Psychische Störungen: Die Probleme sind erkannt – es ist Zeit zu

Psychische Störungen: Die
Probleme sind erkannt – es ist Zeit
zu handeln!
Hans-Ulrich Wittchen, Prof. Dr..
Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie &
Center of Clinical Epidemiology and Longitudinal Studies
Technische Universität Dresden
Honorarprofessor, Ludwigs-Maximilians-Universität München
und Miller School of Medicine, University of Miami, USA
ROAMER – eine EU Programminitiative zur
Entwicklung einer umfassenden
Forschungsagenda “Psychische Störung und
psychische Gesundheit”
Pressekonferenz ROAMER 24.9.2015; Psychische Gesundheit 2030, Berlin
Problem erkannt
 Psychische Störungen sind häufig: 1/3 der deutschen (=18 Mill.) und EU- (=164
Mill) Bevölkerung
sind jedes Jahr von psychischen Störungen betroffen
 Keine Zunahme! Das Lebenszeit-Erkrankungsrisiko liegt über 56%.
 Psychische Störungen sind behandelbar, aber höchst variabel hinsichtlich




Alter bei Beginn (Beginn zu jedem Zeitpunkt möglich, Mehrzahl der Störungen früh)
Häufigkeit nach Bevölkerungsgruppe
Erscheinungsform, Schweregrad, Behinderungen, Interventionsbedarf
Krankheitsstadium (Initiale frühe Störungen - schwere komplikationsreiche später)
 Psychische Störungen haben dramatische Effekte auf Krankheits- und
Ausfalltage sowie die Fähigkeit soziale Rollen zu erfüllen
 Die Größenordnung übersteigt bei weitem das Ausmaß, das bei anderen
Krankheitsgruppen (Krebs, Kardiale Erkrankungen, Diabetes) beobachtet wird.
 Die Versorgungs- /Therapiesituation ist und bleibt massiv defizitär (kapazitär,
Integration der Sektoren und Beteiligten, Kontinuität)
 Die Kostenstruktur Psychischer Störungen mit extrem hohen indirekten Kosten ist
unter allen medizinischen Erkrankungen einzigartig!
2
DEGS 2010/11: 12-Monatsprävalenz psychischer Störungen in
Deutschland (im Alter 18-79, N=5318)
Anorexia Nervosa
0,7
Körperlich bed. psych. St.
Jedes Jahr sind 27,7% (95% KI: 26.3-29.2)
der Bevölkerung von mindestens einer
Störung betroffen
1,2
Bipolare Störungen
1,5
Medikamentenmißbrauch/abh.
1,8
Posttraumatische St. (PTBS)
2,3
mögliche psychotische St.
eine Diagnose
31%
2,6
Somatoforme St.
3,5
3,6
Zwangsstörungen
Alkoholstörungen
2 Diagnosen
26%
4,3
3 Diagnosen
21%
7,9
Unipolare Depression
Angststörungen
15,3
0
Jacobi et al in IJMPR 2013
4+ Diagnosen
22%
2
4
6
8
10
12
14
16
12-MonatsPrävalenz
(%)
In der deutschen Bevölkerung sind über 17 Millionen
jedes Jahr betroffen
Gesamtzahl in Mill.
Frauen
Männer
17,7
10,7
7,0
(16,8-18,7)
(10,1-11,4)
(6,4-7,6)
Angststörungen
9,8
6,3
3,0
Unipolare Depressionen
4,9
3,4
1,5
Alkoholstörungen
2,7
0,6
2,2
Somatoforme Störungen
2,2
1,7
0,6
Zwangsspektrums Erkr.
1,9
1,0
0,8
Psychotische Störungen
1,6
1,0
0,7
PTSD
1,5
1,2
0,3
Medikamentenabh.
1,2
0,7
0,5
Bipolare Störungen
1,0
0,6
0,4
Diagnosegruppe
Irgendeine Erkrankung
Wie muss ich diese Ergebnisse interpretieren? I.

Die einzelnen Erkrankungshäufigkeiten nicht addieren – viele
Betroffene haben mehr als eine Diagnose

Die Diagnosen bedeuten NICHT, dass die Betroffenen chronisch
erkrankt sind oder den gleichen Schwergrad haben:


Etwa 1/3 erkranken einmalig kurzzeitig (über etwa 2 Monate), 1/3
wiederholt und 1/3 sind chronisch (mehrjährig) erkrankt
Das Vorliegen einer Diagnose impliziert die Notwendigkeit einer
Intervention (z.B. diagnostische Abklärung, Beratung)

aber eine Diagnose kann NICHT gleichgesetzt werden mit
spezifischem therapeutischen Behandlungsbedarf (z.B.
Medikamente, Psychotherapie, stationär oder ambulant)

Oder damit, dass sich die Person selbst als behandlungsbedürftig einschätzt (z.B. Suchterkrankungen oder manchen
Psychosen)

