University of Central Lancashire - Friedrich-Alexander

 Praktisches Jahr für Pharmazeuten an der University of Central Lancashire School of Pharmacy and Biomedical Sciences Arbeitsgruppe von Dr. Mohamed Albed Alhnan Mai 2015 bis Oktober 2015 1
Bewerbung: Im siebten Semester hatte ich mich dazu entschieden, einen Teil meines praktischen Jahres an einer englischen Universität zu absolvieren. Die Stellensuche erwies sich zuerst als nicht sehr einfach, da ich durch Initiativbewerbungen keine Rückmeldungen erhielt. Glücklicher‐
weise suchte ein Leiter einer Forschungsgruppe im Bereich der pharmazeutischen Techno‐
logie und Biopharmazie an der University of Central Lancashire in Preston, Nordengland, zu diesem Zeitpunkt über die Pharmaziefachschaft der Friedrich‐Alexander‐Universität Studen‐
ten für ein Ferienpraktikum. Zusammen mit einer Studienfreundin nahm ich mit ihm Kontakt auf und wir bekamen sofort eine positive Antwort. Nach einigen Verständigungsschwierig‐
keiten, da sich der Aufbau des englischen Pharmaziestudiums vom deutschen System deut‐
lich unterscheidet, sicherte er uns beiden Praktikumsplätze für sechs Monate zu. Vorbereitung: Meinem Betreuer genügten lediglich ein kurzes Gespräch über Skype, mein Lebenslauf, meine Zeugnisse und ein Empfehlungsschreiben, welches ich ohne Probleme von meinem Professor für pharmazeutische Technologie erhalten habe. Der nächste Schritt war die Kon‐
taktaufnahme mit dem Landesprüfungsamt zur Voranerkennung des Auslandspraktikums. Da ich dafür eine deutsche Beschreibung meiner Tätigkeit mit Unterschrift der englischen Universität benötigte und mir diese jedoch nur in englischer Sprache vorlag, suchte ich ei‐
nen amtlich vereidigten Übersetzer auf und nutzte den Sprachendienst der FAU‐ Erlangen. Als nächstes kümmerte ich mich um verschiedene Stipendien. Man sollte frühzeitig damit beginnen, da es doch einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Neben dem Stipendium der Apothekerstiftung, bewarb ich mich zusätzlich für das Auslandsbafög und das neue Prakti‐
kumsprogramm von Erasmus (Erasmus Plus), das im Juni 2014 bekannt wurde und jetzt auch die finanzielle Unterstützung von Praktikanten beinhaltet. Als besonders schwierig stellte sich die Wohnungssuche heraus. Es war mir nicht möglich in ein Studentenwohnheim einzuziehen, da ich kein Student der University of Central Lancashi‐
re war und von Mai bis September die meisten Wohnheime wegen Semesterferien ge‐
schlossen wurden. Nach mehreren Absagen, wurde ich auf Stellenanzeigen von privaten Wohnungen hingewiesen. Ich erhielt eine Zusage für ein kleines Zimmer in einer Wohnge‐
meinschaft für sechs Personen, die eine der Günstigsten unter den Anzeigen war. Die Miete betrug £75 pro Woche (ca. 105 Euro/Woche). Zur Sicherheit für die Vermieter musste man im Voraus eine Reservierungsgebühr von £100 überweisen, die von den Vermietern einbe‐
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Den Flug hatte ich schon drei Monate im Voraus gebucht. Der nächstgelegene Flughafen von Preston war Manchester Airport mit einer sehr guten und direkten Zuganbindung nach Pres‐
ton. Durch billige Fluggesellschaften wie easyjet (von München) oder germanwings (von Nürnberg) konnte ich einen recht günstigen Flug erwerben. Praktikum: Nach einem Einführungsgespräch mit meinem Betreuer Dr. Mohamed Albed Alhnan, bei dem noch letzte organisatorische Aspekte besprochen wurden, erhielt ich einige wissen‐
schaftliche Berichte um mich in mein zukünftiges Projekt einzuarbeiten. Mein Projekt han‐
delte von der Optimierung eines Überzugverfahrens für Tabletten mit Hilfe von Naturstoffen um im menschlichen Körper eine verzögerte Wirkstofffreisetzung zu erhalten. Bedauerli‐
cherweise hatte ich mich ursprünglich für ein anderes Projekt, das sich mit 3D Drucker be‐
