Wer des it duat, sondern bloß hert

© Stefan Pappelau 2015. Nur zum privaten Gebrauch!
Fasnetspredigt 2016
Was reg i mi auf?
Mei liabe Leit, es isch soweit,
môl wieder kommt die Fasnetszeit,
und jedes Jôhr, des wôiß ma glei,
sott au mei Predigt luschtig sei.
Auf diesem Parkplatz isch was los,
es trifft sich dô halt klein und groß.
Dr oine muss sei Scheiba kratza,
dô kennt i môl vor Wuat scho platza.
Dr Bauhof hôt seit mehr`re Stonda
irgendwas zom Scherra gfonda,
ond kempfet – i mach jede Wette –
am Christbaum mit dr Lichterkette!
Dr Sportverei, der sammlet hier,
nebaher no s’Altpapier.
Vom Gmoidshaus dröhnt a Muusik raus,
d’Mesmere wirft d’Christbeim naus.
Doch muss ma fier die Schafferei
jô au no froh ond dankbar sei,
sonst míeßt i – des wär ít zom Lacha –
am Schluss no alles selber macha!
Doch dieses Jôhr erwischt’s oin kalt,
weil d’Fasnet isch halt ziemlich bald!
Mir senget grad: „Jauchzet, frohlocket!“
ond send no onterm Christbaum g’hocket,
dô seh i mi scho schwer geneetigt,
dass i was mach fier d’Fasnetspredigt!
S’isch iber mi hereingebrocha:
Des isch jô scho en drei, vier Wocha!
Ond jedes Jôhr muss i mi fraga:
Ha – was soll i au no saga?
Scho elf Môl han i Eich bespaßt
ond alle Thema abgegrast.
Ihr hocket na und wartet drauf
ond bauet a Erwartung auf:
Der wird doch hoffentlich was wissa,
sonst sem’mr ziemlich angeschissa.
Der Druck, der lôsst mir echt koi Ruah!
I han jô sonst au nix zom Dua.
Dussa hörsch en Bulldog lenka
om d’Fasnetsbendel aufzomhenka!
Dr Bläse hôt doch, wia i fend,
irgendwie zwoi linke Hend!
Dô isch a G’schrôi ond Durchanand,
bis dia die Bendel aufg’hengt hand.
Vor em Haus, i fass es kaum,
stôht plötzlich jetzt en Narrabaum,
den d’Narrazunft dô nag’steckt hôt,
als lustig’s Zentrum dann vom Ort,
dass jeder dann, dem’s halt it roicht,
beim Umzug mir an s’Pfarrhaus soicht!
Dia kennt i dann von oba ra
glei direkt an Grend na schla!
Da ganza Omzug hanne g’motzt,
dass koiner mir en Hof nei kotzt.
Ond dánn kommt emmer so en Pfôhl:
Herr Pfarr, jetzt lachet se halt môl!
S’beste wär, i sag: Von wega!
Ond däd mi glei en s’Bett nei lega.
Doch jetzt wár i, gottseidank,
em Januar a baar Dag krank.
Dô ka i sowieso nix richta,
drom han i denk: Jetzt fang’sch a dichta!
I ben jô schließlich au koin Domma,
ond s’wird mi doch dann iberkomma,
damit i bloß, so denk i dann,
bei Eich was zom Verzehla han!
Dass des was wird, dô braucht’s halt no
a bissle Konzentratio!
Wenn so en Trubel isch beisamma,
dann kriag i scho glei gar nix z’samma.
I han mir denkt: De’sch insgesamt
ganz ideal em Krankastand!
Drom hock i an mein Schreibdisch na
ond denk bei mir: Jetzt fang’sch môl a!
Des Gekläpper rond oms Haus
wär jô scho an sich en Graus,
doch drzua na schellet no
unaufhörlich s’Telefo!
I her’s em ganza Haus scho laut
ond denk: I fahr glei aus dr Haut!
Was rufet denn – so schempf i vor mi na –
weg’s jedem Scheiß dia Leit hier a?
Ond vor allem treibt mi om:
Wo goischtert d’Sekretärin rom?
1. Aber – des g’hert glei drzua,
in diesem Pfarrhaus hôsch koi Ruah!
Dô kasch du krank sei oder g’sond,
es gôht da ganza Dag halt rond!
Du kasch di halt it konzentriera,
weil jeder hôt was romzomfiera!