5
Das Ausmaß der sich aus der Störung ergebenen Behinderungen
und der Versorgungsbedarf variieren nach Alter, Geschlecht ,
Lebenssituation, Diagnose & Erkrankungsstadium
54.3% aller
Angststörungen sind
komorbid
72.2%
aller
Depressionen
41.2% aller
Suchterkrankungen
49.2% aller
somatoformen
Störungen
Keine Evidenz für eine Zunahme oder Epidemie – in der EU wie
auch Deutschland!
 Die Prävalenzraten zeigen Schwankungen – aber keine Zunahme der
Prävalenz psychischer Störungen (seit 1990)
 Was ganz offensichtlich zunimmt, ist:
 Die Bereitschaft, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen
 Die Bereitschaft des Versorgungssystems psychische Störungen
ernster zu nehmen, zu diagnostizieren und zu behandeln
 Die praktische Möglichkeit einen Behandler zu finden
 Die Tendenz wegen psychischen Störungen sich krank zu melden oder
eine vorzeitige Berentung zu beantragen
 Sowie aufgrund demografischer shifts die absolute Zahl Betroffener
 Die wahrgenommene höhere Stressbelastung in der Bevölkerung
mag ein Moderator – nicht aber ein kausaler Risikofaktor für
psychische Störungen sein
Psychische Störungen sind mit vielfältigen
Einschränkungen und Behinderungen verbunden
Psychische Störungen sind mit einem hohen Risiko oft lebenslanger
Einschränkungen verbunden (Kessler et al 1996, Stein et al 1999, Wittchen et al 2002)


Frühzeitiger Schulabbruch, geringere akademischen Leistungen








Arbeitslosigkeit und geringerem Einkommen
Verfehlen entwicklungsgerechter Meilensteine (intellektuell, sozial,
zwischenmenschlich)
Die Einschränkungen & Behinderungen
Geringerer Arbeistproduktivität
Allein zu leben, nicht zu heiraten
Scheidung und Trennung
Kleineren soziale Netzwerke
Kognitiven Störungen
Lebensunzufriedenheit
variieren nach Art der Diagnose und
Entwicklungsstufe
Wir kennen gut die komplexe
Entwicklungsdynamik, die zu diesen
Behinderungen führen.
Häufig Notwendigkeit rehabilitativer
Maßnahmen - über symptomatische
Besserung hinaus!
Verringerter Lebenskompetenz, geringerer Lebensqualität
Personen mit akuten psychischen Störungen haben extrem hohe
Krankheitstage – Normalisierung nach Abklingen der Symptomatik
Mittlere Anzahl Krankheitsausfalltage/Monat
8.0
wegen psychischen Problemen
7.0
wegen körperlichen Problemen
Insgesamt
6.0
Bei Vorliegen
psychischer Störungen
vervielfacht sich die Zahl
der Ausfalltage
5.4
5.0
4.0
3.6
3.0
2.5
2.2
2.1
2.0
2.0
1.7
1.0
0.4
DEGS: Wittchen et al in prep
0.3
0.0
akut erkrankt
gebessert/remittiert
Bei Besserung und
Remission mit und ohne
Therapie kommt es zu
einer Normalisierung
keine Störung
Status psychische Störung
Psychische Störungen sind der Hauptfaktor für Krankheitstage
und frühzeitige Berentung geworden (DEGS 2011)
Tage
M: 9,1
% 12-Monats Fälle mit mind. 1
Fehltag/Monat
100
100
Total
90
Tage
M: 9,1
Männer
80
Frauen
91,2
87,7
71,5 72,5 71,1
70
60
Tage
M: 5,8
50
40
30
20
10
37,1
38,5
Tage
M: 4,5
34,9
30,8 30
31,4
Tage
M: 3,5
9,4
8,2
10,7
0
keine
irgendeine
1-2
3-4
5+
Diagnosen Diagnosen Diagnosen
Ausfalltage nach Komorbidität
In Deutschland und der EU
sind psychische Störungen
die Diagnosegruppe, die am
stärksten zu Arbeitsausfällen,
Krankheitstagen und
frühzeitiger Berentung
beitragen.
Dabei ist Komorbidität - also
die Entwicklung von
mehreren psychischen
Störungen bei der gleichen
Person - ein wichtiger Faktor
Bilanz Versorgung: Die Versorgungssituation psychischer
Störungen ist defizitär
In Europa und Deutschland werden trotz effektiver medikamentöser und
psychotherapeutischer Verfahren …
 Nur 30-52% (je nach Land ) überhaupt vom Versorgungssystem erfasst
 Nur 8-16% vom spezialierten Sektor für psychische Störungen
 Nur 2-9% erhalten eine minimal adäquate Therapie
 Medikamente >1 month plus > 4+ Besuche oder >8 Sitzungen Psychotherapie
 Wenn Behandlung, dann Medikamente, Psychotherapie nur für 0-3% aller Betroffenen
 Die Behandlung erfolgt viel zu spät (Median 15.6 Jahre nach Krankheitsbeginn)
 Das Ausmaß der Unter-, Fehl und verzögerten Versorgung psychischer Störungen
ist unter allen Krankheiten einzigartig
 Die Situation wird sich verschlimmern allein aufgrund der demographischen
Entwicklung
Ursache: Die Anzahl von Behandlern/Einrichtungen entspricht kapazitär bei weitem
nicht dem Ausmaß des Problems, die Integration der Sektoren und Maßnahmen
sowie Kontinuität sind mangelhaft
Wittchen et al 2012, EJN, Wittchen Lancet 2013
Problem 1: Behandlungsraten psychischer Störungen sind niedrig:
Behandlungsraten nach Alter und Geschlecht bei DEGS Lifetime und 12-Monats Fällen
In %
100
90
18-34
35-49
50-64
Akute Fälle
65+
Junge und Ältere
werden nur selten
behandelt (ca 5%)
Männer werden
seltener als Frauen
erkannt und
behandelt
80
70
60
49,4
50
36,3
40
30
39,1 40,1
43,4
51,8
46,2
25,5
23,3
20
15,8
27,5
Vorgeschichte:
21,9
14,1
13,3
9,2
10
4,5
0
Männer
Frauen
Personen mit derzeitigen ODER
früheren Störungen und
irgendeiner behandlung in der
Vorgeschichte
Männer
Frauen
Akute Störungen mit 12-Monats
Diagnose und 12-Monats
Behandlung
Erst im höheren
Alter und in
Abhängigkeit von
komplikationsreicher Komorbidität steigt die
Behandlungsquote
Mack et al in IJMPR 2013
Problem 2: Hat sich die Versorgungslage nach
Veränderungen im Vergleich zu 1998 verbessert?
(siehe Psychotherapeutengesetz und Reformbemühungen)
NGS 1998
DEGS
2011
Differenz
Psychotische Störungen
56,5
73,3
+16,8%
Affektive Störungen
49,7
56,5
+ 9,8%
Angststörungen
47,8
48,7
+ 0,9
Somatoforme
40,4
50,6
+10,2%
Esstörungen
36,4
44,3
+7,9%
Suchterkrankungen
34,1
35,9
+1,8%
Diagnosegruppe
Wittchen et al 2001, 2012, Bundesgesundheitsblatt; Mack et al in IJMPR 2013
Die gesellschaftliche und
gesundheitsökonomische Belastung
durch psychische Störungen
In Europa und Deutschland sind psychische Störungen für den
größten Anteil der Krankheitsbelastung verantwortlich
YLD (=Verlust gesunder Lebensjahre)
DALY: (Disability adjusted Life years)
28%
42%
58%
Psychische Störungen
72%
Andere Krankheitsgruppen
 Psychische Störungen sind einschränkender (years lived in disability: 42%), nicht

