- MEDIAN Kliniken

Kleiner Ratgeber Schluckstörungen
... für Patienten mit Schluckstörungen und ihre betreuenden Angehörigen
Informationen, Übungen und Tipps
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Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Das Schlucken – Ablauf und Störung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Problematik beim Schlucken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Normaler Schluckablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Gestörter Schluckablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Gefahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ursachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Erkennen einer Schluckstörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Was kann man tun? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ziel der Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Essen und Trinken – Worauf ist zu achten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Angepasste Kost . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Andicken von Getränken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sicherer essen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Sichere Konsistenz durch Andickungsmittel . . . . . . . . . . . . . . . 9
Medikamentengabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Allgemeine Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Sitzhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Feste Nahrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Trinken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Beim Verschlucken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Mundpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Training für die Kau- und Schluckmuskulatur . . . . . . . . . . . . . 12
Ernährungsplan. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Schluckkostformen a – d . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 – 18
Sondennahrung e . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
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Literaturhinweise / Impressum
Die MEDIAN Kliniken
Impressum
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Herausgeber
MEDIAN Kliniken, Marketing
Bismarckstr. 105 · D-10625 Berlin
Telefon +49 (0) 30 / 53 00 55 – 0
Verfasserin
Andrea Neß, Dipl.-Patholinguistin
und Leitende Sprachtherapeutin der
MEDIAN Klinik Berlin-Mitte
Redaktion
Uta Reichhold, Leitung Marketing / PR
Mitarbeit: Maud Materson,
Stefanie Geppert
Beratende Unterstützung
»Medical Board Neurologie«
CA Dr. med. U. Dockweiler
CA Dr. med. C. Dohle
CA Dr. med. M. Leisse
CA MUDr. PH. Dr. J. Rakicky
CA Prof. Dr. med. M. Sailer
Gestaltung
lab.orange GmbH, Berlin
3. überarb. Auflage 2015
Liebe Leserin, lieber Leser,
das Schlucken beherrscht der Mensch schon im Mutterleib, wo
er jedoch überwiegend über die Nabelschnur versorgt wird.
Nach der Geburt ist das Schlucken für uns die einzige Möglichkeit, dem Körper Nahrung zuzuführen.
Schlucken ist eine lebenswichtige Fähigkeit. Normalerweise machen wir uns keine Gedanken über das Schlucken (man schluckt
ca. 600 bis 2.000mal täglich), weil es völlig unbewusst und automatisiert abläuft. Dennoch handelt es sich um einen äußerst
komplexen Vorgang, an dem viele Nerven, Muskeln und Organe
beteiligt sind, die exakt gesteuert werden müssen. Störungen
dieser lebenswichtigen Fähigkeit führen zu Beeinträchtigungen
des körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens. Auf
den folgenden Seiten informieren wir Sie über die wesentlichen
medizinischen Grundlagen sowie die Diagnostik und Therapie
der Schluckstörungen. Darauf aufbauend finden Sie und Ihre
Angehörigen in dieser Broschüre viele Hinweise und praktische
Tipps zum bestmöglichen Umgang mit der Erkrankung.
Ein herzlicher Dank geht hiermit an die Ärzte des »Medical
Boards Neurologie« der MEDIAN Kliniken, die mich bei dieser
neuen, überarbeiteten Auflage der Broschüre unterstützt haben.
Andrea Neß
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Das Schlucken – Ablauf und Störung
Der normale Schluckablauf
Problematik des Schluckens
Im Rachen kreuzen sich Atem- und Nahrungswege. Die Atemluft gelangt über die Nase in den Rachen und von dort über den
Kehlkopf und die Luftröhre in die Lunge. Die Nahrung gelangt
über den Mund und den Rachen in die hinter der Luftröhre
liegende Speiseröhre. Damit keine Nahrung in den Kehlkopf, die
Luftröhre und die Lunge gelangt, müssen die unteren Luftwege
rechtzeitig dicht verschlossen sein. Dies darf aber nicht zu lange
dauern, weil der Mensch in dieser Zeit nicht atmen kann.
Nahrung
Luft
Lunge
Der Atemweg
Magen
Der Nahrungsweg
> Im Rachen kreuzen sich die Atem- und Nahrungswege.
