Lirim Salmon: Ich suchte eine Arbeit, die vielseitig ist, die körperliche

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Ein Gespräch mit Lirim Salmon, 3. Lehrjahr Fachmann Betriebsunterhalt [Werkdienst]
und Markus Brügger, Berufsbildner, Bau- und Verkehrsdepartement / Stadtgärtnerei
Herr Salmon, warum haben Sie sich für eine Lehre als Fachmann
Betriebsunterhalt entschieden?
Und warum für die Fachrichtung Werkdienst?
Lirim Salmon: Ich suchte eine Arbeit, die vielseitig ist, die körperliche
Aktivität beinhaltet und bei der ich mit anderen Menschen zusammenarbeiten kann. Meine Ausbildung entspricht diesen Wünschen: Sie ist vielseitig, sie bringt mich mit vielen Menschen zusammen und sie bietet die Herausforderungen, die mich auch
persönlich weiterbringen in meinem Leben.
Auf was für Gebieten waren oder sind Sie tätig während der Ausbildung?
Salmon: Das sind viele. Es begann bei der Stadtreinigung, danach
kamen die Stadtentwässerung, das Tiefbauamt und weitere kantonale Ämter. Ich arbeitete im Garten- und Strassenbau, in der Brunnenreinigung, ich arbeite mit Maurern und Elektrikern. Ich muss
nicht alle Aufgaben vertieft beherrschen, aber wissen, was sie
beinhalten.
Markus Brügger: Je nachdem, wo man später arbeiten wird, gehören
diese Arbeiten zum Aufgabenbereich des Werkdienstes. Bei einer
kleineren Gemeinde können das mehr Aufgaben sein, bei einer
grösseren ist man eher spezialisierter tätig.
Wenn Sie viel draussen arbeiten, müssen Sie sicher wetterfest sein.
Was gibt es sonst noch für Voraussetzungen, die man für Ihren Beruf
mitbringen muss?
Salmon: Eine gewisse körperliche Robustheit ist sicher von Nutzen.
Man muss auch mal richtig anpacken können.
Brügger: Man muss auch von den Arbeitszeiten her flexibel sein.
Beim Werkdienst in einer Gemeinde kann es zum Beispiel vorkommen, dass man mitten in der Nacht raus muss, um den Winterdienst
zu erledigen. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten geräumte Strassen, dafür ist der Werkdienst zuständig. Der Nachtdienst gilt allerdings nicht für Lernende.
Wir haben verschiedene Aufgaben angetippt. Könnten Sie uns einen
Arbeitstag etwas konkreter beschreiben?
Salmon: Hier auf dem Friedhof Hörnli ist gerade Anpflanzzeit. Das
bestimmt im Moment meinen Arbeitstag. Das reicht vom Auflockern
des Bodens über das Düngen bis zum Einsetzen der Pflanzen – konkret sind es Eisbegonien. Da kommen mehrere Tausend Pflanzen
zusammen, das hat viel Arbeit auf den Knien zur Folge.
Ein anderer Arbeitstag kann aber ganz anders aussehen?
Salmon: Ja. Wenn ich beim Tiefbauamt arbeite, erledige ich Stras-
senreparaturen. Wir gehen von Ort zu Ort, um mit einem Kaltbelag
Löcher im Strassenbelag zu reparieren. Das bedeutet: Absichern
der Strassen und Einbringen und Einstampfen von Bitumen.
Bitumen?
Salmon: Das ist ein Ersatzstoff für Teer.
Wer ist bei dieser Vielfalt der Aufgaben eigentlich für die Kontrolle der
Arbeiten zuständig? Sind Sie das, Herr Brügger?
Brügger: Nur bedingt. Beim Strassenbau und anderen Gebieten
fehlt mir das Fachwissen; die Kontrolle ist dort Sache der Fachleute. Ich bin dafür verantwortlich, dass Herr Salmon am richtigen
Ort die richtige Ausbildung bekommt.
Sie haben demnach zahlreiche Berufsbildner?
Salmon: Ja, jeder ist für das Fachwissen zuständig, das ich mir an-
eignen muss.
Sie wechseln Ihren Einsatzort offensichtlich oft. Sind diese Rotationen
zeitlich und inhaltlich fix strukturiert?
Salmon: Die Einsatzzeiten sind sehr unterschiedlich. Das können
solche von mehreren Monaten sein oder aber auch nur für einen
halben Tag, wenn es zum Beispiel darum geht, einen Zaun zu reparieren. Ich bespreche meine Einsätze jeweils mit Herrn Brügger
und kann auch selber Vorschläge einbringen.
Brügger: In der Stadtgärtnerei klären wir an Lehrlingskoordinationssitzungen ab, wann und wo welche Aufgaben anfallen, die auch
für die Ausbildung zum Fachmann Betriebsunterhalt Werkdienst
wichtig sind, und vereinbaren dann die entsprechenden Termine.
Gleichzeitig versuche ich, die Einsatzgebiete dem jeweils aktuellen
Schulstoff anzupassen. Im Kanton Basel-Stadt haben wir viele
Möglichkeiten.
Entspricht dieses Springen von einem Gebiet ins andere dem späteren
Einsatz als ausgelernter Fachmann Betriebsunterhalt Werkdienst?
Salmon: Ich denke schon.