15

aber tödlicher (disability adjusted life years,DALY: 28%) als andere Krankheitsgruppen
Die hohe Behinderungslast ergibt sich aus der hohen Prävalenz, dem
häufigen frühen Beginn, dem persistierenden Verlauf und defizitärer
Versorgung.
Höchste DALY-Werte für: Depressionen, Sucht, MS und Angsterkrankungen
Als Ergebnis der Häufigkeit psychischer Störungen und ihres
Behinderungsausmaßes sind die Gesamtkosten in Europa immens
Kosten in Millionen € (standardisiert) 2010
Anteil nach Kostenart
Direkte Gesundheitskosten:
Andere Kosten:
Indirekte Kosten:
211.007
152.956
310.625
Gesamt “psychische Störungen
674.588
Gesamt ‘psychische und
Neurologische Erkrankungen: 797.725
Für 2010 ergeben sich für psychische Störungen in
Europa Gesamtkosten von € 674.000 Millionen
(Deutschland: 122.111 Mill. €)
Die Gesamtkosten unter Einbezug neurologischer
Erkrankungen betragen für Europa €797.725 Millionen
16
Diese Schätzungen werden durch die “tatsächlichen direkten
Ausgabezahlen” gestützt:
Aber die direkten Therapiekosten sind einzigartig niedrig!:
Ein Vergleich
Angststörungen
directhealth
care
direct
other
Ungleich anderer
Erkrankungen ist die
Kostenstrukur
hauptsächlich durch
indirekte Kosten bestimmt
KHK
indirect
direct
other
directhealth
care
indirect
Selbst bei Depressionen
sind die direkten
Behandlungskosten
extrem niedrig!
Depression
directhealth
care
indirect
direct
other
Würde eine Erhöhung der
direkten Kosten nicht eine
überproportional große
Reduktion der indirekten
Kosten bedingen?
Diabetes
indirect
direct
other
directhealth
care
Die Kosten für psychische Störungen sind immens in der EU
und sind größer als das Bruttosozialprodukt vieler Staaten
Die Ausfalltage aufgrund psychischer Störungen steigen stetig
(indirekte Kosten) und übersteigen die anderer
Krankheitsgruppen
Problem erkannt …..
 Psychische Störungen sind verantwortlich für das größte Kostenvolumen aller
Erkrankungen in Europa
 Gründe: Häufigkeit, Ausfalltage & extrem hohe indirekte Kosten, angesichts der Häufigkeit
zu geringe Diagnose/Behandlungskapazität, schlechte Versorgung, inadäqaute Therapie,
proportional zu niedrige Therapieausgaben/Fall, (Therapie: „zu selten, zu spät und nicht
adäquat“)
 Psychische Störungen sind verantwortlich für die größte Krankheitslast – nicht
aufgrund der Therapiekosten, sondern zu über 80% aufgrund indirekter Kosten
(Ausfalltage, Berentung, Produktivitätsverlust, Sozialkosten)
 Die indirekten Kostenanteile steigen weiter an (im Gegensatz zu anderen Krankheiten!)
 Psychische Störungen erhöhen das Risiko anderer somatischer Erkrankungen
(Komorbidität), verschlechtern ihre Prognose und das Ansprechen auf Therapie (Folge:
Frühmortalität und Behinderung)
 Die Versorgungs- /Therapiesituation ist und bleibt massiv defizitär (kapazitär,
Integration der Sektoren und Beteiligten, Kontinuität)
 Angesichts der Krankheitslast sind die Ausgaben für Forschung (in der EU 27% des Forschungsvolumens, z.B. 4-fach niedriger als für Krebs) und Versorgung
(Behandlungskosten/Fall vielfach niedriger als bei Diabetes und Kardiovakulären Erkrankungen)
einzigartig niedrig
….. Und die Lösungswege aufgezeigt
ROAMER: A Roadmap for
Mental Health and Well-being
Research in Europe
Seit Jahren sind wir weltweit auf der Suche nach den Lösungen (siehe: Grand Challenges ,
World Mental Health Survey, WHO Action group)
Aber erstmals haben sich in Europa alle Beteiligten an einem Prozess beteiligt, um
systematisch die Forschungs- und Handlungsagenda empirisch und detailliert entwickelt
Der Arbeitsprozess von ROAMER …..

