Diese Tom-Yam-Suppe ist nicht nur optisch top. Essen / Trinken 23.7. — 5.8.2015 34 SOMMERLUNCH (3): LÖWEN MUT LOHNT SICH Teil 3 der Lunchserie führt uns aufs Land – zu einem grossartigen Koch, der sich einiges traut. VON ALEXANDER KÜHN (TEXT) UND THOMAS BURLA (BILD) FRISCHE MARKTKÜCHE Tom-Yam-Suppe, HummerWan-Tan, Wassermelone grilliert, Gemüse. So beginnt unser Businesslunch (68 Fr.) im Garten des Näniker Löwen. Wir sind trotz des «Gault Millau»-Täfelchens, das neben dem Eingang des hübschen Riegelhauses prangt, ein wenig skeptisch. Das klingt doch ein wenig gar kompliziert. Wenig später aber sind wir hin und weg! Die aus Krustentierschalen zubereitete Brühe der scharfsauren, von der thailändischen Küche inspirierten Suppe ist gehaltvoll und exzellent abgeschmeckt, das Teigtäschchen mit dem Hummer zart und von wunderbarem Biss. Als Clou gibts obendrauf die erfrischende Fruchtigkeit der Wassermelone. Wäre es ein Suppenteller ohne Boden gewesen, wir hätten noch stundenlang weiterlöffeln können. Im Reich des 16-Punkte-Kochs Stephan Stalder isst man aber nicht nur erstklassig, man sitzt auf der Terrasse unter den alten Kastanienbäumen auch sehr idyllisch. Im Teich schwimmen sogar ein paar Koi-Karpfen – sie sind neben der Kulinarik die zweite Leidenschaft des Chefs. Zum Hauptgang gibts je eine Fisch- und eine Fleischoption. Welche die bessere ist, können wir nicht sagen. Der schottische Zwerg seeteufel mit grünem Thaicurry, Ananastomate, Gartenkefen und Belugalinsen ist schön fest, die Sauce markant, aber gleichwohl diskret genug, um das Aroma des edlen Fisches nicht zu übertönen. Die gelben Tomaten, die aufgeschnitten an Ananas erinnern und daher ihren Namen haben, verleihen dem Gericht eine angenehm süsse Note. Wieder so eine Kreation, die zunächst überambitioniert klingt, dann aber auf der ganzen Linie überzeugt. Das irische Blackmoran-Angus-Rindsfilet, perfekt rosa gebraten und mit aussergewöhnlich guter, sanfter Kräuterbutter gekrönt, wird von Courgette-Gemüse aus dem eigenen Garten und Eierschwämmchen-Kroketten begleitet. Das Äussere der kugelf örmigen Dinger ist schön knusprig, das Innere hinreissend cremig und mit einer grosszügigen Portion f rischen, kleinen Eierschwämmchen gespickt. Reis und Käse sind neben den Pilzen die Hauptzutaten. Dem Pre-Dessert, etwas zu süssem AnanasMandel-Strudel mit Rosmaringlace und konfierter Olive, folgt die eigentliche Nachspeise: ein pochierter Saturnpfirsich, mit Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und Lavendelglace. Auch mit dieser Haute-Cuisine-Variante des Dessert- klassikers Pêche Melba punktet der Küchenchef. Vor allem die mit Rahm und Vanille angereicherte Lavendelglace ist ein Gedicht. Statt des süssen Ausklangs ist auch eine liebevoll zusammengestellte Käseauswahl mit Nuss- und Dörrfruchtbrot erhältlich. Besondere Erwähnung verdient das vorbildliche Preis-Leistungs-Verhältnis. Dass es zum Kaffee kunstvolle Mignardises gibt, ebenso. Die Weinkarte ist eindrücklich bestückt, mittags empfiehlt sich aber Leichtes wie der Ribolla Gialla (10.50 Fr./dl). ZÜRICHSTR. 47 8606 NNIKON TEL. 044 942 33 55 WWW.LOEWEN-NAENIKON.CH Mo–Fr 11.30–14 Uhr und 18.30–24 Uhr, Sa 18.30–24 Uhr Dreigangmenü über Mittag 68 Franken SERIE: SOMMERLUNCH Der «Züritipp» stellt über den Sommer jede Woche ein besonderes Lokal für das genussvolle Mittagessen in Stadt oder Region vor. Bisher erschienen: Spice, Pavillon.
© Copyright 2024 ExpyDoc