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© Stefan Pappelau 2015. Nur zum privaten Gebrauch!
Isch etzt dia, en oinem Satz,
womeglich it am Arbeitsplatz?
Aber noi, so denk i mir,
wahrscheinlich sprengt se grad an Dier,
weil stendig hier die Leit was wellet,
weshalb se pausalos au schellet,
wega alle Kleinigkeita,
au außerhalb de Öffnungszeita.
Du kasch mit dene blede Affa,
it fünf Minuta abbes schaffa.
So wird des nix mit dene Reim,
ond von wega: Trautes Heim!
Doch i denk mir: Ha, von wega,
es brengt jô nix, sich aufzomrega!
I reiß mi zsamma ond i schnauf,
ond denk bei mir: Was reg i mi auf?
Solang í des no verschnauf,
denk i mir bloß: Was reg i mi auf?
3. Seit i bei Eich Pfarrer be
isch doch pausalos was hee!
Es isch doch emmer s’Gleiche gsei:
S’bricht halt was z’samm ond s’regnet rei!
Baustella gibt’s emmer meh:
En Blitze isch dr Kirchturm he
ond a nei’s Pfarramt wär a Sach!
En Vorsee regnet’s rei durch’s Dach.
Von Mochawanga kasch was lerna:
Dô fehlet an dr Kirch d’Laterna,
ond damit au sonst was lauft,
wird dr Kinds‘ge glei verkauft.
Dô en Berg, des muss ma wissa,
hand’se d’Sakristei abgrissa,
ond ens Pfarrhaus obadrei
sottet jetzt no Flüchtling nei!
Em Gmoidshaus wird’s jô scho môl roicha,
däd ma d’Fensterrahma streicha.
En dr Kirch, zu unsre Lasta,
braucht’s en neia Sichrongskasta,
weil weg’s dem Glomp dô onterm Disch,
die Kirch schier zwoimôl abbrennt isch.
2. Beinôh nahm’s ein jähes Ende
an Weihnachta en Wolpertswende,
weil es hôt dô unterdessa
dr Kirchachor so huaschta messa!
Verursacht hand en Stimmbandschada
nemlich diese Weihrauchschwada,
so dass dô – es isch allerhand –
s’Hochamt vor em Abbruch stand,
weil es send die Sänger alle
schier von dr Empore g’falla.
Erstmôl send se z’sammagruckt
dann hand‘se ganz bees ronterguckt,
weil dia vermutlich denkt g’het hend,
dass í dô ebbes macha kennt!
Í wôiß scho ond mir isch klar,
dass des a scharfe Mischung war!
Weil d’Ministranta hentranand
d’Stompa z’sammagschittet hand!
Die Mischung war definitiv
am Schluss halt reichlich aggressiv,
ond hôt dann, kaum war se entdeckt,
da Kirchachor halt niedergstreckt.
En Frohofa hoißt’s sei Wocha:
dô wird’s halbe Ort abbrocha,
dr Kindergarta henda doba
wird glei ibern Haufa g’schoba.
D’Kirchagmoid en Saus ond Braus
baut a neis Gemeindehaus,
ond dann isch se, gottseidank,
henterher dann völlig blank!
Weil d’Arbet auf dr Baustell stôht
ersch völlig still, wenn s’Geld ausgôht!
Ond dann hôt’s ons bös verwischt
en dr Kirch mit diesem G’rischt,
denn es sott halt obadrei
bis Allerhoil’ga fertig sei!
Es frôgt sich jeder: Wird des langa?
Weil: S’hot jô noit môl angefanga!
Doch i han extra – ganz exakt –
it welches Allerhoil’ga g’sagt!
Doch i han au koi Lösung gfunda!
Mir sind dô die Hände bunda!
Weil, des sieht ma ganz genau,
it í des Rauchfass g‘schwenkt ghet hau!
Ond so a dichte, weiße Wolk‘
zehlt an sích jô als Erfolg!
Dô kasch bei mir di lang beschwera,
om an mir dann naufzomblära
wia des kommt ond wia ka’s sei?
Dô sag i dann au bloß: Jô, mei! Ond em Stilla denk i mir:
Dô ka í doch nix drfier,
wenn dia Siacha mitanand
halt so a riesa Fest g’het hand.
Manchmôl denk i mir, i spenn,
dass ständig i am Baua ben!