Quelle: Schalch: Schluckstörungen und Gesichtslähmungen, 4. A. ©1994 Urban & Fischer Verlag
4
Die Nahrung wird in den Mund genommen, dort zerkleinert
und eingespeichelt, zu einem Bolus (Speisekloß) geformt und
von der Zunge in den Rachenraum transportiert. Im Bereich des
Übergangs vom Mund- in den Rachenraum wird der Schluckreflex ausgelöst. Infolge des Schluckreflexes hebt sich der Kehlkopf, die unteren Atemwege werden u. a. durch den Kehldeckel
sicher verschlossen und die Speiseröhre wird geöffnet. Nun
gelangt die Nahrung über die Speiseröhre in den Magen.
Der gestörte Schluckablauf
Grundsätzlich können über den gesamten Schluckablauf hinweg, vom Aufnehmen der Nahrung in den Mund bis hin zum
Transport in der Speiseröhre, Beeinträchtigungen auftreten, z. B.
• Schlechtes Kauen (wg. fehlender Zähne und / oder schlecht
sitzender Prothesen)
• Ungenügendes Einspeicheln der Nahrung (die Nahrung
»rutscht« schlecht)
• Transportschwierigkeiten im Mund (eingeschränkte Zungenund Kieferbeweglichkeit)
• Schwierigkeiten bei der Auslösung des Schluckreflexes
• Transportschwierigkeiten im Rachen
• Ungenügender Abschluss der unteren Luftwege
• Ungenügende Öffnung des oberen Speiseröhrenverschlusses
u. v. m.
Was ist so gefährlich an einer Schluckstörung?
Wenn Nahrung in die unteren Luftwege gelangt (Aspiration),
besteht die Gefahr, dass eine Lungenentzündung ausgelöst
wird, die den Patienten zusätzlich schwächt und Lebensgefahr
bedeutet. Husten und Räuspern sind Schutzmechanismen und
verhindern das Eindringen von Nahrungsbestandteilen in die
Lunge.
> Eine große Gefahr ist die »stille Aspiration«, bei der
Nahrung in die Lunge gelangt, ohne dass der Patient
husten muss.
Ursachen für einen gestörten Schluckablauf
Es können organische Ursachen vorliegen, d. h. ein am Schlucken beteiligtes Organ (z. B. die Zunge) kann seine Funktion
nicht vollständig erfüllen, weil es möglicherweise in der Beweglichkeit eingeschränkt oder kraftgemindert ist.
Es kann aber auch eine Störung der Steuerung und Koordinierung des Schluckvorganges vorliegen, zudem kann die
Wahrnehmung im Mund gestört sein (z. B. Taubheitsgefühl der
Zunge / Lippen / Wange).
Folgende Krankheiten können eine Schluckstörung nach
sich ziehen, z. B.
• Schlaganfall
• Schädelhirntrauma
• Tumor(e)
• Demenz
• Parkinsonerkrankung
• ALS (Amyotrophe Lateralsklerose)
• MS (Multiple Sklerose)
• und viele andere (z. B. Zustand nach Intubation und
Trachealkanülenpflicht)
Das Schlucken verändert sich aber auch allein durch Alterungsprozesse. In der Regel kann sich der Körper auf diese Veränderungen bis zu einem gewissen Punkt gut einstellen und sie
kompensieren.
Durch eine Krankheit oder Verletzung, die nicht unbedingt die
an der Nahrungsaufnahme beteiligten Organe betreffen muss,
kann es zu einer allgemeinen Schwächung des Körpers kommen.
Dadurch kann auch die Schluckfähigkeit stark beeinträchtigt
werden.
Auch nicht (mehr) passende Zahnprothesen sowie eine verminderte Speichelproduktion (auch z. B. aufgrund von Medikamentennebenwirkungen) können die Nahrungsaufnahme deutlich
beeinträchtigen.
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Woran kann man eine Schluckstörung erkennen?
Wenn ein Patient schluckt, so bedeutet das nicht automatisch,
dass die gesamte Nahrung in die Speiseröhre gelangt.