schäftigt, beworben, welches mir auch vor Beginn zugesichert wurde. Leider war es mir bis zum Schluss nicht möglich zum 3D Drucken zu wechseln. Die Arbeitsgruppe von Dr. Alhnan bestand aus drei Doktoranden und zwei polnischen Erasmusstudentinnen. Zu Beginn der Laborarbeit wurde ich einem dieser Doktoranden zugewiesen, der mir neben Sicherheitsre‐
geln im Labor verschiedene Geräte, die ich u.a. für mein Projekt benötigte, erklärte. In den ersten vier Wochen unterstützte ich Ihn in seiner Arbeit um mehr Praxiserfahrung zu erlan‐
gen. Nachdem ich einen Monat unter permanenter Betreuung gearbeitet hatte, konnte ich anschließend mit meinem Projekt beginnen und selbständig im Labor tätig werden und dadurch auch meine Arbeitszeiten weitgehend selbst einteilen. Die ersten Schritte bestan‐
den darin durch verschiedene Experimente die ideale Zusammensetzung zum Herstellen der Überzugslösung zu finden und die Tabletten als Grundlage für mein Projekt zu pressen. Ab diesem Zeitpunkt bestand mein Tagesablauf hauptsächlich aus dem Herstellen von Lösun‐
gen zum Überziehen von Tabletten und der Variation der verschiedenen Parameter um die ideale Einstellung zu finden um gleichmäßige und magensaftresistente Tabletten zu erhal‐
ten. Neben der Verwendung unterschiedlicher Methoden wie der Wirkstofffreisetzung, thermischen Analysenmethoden, FTIR und RAMAN‐Spektroskopie standen mir die SEM (Scanning Electron microscopy) zur Verfügung um die Qualität und chemische und physikali‐
sche Eigenschaften meiner Produkte zu prüfen. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Instituten der Universität, vor allem mit dem Department für Physik, hatte ich freien Zugang zu weiteren für meine Arbeit relevanten Geräte, wie auf das Interferometrie basierende „Scanning white light interferometry“ Mikroskop um die Oberflächenbeschaffenheit meiner Tabletten zu untersuchen. Für die Auswertungen der Daten meiner durchgeführten Experi‐
mente, wurde mir in einem Büro, das von ca. 20 Doktoranden und Erasmusstudenten ver‐
schiedener Arbeitsgruppen geteilt wurde, ein Computer mit den nötigen Programmen zur Verfügung gestellt. Zur Diskussion meiner Ergebnisse und zum Treffen von Entscheidungen zum weiteren Verlauf meines Projektes fanden regelmäßige Treffen mit meinem Betreuer statt. Des Weiteren wurde ich ca. einmal täglich von ihm durch kurze Laborbesuche kontrol‐
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liert damit er sich einen genaueren Eindruck vom Stand meiner Arbeit machen konnte. Um den anderen Arbeitsgruppenmitgliedern die Fortschritte des eigenen Projektes zu zeigen, um eventuell auch Lösungen für auftretende Probleme zu finden, fanden einmal wöchent‐
lich Präsentationen statt, die abwechselnd von mir und meinen Kollegen aus der For‐
schungsgruppe vorbereitet wurden. Alles in allem war ich sehr begeistert von meinen Kollegen aus meiner und den anderen Ar‐
beitsgruppen. Vom ersten Moment an kamen sie mir mit einer sehr freundlichen und offe‐
nen Art entgegen und boten bei auftretenden Problemen sofort ihre Hilfe an. In dem Dokto‐
randenbüro trafen die verschiedensten Nationalitäten aufeinander, neben Menschen aus Indien, Nigeria, Polen, Spanien und England konnte ich Leute aus Pakistan und Zypern ken‐
nenlernen. Durch ihre Herkunft war ihre englische Sprache von den unterschiedlichsten Ak‐
zenten geprägt. Dadurch war die Verständigung eine Herausforderung und wirkte sich somit sehr positiv auf die Entwicklung meiner eigenen Sprachkenntnisse aus. Ich erfuhr viel über die verschieden Sitten und Bräuche ihrer Kultur und auch der religiöse Aspekt war ein sehr großes Thema, da viele unter ihnen sehr gläubig waren. Zudem erhielt ich während meines Praktikums eine sehr gute Betreuung durch Dr. Mohamed Albed Alhnan. Zusätzlich zu den zahlreichen Meetings, konnte man bei Schwierigkeiten jederzeit ohne Ankündigung in sein Büro kommen um gemeinsam eine Lösung zu finden. Zum Schluss des Praktikums bekam ich die Möglichkeit an einem Seminar für Pharmaziestudenten zum Thema „Rezepte prüfen und Medikamente etikettieren“ teilzunehmen. Durch den deutlichen Unterschied zur Abgabe von Arzneimitteln in den deutschen öffentlichen Apotheken, war es eine sehr interessante und neue Erfahrung für mich. Um das neu Gelernte in der Praxis zu sehen, besuchte ich zu‐
