in der Kasse ist

FAMILIENLEBEN
FAMILIENLEBEN
DAMIT GENUG GELD
in der Kasse ist
Miete, Steuern, Telefon und Krankenkasse –
die Verwaltung des Familienbudgets ist kein Kinderspiel. Eine
FINANZPLANUNG hilft, die Kosten im Griff zu haben.
Text Markus Schmid Illustrationen Jens Bonnke
I
ch führe einen kleinen
Familienbetrieb», antwor­
tet eine Hausfrau im Werbe­
film einer Versicherungsgesellschaft
auf die Frage, was sie beruflich mache.
Tatsächlich erfordert das Familienleben
einige Führungsqualitäten. Nicht nur, was
die Organisation der Mitglieder angeht,
sondern vor allem bei der Finanzplanung.
Wie in jedem Betrieb ist das Budget, also
der finanzielle Rahmen, vorgegeben, die
Notwendigkeiten und Wünsche jedoch
unbegrenzt. Damit die Kosten nicht aus­
ser Kontrolle geraten, ist wie in jedem so­
lide geführten Unternehmen eine gute
Budgetplanung notwendig. Diese gelingt
am besten in fünf Schritten.
1. VORBEREITUNG
Es gibt viele Möglichkeiten, eine Budget­
planung durchzuführen: mit einem klas­
sischen Kassenbuch, mit einer Kalkula­
tionstabelle für den PC, online oder mit
einer modernen App fürs Smartphone.
Wichtig ist dabei, dass man sich die Vor­
lage aussucht, die man im Alltag am ein­
fachsten führen kann. Kassenbücher und
Formularblätter für die Budgetplanung
gibt es in jeder Papeterie, Vorlagen für
den PC, eine Budget-App oder OnlineBerechnungen findet man im Internet
etwa auf den Webseiten der Budgetbera­
tungsstellen: www.budgetberatung.ch
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Schweizer Familie 38/2015
2. BESTANDSAUFNAHME
Am einfachsten zu erfassen sind
laufende Beträge wie Miete, Steuern,
Versicherungen, Abonnementkosten für
Zeitungen und Fernsehen, die auf den
Kontoauszügen der Bank aufgelistet wer­
den. Andere Ausgaben, etwa für Klei­
dung, Essen oder das Auto, lassen sich
aufgrund der Durchschnittswerte aus den
vergangenen Monaten in etwa einschät­
zen. Schwieriger wird es bei den kleinen
Beträgen für persönliche Anschaffungen,
die in der Summe dennoch kräftig zu Bu­
che schlagen können. Merkblätter und
Budgetbeispiele von der Budgetberatung
dienen hier als Orientierung für die Aus­
gaben in Haushalten mit unterschied­
lichen Einkommen. Damit die ganze Ar­
beit überhaupt Sinn macht, müssen alle
Angaben ehrlich und vollständig sein.
3. AUSWERTUNG
Ergibt die Budgetaufstellung ein Minus,
ist es Zeit für eine Bestandsaufnahme.
Welche Ausgaben fallen besonders ins
Gewicht, welche Posten sind deutlich zu
hoch? Haben die Ferien sehr viel gekostet,
oder wurde sehr viel für Kleidung ausge­
geben? Verschlingen die Freizeit­
aktivitäten einen grossen Teil des
Familienbudgets, oder wird
sehr viel auswärts gegessen?
Die gewissenhafte Auflistung
aller Kosten macht
vielleicht zum ersten
Mal wirklich bewusst,
welche Kosten das Ein­
kommen der Familie am
meisten belasten.
4. KORREKTUREN
Nun heisst es, den Rotstift anzusetzen,
sonst war die gesamte Budgeterstellung
umsonst. Ein leichtes Minus lässt sich in
der Regel durch Einschränkungen beim
Essen, Kleiderkauf oder Hobby ausglei­
chen. Bei grösseren Fehlbeträgen muss
man sich über Änderungen und unter
Umständen spürbare Einschränkungen
bei den Lebensgewohnheiten Gedanken
machen. Zuerst allerdings sollte dort ge­
spart werden, wo der Verzicht nicht so
schmerzhaft ist, wie etwa bei Ver­siche­
rungen, Abonnements oder Handytari­
fen. Aber auch der Umstieg auf ein
­kleineres Auto, der Verzicht auf den teu­
ren Ski­urlaub oder sogar ein Wohnungs­
wechsel können notwendig sein, um
die Haushaltskosten wieder in Griff zu
bekommen.
