Predigt II. zur Jahreslosung 2016, 31. Januar 2016 - Ilm-Baptisten Gott spricht: Ich werde Euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. (Jes 66,13) Liebe Gemeinde, vor vier Wochen haben wir uns hier die Jahreslosung schon mal ein wenig unter die Lupe genommen: Eine Mutter tröstet so: hört zu / fühlt mit / nimmt in den Arm / versorgt Wunden / eröffnet Perspektive / steht bei... So handeln Gott und Jesus mit Dir - versprochen! Wir haben uns "Wie tröstet eine Mutter?" angesehen. - Ich habe Euch erzählt: Das Thema Trost ist sehr weitreichend - und wir finden dazu viel in der Bibel. Lasst uns heute ein zweites Mal drauf schauen und einigen Gedanken, die mit Jahreslosung verbunden sind, nachgehen. Ich konnte sogar noch ein neues Bild aufstöbern: Für jeden als Kalender zum Mitnehmen. >> Was fällt Euch bei diesem Bild auf? - Ja, vermutlich ist das eine Mutter mit ihrem Kind. - Das ist normalerweise muttertypisch: wie sie kann niemand sonst trösten --> besonders deutlich wird das bei ganz kleinen Kindern - bei einem Baby, das herzzerreißend schreit: die Mutter nimmt es in den Arm, legt es an ihre Brust und das Baby wird gestillt, buchstäblich - satt und zufrieden lässt es danach vielleicht noch ein Bäuerchen aus seiner Kehle erklingen - Ansonsten ist es glücklich + geborgen. Genau das hat Gott seinen Leuten, dem Volk Israel, versprochen: Gott spricht: Ich werde Euch trösten... Als Menschen, die durch Christus zu ihm gehören, dürfen wir dieses Wort der Verheißung für uns hören. >> Sieht das Foto wie eine Trostszene aus? Nein, eher nicht. Dieses Foto zeigt, was danach kommt - nach dem Trost: Freude, Strahlen in den Augen, neues Glück 1 Keiner wünscht sich das, was vor dem Trost kommt. Es gibt heutzutage Mütter, die ihre heranwachsenden kleinen Lieblinge vor allem bewahren wollen. Es soll ihnen ja nicht irgendetwas zustoßen, damit sie nicht am Ende vielleicht getröstet werden müssten. Andreas Malessa, Theologe, Hörfunk- und Fernsehjournalist schreibt zur Jahreslosung 2016 einen kurzen Artikel unter der Überschrift: Getröstet statt bemuttert. Er schreibt: "Meine Frau hat mit 49 Jahren ihren Beruf als Sozialpädagogin im evangelischen Kindergarten aufgegeben." - Warum? Malessa schreibt weiter: "Unter anderem wegen der Mütter. Mütter, die ihre fünfjährigen Töchter am liebste mit einer zehnseitigen Betriebsanleitung abgeben würden. Weil ja so wahnsinnig viel zu beachten ist bei Prinzesschen! Mütter, die vor dem Erwerb eines Brötchens die EU-Verordnung für Backwaren laut lesen. Mütter, die die Rutsche auf dem Spielplatz mit Sagrotantüchern abwischen, bevor ihr Friedrich Alexander da runterrutschen darf. Mütter, die so lange auf diese Kind gewartet, so tolle Karrieren für dieses Kind aufgegeben haben und so viel Eheleben um dieses Kind herum zentrieren, das sie es "mein größtes Projekt" nennen. Ernst gemeint! Überbehüten und bevormunden ist aber etwas anderes als "trösten". Vergöttert und bemuttert werden ist etwas anders als getröstet werden. Trösten, das heißt doch: einem geängstigten , noch unerfahrenen, an seiner Schwäche und seinem Schmerz leidenden Menschen beistehen, helfen, nahe sein. Ihn aus Demütigung und ohnmächtiger Wut, aus Trauer und Scham herausholen. Nachdem sich das Kind an den Ecken und Kanten des Lebens ein blutige Nase geholt hatte. Weil es auf eigenen Beinen loswackeln, Fahrrad fahren und schwimmen, studieren und arbeiten, lieben und glauben lernen durfte. Selbst. auf eigene 2 Art. Dabei gibt's blaue Flecken und blaue Briefe, gebrochene Gebote und gebrochene Herzen, ja sicher. Tränenreich für alle Beteiligten. Aber: Es reifen erwachsene Erwachsene heran. Und nicht unreife Kinder mit Bart." Für die Entwicklung von Kindern ist es so wichtig, dass ihnen auch etwas schiefgeht, damit sie daraus lernen und damit sie getröstet werden / damit sie Trost erfahren und recht bei Trost sind. Am liebsten wollen wir alles, was Schmerzen bereiten / was verletzen könnte, vermeiden oder umgehen. Auch wir Erwachsenen: Keiner wünscht sich das, was vor dem Trost kommt. Doch wir können unsere Kinder und auch nicht uns selbst vor allem bewahren. Wir sind berufen zu lernen und unsere Kinder zu lehren, mit Verletzungen und Schwierigem richtig umzugehen. Da ist Trost gefragt! Paulus ermutigt / tröstet: Wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, 4 Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, 5 Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. (Römer 5, 3-5) Das Leben ist gefährlich - solange wir auf dieser Erde am Leben sind. Reif, weise, erwachsen und glaubensstark werden wir erst, wenn wir uns den Herausforderungen / Schmerzen + Schwierigkeiten des Lebens stellen & dabei Trost erfahren. [Aber] da durch können wir wachsen und reifen. PPP Wir kommen nicht an Situationen / Erfahrungen / Ereignissen / Momenten oder auch ganzen Phasen vorbei, in denen wir Trost dringend brauchen: Krankheit / Verlust (von Angehörigen durch Tod / Trennung oder Verlust der Arbeit) / Unfall / Flucht /Abschiebung... In dem Lesebuch zur Jahreslosung 2016 (Hg. Christoph Morgner) gibt es viele 3 berührende Beispiele und Berichte: Wie Menschen gerade durch solche Zeiten hin durch erfahren haben, wie Gott sie getröstet hat. Auszüge aus "Trost, der weite Kreise zieht" v. Christoph Morgner (Lesebuch zur Jahreslosung 2016, S. 70ff) Warum kriege ich den Kragenknopf nicht zu? Sollte ich wieder zugenommen haben? Ich ärgere mich. Neue Hemden müssen her .Meine Frau, eine ehemalige Krankenschwester, schaut meinen Hals besorgt an. Das ist doch nicht normal! Auf ihr Geheiß suche ich gehorsam unseren Hausarzt auf. Der wiegt bedenklich seinen Kopf und überweist mich ins Krankenhaus. Als ich dort "Onkologische Station" lese, wir mir mulmig zumute. Du wirst doch nicht etwa Krebs haben?! Ich doch nicht! Doch der Professor, der mich untersucht, blickt nicht gerade optimistisch drein. "Das muss durch eine Gewebeentnahme geklärt werden", meint er. Termin dafür ist der Tag nach Weihnachten. ... Noch nie sind mir die Lieder von Paul Gerhardt so nahegekommen wie diese Mal. "Die ihr arm seid und elende, kommt herbei, füllet frei eures Glaubens Hände." Das geht durchs Herz. Kein Wunder, dass man Paul Gerhardt als den großen "Tröster der Christenheit" bezeichnet hat. Was mir hier an Trost entgegenkommt, hat mich innerlich ruhig gemacht. "Seid unverzagt, ihr habet die Hilfe vor der Tür, der eure Herzen labet und tröstet, steht allhier." Das Ergebnis der Gewebeentnehme schockiert mich: Tumor im Bereich Hals-Nase-Ohren. Also werde ich zum nächsten Facharzt geschickt, der aber nicht herausfinden kann. Mein Professor hat das geahnt. Er tippt auf ein bösartiges Lymphom. Leider hat er recht. ... Das alles liegt fünzehn Jahre zurück. Am Jahreswechsel 2001 zu 2002 haben meine Frau und ich nicht nur gebetet, sondern auch nachgedacht: Wie würde es nach meinem Tod weitergehen? Was wird aus ihr, aus den drei Kindern, die zwar alle bereits erwachsen waren, aber dennoch in ihrem Studium mit unserer finanziellen Hilfe rechnen konnten? "Mach aus Sorgen ein Gebet", heißt es in einem alten Lied. Das haben wir getan. Das hat uns getröstet. Wir wussten uns in den besten Händen aufgehoben, die es gibt, nämlich in den Händen Gottes, unseres himmlischen Vaters. Und wir fanden, allem Beschwerlichen zum Trotz, jeden Tag Gründe zum Danken. ... Und dann die Post! Trost rundum! Zu wissen, ich stehe nicht allein, sondern bin eingebettet in eine große Schar derer, die ihre Hände für mich falten, hat mich ruhig und zuversichtlich werden lassen. Der mir geschenkte Trost hat weite Kreise gezogen. Es hat mich erfreut und beschämt, als mir unbekannte Menschen schrieben, sie seien durch Bericht über mein Krankheit in der eigenen schweren Lage getröstet und aufgerichtet worden. Da hat sich bestätigt, was Paulus 4 erfahren hat: "Der Gott allen Trostes tröste uns in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können." (2. Kor. 1,3f) Keiner von uns weiß, was genau in diesem Jahr noch auf uns zukommen wird! Aber wir haben dieses Wort: Ich werde Euch trösten - und das wie eine Mutter. >> Was nutzt uns das jetzt? Ist das nicht eher Grund zur Beunruhigung, das da noch etwas kommen könnte oder wird, worauf wir Trost unbedingt nötig haben? + Nötig haben ihn ja jetzt schon ganz viele... und es kommt bestimmt noch viel dazu - man muss kein Prophet sein, um das zu spüren. Die Jahreslosung lädt ein, uns darauf bewusst einzustellen. - Was denkst Du: >> Gibt es Trost im Voraus? Ich behaupte Ja! Ja, es gibt Trost im Voraus. Aussicht