sammen mit den anderen Erasmusstudenten einen Doktorand meiner Arbeitsgruppe am Wochenende bei seinem Job in der öffentlichen Apotheke um ihn den ganzen Tag bei seiner Arbeit zu begleiten und einen englischen Apotheker in Aktion zu erleben. Einen Auslandsaufenthalt an einer Forschungseinrichtung kann ich während des prakti‐
schen Jahres nur empfehlen um die eigenen Kenntnisse und Laborerfahrungen zu erweitern und einen Einblick in die Vorgehensweise anderer Länder bezüglich der Forschung zu be‐
kommen. Wohnen und Freizeit: Die meiste Zeit teilte ich die Wohnung nur mit einer Studienfreundin aus Deutschland, da die meisten Studenten der UCLAN den Sommer aufgrund der Semesterferien nicht in Pres‐
ton verbrachten. Zu Semesterbeginn im September zogen schließlich fünf weitere Studen‐
ten, drei polnischer und zwei englischer Herkunft in die Wohngemeinschaft mit ein. Direkt unter meiner Unterkunft befand sich eine weitere Wohnung für sechs Studenten. Es war eine sehr interessante Erfahrung dadurch Menschen aus den verschiedensten Ecken Eng‐
lands und der ganzen Welt kennenzulernen. Die Universität, die im Stadtzentrum lag, konn‐
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te man in 20 Minuten zu Fuß oder mit einer direkten Busverbindung erreichen. Preston selbst ist eine recht überschaubare Stadt und bietet neben zahlreichen Shoppingmöglichkei‐
ten, Restaurants und Pubs, einen großen, wunderschönen Park, der direkt am Fluss Ribble liegt. Für sportliche Aktivitäten hatten wir freien Zugang zum Fitnessstudio der Universität, das neben den üblichen Sportgeräten auch zahlreiche Kurse wie Zumba und Boxen anbot. Weil die Stadt während der Ferien sehr ruhig und leer war, nutzte ich meine Freizeit vor allem zum Reisen. Preston bietet einen idealen Ausgangspunkt um in kurzer Zeit viele be‐
kannte und sehenswerte Reiseziele zu erreichen. Eine Railcard für 30 Pfund war hierfür sehr nützlich, da man für jede Zugfahrt eine Ermäßigung von 30% erhielt. Neben Dublin, das sehr schnell von Manchester aus mit dem Flugzeug erreicht werden kann, besuchte ich London, Wales, Schottland mit seinem atemberaubenden Highlands, Liverpool und noch weitere englische Städte. Jedes dieser Orte ist auf jeden Fall empfehlenswert, vor allem Dublin und die irische Küste ist meiner Meinung nach ein „Muss“. Bei jeder Reise nutzten wir das Ange‐
bot von kostenlosen Stadtführungen, die meist von Studenten gegen eine freiwillige Spende geleitet wurden, und bekamen so einen tiefen Einblick in die Geschichte und die kulturelle Vielfalt. Nützliche Adressen: Ausbildende Universität: University of Central Lancashire School of Pharmacy and Biomedical Sciences Preston PR1 2HE UK Homepage: http://www.uclan.ac.uk/ Betreuer: Mohamed Albed Alhnan Maudland Building Tel: +44(0)1772893590 Fax: +44(0)1772 892979 E‐mail: [email protected] Auslandsbafög für Großbritannien und Irland: Hildesheimer Straße 18 30169 Hannover http://www.hannover.de/Leben‐in‐der‐Region‐Hannover/Bildung/Schulen/Ausbildungs‐
und‐Auslandsf%C3%B6rderung/BAf%C3%B6G‐f%C3%BCr‐Ausbildung‐in‐
Gro%C3%9Fbritannien‐Irland 5
Sprachendienst der FAU: Friedrich‐Alexander‐Universität Erlangen‐Nürnberg Schlossplatz 4 91054 Erlangen https://www.fau.de/international/internationalisierung/sprachendienst/ Referat für Internationale Angelegenheiten der FAU: Helmstraße 1 91054 Erlangen https://www.fau.de/international/referat‐fuer‐internationale‐angelegenheiten/ Wohnungssuche: http://www.uclanstudentpad.co.uk/Accommodation Reisemöglichkeiten: http://www.thetrainline.com https://www.megabus.com/ 6