Folgende Anzeichen können für eine Schluckstörung sprechen:
• Wiederkehrendes, unklares Fieber
• Vermehrtes Husten oder Räuspern beim Essen oder Trinken
(auch Würgen, Niesen)
• Nebengeräusche bei der Atmung (Atemrasseln)
• Belegte, gurgelnde (»feuchte«) Stimme
• Nahrungsreste im Mundraum (auf der Zunge, in den Wangentaschen, am oberen Gaumen)
• Aus dem Mund laufende Nahrung
• Speichelfluss, aber auch Mundtrockenheit
• Ablehnung der Nahrungsaufnahme bzw. bestimmter Nahrungskonsistenzen (z. B. Flüssigkeiten)
• Gewichtsverlust, Austrocknung
• Laute Schluckgeräusche (Glucksen)
• Verlängerte Nahrungsaufnahme (langes Kauen oder Ermüden
beim Kauen)
• Übermäßig schnelles Essen (»Schlingen«)
Was kann man tun?
Zunächst sollte man Kontakt mit einem Arzt und einem
Schlucktherapeuten, z. B. Logopäden, aufnehmen. Beide un-
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tersuchen das Schlucken und leiten, in Abhängigkeit von der
Ursache, Maßnahmen zur Verbesserung der Störung ein.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit der apparativen Schluckdiagnostik, z. B. durch eine Videolaryngoskopie, ein endoskopisches
Verfahren, mit dem man den Schluckvorgang genauer beurteilen kann. Diese Untersuchung wird nur von wenigen Ärzten in
Spezialsprechstunden durchgeführt.
Therapie
Was ist das Ziel der Behandlung?
Ziel der Behandlung ist, wenn möglich, eine
normale Ernährung (über den Mund) zu gewährleisten. Eine gezielte Schlucktherapie kann
die Schluckfähigkeit wieder deutlich verbessern.
Neben funktionellen Übungen zur Verbesserung
der Sensibilität (thermotaktile Stimulation)
und der Beweglichkeit der am Schluckvorgang
beteiligten Muskulatur (Mundmotorikübungen), kompensatorischen Maßnahmen (wie z. B.
Haltungsänderung und Schluckmanöver) helfen
eine Anpasssung der Nahrung an das Schluckvermögen und einige Regeln, die beim Essen
und Trinken zu beachten sind. Mit verschiedenen Hilfsmitteln
(wie z. B. gebogenes Besteck, Trinkhalme, Becher mit Nasenkerbe)
kann die Nahrungsaufnahme ebenfalls erleichtert werden.
Im Einzelfall muss jedoch zur Sicherstellung der Nährstoffversorgung eine Magensonde gelegt werden. Ziel der Schlucktherapie
ist aber auch hier, möglichst rasch wieder zu einer normalen
Ernährung zurückzukehren.
Worauf ist grundsätzlich beim Essen und Trinken
zu achten?
• Möglichst aufrechte Sitz- und Kopfhaltung (den Kopf im
Idealfall leicht nach vorn geneigt), Füße auf den Boden
• Essen in reizarmer Umgebung (z. B. nicht vor dem laufenden
Fernseher)
• Beim Essen nicht sprechen
• Langsam essen
• Auf geeignete Nahrungsmittel im Rahmen der Schluckdiät
achten (siehe Schluckstufen im Anhang)
• Den Patienten immer wieder zum Nachschlucken auffordern
• Mundpflege (ggf. vor und nach dem Essen, um eventuell
noch vorhandene Reste zu entfernen)
• Den Patienten nach dem Essen noch mindestens 20 Min.
aufrecht sitzen lassen, um zu verhindern, dass im Mundund Rachenraum verbliebene Reste unkontrolliert weiter
nach hinten abgleiten und ein Verschlucken nach sich ziehen.
Falsche Sitzhaltung
Richtige Sitzhaltung
> Richtige Haltung im Rollstuhl mit einem Brett als
Rückenstütze
Quelle: Bartolome: Schluckstörungen und Gesichtslähmungen, 2. A.©1999 Urban & Fischer Verlag
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Angepasste Kost
Vorgaben zum Andicken von Getränken
Wenn Essen und Trinken möglich sind, gibt Ihnen der
Schlucktherapeut Hinweise, worauf bei der Kost zu
achten ist. Die Kost wird individuell an den jeweiligen Leistungsstand angepasst. So kann es z. B.
zu Beginn notwendig sein, dass die gesamte
Nahrung fein püriert werden muss und
erst im Verlauf auch feste Nahrungsbestandteile sicher verarbeitet werden können. Unter Umständen ist es
notwendig, Flüssigkeiten zunächst
anzudicken, um das sichere Schlucken
zu gewährleisten. Welche Schluckkostform
und welcher Andickungsgrad für Sie zum jeweiligen
Zeitpunkt geeignet sind, wird der Schlucktherapeut mit Ihnen
und Ihren Angehörigen jeweils individuell besprechen.