4 Jahre

Über 1.000
Experten


Forschung

Klinik

Versorgung

Patienten

Angehörige

Ökonomen

Politiker
Output

Über 100
Publikationen

Roadmap und
Prioritäten
ROAMER fordert 6 Schwerpunkte zur Erforschung psychischer Störungen
und psychischer Gesundheit
1. Forschung zur Prävention psychischer Störungen, zur Förderung psychischer Gesundheit
und vor allem der Behandlung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
2. Gezielte Forschung zu den kausalen Entwicklungs-Mechanismen psychischer Störungen
sowie den Determinanten von guter psychischer Gesundheit und Wohlbefindens über die
Lebensspanne hinweg (einschließlich des höheren Lebensalters)
3. Weiterentwicklung der internationalen und interdisziplinären Forschungsnetzwerke und
gemeinsamer Datenbanken, um Kontinuität und Synergie zu sichern.
4. Forschung zur Entwicklung verbesserter Interventionen auf Basis aktueller
wissenschaftlicher und technologischer Fortschritte und ihre effektive Implementation in
die Versorgung.
5. Entstigmatisierung und Einbezug von Betroffenen und Behandlern bei Entscheidungen in
der Gesundheitsversorgung und Forschung
6. Forschung zu Gesundheits- und sozialen Systemen, die die Qualität der Versorgung, sowie
sozio-kulturelle und sozio-ökonomische Kontexte und Herangehensweisen berücksichtigt
ROAMER fordert mit seinem Programm:
 Über gezielte Forschungs-Investitionen in den kommenden 10 Jahren
die Krankheitslast psychischer Störungen entscheidend zu reduzieren.
 Die Voraussetzungen sind erfüllt – wir können in den nächsten 10 Jahren die
Wende schaffen
 Zu handeln - Der wissenschaftliche Fortschritt der letzten 10 Jahre lässt
ein „Weiter wie bisher“, nicht mehr zu.
 Die Auswirkungen psychischer Störungen nehmen stetig zu – jetzt sind
wir in der Lage, diese Lücken zu schließen. Jüngste Fortschritte in den
psychologischen und Neuro-Wissenschaften haben die komplexen
Abläufe bei psychischen Störungen zugänglich gemacht und werden
helfen neue Therapieformen zu entwickeln. Mit der BMBF Initiative
„Forschungsverbünde psychische Störungen“ ist ein Anfang gemacht dies muss strukturell weiter entwickelt und verstetigt werden
 Das Forschungsfördervolumen in Deutschland und Europa zu
verdreifachen, um der Krankheitslast und den Herausforderungen
psychischer Störungen wirksam zu begegnen.
Die Roamer-Agenda
ROAMER untersuchte für alle wissenschaftlichen Disziplinen und umfassend für
alle europäischen Länder die gegenwärtigen Forschungsthemen, -strukturen und
–kapazitäten.
ROAMER identifizierte und veröffentliche für alle Themenbereiche
entscheidende Lücken in der wissenschaftlichen Erkenntnislage und schlägt
konkret prioritäre Forschungsprojekte vor.
Die ROAMER-Arbeitsgruppen fordern eine koordinierte Gesamt-Strategie für die
Erforschung psychischer Gesundheit, statt einer Vielzahl kleiner Projekte.
Die zentralen Fragen können nur durch große interdiszplinäre KollaborativProjekte beantwortet werden und sollten folgende sechs
Forschungsschwerpunkte aufweisen:
1. Forschung in Bezug auf die Prävention psychischer Störungen und
Förderung psychischer Gesundheit sowie die Entwicklung effektiver Therapien
für junge Menschen
Warum? Die Mehrzahl aller Menschen mit psychischen Störungen haben einen
Krankheitsbeginn vor dem 21. Lebensjahr. Für Kinder- und Jugendliche ist die Forschung und
Versorgung am defizitärsten – erfolgreiche Prävention und frühere rechtzeitige Intervention
können maligne Verläufe verhindern.
Projektbeispiele:
- Langfristig angelegte Verlaufsstudien zur Untersuchung von Einflussfaktoren auf die
Entwicklung psychischer Gesundheit und Wohlbefindens.
- Entwicklung wirksamerer psychologischer und medikamentöser Therapien
- Kann gezielte wirksamere Therapie von Eltern mit psychischen Störungen das Erkranken
der Kinder verzögern oder ganz verhindern?
- Entwicklung neuer gezielter Präventionsansätze (z.B. e-health, soziale Medien) für
Risikogruppen (Kinder von erkrankten Eltern, Risikoträger, etc) und Prüfung der
Langzeiteffekte und „Nebenwirkungen
Dies hilft uns, Risiko- und Schutzfaktoren für psychische Störungen und psychische Gesundheit
über die Lebensspanne hinweg zu identifizieren. Je einem investierten Euro ergibt sich ein
Mehrgewinn in Höhe von 10 € für die Früherkennung, von 18 € für die Prävention psychischer
Störungen bzw. 84 € für die Gesundheitsförderung.
The conventional
approach to establish
