Lesen Sie hier den Aufruf zum Runden Tisch

An
Herrn Minister Peter Altmaier, MdB
Deutscher Bundestag
Abgeordnetenbüro Berlin
Platz der Republik 1
11011 Berlin
per Email: [email protected]
cc
Bundesministerium für Gesundheit (BMG)
Herr Minister Hermann Gröhe
Herr Staatssekretär Lutz Stroppe
Bundesministerium des Inneren (BMI)
Herr Minister Dr. Thomas de Maizière
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
Frau Ministerin Manuela Schwesig
Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration
Frau Staatsministerin Aydan Özoğuz
Özo
Gesundheitspolitische Sprecher der Fraktionen im Bundestag
Psychiatriebeauftragte der Länder
Betr.: Runder Tisch „Psychosoziale Versorgung von Flüchtlingen“
Hamburg 22.12.2015
Hamburg,
Sehr geehrter Herr Minister Altmaier,
Altma
die unterzeichnenden Fachverbände, deren Mitglieder zu einem wesentlichen Teil zur psychosozialen
Versorgung in der Bundesrepublik beitragen, begrüßen die Bemühungen der vergangenen Monate
Flüchtlinge auch in
n diesem Bereich angemessen zu versorgen, etwa durch den erleichterten Zugang
zu Gesundheitsleistungen. Allerdings müssen aus unserer Sicht dringend weitere, gezielte
Maßnahmen folgen, um die psychosozialen Bedarfe der dramatisch gestiegenen Anzahl von
Flüchtlingen
chtlingen und Asylbewerbern angemessen zu decken.
Menschen, die in Deutschland Schutz suchen, waren häufig Krieg, Terror und anderen massiven
Belastungen ausgesetzt, die sie gezwungen haben, ihr vertrautes Lebensumfeld zu verlassen. Hinzu
kommen eine Vielzahl von Stressoren während der Flucht und belastende Aufnahmebedingungen mit
beengten Wohn- und fehlenden Rückzugsmöglichkeiten, oft unklarem Aufenthaltsstatus und fehlender
Zukunftsperspektive. Dementsprechend leidet ein großer Teil der Flüchtlinge und Asylbewerber,
darunter zahlreiche teilweise unbegleitete Kinder und Jugendliche, unter manifesten psychischen
Störungen, wie Posttraumatischen Belastungsstörungen, Depressionen und Angststörungen.
Wissenschaftliche Studien kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass mindestens ein Drittel
bis die Hälfte der Flüchtlinge und Asylbewerber unter diesen und weiteren psychischen Störungen
leidet. Diese könnten zu einem großen Teil durch gezielte Hilfen wirksam behandelt werden, drohen
jedoch unbehandelt bei vielen Betroffenen zu chronifizieren, mit kaum kalkulierbaren Folgelasten.
Das Versorgungssystem ist auf diese Anforderungen aktuell unzureichend eingestellt. Spezialisierte
Angebote sind kaum vorhanden, die Angebote der Regelversorgung reichen nicht aus, um
angemessen auf die bestehenden Bedarfe zu reagieren. Dringend notwendig wäre unter anderem
eine systematische Erhebung von entsprechenden Bedarfen bei Flüchtlingen und Asylbewerbern, die
Sicherung der psychosozialen Versorgung durch Einbezug der existierenden Versorgungsstrukturen
(z.B.
niedergelassene
psychologische
und
medizinische
Psychotherapeutinnen
und
Psychotherapeuten, psychosoziale Behandlungszentren für Flüchtlinge und Folteropfer,
psychiatrische Institutsambulanzen, psychologische Institutsambulanzen und psychosomatische
Ambulanzen), die Sicherung der Finanzierung von professionellen Dolmetschern und eine stärkere
interkulturelle Ausrichtung der Versorgung durch die Integration entsprechender Inhalte in die Aus-,
Fort- und Weiterbildung.
Diese Herausforderungen können nur durch eine gemeinsame und bundesweit koordinierte
Anstrengung der an der psychosozialen Versorgung von Flüchtlingen und Asylbewerbern Beteiligten
erreicht werden. Wir möchten deshalb nachdrücklich dazu anregen, von Seiten der Politik einen
„Runden Tisch Psychosoziale Versorgung von Flüchtlingen“ unter Beteiligung relevanter
Fachverbände und Körperschaften einzurichten, um Strategien für die Sicherstellung der
psychosozialen Versorgung von Flüchtlingen und Asylbewerbern in der Bundesrepublik zu entwickeln.
Wir bitten Sie im Interesse einer Bewältigung der stetig wachsenden Herausforderungen im
psychosozialen Bereich nachdrücklich diese Anregung zu prüfen und verbleiben,
mit freundlichen Grüßen,
gezeichnet
PD Dr. Ingo Schäfer, MPH
Präsident, Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie e.V. (DeGPT)
Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm
Präsidentin, Deutsche Gesellschaft für Psychologie e.V. (DGPs)
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Tobias Banaschewski
Präsident, Deutsche Gesellschaft für KinderPsychotherapie e.V. (DGKJP)
und
Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik
und
Dipl. Päd. Elise Bittenbinder
Leiterin, Bundesweite Arbeitsgemeinschaft Psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer e.V.
(BAfF)
Dr. med. Iris Hauth
Präsidentin, Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und
Nervenheilkunde e.V. (DGPPN)
Prof. Dr. med. Johannes Kruse
Vorsitzender, Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e.V.
(DGPM)