Bitte beachten sie unbedingt die Andickungsvorgaben des
Schlucktherapeuten, da die benötigte Konsistenz nicht nur von
der Menge des Andickungsmittels, sondern auch von der Art
und der Temperatur der Flüssigkeiten abhängt.
Folgende Konsistenzen können unterschieden werden
flüssig
Sirup / Honig
Creme
Pudding
Wichtige Hinweise
• Nehmen Sie die Warnungen des Arztes oder des Schlucktherapeuten ernst
• Stimmen Sie die Art der Ernährung mit dem Arzt / dem
Schlucktherapeuten ab
• Fragen Sie nach, wenn Ihnen noch etwas unklar ist
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Sichere Konsistenz durch Andickungsmittel
Ein wertvolles Hilfsmittel zur Herstellung von Getränken und
Mahlzeiten mit einer homogenen, glatten und somit sicheren
Konsistenz sind Instant-Andickungsmittel, z. B.
Für Patienten mit und ohne Diabetes
n Nestargel
(Nestlé)
Hauptbestandteile: Johannesbrotkernmehl, Kalziumlaktat
Anwendung: Vorgegebene Menge mit dem Schneebesen
einrühren, mind. 20 Min. nachquellen lassen
n Nutilis,
früher: Quick & Dick (Pfrimmer Nutricia)
Hauptbestandteil: Maisstärke
Anwendung: Vorgegebene Menge mit dem Schneebesen
einrühren, mind. 5 Min. nachquellen lassen
n ThickenUP
(Novartis)
Hauptbestandteil: Maisstärke
Anwendung: Vorgegebene Menge mit dem Schneebesen
einrühren, mind. 5 Min. nachquellen lassen
Bei Patienten mit Diabetes mellitus muss der individuelle Bedarf
berechnet und eine angepasste Insulinsubstitution durchgeführt
werden.
Sicherer essen
Um Dysphagiepatienten die Angst vor dem (Ver-)Schlucken zu
nehmen, sollte man ihnen das Schlucken so weit wie möglich
vereinfachen.
Das häufig praktizierte Pürieren von festen Mahlzeiten reicht
jedoch bei vielen Patienten allein nicht aus, denn pürierte
Gerichte haben keine einheitliche Konsistenz, da sich nach
kurzer Zeit das Wasser separiert. Soßen können mit herkömmlichen Soßenbindern angedickt werden – oder man verwendet
die o. g. Andickungsmittel.
Es ist wichtig, das Essen zunächst geschmackvoll zu würzen
und dann zu pürieren. Zusätzlich können Maltodextrin und
Ovomaltine oder andere hochkalorische Ergänzungsmittel
mit in die Speisen eingerührt werden, um den Nährwert zu
erhöhen.
n Thick
& Easy (Fresenius Kabi)
Hauptbestandteil: Maisstärke
Anwendung: Vorgegebene Menge mit dem Schneebesen
einrühren, nach 1 Min. fertig
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Medikamentengabe
Sowohl Pharmafirmen als auch Ärzte und Pflegepersonal
sind in Bezug auf die Handhabung der Medikamentengabe
bei Schluckstörungen sehr vorsichtig. Eine Studie (Seifert et.
al. 1995) ergab, dass sich viele Einrichtungen bei Apothekern
erkundigen, wie die Darreichung erfolgen kann, wenn Tabletten
nicht mehr im Stück geschluckt werden können.
Das Schlucken von Medikamenten ist eine hohe Herausforderung für Patienten mit Schwierigkeiten in diesem Bereich, da
die Tablette (feste Konsistenz) meist mit Wasser (flüssige Konsistenz) geschluckt wird. Diese Mischung von Konsistenzen kann
zum Verschlucken führen.
>Wichtig: Nicht alle Medikamente dürfen gemörsert,
aufgelöst oder mit Nahrungsmitteln wie Pudding
eingenommen werden (z. B. Parkinsonmedikation)!
