BayernLB Research | 02.08.2016 Megatrend Energie und Klimawandel BayernLB Research Beachten Sie bitte den/die Hinweis/e auf der/den letzten Seite/n www.research.bayernlb.de, Bloomberg: BAYR August 2016 Megatrend Energie und Klimawandel Dekarbonisierung relevant für Investoren Megatrend Energie und Klimawandel August 2016 2 Das Wichtigste im Überblick Der Dekarbonisierungstrend spielt bei Investitions- und Finanzierungsentscheidungen bereits eine wichtige Rolle und betrifft zunehmend Investoren und Emittenten. Ziel der Dekarbonisierung ist eine CO2-freie Energiewirtschaft noch in diesem Jahrhundert. Institutionelle Investoren setzen selbst Zeichen und sind ein Veränderungskatalysator. Selbstverpflichtungen zu nachhaltigem und verantwortlichem Investieren stehen verstärkt im Vordergrund. Es werden immer mehr aktiv und passiv gemanagte Fonds aufgelegt, die den ESG-Kriterien (Environment/Social/Governance) entsprechen. Green Assets, ablesbar am Aufwind von Green Bonds, haben das Zeug zum Verkaufsschlager. Die Politik wird zunehmend aktiver und bringt Vorschläge für verbindliche Regelungen auf die Agenda, die sich sowohl an Unternehmen als auch an Investoren richten und deren Geschäfts- bzw. Investitionsverhalten maßgeblich beeinflussen werden. Maßnahmenpakete zur Klimaschonung spielten bei den Gipfeltreffen in Elmau, Paris (COP21) und Japan eine große Rolle. Aus Kapitalmarktsicht kommt die Formulierung der TFCD durch die FSB-Arbeitsgruppe bis Ende dieses Jahres hinzu. Versorgungsbetriebe und Energieunternehmen stehen vor einem dramatischen Veränderungsdruck, wenn sie ihre Treibhausemissionen an ein ambitioniertes Musterportfolio anpassen müssen. Das Abschreibungsrisiko für Assets, die in irgendeiner Form mit fossilen Stoffen verbunden sind, wird stärker denn je thematisiert. Bei den deutschen Energieversorgern fand schon eine Neubewertung durch die Energiewende statt, und es ist definitiv mit weiteren Anpassungsschritten durch die Dekarbonisierung zu rechnen. Unternehmen und Investoren, die sich rechtzeitig darauf einstellen, werden entscheidende Wettbewerbsvorteile erzielen können. Die Umsetzung der vielfältigen Initiativen ist oft noch unverbindlich, bekommt aber zunehmend einen verbindlicheren Charakter. Die folgende Übersicht zeigt den aktuellen Stand der Verbindlichkeit der Klimaschutzregulierungen: Regulierungsinitiativen zum Klimaschutz Regulierung Investoren Unternehmen (Emittenten) COP21 (Paris) Energiewende, Klimaschutzplan 2050 (D) Verbindlich Unverbindlich TCFD (geplant) PRA (UK) 2° Investing Initiative (F) EU-Emissionshandel ICAAP UNEP FI UN PRI (bei Beitritt bindend) Montréal Carbon Pledge (bei Beitritt bindend) CDP CDP Forests Program SSE CSR GHG Protocol (WIR, WBCSD) GRI (UNEP) DNK PDC Freiwillige Verpflichtungserklärungen Quelle: BayernLB Research BayernLB Megatrend Energie und Klimawandel August 2016 3 Klimaschutz und Anlagepolitik Trend innerhalb des Megatrends: Ethisch-nachhaltiges Investieren/SRI Wertebezogenes Investieren als Ergänzung oder Alternative zur klassischen Investition Nachhaltiges und verantwortliches Investieren; SRI und ESG Ethisch-nachhaltiges Investieren ist wertebezogen und berücksichtigt bei Allokationsentscheidungen deswegen nicht allein Performanceziele wie Rendite, Risiko oder Liquidität (klassisches Investieren). Für den Nachhaltigkeitsaspekt lassen sich jahrhundertelange Traditionslinien aufzeigen, bereits vorindustrielle Investitionen in Landwirtschaft und Wald waren – zumindest in Kontinentaleuropa – von der Überlegung getragen, nicht am eigenen Ast zu sägen. Den Folgegenerationen sollten keine durch Raubbau an der Natur entwerteten Böden hinterlassen werden. Mit Beginn des Industriezeitalters trat dieser Aspekt in den Hintergrund, und erlebte gesellschaftlich erst ein Jahrhundert später in den 1970er Jahren ein Revival. 1972 fand in Stockholm erstmals eine Weltumweltkonferenz statt, wodurch die Weltöffentlichkeit sensibilisiert wurde. Nicht nachhaltige, naturschutzwidrige oder gesellschaftlich umstrittenen Bereiche wie Rüstung oder Atomkraft gerieten in Verruf. Heute sind viele Investoren bereit, derartige Anlagen auszuschließen. Im angelsächsischen Raum hat sich als Oberbegriff für solche Investments das Kürzel SRI durchgesetzt, das für Socially Responsible Investment steht. Inzwischen steht SRI zunehmend für Sustainable and Responsible Investment. Nachhaltiges und verantwortliches Investieren wird an ESG-Kriterien gemessen: E – Environment S – Social G – Governance. Diese Nachhaltigkeitskriterien außerhalb der rein finanziellen Sphäre wurden 1987 von der 1 Brundtland-Kommission erarbeitet. Neben Rendite, Risiko und Liquidität wurden die ESGKriterien zur vierten Dimension der Geldanlage. Umwelt- und Klimaschutz durch ESGKriterien verankert Auch der Umwelt- und Klimaschutz wird durch die ESG-Kriterien verankert. Umweltschutz und damit auch die Einhaltung von Klimaschutzdaten bilden neben der Beachtung sozialer Aspekte und der Unternehmensführung eine wesentliche Voraussetzung für ein ESGInvestment. Bei dem Ziel der Klimaschonung steht zunehmend die Dekarbonisierung noch in diesem Jahrhundert auf der Agenda. Sie spielte auch bei den Gipfeltreffen in Elmau, in Paris (COP21) und zuletzt in Japan