interventions
Clinical practice
Translational hurdle 1
Clinical trials
Disease
Mechanisms
Translational hurdle 2
From patients to pathophysiology
From vulnerabilities and early core process dysfunctions
in critical trajectories to the shaping of disorders
Personalized
medicine
Dys-functions
and abnormal
development
(illness/disorder)
I. Targeted (dysfunctional processes/
trajectories) early intervention in
preclinical stages/risk groups
II. Targeted optimized therapeutic
intervention in clinical stages
I Public health benefit
early targeted interventions
Conception
birth
Core
processes &
mechanisms
Adulthood and high age
Childhood/adolescence
Pre-clinical stage:
Adaptive & maladaptive behavior
Evolution &
critical
trajectories
II Treatment benefit
Normal
functions and
adaptive
development
Clinical-therapeutic stage:
optimized interventions
Targeted early
interventions
Novel targeted
early interventions
Targeted
treatment
Targeted optimized
therapies
The future
approach
2. Forschung zur Entwicklungsdynamik und kausalen Mechanismen von
psychischen Störungen und psychischer Gesundheit über die Lebensspanne
Warum? Die neue psychologische und neurobiologische Grundlagenforschung zu psychischen
Störungen erlaubt die komplexen Wechselwirkungen zwischen (a) Genetik, Umwelt und
Person, wie auch (b) innerhalb der Person zwischen Stress – Verhalten – Kognition –Emotion
und Körperfunktionen zu verstehen. Es gilt, dieses Wissen nun anzuwenden in Hinblick auf: (a)
eine optimierte Anwendung bestehender effektiver psychologischer und pharmakologischer
Verfahren, (b) Entwicklung neuer Therapien und (c) Förderung von Resilienz (Prävention).
Projektbeispiele:
- Funktionale Charakteristik neurobiologischer Mechanismen über die Lebensspanne, sowie
bei erfolgreicher und nicht erfolgreicher Therapie?
- Welche Störungen dieser Mechanismen führen zu psychischen Störungen?
- Soziale, psychologische und neurobiologische Mechanismen der Resilienz? Rolle von
Vulnerabilität und Stress in kritischen Lebensphasen
- Die Ausweitung der Forschung von Studien einzelner „reiner“ psychischen Störungen (wie
Depression, Schizophrenie) auf diagnostisch breitere – komorbide – Patientengruppen;
einschließlich der Komorbidität mit somatischen Krankheiten (Diabetes, Herz, Krebs)
Ansätze (z.B. personalisierte Medizin), die die individuellen Variationen berücksichtigen, können
die Therapie entscheidend verbessern. Diagnostisch breitere Ansätze erlauben die Auffindung
spezifischer und allgemeiner Faktoren/Mechanismen der Entwicklung psychischer Störungen
3. Weiterentwicklung und Ausbau kollaborativer interdisziplinärer Netzwerke
Warum? Keine einzelne Einrichtung ist in der Lage, die Forschungsfragen alleine zu
beantworten. Die Komplexität psychischer Störungen erfordert große Untersuchungskollektive
und interdisziplinäre Methodik. Große Multicenter-Studien und die kumulative Sammlung aller
Daten, um die Ergebnisse statistisch zu modellieren, sind ein MUSS. Zugleich sind neue
Modelle der Informatik und Big Data Ansätze mit Datenschutzerfordernissen zu verbinden.
Projektbeispiele:
- Standardisierung der Forschungsmethoden in Bezug auf Diagnostik, Methodik und
Auswertungsprotokolle (z.B. neurobiologische, psychologische, soziale Daten)
- Etablierung von Big Data Zentren für integrative und studienübergreifende Analysen
- Etablierung von gemeinsamen Zentren für Schulung, Studiendurchführung und –Auswertung
auf nationaler und internationaler Ebene
Diese Netzwerke werden derzeit mit Anlaufzeiten von 1-2 jeweils für ein oder zwei
Projektverbünde mühsam aufgebaut und nach Auslauf der der 3-5-jährigen Förderung
aufgelöst. Dies ist ineffizient hinsichtlich Kosten und Ergebnisabschöpfung. Es braucht
nachhaltige Förderkonzepte, die Synergien und Komplementarität fördern.
4. Entwicklung und Implementierung von technologischen Entwicklungen
Warum? In allen Bereichen – von der Grundlagen-, Präventions- zur Therapieforschung
besteht ein Translationsstau hinsichtlich neuer Technologien. E-health und internet-basierte
Ansätze werden nicht schnell genug und intensiv genug erforscht und optimiert, dadurch
werden vielversprechende Ansätze und ihre Umsetzung erschwert.
Projektbeispiele:
- Wie können neue Forschungsergebnisse schneller und besser in die klinische Forschung
und die Routineversorgung übertragen werden?
