Logopädie: Lebensthemen – Themen leben Ricki Nusser-Müller-Busch, MSc (Neuroreha) Logopädin, Berlin Instruktorin für F.O.T.T. und Manuelle Schlucktherapie, fachliche Anleitung anSPRECHENd Verband der LogopädInnen für Oberösterreich Linz 25.04.2015 Logopädie: Lebensthemen – Themen leben „Das Leben wird nach vorne gelebt und nach hinten verstanden“ Søren Kierkegaard - Lebensthemen „Know the normal“ Krankheits- und Gesundheitsmodelle Themen leben - Wie kann Therapie gelingen? Wunschliste Lebensthemen Die Logopädie befasst sich - mit vitalen Funktionen und Aktivitäten des MenschSeins: Atmen, Schlucken, Hören, Stimmgebung, Sprechen, nonverbale Kommunikation, Nahrungsaufnahme, Sprache und Schriftsprache - mit den Abweichungen vom Normalen, die in der Lebensspanne auftreten können, vom Säuglingsbis ins Greisenalter Lebensthemen: „Know the normal!“ Coombes Fazio-orale Funktionen Atmen Speichel Kauen, Trinken Schlucken Atem-, Schluck- und Sprechtrakt der „fazio-orale Trakt“ Stimme Sprechen Schlucken ist Teil einer Sequenz (kein „Akt“!) Model of swallowing Schlucken ist das Ergebnis kombinierter Kräfte, die den Bolus in den Magen befördern und ihn dabei aus den Luftwegen heraushalten.“ Koordination von Atmung und Schlucken! Langmore SE (2001) Endoscopic Evaluation and Treatment of Swallowing Disorders. Thieme New York Die Schlucksequenz Was passiert DAVOR? Schlucken ist eine Reaktion (eine motorische Bewegungsantwort) auf einen internen oder externen Stimulus. Wir schlucken nach….Husten, Niesen, Gähnen, Ausspucken, Sprechen….. Kompetenzerwerb: Beobachtung, Selbsterfahrung im Alltag! 2. Strategiewechsel: Wege aus der Krise Die Schlucksequenz Was passiert DAVOR? • Präorale Phase: • Orale Phase: Vorbereitung: Transport: Sehen, Riechen, Speichelproduktion, Planen, readiness, Beginn der Handlung Essen zum Mund führen, Mund öffnen… zerkleinern, kauen, einspeicheln, zentrieren in der Zungenmitte durch die Mundhöhle in den Rachen • Pharyngeale Ph: Bolustransport durch den Rachen • Ösophageale Ph: Bolustransport durch Speiseröhre Coombes 1996 Die Schlucksequenz Was passiert DANACH? Husten nach Schlucken? Was folgt danach? Schlucken nach Husten? Was folgt danach? Einatmen? Ausatmen? Was folgt danach? Nachschlucken? Was folgt danach?..... Kompetenzerwerb: Beobachtung, Selbsterfahrung im Alltag! 2. Strategiewechsel: Wege aus der Krise Was machen wir nach dem Schlucken? Einatmen oder ausatmen? Hadjikoutis et al. 2000: Abnormal pattern of breathing during swallowing in neurological disorders. Brain Vol.123;9:1863-73 Funktionen des fazio-oralen Trakts im 24 h-Tag Sequenzen statt „Akte“ Vitale Funktionen • Atmen • Speichel schlucken • Atem-Schluck-Koordination • Schutz-/Reinigungmechanismen Sich entwickelnde Funktionen • kauen-schlucken, trinken-schlucken • nonverbal kommunizieren • phonieren, sprechen • Zähne putzen • singen • ….. Der ganze Körper ist beteiligt! Biomechanik „Freiheit für das Zungenbein!“ Barbara Elferich „Die Aufgabe bestimmt die neuromuskuläre Koordination und diese die Biomechanik!“ (Horst 2011) „Knowledge – skills – understanding“ „Know the normal!“ (Coombes) Entwicklung der Schlucksequenz ...von der Hand in den Mund... 5. LJ 12. Mon 4. Mon 18.SSW Von der Krankheit zur Gesundheit 1850 Systematische Erfassung von Krankheiten (Virchow - moderne Pathologie/Sozialmedizin, Semmelweis Hygiene..) 1900 Konferenzen zur Klassifikation von Todesursachen (Farr, Bertillon), zur Bekämpfung von Epidemien Cholera, Pocken, Typhus… 1948 Gründung der WHO (World Health Organisation): Bio-medizinisches Krankheitsmodell ICD (Internat. Klassifikation der Krankheiten) – erweitert mit psychischen u. sozialen Determinanten von Gesundheit 2001 bio-psycho-soziales Modell der Gesundheit, ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit). 