14 Verlagsbeilage 10. März 2016 Mehr als doppelte Dividende durch aktive Anlage in Green Bonds Junges Marktsegment der „grünen Anleihen“ eröffnet auch neue Ertragschancen Dr. Stefan Klotz Investmentstratege und Portfoliomanager von der Heydt Invest A lles Hoffen hat nichts geholfen. Als die Zinsen zu Beginn dieses Jahrzehnts immer tiefer sanken, machten sich viele Investoren noch Mut: Dies sei eine kurze Phase, man müsse nur die Nerven behalten, und bald würden sich wieder laufende Erträge in auskömmlicher Höhe erzielen lassen. Doch es wurde nicht besser, sondern schlimmer. In der schwierigen neuen Welt der Niedrig-, Null- und Negativzinsen fehlen Stiftungen die laufenden Erträge, und Pensionsfonds rechnen mit spitzem Bleistift, wie sich die Ansprüche erfüllen lassen. Eine zusätzliche Gefahr droht Investoren, die Anleihen nicht zu Anschaffungskosten bilanzieren (dürfen), sondern Marktpreise ansetzen (müssen). Denn wenn eines Tages die Zinswende kommt, spiegeln sich die steigenden Marktrenditen in sinkenden Kursen. Kaum Zinserträge, dafür Kursverluste, dazu das bei Anleihen unvermeidliche Risiko, ob der Schuldner überhaupt zahlen wird. Das Problem des „zinslosen Risikos“ ist inzwischen von den meisten erkannt – doch um die Gefahr zu bannen, sind gute Ideen gefragt. Auf Renten, also auf qualitativ hochwertige Anleihen, komplett zu verzichten, ist keine Lösung. Zum einen stellen Renten aufgrund ihrer ein- Börsen-Zeitung spezial zigartigen Korrelationseigenschaften einen integralen Baustein jedes seriösen Mischportfolios dar. Zum anderen schreiben Regularien und Anlagevorschriften den meisten Institutionellen ohnehin das Investment in Renten vor. Wer sich vergegenwärtigt, dass der Dax allein in der ersten Januarhälfte ohne Federlesens 10 % an Wert eingebüßt hat – seit seinem Allzeithoch im April des Vorjahres sind es gar über 20 % –, sieht sofort, dass Aktien keineswegs jene alternativlose Anlagelösung sind, als welche sie jüngst gern dargestellt werden. Eine wirkliche Lösung kann nur darin bestehen, das breite Angebot des Rentenmarktes geschickt zu nutzen. Nötig ist zunächst eine Investmentund Risikostrategie, die die Risiken der zinsbedingten Marktbewegungen im Zaum hält. Am Anfang steht jedoch die zielführende Auswahl der Anleihen. Und für diesen Teil des Entscheidungsprozesses gibt es ein junges, dynamisch wachsendes Marktsegment, das mehrere Vorteile auf sich vereint: die „Green Bonds“. Den ersten Green Bond entwickelte 2007 die Weltbank für die Bedürfnisse von Pensionsfonds. Zentrale Eigenschaft war und ist, dass ein Green Bond ökologisch ausgerichtete Projekte finanziert. Darin besteht bereits das ganze Geheimnis; Mit interessanten Ideen das Risiko bannen denn ansonsten handelt es sich um eine ganz gewöhnliche Anleihe. Zu einer Erfolgsgeschichte wurde die Idee jedoch erst 2013, als sich unter dem Dach der International Capital Market Association (ICMA) ein rundes Dutzend globaler Finanzhäuser zusammenschloss und einen Mindeststandard festlegte: die Green Bond Principles (GBP), die vor einigen Monaten in einer zweiten Edition vorgelegt wurden. Die Qualitätssicherung, die durch die GBP glaubhaft wurde, löste ein Feuerwerk an Neuemissionen aus. Insbesondere begannen nun Unternehmen, Green Bonds aufzulegen, und lösten die Supranationals als größte Emittentengruppe ab. Neben Banken wagten sich vor allem Versorger und Immobiliengesellschaften an das neue Marktsegment. Der Erfolg ließ auch Varianten der ursprünglichen Green-Bonds-Idee entstehen: Es gibt zum Beispiel nun auch Emissionen, die soziale Aspekte in den Vordergrund rücken. Worin liegen nun die Vorteile einer Veranlagung in Green Bonds? Die Antwort startet bei dem Begriff der „doppelten Dividende“: Die Anleger können in dieser klassischen Sichtweise nicht nur die Zinseinkünfte aus der Anleihe als Ertrag betrachten, sondern berücksichtigen auch, Verlagsbeilage 10. März 2016 und zehn Jahren. Hier setzt der Bedarf an einem kompetenten aktiven Management