eine große Rolle. Als Ergebnis dieser politischen Absichtserklärungen gibt es eine Reihe von internationalen Programmen und Initiativen. Die United Nations Environment Programme Finance Initiative (UNEP FI) Finanzinitiative UNEP FI seit 2003 Fortschritte bei den Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit sollen mit der United Nations Environment Programme Finance Initiative, kurz UNEP FI erreicht werden. UNEP FI ist eine Partnerschaft zwischen dem Umweltprogramm der UN und dem Finanzsektor, die seit 2003 besteht und frühere Initiativen aufgriff. Investment- und Versicherungsdienstleistungen sowie das (Immobilien-)Eigentum sollen unter umweltschutzbezogenen, sozialen und ethische Belangen überprüft werden. Die in Genf ansässige UNEP FI legt den Fokus zur CO2-Reduktion auf die Einschaltung bei politischen Gestaltungsprozessen wie Regulierungsdebatten und auf die Beeinflussung der Finanzierungen klimaschädlicher Projekte. 1 Eigentlich World Commission on Environment and Development (WCED) BayernLB Megatrend Energie und Klimawandel August 2016 4 Die UN Principles for Responsible Investment (PRI)… Finanzinitiative der UN, die 2006 an der Wall Street startete Sechs Prinzipien des PRI Die UN Principles for Responsible Investment (UN PRI) sind eine Finanzinitiative der Vereinten Nationen. Der damalige Generalsekretär Kofi Annan lud 2005 eine Gruppe institutioneller Investoren und andere Interessensgruppen ein, um die Prinzipien gemeinsam zu entwickeln. Bereits im folgenden Jahr stellte er diese vor. Die Grundsätze für ein verantwortungsbewusstes Wertpapiermanagement fanden bei den Investoren eine breite Zustimmung. Der Initiative der Vereinten Nationen und der Vermögensverwalter sind seit ihrem Start in 2006 fast 1.500 institutionelle Investoren aus über 50 Staaten beigetreten, die insgesamt 60 Bio. US-Dollar anlegen (https://www.unpri.org/about). Die Unterzeichner der PRI verpflichten sich, die folgenden sechs Prinzipien anzuwenden 2 (soweit mit ihrer treuhänderischen Verantwortung vereinbar) : 1. Wir werden ESG-Themen in die Analyse- und Entscheidungsprozesse im Investmentbereich einbeziehen. 2. Wir werden aktive Anteilseigner sein und ESG-Themen in unserer Anlagepolitik und -praxis berücksichtigen. 3. Wir werden Unternehmen und Körperschaften, in die wir investieren, zu einer angemessenen Offenlegung in Bezug auf ESG-Themen anhalten. 4. Wir werden die Akzeptanz und die Umsetzung der Prinzipien in der Investmentbranche vorantreiben. 5. Wir werden zusammenarbeiten, um unsere Wirksamkeit bei der Umsetzung der Prinzipien zu steigern. 6. Wir werden über unsere Aktivitäten und unsere Fortschritte bei der Umsetzung der Prinzipien Bericht erstatten. …finden Zustimmung in der EU-Kommission und bei der Bundesregierung 3 Die EU-Kommission und die Bundesregierung begrüßten die Maßnahmen zur stärkeren gesellschaftlichen Verantwortung der Unternehmen, die unter dem Kürzel CSR (Corporate Social Responsibility) inzwischen Bekanntheit erlangten. Die Kommission fordert zudem europäische Verwalter und Eigentümer von Anlagevermögen, insbesondere Pensions4 fonds, auf, die Grundsätze der UN PRI zu übernehmen. Eine Flut von Klimaberichterstattungsinitiativen… Orientierung des Reportings am GHG-Protokoll,… Ein wichtiger Baustein ist das künftige systematische Erfassen von CO 2-Emissionen, um auf gesicherter Datengrundlage Fortschritte messen zu können. Es gibt inzwischen unübersichtlich viele Initiativen dazu, daher werden hier nur die wichtigsten erwähnt, die zur Standardsetzung wesentlich beitrugen. Die Bilanzierungsrichtlinie Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) aus dem Jahr 1998 geht auf den Treibhausgas-Bericht (Protokoll) des Mineralölunternehmens BP zurück. Ende 2008 haben das World Resources Institute (WRI) und das World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) eine Initiative zur 5 Erweiterung des GHG Protokolls angestoßen. 2 im Folgenden zitiert aus: Nachhaltig und verantwortlich investieren – ein Leitfaden, herausgegeben vom Bundesministerium für Umwelt-, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Berlin, November 2012, S. 11 3 Aktionsplan CSR vom 6.10.2010 4 vgl. Mitteilung der EU-Kommission vom 25.10.2011 5 Die beiden neuen GHG-Protocol-Standards sind unter http://www.stop-climate-change.de/unserestandards/ghg-protocol/ abrufbar BayernLB Megatrend Energie und Klimawandel August 2016 5 … GRI,… In den Leitfaden zur Nachhaltigkeitsberichterstattung der Global Reporting Initiative (GRI) flossen die Empfehlungen des GHG-Protokolls mit ein. In dieser werden ökologische Aspekte u.a. nach den Segmenten Materialien, Energie, Wasser, Biodiversität, Emissionen, Abwasser und Abfall, Produkte und Dienstleistungen, Compliance und Transport unterteilt. Die Themen Energie (mit einer Reihe von Fragen zum Energieverbrauch, Energieintensität u.a.) und Emissionen werden detailliert berücksichtigt, darüber hinaus auch der Klimawan6 del: So werden Unternehmen aufgefordert, durch den Klimawandel bedingte finanzielle Folgen und andere Risiken und Chancen für die Aktivitäten der Organisation offenzulegen, die das Potenzial bergen, bedeutende Änderungen in der Geschäftstätigkeit, den Einnahmen oder dem Aufwand nach sich zu