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André Poggenburg – Mit der AfD auf Wahlkampftour | Manuskript
André Poggenburg – Mit der AfD auf Wahlkampftour
Ein schwieriger Termin im Wahlkampf-Leben des AfD Spitzenkandidaten André Poggenburg
beginnt mit seiner Verspätung. Holocaust-Gedenktag in Magdeburg. Der AfD Kollege muss
ohne seinen ersten Mann den Kranz niederlegen. Mitten in der Zeremonie ist dann auch
André Poggenburg da.
Reporter: Haben Sie sich vorher nicht getraut oder ist das jetzt unhöflich?
André Poggenburg: Doch, doch, doch ich hab mich getraut. Aber ich bin von weiter weg.
Für Neupolitiker Poggenburg bleibt jetzt nur noch die letzte Reihe. Trotzdem taugt der
Termin um sich dem angestrebten Berufspolitiker-Leben zu nähern. Die altgediente A-Liga
Sachsen-Anhalts ist schließlich auch vor Ort.
Reiner Haseloff: … Sie mahnen uns Lebenden die Opfer und ihr unsägliches Leid nicht zu
vergessen.
Nur dieser Gedenktag und das Wahlkampfprogramm der Rechtspopulisten scheinen nicht
recht zusammen zu passen.
Reporter: In ihrem Wahlkampfprogramm bezeichnen Sie die Naziherrschaft als 12
Unglücksjahre. Unglück- das ist so was wie ein Autounfall, etwas das über mich kommt.
Passt das?
André Poggenburg: Nee, Autounfall ist vielleicht Pech, aber ein wirkliches Unglück für ein
Land sind diese 12 Jahre.
Poggenburg und seine AfD stehen in aktuellen Umfragen bei ca 15 Prozent für die
Landtagswahl. Rekord für die Partei. Der relativ unbekannte 40jährige wäre dann
erfolgreicher als Frauke Petry und Björn Höcke.
Wären da nur nicht diese Zeitungsschlagzeilen der letzten Tage die alles zunichtemachen
könnten. Schadensbegrenzung via Pressekonferenz. Es geht um unbezahlte Rechnungen,
Steuerschulden, Haftandrohungen. Misslich für den Mann der sonst auf Recht und Ordnung
pocht. In unserem Interview erklärt Poggenburg:
André Poggenburg: Das wieder ganz genau bei der AfD hingeschaut wird,ja, wir kennen
das ja auch aus der Vergangenheit aus anderen Fällen schon, wo dann sofort alles raus
gekramt wurde. Ich nehme das etwas sportlich, das sage ich ganz ehrlich, ich weiss, dass
niemand durch mich zu Schaden gekommen ist.
Reporter: Naja, Leute haben lange auf ihr Geld gewartet, offensichtlich, sonst wären sie
nicht zum Gerichtsvollzieher gegangen.
André Poggenburg: Und haben das dann verzinst, ordentlich verzinst bezahlt bekommen,
ja. Hat niemand Schaden durch mich erlitten.
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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Schaden will er sich vor allem selbst nicht. Schon aus wirtschaftlichen Gründen. Für den
glücklosen Unternehmer geht es um ein hochdotiertes Landtagsmandat.
Kernthema seines Wahlprogramms Widerstand: Die AfD als Bewahrerin ihrer deutschen
Nation. Auf und zurück in die Vergangenheit . So sollten Theater, Schulen, Museen
identitätsstiftend deutsch sein. Was das heißen soll?
Ich bin kein Kulturhistoriker. Und möchte da auch gar nichts weiter dazu sagen uns geht es
allgemein darum, dass wirklich allgemein deutsche Geschichte, deutsche Kunst auch
historisch gesehen einfach in den Vordergrund rückt.
Als es dunkel wird in Magdeburg macht sich der ehemalige Autokühler-Fachverkäufer bereit
für den Höhepunkt seines Tages. Großdemo in der Landhauptstadt. Die AfD hat 10.000
Teilnehmer angemeldet. Gegendemonstranten sind auch schon da.
Reporter: Haben Sie denn mit so hartem Widerstand gerechnet?
André Poggenburg: Ja, damit haben wir gerechnet. Das hat man ja schon früher
mitbekommen, auch bei der Kommunalwahl schon mitbekommen, als dann eben unsere
Plakate abgenommen wurden, abgerissen wurden zerrissen wurden, da war uns schon klar
was uns für ein Wind entgegen weht.
Aber dem halten wir gerne Stand.
Reporter: Schockt Sie nicht?
André Poggenburg: Nein.