Jetzt denkt ma sich: Die heene Sacha
lôsst ma halt zeitnah wieder macha!
Aber scho als ersta Schritt,
hert ma glei: So gôht des it!
Denn vor dr Baustell insgesamt
dô kommt erschmôl s’Denkmalamt!
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© Stefan Pappelau 2015. Nur zum privaten Gebrauch!
Ond dann isch es wega dene
glei vrbei mit schöne Pläne!
Dô kommt se auf de Steckelschuah,
ond í denk bloß, du blede …
(da ist mir jetzt kein Reim eingefallen)
Achso, sagt se glei hendadrei,
sott d’Lesung aus dr Bibel sei?
Ja – isch sie aus dr Bibel nicht,
isch des koi Lesung, bloß a G’schicht!
Ond dann, alle Jahre wieder,
hoißt’s: Ma sengt „moderne Lieder“.
„Wisset’s“, Herr Pfarrer, sag’n die zwei:
„s’daff halt scho was Fetzig’s sei!“
Dass d’Leit au was zom Klatscha hend,
spielt dann so a Uralt-Band,
wobei dánn als erstes bliebe,
dieses Lied „Herr, deine Liebe“,
wo í sag: I erinner mi,
des Liad isch halt so alt wie i!
Ond dann gôht’s nadierlich los:
A Sängerin sengt no „The Rose“!
Oder d’Muusik blôst des a,
weil d’Muusik au nix anders ka …
Bei dr Muusik ka’sch de drauf verlassa:
Drei Stickla messet emmer bassa!
Ónd i denk mir: S’gôht vrbei,
denn emmer send’s de gleiche drei!
Wá wand ihr?, frôgt se mit Graua,
En Nagel en die Wand nei haua?
Dass ihr so was macha kennet,
dô sag i bloß: I glaub, ihr spennet!
Ond dann sagt se: Ois isch klar,
des bleibt alles, so wie’s war!
Dia lebt halt en ihrer Welt
ond Hauptsach‘, s’koscht a Haufa Geld!
Jô, sagt dann s‘Bauamt onter Quala,
ond wer soll des alles zahla?
Ond jeder aus dr Gmoid goscht rei:
Sott des it scho lang fertig sei?
Däd ma de rechte Leit nalassa,
däd des alles scho lang bassa!
Ond jeder blärt dann an mir nauf:
bis i denk: Was reg i mi auf?
4. 2016 – des isch wôhr –
gibt offabar a Hochzeitsjôhr!
Ganz grundsätzlich isch jô dees
em Groß ond Ganza ebbes schees!
Ois bloß macht mir s’Leba schwer:
Wenn it all’s so g’spässig wär!
Die Brautleit hand – so Jôhres zea –
die Kirch môl it von enna gsea.
Doch bei der Trauung, moint ma glei,
darf’s jetzt was ganz Spezielles sei!
Onser Kirch isch it so schee,
drom heirôt’mr am Bodasee.
Ond d’Uhrzeit wird so abgefasst
dass’s hinterher zom Kaffee basst.
Dr Pfarrer wird die ganze Sacha
scho irgendwie dann meglich macha!
Was ben i it en all de Jahra
wegs dene Leit em Gai romgfahra!
Doch kaum isch d’Trauung dann gescheha,
han i koi Brautbaar wieder gsea!
Dô merkt ma wieder sowieso:
Undank isch der Welten Loh‘.
Ond – dô drauf ka ma emmer zähla –
darf’s „Ave Maria“ au it fehla!
Ond s’Halleluja folgt sodann.
I kriag scho en Verfolgungswahn!
Aber ma lernt en all de Jahra
bei alledem die Haltung wahra!
Ond i denk mir ganz ond gar:
Des isch jô alles wunderbar!
Hauptsach‘ s’Brautbaar gôht drin auf!
Ond denk mir: Was reg i mi auf?
5. Ois, was wirklich g’wieß sei ka:
Dass ma auf d’Minis stolz sei ka!
Stand’se dô so aufgereiht,
isch des echt a wahre Fraid.
Doch was au stimmt: Dass die Kind
nix für schwache Nerva sind.
En dr Sakristei gôht’s au
scho vor dr Kirch meist zu wie Sau.
Send de Reachte do beinand,
gibt’s glei a richtig’s Durchanand.
Vor allem aber bis die Kind
erscht môl richtig g‘richtet sind.