ziehen, einschließlich der Beurteilung von physikalischen, regulativen und finanziellen Aspekten. …und dem Deut- Über diesen Standard hinaus besteht der (unverbindliche) Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) der für Unternehmen einen Leitfaden für ein transparentes Nachhaltigkeitsmanage7 ment schafft. Mit dieser zusätzlichen Informationsplattform, die vom Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) entwickelt wurde, berichtet man u.a. im Einklang mit UN Global Compact, den OECD-Guidelines für multinationale Unternehmen und den Standards des euro8 päischen Analystenverbandes EFFAS, und kann die Attraktivität am Kapitalmarkt stei9 gern. Von den 20 Kriterien des DNK lassen sich drei „Energie und Klimawandel“ 10 zuordnen: schen Nachhaltigkeitskodex Inanspruchnahme von natürlichen Ressourcen: Offenlegung, in welchem Umfang natürliche Ressourcen für die Geschäftstätigkeit in Anspruch genommen werden. Infrage kommen hier der Input und Output von Wasser, Boden, Abfall, Energie, Fläche, Biodiversität sowie Emissionen für den Lebenszyklus von Produkten und Dienstleistungen. Ressourcenmanagement: Offenlegung, welche qualitativen und quantitativen Ziele für Ressourceneffizienz, den Einsatz erneuerbarer Energien, die Steigerung der Rohstoffproduktivität und die Verringerung der Inanspruchnahme von Ökosystemdienstleistungen gesetzt wurden und wie diese erfüllt wurden bzw. in Zukunft erfüllt werden sollen. Klimarelevante Emissionen: Offenlegung der Treibhausgas (THG)-Emissionen entsprechend dem Greenhouse Gas (GHG) Protocol oder darauf basierenden Standards und Angabe der selbst gesetzten Ziele zur Reduktion der Emissionen. Nachfolgende Übersicht ordnet die vielfältigen Regulierungsinitiativen zum Klimaschutz, die häufig mit dem Umweltprogramm UNEP der UN verzahnt sind, chronologisch. Regulierungsinitiativen zum Klimaschutz im Zeitablauf Initiative Initiatoren Ziel Seit Sitz Link GHG Protocol BP/WRI/WBCSD GRI-Richtlinie Institutionelle Anleger/UNEP Nachhaltigkeitsberichterstattung 1999 Amsterdam CDP Treibhausgasberichterstattung 1998 Washington, Genf www.ghgprotocol.org www.globalreporting.org Institutionelle Anleger Umweltdatenveröffentlichung 2000 London www.cdp.net UNEP FI UN/Finanzsektor Klimaschutz/Nachhaltigkeit 2003 Genf www.unepfi.org UNPRI UN/Finanzsektor ESG-, Nachhaltigkeitsmanagement 2006 London www.unpri.org RNE Nachhaltigkeitsberichterstattung 2011 Berlin www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de Investoren, UNEP FI, UNPRI Treibhausgasberichterstattung und -reduktion 2014 Montréal http://montrealpledge.org/ Institutionelle Anleger, UNEP FI Treibhausgasreduktion 2014 Genf (UNEP FI) http://unepfi.org/pdc/ G20-Finanzminister/FSB Treibhausgasrisikenerfassung und -reduktion 2015 Basel (FSB) www.fsb-tcfd.org DNK Montréal Carbon Pledge PDC TCFD Quelle: BayernLB Research 6 https://www.globalreporting.org/resourcelibrary/German-G4-Part-One.pdf, GRI Empowering Sustainable Decisions, Amsterdam, Nov. 2015, S.48 7 http://www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de/de/dnk/der-nachhaltigkeitskodex.html 8 The European Federation of Financial Analysts Societies, www.effas.net 9 vgl. dazu: Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex, 26.09.2011, Texte Nr. 41, Januar 2012, S. 17 10 zitiert aus: Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex, Maßstab für nachhaltiges Wirtschaften, 2015, S. 13 BayernLB Megatrend Energie und Klimawandel August 2016 6 Nach dem Pariser Klimagipfel: Neue Regulierungsinitiativen zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen Der Pariser Klimagipfel wird zu verbindlicher Berichtspflicht für institutionelle Investoren führen FSB-Arbeitsgruppe erstellt neue Standards für die Erfassung klimabezogener Risiken Die internationalen Regulierungsaktivitäten nehmen zu und die Vorgaben werden immer verbindlicher. Der Pariser Klimagipfel (Conference of Parties 21, kurz COP21) erwies sich als Beschleuniger dieser Entwicklung. Fortschritte bei den Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit sollen auch mit der bereits angesprochenen UNEP FI durch eine verbindliche Berichtspflicht von Unternehmen des privaten Finanzsektors erzielt werden. Finanzanlagen ohne Kohlendioxid-Fußabdruck (Carbon Footprint) bzw. klimaneutrales Investieren sind auch hier das Ziel. In Frankreich bestehen hierzu bereits umfassende Maßnahmenpa11 kete. In Großbritannien schreibt die Prudential Regulation Authority (PRA) der Bank of 12 England in einem Schreiben vor, dass die Versicherer im UK physikalische Risiken des Klimawandels, Überleitungsrisiken durch die Neuausrichtung auf eine Wirtschaft mit niedrigeren CO2-Emissionen und Risiken durch Verpflichtungen gegenüber Dritten beachten müssen. Insbesondere der derzeitige Gouverneur der BoE, Mark Carney, betont die auf13 sichtsrechtliche Relevanz dieser Risiken . Die PRA ist nicht nur Dialog- und Researchpartner für Versicherer, sondern auch überwachende Behörde. Auf Grund ihrer weitreichenden Befugnisse stellen ihre Warnhinweise eine Verpflichtung dar, den geschäftlichen Risiken durch den Klimawandel Rechnung zu tragen. Neben den strengeren nationalen Klimavorschriften besteht nach wie vor das EU-Emissionshandelssystem (European