- Standardisierung der Forschungsmethoden in Bezug auf Diagnostik, Methodik und
Auswertungsprotokolle (z.B. neurobiologische, psychologische, soziale Daten)
- Etablierung von Big Data Zentren für integrative und studienübergreifende Analysen
- Etablierung von gemeinsamen Zentren für Schulung, Studiendurchführung und –Auswertung
auf nationaler und internationaler Ebene
Diese Netzwerke werden derzeit mit Anlaufzeiten von 1-2 jeweils für ein oder zwei
Projektverbünde mühsam aufgebaut und nach Auslauf der der 3-5-jährigen Förderung
aufgelöst. Dies ist ineffizient hinsichtlich Kosten und Ergebnisabschöpfung. Es braucht
nachhaltige Förderkonzepte die Synergie und Komplementarität fördern.
5. Stigma psychischer Störungen reduzieren und Patienten, Angehörige und
Versorger befähigen bessere Entscheidungen zu treffen
Warum? Letztlich haben Patienten und ihre Angehörigen die Entscheidungshoheit über
Diagnostik und Therapie. Das Ausmaß von Stigma bei vielen Diagnosen und
Stigmatisierungsprozesse ist erheblich und ihre Effekte in der Versorgung sind unklar. Dies
betrifft junge und weibliche Patienten ebenso wie das familiäre Umfeld und die Gesellschaft als
Ganzes. Wir brauchen systematische Forschungsprogramme zu Behandlungspräferenzen und
Stigmatisierungsprozessen, ihren Effekten und ihre Veränderbarkeit.
Projektbeispiele:
- Erforschung des Einflusses von Therapiepräferenz und ihren Determinanten
- Entwicklung effektiverer und kosteneffizienterer zielgruppenorientierter (nach diagnostischer
Problematik, Versorgungsbereich, soziale Teilgruppen) Anti-Stigma Interventionen.
- Entwicklung nachhaltiger, regional und international abgestimmter Programme zu Stigma,
Diskrimination und sozialen Ausgrenzungsprozessen.
Psychische Störungen sind im Vergleich zu allen somatischen Erkrankungen immer noch
massiv benachteiligt. Diese Benachteiligung betrifft nicht nur die Patienten selbst im Kontakt
mit Angehörigen, Arbeitsplatz und Behörden, sondern auch viele Entscheidungsgremien der
Krankenkassen, der Politik und Arbeitsorganisationen (siehe z.B. Reaktionen auf die
Priorisierung der Disease management programme „Depression“)
6. Forschung zu den Einflüssen der Organisation von Gesundheits- und
Sozialsystemen
Warum? Wie die EU-Vergleiche, aber auch regionale Projekte zeigen, hat die Organisation von
Gesundheits- und Sozialsystemen erheblichen Einfluss auf die Versorgungsqualität.
Systematische quantitative und qualitative Forschung ist erforderlich, um derartige Einflüsse
und Effekte auf Teilgruppen (z.B. sozioökonomischer Status, Armut, Ältere) zu quantifizieren
und Erkenntnisse zu systematisieren. Derartige Forschung verspricht auf politischer und
gesellschaftlicher Ebene die Formulierung „gesünderer“ Leitlinien für politische
Entscheidungen.
Projektbeispiele:
- Welche nationalen Unterschiede in der Organisation der Gesundheits- und Sozialsysteme
haben einen Einfluss auf eine effektivere Versorgung Psychisch Kranker? (z.B. umfassende
nationale Hausarzt-Systeme (UK), versus deutsches System)
- Unterscheiden sich die Systeme hinsichtlich Ihrer gesundheitsökonomischer Kosten?
- Entwicklung und Erprobung outcome-zentrierter Evaluations- und Monitoring-Systeme zur
Effektivität ganzer Versorgungsbereiche und-strukturen.
Forschung in diesem Bereich (best practice) erlaubt eine regional und national besser
abgestimmte Allokation von Ressourcen, informiert über Prinzipien in der Ausgestaltung
entsprechender gesetzlicher Initiativen. Sie hilft auch - über abgestimmte Maßnahmen schneller auf epochale (Alternde Bevölkerung) und europäische Ereignisse
(Flüchtlingsproblematik) zu reagieren.
Es mag schlecht aussehen, aber im internationalen
Vergleich sind wir gut! Ergebnisse der Economist
Intelligence Unit (2014) zur Versorgung im EU-Vergleich
Governance
Access
Environment
Opportunities
Overall Score
Rank
Country
Rank
Country
Rank
Country
Rank
Country
Rank
Country
1
UK
=1
Germany
1
Germany
1
France
1
Germany
2
Finland
=1
UK
2
Slovenia
2
Finland
2
UK
3
Denmark
=3
Denmark
3
Norway
=3
Denmark
3
Denmark
=4
Germany
=3
Netherlands
4
Denmark
=3
Estonia
4
Norway
=4
Luxembourg
=3
Norway
5
Spain
=5
Germany
5
Luxembourg
6
Sweden
=3
Sweden
6
Luxembourg
=5
Netherlands
6
Sweden
7
Belgium
7
Latvia
7
Netherlands
=5
Norway
7
Netherlands
© The Economist Intelligence Unit Limited 2014
Psychische Erkrankungen sind die Herausforderung des 21.
Jahrhunderts
35

