„Vermögen sorgsam vermehren“ Was eine gute Privatbank auszeichnet, aber auch welche Assetklassen im gegenwärtig schwierigen wirtschaftlichen Umfeld besonders attraktiv erscheinen, erklärt Susanne Höllinger, Vorstandsvorsitzende der Kathrein Privatbank, im Exklusivgespräch mit dem GELD-Magazin. Privatbank von der Konkurrenz? Susanne Höllinger: 2014 vom Fachmagazin Euromoney in sieben Kategorien ausgezeichnet – darunter für „Best Private Banking Services Overall“ –, bietet die Kathrein Privatbank maßgeschneiderte Veranlagungen unter dem Motto „Vermögen sorgsam vermehren“. Hier liegt auch der wesentliche Unterschied zu den anderen Privatbanken. Wir konzentrieren uns ausschließlich auf das Veranlagungsgeschäft für Private, Stiftungen und Unternehmer. Nur etwa zehn Prozent unserer Assets sind Einlagen, der Rest ist Vermögensverwaltung. Kunden profitieren von der Flexibilität, Erfahrung und Tradition einer exklusiven Privatbank, die ihr tägliches Handeln an Kernwerten wie Transparenz, Gewissenhaftigkeit und Ehrlichkeit ausrichtet und nicht Teil einer großen Retailbank ist. Gleichzeitig gehören wir als 100-prozentige Tochter der Raiffeisen Bank International AG zu einer der größten europäischen Bankengruppen und gewährleisten unseren Kunden dadurch größtmögliche Sicherheit. Die Kathrein Privatbank hat sich in besonderem Maße auf die Bedürfnisse von Unternehmern, Unternehmerfamilien und Privatstiftungen spezialisiert. Unser Leistungsspektrum umfasst alle für diese Klientel wichtigen Dienstleistungen: Dazu zählen die Beratung bei Gründung und Führung einer Stiftung, bei Nachfolgeregelungen, Vererbung, Schenkung sowie bei Unternehmenskäufen und -verkäufen. Die Sparzinsen sind extrem niedrig – wie sehen Sie hier die weitere Entwicklung? Die vergangenen Jahre haben den entwickelten Ländern ein sehr schwaches Wachstum trotz enormer Budgetdefizite und Rekordtiefständen 24 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2015 Susanne Höllinger, Vorstandsvorsitzende Kathrein Privatbank bei Renditen gebracht. Die Frage wird nun immer öfter gestellt, ob die entwickelten Länder die gleichen Probleme wie Japan zu bewältigen haben und ob das verlorene Jahrzehnt auch für Europa und die USA unausweichlich ist. 1988, am Höhepunkt der japanischen Blase, waren die acht größten Banken, gemessen an ihrer Bilanzsumme, japanische; zwanzig Jahre später waren sieben der weltweit größten zehn Banken europäische. In der Krise mussten alle Banken ihre Bilanzen reduzieren und ihr Eigenkapital stärken. Diese Bilanzreduktion kann nur über den Verkauf von Assets inklusiver der Reduktion von Krediten erzielt werden. Der massive Verkauf der Banken führt zu einer Abwärtsspirale der Preise der Assets der Bankbilanzen, die unweigerlich in eine Bankenpleite führen. Wie das japanische Beispiel zeigt, können die Renditen über einen sehr langen Zeitraum auf tiefstem Niveau bleiben. Nun gibt es einige Gemeinsamkeiten mit der japanischen Entwicklung, wie die demografische Entwicklung und die Bilanzreduktion der Banken, aber auch einige Sonderfaktoren wie Fukushima und die Tsunami-Katastrophe. Für Europa sieht die demografische Entwicklung schlechter aus als in den USA, aber nicht so negativ wie in Japan, die Probleme bei den Banken sind ebenso ähnlich, aber nicht in dem Ausmaß wie in Japan, sodass wir auch von einer mehrjährigen Phase extrem niedriger Zinsen für die USA und Europa ausgehen. Die Notenbanken werden es sehr schwer