Union Emissions Trading System, kurz EU ETS) zur Verringerung der Treibhausgasemissionen. Bei dem inzwischen gut etablierten Zertifikatehandelssystem wird die Umweltverschmutzung (im Gegensatz zu administrativ verfügten Lenkungsmaßnahmen oder sogar Verboten) marktkonform verringert. Bis Ende 2016 soll eine auf dem Pariser Klimagipfel eingerichtete Arbeitsgruppe des Financial Stability Board (FSB) unter Leitung von Michael R. Bloomberg Standards für die Erfassung klimabezogener Risiken festlegen. Mit Hilfe dieser Task Force on Climaterelated Financial Disclosures (TCFD) soll versucht werden, Finanzstabilitätsrisiken durch 14 die Neubewertung von Finanzvermögen durch den Klimawandel zu reduzieren. Börsenbetreiber sind längst dabei und haben in Kooperation mit der UN die eigene Initiative Sustainable Stock Exchanges Initiative (SSE) gegründet, um über Treibhausemissionen der gelisteten Unternehmen zu informieren. Für Finanzinstitute wird ohnehin bereits im Rahmen der Einrichtung eines internen Prozesses zur Sicherstellung der Risikotragfähigkeit bzw. dem Internal Capital Adequacy Assessment Process (ICAAP) gefordert, Umweltund Klimaschäden miteinzubeziehen. Auch die BaFin ist lt. BZ mit der Thematik befasst und die Bundesbank erklärte, dass die Entwicklung geeigneter Definitionen und Indikatoren helfen könne „informierte Entscheidungen von Anlegern zu erleichtern und so mögliche 15 systemische Wirkungen des Klimawandels tendenziell zu verringern“. 11 vgl. BZ, 25.3.2016, S. 13, die Maßnahmenpakete im Rahmen der 2° Investing Initiative sind u.a. unter http://2degrees-investing.org/IMG/pdf/2o_investing_regulation_in_france.pdf oder unter http://2degreesinvesting.org/IMG/pdf/energy_transition_law_in_france_-_briefing_note_final.pdf abrufbar 12 http://www.bankofengland.co.uk/pra/Documents/supervision/activities/pradefra0915.pdf 13 vgl. BZ, 18.03.2016, S. 17. 14 vgl. http://www.fsb.org/2016/05/fsb-names-additional-members-of-the-task-force-on-climate-related-financialdisclosures/ 15 zitiert aus BZ vom 25.03.2016, S. 13, vgl. https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Veroeffentlichungen/Monatsberichtsaufsaetze/2013/2013_ 03_risiktragfaehigkeit.pdf?__blob=publicationFile BayernLB Megatrend Energie und Klimawandel August 2016 7 Investoren verfolgen ihre eigene, die politischen Vorgaben übertreffende Agenda Fossile Energiereserven unterliegen einem Entwertungsrisiko Reputationsschäden der Ölförderungsgesellschaft an den Märkten Verschärfte Dekarbonisierung findet auch bei den angeschlagenen Ölgiganten ihren Niederschlag Desinvestionstrend – Verzicht auf fossile Rohstoffe An den Finanzmärkten hat die Sensibilität für den Klimawandel zuletzt deutlich zugenommen. Zunehmend wird die These von den so genannten Stranded Assets diskutiert. Danach besteht die Sorge, dass durch die verschärften Maßnahmen zur Verringerung der Erderwärmung ein großer Teil der noch vorhandenen Rohstoffreserven wertlos wird. Die fossilen Energieträger sind in Verruf geraten, denn die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle könnte mehr Kohlendioxid freisetzen als die Atmosphäre noch verträgt. Ein zu schneller Übergang schafft Transformationsrisiken, wenn die emissionsarme oder sogar emissionslose Wirtschaft als Enteignung fossiler Lagerstätten wahrgenommen wird. Dann würden auch die Investitionen in die Ausbeutung fossiler Energieträger sinnlos verpuffen. Die Energiemultis, vor allem die großen Ölgesellschaften, kämpfen inzwischen mit dem Image, Dinosaurier von gestern zu sein. Diese Sicht wurde durch die Folgen des Unglücks auf der Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko vor sechs Jahren verstärkt. Die Ölkatastrophe hatte nicht nur BP, sondern die ganze Branche in Verruf gebracht. BP musste Strafzahlungen in Höhe von rund 21 Mrd. US-Dollar akzeptieren. Von dem Imageschaden waren alle großen Ölförderungsgesellschaften betroffen. Ebenso geht es, auch wenn es hier keine Skandale gab, der Kohleindustrie: Größere Finanzinstitute wie die Bank of America, Citigroup, Morgan Stanley, Wells Fargo und J.P. Morgan finanzieren angeblich 16 keine Kohleprojekte mehr. Einen starken Gegentrend schaffen neue CO2-freie Anlageplattformen. Auf großes Interesse stößt beispielsweise die Anlegerinitiative The Portfolio Decarbonization Coalition (PDC, http://unepfi.org/pdc/) mit verwalteten Vermögenswerten von bereits über 600 Mrd. USD, der sich namhafte Investoren anschlossen, die im Verbund mit UNEP FI und dem Carbon Disclosure Project vermarktet wird. Noch mehr Anlagevolumen umfasst der Montréal Carbon Pledge mit 10 Bio. USD. Nach Angaben auf deren Internetseite (http://montrealpledge.org/) sind bereits über 120 Investoren engagiert. Vor diesem Hintergrund kündigten zehn Ölkonzerne, dabei Branchenriesen wie BP, Shell oder Total, im Oktober letzten Jahres an, sich für niedrigere Kohlendioxid-Emissionen und eine höhere 17 Energieeffizienz einzusetzen. Nach Angaben der US-Beratungsgesellschaft Arabella Advisors erklärten bis zum Jahr 2015 institutionelle Investoren mit einem verwalteten Vermögen in Höhe von insgesamt 2,6 Bio. US-Dollar, dass sie Gesellschaften mit Bezug zur fossilen Energien meiden, siehe 18 dazu die folgende Graphik. Eine CO2-arme Anlagestrategie – konsequent umgesetzt – würde zu einer gewaltigen Anpassungslast führen, wenn man das als Referenz genannte 19 Musterportfolio als Maßstab nimmt. 