an. Wir haben gute Erfahrungen mit Modellen gemacht, deren wichtigste Einflussfaktoren die konjunkturelle Dynamik und das in Umfragen ermittelte Sentiment der Anleger sind. Sichert man das Anleihe-Portfolio diszipliniert durch ein derivatives Overlay ab, sobald das Modell eine signifikante Gefahr für eine Phase von Zinsanstiegen zeigt, baut man einen Schutz gegen das Risiko schmerzhafter Rückschläge ein und ebnet das Fundament für eine langfristig überdurchschnittliche Wertentwicklung. Foto: Sergey Nivens/fotolia Dass sich aktives Management, wie bei jedem Anleihefonds, auch auf die Auswahl und Gewichtung der einzelnen Anleihen erstreckt, versteht sich von selbst. Die Analyse des Kreditrisikos gehört ebenso zu den Hausaufgaben wie die Vermeidung von Klumpenrisiken. Zentrale Eigenschaft eines Green Bonds ist, dass er ökologisch ausgerichtete Projekte finanziert. in einem übertragenen Sinn, den ökologischen und sozialen Nutzen als eine zweite Ertragsquelle. Flapsige Zeitgenossen bringen das so auf den Punkt: Wenn man derzeit schon fast keine Zinsen mehr bekommt, kann man wenigstens darüber sprechen, dass mit dem Geld etwas Sinnvolles passiert. Sicherlich darf diese Sichtweise gerade für institutionelle Anleger nicht überbewertet werden – und muss es zum Glück auch nicht. Denn in den vergangenen Jahren untermauerten mehrere wissenschaftliche Studien die Vermutung, dass Unternehmensanleihen mit Nachhaltigkeitscharakter ein spürbar besseres Risiko-Rendite-Profil aufweisen als die herkömmlichen Pendants. Insbesondere lässt sich für nachhaltige Anleihen ein signifikantes Bonitätsplus feststellen, das im herkömmlichen Rating nicht reflektiert wird. Investoren in Green Bonds genießen also den zusätzlichen Vorteil, bei gleicher Renditeerwartung einem gerin- geren Risiko ausgesetzt zu sein – was wiederum Spielraum für zusätzliche Renditen eröffnet. Tatsächlich bieten Green Bonds das Beste aus zwei Welten: Gemäß der GBP verpflichten sich die Unternehmen einerseits, das Aufkommen aus einem Green Bond intern zu separieren, um die Verwendung für ökologische und soziale Zwecke sicherzustellen; es hat sich auch etabliert, dass die Mittelverwendung von einer unabhängigen Stelle überwacht wird. Andererseits sichert, wie bei jeder Unternehmensanleihe, die volle Bonität des Unternehmens den Green Bond ab. Trotz dieser Vorteile bewegen sich die Spreads von Green Bonds bislang auf dem gleichen Niveau wie herkömmliche Anleihen des gleichen Emittenten. Die Kombination dieser Aspekte macht die Attraktivität der Green Bonds aus. Es bleibt das bereits angesprochene Zinsänderungsrisiko, dem natürlich auch ein Green Bond nicht entkommen kann – die meisten der bisherigen Emissionen bewegen sich im Laufzeitenbereich zwischen vier Gute Antwort auf die aktuellen Herausforderungen Besonders gut lässt sich ein solches in Green Bonds investierendes Portfolio in einem Fondsmantel realisieren. Für manche Investoren bietet ein Fonds den Vorteil, dass trotz der meist 100 000 Euro betragenden Stückelung der Green Bonds ein breit aufgestelltes Portfolio erreichbar ist. Für andere erhöht der Fonds die Liquidität und Skalierbarkeit der Anlage in Green Bonds, da diese Anleihen öfter von Buy-and-Hold-Anlegern nachgefragt werden und daher ein Verkauf möglicherweise sorgsam durchgeführt werden muss – eine Erschwernis, die der Fondsanleger vermeidet. Es bleibt festzuhalten: Investoren, die für ihre Investition in Renten eine gute Antwort auf die aktuellen Herausforderungen suchen, werden fündig bei Green Bonds, verbunden mit einer aktiven Investment- und Risikostrategie. Ein Investmentfonds, der sich auf Euro-Emissionen von Green Bonds beschränkt, trägt dem Investorenbedürfnis nach einer möglichst sicheren Veranlagung Rechnung. Der „Crowd Green Bond Impact Fund“ wurde im Dezember 2015 neu aufgelegt mit dem Ziel, den Investoren Zugang zu einem solchen Konzept zu verschaffen. Börsen-Zeitung spezial 15
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