MUT LOHNT SICH

Diese Tom-Yam-Suppe ist
nicht nur optisch top.
Essen / Trinken 23.7. — 5.8.2015
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SOMMERLUNCH (3): LÖWEN
MUT LOHNT SICH
Teil 3 der Lunchserie führt uns aufs Land –
zu einem grossartigen Koch, der sich einiges traut.
VON ALEXANDER KÜHN (TEXT) UND THOMAS BURLA (BILD)
FRISCHE MARKTKÜCHE Tom-Yam-Suppe, HummerWan-Tan, Wassermelone grilliert, Gemüse. So
beginnt unser Businesslunch (68 Fr.) im Garten
des Näniker Löwen. Wir sind trotz des «Gault
Millau»-Täfelchens, das neben dem Eingang des
hübschen Riegelhauses prangt, ein wenig skeptisch. Das klingt doch ein wenig gar kompliziert.
Wenig später aber sind wir hin und weg!
Die aus Krustentierschalen zubereitete
Brühe der scharfsauren, von der thailändischen
Küche inspirierten Suppe ist gehaltvoll und exzellent abgeschmeckt, das Teigtäschchen mit dem
Hummer zart und von wunderbarem Biss. Als
Clou gibts obendrauf die erfrischende Fruchtigkeit der Wassermelone. Wäre es ein Suppenteller
ohne Boden gewesen, wir hätten noch stundenlang weiterlöffeln können.
Im Reich des 16-Punkte-Kochs Stephan
Stalder isst man aber nicht nur erstklassig, man
sitzt auf der Terrasse unter den alten Kastanienbäumen auch sehr idyllisch. Im Teich schwimmen
sogar ein paar Koi-Karpfen – sie sind neben der
Kulinarik die zweite Leidenschaft des Chefs.
Zum Hauptgang gibts je eine Fisch- und
eine Fleischoption. Welche die bessere ist, können wir nicht sagen. Der schottische Zwerg­
seeteufel mit grünem Thaicurry, Ananastomate,
Gartenkefen und Belugalinsen ist schön fest, die
Sauce markant, aber gleichwohl diskret genug,
um das Aroma des edlen Fisches nicht zu übertönen. Die gelben Tomaten, die aufgeschnitten
an Ananas erinnern und daher ihren Namen
­haben, verleihen dem Gericht eine angenehm
süsse Note. Wieder so eine Kreation, die zunächst
überambitioniert klingt, dann aber auf der ganzen
Linie überzeugt.
Das irische Blackmoran-Angus-Rindsfilet,
perfekt rosa gebraten und mit aussergewöhnlich
guter, sanfter Kräuterbutter gekrönt, wird von
Courgette-Gemüse aus dem eigenen Garten und
Eierschwämmchen-Kroketten begleitet. Das
Äussere der kugelf örmigen Dinger ist schön
knusprig, das Innere hinreissend cremig und mit
einer grosszügigen Portion f rischen, kleinen
Eierschwämmchen gespickt. Reis und Käse sind
neben den Pilzen die Hauptzutaten.
Dem Pre-Dessert, etwas zu süssem AnanasMandel-Strudel mit Rosmaringlace und konfierter Olive, folgt die eigentliche Nachspeise: ein
pochierter Saturnpfirsich, mit Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und Lavendelglace. Auch
mit dieser Haute-Cuisine-Variante des Dessert-
klassikers Pêche Melba punktet der Küchenchef.
Vor allem die mit Rahm und Vanille angereicherte Lavendelglace ist ein Gedicht. Statt des
süssen Ausklangs ist auch eine liebevoll
zusammengestellte Käseauswahl mit Nuss- und
Dörrfruchtbrot erhältlich.
Besondere Erwähnung verdient das vorbildliche Preis-Leistungs-Verhältnis. Dass es zum
Kaffee kunstvolle Mignardises gibt, ebenso. Die
Weinkarte ist eindrücklich bestückt, mittags
empfiehlt sich aber Leichtes wie der Ribolla
Gialla (10.50 Fr./dl).
ZÜRICHSTR. 47
8606 NNIKON
TEL. 044 942 33 55 WWW.LOEWEN-NAENIKON.CH
Mo–Fr 11.30–14 Uhr und 18.30–24 Uhr, Sa 18.30–24 Uhr
Dreigangmenü über Mittag 68 Franken
SERIE: SOMMERLUNCH
Der «Züritipp» stellt über den Sommer jede Woche ein besonderes
Lokal für das genussvolle Mittagessen in Stadt oder Region vor.
Bisher erschienen: Spice, Pavillon.