16 vgl. dazu: Dietegen Müller: Nach Paris rücken Klimafragen auf der Agenda von Investoren und Regulierern nach oben, BZ vom 18.03.2016, S. 17 17 So gibt es beispielsweise bereits seit dem Jahr 2000 das Carbon Disclosure Project (CDP), eine Non-ProfitOrganisation, die Unternehmen auf einer freiwilligen Basis dazu auffordert, über ihre Treibhausgasemissionen zu berichten. Mehr als 827 institutionelle Investoren, die über 100 Mrd. US-Dollar verwalten, sollen nach Angaben der Gesellschaft (vgl. https://www.cdp.net/en-US/WhatWeDo/Pages/investors.aspx) zu den Unterzeichnern der Initiative gehören, vgl. zu den Veränderungen in der Ölindustrie: ‚Grüne Welle in der Ölindustrie‘, FAZ, 17.05.2016, S. 21 18 vgl. BZ, 18.03.2016, S. 17 19 Quelle: Pierin Menzli, Sustainable Investment Research, Bank J. Safra Sarasin, BZ, 25.03.2016, S. 13. BayernLB Megatrend Energie und Klimawandel August 2016 Veränderungsdruck durch eigene Bindungen an ethische Grundsäte, die von Branchengrößen vorgelebt werden Verzicht auf fossile Brennstoffe CO2-arme Anlagestrategie Quelle: Börsen-Zeitung, Unternehmen Quelle: Börsen-Zeitung, Bank Sarasin 8 Eigene Selbstverpflichtungen prägen zunehmend die Finanzbranche und haben sich von einem weichen Faktor für Marketingbroschüren zu konkreten Weichenstellungen für die ganze Community weiterentwickelt. Größere renommierte Fonds haben dabei eine Leitfunktion für andere institutionelle Anleger. Ein gutes Beispiel ist der zu den größten Pensionsfonds weltweit zählende norwegische Staatsfonds, in den die Erträge durch den Verkauf des Nordseeöls flossen. Wenn dieser für die Finanzmärkte inzwischen wegweisende Staatsfonds eine Anlage aus ESG-Gründen meidet, wird dies häufig von anderen Investoren nachvollzogen, was für die disqualifizierte Gesellschaft eine Bedrohung darstellt, da sich mit einem solchen Reputationsverlust nur schwer neue Investoren gewinnen lassen. Ölaktien werden beispielsweise zunehmend von Fondsmanagern gemieden und das nicht nur von denen, die auf Themen wie Nachhaltigkeit oder Ethik spezialisiert sind. Der USPensionsfonds für Staatsangestellte Calpers, skandinavische Pensionsfonds und seit dem Klimagipfel in Paris im November 2015 auch die Allianz investieren nicht mehr in Bergbauund Energieunternehmen, deren Erlöse zu über 30 % aus fossilen Energieträgern stammen. Auch der international führende Investor BlackRock zeigt ein starkes Engagement, verantwortlich nach den sechs Prinzipien des PRI zu investieren. Die globalen Klimazielvorgaben und eine Treibhausgasemissionen reduzierende Anlagepolitik gehen zunehmend Hand in Hand. Mögliche CO2-Reduktionen in der EU bis 2050 Quelle: Europäische Kommission BayernLB Megatrend Energie und Klimawandel August 2016 9 Bewertung und Ausblick Den Dekarbonisierungstrend als Investor und Emittent verstärkt beachten! Der Dekarbonisierungstrend spielt bei Investitionsentscheidungen von Unternehmen und Finanzinvestoren eine zunehmend wichtige Rolle. Wer sich nicht an die – jetzt noch vergleichsweise weichen – Vorgaben hält, nimmt einen Reputationsschaden in Kauf. Das Abschreibungsrisiko für Assets, die in irgendeiner Form mit fossilen Stoffen verbunden sind, ist zu beachten. Als Beispiel hierfür dienen die traditionellen Großanlagenbetreiber (Kohle und Kernkraft) E.ON und RWE, deren Aktien sich schlechter als die der Versorgerbranche entwickelten, deren Underperformance schon ausgeprägt war. Der Grund hierfür liegt in der deutschen Energiewende inkl. Atomkraftausstieg, wodurch große Teile der Aktiva zu Stranded Assets wurden; die Entwertung dieses Geschäftsmodells könnte eine Blaupause für andere Branchen sein, die von der Dekarbonisierung betroffen sind. Aktienkursperformance von E.ON und RWE schlechter als die der Branche Quelle: Bloomberg, BayernLB Research Internationale Investoren als Klimaschützer Die erkennbar hohe Bereitschaft großer Investoren zu Selbstregulierungsmaßnahmen zeigt, dass diese in der Lage sind, als Veränderungskatalysator zu wirken. Ihr Konsens scheint bislang größer zu sein als bei den politischen Entscheidungsträgern (z.B. der Dissens zwischen Frankreich und Deutschland bei der Nutzung der Kernenergie). Die Drohung, das Geld dann abzuziehen, wenn zu stark klimaschädlich gewirtschaftet wird, wirkt vermutlich mehr als politische Erklärungen, solange diese keinen gesetzgeberischen Charakter haben. Interessant zu beobachten bleibt auch, ob und inwieweit die Selbstverpflichtungen in der privatwirtschaftlichen Finanzbranche das Primat der Politik in Frage stellen. Politik agiert zunehmend mit verbindlichen Vorgaben Die Politik wird jedoch zunehmend aktiver und bringt Vorschläge für verbindliche Regelungen auf die Agenda, die sich sowohl an Unternehmen als auch an Investoren richten und deren Geschäfts- bzw. Investitionsverhalten maßgeblich beeinflussen werden. Die beiden aus Kapitalmarktsicht wichtigsten Vorhaben sind der Pariser Klimagipfel sowie die Formulierung der TFCD durch die FSB-Arbeitsgruppe bis Ende dieses Jahres. Diese müssen den Realitätstest aber noch bestehen, indem der hohe Anspruch auch tatsächlich