Alle Mann auf ihre Posten! - Sabine Strobel Kommunikation

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10.11.2012
16:29
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BESPRECHUNGEN
R E S TA U R A N T L U I S E
Alle Mann auf ihre Posten!
Eine Profiküche ist streng hierarchisch organisiert.
Jeder Posten muss perfekt funktionieren, jeder Handgriff sitzen.
Die Abläufe in der 120 qm großen Edelküche des 5 Sterne Superior
Hotels Luisenhof sind bis ins kleinste Detail geplant.
V O N S A B I N E S T RO B E L
C
hristian Becker hat seine Küchenbrigade mit 22 Männern
und Frauen im Griff. Alle hören
auf sein sanftes Kommando: Prüfend geht er von Posten zu Posten,
bespricht ausgefallene Wünsche mit
der Frühstückschefin, korrigiert einen Azubi und stimmt den Tagesablauf mit seinen beiden Sous-Chefs
ab. Nico Weber und Peter Löffler
Küchenchef Christian Becker:
„Für Azubis sind wir ein optimaler
Ausbildungsbetrieb“
dirigieren drei Chefs de Parti: den
Fleisch- und Soßen-Koch (Saucier),
den Gemüsekoch (Entremetier) sowie den Koch der kalten Küche
(Gardemanger) und Küchenkonditor (Pâtissier) in Personalunion.
Diese drei wiederum steuern die
Demi-Chefs, darunter kommen die
Commis de Cuisine, dann die Azubis und Küchenhelfer. Am Ende der
Kette stehen die beiden Spüler, die
große Metalltöpfe und edles Porzellan sorgfältig voneinander getrennt
säubern. Morgens um neun startet
der Tag mit den aufwändigen Vorbereitungen für die Bankette in den
Sälen oder exquisite Frühstücksvariationen für Staats- und Ministerpräsidenten aus aller Welt. Danach
läuft das Mittagsgeschäft und am
Abend dann der Höhepunkt mit
den großen Kreationen für das À-la-
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Diese Seite ‘gehört’
dem Posten des
Sauciers mit der
riesigen Kipp-Bratpfanne, die sich für
besonders große
Fleischteile eignet
Für Profiküchen
mit höchsten
Ansprüchen:
Niedrigtemperatur-Garen von
Fleisch und
Fisch im SousVide-Verfahren
Der Konvektomat:
der Heißluftofen ist
unverzichtbar zum
Garen von Fleisch
Kochen mit
Gas, Elektro
oder Induktion
carte-Restaurant. Rund 150 Teller
gehen täglich über den ‘Pass’, der
von zehn Wärmelampen auf 60
Grad temperiert wird. Die Präsentation der Speisen wird hier ein letztes
Mal vom Chef persönlich überprüft. Er weiß, wann was raus muss:
„Am Bon-Brett landen die Bons,
hier laufen die entscheidenden Signale vom Service ein“, beschreibt
Christian Becker den minutiösen
Ablauf. Vor allem kurze Wege und
klar definierte Aufgabenbereiche
sind das A und O in seiner Küche.
Jeder weiß, was er zu tun hat: Der
Azubi aus dem ersten Lehrjahr
schält eifrig Gemüsezwiebeln und
putzt Spinat. Heute unterstützt er
die kalte Küche mit Terrinen, Pasteten und Galantinen - das sind hohl
ausgelöste und mit Farce gefüllte
Tierkörper. Morgen hilft er dem
Küchenkonditor bei der Eigenproduktion von delikaten Pralinen, die
als Willkommensgruß aus der Küche in die Zimmer der Neuankömmlinge gebracht werden. Im
zweiten Lehrjahr darf er dann ins
‘Warme’ wechseln: Beim Gemüsekoch lernt er, wie eine kräftige Ochsenschwanzsuppe zubereitet wird
oder ein Schwarzwurzel-Brulée perfekt gelingt. Die Krönung der Ausbildung ist die große Kunst des Sauciers: In Beckers Küche ist der
Saucier nicht nur für Saucen,
Fleisch, Geflügel und Wild verantwortlich, sondern auch für den
Fisch. Alles teure Lebensmittel, deren Verarbeitung fehlerfreie Fingerfertigkeit und Erfahrung voraussetzen, wie das Zerlegen eines ganzen
Rehs oder eines kleinen Wildtäubchens. Zudem muss jeder Koch moderne Techniken wie das Garen im
Sous-Vide-Verfahren aus dem Effeff
beherrschen. Und was ist das Wichtigste? „Auf jeden Posten muss jederzeit Verlass sein“, antwortet
Christian Becker, ohne zu zögern.
Luise im Kastens Hotel Luisenhof,
Luisenstraße 1-3, Tel. 30 44 814
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