5. UMSETZUNG
Damit die Sparziele erreicht wer­
den, hilft nur die konsequente
Umsetzung des Budgetplans.
Wer sein Haushaltsbuch auf ➳
Foto: Getty Images
Budgetbeispiel für eine Familie mit 2 Kindern
Einnahmen netto pro Monat
ohne 13. Monatslohn, Gratifikation
Fixkosten
Wohnen (ca. ¼ der Einnahmen)
Steuern (wohnsitzabhängig)
Krankenkasse (Grundversicherung;
Kinder mit Unfall)1 Hausrat-, Privathaftpflichtversicherung
Festnetz, Internet, TV, Billag
Energie (Elektrizität, Gas)
Fahrkosten (öffentlicher Verkehr)
Medien-Abos, Mitgliedschaften
Haushalt2
Nahrungsmittel/Nebenkosten
(ohne Alkohol)
6500
1650
470
960
40
140
70
140
30
3500
1220
Persönliche Ausgaben
Frau/Mann/Kinder (ohne Rauchen)
Bekleidung/Freizeit/Handy/Taschengeld 610
Rückstellungen
Jahresfranchise/Selbstbehalt100
Zahnarzt, Optiker
60
Geschenke70
Gemeinsame Freizeit, Schule, Lager
100
Unvorhergesehenes (Reserve)
140
470
Verfügbarer Betrag
Kinderbetreuung, berufsbedingte auswärtige
Verpflegung, PC, Weiterbildung, Haustiere,
Sparen, Auto, Ferien usw.
700
Total6500
1 Individuelle Prämienverbilligung nicht berücksichtigt, ein allfälliger Anspruch entlastet das Budget.
2 Nahrungsmittel und Getränke für Jugendliche ab 12 Jahren um 50 bis 100 Fr. erhöhen.
Nicht inbegriffen sind Kosten für Gäste und alkoholische Getränke.
Nebenkosten: Körperpflege, Medikamente, Wasch-, Putzmittel, Entsorgungskosten, Porti, tägliche Kleinigkeiten, Coiffeur Kinder.
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dem neusten Stand hat,
hat stets die Kontrolle,
ob er seine Sparziele
erreicht hat. Hilfreich
sind dabei Verände­
rungen in den Kon­
sumgewohnheiten, wie
etwa der Verzicht auf Kre­
dit- und Kundenkarten beim Bezahlen,
keine überteuerten Markenartikel zu kau­
fen oder in der Küche möglichst Fertig­
produkte zu meiden.
BUDGETBERATER HELFEN
SPAREN
Die regionalen Budgetberatungsstellen
helfen bei der Erstellung und Optimie­
rung des Familienbudgets. Mit einer Bud­
getberatung kann man einen
Nachtermin in drei oder sechs
Monaten vereinbaren, um mit
dem Finanzprofi die Fort­
schritte oder Misserfolge bei
der Budgeteinhaltung zu be­
sprechen. Die Adressen findet
man im Internet unter www.
budgetberatung.ch. Dort gibt
es nicht nur Budgetvorlagen
zum Onlineausfüllen, als prakti­
sche App und zum Ausdrucken von
Budgetlisten, sondern auch viele nützliche
Tipps und Informationen. Auf der Web­
site www.schulden.ch sind unter anderem
die Budget- und Schuldenberatungen der
Caritas, Frauenzentrale oder der Sozial­
dienste in den Gemeinden aufgeführt.
Unter der Rubrik «Spartipps ohne Ende»
gibt es zudem viele clevere Ideen, wie man
mit einfachen Massnahmen Geld sparen
kann.
BERATUNGSKOSTEN
Die Tarife sind bei den einzelnen Trä­
gerorganisationen unterschiedlich.
Die Budgetberatung Baselland
beispielsweise berechnet das
Honorar nach Einkommen
und Zeitaufwand. Damit sich
jeder eine Beratung leisten
kann, liegt der Mindesttarif bei­
zehn Franken die Stunde. Die
un­gefähren Kosten kann man
sich in der Regel auf den Web­
seiten der Beratungsstellen ausrech­
●
nen lassen.
Tipps und Infos zur Budgetplanung
Mit der App Budget CH kann man seine
Ausgaben jederzeit sofort eingeben. Dadurch
hat man immer einen Überblick über seine
Finanzen. Die App ist gratis für iPhone und
Android-Handys erhältlich.