so umgesetzt wird, dass die gewünschten Veränderungen eintreten. Portfolioeffekte ESG- und Dekarbonisierungsthemen wirken sich je nach Geschäftsstrategie positiv oder negativ aus, wobei es nicht auf die Branchenzugehörigkeit, sondern auf die strategische Anpassungsfähigkeit ankommt. Investoren werden sich dementsprechend positionieren, weshalb mit weiteren Anpassungsschritten zu rechnen ist. Grüne Assets haben das Zeug, ein Verkaufsschlager zu werden, und eine Vielzahl entsprechender neuer Verbriefungsprodukte ist zu erwarten. Unternehmen und Investoren, die sich rechtzeitig darauf einstellen, werden entscheidende Wettbewerbsvorteile erzielen können. durch ESG-Themen und die Dekarbonisierung zu erwarten [email protected] [email protected] BayernLB Megatrend Energie und Klimawandel August 2016 10 Green Bonds: Eine segmentübergreifende Asset-Klasse am Anleihemarkt im Aufwind Noch relativ junge Finanzierungsvariante am Anleihemarkt Megatrend Energie und Klimawandel als Wegbereiter für das weitere Marktwachstum Green Bonds sind eine noch relativ junge Variante am Anleihemarkt. Nach Jahren des Schattendaseins nach der ersten Emission im Jahr 2007 befindet sich die Emissionstätigkeit erst seit 2013 im Aufwind. Inzwischen haben sich Green Bonds zu einer eigenständigen, segmentübergreifenden Asset-Klasse am Anleihemarkt entwickelt, denn zu den Supranationals und nationalen Förderbanken haben sich weitere öffentliche Emittenten sowie Banken und Unternehmen hinzugesellt. Auch produktseitig haben Green Bonds durch Emissionen in Form von ABS und Covered Bonds an Vielfalt gewonnen. Im Megatrend Energie und Klimawandel sehen wir einen wichtigen Wegbereiter und -begleiter für das weitere Marktwachstum des Green Bond Segments. Denn die Erreichung der Ende 2015 auf der UN-Klimakonferenz beschlossenen Klimaziele erfordert in den kommenden Jahren weltweit Investitionen in enormen Dimensionen, die unseres Erachtens nicht alleine durch die staatlichen Haushalte getragen werden können. Was sind Green Bonds? Zentrales Abgrenzungsmerkmal zu konventionellen Anleihen ist die „grüne“ Mittelverwendung Green Bonds sind vereinfacht ausgedrückt Anleihen, deren Emissionserlös ausschließlich für Investitionen in den Umwelt- und Klimaschutz verwendet wird. Die Mittelverwendung und damit einhergehende Aspekte bilden daher das zentrale Charakteristikum von Green Bonds. Ansonsten sind Green Bonds im Hinblick auf Merkmale und Strukturen weitestgehend identisch zu konventionellen Anleihen ausgestaltet. In einer engeren Auslegung wird der Begriff Green Bond lediglich für sogenannte gekennzeichnete (= „gelabelte“) Emissionen verwendet. Das bedeutet, dass diese Emissionen in der Regel vom Emittenten selbst explizit als „grün“ und damit als Green Bond klassifiziert werden. Dies geschieht jedoch nicht willkürlich. Zum einen lässt sich die Mehrheit der Emittenten durch externe, unabhängige Organisationen (zu den wichtigsten zählen CICERO, Vigeo und Oekom) prüfen und den „grünen“ Charakter der jeweiligen Emission bestätigen. Zum anderen wurden in den vergangenen Jahren durch die Finanz-Community (Vertreter von Emittenten, Investoren und Intermediären) Rahmenbedingungen geschaffen, die den Marktteilnehmern (d.h. sowohl Emittenten als auch Investoren) im grundsätzlich unregulierten Green Bond Segment eine wichtige Orientierungshilfe geben. Die vier Kernpunkte der Green Bond Principles Mittelverwendung Prozess Projektevaluierung und -auswahl Verwaltung des Emissionserlöses Reporting • Beschreibung der • Emittent soll mind. 1x • Offenlegung des/r • Emissionserlös sollte Verwendung des Entscheidungs- separat verwaltet jährlich über die Pro- Emissionserlöses prozesses/-kriterien werden (Ring- jekte berichten, für fencing) oder zumin- die der Emissions- einzelnen grünen dest anderweitig erlös verwendet Investitionsprojekte adäquat getrackt wurde • Nur Finanzierung • Spezifizierung der nachhaltig vorteilhafter Umweltprojekte werden können Quelle: ICMA, BayernLB Research Climate Bond Standards und Green Bond Principles So definieren die Climate Bond Standards unter anderem auch, welche Investitionsprojekte konkret als „grün“ eingestuft werden können. Im Jahr 2015 floss der größte Teil der Erlöse aus Green Bond Emissionen für Investitionen in die Bereiche Erneuerbare Energien (46%), BayernLB Megatrend Energie und Klimawandel August 2016 11 Energieeffizienz (20%) und CO2-reduzierte Mobilität (13%). Dahinter folgten die Bereiche Nachhaltige Wasserversorgung (9%), Reduzierung von Abfall und Umweltverschmutzung (6%), Klimaschutz (4%) sowie Land- und Forstwirtschaft (2%). Die Einhaltung der Green Bond Principles soll – allerdings als freiwilliges Rahmenkonzept – die Transparenz von der Mittelverwendung über die Projektauswahl bis hin zum Reporting gewährleisten. Green Bond Boom nach Jahren des Schattendaseins Der ersten Emission durch die EIB 2007 folgte zunächst ein Schattendasein Nutzung durch weitere Emittentengruppen verhalfen Green Bonds 2013 zum Durchbruch Marktvolumen aktuell bei rund 125 Mrd. USD Der Durchbruch zur eigenständigen Asset-Klasse gelang den Green Bonds jedoch nicht auf Anhieb. Nach der ersten Emission eines Green Bonds im Jahr 2007 durch die Europäische Investitionsbank (EIB), der 2008 Debütemissionen der Weltbank und 2010 der IFC (einer Unterorganisation der Weltbank) sowie weitere Emissionen aus dem Lager der Supranationals und Agencies folgten, fristeten Green Bonds zunächst ein Schattendasein. In den Jahren 2007-2012 lag das jährliche Neuemissionsvolumen im Durchschnitt bei lediglich 1,7 Mrd. USD. Erst 2013, als zusätzlich zu den damals etablierten Akteuren Emissionen von Banken und Nicht-Banken sowie regionalen und lokalen Gebietskörperschaften hinzukamen, setzte das Segment zu seinem Höhenflug an. Ein Trend, der sich in den Folgejahren fortsetzte und das jährliche Emissionsvolumen bis 2015 auf rund 42 Mrd. USD nach oben trieb. Auch 2016 entwickelte sich das Neuemissionsvolumen mit rund 43 Mrd. USD in den ersten sieben Monaten abermals positiv. Hervorzuheben ist der hohe Anteil chinesischer Emittenten. Das gesamte ausstehende Marktvolumen an Green Bonds liegt derzeit (in der Abgrenzung der Climate Bond Initiative) bei etwa 125 Mrd. USD. Die folgende Grafik zeigt neben der Entwicklung des jährlichen Emissionsvolumens die wichtigsten Trends auf Emittentenebene sowie ausgewählte Meilensteine auf „regulatorischer“ und produktspezifischer Ebene (wie z.B. der erste durch die Berlin Hyp emittierte Green Covered Bond). Bemerkenswert ist, dass sich der grüne Trend in diesem Jahr auch in das Segment der kapitalmarktnahen Schuldscheindarlehen übertrug. Grüne Schuldscheindarlehen erfolgten durch Nordex, FrieslandCampina und TenneT. Wichtige Meilensteine im Green Bond Segment Neuemissionen in Mrd. USD; 2016: seit Jahresanfang Quelle: CBI, BayernLB Research BayernLB Megatrend Energie und Klimawandel August 2016 12 Marktstrukturen im Überblick Supranationale und nationale Förderbanken stellen nach wie vor die größte Emittentengruppe US-Dollar hat den Euro bei der Emissionswährung überholt Supranationale und nationale Förderbanken, d.h. die traditionellen Emittenten, stellten bei einer rückläufiger Tendenz 2015 mit einem Anteil von 36% weiterhin die größte Emittentengruppe bei Green Bonds (siehe linke Grafik). Zudem führen diese mit der EIB, der KfW sowie der Weltbank die Rangliste der größten Einzelemittenten an (siehe rechte Grafik). Dahinter folgten 2015 Unternehmen (32%), regionale und lokale Gebietskörperschaften (15%) sowie Geschäftsbanken (14%). In regionaler Hinsicht stammten die meisten Emittenten aus Frankreich (14%), den USA (12%), Deutschland (11%), den Niederlanden (8%) sowie aus China (7%). Supranationals (24%) wurden dabei keinem Land zugeordnet. Bei der Emissionswährung hat der US-Dollar (Anteil am aktuell ausstehenden Volumen: 40%) den Euro (36%) inzwischen überholt. Mit großem Abstand folgen Emissionen in schwedischen Kronen, chinesischen Renminbi, britischen Pfund, kanadischen sowie australischen Dollar mit Anteilen von 2-6%. Green Bonds nach Emittententyp Größte Green Bond Emittenten 2015 Verteilung in %; Basis: Neuemissionsvolumen Anteile in %; Basis: Ausstehendes Marktvolumen ABS 3% 14% 5% 5% EIB 12,6% Bank 33% KFW 32% Corporate 13% Municipal/ Provincial/ City Development Bank 15% 44% 36% 2014 Green Bonds weisen ein AAA Rating auf 4,6% EDF 4,0% NWP Bank 3,6% Shanghai Pudong Dev. Bank 3,0% 0,0% 2015 Quelle: CBI, BayernLB Research Rund 38% aller 8,3% Weltbank 5,0% 10,0% 15,0% Quelle: Bloomberg, BayernLB Research Da der größere Teil der Emittenten nach wie vor aus dem öffentlichen Lager stammt, ist es wenig verwunderlich, dass die Ratings von Green Bonds mit rund 76% überwiegend auf Investment Grade Niveau liegen. Rund 38% entfallen alleine auf das Top-Rating (AAA). Aber auch das High-Yield Segment steht Green Bonds offen – vorrangig über Emittenten aus dem Unternehmenssektor (Anteil: 9%). Die restlichen Green Bonds verfügten über kein externes Rating (15%). (Alle Daten dieses Absatzes per April 2016). Green Bond Ratings überwiegend auf Investment Grade Niveau in Mrd. USD; Basis: Ausstehendes Marktvolumen per Ende April 2016 40 IG: 76% NR: 15% HY: 9% 35 30 25 20 15 10 5 0 AAA AA+ AA AA- A+ A A- BBB+ BBB BBB- BB BB+ B+ B B- CCC+ CC+ NR Quelle: Bloomberg, BayernLB Research BayernLB Megatrend Energie und Klimawandel August 2016 13 Green Bonds mit großem Wachstumspotenzial Ausblick 2016: Neumissionsvolumen 70-75 Mrd. USD Nach der positiven Entwicklung im bisherigen Jahresverlauf rechnen wir damit, dass das Vorjahresvolumen von 42 Mrd. USD in diesem Jahr deutlich übertroffen wird und das Green Bond Neuemissionsvolumen in einer Bandbreite von 70 bis 75 Mrd. USD liegen wird. Auch in den kommenden Jahren wird das Green Bond Segment nach unserer Einschätzung weiterhin spürbar wachsen. Zum einen wird die weltweite Verbreitung von Green Bonds durch neu hinzukommende Länder weiter zunehmen (wie z.B. der erste Green Bond eines türkischen Emittenten im Mai 2016). Zum anderen werden in den etablierten Ländern neue Emittenten hinzukommen, sodass das Green Bond Segment insgesamt weiter deutlich an Breite und Tiefe gewinnen wird. Produktseitig rechnen wir mittelfristig mit einer stärkeren Nutzung von besicherten Green Bonds und Green Project Bonds. Emittenten: Diversifikation der Investorenbasis und Imagepflege Wenngleich für Emittenten bislang in aller Regel keine signifikanten Kostenvorteile (in Form von