haben, Zinserhöhungen durchzusetzen, ohne die schwache Konjunktur zu gefährden und die Aktienmärkte auf Talfahrt zu schicken. Daher gehen wir von Zinserhöhungen aus, die bestenfalls moderat ausfallen werden. In den USA wird die Notenbank voraussichtlich 2015 mit vorsichtigen Zinserhöhungen beginnen, aber wohl nicht über ein bis 1,5 Prozent bis 2016 erhöhen. In Europa sehen wir noch keine Z inserhöhung, da die Konjunktur 2014 nicht wie erwartet an Fahrt aufgenommen hat. Langfristige ökonometrische Modelle wie die Taylor Rule sehen aktuell einen Leitzins für den Euro-Raum von 0,5 Prozent als angemessen an. Die Aktienmärkte befinden sich im Aufwärts trend – wie lange kann das noch gut gehen? Wir sind derzeit in Aktien neutral gewichtet, wobei wir diesem Segment auch Alternatives Investment wie Private Equity und Managed Futures zuordnen. Emerging Markets-Aktien sind derzeit unterrepräsentiert. Die Aktien märkte befinden sich nach wie vor in einem „Bull Market“ Der Ertrag dieses „Bull“ Markets – 162 Prozent – liegt deutlich unter dem Durchschnitt, der bei rund 262 Prozent liegt. Regional bevorzugen wir europäische Unternehmen. Auf Basis der Branchengewichtung bevorzugen wir in den USA Unternehmen aus dem Gesundheitssektor und in Europa Finanztitel. creditS: beigestellt GELD ° Wie unterscheidet sich die Kathrein ° Interview mit Mag. PhDr. Susanne Höllinger, Kathrein Privatbank AG sommergespräch Dabei handelt es sich um Haftungsvereinbarungen, die sicherstellen, dass Raiffeisenbanken füreinander einstehen. Weiters gibt es die Kundengarantiegemeinschaft, die alle Einlagen auch über 100.000 Euro hinaus schützt. Alle Kundeneinlagen sind durch die wirtschaftlichen Reserven der Raiffeisenbanken, die Mitglieder der Kundengarantiegemeinschaft sind, geschützt. Welche Alternativen bzw. Ergänzungen gibt es zu Aktien? Globale Staatsanleihen bieten höhere Renditen. Dabei muss der Investor bereit sein, auch das Währungsrisiko zu tragen. Insbesondere Anleihen der Schwellenländer tragen attraktive Renditen. Neben der höheren Verzinsung besteht das Potenzial, von der Aufwertung der jeweiligen lokalen Währung zu profitieren. Die Zinsen in der Eurozone werden auf unvorhersehbar lange Zeit auf tiefem Niveau bleiben, da die EZB eine Form der quantitativen Lockerung beginnen wird. Die US-Notenbank hingegen wird in diesem Jahr die Leitzinsen erstmals seit 2006 wieder erhöhen. Anleihen bleiben in einem Umfeld niedriger Zinsen und Inflation weiter ein wichtiger Bestandteil eines ausgewogenen Portfolios, wenngleich wir Investoren weiterhin empfehlen, Anteile an Aktien aufzubauen. Innerhalb des Anleihensegments suchen wir Alternativen mit höheren Renditen und finden diese in Euro-Staatsanleihen der Peripherie, Unternehmensanleihen, globale Staatsanleihen und vor allem Staatsanleihen der Wachstumsländer, die in lokaler Währung notieren. Anleger in Staatsanleihen der Emerging Markets können von den hohen Renditen, als auch von möglichen Währungsaufwertungen profitieren. Generell bleiben Aktien attraktiv, wobei wir hier US-Titel und Emerging Markets im Vorteil sehen. Bei der Einlagensicherung stehen Änderungen creditS: beigestellt bevor, was halten Sie von dem neuen System? Ab 1.1.2019 sollen drei Einlagensicherungen (Volksbanken, Hypos, Banken und Bankiers, Anm.) zusammengelegt werden. Raiffeisenbanken würden nach dem Gesetzesentwurf die Möglichkeit erhalten, die eigene Einlagensicherung unter bestimmten Voraussetzungen