auf Gottes Trost gibt es sogar im Voraus. Die heimgekehrten Israeliten sahen nur Schutt und Asche, als Gott ihnen das versprach: Ihr werdet an Jerusalem getröstet werden (Jes 66, 13b) Ob das ihre Herzen erreicht hat? Ich denke schon. Wenigstens bekamen sie eine Vorahnung, auch wenn der Weg dahin noch beschwerlich und äußerst kompliziert war. Aber sie hatten ein neues Ziel vor Augen. Kraft, nicht zu verzweifeln; eine gewisse Gelassenheit, ein unerklärlicher Friede Ruhe - Vertrauen - Zuversicht - das ist Trost, der schon im Voraus wirkt - auch wenn noch nicht alle Schmerzen und Verletzungen beseitigt sind - ja wenn sogar noch welche dazu kommen werden. Bsp. Petrus. Am Abend bevor Jesus gekreuzigt wurde und es für die Jünger absolut schrecklich wurde, sagte Jesus zu Simon Petrus: "Simon, Simon, der Satan hat euch haben wollen, um euch durchsieben zu können wie den Weizen. Doch ich habe für dich gebetet, dass du deinen 5 Glauben nicht verlierst. Wenn du also später umgekehrt und zurechtgekommen bist, stärke den Glauben deiner Brüder!" (Lukas 22, 31 - 32) Das war aus meiner Sicht: Trost im Voraus. - Petrus war noch nicht einmal offen dafür. Er war sich noch sicher, freiwillig mit Jesus zu sterben und wenn es sein muss, für ihn zu kämpfen. Aber Jesus gab ihm schon diese trostspenden Worte mit: "Ich habe für Dich gebetet, dass du Deinen Glauben nicht verlierst." + Mir gehen diese Worte sehr unter die Haut. Es ist nicht auszumalen, wenn Petrus sich nicht vielleicht in derselben Nacht noch daran erinnert hätte. So bitter enttäuscht, wie er dann war als der Hahn krähte. Ohne diese trostspenden Worte hätte der schnell entschlossene Petrus seinen Leben vielleicht verzweifelt ein Ende gesetzt. Jesus spendet dieses Trostwort schon im Voraus und lädt Petrus zu einer neuen Sicht ein: "Wenn Du umgekehrt bist und Du Trost über Deiner tiefen Trauer empfangen hast: Dann stärke Deine Brüder! Nun seht Ihr schon die ganze Zeit dieses Bild: >> Ist Euch noch etwas aufgefallen an der Mutter und ihrem Kind? - Ihr Blick ist nach oben gerichtet - neue Perspektive, eine hoffnungsträchtige Aussicht / Zuversicht. Dort, stehen diese Worte: Ich werde Euch trösten! Gott und Jesus laden mit ihrem Trost zu einem Perspektiv-Wechsel ein: Gott stillt unsere Seele und schenkt eine neue Sicht. --> unseren Blick neu ausrichten, wie durch eine andere Brille sehen: wie Gott und Jesus die Situation ansehen und einschätzen - ihr Möglichkeiten erahnen... Ich habe von ein paar Wochen das Projekt: "Neue Brille" angefangen. Ich habe ausgelöst durch kuriose Umstände eine neue Brille bestellt und trainiere jetzt mein Sehen, um es zu verbessern. Der Optiker hat mir erklärt: Das Sehen trainiere 6 ich nicht mit den Augen, sondern im Gehirn. Mit anderen Worten: Mein Gehirn muss lernen umzudenken, die Signale von den Augen noch besser auszuwerten und die Augen noch besser zu steuern. Ähnlich ist es auch, wenn wir uns auf Gottes neue Sicht einlassen wollen: Wir haben es nötig, umzudenken, unser Denken von Gott verändern zu lassen. Gott bemuttert uns nicht ... - aber er tröstet uns - und das vom Feinsten! Er verspricht: Ich bin bei Dir - immer! Und: Ich werde abwischen all Eure Tränen. Gott stellt uns ein Ziel vor Augen, für das er sich verbirgt. >> Lasse ich mich / Lässt Du Dich durch die Jahreslosung einladen, umzudenken? Trost zu empfangen / Trost zu erwarten und deshalb umzudenken? Die Dinge nochmal ganz anders zu betrachten? Z. B. auch für unser Land? Wir sind herausgefordert. Einiges tut schon weh, und einiges wird noch weh tun. Aber Gott ist bereit zu trösten - auch im großen Stil. Wenn Menschen ihn anrufen, bitten, auf ihn hören, sich von ihm inspirieren lassen - geschieht genau das. Wir werden getrösten und wachsen mit unseren Herausforderungen und können als einzelne und sogar als deutsches Volk dauerhaft die Kraft empfangen, Zeichen gegen den Trend zu setzen. Also, im Großen oder auch im Kleinen - ganz Persönlichen: Du darfst Dich ansprechen und berühren lassen von Jesus. Du darfst aufsehen, zu Christus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens - So wie die Mutter mit ihrem Kind den Blick nach oben wendet. Denn Gott spricht: Ich werde Euch trösten. AMEN! 7
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