niedrigeren Emissionsspreads) durch die Emission von Green Bonds im Vergleich zu konventionellen Anleihen zu beobachten waren, sprechen emittentenseitig die Erweiterung und Diversifikation der Investorenbasis und die Imagepflege für die zunehmende Nutzung von Green Bonds als alternatives Refinanzierungsinstrument. Aus Sicht der Investoren existiert trotz gestiegener Emissionsvolumina nach wie vor ein zu geringes Angebot. Dies liegt daran, dass der Anteil der Investoren, die sich an Nachhaltigkeitskriterien orientieren, seit Jahren beständig zunimmt und der sich daraus entsprechend abgeleitete Anlagebedarf beträchtlich zugelegt hat. Investoren: zunehmende Orientierung an Nachhaltigkeitskriterien Beträchtliche Investitionen in den Klimaschutz erforderlich Anreiz für die Politik, günstige Rahmenbedingungen für Green Bonds zu schaffen Den wichtigsten Treiber für das Green Bond Segment wird jedoch unseres Erachtens die hohe Unterstützung von politischer Seite bilden. Die Einhaltung des Ende 2015 auf der UN-Klimakonferenz beschlossenen Klimaabkommens (Ziel: Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter 2°C, möglichst aber auf 1,5° im Vergleich zum vorindustriellen Niveau) erfordert in den kommenden Jahren weltweit Investitionen in enormen Dimensionen. Eine Herkulesaufgabe, die in den kommenden Jahren angesichts der vielfach bereits zu hohen Staatsverschuldung nicht alleine durch die staatlichen Haushalte bewältigt werden kann, sondern auf eine breite Basis (darunter auch die Privatwirtschaft) gestellt werden muss. Die Politik sollte daher ein hohes Interesse daran haben, günstige Rahmenbedingungen für die Emission von Green Bonds zu schaffen. Aus Sicht der Investoren wäre es zum Beispiel wünschenswert, die Einhaltung der Green Bond Principles auf eine verbindliche Basis zu stellen. [email protected] BayernLB Megatrend Energie und Klimawandel August 2016 14 Ihre Ansprechpartner in der BayernLB Tel. +49 89 2171Sales & Origination Dr. Jörg Senger Structuring & Trading 26524 DCM Origination Corporates Paul Kuhn Stefan Meier Research 26707 Fixed Income Trading 25756 Nicholas Atkinson Dr. Jürgen Michels , Chefvolkswirt 21750 Investment Research 25524 Alexander Plenk, CFA 27076 Zinsstrategie, Staatsanleihen, SSA DCM Origination Financial Institutions & Syndication Jörg Himmelmann Derivate & Devisen Marc Burgheim 27323 23378 Structured Solutions Treasury Products Sales Dr. Klaus Voit Christian Füchsl Herbert Schädler 25503 27072 21873 Energy & Commodity Solutions Stefan Voß 21808 Dr. Michael Lange Credits Sales Sparkassen/Regionalbanken & vermitteltes Geschäft Ingmar Alde Ruth Kerschagl Büro Essen Claus Hensel Johannes Heinloth 27322 Amir Darabi 25727 Matthias Gmeinwieser, CIIA 26323 Miraji Othman 25888 Christian Strätz, CEFA, CIIA 27068 Aktienmarkt / Strategie / Privatkunden 0201-844-53634 Manfred Bucher, CFA 21713 Christoph Gmeinwieser, CIIA 27053 Technische Analyse Volker Karioth 23441 Katharina von Merkatz 23434 Hans-Peter Reichhuber 21780 Volkswirtschaft Institutionelle Kunden & Financial Institutions Alois Schimpfhauser 28451 Investor Relations 25021 27209 Dr. Ulrich Horstmann, CEFA Sales Sparkassen Retail Financial Institutions Group 27065 Dr. Norbert Wuthe Alfred Anner, CEFA 25371 23281 24877 Asja Hossain, CFA Covered Bonds & Financials 23795 Fixed Income Sales Alexander Aldinger Dr. Johannes Mayr 23974 21859 Makro-/Konjunkturanalyse Christiane von Berg 28745 Dr. Stefan Kipar 27346 Devisenanalyse Manuel Andersch 27448 Wolfgang Kiener 27058 E-mail: [email protected] BayernLB Megatrend Energie und Klimawandel August 2016 15 Disclaimer Diese Publikation ist lediglich eine unverbindliche Stellungnahme zu den Marktverhältnissen und den angesprochenen Anlageinstrumenten zum Zeitpunkt der Herausgabe der vorliegenden Information am 11.08.2016. Die vorliegende Publikation beruht unserer Auffassung nach auf als zuverlässig und genau geltenden allgemein zugänglichen Quellen, ohne dass wir jedoch eine Gewähr für die Vollständigkeit und Richtigkeit der herangezogenen Quellen übernehmen können. Insbesondere sind die dieser Publikation zugrunde liegenden Informationen weder auf ihre Richtigkeit noch auf ihre Vollständigkeit (und Aktualität) überprüft worden. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit können wir daher nicht übernehmen. Die vorliegende Veröffentlichung dient ferner lediglich einer allgemeinen Information und ersetzt keinesfalls die persönliche anleger- und objektgerechte Beratung. Für weitere zeitnähere Informationen stehen Ihnen die jeweiligen Anlageberater zur Verfügung. Impressum Megatrend Energie und Klimawandel abgeschlossen am: 11. August 2016 BayernLB Research Bayerische Landesbank 80277 München (Briefadresse) E-Mail: [email protected] Leitung: Dr. Jürgen Michels, Telefon 089 2171-21750 Redaktion: Alexander Plenk, Telefon 089 2171-27076 Layout &Grafik: Ingo Bothner, Telefon 089 2171-21787 Redaktion: Bayerische Landesbank Unternehmensbereich 5700 80277 München (=Briefadresse) [email protected] Geschäftsgebäude: Bayerische Landesbank Brienner Straße 18 80333 München (=Paketadresse) www.bayernlb.de BayernLB Megatrend Energie und Klimawandel August 2016 16 BayernLB
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