Bericht Wanderleiterausbildung Pro Senectute Mai 2015

Bericht Wanderleiterausbildung Pro Senectute Mai 2015
Verfasser: Franz Callegher Pro Senectute Henggart
Relativ unmotiviert reise ich am 6. Mai nach Filzbach. In meiner Aktivzeit (bin Rentner)
habe ich Wanderlager und Skilager für Lehrlinge organisiert und durchgeführt! Was
soll da mir, altem Fuchs noch Neues beigebracht werden?
19 „Mitschüler“ sind im Schulraum versammelt. Ich bin der zweitälteste. Nach der
üblichen Vorstellungsrunde, starten die drei Lehrer mit dem andragogischem
Konzept…..?????
Noch nie habe ich dieses Wort gehört, noch weiss ich was das bedeutet! Also nichts
ist mehr vom alten Fuchs vorhanden. Da ist von zwei liegenden Achten die Rede die
90° ineinander greifen. Die eine Acht ist blau und die andere gelbrot.
Die blaue Schlaufe symbolisiert das Zusammenspiel zwischen den Lehrenden und den
Lernenden Partner. Das Wozu ….
Die Gelbe bestimmt den sportmotorischen Inhalt.
Das Was….
Der rote Anteil symbolisiert die methodische Komponente. Wie vermittle ich die
Lerninhalte. Das Wie….
Kompliziert? Jein Wir wurden halt mit Theorien konfrontiert, über die man sich gar nie
Gedanken gemacht hat. Aber die meisten Lern – und Lehrprozesse haben wir schon
so erlebt, auch ohne die Theorie. Aber es ist gut zu wissen, wie so ein praktizierter
Prozess funktioniert.
Arbeit im Freien.
Das Ausbildungszentrum Filzbach ist eine grosse Anlage mit diversen Sportplätzen und
Hallen.
Vier Gruppen erhalten eine detailgetreue Karte dieses Geländes. Verteilt im Areal sind
OL- Posten die mit einem Elektronikstift abgepiebst werden. Jede Gruppe erhält nun
einen Parcours den sie nach OL-Manier ablaufen müssen. Natürlich hat jede Gruppe
eine andere Reihenfolge der anzulaufenden Posten. So wird das simple Nachlaufen
vermieden. Dass es anfangs regnet gehört irgendwie dazu. Die Karte und der
Stempelstift wird bewusst innerhalb der Gruppe getauscht, so verhindert sich die
Alphatierbildung, jeder hat mal die Führung. Die zum Teil knifflige Suche nach den
versteckten Stempelstellen macht die Geschichte spannend. So erleben wir das
andragogische Konzept hautnah. Wozu tappen wir durch den Regen?? Was brauchen
wir um die Aufgabe zu erfüllen….? Wie lösen wir die Aufgabe…?
Mit Übungen in der Halle wurden die Psyche und die Physis dargestellt und erlebt.
Also neben dem Haufen von Theorie, wurde das Erleben und Erfahren praktiziert.
Zimmerbezug und Mittagessen im Hotel Kerenzerberg sind auch ein Teil der
Erlebniswelt Physis und Psychis. Der Wohlfühlfaktor wird durch die Ambience des
Hauses mit schöner Aussicht auf See und Wasserfall (der höchste in Europa) und
ausgezeichnetem Essen optimal gefördert.
Nachmittags durften wir eine Wanderung machen, die es allerdings in sich hatte und
einige von uns an die Grenze der Physis brachte. Die Psychis siegte aber und liess alle
den steilen 200-Meter Aufstieg meistern. Jeder auf seine Art.
Mit einer Gruppe eine verkehrsreiche Strasse überqueren? Nein nicht wie die Hühner!
Je ein Posten wurde an Stellen aufgestellt bis die Kurven eingesehen und mittels
Zeichen das sichere Überqueren ermöglichen. Aber oha damit ist es nicht getan!
Wenn alle loslaufen quer über die Fahrbahn, entsteht am engen Eingang des
Wanderpfades ein Stau, der locker die halbe Strassenbreite beansprucht. Der eine
Posten musste aktiv den Verkehrsfluss drosseln… Erkenntnis des Tages: Der alte Fuchs
hatte in seinen Wanderlagern grosses Glück, denn ohne besondere Anordnungen
sind auch junge Lehrlinge Hühner….. Diese Vorsichtsmassnahme hab ich nie
beachtet!
Kartenlesen, keine Sache für alte Hasen! Aber auch da! Jeder Kurs hat noch einen
älteren Fuchs als Lehrer und das ist gut so. Auf verschiedenen ausgelegten
„Militärkarten“ lernten wir das Gelände zu interpretieren. Zum Beispiel: Auf jeder Karte
sieht man feine gestrichelte blaue Linien. Ich hatte keine Ahnung, was die darstellen
sollen…. Jetzt aber weiss ich’s. Es sind Freileitungen! Eine prima Orientierungshilfe
im Gelände! Ich behaupte manchem Leser geht bei der Lektüre spätestens jetzt ein
Licht auf, gespiesen vom Strom der Freileitungen….
Methodisches Konzept.
Dieses konnten wir selbst erfahren. Jonglieren mit drei Bällen. Das Kunststück wurde
vom Lehrer R.Frei, locker vorgeführt. Nachmachen…. keine Chance. Nun kommt die
Methodik zum Zug. Der Ablauf wird mit Grundübungen im Schnelldurchlauf
vorgeführt. Zwei Bälle werden mit beiden Händen gleichzeitig senkrecht
hochgeworfen. Während der Flugzeit die Hände kreuzen, die linke Hand fängt den
rechts geworfenen auf und die Rechte den links geworfenen! Probieren sie’s aus, es
geht erst nach zahllosen Versuchen und dann auch eher zufällig! Mindestens bei mir.
Nächster Schritt: In jeder Hand einen Ball, der erste wird nun diagonal zur anderen
Hand geworfen. Ist die Flugbahn am höchsten Punkt wird der zweite auch diagonal
zur anderen freien Hand auf die Reise geschickt…. Gelingt selten. Könner machen
das dann mit drei Bällen, dabei spielt das Rythmusgefühl die Hauptrolle. Bei mir fehlt’s
im Moment an Allem! Aber immerhin habe ich den Lektionsaufbau begriffen.
Abschlusswanderung zum Thalalpsee wird geplant und noch am Vormittag bei
schönstem Wetter unter die Wanderschuhe und Stöcke genommen. Im Gelände lernen
wir von Hannes den Umgang mit Karte und Kompass. Auch dieses Wissen war mir
bisher unbekannt, aber es ist sehr Hilfreich. Ganz unabhängig von jeglicher
Elektronik, wie Apps oder Navis, bin nun auch ich in der Lage mich sicher
zurechtzufinden. Den Kurs sei Dank!
Was die Planung einer Tour angeht so ist der Compi schon hilfreich. Mit Swiss Mobil
lade ich Karten mit Profil und Wanderzeiten herunter. Aber aufgepasst, die Zeiten sind
rund ein Drittel zu kurz angegeben. So dass, eine dreistündige zur vierstündigen Tour
avanciert.
Belohnt mit sehr schönen Aussichten auf See und Berge, traten wir nachdem
Lunchpaket vernichten zufrieden den Abstieg an. Ich zumindest, spürte meine Waden
noch zwei Tage lang.
Das war ein kleiner Einblick in das ESA – Programm. Es besteht aus einem
Grundlagenmodul, der eigentliche Wanderteil folgt für mich erst im September.
Deshalb: Fortsetzung folgt.