Verdacht: NS-Raubkunst?«

»Verdacht: NS-Raubkunst?«
Presse – Kommunikation
Geschichten hinter den Bildern:
Provenienzforschung an der Staatsgalerie Stuttgart
Pressegespräch am Donnerstag, 12.11.2015, 11 Uhr
Die Staatsgalerie Stuttgart entwickelte als erstes Museum weltweit
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70038 Stuttgart
Deutschland
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www.staatsgalerie.de
Öffnungszeiten / opening hours
/ heures d’ouverture
einen Audioguide, in dem sie der Herkunft verschiedener Werke aus ihrer
Sammlung nachgeht. Die Audiotour stellt elf Werke hauptsächlich der
Klassischen Moderne vor und kann auf Deutsch und Englisch gehört
werden.
10 – 18 Uhr
Abendöffnung donnerstags bis 20 Uhr
montags geschlossen
Sonderöffnungen für angemeldete
Schulgruppen:
dienstags und mittwochs ab 9 Uhr
Seit Oktober 2009 untersucht Dr. Anja Heuß die Bestände an der
Staatsgalerie Stuttgart auf ihre Provenienzen hin. Zunächst finanziert
12.11.2015
durch die »Arbeitsstelle für Provenienzforschung« sowie durch das Land
Baden-Württemberg, wurde 2015 ihre Stelle für die Erforschung der Herkunft
von Werken dauerhaft eingerichtet. Kunststaatssekretär Jürgen Walter betont,
Baden-Württemberg habe als erstes Bundesland die Anschubfinanzierung des
Bundes für Stellen zur Provenienzforschung an den staatlichen Museen weiter
finanziert und inzwischen entfristet: „Damit bleibt der Umgang mit Raubkunst
in Baden-Württemberg beispielhaft. Die Erforschung der landeseigenen Kunstsammlungen und ihrer Bestände ist eine dauerhafte Aufgabe, der wir große
Bedeutung zumessen“.
In der von ihr entwickelten Audioführung fasst Anja Heuß die Ergebnisse ihrer
kontinuierlichen Recherchen durch die Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart
zusammen. „Wir wollen unsere Provenienzforschung, die sonst hinter den
Kulissen des Museums stattfindet, allen unseren Besuchern zugänglich
machen“, sagt Prof. Dr. Christiane Lange, Direktorin der Staatsgalerie. „In
unserer Audiotour stellen wir Werke vor, die immer in unserer ständigen
Sammlung zu sehen sind.“
Die Werke des Provenienz-Rundgangs "Verdacht: NS-Raubkunst?" umfassen
die ganze Bandbreite des Kunstraubs in der Zeit des Nationalsozialismus.
Sie stammen großteils aus ehemals bekannten jüdischen Sammlungen. So
wurde beispielsweise das Gemälde »Stillleben mit Gitarre« von Alexander
Kanoldt aus der Sammlung des jüdischen Anwalts und Kunstsammlers Dr. Ismar
Littmann in Breslau 1935 verfolgungsbedingt von der Familie verkauft. Im selben
Jahr erwarb der Galerieverein im Kunsthandel das Werk für die Staatsgalerie
Stuttgart. An die Erben im Jahr 2008 restituiert, kehrte das Bild 2014 durch den
Wiederankauf der Freunde der Staatsgalerie Stuttgart in die Sammlung des
Museums zurück. Am Beispiel eines Gemäldes von Anton Graff aus dem 18.
Jahrhundert, das aus der Sammlung eines österreichischen Freimaurers
stammte und in der NS-Zeit von den Finanzbehörden verkauft worden war,
werden unterschiedliche Provenienzgeschichten vorgestellt.
Auch die Verluste der Staatsgalerie Stuttgart selbst werden thematisiert: Das
Selbstbildnis von Max Beckmann wurde 1937 als "entartet" beschlagnahmt und
vom Kunsthändler Hildebrand Gurlitt erworben. Über die Galerie Günther
Franke in München wurde es 1948 von der Staatsgalerie Stuttgart ein zweites
Mal erworben.
Mit dem Icon, einen leeren Bilderrahmen, können in Verbindung mit der entsprechenden Nummer die Provenienzinformationen in der Sammlungstour
zu den einzelnen Bildern abgerufen werden. Alternativ ist eine eigene Provenienztour möglich, die den Besucher durch die Säle des Museums leitet.
Zusätzliche Informationen:
Die Provenienzforschung beschäftigt sich mit der Herkunft der Kunstwerke.
Sie konzentriert sich dabei insbesondere auf die Zeit von 1933 bis 1945 und prüft,
ob in dieser Zeit möglicherweise ein aus heutiger Sicht unrechtmäßiger Besitzwechsel stattgefunden hat. Dabei handelt es sich nicht ausschließlich um
Kunstwerke aus ehemals jüdischem Eigentum, sondern auch von anderen
Gruppen, die aus politischen, weltanschaulichen oder religiösen Gründen in der
NS-Zeit verfolgt wurden, wie Freimaurer und Kommunisten. In Frage kommen
grundsätzlich alle Werke, die nach 1933 erworben wurden und vor 1945 entstanden sind.
In der Staatsgalerie Stuttgart sind davon ca. 1.500 Gemälde und 4.500 Grafiken
betroffen. Davon wurden bisher 400 Kunstwerke überprüft (Stand November
2015). Die Staatsgalerie Stuttgart hat sieben Werke seit 1998 an ihre rechtmäßigen Erben restitutiert.
Die Audioführung ist an der Museumskasse auf Deutsch und Englisch erhältlich,
Preis: 5,- Euro
Staatsgalerie Stuttgart
Anette Frankenberger
Pressereferentin
Tel.: +49 (0)711 47040-176/-274, E-Mail: [email protected]