Tabletten oder Kapseln, die mit einem magensaftbeständigen Film überzogen sind, dürfen nicht zerkleinert
werden. Sie heißen zum Beispiel Film-, Long-, Retardoder Depot-Tabletten. Diese Medikamente können nur
wirken, wenn der Überzug intakt bleibt.
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Dennoch sind gemörserte Tabletten, die mit einem Löffel Pudding oder Apfelmus verabreicht werden, die meistverbreitete
Darreichungsform. Einige Tabletten können in Wasser aufgelöst
und dann als angedickte Flüssigkeit eingenommen werden. Das
gilt auch für die Medikamente, die in Tropfenform angeboten
werden. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie bitte nach.
> Achtung: Tabletten einzeln mörsern oder auflösen!
Ein Gemisch aus verschiedenen Medikamenten kann Wechselwirkungen hervorrufen, die nicht erwünscht und vor allem
gefährlich sind!
Allgemeine Hinweise
Das gewohnte Essen wie vor der Erkrankung ist oftmals leider
nicht mehr möglich. Bei der Nahrungsaufnahme ist jetzt höchste
Konzentration notwendig. Deshalb beachten Sie bitte folgende
Hinweise:
Sitzhaltung
• Möglichst physiologische Sitzhaltung, d. h. aufrecht, Füße mit
Bodenkontakt und das Kinn leicht in Richtung Brustbein
geneigt (»langer Nacken«)
• Während des Kauens und Schluckens nicht sprechen, erst wenn
geschluckt wurde und ggf. Reste im Mund nachgeschluckt
wurden
Feste Nahrung
• Nur Nahrungsmittel essen, die gut verarbeitet und geschluckt
werden können (keine klebrigen, faserigen oder krümeligen
Speisen)
• Zeit nehmen, gut kauen und ganz bewusst schlucken
• Nach Speiseresten im Mundraum mit der Zunge suchen und
nachschlucken
• Der Mund muss leer sein, bevor der nächste Bissen genommen
wird
• Keinen Nahrungsbrei mit Flüssigkeit hinunterspülen (Gefahr
des Verschluckens, da Flüssiges schneller rutscht als Breiiges)
• Wenn Speise nicht rutschen will, Kopfnickbewegungen nach
vorne unten
• Zwischendurch Sprechprobe: klingt die Stimme feucht,
gurgelnd oder verschleimt, dann nochmals schlucken, ggf.
vorher husten oder räuspern
Trinken
• Trinken nur mit leerem Mund, ohne Speisereste
• In kleinen Schlucken trinken, nicht auf einen Zug
• Kleine Tassen verwenden, keine großen Becher (Kopf nach
hinten neigen erschwert das Schlucken und legt die Luftröhre
frei)
• Ggf. Trinkhilfen benutzen (Strohhalm oder Ausschneiden einer
Nasenkerbe in den Trinkbecher)
Beim Verschlucken
• Auf keinen Fall auf den Rücken klopfen (Speise rutscht nur
noch tiefer)!
• Ruhe bewahren! Kopf weit vorbeugen und abhusten!
Mundpflege
Nach jeder Mahlzeit erforderlich, damit restliche Krümel nicht
aus Versehen eingeatmet werden können. Prothesen sollten
dabei entfernt und gesäubert und der Mund ausgespült oder mit
feuchter Gaze ausgewischt werden.
>Bei Fragen oder Unsicherheiten wenden Sie sich bitte an einen
Schlucktherapeuten. Wir wünschen Ihnen gute Besserung!
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Verbesserung des Schluckens durch Training der Kau- und Schluckmuskulatur
(Lippen, Zunge, Kiefer, Gaumensegel)
1. Training der Mundmotorik
Bitte führen Sie die folgenden Übungen mindestens 2 x täglich
durch und wiederholen Sie die einzelnen Bewegungsabfolgen
und -wechsel jeweils mindestens 6 x. Benutzen Sie einen Spiegel
zur visuellen Kontrolle!
Lippen
• Spitzen Sie die Lippen und ziehen Sie diese dann breit!
• Pressen Sie die Lippen aufeinander und lassen Sie sie dann
laut platzen!