André Poggenburg im Wahlkampfmodus. Sein Vorbild: Che Guevara. Symbolfigur der
kubanischen Rebellenarmee. Ein Anführer eben.
Naja, mal aufpassen, dass heut nichts wegfliegt hier.
Reporter: Wieviel wird denn der Wahlkampf kosten? Was haben Sie denn einkalkuliert?
Wir haben ein Gesamtbudget von ca 300.000 geplant, jawohl, ca 300.000 haben wir und
die werden wir sicherlich auch auf den Kopf hauen. Es nützt nichts. Von nichts kommt
nichts.
Heute kommen erstmal wenig, nicht die angemeldeten 10.000 - 600 werden es am Ende.
Aber die schätzen die schrillen Äußerungen der Rechtspopulisten.
Ich fand das gut, dass Sie gesagt haben Frau Merkel gehört mit der Zwangsjacke aus dem
Bundeskanzleramt geführt. Richtig so! Das ist so.
Reporter: Politiker versprechen ja immer was. Was können Sie den Damen denn
versprechen?
Das wir das, was die Bürger uns auf den Weg mit geben weitaus ehrlicher versuchen
umzusetzen im Landtag als das bisher geschieht. Ob wir das schaffen ist die andere Frage.
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Seine politische Karriere hat jedenfalls Fahrt aufgenommen. Dabei glänzte der Abgeordnete
Poggenburg bisher nicht durch Fleiß. Bei Kreistagssitzungen fehlte er regelmäßig oder kam
zu spät. Trotzdem schickt er sich an im Land Regie zu führen.
André Poggenburg: Sehen Sie das ? Sehen Sie das? Volle Fahrt voraus.
Sein Verbündeter an diesem Abend und in der Partei: Björn Höcke, Fraktionsvorsitzender
und Scharfmacher aus Thüringen. Heute nicht in Interviewlaune.
Reporter: Wie ist denn Ihr Verhältnis zueinander? Herr Poggenburg? Herr Höcke?
Höcke: Kannst Du mal der Presse sagen, dass die aufhören soll zu filmen?
Reporter. Sie reden nicht mehr mit uns?
Höcke: Heute Abend bin ich so belegt, heute Abend möchte ich nicht reden.
Poggenburg. Sie haben ja eine Menge heute schon bekommen.
Reporter: Wie ist denn Ihr Verhältnis, das können Sie mir noch sagen?
Poggenburg: Na ganz prima,wir stehen ganz nah beieinander und das denke ich mal, haben
wir auch gezeigt in den letzten Monaten, in den letzten Wochen. Da kommt nichts
dazwischen.
Ihr Zusammenhalt macht Sinn. Je besser das Ergebnis bei der Landtagswahl , umso größer
der Machtgewinn des radikalen, deutschnationalen Flügels innerhalb der AfD. Und für den
stehen sie beide.
Immer wieder geht es auch um die Nähe der Männer zu rechtsextremen Kreisen. Beide
bestreiten die mal mehr, oft weniger glaubhaft. Hier auf der Demo sieht das so aus:
Szene: André Poggenburg ruft Nazis raus, Björn Höcke bleibt stumm
Reporter: Herr Höcke, Nazis raus, hören wir das auch von Ihnen?
Höcke: (sieht weg) „Magdeburg ist echt eine schöne Stadt. Es ist unglaublich was sie hier
nach der Wende neu aufgebaut haben.“
André Poggenburg, AfD-Bundesvorstand, der Mann der mit den Ängsten der Menschen
Karriere macht, betritt schließlich seine große Bühne.
André Poggenburg: So lange die Masseneinwanderung des letzten Jahres und die damit
verbundene großen Probleme nicht ordentlich gelöst sind gibt es nur eine Obergrenze und
die heißt null.
Hinter den Kulissen reicht es ihm jetzt.
Ordner: Heute nicht mehr, ja? Von daher möchte ich Sie bitten hinter die Barriere zu
gehen.
Nur als sich herausstellt im AfD-Demonstrationszug sind Journalisten mit Reizgas angegriffen
worden, gibt er doch noch ein Interview.
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André Poggenburg: Da müssen wir der Antifa sagen, dass sie das unterlassen soll in Zukunft.
Reporter: Meinen Sie, dass war die Antifa die hinter Ihnen gelaufen ist?
André Poggenburg: Na hundertprozentig.
Einen Tag später wird Poggenburg verkünden, Journalisten nun Security an die Seite zu
stellen. Das gab es noch nie. Deutschland in AfD-Zeiten.
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