Sie sind häufig (jedes Jahr sind in Europa 164.8 Millionen Menschen betroffen), aber
mit Stigma belegt, schlecht versorgt und behandelt

Sie sind behandelbar, aber haben als komplexe Erkrankungen, unterschiedlichen
Versorgungsbedarf und unterschiedliche Defizite (sie erfordern eine gut abgestimmte
und oft multiprofessionelle Versorgung)

Sie sind massiv einschränkend und behindernd (verantwortlich für 42% aller YLDs
aller Krankheitsgruppen) und verantwortlich für den größten Anteil der gesamten
Krankheitslast (DALY) aller Krankheitsgruppen (Männer: 23%, Frauen: 30%)

Die Kostenlast ist immens – nicht wegen der direkten Therapiekosten (verantwortlich für
weniger als 5% der Gesamtkosten), sondern wegen indirekter Kosten aufgrund von
fehlender oder mangelhaft koordinierter Therapie bei hohem Behinderungspotential

Konzertiert handeln und auf allen Ebenen die Größenordnung bewusst machen

Die Versorgungskapazität erhöhen und bessere koordinierte Modelle entwickeln

um die bestehenden effektiven Therapien früher, schneller und qualitätsgesichert
an die betroffenen Patienten zu bringen
Die Zeit für sofortiges konzertiertes Handeln ist gekommen:
Rationale Entscheidungen erfordern solide Forschung
36

Die strukturellen, ressourcentechnischen und wissenschaftlichen Voraussetzungen
sind vorhanden

… ebenso wie die notwendige Priorisierung der Forschungsthemen und- strategien

Nun brauchen wir koordiniertes und konzertiertes Handeln aller Beteiligten

Forschung zu psychischen Störungen ist politisch zu priorisieren und die Forschungsetats
erheblich entsprechend der quantitativen Bedeutung auszuweiten (Faktor 3)

Psychische Störungen brauchen – wie auch andere Volkskrankheiten – ein Deutsches Institut,
dass die Organsisation der Forschungsagenda sowie die Grundlagen-, klinische und
Versorgungsforschung unter einem Dach bündelt,