• Formen Sie die Lippen mit besonders betonter Bewegung erst
zu einem »A«, dann zu einem »O«!
• Ziehen Sie erst den linken, dann den rechten Mundwinkel zur
Seite!
• Pfeifen Sie ein Lied!
• Lesen Sie Wörter mit »P« laut und kräftig (siehe Wortliste
nächste Seite)!
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Zunge
• Strecken Sie die Zunge kräftig heraus und ziehen Sie diese
danach wieder zurück!
• Strecken Sie die Zunge heraus und bewegen Sie sie abwechselnd in den rechten und linken Mundwinkel!
• Boxen Sie mit der Zunge erst in die linke, dann in die rechte
Wangentasche!
• Lecken Sie die Lippen ab, erst die Oberlippe von rechts nach
links und umgekehrt, dann die
• Unterlippe von rechts nach links und umgekehrt, dann den
Mund mit der Zunge umkreisen!
• Schnalzen Sie (eine Melodie z. B.)!
• Lesen Sie Wörter mit »T« und »K« laut und kräftig (siehe
Wortliste Seite 14)!
Kiefer
• Führen Sie weiche Kaubewegungen durch!
• Bewegen Sie den Kiefer vor und zurück, von rechts nach links
und umgekehrt!
• Öffnen Sie den Mund so weit wie möglich, wie beim Gähnen!
Gaumensegel
• Pusten Sie die Wangen fest auf und lassen Sie die Lippen
geräuschvoll platzen!
• Pusten Sie die Wangen auf und strecken Sie die Zungenspitze
vorsichtig durch die geschlossenen Lippen ohne Luft zu verlieren!
• Führen Sie Puste- und Saugübungen durch (z. B. Luftballon
aufpusten, mit dem Strohhalm etwas ansaugen oder in einem
Wasserglas blubbern)!
• Lesen Sie die folgenden Wörter laut und dehnen Sie die markierten Wortteile!
BankRing
Gangeng
LungeSchlange
KlingeSen-ke
Am-pelLam-pe
Cam-pingPam-pelmuse
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2. Wortlisten
… für die Lippen (»P«)
… für den Zungenrücken (»K«)
Pack
Paket
Panther
Kohl
Komik
Kuckuck
Polka
Palast
Paprika
Kamm
Katalog
Kakadu
Pilot
Puppe
Parteipräsident
Kino
Kompott
Keramikkanne
Polizei
pipapo
papperlapapp
Kontakt
Kakerlake Kirschkernkissen
_________________________
_________________________
… für die Zungenspitze (»T«)
Tat
Tante
Tanztheater
Ton
Takt
Traktortür
Titel
Technik
Tafeltuch
Tumult
Trompete
Tischtennisplatte
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Mindestens zwei
mal täglich üben mit je
sechs Wiederholungen
3. Training des Bewegungsablaufes beim Schlucken durch
Sprechen von Wörtern
Durch einen schnellen Wechsel in der Artikulation wird eine Schluckbewegung simuliert. Bitte Lesen Sie die folgenden Wörter flüssig,
aber deutlich!
Batik
ApothekeBotanik
Montag PuddingEntschuldigung
UmleitungBedrückenEmpfehlung
Meinung BibliothekPlastik
MathematikBedeutung anmutig
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Ernährungsplan
(modifiziert nach dem NOD-Stufenkonzept©)
Keine Dysphagie
(a – Schluckkostform »Normalkost«: NOD-Grad 0)
• Bei sehr guter Kompensation noch bestehender Schluckpro­
bleme bzw. wenn keine Anzeichen einer Dysphagie vorliegen,
d. h. Kauen und Schlucken ohne Einschränkungen möglich
• Minimales bis kein Verschluckrisiko
• 100 % orale Ernährung möglich
Leichte Dysphagie
(b – Schluckkostform »mit Konsistenzeinschränkung«:
NOD-Grad 1)
• Leichtes Verschluckrisiko, d. h. Schlucken mit Konsistenz­
einschränkung
• Normalkost eingeschränkt
• Trinken und Medikamenteneinnahme nach Absprache
mit Schlucktherapeut
Nicht geeignet
• Grobkörnige, krümelige, faserige, sehr harte oder klebrige
Konsistenzen (z. B. Brot mit krustiger Rinde, Spargel, Porree,
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Zitrusfrüchte, paniertes Fleisch oder Fisch, grobe Leber- oder
Teewurst, Schinken oder Salami, Hartkäse, Faden- oder Sternchennudeln, Rhabarber, trockenes / zähes Fleisch, Mischgemüse, Nüsse oder Produkte mit ganzen Körnern wie z. B. Müsli,
Reis oder Vollkornbrot)
• Mischkonsistenzen (flüssig – fest) (z. B. klare Suppen mit Einlagen oder Obststücke in Saft), Bonbons
Geeignet
• Weiche Kost, d. h. gedünstet oder gekocht, bzw. alle Speisen,
die sich noch mit der Zunge zerdrücken lassen
Beispiele
• Alles aus Phase »weichgekocht« bzw. »passiert« und zudem
• Getreideprodukte (Grau- und Mischbrot mit / ohne Rinde,
Milchbrötchen)
• Weiche Kuchen ohne feste Stückchen (Nüsse, Rosinen, Zitronat o. Ä.)