Unter www.schulden.ch gibt es viele praktische
Spartipps, die laufend ergänzt werden.
GRATIS
*
M
U
B
L
A
L
E
S AM M
«Auskommen mit dem Einkommen»
Hrsg. von der Budgetberatung Schweiz,
10 Franken plus 3 Franken Porto bei der
Budgetberatung Schweiz, Kramisstrasse 12,
6275 Ballwil. Ratgeber mit Budgetvorschlägen
sowie zahlreichen Tipps und Tricks.
«Mit Geld richtig umgehen.
Budget, Sparen, Wege aus der Schuldenfalle»,
von Gabriela Baumgartner, BeobachterEdition, 24 Fr.
«Oft werden Ausgaben falsch eingeschätzt»
Claudia
Fanara, 47,
vom
Vorstand
der Budgetberatung
Schweiz ist Beraterin bei
frauenplus Baselland und
beim Frauenverein Muttenz.
Frau Fanara, warum
haben heute viele Familien
Geldprobleme?
Es gibt unterschiedliche Grün­
de. Wenn ein Paar Kinder
bekommt, arbeitet meistens
einer der Partner weniger, und
zugleich steigen die Ausgaben.
Dann spielen die steigenden
Krankenkassenprämien und
Mieten eine grosse Rolle. Oft
werden auch bestimmte Aus­
gaben falsch eingeschätzt, wie
etwa die laufenden Kosten
bei der Neuanschaffung eines
60
Schweizer Familie 38/2015
Autos. Viele Familien haben
Schulden, weil sie teure
Kredite oder Leasingraten ab­
bezahlen müssen.
Wann sollte man zur Bud­
getberatung gehen?
Wenn man schon in Schwierig­
keiten ist, ist es meistens zu
spät. Deshalb rate ich grund­
sätzlich jedem, frühzeitig ein
Budget zu erstellen und zur
Budgetberatung zu gehen.
Meistens ist den Leuten nicht
bewusst, wofür sie ihr Geld
ausgeben.
Warum ist eine Budget­
planung wichtig?
Viele Paare streiten zwar über
Geld, setzen sich aber nicht mit
den wirklichen Finanzfragen
auseinander. Bei einer Budget­
planung können sie gemein­
sam überlegen, was sie wollen
und wie sie dies finanzieren,
vor allem wenn der eine eher
der Sparefroh ist und der ande­
re mehr auf Luxus steht. Des­
halb ist es wichtig, dass beide
Partner zur Beratung kommen.
Welche Fehler werden bei
der Budgetplanung häufig
gemacht?
Vor allem schätzen die Leute
falsch ein, was sie für persön­
liche Anschaffungen und für
den Haushalt ausgeben. Oder
Rückstellungen werden zu nied­
rig angesetzt. Wenn man nicht
jeden Monat genügend Geld auf
die Seite legt für die Hausrats­
versicherung oder Krankheits­
kosten, kann es plötzlich fi­
nanziell sehr eng werden. Oft
wird auch für die Steuer die
letzte Veranlagung aus dem
Vorjahr genommen, obwohl
sich das Einkommen durch Ar­
beitslosigkeit oder Lohnerhö­
hungen geändert hat. Deshalb
empfehle ich immer, die aktuel­
len Abgaben zu berechnen und
sofort monatlich zu bezahlen.
Wo kann man bei den Aus­
gaben am leichtesten den
Rotstift ansetzen?
Häufig kann man bei der
Grundversicherung der Kran­
kenkasse sparen, etwa durch
einen Modellwechsel. Wer
beispielsweise immer zum
Hausarzt geht, kann gleich
ein Hausarztmodell nehmen.
Man kann ein Auto verkaufen,
das man eigentlich nicht
braucht, und öffentliche Ver­
kehrsmittel nutzen. Beim
Rauchen kann man die Ziga­
retten selbst drehen, und zwar
nicht auf Vorrat, sondern im­
mer wenn man eine rauchen
will. Viele Eltern geben zudem
ihren Kindern wie ein Bank­
automat immer dann etwas,
wenn sie es gerade brauchen.
Mit einem regelmässigen
Taschengeld sind die Aus­
gaben klar geregelt, und die
Kinder lernen haushalten.
Foto: Ursula Sprecher
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© McDonald’s 2015
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