2007 ICF-CY (children, youth) Kraus de Camargo & Simon 2013 Logopädie: Themen leben „Störungsbilder“ 1983 • • • • • • • • • • Sprachentwicklungsstörungen Dyslalien Hörstörungen Stimmstörungen Rhinophonien Stottern/Poltern Aphasie (buccofaziale Apraxie) Dysarthrie Laryngektomie Ess- und Trinktraining bei Kindern mit Zerebralparesen Arbeitsgebiete 2015 Kindersprache: (Mehrsprachigkeit, (Late Talker, Phonologische Störungen..) Myofunktionelle Störungen Hörstörungen: Cochlea Impant Störungen der Schriftsprache (Dyslexie, LRS..), Akalkulie Sprechapraxien Unterstützte Kommunikation Kehlkopfteilresktionen Dysphagien (Schluckstörung) Schwere Behinderungen (Trachealekanülen, Beatmung) Logopädie: Themen leben ab 1983 • „kognitive“ Logopädie 2015 • ICF potentialorientiertes Arbeiten störungsspezifisches Arbeiten • evidenzbasierte Medizin, Leitlinien • Rehabiliation: Phasen A-F Reha-Konzerne, Fort- und Weiterbildungsmarkt Therapie- /Lernmittel, Test- ,instrumentelle Verfahren (FEES, VFC), PC-gestütztes Arbeiten, Internet • Patientenklientel Kriegskinder, Flüchtlinge, multikulturelle Gesellschaft • Inklusion Zeitalter der Vernetzung ICF International classification of functioning (WHO) Ziel der Rehabilitation: Alltagskompetenz Gesundheit Körperstrukturen/ -funktionen Atmen Schlucken Schutz Umweltfaktoren Aktivitätsebene Kauen, Trinken Zähne putzen Mimik, Sprechen Partizipation persönliche Faktoren Logopädie: Themen leben Kultureller Hintergrund Kriegskinder, Kriegsenkel Logopädie: Themen leben Angehörige mit einbeziehen Logopädie: Themen leben Wann schluckt der Patient in seinem Alltag? Bewegen beim Lagern Atemtherapie Zähneputzen Mundabwischen Logopädie: Themen leben Nahrungsaufnahme Nonverbale Kommunikation Atmung Stimme Sprechen Mundhygiene TrachealkanülenManagement Wie funktioniert Lernen? Wie funktioniert Therapie? Ingredienzien, die Lernen ermöglichen • „Information + Aktivität + Kontext + Bedeutung + Variabilität“ (Mulder 2011) • Lernen erfolgt nur im Kontext! via Feedback/Feedforward-Schleifen Brain self-repair – Neuroplastizität… Effekt von Transfer auf fazio-oralen Bereich Faszien – haltungsbeeinflussende Verbindungen F.O.T.T. Buch Kapitel 4, Springer Verlag Paradigmenwechsel Biomechanik zu verstehen F.O.T.T. Buch Kapitel 4, Springer Verlag Mm sternocleidomastoidei „Die Aufgabe bestimmt die neuromuskuläre Koordination und diese die Biomechanik“ (Renata Horst 2011) Wie kann Therapie gelingen? Der Mensch ist ein problemlösendes Wesen! • Aufmerksamkeit, Motivation, Erfolgserlebnisse!!! Das limbische System bewegt: M = Motivation O = olfactory System V = autonomic Nervous System E = Emotion Moore 1987 „Das Adrenalin des Patienten zum Wallen bringen.. K. Bobath“ „Den Patienten in seinem Handeln fördern statt zu „be“handeln!“ Horst Aufgaben der Logopädie heute die Partizipation des Patienten am gesellschaftlichen Leben ermöglichen – bei pflegebedürftigen Patienten die Aktivitäten und existenziellen Erfahrungen und Beziehungen des Lebens unterstützen (AEBDL, Krohwinkel 1999) – bei palliativen Patienten in der Symptomkontrolle lindernd tätig werden. Wunschliste: to do „Know the normal“ – in Sequenzen denken Problemorientiertes Lernen, POL Posturale Kontrolle / Posturale Instabilität ICF, Kriegskinder - Multikulturelle Gesellschaft • Was würde ICH wollen, wenn ich dieser Patient wäre? • Was ist der Alltag dieses Menschen? „Gib Hilfen für ein besseres Leben, nicht Übungen!“ Berta Bobath „Das Adrenalin des Patienten zum Wallen bringen“ Karel Bobath …..und das Adrenalin der TherapeutIn! Los geht´s!!! [email protected] www.schlucksprechstunde.de www.formatt.org www.manuelle-schlucktherapie.de
© Copyright 2024 ExpyDoc