Brügger: Wenn man in einer Gemeinde eine Verkehrsinsel bepflan-
zen muss, dann bleibt man natürlich bei der Arbeit, bis diese erledigt ist. Es kann aber sein, dass man zwischendurch spontan einen
klappernden Dolendeckel überprüfen muss. Man muss flexibel und
auf vielen Gebieten zuhause sein. Detailliertes Fachwissen ist nicht
nötig, aber man muss wissen, welche Schritte bei welchem Problem einzuleiten sind oder welche Fachleute man aufbieten muss,
wenn man eine Arbeit nicht selber erledigen kann.
Diese Flexibilität scheint Ihnen zu liegen?
Salmon: Oh ja. Ich habe viele interessante Sachen kennengelernt.
Da ist es sicherlich von Vorteil, wenn man bei einem Kanton wie
Basel-Stadt arbeitet, der ein breites Aufgabengebiet abdeckt. Diese
Vielfalt haben meine Klassenkameraden, die ihre Lehre in einer kleineren Gemeinde durchlaufen, weniger.
Sie sind jetzt im dritten Lehrjahr. Gibt es ein Highlight aus Ihrer Ausbildungszeit, von dem Sie uns erzählen können?
Salmon: In besonders guter Erinnerung habe ich meine Einsätze in
der Kanalisation. Das ganze System mit den unterschiedlich grossen Kanälen, mit der Trennung von Regen- und Schmutzwasser
ist ein eigentliches Kunstwerk, das mich fasziniert.
Was taten Sie konkret?
Salmon: Zum Beispiel die Reinigung der Kanäle mit Hochdruck-
düsen; wir mussten den Dreck von den Wänden wegspülen. Dazu
kam die Lokalisierung von Schäden in der Kanalisation. Auch in
der Rattenbekämpfung war ich schon aktiv. Das war eine interessante Aufgabe.
Wie bekämpft man Ratten in der Kanalisation?
Salmon: Wir arbeiten mit Rattengiftriegeln, die wir mit Drähten an
den Steigeisen, die zu den Kanälen runterführen, befestigen. Nach
einer Woche schaut man, wie viele dieser Riegel abgefressen wurden. Dadurch erkennt man, ob sich die Bekämpfung am jeweiligen
Ort lohnt oder nicht.
Fachmann /-frau Betriebsunterhalt EFZ_25
«Sehr schön wäre eine Tätigkeit
als Abwart im Basler Zolli.»
Was waren besonders schwierige Situationen, die Sie meistern mussten?
Salmon: Die Wartung von Heizungen und Lüftungssystemen, also
Sachen, die viel mit Elektronik zu tun haben. Da fühlte ich mich
manchmal ziemlich gefordert.
Brügger: Das sind aber Arbeiten, die eigentlich in den Aufgabenbereich des Hausdienstes gehören und nicht zum Werkdienst.
Aber weil dieses Gebiet in der Gewerbeschule thematisiert wurde,
dachte ich, dass Herr Salmon auch mal dort praktische Erfahrungen sammeln sollte.
Sie stehen jetzt vor Ihrem Lehrabschluss. In welche Richtung zieht es
Sie, wenn Sie an Ihre Berufslaufbahn denken?
Salmon: Alles hat seine Vorteile. Die Gärtnerarbeiten gefallen mir,
weil sie draussen in der Natur stattfinden. Gleichzeitig bin ich auch
gerne unter dem Boden in der Kanalisation tätig. Ich könnte hier
jetzt auch noch den Strassenbau nennen. Meine Interessen sind
halt sehr vielseitig. Ich setzte mich an allen Orten gerne ein und
kann mich gut anpassen.
Aber was sind Ihre konkreten Pläne?
Salmon: Jetzt folgt als erstes einmal die Rekrutenschule. Ich würde
aber gerne eine Stelle antreten, die mir die Vielseitigkeit bietet, die
ich während meiner Ausbildung erfahren durfte. Sehr schön wäre
eine Tätigkeit als Abwart im Basler Zolli.
FACHMANN/-FRAU BETRIEBSUNTERHALT EFZ
FACHRICHTUNG WERKDIENST
Mindestalter:
Lehrdauer:
Eignungstest:
Schnupperlehre:
Voraussetzungen:
15 Jahre
3 Jahre
Multicheck Gewerbe (erwünscht)
3 – 5 Tage
Abgeschlossene obligatorische Schulpflicht
Praktisches Geschick, technisches
Verständnis, Interesse an einer Tätigkeit sowohl
drinnen wie draussen, Zuverlässigkeit,
Teamfähigkeit, Kundenorientierung, keine
Ängste wie Höhen- oder Platzangst
Ausbildung Betrieb: Praktische Ausbildung am Arbeitsplatz
Rotationen: Ressort Bauten und Grünbereich
3 üK (insgesamt 16 Tage)
Fokus Berufsschule: 1 Tag pro Woche an der Berufsfachschule
in Liestal; Reinigung, Wartungs- und Kontrollarbeiten, Baulicher Unterhalt und Reparaturen,
Grünpflege, Abfallbewirtschaftung,
Arbeitssicherheit und Betriebsorganisation
Ausbildungsplätze: BVD
Weiterbildung:
Strassenunterhaltspolierer/in mit Eidg. Fachausweis
Fachmann/-frau
Betriebsunterhalt EFZ