Für manche isch’s a Schwierigkeit
aus em Schrank zur rechta Zeit
für sich Talar ond Reckle fenda,
am besta ois von z’hentersch henda,
dass se oin dann fier sich packet
ond drei dann auf em Boda flagget.
No viel meh ka’s sich entfalta,
wenn’s drom gôht, die Hochzeit g’stalta!
Ha, sagt d’Braut, am schönsta find
sie die Lesung aus dem „Kleina Prinz“.
Dô bisch glei môl richtig b’schissa,
aber woher soll s’es au wissa?
Guat, i namm’ra’s it môl ibel
ond frôg: Ja, stôht des en dr Bibel?
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© Stefan Pappelau 2015. Nur zum privaten Gebrauch!
Hôt ma’s aus dem Schrank dann haußa,
ziaht ma’s a ond d’Näht send außa,
vorna z’kurz ond henda z’lang.
Dô denk i mir dann halt: I fang
glei zom Schreia a mit dene Kind!
Ond frôg mi no: Send dia denn blind?
Des sieht ma doch, dass des it basst!
I be dr oinzig, wo’s it fasst.
Ánstatt sich en Stress zu macha
isch manches halt au echt zom Lacha!
Ond bloß, dass i erwähnt es habe:
Humor isch au a Gottesgabe.
I glaub, s’kommt bloß en Hemmel na
wer iber sich au lacha ka!
Sonsch kriagsch jô eh en Herzinfarkt,
kippsch om ond wirsch glei eingesargt.
Dô frôgt ma sich als menschlich’s Wesa:
Isch des dann wirklich alles gwesa?
Wär denn it viel Schererei
am Ende mehr zom Lacha gsei?
Nadierlich wär oim manches lieber,
s’gôht halt manchmal dronter ond drieber,
ond s’gôht halt au it alles glatt.
Wohl dem, der was zom Lacha hat.
Ond ois, des ka i gar it leida,
des isch dann des Grimassaschneida!
Nôch gugget se sich emmer a,
bis oiner fangt zom Lacha a,
ond henterher isch’s koiner gwea,
weil: s’hôt au neamed abbes gsea!
Spätestens jétzt denk i mir g’schwind:
Am Ende send se wirklich blind!
I sag: Jetzt heret auf mit Lacha
ond en dr Kirch so Faxa macha!
Wenn’s nôch dene geng drbei,
kennt jeden Sonndig Fasnet sei!
Dia hand au en dr Fastazeit
zom Scheißmacha a G‘legaheit.
Doch oines soll it onterganga:
Am schlemmsta isch’s en Mochawanga!
Zom Schlúss no was, de’sch ganz verruckt:
Wenn Gott so zu uns ronterguckt,
ond mir gugget dann zu ihm nauf,
dann denkt er sich: Was reg i mi auf?
Am besta isch’s, i her jetzt auf
sonst reget ihr eich bloß no auf,
weil i sonst, o lieber Herr,
vor lauter G’schwätz it fertig werr!
Deshalb, meine Herrn und Damen,
soll’s fier dies Jôhr guat sei. – Amen.
Bei dr Wandlung dann – i seh’s –
hôt oiner scho a Gsicht wie Käs,
der Kerle isch môl stauchaweiß,
dr Nebama guggt weg mit Fleiß,
anstatt des arme Kend zom Packa
lôsst’r’n erscht falla ond dann flagga.
I sag: Ha, hôsch etzt des it gsea?
Er guggt mi a: Wieso? Waisch gwea?
Ha, hôsch jetzt Du it gsea,
dass der isch scho ganz wacklig gwea?
Er guggt mi an ond sagt: Ha no,
i han mr denkt, des g’hert halt so!
Dô nitzt dr Schreia nix ond Brela,
i kennt’s mei‘m Kopfkisse verzehla!
Egal wie ma sich au beschwert,
jedenfalls hett’s gleich viel Wert!
I denk: Heit ham’mr wieder so en Lauf!
Ond sag mir dann: Was reg i mi auf?
6. Onser Leba wär it schwer,
wenn alles aus so oifach wär!
Ond s’Leba wär auch richtig toll,
wenn jeder des däd, was er soll!
Doch merkt ma it bloß dieser Tage:
Jeder Stand hat seine Plage!
Egal, was du au macha witt:
Ganz ohne Ärger gôht’s halt it.
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