beizubehalten. Eine Bedingung wird sein, dass innerhalb des Raiffeisensektors ab 1.1.2019 ein Institutssicherungssystem besteht. Darüber hinaus würde das Sicherheitsnetz aller Banken so wie bisher zur Verfügung stehen. Dieses stellt schon heute sicher, dass bei gro ßen Fällen alle Banken füreinander haften. Bei Konkursfällen der Vergangenheit hat das Einlagensicherungssystem planmäßig funktioniert, wie die Konkurse von Trigon oder Vielleicht wollen Sie ein Statement zum „heißen Eisen“ Steuerreform abgeben... Höllinger: „Wir sehen uns der Integrität und Diskretion verpflichtet.“ Riegerbank gezeigt haben. Ganz anders stellte sich jedoch die Situation der in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen ÖVAG, Hypo Alpe Adria Group oder auch Constantia dar. Diese Institute wurden von der Republik gerettet, waren aber jedenfalls keine Fälle für die Ein lagensicherung. Konsumentenschützer befürchten im Zuge der Neuerungen höhere Belastungen für Kunden... Durch das geplante Gesetz würde sich für den Kunden nichts ändern. Falls eine Sicherungseinrichtung vom Konkurs einer Bank überfordert sein sollte, springen die anderen Sicherungseinrichtungen ein. Die staatliche Haftung ab einem Betrag von 50.000 Euro würde zwar wegfallen, dafür wird es als zusätzlichen Schutz einen neuen Einlagensicherungsfonds geben, der von den Banken befüllt wird. Die Raiffeisen Bankengruppe verfügt bereits über bestehende Sicherungssysteme, die einen Einlagensicherungsfall oder eine Abwicklung verhindern. Diese Einrichtungen haben sich über Jahrzehnte bewährt und ermöglichen ein frühzeitiges Eingreifen, um Konkurse abzuwenden. Damit kommt es gar nicht zum Einlagensicherungsfall oder einer Abwicklung. Zu diesen Einrichtungen zählen zum einen Institutssicherungssysteme, die die Vermeidung von Insolvenzen zum Ziel haben. Es ist erfreulich, dass es kein Wiederaufleben vermögensbezogener Steuern gibt, die letztlich auch kein ausreichendes Aufkommen gebracht hätten. An deren Stelle wurde offensichtlich eine weitere Änderung der Grunderwerbsteuer vorgenommen. Die deutliche Erhöhung der Tarife und Bemessungsgrundlage insbesondere auch im nahen Verwandtenkreis ist eine neue, deutliche Mehrbelastung für alle Betroffenen, die die Freude über die Tarifanpassung im Bereich der Lohn- und Einkommensteuer gleich wieder mindert. Welche neuen Entwicklungen bietet Kathrein? Als Privatbank sehen wir uns in erster Linie der Integrität, Rechtschaffenheit und Diskretion verpflichtet. Eine eingehende Analyse der Bedürfnisse unserer Kunden steht daher am Beginn jeder Geschäftsbeziehung. Erst danach entwickeln wir ihre persönliche Veranlagungsstrategie, wobei wir auf eine breite Palette eigener und fremder Produkte – von geldmarktnahen Fonds bis zu Spezialfonds – zurückgreifen. Wir haben die seit 15 Jahren erfolgreiche Zusammenarbeit mit Russell Investments weiter verstärkt und bieten nunmehr für Österreich exklusiv eine Multi Asset-Vermögenswaltung an; damit haben sie im Rahmen einer individuell abgestimmten Investmentlösung Zugriff auf fünf Kernanlageklassen mit 13 Subanlageklassen und 72 spezialisierten Managern. Des Weiteren arbeiten wir bereits seit 1999 mit Ned Davis Research auf vielfältige Weise zusammen – unter anderem liefert das Unternehmen wertvolle Daten für diverse quantitative Stock PickingModelle im Aktienbereich. www.kathrein.at juli/august 2015 – GELD-MAGAZIN ° 25
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