• Kartoffeln (Kartoffelklöße, weich gekochte mehlige Kartoffeln, Hefeklöße …)
• Weiche Nudeln und Spätzle, weich gekochter Reis (Milchreis)
• Gemüse weichgekocht ohne Fasern (Möhren, Schwarzwurzeln, Brokkoli, Kohlrabi, Blumenkohl, Fenchel, Zucchini, Spinat, eingelegte Salate), dicke Eintöpfe
• Fleisch weich ohne Kruste (Kalb-, Schweine-, Hühnerfleisch
als Frikassee z. B. Weißwurst o. Haut, Hackbraten mit sämiger,
glatter Soße, Leberkäse, Klopse)
• Wurst streichfähig (Leberwurst, Teewurst) sowie weiche
Wurstscheiben ohne Stücke, Kruste, Pfeffer- oder Kräutermantel (Mortadella, Kochwurst …)
• Fisch (Kochfisch mit weichem Fleisch ohne Gräten), Tomatendosenfisch ohne Gemüse
• Obst und Obsterzeugnisse (sehr weiches Frischobst: Banane,
reife Birne ohne Schale und Kerne ...)
• Milchprodukte (Pudding, Mousse, Eis ohne Stücke, Natur-,
Fruchtjoghurt mit Fruchtstücken, Frischkäse, Schmelzkäse,
Weichkäse, Camembert)
• Marmelade ohne Kernbestandteile, Pflaumenmus, Nusscreme,
Honig
• Eierspeisen (feuchtes Rührei, weiche Omeletts)
Mittelschwere Dysphagie
(c – Schluckkostform »weichgekocht«: NOD-Grad 2)
• Mittleres Verschluckrisiko, d. h. Schlucken mäßig eingeschränkt, Nahrung weichgekocht
• Bei Bedarf zusätzlich Sondenernährung
• Trinken und Medikamenteneinnahme nach Absprache mit
Schlucktherapeut
Nicht geeignet
• Körnige, faserige oder klebrige Konsistenzen (z. B. Gemüse
und Fleisch mit faseriger Konsistenz, Reis, Porree, Nudeln,
Spargel, Salate, Zitrusfrüchte), Kräuter
Geeignet
• Grobpürierte Kost / breiig-weiche Kost: sehr leicht mit der
Zunge zerdrückbare Speisen und breiige Kost bzw. alle Speisen, die sich zu Brei verarbeiten lassen
Beispiele
• Alles aus Phase »passiert« und zudem
• Getreideprodukte (weiches Brot ohne Rinde)
• Weiche Kuchen ohne Boden / ohne Stückchen und Krümel
(Eierschecke, Biscuitrollen, Sahneschnitten, Käsesahnekuchen)
• Beilagen: püriert oder stark weichgekocht und gequetscht,
extra Soße
• Suppen: Cremesuppen ohne Einlagen, eventl. mit Fleischpüreezugabe, Grießbrei
• Kartoffeln (Kartoffelpüree, Kartoffelsuppe grob püriert oder
gequetscht …)
• Gemüse gekocht und püriert (Möhren, Blumenkohl, Kohlrabi,
Fenchel, Zucchini, Broccoli, Spinat)
• Götterspeise / Joghurt ohne Einlage
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• Fleisch püriert, Fleischmousse (Kalb-, Schweine-, Hühnerfleisch mit sämiger, glatter Soße)
• Fischpüree (ohne Gräten), Fischpaste
• Obst und Obsterzeugnisse (gekocht oder roh, ohne Schale
und Kerne, Bananen, Birne, Apfelmus, Apfel, Aprikose,
Pfirsich …) püriert oder gerieben
• Milchprodukte (Pudding, Mousse, Eis ohne Stücke, Natur-,
Fruchtjoghurt ohne Stücke)
• Marmelade ohne Kernbestandteile / Streichaufstriche (Leber- und Teewurst,