Sowie nachhaltige Strukturen um kostenträchtige Komponenten synergistisch zu bündeln
(Stichworte: Genetik, Neuroimaging, epidemiologische und klinische Therapie- und
Verlaufsforschung)
Danke für die Aufmerksamkeit
- Diese Präsentation ist verfügbar unter: www.psychologie.tu-dresden.de/klinische/news
- Begleitmaterialien mit zentralen Publikationen der ROAMER Gruppe befinden sich auf dem USB stick
Kontakt: Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen und Dr. Susanne Knappe, Institut für Klinische
Psychotherapie, Technische Universität Dresden
E-Mail: [email protected] und [email protected]
Tel.: +49-351-463 38577
Psychologie und
Folien für die Diskussion
Epidemiologische Implikationen für Industrie und Wirtschaft
Problem: Etwa 25% der arbeitenden Bevölkerung leidet jedes Jahr unter
einer psychischen Störung – die meisten (75%) ohne Behandlung
• Priorität 1: Ermutigung zu und Beseitigung von Barrieren hinsichtlich
Diagnostik und Therapie: wir müssen die Therapiequote steigern
• Für alle psychischen Störungen gibt es wirksame Therapien, die einen
nachgewiesenen Einfluss auf Fehltage und Arbeitsproduktivität haben
• Herausforderungen: absolute Vertraulichkeit, Stigma reduzieren, Kontinuität und
Nachhaltigkeit von Maßnahmen
• Modelle: outsourcen, e-health, kontinuierliches E-mail/Internet/Telefon-monitoring,
Unterstützung bei Therapievermittlung
• Priorität 2: Entwicklung und Bereitstellung gezielter Interventionen für
Hoch-Risiko Gruppen:
• Z.B. Subgruppen mit hoher Imbalanz, „burn-out“,
• Effektivität derartiger Programme ist im Gegensatz zu genereller Prävention robust
etabliert
Psychische Erkrankungen sind die Herausforderung des 21.
Jahrhunderts
45

Sie sind häufig (jedes Jahr sind in Europa 164.8 Millionen Menschen betroffen), aber
schlecht versorgt und behandelt

Sie sind überwiegend komplexe Erkrankungen, die eine komplexe und gut
abgestimmte sowie oft multiprofessionelle Versorgung erfordern

Sie haben unterschiedlichen Versorgungsbedarf und unterschiedliche Defizite

sind massiv einschränkend und behindernd (verantwortlich für 42% aller YLDs aller
Krankheitsgruppen) und verantwortlich für den größten Anteil der gesamten
Krankheitslast (DALY) aller Krankheitsgruppen (Männer: 23%, Frauen: 30%)

Die Kostenlast ist immens – nicht wegen der direkten Therapiekosten (verantwortlich für
weniger als 5% der Gesamtkosten), sondern wegen indirekter Kosten aufgrund von
fehlender oder mangelhaft koordinierter Therapie bei hohem Behinderungspotential

Konzertiert handeln und auf allen Ebenen die Größenordnung bewusst machen

Die Versorgungskapazität erhöhen und bessere koordinierte Modelle entwickeln

um die bestehenden effektiven Therapien früher, schneller und qualitätsgesichert
an die betroffenen Patienten zu bringen
Epidemiologische Implikationen für Industrie und Wirtschaft : 1. Bewußtsein
schaffen und Informationen bereitstellen
• Psychische Störungen (wie körperliche Erkrankungen) sind häufig und Teil
unseres Lebens
• Ca. 50% aller Menschen erkranken irgendwann im Laufe ihres Lebens an einer psychischen
Störung, ein Viertel ist derzeit betroffen
•
•
•
•
Einige erkranken nur kurz und einmalig, andere häufiger, einige chronisch
Die sozio-ökonomische Last ist enorm, gerade für die Wirtschaft
Es gibt keine Epidemie oder eine Zunahme psychischer Störungen in den letzten 2 Dekaden
Die Versorgungs- und Behandlungssituation ist größtenteils defizitär, nur 5-10% der
Betroffenen erhalten eine adäquate Behandlung
• Unterschiede zwischen einzelnen Gruppen implizieren, dass „die Umwelt“ eine Rolle spielt
• Derzeit wissen wir noch nicht, wie wir psychische Störungen verhindern können, aber wir
könnten die Schwere, Dauer und Komplikationen maßgeblich senken.
• Forschungsziele: Identifikation von Subgruppen, der Behandlungsfoki und
Interventionsformen
• Arbeit und Beschäftigung ist in erster Linie ein protektiver Faktor!
• Aber bestimmte Faktoren (Gratifikationskrise, Missverhältnis zwischen Anstrengung und
Entlohnung) können das Risiko für psychische Störungen erhöhen (Effekte auf die Inzidenz sind
allerdings unklar)
• Forschungsziele: Identifikation und Monitoring von Hochrisikopersonen und –gruppen
Active mental disorders substantially increase the risk of disability days: Proportion
of subjects with at least one disability day due to mental and somatic health reason in the 4 weeks
month by presence of mental disorder
%w with at least 1 day
The presence of any 12month disorder increases
substantially the
probability of having at
least one disability day in
the past month:
Active versus no disorder:
OR: 5.9 (4.6-7.5)
Partially or fully remitted
have only marginal
increases:
Remitted versus no disorder: OR:
1.3 (.08-2.0)
Active = The person meets the
full diagnostic criteria in the
past 12 month.
Mental disorder status
Jacobi et al (in press) IJMPR, Mack et al (in press)
(Partially) remitted: The person
had a mental disorder, but
does not meet fully the criterai
in the past 12-month