit kann zerstören. Ich glaube, dass absolute Offenheit ein Aberwitz ist. Andererseits hat unsere Zivilisation eine lange Zeit destruktiver Verschwiegenheit und Heuchelei auszugleichen. Ich glaube daher, dass mit der Offenheit-um-jeden- Preis-Bewegung das Pendel in die Gegenrichtung ausschlägt. Auch hier bedarf es dynamischer Balance – zwischen Scheinheiligkeit und Rücksichtslosigkeit. Oder positiv gesagt: Zwischen gutem Schweigen und guter Kommunikation.“ Ruth Cohn Quelle: Ich bin ich – ein Aberglaube, Interview mit Ruth C. Cohn in: Psychologie heute, März 1979 20 Hinweise zum Erstellen eines Essays Ein Essay (französisch essayer = versuchen) ist der „Versuch“, eine Fragestellung in einem Text in knapper Form zu behandeln. Die Entwicklung eigener Überlegungen zu einem Thema steht dabei im Vordergrund. Im Zentrum sollte daher deine persönliche Auseinandersetzung mit einer bestimmten Fragestellung stehen. Der Text sollte so geschrieben sein, dass er die Leser zum Denken mit dem Thema anregt. Ein Essay besteht aus einer Einleitung, einem Hauptteil und dem Schluss. Der Einleitung kommt besondere Bedeutung zu, da sie die Grundlage für einen lesenswerten Text bildet und in die Fragestellung einführt. Im Hauptteil ist die Ausführung der Gedanken zumeist eher sprunghaft-assoziativ. Allerdings solltest du unbedingt darauf achten, dass der Sinnzusammenhang (der „rote Faden“) gewahrt wird. Im Schlussteil können die Gedanken noch einmal zusammengefasst und zentrale Thesen als Schlussfolgerung formuliert werden. Die Gliederungsteile noch einmal im Einzelnen: 1.) Die Einleitung In der Einleitung stellst du knapp das Thema deines Essays vor. Du erklärst die Problemstellung und erläuterst die Fragestellung. Anschließend kündigst du deine eigene Ansicht oder Position zu dem Thema – die Kernaussage – an, die dann im Hauptteil erläutert wird. 2.) Der Hauptteil Der Hauptteil besteht aus den Argumenten, die deine Ansicht oder Position begründen. Dabei erläuterst du mögliche Pround Contra-Argumente. Welche Schwächen und Stärken haben die verschiedenen Argumente? Welche Gegenargumente lassen sich anführen? Welche Beispiele untermauern bzw. widerlegen diese Argumente? Es geht darum, dass du deine Meinung gut und nachvollziehbar begründest. 3.) Der Schlussteil Am Ende fasst du noch einmal die wichtigsten Argumente zusammen und ziehst ein Fazit. Ein Fazit ist eine wertende Zusammenfassung oder eine Schlussfolgerung, die aus den Argumenten gezogen wird. Versuche hierbei nicht einfach noch einmal alle Argumente zu wiederholen, sondern sie auf die zentralen Aspekte zu konzentrieren und auf den Punkt zu bringen. 21 Interessante Online-Quellen Zündfunk extra: Selfies - Kommunikation und Selbstporträts Selfies sind nicht nur Ausdruck von Narzissmus, sondern vor allem ein zeitgemäßes Kommunikationsmittel junger Menschen. Mit verschiedenen Statements von Künstlern, Bildund Medienwissenschaftlern geht der Radiobeitrag dem Phänomen „Selfie“ nach. http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/selfies-100.html Das nackte Selbst. Selfies sind ein Akt der Emanzipation Der Artikel beschreibt Bedeutung und Funktion von Selfies für Jugendliche in sozialen Netzwerken. Erläutert wird, dass es bei Selfies auch um die Deutungshoheit über das eigene Bild und es somit auch um Selbstbestimmung geht. http://www.zeit.de/2014/42/nacktfotos-selfie-emanzipation Selbstinszenierung durch Fotografie. Die Pose als Mittel der Selbstdarstellung am Beispiel von Studi-VZ Ziel dieser Studie von Rebekka Balsam ist es, in den Profilbildern Posen der Selbstpräsentation und damit kulturell lesbare Muster der Selbstdarstellung auszumachen und zu untersuchen. Dabei wird auch der Frage nach typischen Männer- bzw. Frauenposen nachgegangen, ob diese, im Anschluss an gängige Stereotypen, als „stark“ oder „schwach“ gelesen werden können und wie durchlässig eventuell bestehende Grenzen sind. http://www.lmz-bw.de/fileadmin/user_upload/Medienbildung_MCO/fileadmin/bibliothek/balsam_posenkategorien/ balsam_posenkategorien_studivz.pdf 22 Literaturliste Jürgen Lauffer, Renate Röllecke (Hrg.), (2014) Lieben, Liken, Spielen: Digitale Kommunikation und Selbstdarstellung Jugendlicher heute Der neunte Band der Handbuchreihe zum Dieter Baacke Preis setzt sich mit Chancen und Risiken der veränderten Kommunikationsmuster auseinander. Es gilt, die kulturellen Praktiken jugendlicher Akteure zu verstehen. Dazu gehören Phänomene wie z.B. das „Selfie“, welches durch die massive Verbreitung sozialer Netzwerke erst Bedeutung erlangt hat. Im zweiten Teil des Bandes sind die mit dem Dieter Baacke Preis ausgezeichneten medienpädagogischen Projekte dokumentiert. München: kopaed Verlag Tobias Koch (2014) Selfies. Zwischen ahnungsloser Inszenierung und inszenierter Ahnungslosigkeit Selfie ist der neue Begriff für ein altes und seit vielen Jahrhunderten praktiziertes Phänomen, das Selbstporträt. Von Beginn an diente die Porträtierung der eigenen Person einem bestimmten Zweck, der Inszenierung des Selbst, einhergehend mit der Demonstration von Macht und dem Wunsch zu imponieren. Dieses Bestreben reicht bis in die heutige Zeit und kann auch auf dem Selfie beobachtet werden. In dem Buch wird das Phänomen Selfie in bereits länger diskutierte Themengebiete wie die Selbstdarstellung im Alltag, das Impression Management, aber auch die philosophischen Theorien zur ästhetischen Wahrnehmung eingeordnet. München: Grin Verlag Philippe Wampfler (2014) Generation »Social Media«: Wie digitale Kommunikation Leben, Beziehungen und Lernen Jugendlicher verändert Das Buch bietet eine sachliche Beschreibung der Veränderungen, die digitale Medien für die Jugendlichen von heute und von morgen bedeuten und macht deutlich, in welchem Rahmen die Jugendlichen von heute sich entwickeln und morgen ein gehaltvolles, würdiges Leben führen können. So entsteht eine nüchterne Medienpädagogik jenseits von Polemik und übertriebenen Befürchtungen, auf deren Grundlage wirkungsvolle Prävention der gefährlichen Aspekte der Nutzung Neuer Medien denkbar wird. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 23 Impressum Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk Landesverband e.V. 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