Quark, Frischkäse ohne
Kräuter, vegetarische Aufstriche …)
Schwere Dysphagie
(d – Schluckkostform »passiert«: NOD-Grad 3)
• Schweres Verschluckrisiko, d. h. Schlucken sehr stark
eingeschränkt, Nahrung passiert
• Ergänzend Sondennahrung
• Trinken und Medikamenteneinnahme nach Absprache mit
Schlucktherapeut
18
Nicht geeignet
• Körnige, faserige oder klebrige Konsistenzen (z. B. Cremesuppen mit Einlage, Gemüse und Fleisch mit faseriger Konsistenz,
Nudeln, Joghurt mit Fruchtstücken, Reis)
Geeignet
• Feinstpassierte Kost: homogene, glatte, weiche Breie und
»Förmchenkost«
Beispiele
• Suppen (Cremesuppen ohne Einlage, Fruchtsuppen, Milchbrei)
• Kartoffelpüree (feinst passiert und cremig aufgeschlagen)
• Gemüsepüree (feinst passiert, kein Spinat)
• Götterspeise / Joghurt ohne Einlage / Quarkdessert ohne
Einlage
• Fleischpüree (feinst passiert)
• Obstpüree (feinst passiert)
• Fresubin® Crème
• Andickung
– milde Andickung (nektarartig)
– moderate Andickung (senfartig)
– extreme Andickung (puddingartig)
Massive Dysphagie
Literaturhinweise
(e – »Sondennahrung«: NOD-Grad 4)
• Massives Verschluckrisiko, d.h. Schlucken nicht möglich
• Keine orale Ernährung, Sondenernährung notwendig z. B.
NGS (nasogastrale Sonde), PEG (perkutane endoskopische
Gastrostomie / z. B. Magensonde)
Herbst, Wiebke (2009) (2002): Dysphagie – ein Ratgeber für
Betroffene und Angehörige. Idstein: Schulz-Kirchner.
3. überarb. Auflage.
Beispiele
• Fresubin© original fibre (isokalorisch)
• Fresubin© Energy fibre (hochkalorisch)
• Diben (diabetisch) etc.
NOD-Stufenkonzept Version 2010, nach Ickenstein GW et al.
Neurologie & Rehabilitation 2009©, 15 (5): 290-300.
Quelle: Ickenstein GW, Hofmayer A, Lindner-Pfleghar B, Pluschinski P, Riecker A, Schelling A, Prosiegel M.
Standardisierung der Diagnostik und Therapie bei Neurogener Oropharyngealer Dysphagie NOD.
Prosiegel, M., Weber, S. (2010): Dysphagie. Diagnostik und Therapie.
Ein Wegweiser für kompetentes Handeln. Springer-Verlag
Berlin / Heidelberg.
Warlich, R., Dörje, F., Brüngel, M.:
Medikamentenapplikation bei Sondenernährung.
Blaue Reihe (Pfrimmer Nutricia) 2007.
Buchtipp für Patienten mit Dysphagien:
Ernährung bei Schluckstörungen.
G.D. Borasio / E. Hund-Wissner / I. M. Husemeyer (Hrsg.) (2011)
Kohlhammer-Verlag, ISBN 978-3-17-021440-8, ca. 19,00 Euro.
Dieses »Kochbuch« stellt Rezepte für Mahlzeiten vor, die gut
schmecken, gut aussehen, leicht zu kauen und zu schlucken sind
und Beschwerden reduzieren. Ergänzt werden die Vorschläge, die
von Patienten und ihren Lebenspartnern entwickelt wurden, durch
wertvolle Hinweise über die Zubereitung und das Servieren von
Lebensmitteln.
1919
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